Ausgabe 02/04

Das Autorenseminar in Wolfenbüttel

"Nimm dir viele Taschentücher mit", waren Romans Worte gewesen, als ich ihm gesagt hatte, dass ich am Autorenseminar in Wolfenbüttel teilnehmen würde. Diese wenig aufbauende Prognose hatte mich aber nicht davon abgehalten, an dem Seminar teilzunehmen, welches durch seine strenge, aber konstruktive Kritik an den eigenen Werken bekannt war.

Seminar Bild 1Vom 12.Dezember bis zum 14.Dezember fand, wie jedes Jahr, ein SF-Autorenseminar im beschaulichen Wolfenbüttel statt. Das Thema des Seminars war die Kurzgeschichte. Bereits im August hatte ich den Entschluss gefasst, mich beim Seminar anzumelden. Jedoch ging meine Anmeldung irgendwie im Netz der Netze verloren und die Zeit verstrich. Anfang Januar fragte ich den Dozenten und Perry Rhodan Chefredakteur Klaus N. Frick, wo den die erwähnte Aufgabe abgeblieben war. Es stellte sich heraus, dass meine Anmeldung nicht angekommen war, doch Klaus N. Frick und der Seminarveranstalter der Bundesakademie, Herr Olaf Kutzmutz, waren sehr hilfreich und sicherten mir doch noch meine Teilnahme.

Bereits während der Zugfahrt am 12. Dezember ging das Seminar schon los, als ich am Braunschweiger Bahnhof einen Mann mit der Wegbeschreibung zur Akademie traf. Natürlich sprach ich ihn an und es stellte sich heraus, dass es sich um den Österreicher Thorsten Oberbossel handelte, der bereits zweimal zuvor ein Seminar besucht hatte. Am Bahnhof von Wolfenbüttel trafen wir dann auch gleich auf die beiden Dozenten, Klaus N. Frick und Perry Rhodan Autor Uwe Anton. Während des Weges zur Bundesakademie erzählte mir Klaus einiges über die Stadt Wolfenbüttel, die geschichtlich und kulturell einiges zu bieten hat. Viele alte Fachwerkhäuser reihen sich aneinander und vereinen die Vergangenheit mit den modernen Bauten der Stadt. Wer sich über Wolfenbüttel informieren möchte, kann dies auf der offiziellen Homepage unter www.wolfenbuettel.de tun.

An der Bundesakademie angekommen, checkten wir erst einmal ein. Das Seminar begann dann um 16 Uhr. Die Dozenten und Teilnehmer stellten sich vor. Zu meiner Verwunderung waren nicht viele Perry Rhodan Leser vertreten, was aber auch seinen Reiz hatte und zu Erzählungen über Perry Rhodan während den Pausen führte.

Seminar Bild 2Nach der Vorstellung begann die Besprechung der eingeschickten Romane. Jeder Seminarteilnehmer musste im Vorfeld eine Aufgabe für das Seminar erledigen. Die Aufgabe war eine Science-Fiction Kurzgeschichte mit einer Pointe. Die Geschichten wurden in ausgedruckter Form verteilt und besprochen. Zuerst diskutierten die Teilnehmer untereinander über die Story. Zum Abschluss merkten noch die Dozenten an, was ihnen aufgefallen war. Diese Übung war in jeder Hinsicht sinnvoll, aber auch hart, denn kein Autor mochte es besonders, wenn seine Geschichte "verrissen" wurde. Allerdings lief die Besprechung der Geschichten während des Seminars sehr diszipliniert und konstruktiv an.

Wo waren nun die Schwachstellen in den Geschichten? Worauf kam es überhaupt an? Hatte man wirklich eine Pointe hinbekommen? All das wurde besprochen. Der erste Seminartag endete gegen 22 Uhr offiziell. Danach gab es noch ein gemütliches Beisammensein, welches sich gegen 1 Uhr langsam auflöste. Am nächsten Tag ging es mit den Besprechungen weiter. Außerdem kamen weitere praktische Übungen hinzu.

Wir behandelten den wichtigen "ersten Satz" einer Geschichte. So erfuhren wir, dass der erste Satz bereits den Leser fesseln so, ihn dazu ermutigen muss, die Geschichte weiter zu lesen. Als nächstes schrieben wir den Anfang einer Geschichte anhand eines ersten Satzes. Das war nicht unbedingt einfach, aber jeder brachte etwas zu Papier. Besonders interessant war, wie unterschiedlich doch die Phantasie der einzelnen Teilnehmer war. Jeder hatte die Geschichte anders weiter gesponnen.

Klaus N. Frick und Uwe Anton erklärten uns, auch anhand dieser Übung, was wichtig für eine Kurzgeschichte war. Sie durfte keine Füllsätze enthalten, jeder Satz sollte im Idealfall etwas aussagen. Wir wurden auf die Perspektivenwechsel hingewiesen, die den Leser schnell aus der Story "werfen" können. Auch über formelle Dinge, wie den Aufbau einer Manuskriptseite, wurde gesprochen. Anschließend erklärten uns die Dozenten, wie der Alltag eines Redakteur und eines Autoren abläuft. Sie gaben uns auch Tipps für die Einsendung von Manuskripten.

Seminar Bild 3Anhand einer Assoziationskette mit knapp einem Dutzend Wörtern sollten wir am Nachmittag eine weitere Geschichte schreiben, die anschließend besprochen wurde. Ähnlich wie bei den anderen Kurzgeschichten wurde Lob und Kritik gleichermaßen verteilt. Die Fehler wurden den Teilnehmern sehr sachlich aufgezeigt und anschließend erklärt, wie man es besser machen könnte.

Als "Hausaufgabe" bzw. Übung für den nächsten Tag sollten wir eine Kurzgeschichte von Philip K. Dick neu schreiben. Auch hierbei kamen am Sonntag interessante Neuerzählungen heraus.

Alles in allem würde es selbst einen kleinen Roman füllen, über die ganzen Ereignisse des Seminars zu berichten, insbesondere der neuen Erfahrungen über das Schreiben von Geschichten. Für mich persönlich, ich denke aber auch für die anderen Teilnehmer, war das Seminar eine wertvolle Erfahrung. Bereits auf der Rückfahrt zum Zug war ich damit beschäftigt, Dorgon 100, mit den neu gewonnenen Erkenntnissen zu überarbeiten. Die Atmosphäre war super, sowohl unter den Teilnehmern als auch mit den Dozenten. Klaus N. Frick, Uwe Anton und Olaf Kutzmutz haben eine sehr gute Arbeit geleistet und auf lockere und lehrreiche Art und Weise das Seminar gestaltet.

Seminar Bild 4Apropos Zugrückfahrt. Eigentlich wollte ich das Mittagessen am Sonntag ausfallen lassen, da ich nicht wusste, ob ich noch den richtigen Zug erwischen würde. Uwe Anton hatte bis Hannover den selben Weg zurück und überzeugte mich, doch bis zum Mittagessen zu bleiben. Wir erreichten nach einem Happen beim Chinesen, wie Uwe es vorhergesagt hatte, auch pünktlich den Bahnhof, der übrigens eine einzige Baustelle war. Dummerweise hätten wir auf die Ansage hören sollen, wurden aber von der Deutschen Bahn ausgetrickst, da auf dem ankommenden Zug "Braunschweig" stand, wir uns jedoch plötzlich auf den Weg nach Goßlar befanden. Wir stiegen bei der nächsten Haltestelle aus und landeten in einem Dorf namens Börsum, einer art niedersächsischen Version von "Sleepy Hollow". Nun ja, wir bestellten uns eine Taxe, die uns dann nach Braunschweig brachte. Autoren, gleich ob Profis oder Hobbyschreiber, scheinen immer wieder leichte Orientierungsprobleme mit der Bahn zu haben, wenn ich da an eine Begebenheit von einem Perry Rhodan Con aus Garching denke. Aber halb so wild, denn so hatte ich auch mal die Gelegenheit mich gut mit Uwe Anton zu unterhalten. Mit einer Verspätung von nur einer Stunde erreichte ich dann die Heimat.

Ich kann jedem Autoren, ob Amateur oder Profi, dieses Seminar nur nahe legen. Auch wenn man eher längere Storys schreibt, ist es sehr hilfreich. Man lernt das grundsätzliche Handwerk und bekommt viele wertvolle Tipps. Oftmals sind es auch Dinge, die man sich selbst nicht beibringen kann, weil man die Regeln einfach nicht kennt.

Zwar musste ich keine Tränen vergießen, wie Roman es angedeutet hatte, aber man lernt auch durch die sehr kritische Betrachtung seines Werkes viel mehr Kritikfähigkeit. Kein Autor hört sich gerne an, wenn jemand an seinem Werk herummosert, doch es ist hilfreich, um Fehler auszubessern. Auch das lernt man in Wolfenbüttel.

Ich war voll und ganz zufrieden mit dem Seminar und überlege, ob ich nicht auch in diesem Dezember die Bundesakademie in Wolfenbüttel besuchen werde.

Weitere Infos zu den Autorenseminars gibt es unter www.bundesakademie.de.

Euer
Nils Hirseland