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Als Atlan am Morgen erwachte, konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was gestern geschehen war. Auch sein Extrasinn schwieg. Der unsterbliche Arkonide fühlte sich wie betäubt, als ob er statt eines neuronalen Netzes Spinnweben im Gehirn hätte. Er brauchte mehrere Minuten, um sich zu orientieren. Anscheinend war er in einer Privatsuite in der Solaren Residenz erwacht. Langsam erhob sich Atlan und trat an das große Aussichtsfenster. Was er dann sah, traf ihn wie ein Schock.
Hunderte von Demonstrantinnen standen draußen vor seinem Haus. »Verein der Ex-Atlan-Freundinnen«, las Atlan auf den Transparenten. »Wir fordern Aliment-Zahlungen.«
Was nun? Als erstes einmal musste er seinen Kopf von der bleiernen Müdigkeit befreien. Nachdem er also taumelnd den Weg in die hochmoderne Küche gefunden hatte, öffnete er den Freezer und ließ seinen Blick über den kargen Lebensmittelvorat schweifen. Da er einen ziemlichen Nachdurst hatte, nahm er die erst beste Flasche heraus. Sie hatte eine gift-grüne Farbe und war etwas trübe.
Von draußen wurden die Sprechchöre immer lauter. Er nahm diese nervenden Stimmen zum Anlass, dem hausinternen Syntron einen autoritären Befehl zu geben: »Verdammt nochmal, da kann man ja nichtmal bis Nachmittag seinen Rausch ausschlafen… sofort die Fenster schließen, Syntron!«
Unmittelbar, nachdem sich die Fenster automatisch schlossen, meldete der Syntron eine Interkom-Nachricht: »Perry Rhodan mit Dringlichkeitsstufe 1.« Atlan riss sich mit aller Kraft zusammen und versuchte, seine Schlaftrunkenheit abzuschütteln. Na, Unsterblicher?, spöttelte sein Logiksektor. Gegen so ein Saufgelage hilft auch kein Aktivatorchip. Atlan wischte den Gedanken beiseite und öffnete den Intercom-Kanal. Auf dem Holo erschien Perry, in seinen Galornenanzug gekleidet. »Na, alter Arkonide? War wohl etwas lang gestern Abend. Aber kommen wir gleich zur Sache. Vor der Residenz haben sich etwa dreihundert Frauen verschiedenster Abstammung versammelt und demonstrieren lautstark. Der Sicherheitsdienst ist schon vor Ort.« Atlan schüttelte den Kopf und blinzelte mit den Augen, um den Kopf frei zu bekommen. »Hab ich schon gehört, Perry. Aber irgendwie geht's mir heute nicht so gut und ich weiß nicht, was die überhaupt von mir wollen.« Perry schüttelte den Kopf. »Eine Abgesandte der sogenannten ›Liga der Atlan-Ex-Freundinnen‹ hat mir vor fünf Minuten eine Pedition überreicht, in der sie verlangen, dich für mindestens drei terranische Standardjahre persönlich in Anspruch zu nehmen. Und zwar Tag und Nacht!« Tja, jetzt musst du die Suppe auslöffeln, warf sein Logiksektor ein, bevor Atlan Perry antworten konnte. »Wie begründen Sie Ihre Forderung?« Perry musste schmunzeln, als er antwortete: »Es sind wohl alles Ex-Freundinnen von dir, die dich aufgrund deiner jahrelangen Abwesenheit auf der Erde nicht mehr gesehen haben und die nun Ihre Ansprüche an dich stellen.« »Ansprüche?«, echote Atlan und fuhr sich mit der zitternden Hand durch sein schlohweißes Haar.
Auch in über 13.000 Jahren konnte ein fotografisches Gedächtnis mal etwas vergessen. Nun, wenn er sich die nächsten zwei Jahre nichts vornahm, konnte er vielleicht die Damen zufriedenstellen. Es waren ja ganz anspruchsvolle Objekte darunter. »Soll ich dir die Sprecherin der Gruppe auf dein Zimmer schicken?« Perry lächelte hintergründig. »Nein, lass mich erst mal wieder zu mir kommen, sonst stürze ich mich in das nächstbeste Wurmloch.« Die Luft flimmerte und neben Atlan materialisierte Gucky. »Na mein Alter, Probleme?« Sein Nagezahn blitzte. »Dich kann ich jetzt am wenigsten gebrauchen. Bring mir lieber einen tragbaren Transmitter.« Atlan wurde immer unruhiger. Perry meldete sich vom Bildschirm: »Nun hast du ja Unterstützung. Melde dich, wenn du durch bist.« Just in diesem Moment öffnete sich ein Sternenfenster über dem Platz. Merkwürdige, blasenförmige Gebilde strömten hervor. Atlan und Gucky starrten fasziniert durch das große Panoramafenster auf das Schauspiel. Die Blasen waren durchscheinend und schimmerten grünlich. Das Ende einer Blase mündete in einem Stachel. Sie waren nicht größer als ein VW-Käfer. Tausende der Blasen waren mittlerweile aus dem sich ständig erweiternden Fenster gequollen und füllten den Himmel. Der ganze Horizont schimmerte schon grünlich. Atlan blickte Gucky fragend an. »Sag mal, siehst du das auch, oder sind das Nachwirkungen meines Exzesses von gestern?« Inzwischen waren Raumkreuzer der neuen USO eingetroffen und flogen zwischen den Blasen hin und her.
Durch eine Fehlsteuerung eines der Raumkreuzer streifte dieser eine der merkwürdigen Blasen, welche sofort ein Loch quer durch das Schiff schlug. Es schien, als würden die Blasengebilde jegliche Materie, die eine bestimmte Festigkeit besaß, sofort »verschlingen«. Durch ein geschicktes Manöver schaffte es der Pilot zwar, den Kreuzer wieder von den Blasen fern zu halten, doch inzwischen waren es einfach zu viele geworden. Schon wenige Minuten später wurde angewiesen, alle in der Luft befindlichen Schiffe entweder landen oder aber in einen Orbit über der Erde steigen zu lassen, um in Sicherheit vor dieser Bedrohung zu sein. Als wäre es geplant gewesen, waren alle Schiffe in dem Moment entkommen, als die Blasen nicht mehr als solche zu erkennen waren, sondern eine einzige Masse bildeten und somit jeglichen Flugverkehr lahmgelegt hatten. Nach kurzen schweifenden Blicken aller Beteiligten, die sich hinter dem Aussichtsfenster befanden, hinaus in den giftgrünen Himmel und daraufhin auf die Erde, blieb bloßes Erstaunen zurück: Es schien, als seien die Blasen beschränkt auf den Himmel, so dass alle Gebäude unter einer bestimmten Höhe veschont blieben. Doch was hatte es damit auf sich …?
Atlans Blick schweifte zwischen den riesigen Blasen und der Gruppe marodierender Frauen hin und her. Einige verteilten Flugblätter an Passanten, andere hatten begonnen, Transparente zwischen den Gebäuden aufzuspannen. Im fahlen Morgenlicht las Atlan die Aufschrift »ALTAN GO HOME!!!« Sogar seinen Namen hatten sie falsch geschrieben – die ultimative Beleidigung.
Atlan hatte endgültig die Schnauze voll. Er schlüpfte so schnell wie möglich in seinen TRUV und stürmte aus seinem Appartment. »NATHAN, benachrichtige Rhodan, dass ich auf dem Weg zur SOL bin! Ich will ihn dort treffen.« Während er auf dem Weg durch die Gänge der Residenz zum nächsten Personentransmitter lief, schwebte plötzlich Gucky neben ihm. »Na, soll ich dich mitnehmen?« Statt eine Antwort abzuwarten, griff der Mausbiber an Atlans Schulter und beide fanden sich in der Zentrale der SOL wieder, die auf Lunaport gerade gewartet wurde. »Schiff im Alarmzustand«, begrüßte die Kommandantin die beiden, wobei sie Atlan einen seltsamen Blick zuwarf. Atlan bemerkte dies nur am Rande, denn er gab sofort Startbefehl. »Wir nehmen eine Orbitalposition direkt über der Solaren Residenz ein. Scheinbar werden wir von einer fremden Macht angegriffen. Sämtliche Entscheidungsträger haben sich sofort auf der SOL einzufinden!« Während die SOL den Erdtrabanten verließ und mit größtmöglicher Geschwindigkeit entsprechende Position anflog, traf auch schon Gucky zusammen mit Perry in der Zentrale ein. Plopp und Gucky war auch schon wieder verschwunden. So wurde der »Retter des Universums« nun endgültig zum lebenden Transmitter degradiert - wie so oft. Atlan und Perry standen vor dem Panorama-Holo und versuchten, die Lage zu erfassen.
Sieht nicht gut aus, oder?« Myles Kantor kratzte sich am Kinn und blickte skeptisch in das Holo. »Ja, das Ende ist nah!«, dröhnte Tolots Stimme durch die Zentrale.
Mittlerweile, auf Bodenniveau, war die Masse der Frauen kreischend auseinandergelaufen. Das lag nicht etwa an den über ihren Köpfen umhersausenden giftgrünen Blasenstrukturen und terranischen Raumschiffen; solches entlockt modernen Frauen des Raumfahrtzeitalters nicht einmal mehr ein Schulterzucken. Aber die urplötzlich materialisierten schwarzgekleideten Gestalten mit gezückten Schwertern waren doch etwas zu viel. Nur zwei Zeitungsreporter hatten sich entschlossen, die Stellung zu halten. Da kam der schwarze Samurai tödlich, blitzesschnell herbei und – sswusch! – spaltete mit einem einzigen Schwerthieb einem der Reporter den Schädel längs in zwei Hälften. Das Schwert blieb in der Brust des Opfers stecken; dessen Hände fuhren an den Kopf in einem verzweifelten Versuch, die auseinanderfallenden Hälften zusammenzuhalten. »Ja, bleib so!«, rief der Kollege. »Heilige Milchstraße, was für ein Bild! Schnell, einen Innenillustrator!«
Welch eine brutale Szene stellte sich hier zur Schau? Herbeigerufene Sicherheitskräfte versuchten den unbekannten Angreifer außer Gefecht zu setzen. Wenige Sekunden und ein paar klägliche Versuche der Security später: Es sah ziemlich schlecht aus für die sechs Leute mit den Strahlern im Anschlag. Eher gesagt gab's nur noch einen von ihnen, und der … der schaffte es gerade noch, sich vor einem Tritt zu ducken. Der Samurai sprang hoch, setzte sein Schwert zum Schlag an. In einem verzweifelten Versuch, sich vielleicht doch noch retten zu können, rollte der übrig gebliebene, völlig verängstigte Mann sich zur Seite. Tja, Pech, denn das half ihm auch nicht mehr … Der Samurai, offensichtlich der Anführer der Gruppe, führte seinen berüchtigten »Zweiteiler« aus. Dieser traf mit einer ernormen Wucht und Präzision, sodass man fast kein Geräusch vernahm – mit Ausnahme der kreischenden und hysterischen jungen Damen, welche sich eigentlich nur zur Besichtigung angemeldet hatten. Bisher war alles nach Motto des Besichtigungsveranstallters verlaufen: »Nette und erholsame Atmosphäre bei beruhigendem Bordalltag!« – Wie gesagt, das Motto saß messerscharf; hieb- und stichfest!
Atlan sah sich das Gemetzel auf dem Bildschirm an und dachte kurz daran, es einfach geschehen zu lassen, denn dann wäre das Problem mit den Frauen auf eine elegante, wenn auch sehr blutige Art und Weise beseitigt worden und er müsste sich nur noch mit den Nachwirkungen der letzten Nacht auseinandersetzen. Langsam, durch den Nebel seiner Kopfschmerzen, kamen zumindest einige Bilder der letzten Nacht zurück. Die Erinnerungen betrafen – wie immer mal wieder – eine Frau, es kann auch sein, dass es mehr als eine war, aber diese Antwort versteckte sich in seinem alkoholgeschwängerten Gehirn. Eigentlich war es ihm auch egal, denn er wusste, dass es gut war. Kurz entschlossen rief er den Befehl: »Benutzt den Gucky und holt die Frauen an Bord!« Mal wieder hatte er es geschafft, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Frauen waren außer Gefahr, sie waren nicht mehr sauer auf ihn und was ihm am Besten gefiel, war der Gedanke daran, dass nun 300 Frauen dankbar aufgrund ihrer Rettung waren – der Traum eines Mannes erfüllte sich, mindestens die nächsten 300 Nächte waren gerettet! Jetzt drohte nur noch das Problem, dass die Blasen ihre Kreise immer enger um die Schiffe zogen und diese bei Berührung entmaterialisierten. Auch bewegten sich kleinere Blasen, die aus der großen Masse austraten, auf die Bewohner der Erde zu. Panik breitete sich unter der Bevölkerung aus, denn alle befürchteten das Schlimmste. Menschen rannten schreiend durcheinander, fielen in ihrer Panik übereinander her, um am Schnellsten vor den Blasen zu fliehen. Ein kleiner Junge, der weinend am Straßenrand stand, sah seine Mutter auf sich zueilen und hoffte auf baldige Errettung duch die schützenden Arme seiner Mutter. Das angenehme Gefühl der Geborgenheit, welches er in den Armen seiner Mutter spürte, würde er allerdings nie wieder fühlen können. Denn der panische Mob rannte sie nieder und das Letzte, was er von ihr sah, war ihr Kopf, der unter einem Stiefel eines panischen Mannes zermatschte. Das Geräusch des brechenden Schädels würde ihn sein Leben lang verfolgen. Im selben Moment erreichten die ersten Blasen die Menschen. Schlagartig verstummten die Schreie der panischen Menschen und eine unheimliche Stille senkte sich auf den mittlerweile blutbedeckten Platz, denn der Panik waren mehr Menschen zum Opfer gefallen als die fast zur Unkenntlichkeit zertretene Mutter! Die Blasen umschwirrten die Menschen und drangen in ihre Köpfe ein. Anders als erwartet löste sich das Gewebe nicht auf, sondern die Menschen blieben äußerlich unversehrt. Die Blasen bahnten sich den Weg duch das Gehirn der Menschen und setzten sich am Kleinhirn ihrer Opfer fest. Bekanntlicher Weise steuert das Kleinhirn unter anderem den sexuellen Höhepunkt! Die Gesichter der befallenen Menschen fingen langsam an, sich zu einer Grimasse der sexuellen Extase zu verziehen …
Dreht jetzt einer mal den Porno ab!« Deutlich erkannte Atlan die Ungeduld in Rhodans Stimme. »Das wüsste ich aber!« Das Hologramm flackerte und erlosch. »Das sind Atlans aufgezeichnete Träume«, erläuterte Kantor, »zumindest diese LIGA.«
Atlan schaute betreten zur Seite, wärend ihn alle Blicke in der Zentrale der SOL trafen. »Ich … ähh … hab noch zu tun«, stammelte der Unsterbliche und eilte unter dem hysterischen Gelächter seines Extrasinns aus der Zentrale. »Nun, aber der Aufmarsch der Frauen war durchaus real«, meinte Perry pragmatisch. »Wie verfahren wir hier?« Nachdenklich starrten alle auf das Holo mit der Bodenbeobachtung, als …
… abseits von ganzen Chaos, zwei Wachleute am Straßenrand standen. »Hey Joe, wat ist los?« »Keine Ahnung, Rock…« »Eeeh … wat machen wir?« »Wir konnen uns gegensetig mit Impulsblaster erschießen.« »Gute Idee, Joe.« KABOOM!
Perry Rhodans Narbe an der Nase hatte sich weiß verfärbt, während sein Gesicht rot anlief. »Ich denke«, stieß er mühsam hervor, »die Partitionierung von SENECA ist damals nicht ganz gelungen und es treiben sich immer noch Shabazzas Rückstände im Rechner herum. Oder wie soll ich das sonst erklären?« Mit einer weiten, ausholenden Geste wies er auf das Holo-Bild. Myles Kantor zuckte mit den Schultern. »5-D-Interferenzen…« »Nein, damit liegen Sie nicht ganz richtig«, ertönte plötzlich eine Stimme in der Zentrale. »SENECA?«, fragte Rhodan. »Nein, das wüsste ich aber.« »Wer war das dann?« »Nun, Sir. Ich war leider damals gezwungen, die BASIS zu verlassen, daher brauchte ich eine neue Unterkunft.« Rhodan, Bully und Kantor riefen gleichzeitig: »Die Hamiller-Tube!«
Richtig geraten meine Herren, und ich freue mich zu sehen, dass es ihnen nach so langer Zeit auch gutgeht. Ich würde ihnen auch gerne meine Geschichte erzählen, allerdings habe ich mitbekommen, dass Atlan mit einer … ähem … prekären Situation zu kämpfen hat.» Das war milde ausgedrückt, dachte Rhodan. Kopfschüttelnd und gleichzeitg erstaunt, was der heutige Tag alles an Überraschungen zu bieten hatte, versuchte er zu rekapitulieren. Zunächst war Myles Experiment mit Atlan dran. Ich verstehe nicht, weshalb Atlan sich in seine Träume schauen lässt. Allerdings wurde dann ein, immerhin recht interessanter Teil davon, Realität. Perrys Gedanken überschlugen sich. Wichtiger ist jetzt jedoch die unerwartete Rückkehr der Hammiler-Tube. Obwohl ich nicht ganz verstehe, wie sie sich in der SOL beziehungsweise in SENECA verstecken und überdauern konnte. Ich muss unbedingt Bré Tsinga anfordern. Diese Geschichte ist wirklich so verrückt, dass ich fast glaube, ich bin in einem von Atlans verrückten Träumen gefangen. Perry wusste, dass ES immer noch versuchte, den Puls zu stabilisieren, ansonsten wäre die Situation durchaus einem schlechten Scherz von ES zuzuschreiben. »SENECA?«, Perry fragte etwas zögerlich, da er nicht wusste, wie die Syntronik auf die Hamiller-Tube reagierte. »Ja, Perry?« Aus einem Akkustikfeld erklang die synthetische Stimme SENECAs. Perry war beruhigt. »Versuche Bré Tsinga zu erreichen. Sie soll, wo immer sie auch ist, auf die SOL wechseln.« »Verstanden«, hauchte die Stimme in Perrys Richtung. Dieser blickte erneut auf das Panorama-Holo, wo mittlerweile weder Blasen, noch Samurais, noch Chaos und Panik dargestellt wurden. Einzig die Gruppe von Frauen war nach wie vor zu sehen, die mit ihrer Kundgebung nach wie vor ihrer Forderung Atlan gegenüber Ausdruck verliehen.
Bré Tsinga betrat die Zentrale, eigentlich hatte sie ihren Urlaub in Florida unter Palmen verbracht, aber die alarmierende Nachricht SENECAs hatte sie dazu gebracht, ihren Ausflug abzubrechen und in die SOL zurück zu kehren. »Wie bitte soll die Hamiller-Tube in die SOL gekommen sein?«, fragte sie in den Raum. Bré bildete sich ein, über den Köpfen der anderen Anwesenden riesige Fragezeichen zu sehen und musste trotz der ernsten Situation grinsen. »Was ist so lustig!?«, fragte Rhodan gereizt. »ich hätte da eine Idee.« Rhodan sah zu dem Sprecher hin. »Was so lustig ist?« Der Mann schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, wie die Hamiller-Tube hier hergekommen sein könnte.« Alle Blicke richhteten sich auf ihn. Und wieder hatte Bré die Einbildung mit den Fragezeichen. Der Mann war aushilfsweise, während die Mannschaft Urlaub hatte, eingesetzt worden, um den Ortungsposten zu besetzen. Seine Freunde nannten ihn nur Sunny. Er war nicht besonders klug, aber er hatte dadurch die Angewohnheit, auf die naheliegendsten Lösungen zuerst zu kommen: »Wenn Atlans Träume wahr werden, ist sowas vielleicht in ihnen vorgekommen und er hatt die Tube unbewusst vor ihrer Zerstörung gerettet.« Der terranische Resident nickte nachdenklich. »Bleibt nur noch die Frage, warum seine Träume wahr werden …«
Unmittelbar, nachdem die mehr oder weniger gut gelaunten Unsterblichen Atlans Kabine betraten, meldete sich Atlans Extrasinn und der Arkonide verfiel in einen Trance ähnlichen Zustand. Bully brummte Perry fragend an: »Hat er jetzt wieder etwas genommen?« Perry winkte ärgerlich mit der rechten Hand ab: »Lass ihn, vielleicht erfahren wir so mehr über diese Geschichte.« Atlan sprach: »Ich habe auf diese Reise ein ›Marc-Fragment‹ mitgenommen. Dieses ›Marc-Fragment‹ lässt unbewusste Träume wahr werden. Die Materialisation dieser Träume wird Dank der Technik von ES für einen Zeitraum von 30 Stunden wirklich werden. Ich bekam dieses Fragment bereits vor über 10.000 Jahren. Warum ich es gerade heute mitbrachte, weiß ich nicht.« Die grüne Schicht, die sich aus den Blasen gebildet hatte, bedeckte mittlerweile den ganzen Planeten. Atlan erwachte wieder. Die Bewohner waren in ihren Unterkünften verschwunden. Auch das Sternenfenster, zuerst materialisiert, war zur Unkenntlichkeit geschrumpft. Wenn es jetzt regnen würde, wäre das Problem gelöst, dachte Bully banal. »Ich werde das Fragment in den Fiktivtransmitter legen. Irgendeinen unbewohnten Planeten zum Absetzen werden wir schon finden«, sagte Atlan und verließ die Zentrale. Anstatt dem Zugang zum Transmitterraum klaffte vor ihm eine große Höhle auf. Ein Ende des dunklen Gangs war nicht zu erkennen. Ein Zerberus bewachte den Zugang. Das wird ja immer doller, äußerte der Extrasinn. Atlan schüttelte den Kopf. Er griff nach seinem Blaster, der sich in eine Schlange verwandelte und nach ihm schnappte. Er ließ sie fallen. Der Höllenhund schnappte sie sich und fraß sie mit einem Haps. Aus der Höhle wehte ein eisiger Wind. Auch alte Arkoniden konnten frieren. Neben ihm materialisierte plötzlich Gucky. »Was los, Alter? Ich hab mir schon Sorgen gemacht.« Erst jetzt erkannte der Mausbiber den Höhleneingang. Mit seinen Mentalkräften packte er den Höllenhund und teleportierte ihn übermütig auf Bullys Schoß. Der war wenig begeistert und erledigte die Kreatur mit einem Schuss aus seinem Desintegrator. Perry wurde jetzt richtig sauer.
Bevor er aber zu einer wütenden Bemerkung ansetzten konnte, lachte ihn von hinten eine Stimme an: »Ruhig Blut, Dad, scheint das die ganze Sache verfahrener ist, als wir anfangs dachten.« Perry drehte sich erstaunt um. »Soll ich mir das rot im Kalender eintragen, dass du mich ›Dad‹ nennst, Mike?« Der Angesprochene grinste breit, wurde sofort wieder ernst: »Ich hatte eben gerade eine sehr … intensive … Begegnung mit Demeter. und die Liebe ist schon seit 300 Jahren tot. Ich denke eher an Beeinflussung als an irgendein seltsames Fragment.« »Was meinst du damit, Roi?«, fragte Reginald Bull und legte die Stirn in Falten. Roi Danton alias Michael Rhodan zuckte mit den Schultern. »Es gab häufiger von Fremdwesen Beeinflussungen, die sich in Träumen äußerten. Die Frage ist, warum sie es tun. Wer sie sind und warum sie Atlans Extrasinn sowie unsere Mentalstabilisierung umgehen oder besser gesagt übergehen können.« »Vorausgesetzt, es ist eine Fremdbeeinflussung«, warf Atlan ein und wendete sich um. Die Höhle, sowie das Wesen, das Bull erschossen hatte, waren längst in farblosem Rauch aufgegangen und verschwunden. Grübelnd rieb sich Perry das Kinn und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren in die Bordzentrale der SOL zurück. Die anderen warfen sich verwunderte Blicke zu und folgten ihm. Unterdessen rief der Resident nach SENECA. »SENECA, alle Aufzeichnungen der letzten Tage über ungewöhnliche Vorfälle aller Art melden.« »Sag Bitte!«, verlangte SENECA. Der Unsterbliche sah verärgert an die Decke und Mike hinter ihm lachte schallend auf. »Bitte«, murmelte Perry mit einem gewissen gereizten Unterton. Wenige Augenblicke später baute sich vor ihm eine Holoprojektion auf, die er beim Laufen verfolgen konnte. Er sog pfeifend die Luft ein als er sie eine Weile studiert hatte. »Was ist?«, fragte Atlan, der etwas ahnte. »In den letzten 24 Stunden wurden vermehrt solche Vorfälle auf ganz Terra registriert. Es scheint dort vermehrt Menschen mit Begabung oder mit Mentalstabilisierung zu treffen.« »Das kann kein Zufall sein«, murmelte Bully und warf einen besorgten Blick zu Gucky, der diesen erwiderte. »Nun, aber wo liegt da der Zusammenhang zwischen den einzelnen Vorfällen?«, rief Gucky, den die verfahrene Situation ärgerte. »Es liegt kein Muster vor. Alle Träume scheinen willkürlich zu sein. Roi träumte von Demeter … Wir alle sahen auf einmal eine Höhle … Atlan träumte von einer fanatischen Frauenorganisation, die ihre Alimente endlich wollten, dann die Hamillertube. Wo liegt da ein Zusammenhang?« »So, das hast du also geträumt?«, fragte Roi mit einem sehr breiten Grinsen seinen ehemaligen Lehrmeister. »Hüte deine Zunge, du bist der Letzte im Bunde, der darüber Scherze reißen darf. Ich möchte nicht wissen, wie oft Perry Großvater geworden ist, ohne es zu wissen.« »Erstens, Atlan, ich habe mich in diesem Fall abgesichert – ich weiß ja nicht, in wie weit du in diesem Bereich vetraut bist. Zweitens, sollen wir Gentests in der Bevölkerung von Terra durchführen lassen? Ich denke, das Ergebnis wäre verblüffend.« Atlan lachte auf und winkte ab. Perry hatte die Situation zwischen seinem Sohn und Atlan kaum registriert. Grübelnd stand er vor dem Holo. »Die meisten Vorfälle werden in Kairo registriert. Wir sollten da einmal mit unserer Suche beginnen.« Perry schritt eilig voran in den Hangar gefolgt von Bully, Atlan und Gucky. Mike ging langsam dem Trupp hinterher und pfiff die Melodie eines alten Trividfilmes, die ihm bei dem Begriff Kairo in den Sinn gekommen war: »Indiana Jones«
Auf dem Raumhafen in Kairo wehte ein eiskalter Wind. Der Himmel hing voller Blasen, die die Einstrahlung der Sonne abschwächten. Atlans Extrasinn meldete sich: Weißt du noch, damals, als die Heuschreckenplage den Himmel verdunkelte, musstest du auch die Laken über Nofretete und dich ziehen! Schweig still, du alter Sack, hast du nichts Besseres beizusteuern? Das Schweigen im Walde antwortete ihm. »Da!« Mike packte seinen Altvorderen am Arm. »Die Blasen!!!« Tausende und Abertausende der Blasen begannen ihren langsamen und bedrohlichen Abstieg. Sie schienen sich auf einen Punkt zu konzentrieren. Dieser Punkt sah dem Raumhafen von Kairo verdammt ähnlich und die »fünf Gefährten« schauten irgendwie ziemlich belämmert drein. Perry wurde seinem Ruf als »Sofortumschalter« diesmal nicht gerecht. Endlich konnte sein Sohn zeigen, welches Erbe in ihm steckt. Mit einer eleganten schwungvollen Bewegung zog er seinen Degen, sprang in die Luft und begann, in eine der Blasen vorzudringen. Es machte einen riesengroßen »Blubb« und plötzlich ergoss sich ein seifiger Schwall auf die »Gefährten«. Einer nach dem anderen brach in schallendes Gelächter aus. »Es sind ja bloß lausige Seifenblasen!«, brach Bully hervor. »Lausige Seifenblasen!«
Jedoch blieb das Lachen den Gefährten alsbald im Halse stecken, denn so viele Blasen der wie ein Berserker kämpfende Danton auch zerstach, desto mehr dieser Gebilde sanken herab, und in kurzer Zeit standen alle in einer schmierigen, rutschigen grünen Seifenschicht. »Und was sollen diese Seifenblasen?«, fragte Atlan. »Wenn sich hier offenkundig Träume oder Wunschvorstellungen manifestieren … Ich gebe zu, der Frauenaufmarsch geht auf meine Kappe … Die Rückkehr der Hamillertube dürfte sich Kantor erträumt haben … Aaber diese widerwärtigen Blasen, woher …« Atlans Gesicht erstarrte geradezu, seine roten Augen richteten sich beinahe tückisch auf … »RHODAN!! Habe ich dich nicht neulich dieses idiotische Lied summen hören, das ich so sehr hasse?!« Rhodan erblasste. »Du meinst doch nicht etwa …« Er begann mit brüchiger Stimme zu singen: »I'm forever blowing bu-bubbles …« Im nächsten Moment waren die Umstehenden vollständig von einer undurchdringlichen Blasenmasse umgeben.
Aber was machen wir jetzt dagegen?«
Gute Frage!«, seufzte Atlan. Diese ganze Szenario war wirklich grotesk. Das konnte doch nur ein Traum sein. Sei froh, dass nur 300 Frauen Alimente von dir wollen und der Rest schon hinüber ist, zischte Atlans Extrasinn. Der Arkonide nahm den Kommentar als Anlass, über seine Verflossenen nachzudenken. Mirona … Iruna … Theta … »Atlan!«, hauchten drei zarte Stimmen. Der Arkonide öffnete seine Augen und wusste sofort, was er angerichtet hatte. Da standen sie vor ihm. Faktor I alias Mirona Thetin, die Akonin Iruna von Bass-Thet und die Arkonidin Theta von Ariga. Ups, machte der Extrasinn. Mirona stellte sich mit einem vielsagenden Lächeln vor den unsterblichen Arkoniden. Sanft fuhr ihr Zeigefinger durch sein Haar. Unsanft hingegen wuchtete ihr Knie gegen seinen Schritt. Schnaufend sackte Atlan auf die Knie. Gucky und Bully mussten loslachen. »Das ist dafür, dass du mich durchbohrt hast, Schatz …«, zickte Mirona Thetin, die anscheinend noch sehr nachtragend war. Wieder solche doppeldeutigen Bemerkungen, meinte der in der ARK SUMMIA aktivierte Teil seines Gehirns. »Uff …«, konnte Atlan nur antworten. Perry musste sich das Lachen verkneifen. Gut, dass ihm so etwas nicht passiert.e Doch unweigerlich musste er an seine Affäre mit Ascari denken, wobei er doch Mondra eigentlich liebte. Oder beide? Verdammt war das schwer. Plötzlich fand sich Perry in einem großen Raum mit vielen Zuschauern wieder. »Hallo Perry«, begrüßte ihn die schwergewichtige Moderatoren. »Wir sind heute hier zu dem Thema ›Ich bin unsterblich und habe zwei Geliebte‹. Du bist unser einziger Gast.« Perry sah sich verwirrt um. Das konnte doch wieder nur ein schlimmer Traum sein. »Doch wir haben noch zwei Überraschungsgäste: Mondra und Ascari!«, rief die beleibte Moderatorin. Die beiden Frauen, eine von rechts die andere von links, stürmten in den Raum, an Perry vorbei und stürzten sich aufeinander. »Perry gehört mir, du Zirkusmatratze!«, kreischte Ascari. »Das werden wir noch sehen, du eingebildete Zicke«, zeterte Mondra. »Perry!«, skandierten die Zuschauer, doch Rhodan machte die Augen zu und hoffte, dass das gleich vorbei war. »Perry! Perry! Perry!« »PERRY!«, rief Bully aufgebracht und rüttelte seinen alten Freund wach. Erschrocken fuhr er hoch. Plötzlich zerplatzen die Seifenblasen und auch das Talkshow-Studio war verschwunden. Für einen Moment kehrte Ruhe ein und alle guckten sich benommen an. »Ist es vorbei?«, wollte Roi wissen. Atlan, zwei Oktaven höher, meinte: »Anscheinend.« Sie befanden sich wieder in Kairo. Es war still. Zu still. Gucky sagte ja gar nichts. »Was ist los, Kleiner? Sonst gibst du immer deinen Senf dazu«, wollte Bully wissen. »Och, Dicker … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Aber auch ich bin wohl nicht ganz imun gegen dieses Traumzeug«, druckste der Ilt herum. Bull blickte ihn fragend an. »Früher, ganz früher … hatte ich doch mal diesen Traum vom riesigen Gecko, der wie Godzilla durch die Gegend lief und mich jagte, weil er der größte Mausbiber sein wollte.« »Ja, und?«, hakte Bully begriffstutzig nach. In dem Moment bebte die Erde und ein ohrenbetäubender Krach ließ die Helden hochschrecken. Das Beben und der Lärm ließ auf Schritte schließen. Schritte, die die Welt ergeben liessen. »Naja …«, stammelte Gucky verlegen. Jetzt begriff auch Bully. Ein gewaltiger Schatten ragte über die Pyramiden von Giseh und dann erblickten sie das wohl schrecklichste Wesen, das die Menschheit jemals gesehen hatte, über 50 Meter groß! Es stampfte an den Pyramiden vorbei und fiepte: »Ich bin Großadmiral Gecko!« ENDE Soweit ist die Story während des Cons vorgedrungen. Aber wie ihr sehen könnt, ist sie noch lange nicht zu ende. Das wollen wir ändern! Schicke einfach deine Fortsetzung an stories@proc.org! In der nächsten TERRACOM-Ausgabe werden wir die eingesandten Abschlusskapitel vorstellen. PROC STORIES - Fan-Stories vom PROC - ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUBs. Kurzgeschichte »PERRY-RHODAN-Con 2003 in Garching« von Besucher des Cons. Erschienen am: 01.07.2003. Titelbild: Heiko Popp. Umsetzung in Endformate: Alexander Nofftz. Generiert mit Xtory (SAXON, LaTeX). Homepage: http://stories.proc.org/. eMail: stories@proc.org. Copyright © 2000-2003. Alle Rechte beim Autor! | ![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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