
Sicherung des Zugangs Europas zum Weltraum
heute und morgen
Die für Raumfahrtangelegenheiten zuständigen
Minister Europas haben auf ihrer heutigen Tagung in Paris Schritte
vereinbart, um die Ariane-5 wieder auf Erfolgskurs zu bringen, in
einem reorganisierten Trägersektor die Entwicklung künftiger
Raumfahrzeugträger in die Wege zu leiten, Mittel für die
Internationale Raumstation freizugeben und die Beziehungen zwischen
der ESA und der Europäischen Union zu vertiefen, während
Galileo für Europa endlich Realität geworden ist.
Die Minister für Raumfahrtangelegenheiten
der fünfzehn ESA-Mitgliedstaaten und Kanadas sind heute zu
einem eintägigen Treffen in der Hauptverwaltung der ESA in
Paris zusammengekommen, das gewissermaßen die Fortsetzung
ihrer Tagung vom November 2001 in Edinburgh darstellte, wo sie eine
Reihe bedeutender Beschlüsse zu laufenden Programmen und neuen
Initiativen mit dem übergeordneten Ziel gefaßt hatten,
die Raumfahrt in den Dienst der europäischen Bürger zu
stellen. Nachdem die Edinburgher Beschlüsse umgesetzt wurden,
waren nun neue Entscheidungen notwendig, die gewährleisten
sollen, daß Europa ein führender Akteur in der Raumfahrt
bleibt, besonders bei den Startsystemen, und daß die Raumfahrt
als Schlüsselinstrument zur Verwirklichung der Politik Europas
in wichtigen Bereichen wie Verkehr, Umwelt, Wissenschaft und Sicherheit
im weitesten Sinne voll anerkannt wird.
Die heute von den Ministern gefaßten Beschlüsse
sind ausschlaggebend für die Aufrechterhaltung des garantierten
Zugangs Europas zum Weltraum. Sie helfen der ESA, die Wettbewerbsfähigkeit
von Europas Raumfahrzeugträgersystem wiederherzustellen, seinen
Trägersektor umzustrukturieren und die künftige Trägergeneration
vorzubereiten. Darüber hinaus haben die Minister beschlossen,
Mittel für den Einsatz der Internationalen Raumstation (ISS)
freizugeben, und ihre Entschlossenheit zu einer engeren Zusammenarbeit
mit der Europäischen Union (EU) bekräftigt.
Im einzelnen sind sie übereingekommen, Europas
kommerziellen Raketenbetreiber, Arianespace, bei der Wiederaufnahme
der Produktion der Ariane-5 in ihrer Grundausführung unter
die Arme zu greifen, um die Kontinuität der Startdienste zu
sichern. Gleichzeitig wurde beschlossen, die neue, leistungsstärkere
Ausführung ECA (Startkapazität: 10 Tonnen) durch zwei
Flüge im Jahr 2004 zu qualifizieren und die Produktionskosten
weiter zu senken. Um Europas garantierten Zugang zum Weltraum zu
erhalten, vereinbarten die Minister außerdem, von 2005 bis
2009 ein Sonderprogramm durchzuführen, das die institutionelle
Nutzung der Ariane-5 verstärken soll.
Neben diesen Sofortmaßnahmen zur Überwindung
der gegenwärtigen Schwierigkeiten im Trägersektor, der
weltweit in einer schweren Krise steckt, wurden strukturelle Maßnahmen
getroffen, um den europäischen Trägersektor als Ganzes
robuster zu gestalten, womit der politische Wille zur Stärkung
dieses Sektors demonstriert wird.
Zum einen erkannten die Minister die Notwendigkeit
einer Reorganisation des Trägersektors an, mit der eine enge
Verflechtung zwischen Produktion und Entwicklung erreicht werden
soll. Ferner beschlossen sie, die Entwicklung der nächsten
Generation von Raumfahrzeugträgern vorzubereiten, um Europas
Wettbewerbsfähigkeit auf diesem Gebiet zu verbessern, und eine
internationale Zusammenarbeit aufzubauen. Diese Zusammenarbeit -
zunächst mit Rußland - schließt den Einsatz des
russischen Trägers Sojus durch Arianespace von Europas Raumflughafen
in Kourou, Französisch-Guayana, ab 2006 ein.
Mit den heute von den Ministern gefaßten
Beschlüssen und den damit zusammenhängenden Sonder- und
strukturellen Maßnahmen wird der garantierte Zugang Europas
zum Weltraum aufrechterhalten und seine Zukunft gesichert.
Ein weiteres Thema, mit dem sich die Minister
befaßt haben, ist der europäische Anteil am Einsatz der
ISS. In Edinburgh hatten sie einen Teil der dafür notwendigen
Mittel bis zur Bestätigung durch den amerikanischen Partner,
daß er zuvor eingegangenen Verpflichtungen nachkommen werde,
gesperrt und damit signalisiert, daß Europa zur Zusammenarbeit
gewillt ist, aber nicht zu jedem Preis. Die Minister kamen nun überein,
einen ersten Teil der gesperrten Mittel für das ISS-Einsatzprogramm
für zeitkritische Tätigkeiten vor allem in bezug auf die
Einsatzbereitschaft des Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) der
ESA und des europäischen ISS-Bodensegments freizugeben. Die
rechtzeitige Einsatzbereitschaft des ATV wird zur Minderung der
Auswirkungen einer kleineren Raumtransporterflotte nach dem "Columbia"-Unfall
beitragen.
Schließlich kamen die Beziehungen zwischen
der ESA und der EU zur Sprache, ein Thema, welches nunmehr regelmäßig
auf dem Programm der Ministerratstagungen steht. In der ersten im
November 2001 in Edinburgh angenommenen Entschließung hatten
die Minister die bisherige Entwicklung dieser Beziehungen begrüßt
und die Aushandlung einer Rahmenvereinbarung gefordert, um die Zusammenarbeit
zwischen den beiden Organisationen zu formalisieren. Seither befaßt
sich die höchste politische Ebene mit dem Thema, wie aus der
gemeinsamen Ausarbeitung des Grünbuchs über eine europäische
Weltraumpolitik durch die Europäische Kommission und die ESA
und der derzeit vom Europäischen Konvent erwogenen Aufnahme
der Raumfahrt in die erweiterten Zuständigkeiten der EU ersichtlich
ist.
Nun wurden weitere Schritte hin zu engeren Beziehungen
zwischen der ESA und der EU vollzogen. Die Minister brachten ihren
Wunsch nach deren Vertiefung und weiterem Ausbau zum Ausdruck und
forderten die ESA auf, die Rahmenvereinbarung, die die Grundlage
für die ständige Zusammenarbeit zwischen der ESA und der
EU bilden wird, bis Ende 2003 zum Abschluß zu bringen.
Darüber hinaus konnte Europa die Bedingungen
für die Beteiligung der Teilnehmerstaaten am Satellitennavigationsprogramm
Galileo abschließend festlegen. Die zwischen den ESA-Mitgliedstaaten
erzielte Einigung macht den Weg frei für den offiziellen Beginn
der Tätigkeit des Gemeinsamen Unternehmens zwischen der ESA
und der EU - des Rechtsträgers, der die Zusammenarbeit der
beiden Organisationen bei Galileo, Europas Initiative zur Entwicklung
eines globalen Satellitennavigationssystems, koordinieren soll.
Im übrigen begrüßten die Minister
den vom ESA-Ausschuß für das Wissenschaftliche Programm
gefaßten Beschluß über die neue Mission von Rosetta:
Die Kometensonde soll nun im Februar 2004 mit einer Ariane-5 von
Kourou, Französisch-Guayana, aus gestartet werden. Das Rendez-vous
mit dem neuen Zielkometen, Tschurjumow-Gerasimenko, ist für
November 2014 vorgesehen. Die Kosten der Verschiebung des Rosetta-Starts
hatten für den ohnehin knappen Haushalt des Wissenschaftsprogramms
einen Finanzierungsengpaß zur Folge, der aber nun durch einen
vom ESA-Rat zu genehmigenden finanziellen Spielraum auf ESA-Ebene
überwunden werden soll.
"Dies ist ein großer Tag für Europa
im allgemeinen und seine Raumfahrt im besonderen", freute sich
ESA-Generaldirektor Antonio Rodotà. "Unsere Mitgliedstaaten
sind sich der wirtschaftlichen, industriellen und strategischen
Bedeutung des garantierten Zugangs zum Weltraum und von Anwendungen
wie der Satellitennavigation voll bewußt. Sie haben der europäischen
Raumfahrt neuen Schwung gegeben und damit die unveränderte
Entschlossenheit Europas bekräftigt, einer der führenden
Akteure auf diesem Gebiet zu bleiben."
Die deutsche Bundesministerin für Bildung
und Forschung, Edelgard Bulmahn, die die Ministerratstagung geleitet
hat, bezeichnete die erzielten Ergebnisse als "wichtigste Entscheidungen
seit Jahren. Die ESA-Mitgliedstaaten haben für das Ariane-Trägersystem
im stark umkämpften Markt wettbewerbsfähige Strukturen
geschaffen. Die Umstrukturierung bietet der Politik und der Industrie
Planungssicherheit für die kommenden Jahre.
Wir haben die Verantwortlichkeiten klar geregelt und Preisstabilität
vereinbart."
Quelle: ESA
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