
Europäer wollen Mond erkunden
Gut drei Jahrzehnte nach der letzten Apollo-Mondlandung
der Amerikaner wollen die Europäer jetzt erstmals den immer
noch geheimnisvollen Erdtrabanten erkunden. Smart 1 heißt
die etwa 350 Kilogramm schwere und mit zehn Experimenten bestückte
Sonde, die in diesen Wochen im European Space Technology Research
Centre (ESTEC) im niederländischen Noordwijk auf Herz und Nieren
getestet wird.
Anfang Juni schifft die Europäische Weltraumorganisation
ESA ihren Mondbotschafter für den Start in Französisch-Guyana
ein. Der Flug der Sonde dient auch einem mit Spannung erwarteten
Test eines solar-elektrischen Antriebs, der später die Erforschung
benachbarter Planeten erleichtern könnte.
"Klein, kostengünstig und kompakt",
das ist das Motto, mit dem die Europäer trotz der Kosten der
Weltraumstation ISS und der Krise auch in der Raumfahrtindustrie
weiterhin Flagge zeigen wollen. Smart 1 (Small Mission for
Advanced Research and Technology) ist der Vorläufer einer neuen
Philosophie, mit kostengünstigen und leichtgewichtigen Sonden
die Weltraumforschung voranzutreiben. Die Mondsonde soll einigen
Rätseln auf den Grund gehen. Ist der Mond vor 4,6 Milliarden
Jahren entstanden, weil ein Planet von der Größe des
Mars die Erde getroffen hat? Gibt es tatsächlich Wassereis
auf dem Erdtrabanten? Und wie ist die Mondkruste mineralisch beschaffen?
Der 101,5 Millionen Euro teure Smart 1
wird aus einer elliptischen Umlaufbahn heraus mindestens sechs Monate
lang Daten sammeln. Mit an Bord sind eine hochauflösende Mini-Kamera
sowie zwei Spektrometer, darunter ein Infrarotgerät des Max-Planck-Instituts
für Aeronomie, das einen sehr tiefen Blick in die schattigen
Südpolkrater werfen soll. Nahezu die wichtigste Schlüsseltechnologie
von Smart 1 bleibt indessen der neue Ionenantrieb - denn wenn
er funktioniert, dann erst werden auch ein Flug Europas zum Merkur
und ein Sonnenorbiter möglich.
Bernard Foing, ESA-Projektwissenschaftler der
Mond-Sonde, hat aber immer auch Futuristisches im Kopf, ist der
Erdtrabant doch nur eine zweitägige Reise entfernt. Auf dem
Mond könnten große Energiemengen produziert werden, davon
ist Foing überzeugt. Anhänger von Mond-Missionen sehen
in dem nur 384 000 Kilometer entfernten Trabanten unseres
Planeten Siedlungen auch für touristische Zwecke entstehen,
Industrieanlagen und Testgelände für künftige Fernreisen,
die auch zum Roten Planeten Mars führen könnten.
Jetzt müssen die Europäer jedoch erst
einmal den Anfang machen. Zwischen Mitte Juli und Mitte August ist
der Start von Smart 1 mit einer Ariane-5-Trägerrakete
im Dschungel von Kourou angepeilt. Dass die Reise wegen der Probleme
der neueren Ariane-5-Plus-Rakete nicht früher beginnen konnte,
ist für Foing kein Beinbruch: So habe man umso mehr Zeit, den
Mondbotschafter ausführlich zu testen.
Quelle: Wissenschaft-Online
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