
Raumfähre "Columbia" -
Neuester Stand der technischen Ermittlungen
Die zur Klärung der Ursachen des "Columbia"-Absturzes
eingesetzte Untersuchungskommission (CAIB) unter dem Vorsitz von
Admiral a.D. Harold Gehman hat die volle Verantwortung für
die Ermittlungen übernommen, bei denen ihr mehrere Berater
und Fachgremien zur Seite stehen. Sie hat dem Johnson Space Center,
dem Kennedy Space Center, dem Marshall Space Flight Center und dem
Werk in Michoud (Louisiana), wo die Außentanks für den
Raumtransporter gefertigt und zusammengebaut werden, bereits Besuche
abgestattet.
Die CAIB hat berichtet, daß die während
des Wiedereintritts gemessenen Temperaturen im linken Radschacht
der "Columbia" vorläufigen Analysen zufolge auf das
Eindringen von Plasma hindeuten. Unter Plasma ist das sehr stark
aufgeheizte Gas zu verstehen, das die Raumfähre beim Wiedereintritt
in die Erdatmosphäre umgibt. Nach Auffassung der CAIB dürfte
der Wärmedurchgang durch die Struktur, wie er bei Fehlen einer
Hitzeschutzkachel auftreten könnte, allein nicht ausreichen,
um den in den letzten Flugminuten registrierten Temperaturanstieg
zu erklären. Weitere Analysen würden zu anderen Szenarien
unter Annahme eines Durchbruchs durch den Hitzeschild angestellt,
der zum Eindringen von Plasma in den Radschacht oder andere Tragflächenbereiche
geführt hätte. Flugdaten z.B. über die Position des
Fahrwerks sowie der gemessene Luftwiderstand zeigten, daß
ein verfrühtes Ausfahren des Fahrwerks unwahrscheinlich ist.
Nach dem Abriß der Sprechverbindung zur
"Columbia" traten anscheinend zwei zusätzliche Lageregelungstriebwerke
in Aktion, wie aus Daten der anschließenden Sekunden hervorgeht.
Es ist bekannt, daß vorher zwei andere Giersteuerungstriebwerke
zündeten, um die Kontrolle über die Fluglage wiederherzustellen.
Einer der fünf Hauptcomputer der "Columbia"
befand sich unter den Trümmerteilen, die zum Kennedy Space
Center gebracht wurden. Der Rechner ist stark beschädigt und
seine Batterie unauffindbar. Dieser Rechnertyp hat kein Festplattenlaufwerk,
so daß nach Ansicht der Ermittler wenig Aussicht besteht,
aus dem Computer zusätzliche Informationen herauszuholen.
Stand der ISS und kurzfristige Planung
Die NASA hat Gespräche mit Rosaviakosmos
über die künftige Nachschub- und Mannschaftsablösungsstrategie
sowie mit der ESA über eine mögliche Umplanung der Taxi-Flüge
mit ESA-Astronauten aufgenommen. Diese Gespräche sind noch
nicht abgeschlossen und gehen weiter. Inzwischen setzt die Mannschaft,
die bei der nächsten Raumtransportermission zur ISS fliegen
sollte, ihre Ausbildung fort; parallel dazu wird eine Mannschaft
für den nächsten Sojus-Flug (im April) auf den Fall vorbereitet,
daß sie als nächste Expeditionsmannschaft eingesetzt
werden soll.
Die gegenwärtige Mannschaft auf der Internationalen
Raumstation ist wohlauf und war zuletzt mit folgenden Arbeiten beschäftigt:
- Gegen Ende der ersten drei Monate an Bord der
Raumstation führte die 6. Expeditionsmannschaft wissenschaftliche
Experimente durch, verstaute Gerät und sprach mit den Medien.
Am 11. Februar wurden die Triebwerke des angedockten Progress-Fahrzeugs
22 Minuten lang gezündet, womit die durchschnittliche Bahnhöhe
der Station um rd. 9,2 km angehoben wurde.
- ISS-Wissenschaftler Don Pettit von der NASA nahm unter Anleitung
durch Bodeningenieure einen Eingriff am Handschuhkasten der ESA
für Schwerelosigkeitsexperimente vor. Letzte Woche wurde ein
Stromunterbrecher ausgelöst, als Pettit Ersatzteile einbaute,
die das Progress-Fahrzeug angeliefert hatte. Das Gerät ist
nun abgeschaltet, bis Fachleute der ESA und der Industrie einen
Plan für seine Wiederingangsetzung ausgetüftelt haben.
- Am 13. Februar aktivierten Pettit und Kommandant Ken Bowersox
den kanadischen Manipulatorarm (Canadarm2) der Station und führten
eine Reihe komplexer Manöver zur Überprüfung seiner
Funktionstüchtigkeit durch.
Quelle: ESA
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