Am Rande der Rho-Ophiuchi-Dunkelwolke
konnten Astronomen der European Southern Observatory einen
jungen Stern entdecken, der noch von einer dichten Akkretionsscheibe
aus Staub und Gas umgeben ist, wie es für das frühe
Entwicklungsstadium des Systems typisch ist. Da die Scheibe
gerade so orientiert ist, dass sie das reflektierte Infrarotlicht
des Sterns gerade in zwei Teile teilt, gaben die Forscher
dem 500 Lichtjahre entfernten Objekt den Namen flying saucer
(fliegende Untertasse).
Die Entdeckung gelang den Astronomen bereits am 7. April
2001 mit dem New Technology Telescope des La Silla Observatory
in Chile. Mit dem Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal
in der chilenischen Atacama-Wüste konnten sie am 15.
August 2001 schließlich noch detailliiertere Aufnahmen
schießen. Zwar sind in Rho Ophiuchi noch sieben weitere
Sternensysteme bekannt, die ähnliche Reflexionsnebel
mit einem durch Staub abgedunkelten Bereich aufweisen, doch
befinden sie sich alle tiefer in der Wolke, sodass sie sich
unserem Blick weitgehend entziehen.
Der Radius der Scheibe um flying saucer ist offenbar 300-mal
größer als die Entfernung zwischen Erde und Sonne
und reicht damit etwa zehnmal weiter ins All hinaus als die
Umlaufbahn des Neptun. Die Oberflächentemperatur des
Sterns, dessen Alter auf rund eine Million Jahre geschätzt
wird, beträgt 3000 Kelvin, wobei er nur 40 Prozent der
Helligkeit unserer Sonne erreicht. Da die Lage an der Peripherie
der Dunkelwolke so günstig ist, wollen die Astronomen
in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf flying saucer legen.
Schließlich gewährt das System einen Einblick in
Vorgänge, wie sie sich auch in unserem Sonnensystem vor
mehreren Milliarden Jahren abgespielt haben. |