Marc-Ivo SchubertPERRY RHODAN ONLINE CLUB (PROC) HomepageErschienen am:
01.11.2001
PROC STORIES - Fan-Stories aus dem Perry Rhodan Online Club

Perridiert! 2005

In der NACHT

Was bisher geschah

Auf der Erde und den Millionen von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen oder Lebewesen, die sich dafür halten, leben, schreibt man das Jahre 1303. Terra gehört seit einiger Zeit zur Koalition Torkelmohn, jenem Zusammenschluß von SupiDupiIntelligenzen, der künftig zur Frieden, Unabhängigkeit und blabla stehen soll.

Leider entspricht die Lage um die Liga Fröhlicher Terraner nicht ganz diesen Zielen – nicht mal ein kleines bißchen. Vor allem das Imperium der Alkoniden unter Imperator Braustich dehnt sich immer weiter aus (wie die Alkoniden selbst auch). Als ihnen ihr Planet zu eng wurde, mußten sie leider eine neue Möglichkeit für ihre Picknicks finden, und da kamen ihnen die Flopsider gerade recht – schließlich waren diese schon Platzprobleme gewohnt.

Abseit's von diesen Schauplatz sind einige Galaktiker an Bord er SOLemio mit völlig anderen Problemen beschäftigt, denn sie sind IN DER NACHT...

1. Erwachen

Die Verwirrung hätte nicht größer sein können. Erst der Sprung durch den Mega-Pilsdom, dann der merkwürdige psionische Einfluß, der mir alle Lebensenergie aus den Knochen gezogen hatte; irgend jemand nahm die SOLemio darüber hinaus auch noch unter Beschuß, und jetzt das: Auf dem Display vor mir blinkte ein Klagegesuch wegen sexueller Belästigung.

Narr! posaunte mein Extrasinn. Komm endlich zu dir! Hier wird scharf geschossen!

Mühsam rappelte ich mich auf und blickte mich in der Zentrale um. Müll-Djinn, unser Emotionsloser, hing wie eine verdrehte Puppe unter seiner Klär-Haube. Diese filterte normalerweise auch die letzte Gefühlsregung aus unserem Piloten heraus, so daß er die gewaltige SOLemio völlig kühl und beherrscht steuern konnte. Jetzt schien Müll-Djinn jedoch keinerlei praktischen Nutzen für uns zu haben.

Auch der Rest der Zentralebesatzung machte einen reichlich derangierten Eindruck auf mich. Genaugenommen waren bis auf ein paar spasmische Zuckungen kaum Lebenszeichen zu entdecken. Vermutlich war ich mal wieder nur aufgrund meines Helldeaktivator-Chips schneller auf den Beinen als die anderen.

In diesem Augenblick wurde neben mir das Hauptschott aus den Angeln gerissen. Ein dreieinhalb Meter hoher Koloß torkelte an mir vorbei, warf mir aus rotglühenden Augen einen verstörten Blick zu und durchbrach dann die gegenüberliegende Wand. Ichosaurus Tollus, der Hanuter! Scheinbar hatte der Hüne seine Motorik noch nicht unter Kontrolle. Entsetzt beobachtete ich auf einem der Holomonitore, wie der Gigant auf einer Schlangenlinie durch die SOLemio walzte, alle Hindernisse auf seinem Weg zertrümmerte und schließlich durch die Außenhülle marschierte, als bestünde diese aus Papier und nicht aus hochverdichtetem Karenzmetall mit mikroskopisch kleinen Beimengungen des ultimate stuff. Fassungslos mußte ich mit ansehen, wie Tollus durch die die SOLemio umgebende Schwärze trieb, hilflos mit allen vier Armen das Vakuum zerteilend und dabei auf ein merkwürdiges Gebilde zusegelnd, das aus einem Sammelsurium von durch kugelförmige Planetoiden miteinander verbundenen Schläuchen zu bestehen schien.

Glücklicherweise war SEHNIXDA, der morbide Schiffscomputer, aufmerksam geworden und dichtete das entstandene Leck umgehend wieder ab.

Ich wandte mich vom Bild des langsam entschwindenden Tollus ab. Der Hanuter würde sich selbst zu helfen wissen. Meine erste Sorge galt der SOLemio und ihrer Besatzung. Da waren wir auf einer von ESS als überlebenswichtig für die Menschheit und den Rest des Universums beschriebenen Mission in einer uns unbekannten Umgebung gestrandet – und meine lieben Mitstreiter lümmelten sich disziplinlos in ihren Kontursesseln oder gar auf dem Boden herum.

»Auf die Beine, ihr müden Hühner!« schrie ich mit aller Stimmkraft, deren ich fähig war und beschloß, ihnen die nicht genehmigte Schlafpause vom Sold abzuziehen. Natürlich nur vom Zeitpunkt meines eigenen Erwachens an gerechnet.

2. Ein Hanuter im SCHACHT

Ichosaurus Tollus – von seinen Freunden kurz »Icho« gerufen – schwebte durch die ihn umgebende Finsternis und fragte sich, wie er hierher gelangt sein könnte. Er meinte eine dumpfe Erinnerung an einen psionischen Angriff zu haben, dem er ausgesetzt gewesen war.

Bestimmt wieder dieser Spinner Winzling Scharrhahn! überlegte der Hanuter. Möglicherweise war dadurch sein Planierhirn in Mitleidenschaft gezogen worden – das mochte seinen merkwürdigen Blackout erklären.

Zum Glück hatte er beim Aufbruch der SOLemio seinen voll bestückten Kampf- und Raumanzug getragen, so daß er sich wegen des Vakuums keine Sorgen zu machen brauchte. Auch eine große Notration Waffelgebäck mit Schokocremefüllung trug er bei sich, die einzige Nahrung, die sein empfindlicher Konfitüremagen außer Marmelade verdauen konnte.

Der riesenhafte Hanuter verspürte auch bereits wieder Hunger – kein Wunder, benötigte sein gigantischer Körper doch Unmengen von Schokowaffeln und Marmeladenbrötchen. Allerdings war der luftleere Weltraum ein denkbar ungeeigneter Ort für eine kleine Brotzeit. Da erblickte Tollus vor sich plötzlich eine seltsame Anlage – ein Durcheinander von Asteroiden oder ähnlichen Himmelskörpern, die durch metallene Walzen miteinander verbunden waren. Ichos Planierhirn analysierte automatisch die Anordnung und kam zu dem Schluß, daß dies das Werk intelligenter Wesen sein müsse. Dort, so hoffte der Hanuter, würde sich sicher ein abgelegenes Plätzchen für eine bescheidene Zwischenmahlzeit finden.

Gnom Hochglanzdotter hatte, kaum daß die Ankunft des gigantischen Hantelraumers gemeldet worden war, unverzüglich das Feuer eröffnen lassen. Es sprach viel dafür, daß es sich um eine Invasion der gefürchteten Makreelen handelte. Diese kamen zwar normalerweise aus einer ganz anderen Richtung und mit ganz anderen Schiffen, aber der Mumps-Mariner wollte kein Risiko eingehen.

Ärgerlich war, daß die wirklich schweren Waffen der SCHÄCHTE nicht auf den überraschend aufgetauchten Gegner gerichtet werden konnten, da dieser sozusagen genau im toten Winkel materialisiert war. Ein weiterer Beweis für makreelische Tücke! Dumm war auch, daß der hantelförmige Raumgigant über ausgezeichnete Parahuhn-Schutzschirme verfügte. Mit traurig herunterhängenden Hirnfetzen justierte Hochglanzdotter diverse Fadenkreuze neu und löste eine weitere Energiesalve aus, ohne das Ziel vernichten zu können.

Zu allem Überfluß stürzte auch noch Garbish, einer seiner Berater, herbei.

»Die Makreelen haben Raumlandetruppen in SCHACHT-ACHT abgesetzt!« haspelte Garbish aufgeregt.

»Wie viele Soldaten?«

»Äh – nur einen. Aber was für einen!«

Garbish drückte einen Schalter, und ein Holobild erschien. Darauf war ein gewaltiges, vierarmiges... Etwas zu sehen, das sich gerade durch die wichtigen Energieerzeuger fräste, als handele es sich um Kinderspielzeug. Ein winziges, blinkendes Pünktchen neben dem Monster symbolisierte das relative Größenverhältnis zu den Mumps-Marinern.

Hochglanzdotter überlegte nicht lange. Mit zitternden Fingern aktivierte er den Hyperkom.

»An die Makreelen«, stotterte er, von panischer Angst und dem Gefühl absoluten Versagens erfüllt. »Ruft euer Einsatzkommando zurück. Wir ergeben uns!«

3. Nachricht von ESS

Mit Hilfe der von SEHNIXDA aktivierten Medobots hatte ich etwa die Hälfte der Zentralebesatzung wieder in's Leben zurückgerufen. Allmählich wurde es Zeit, sich um den unbekannten Verursacher des permanenten Beschusses zu kümmern – auch die besten Parahuhnschirme hielten nicht ewig. Aber solange die Belastungsanzeige nicht über die Hundertprozentmarke kletterte, bestand noch kein Grund zur Sorge.

Du könntest den Hyperkom einschalten und mal fragen, wer da herumballert! signalisierte mein Extrasinn.

Anscheinend war ich nicht der einzige, der auf diesen Gedanken gekommen war. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Kommandantin Feechen Kleekind zur Funkstation schleppte. An der Konsole leuchtete das Lämpchen für einen eingehenden Anruf auf.

Sofort ließ ich Müll-Djinn, dem ich gerade die Klär-Haube abgeschraubt und eine Ampulle Vurguzz gespritzt hatte, los und schob Feechen beiseite.

»Mit dieser Sturmfrisur kannst du unmöglich vor eine Kamera treten«, raunte ich ihr dabei zu. Die für ihre Eitelkeit bekannte Kommandantin wurde kreidebleich und wandte sich schleunigst von der Aufnahmeoptik ab und dem nächsten Spiegel zu.

Ich schaltete die Anlage ein. Vor mir erschien das Bild einer Miniatur-Medusa, und ein piepsiges Stimmchen verkündete: »Wir ergeben uns!«

Gnom Hochglanzdotter schlich mit weichen Knien und zitternden Hirnfetzen aus der Schleuse seines Schiffchens und sah sich schaudernd in der lichten Weite des Hangars um. Mittlerweile hatte er sich von Althahn, dem Anführer der Fremden, davon überzeugen lassen, daß diese nicht nur keine Makreelen, sondern auch noch in wichtiger kosmischer Mission unterwegs waren. Dennoch war er von ihrer Lauterkeit noch nicht restlos überzeugt.

Althahn hatte ihn gebeten, an Bord des Hantelraumers zu kommen. Dort könne er die Richtigkeit seiner Ausführungen prüfen und sich selbst eine Meinung bilden.

Die SOLemio empfing den Führer der Mumps-Mariner mit einer Delegation der wichtigsten Schiffsoffiziere. Außerdem schwebte auf einem Antigravtablett das komische Ei, das ESS der SOLemio mitgegeben hatte und das angeblich alle wichtigen Informationen über den Auftrag enthielt, den die Terraner für die SupiIntelligenz erledigen sollten. Dummerweise hatte das Ding bisher aber keinen Pieps von sich gegeben. Doch das änderte sich schlagartig, als sich der Mumps-Mariner dem Ei bis auf wenige Schritte genähert hatte.

Plötzlich platzte das Ei auseinander und überschüttete die Umstehenden mit einer braunen, klebrigen Masse. Homerisches Gelächter ertönte, und die Worte »Spannung, Spiel und Spaß« erschienen in der Luft. Dann verkündete eine nuschelnde Stimme:

»Von diesem Tag an hat die SOLemio exakt bis zum 944.874.187. Seegaff Zeit, um von Kautschuk-Maxxo-55 einen Kümmel-Jojoier zu bergen. Sollte die SOLemio versagen, so wird dies wie üblich gleichbedeutend mit der Vernichtung der Menschheit sein.«

Erleichtert blickte Althahn seine Gefährten an. »Endlich einmal klare und unmißverständliche Anweisungen von ESS statt dieser ewigen Orakelsprüche! Jetzt wissen wir also, welche Aufgabe die SOLemio erfüllen soll!«

»Schon«, gab Schreckener zu bedenken. Der narbengesichtige Ex-USA-Spezialist hatte Althahn zum Empfang des Mumps-Mariners begleitet. »Jetzt wissen wir, was die SOLemio machen soll. Aber was ist mit uns? Darüber hat ESS kein Wort verloren!«

ENDE

Die erste Freude über ESS' Botschaft ist schnell vorbei, als Althahn und Konsorten feststellen müssen, daß ESS vergessen hat, die Koordinaten von Kautschuk-Maxxo-55 in seinem Überraschungsei einzuspeichern oder zu erklären, was ein Kümmel-Jojoier ist. Auch die Mumps-Mariner um Gnom Hochglanzdotter wissen darüber nichts.

Daher beschließt Althahn, mit der SOLemio die NACHT zu verlassen und in der Galaxis Sagefrondo auf Spurensuche zu gehen. Er kann nicht ahnen, was ihn dort erwartet, nämlich

Sugaritmos Gelichter

PROC STORIES - Fan-Stories vom PROC - ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUBs. Kurzgeschichte »Perridiert! 2005« von Marc-Ivo Schubert. Erschienen am: 01.11.2001. Titelbild: Alexander Nofftz. Lektorat, Nachbearbeitung und Umsetzung in Endformate: Alexander Nofftz. Satz: Xtory (SAXON, LaTeX). Internet: http://www.proc.org/stories/. eMail: stories@proc.org. Copyright © 2001. Alle Rechte beim Autor!