Marc-Ivo SchubertPERRY RHODAN ONLINE CLUB (PROC) HomepageErschienen am:
01.07.2001
PROC STORIES - Fan-Stories aus dem Perry Rhodan Online Club

Perridiert! 2003

Das blockierte Geschwader

Was bisher geschah

Auf der Erde und den Millionen von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen oder Lebewesen, die sich dafür halten, leben, schreibt man das Jahre 1303. Terra gehört seit einiger Zeit zur Koalition Torkelmohn, jenem Zusammenschluß von SupiDupiIntelligenzen, der künftig zur Frieden, Unabhängigkeit und blabla stehen soll.

Leider entspricht die Lage um die Liga Fröhlicher Terraner nicht ganz diesen Zielen – nicht mal ein kleines bißchen. Vor allem das Imperium der Alkoniden unter Imperator Braustich dehnt sich immer weiter aus (wie die Alkoniden selbst auch). Als ihnen ihr Planet zu eng wurde, mußten sie leider eine neue Möglichkeit für ihre Picknicks finden, und da kamen ihnen die Flopsider gerade recht – schließlich waren diese schon Platzprobleme gewohnt.

Um ihnen Einhalt zu gebieten, hat die LFT die gigantischen SCHLÄCHTER-Raumer zur Verteidigung geschaffen, doch leider handelt es sich dabei um DAS BLOCKIERTE GESCHWADER...

1. Olymp

Schlacks Schlacksma wußte, daß seine Verpflichtung eine politische Entscheidung gewesen war. Die LFT hatte dem olympischen Verteidigungsausschuß 50% der Mittel gestrichen – aus Gründen, die absoluter Geheimhaltung unterlagen. Um der aufkeimenden Verstimmung entgegenzuwirken, hatte Pretti Rothahn den Olympern zum Ausgleich gestattet, daß einer ihrer Wissenschaftler ein dreiwöchiges Praktikum an Bord eines der geheimnisvollen neuen SCHLÄCHTER-Raumer absolvieren durfte.

Schlacks Schlacksma (sein olympischer Name bedeutete in etwa »Sohn der Mutter des Schlacks«) hatte das anschließend mit mächtigem Medienrummel inszenierte Preisausschreiben gewonnen. Heute war nun der große Tag, an dem Schlacks endlich an Bord durfte. Er freute sich schon richtig darauf, endlich herauszufinden, warum die LFT eine große Flotte um Olymp zusammengezogen und 90% des umgebenden Weltraums mit Minengürteln verbarrikadiert hatte.

Aus Gründen der nationalen Sicherheit konnte er aber keine der Transmitterverbindungen nutzen, die für den Waren- und Minentransport zwischen Olymp und der SCHLÄCHTER-71 eingerichtet worden waren. Die 71, wußte Schlacks, stand für die Zahl der Feindraumer, die das Flaggschiff des Flottenkommandeurs Hungrey »Blue« Pernot bereits erledigt haben sollte. Die Bedeutung des »Blue« hatte der Olymper anläßlich seiner Vereidigung erfahren; genauer gesagt im Anschluß daran, als das von der olympischen Regierung spendierte Buffett eröffnet worden war. Pernot hatte nicht nur seinem Vor-, sondern auch seinem Spitznamen alle Ehre erwiesen.

Also wartete er ergeben auf die Space-Jet, die ihn abholen sollte. Nach etwa einer Stunde tauchte sie dann endlich auf. Mit kreischenden Bremsen schlidderte das Gefährt der GIBSON-Klasse über die Landebahn und kam unmittelbar vor Schlacks zu stehen. Gleich darauf sprang ein fröhlicher, großgewachsener Mann mit unverschämt breitem Grinsen aus der Schleuse und baute sich vor dem Wissenschaftler auf.

»Hi! Ich bin Turbo Hopf, dein Pilot. Sammle deine Sachen zusammen, und ab geht's!«

Schlacks fand Hopf auf Anhieb sympathisch, konnte seinem Flugstil jedoch wenig abgewinnen. Mit einem Affenzahn heizte Turbo durch den Weltraum, entschädigte seinen Passagier jedoch mit einem Wust technischer Daten über die SCHLÄCHTER-71, was diesem das monatelange Studieren der Konstruktionsdaten ersparte. Außerdem wußte Hopf auch einiges über die geheimnissvolle Aknefeld-Barriere, der neuesten Geheimwaffe der LFT gegen die Alkoliden.

»Aber nicht weitersagen«, meinte der Pilot und legte einen Finger vor die Lippen. »Das ist nämlich alles Top Secret!«

2. Ein Flaggschiff für Pretti

Mittlerweile hatte Pretti Rothahn endlich sein neues Flaggschiff, die KNEIF ZANGSON in Betrieb genommen. Der Stapellauf war ein herrliches Ereignis gewesen, nicht nur wegen dem anschließend vom Pläsidenten spendierten Freibier.

Crittel Schlohfeld, die geniale Posi-Syntro-Dualistin, erinnerte sich mit wohligem Schauer, wie das gigantische Schiff langsam zu Musik aus dem Klassiker »Peter und der Wolf« aus seinem Hangar emporgestiegen war. Verborgene Holoprojektoren strahlten in riesigen Lettern Informationen über die Ausstattung und allerneuesten Neuerungen des VERSTECKER-Raumers in Lunas nicht vorhandene Atmosphäre. Aus Furcht vor alkolidischen Spionen hatte der Terranische Liter-Dienst sich dabei für altägyptische Hieroglyphen entschieden. Ein nie gekanntes Gefühl des Stolzes und der Verbundenheit zur LFT durchströmte die Versammelten, als das epochale Konstrukt menschlichen Erfindungsgeistes das gesamte Blickfeld erfüllte. Was waren Braustichs nach Hundertausenden zählende Flotten gegen nur einen dieser gewaltigen 1800-Meter-Riesen?

Im Schwang der Gefühle herzte Crittel Rudi Ranzig, den Chef der sechs an Bord der KNEIF ZANGSON stationierten Kreuzerflottillen.

»Ach«, seufzte sie. »Was sind schon Braustichs nach Hundertausenden zählende Geschwader gegen nur einen dieser gewaltigen 1800-Meter-Riesen?«

Ranzig wischte sich den Lippenstift von der Backe und blickte Crittel streng an.

»Das werden wir bald erfahren«, meinte er dann. »Ich habe gehört, daß die Alkoliden irgendeine Schweinerei planen!«

Krieg! Raumschlachten, Tod, Vernichtung und unendliches Leid! Unvorstellbar, daß die Alkoliden derartiges wagen sollten. Doch geheime Aufnahmen eines alkolidischen Verbandschefs namens Schreirumm, dessen pickelübersätes Gesicht einen seltsam stumpfsinnigen Ausdruck hatte und der mit leicht sabbernden Lippen verdächtige Worte murmelte – »Ja! Vernichten, auslöschen ... Ja! So muß es sein, nicht anders!« – ließen Übles ahnen.

Pretti Rothahn zögerte nicht lange, nachdem er die von Zuviel Deodor überbrachte Aufzeichnung zusammen mit den besten Analysten der Galaxis in einer mehrere Tage dauernden Marathonsitzung auseinander genommen hatte. Woher hatte Schreirumm die Pickel? Pickeltierten – äh, paktierten die Alkoliden mit dem geheimnisvollen Murkel Seelenqual? Was sollte ausgelöscht und vernichtet werden? Und was bedeuteten die auf dem Display hinter Schreirumm gerade noch erkennbaren Worte »Olymp«?

»Ich werde mit meinem neuen Flaggschiff eine Inspektionsreise zu den durch die SCHLÄCHTER-Raumer abgesicherten Systemen machen«, verkündete der Solare Pläsident und Sechste Bieter für Torkelmohn. »Dadurch kann sich die komplett neue Besatzung gleich unter Einsatzbedingungen kennenlernen. Und vielleicht finde ich dabei heraus, was dieser Schreirumm vorhat.«

Mit diesen kleinen Psycho-Kniffen hatte Rothahn einst das unscheinbare Solsystem zum wichtigsten Machtfaktor der Milchstraße gemacht. Er war sicher, aufgrund seiner jahrtausendelangen Erfahrung auch die sich anbahnende Alkoliden-Krise bewältigen zu können. Vor dem Start wollte er aber noch schnell nach Spike gucken, seinem Sohn, der auf Mimas aus den wenigen intakten Zellen, die Schlappizza von ihm übrig gelassen hatte, gerade neu geclont wurde. Mit ihm hatte er nämlich noch ein kleines Rothühnchen zu rupfen. Verstohlen tastete Pretti nach dem blauen Umschlag, den er im Jacket stecken hatte. »Klinik Mimas, Buchhaltung« war als Absender angegeben.

Auf Mimas fand Pretti von seinem Sohnemann jedoch nur noch einen Abschiedsbrief vor:

Hallo Papa, hatte der ehemalige König der Breihändler geschrieben, ich habe als Herr der Gezeiten etwas furchtbar Dummes angestellt. Ich habe die Beiträge für meine Krankenversicherung nicht bezahlt, und jetzt mußt du die Behandlungskosten übernehmen. Weil ich weiß, daß du beim Thema Geld ziemlich empfindlich reagierst, habe ich nicht nur mein Frühstück, sondern auch mich selbst verdrückt. Ich melde mich, sobald ich genug Galax für ein Hyperkomgespräch beisammen habe. Spike

Pretti wischte sich die Tränen von den Wangen. In familiären Dingen lief es in letzter Zeit bei ihm wirklich nicht besonders! Spike hätte wegen der paar Milchstraßen (eine Milchstraße = viele, viele Galax = unheimlich viele Euro, Red.) Behandlungskosten doch nicht gleich die Mücke machen müssen – als Solarer Pläsident konnte er das schließlich über einen der diversen Geheimfonds abfackeln. Andererseits war es vermutlich nicht schlecht, wenn Spike ein Weilchen aus dem Schatten seines Vaters verschwand und eigene Wege ging.

Pretti schniefte noch einmal und ließ sich dann direkt von Mimas aus in die Zentrale der KNEIF ZANGSON transmittieren. Er nickte der Besatzung freundlich zu und wandte sich an Perle Vom Hafen, die Kommandantin.

»Unser erstes Ziel heißt Olymp!« verkündete er und hoffte, der Flug würde ihn ein wenig von seinen Problemen ablenken.

3. Entscheidungen

Tage hatten sich aneinandergereiht, waren zu Wochen geworden. Schlacks Schlacksma war verzweifelt, weil seine Praktikumszeit sich dem Ende zuneigte und Hungrey »Blue« Pernot sich weigerte, den Vertrag zu verlängern, sondern statt dessen seine Schiffe lieber alle möglichen unmöglichen Manöver durchführen ließ. Damit wollte er, so vermutete Schlacks, den Solaren Pläsidenten Pretti Rothahn beeindrucken, der sein Erscheinen per Hyperfunk angekündigt und die Umgebung um Bockmists Stern eventuell schon in der Fernortung hatte.

Tatsächlich materialisierte kurze Zeit später ein gewaltiges Raumschiff in der Nähe der SCHLÄCHTER-71. Schlacks, der zufällig gerade auf der richtigen Seite aus einem der Bullaugen auf seine ferne Heimatwelt starrte, zuckte erschrocken zusammen, als der mächtige Kugelriese plötzlich sein Blickfeld versperrte. Dann machte er sich schleunigst auf den Weg zur Zentrale. Es war mehr als wahrscheinlich, daß Rothahn Pernot einen Höflichkeitsbesuch abstatten würde. Das war Schlacks Chance! Vielleicht würde »Blue« in Anwesenheit des unsterblichen Terraners einer Verlängerung des Praktikums eher zustimmen.

Gut, daß du hier bist«, begrüßte Hungrey »Blue« Pernot seinen Gast. »In den letzten Tagen sind hier ständig Aufklärungsschiffe der Alkoliden rumgeschwirrt. Hast du eine Ahnung, was das bedeuten mag?«

Pretti zuckte mit den Schultern. »Nein. Woher auch? Ich bin doch gerade erst eingetroffen.«

Schlacks Schlacksma sah die Gelegenheit gekommen, sich ein wenig zu profilieren: »Was ist, wenn Imperator Braustich Olymp einkassieren will?«

»Bockmists Stern angreifen?« Pernot schüttelte unwirsch den Kopf. »So dumm sind die Alkoliden nicht. Das bedeutete offenen Krieg!«

Auch Pretti wollte den Einwurf erst abtun, doch dann erinnerte er sich an die Worte auf dem Display, die in der Aufzeichnung hinter Schreirumm gerade noch erkennbar gewesen waren. Wenn da etwas dran wäre... nicht auszudenken! Da riskierte er lieber eine Fehlentscheidung als den Verlust des wichtigen Handelpartners.

Entschlossen schnappte er sich das nächste Mikrofon. Eine in der Zentralkuppel eingelassene verspiegelte Kugel begann, sich langsam zu drehen. Bunte Lichtspots huschten über die verschreckten Gesichter der Umstehenden, und die Bässe eines alten Rockschlagers ließen die Kaffeebecher auf den Schaltpulten vibrieren.

»In meiner Funktion als Solarer Pläsident verfüge ich folgendes: Das System von Bockmists Stern wird unter Quarantäne gestellt! Die Parkgebühren werden verdoppelt! Die Planetare Abwehr wird aktiviert! FIRST ROGGEN, die Olymp-Syntronik, übernimmt die Steuerung der Heimatflotte! Und zuletzt: Die SCHLÄCHTER-Raumer aktivieren die Aknefeld-Barriere!«

Crittel Schlohfeld, die Pretti auf die SCHLÄCHTER-71 begleitet hatte, spürte, wie ernst es Rothahn mit seinen Worten war. Sanft drückte sie seinen Arm und flüsterte: »Das hast du toll gesagt, Pretti. Nur solltest du das nächste Mal nicht das Mikro der Karaoke-Anlage nehmen!«

Zufällig hatte Schreirumm gerade den Startbefehl für seinen 8.000 Einheiten umfassenden Verband gegeben, als die letzten Klarmeldungen auf der KNEIF ZANGSON einliefen. Mit vielmillionenfacher Lichtgeschwindigkeit rasten die Raumer ihrem Ziel entgegen – und gerade, als Schreirumm sich verstohlen einen besonders grossen Eiterpickel aufkratzte, schienen die Schiffe gegen eine imaginäre Wand zu krachen.

Ein furchtbarer Ruck holte Schreirumm von den Beinen. Besorgt rappelte er sich wieder auf und stierte auf die Orterdaten. Der größte Teil seiner stolzen Flotte war regelrecht aus dem Überraum gefegt worden und verging gerade in den von den Terranern rund um Olymp ausgelegten Minenfeldern. Der verbleibende Rest sah sich der zwar gleich starken, aber von FIRST ROGGEN gesteuerten und dadurch dreifach überlegenen Flotte der LFT und der Olymper gegenüber.

Schreirumm fühlte, wie eine eitrige Hand nach seinem Herzen griff. »Für Alkis Ruhm und Ehre!« konnte er noch flüstern, dann wurde ihm schwarz vor Augen. So mußte er nicht mehr miterleben, wie die alkolidischen Schiffe in einem gewaltigen Feuersturm aufgerieben wurden.

Ein wenig wehmütig starrte Schlacks Schlacksma auf die immer kleiner werdende SCHLÄCHTER-5771. Nach dem Gefecht hatte Pernot selbst die Nummer auf der Außenhülle neu gepinselt. Der Olymper fand es zwar nicht ganz korrekt, daß »Blue« auch Kleinstraumer und Rettungsboote auf seiner Abschußliste wertete, aber insgesamt hatte der Kommandant schon das Recht, auf das hervorragende Abschneiden seines Schiffes stolz zu sein - vor allem, weil die SCHLÄCHTER die Aknefeld-Barriere aufrecht erhalten mußten und sich daher an der Raumschlacht gar nicht beteiligen konnten. Aber, so hatte Pernot argumentiert, die um Olymp ausgelegten Raumminen waren von seinem Schiff aus verteilt worden, oder doch zumindest unter seinem Kommando. Daher gingen die in den Minengürteln verdampften Feindschiffe natürlich auf sein Konto.

Turbo Hopf schenkte dem Wissenschaftler sein berühmtes breites Grinsen und flog einen doppelten Looping.

»Vergiß nicht, daß du nur zwei Wochen Heimaturlaub hast«, meinte er dann.

Schlacks lächelte glücklich zurück. Da der Sieg gewissermaßen ihm zu verdanken war, hatte »Blue« den Praktikumsvertrag dann doch noch verlängert.

ENDE

Die Ereignisse um Olymp haben Pretti deutlich gezeigt, daß die Alkoliden entweder ihre Expansionspolitik massiver betreiben, als er zunächst angenommen hatte, oder aber der geheimnisvolle Murkel Seelenqual mal wieder zugeschlagen hat – oder vielleicht sogar beides.

In dieser Situation wäre ihm der Haudegen und Stratege Althahn eine große Hilfe. Leider weiß aber niemand, wohin ESS den alkolidischen Kämpen diesmal abkommandiert hatte. Nur eines hat ESS über das geheimnisvolle Ziel verlauten lassen...

Dunkel ist's

PROC STORIES - Fan-Stories vom PROC - ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUBs. Kurzgeschichte »Perridiert! 2003« von Marc-Ivo Schubert. Erschienen am: 20.7..01.0. Titelbild: Alexander Nofftz. Lektorat, Nachbearbeitung und Umsetzung in Endformate: Alexander Nofftz. Satz: Xtory (SAXON, LaTeX). Internet: http://www.proc.org/stories/. eMail: stories@proc.org. Copyright © 2001. Alle Rechte beim Autor!