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Nachdem er sich mit Yohko über die Flugkoordination geeinigt hatte, brachte Dawn seinen Jäger mit einem Gedankenbefehl auf die nötige Eintauchgeschwindigkeit und verschwand im Linearraum. Er betrachtete noch eine Zeitlang das Bild des 2. Jägers auf dem Halbraumspürer, warf einen kurzen Blick auf das Wabern des Linearraumes. Dann zog er einen Speicherkristall aus der Tasche des Raumanzuges, den er sich von der Erde mitgebracht hatte. Er enthielt den Text von 3000 alten terranischen Büchern, von Dawn selbst zusammengestellt. Er schob den Kristall in einen dafür vorgesehenen Schlitz in den Armaturen des Jägers, wählte die Literatur des 20. Jahrhunderts in der Provinz England und suchte unter Fantasy nach Terry Pratchett. Dort schlug er sein Lieblingsbuch »Good Omens« auf Seite 142 auf und begann zu lesen... Etwa vier Stunden später hob Dawn den Blick vom Bildschirm und bereitete sich auf den ersten Orientierungsaustritt vor. Nach weiteren 2 Minuten und 17 Sekunden war es soweit. Von einer Sekunde auf die andere verstummten die Waringkonverter und der Jäger flog durch den Normalraum. Schnell tastete Dawn die Umgebung ab, aber in 2 Lichtjahren Umkreis um die Rote Riesensonne, die er als Leuchtfeuer benutzt hatte, befand sich nur ein einziges Schiff und das hatte eindeutig die Konturen eines Springerhandelsschiffes, wie sie hier andauernd zu finden waren. Beruhigt begann Dawn also mit der nächsten Etappe ohne irgendein Zeichen von der Sonde entdeckt zu haben.
Ron Laska erwachte. Er erinnerte sich an den Kampf mit Ostrog, dem Überschweren, dem Oxtorner und dessen Okrill. Die ahnten jetzt wahrscheinlich, daß er die CREST sabotierte. Verdammt! Das Geld, das er von seinen Auftraggeber bekam, half ihm wenig, wenn er den Rest seines Lebens auf einem Strafplaneten verbrachte, oder sogar getötet wurde. Er musste da irgendwie wieder raus. Beceefha und Dawn, den Überschweren und den Oxtorner, konnte man vielleicht belasten, da gab es einiges an Indizien, aber Ostrog? Die einzige Chance, die er, Laska, hatte, war eine Situation, in der Ostrog seinen Dienst verlassen hatte. Ron zweifelte nicht daran, dass es ihn irgendwie belasten würde. Während der Sicherheitsmann so überlegte, benachrichtigte einer der Pfleger den Kommandanten. Nach Rücksprache mit ihm benachrichtigte er ebenfalls Robert Alun, den Galaktopsychologen. Während die sechs Bewußtlosen zur Krankenstation gebracht wurden, erstattete Beceefha Allan und dem Truppführer Bericht darüber, wie er das Nest der Saboteure gefunden hatte. Nachdem sie schon mehrere Minuten in Richtung Krankenstation gegangen waren, fiel dem anscheinend nicht besonders hellen Truppführer auf, dass nicht ihm Bericht erstattet wurde, sondern Allan, und so fuhr er diesen an, wer er denn eigentlich sei. Hierauf blieb der gesamte Zug stehen und Beceefha strahlte über das ganze Gesicht, wobei er murmelte: »Fehler, großer Fehler...« Allan seufzte und fragte möglichst ruhig: »Wünschen Sie meinen gesamten Namen mit Titel, Rang und Dienstnummer oder reicht Ihnen der Hinweis darauf, dass ich der 1. Offizier beziehungsweise der stellvertretende Kommandant dieses Schiffes bin?« In der hierauf entstehenden Stille hätte man die sprichwörtliche Nadel fallen hören können. In diesem Moment kam jemand um die Ecke gerannt und stieß beinahe mit Allan und Beceefha zusammen. Robert Alun rannte den Gang entlang. Er wollte zu dem Verhör. Kurz vor den Krankenstation stieß er beinahe mit Allan und Beceefha zusammen. »Sind Sie auch auf den Weg in die Krankenstation, um Laska zu vernehmen?« Erst jetzt konnte Allan erkennen, dass sein Gegenüber Robert Alun war. Er deutete auf den hinter ihm stehenden Zug, wo immer drei Personen vom Sicherheitspersonal einen Saboteur trugen und sagte: »Nicht ganz, aber die Richtung stimmt.« Daraufhin setzte sich der gesamte Zug wieder in Bewegung. Sie waren nun fast in der Krankenstation angekommen, als Beceefha Alun (er dachte zumindest, dass er es war, aber er hatte ja kein fotographisches Gedächtnis) noch darüber aufklärte, dass die anderen, die der kleine Trupp noch mit sich herumschleppte, wahrscheinlich die Saboteure waren. Dies leuchtete ein, nachdem auch Alun den Bericht von Beceefha vernommen hatte. Nun kamen sie an der Krankenstation an...
Emerson wurde durch einen stechenden Schmerz aus dem Schlaf gerissen. Als er die Augen aufschlug, sah er Dr. Patrizia Drake, die sich mit einem diabolischen Grinsen über ihn beugte. In der Hand hielt sie blutige Infusionsschläuche, die sie ihm offenbar gerade aus dem Arm gerissen hatte. Als Emerson zur Seite blickte, sah er, dass die Schläuche mit der Blutwäscheapparatur verbunden waren, die zerschmettert und voller ausgelaufenem Blut am Boden lag. Als er sich etwas aufrichtete, konnte er die Stellen auf seinem Arm sehen, an denen sich die Infusionsnadeln befunden hatten und aus denen ungehemmt Blut strömte. Bevor er die Doktorin fragen konnte, was das alles zu bedeuten hätte, wandte sie sich ab und ging zur Tür. Bevor sie den Raum verließ, murmelte sie noch etwas, das sich wie »Diese Monstrosität« anhörte, dann war sie verschwunden. Emerson verstand überhaupt nichts mehr. Er richtete sich mühsam auf und ließ sich vom Bett herunter. Er suchte sich ein paar Stoffstreifen und verband sich provisorisch den Arm. Dann wankte er, geschwächt vom Blutverlust, aus dem Krankenzimmer. Der große Empfangsraum war leer, nur ein paar Männer spielten auf einer Kiste Karten. Als er genauer hinsah, erkannte er, dass es sich um die schwarze Kiste aus seinem Quartier handelte, in der er seine Veegobesitztümer aufbewahrte. Als er die Männer zur Rede stellen wollte, packte ihn eine Hand hart an der Schulter und riss ihn herum. Erschrocken erkannte Emerson den ehemaligen Chefermittler und Saboteur Ron Laska, den er vor kurzer Zeit mit Hilfe des Überschweren Beceefha und des Oxtorners Taron Dawn überwältigt und dann zur Krankenstation geschleppt hatte. Dieser Mann hielt nun eine Waffe auf ihn gerichtet und befahl barsch: »Folgen sie mir zur Zentrale, aber ein bißchen plötzlich!« Emerson verlangte von ihm eine Erklärung, aber Laska stieß ihn einfach vor sich her aus der Krankenstation hinaus und den ganzen Weg zur Kommandozentrale. Auf dem ganzen Weg begegnete ihnen kein einziges Besatzungsmitglied, und Laska sprach kein Wort der Erklärung. Kurz bevor sie das Deck der Zentrale erreichten, begann ein Stakkato von Donnerschlägen, die von weit her durch die ganze Schiffszelle zu dröhnen schienen. Erst als sie den Eingang der Zentrale erreichten, wurde Emerson klar, dass der Lärm von den Schiffsgeschützen stammte. Als die beiden die Zentrale betraten, achtete keiner auf sie. Die Blicke aller waren auf den Hauptschirm gerichtet, auf dem ein Planet im atomaren Feuer der Transformbomben verging. Emerson war von dem Anblick schockiert, während alle anderen die Zerstörung dieser Welt zu genießen schienen. Laska stieß ihn in die Mitte der Zentrale und berichtete dem Kommandanten und den anderen anwesenden Offizieren, der »Verräter« sei gefaßt. »Verräter?« fragte Emerson erbost. »Wenn hier einer der Verräter ist, dann doch dieser Verbrecher Laska!« »Sie irren sich, Mr. Ostrog«, erwiderte Kommandant Strader. »Laska und seine Mitstreiter mögen zwar viel Unheil angerichtet haben, aber sie hatten einen guten Grund für ihr Handeln!« »Und welchen?« fragte Emerson irritiert. »Sie wollten einen Verräter entlarven, der sich an Bord eingeschlichen hat. Einen gefährlichen Feind der Menschheit. Sie, Mr. Ostrog! Oder sollte ich sie besser Evos nennen?« Emerson brachte nur ein Gurgeln zustande ob der Enthüllung des Kommandanten. Wie von selbst ging sein Blick zur Monitorwand mit dem Abbild des sterbenden Planeten. Die Erkenntnis überkam ihn wie ein Schock: Es handelte sich dabei um Heimat, die Welt seiner Herkunft! »NEIN!!!!« schrie er aus Leibeskräften. Verzweifelt stürzte er sich auf Strader, doch er kam nicht weit. Ein übermenschlicher Griff stoppte ihn und warf ihn zu Boden. Als er aufblickte, erkannte er das Gesicht des Oxtorners Dawn, der ihn am Boden festhielt. Eine weitere Gestalt trat hinzu, ein gigantischer quadratischer Schatten. Es war der Überschwere Beceefha, der einen seiner Füße auf Emersons Bauch setzte. Mit einem vergnügten Grinsen griff er nach hinten auf seinen Rücken und holte ein Schwert hervor, dessen Spitze er Emerson auf die Brust setzte. »W... warum?« brachte Emerson noch hervor. »Weil wir keine Invasoren mögen, die sich heimlich unter uns mischen!« sagte Beceefha, als er mit dem Schwert zustieß. Mit einem Schrei wachte Emerson aus dem wohl schlimmsten Alptraum auf, den er in seinem bisherigen Leben erlebt hatte. Er lag schweißgebadet auf der Krankenliege und blickte auf seinen Arm, der sorgsam verbunden war. Dann trat Dr. Drake zu ihm und fragte freundlich: »Na, ist der Schläfer erwacht?« »H.G. Wells, 1899. Ich wusste gar nicht, dass sie alterranische Literatur lesen?« erwiderte Emerson und erfreute sich an dem verdutzten Gesicht der Ärztin. »Was ist denn inzwischen alles passiert?« Emerson wurde von Dr. Drake über die Ereignisse während seiner Bewusstlosigkeit informiert, sofern sie darüber Bescheid wusste. Während sie einige abschließende Untersuchungen an ihm vornahm, machte er sich ein Bild über die Situation an Bord des Schiffes. Die Nachricht über die Sabotage am Dimetranstriebwerk nahm er recht gelassen, ja beinahe zufrieden auf. In Hinblick auf seinen zweiten Alptraum war es eine Beruhigung für ihn, dass die CREST V zur Zeit nicht in der Lage war, Heimat zu erreichen! Er wusste zwar, dass sein Traum nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte, aber er war ein Ausdruck seiner tiefsten Ängste und Befürchtungen, ja der Urangst aller Veego selbst, nämlich der Zerstörung von Heimat. Es beunruhigte ihn dagegen ziemlich, dass Axel Carpenter schon seit Stunden unauffindbar war. Das lag nicht nur daran, dass er in seinem ersten Alptraum dessen Tod gesehen hatte. Aber an Bord eines Schiffes, auf dem Saboteure und Mörder ihr Unwesen trieben, hätte er erwartet, dass das Verschwinden des Feuerleitoffiziers eine großangelegte Suchaktion auslösen würde. Doch die Sicherheitsabteilung war momentan mit anderen Dingen beschäftigt. Die Suche nach den Saboteuren und die internen Probleme der Sicherheitssektion (damit waren Verräter wie Ron Laska gemeint) hielten alle ihre Kräfte auf Trab. Dennoch richtete Emerson per Interkom mehrere Anrufe an die Sicherheitsleute und forderte entschieden, daß der Angelegenheit »Carpenter« mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden müsse. Damit erreichte er allerdings nur, dass ein total entnervter Sicherheitsbeamter ihm strikt untersagte, ihn heute wieder zu behelligen. Da er so nichts ausrichten konnte, wandte Emerson sich statt dessen an einen der Computeranschlüsse auf der Krankenstation und befragte den öffentlichen Informationskanal, um Dr. Drakes Ausführungen zu komplettieren. Aber auch hier erfuhr er nicht mehr, denn die Informationssperre des Kommandanten war immer noch wirksam und verhinderte, dass sich die Besatzung ein allgemeines Bild der Lage machen konnte. Während Emerson auf die Ergebnisse der abschließenden Untersuchung wartete, die ihm hoffentlich das Verlassen der Krankenstation erlauben würden, unterhielt er sich mit Dr. Drake über das, was ihm zugestoßen war. »Wie sind Sie eigentlich zu der Meinung gekommen, in dem Gas müssten sich 5D- Komponenten befinden?« wollte die Ärztin von ihm wissen. »Unser Labor ist schon seit einigen Stunden mit der exakten chemischen Analyse des Inhalts des Gas-Behälters beschäftigt, den sie mir übergeben haben. Aber sie haben mir bisher nichts dementsprechendes gemeldet!« »Haben Sie denn nicht extra beim Labor darauf hingewiesen, Dr. Drake?« fragte Emerson überrascht. »Nein, das habe ich unterlassen, da ich erst von Ihnen erfahren wollte, wie Sie darauf gekommen sind!« In Dr. Drakes Stimme schwang ein misstrauischer Unterton mit. Doch Emerson hatte sich schon eine Erklärung zurechtgelegt, die jeden Verdacht zerstreuen würde. »Nun, Dr. Drake, vor einigen Jahren gab es auf meinem Heimatplaneten Smørebrød einen Unfall mit einem Transportgleiter. Dabei wurden ganz spezielle 5D-aktive Mineralien, die in pulverisierter Form vorlagen, über eine kleine Siedlung in der Nähe meines Geburtsortes Parz-City verstreut. Die Folge davon war, das sich die Einwohner tagelang so aufgeführt haben, als stünden sie unter Drogen! Daher bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass sich in diesem verfluchten Gas genauso irgendwelche 5D-Strahlenden Substanzen befinden müssen, da ich sonst keine Erklärung für mein Verhalten finden kann!« Dr. Drake schien ihm diese Geschichte tatsächlich abzunehmen. In der Tat hatte sich ein solcher Vorfall auf Smørebrød abgespielt, wobei es sich bei der pulverförmigen Ladung in Wirklichkeit um Rauschgift gehandelt hatte, das von den Schmugglern nur als Mineralienlieferung deklariert worden war. Aber selbst in den offiziellen Polizeiakten stand diese falsche Version der Geschehnisse, denn die öffentlichen Ämter auf dieser merkwürdigen Welt waren allesamt korrupt! Die Unterhaltung zwischen den beiden ging noch eine ganze Weile weiter. Als der Doktor sich dann zum Labor begeben wollte, um den Labormitarbeitern Emersons Vermutung mitzuteilen, betraten der Überschwere Beceefha, der Erste Offizier Allan Dean Gonozal und der Galaktikpsychologe Robert Alun die Krankenstation, gefolgt von einem großen Trupp bestehend aus einer Menge Sicherheitsleuten und etwa sechs Bewusstlosen. Die Ankunft des Trosses in der Krankenstation löste einiges Aufsehen aus, aber die Ärzte kümmerten sich erst einmal umgehend um die Bewusstlosen. Die ersten wurden wieder zu Bewusstsein gebracht und umgehend in die Sicherheitszentrale überführt. Nur zwei brauchten intensivere Behandlungen. Laska war bereits abgeführt. Gerade als Allan in die KS in Richtung Messe verlassen wollte, um den Kapitän zu informieren, trat einer der Biochemiker an Allan heran. »Ich suche Sie schon seit 20 Minuten, ich muss Ihnen unbedingt etwas zeigen!« Allan fragte worum es ginge, und der Mann sagte, es ginge um das Gas. Sie gingen in eine etwas abgelegene Ecke und der Mann erklärte, dass er mit der Analyse des Gaszylinders beauftragt worden sei und sich gewundert habe, dass jedes Mal, wenn er in die Nähe einiger bestimmter Geräte gekommen war, es merkwürdige Ausschläge gegeben habe. Eine genauere Analyse habe ergeben, dass dieses Gas einen Bestandteil enthält, der 5-dimensional strahlt und sich im Körper sammelt. Eine Person, die über ein bestimmtes Maß beeinflusst ist, sei leicht zu orten, meinte er noch. Allan antwortete ihm, er möge das doch bitte noch einmal in der Sicherheitszentrale wiederholen und schickte ihn dorthin. Jetzt verabschiedete sich Allan und informierte den Kapitän über seinen Armbandtelekom. Dieser setzte für den nächsten Morgen um 9.30 Uhr eine Konferenz der gesamten »Gegenverschwörergruppe« an. 10 Minuten später traf Allan wieder an der Trailingshalle ein und begann mit seinen Trainingsroutinen. Allan Dean Da Gonozal hielt sich nur kurz in der Krankenstation auf und verließ sie wieder, bevor Emerson die Gelegenheit dazu erhielt, sein Verhalten während der Beeinflussung durch das halluzinogene Gas zu erklären oder zu rechtfertigen. Das war insbesondere deshalb so wichtig für ihn, da der Erste Offizier genug Gründe hatte, Emerson als Disziplinarmaßnahme eine vollkommen sinnlose Aufgabe zu übertragen. Unter anderem hatte Emerson sich einem direkten Befehl des stellvertretenden Kommandanten widersetzt sowie eine nicht genehmigte Manipulation des Lebenserhaltungssystems vorgenommen. Doch da Gonozal für heute wohl nicht mehr zu sprechen sein würde, beschloss Emerson, statt dessen die Krankenstation zu verlassen und erst einmal in seine Kabine zu gehen. Nachdem Dr. Drake ihn für gesund und diensttauglich erklärt hatte, hielt ihn nichts mehr zurück. Zuvor jedoch erkundigte er sich bei den Neuankömmlingen nach den letzten Neuigkeiten. So erfuhr er von Beceefhas Kampf gegen die Saboteure und seinen sonstigen »Heldentaten«. Emersons Respekt für den Mann wuchs, und er nahm sich vor, sich niemals mit diesem Koloss anzulegen. In seiner Kabine angekommen, räumte Emerson als erstes sein Gepäck ein, das seit seiner Ankunft an Bord der CREST V unberührt herumgestanden hatte. Da er nur wenige persönliche Dinge mit sich zu führen pflegte, war er damit recht schnell fertig. Besonders sorgsam ging er mit der schwarzen Kiste um, die seine geheimen und wertvollen Veego-Besitztümer enthielt. Er überprüfte schnell ihren Inhalt und verstaute sie dann im allerhintersten Winkel seines Schrankes. Dann hängte er zwei gerahmte Bilder auf, die den einzigen Schmuck seiner Kabine darstellten. Das eine Bild stellte den Kunstplaneten Wanderer dar, der schon seit über tausend Jahren nicht mehr existierte, während das andere eine sehr weit entfernte Galaxie darstellte. Es handelte sich dabei um NGC 7793, in deren Leerraum sich sein Heimatsystem befand. Niemand würde die wahre Bedeutung dieses Bildes für ihn erraten können, denn selbst wenn jemand diese Galaxie erkennen würde, hielte er es für einen Ausdruck seiner Leidenschaft für die Astronomie. Als er damit fertig war, ging er in die Hygienezelle seiner Kabine und nahm eine heiße Dusche. Erfrischt zog er eine neue Uniform an und deponierte die alte durchgeschwitzte im Reinigungsautomaten. Als er seinen Armbandkommunikator anlegte, fand er eine Nachricht des Kommandanten, dass morgen um 9.30 Uhr eine Konferenz der »Gegenverschwörer« stattfand, zu der er offenbar eingeladen war. Kurz nach Mitternacht verließ er sein Quartier und suchte eine der vielen kleinen Messen des Schiffes auf, um etwas zu essen und zu trinken. Das war für ihn zwar genauso unnötig wie zu schlafen, aber nach dem heutigen Tag hatte er es bitter nötig. Da er sich heute schon genug ausgeruht hatte, ging Emerson anschließend in die Kommandozentrale und löste den Navigator der Nachtschicht ab, der darüber sehr erstaunt war. Als Erstes überprüfte er, ob der von ihm programmierte Flugplan eingehalten wurde und fand dies bestätigt. Es handelte sich genaugenommen um den korrigierten Kurs, den er kurz nach dem Sprung in den Linearraum ausgearbeitet hatte. Das war nötig geworden, damit sie das Transportschiff JIFIL treffen konnten, das den Positronik- und Biopositronikspezialisten Djulf Doevelnik beförderte, der direkt von der Hundertsonnenwelt kam. Der entsprechende Befehl war kurz vor dem Eintauchen in die Librationszone an die Kommunikationszentrale übermittelt worden. Das Rendezvous sollte laut Plan morgen um etwa 12:15 Uhr stattfinden. Bis dahin war noch viel Zeit. Um sich bis zur Konferenz zu beschäftigen, prägte Emerson sich den Plan des Schiffes ein, den er am Navigationsterminal abrief. Er hatte zwar schon im Gleiter, der ihn vom Landefeld abgeholt und zur CREST V gebracht hatte, einen schematischen Plan erhalten, doch er war bisher nicht dazu gekommen, ihn gründlich zu studieren. Zeit genug hätte er wohl gehabt, aber den größten Teil davon war er vom Gas so benebelt gewesen, dass er sich nur mit Mühe auf dem Stuhl hatte halten können. Jetzt hingegen war er bei völlig klarem Verstand und langweilte sich ob der Untätigkeit, zu der er verdammt war. Außerdem wäre es sehr peinlich, wenn sich der Erste Navigator an Bord verlaufen würde! Weiterhin war er heute bereits in eine Situation geraten, in der er in eine Sackgasse gelaufen war und sich einem Attentäter gegenüber gesehen hatte. Nachdem er sich den Schiffsaufbau eingeprägt hatte, was bei einem Veego sehr schnell ging, wandte sich Emerson den Personaldateien zu. Als Major hatte er natürlich nicht den vollen Zugriff auf die Dateien der Besatzung, doch das war auch gar nicht nötig, denn andernfalls hätte er sich einfach mit einem seiner speziellen Zugriffscodes in das System gehackt. Nach kurzer Zeit hatte er sich die wichtigsten Informationen und Daten über die Führungsoffiziere eingeprägt. Dabei fiel ihm vor allem die Überschneidung der Lebensläufe von Taron Dawn und dem Überschweren Beceefha auf. Die beiden hatten anscheinend eine Freundschaft, die sich auf gegenseitige Feindschaft gründete, eine abgeschwächte Version einer Hass-Liebe. Das fand Emerson wirklich ungemein faszinierend, aber es erinnerte ihn auch daran, dass er selbst nur sehr wenige Freundschaften aufzuweisen hatte. Dann erschien die Akte von Axel Carpenter auf seinem Schirm, und das ungute Gefühl kehrte zurück. Er war sich inzwischen so gut wie sicher, dass Carpenter etwas Schlimmes zugestoßen war und rechnete insgeheim jeden Moment mit der Meldung seines Todes. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, woher diese Ahnungen kamen. Bloß weil er Carpenter in seinem Traum tot daliegen gesehen hatte, musste ihm nicht zwangsläufig etwas zugestoßen sein. Sicherlich betrieb er gerade irgendwelche geheimen Nachforschungen und war deshalb von der Bildfläche verschwunden. Aber so sehr er sich das auch einzureden versuchte, er konnte es einfach nicht glauben. Schließlich wandte er sich wieder den Personalakten zu und stellte fest, dass es sich beim zweiten Flottillen-Chef um eine 1,80 Meter große Japanerin handelte, die eine Ausnahmegenehmigung zur Haltung eines terranischen Tigers besaß! Emerson nahm sich vor, sie danach zu fragen, ob sie Kenntnisse über Mangas oder Animes besäße, japanische Comics und Zeichentrickfilme aus der Zeit um den ersten Kontakt mit den Arkoniden Crest und Thora.
Pünktlich um 8.30 Uhr wurde Alun von der Bordpositronik geweckt. Er hatte nicht ganz so gut geschlafen wie sonst, aber da gestern einer der schlimmsten Tage seines Lebens gewesen war, war das nicht besonders verwunderlich. Nun ja, Laska war verhaftet worden und die meisten Saboteure waren außer Gefecht. Nur Tsuran würde wohl ein Problem bleiben. Alun sah noch eine Nachricht, dass ihn der Kommandant um 9.30 im Konferenzraum sprechen wollte. Währenddessen kam Vron an den Punkt an, dem ihn Conner genannt hatte. Er sah seine Kollegen. Nachdem er sich ausgewiesen hatte, fragte er: »Wo ist Mr. Gonozal?« Sein Kollege machte ein gequältes Gesicht und sagte: »Unter der Dusche! Er ist zu spät. Naja, wenigstens ist er mir nicht davon gelaufen, wie meinem Vorgänger.« Vron wartete noch auf den ersten Offizier und die beiden schafften es noch rechtzeitig, die Zentrale zu betreten. Vron war gespannt, was der Kommandant wollte. Er informierte Allan darüber, dass er in einer Viertelstunde noch einmal weg müsse, aber der winkte mit »ist bekannt« ab. Nachdem Everson fast neun Stunden hinter sich gebracht hatte, war es endlich Zeit für die Konferenz. Steif erhob er sich aus seinem Stuhl und folgte Robert Alun in den Konferenzraum. Die Gruppe der Gegenverschwörer und diverser Mitwisser war mittlerweile auf ca. 40 Mann angewachsen. Beceefha hatte die beiden Haustiere mitgebracht, die sich auch ganz manierlich verhielten. Nur als Allan den Raum betrat, sprang Tora auf, rannte auf ihn zu und sprang an ihm hoch, die beiden Vorderpfoten auf seinen Schultern. Dann leckte sie ihm quer über das Gesicht. Angewidert versuchte Allan, das Tier weg zu drücken, wollte aber auch nicht zu brutal werden, da er es ja als Zuneigungsbezeugung ansah, was aber den Mundgeruch der Mieze nicht reduzierte. Außerdem war Tora wirklich gewaltig. Aber nach einigen Sekunden ließ das Tier von ihm ab und legte sich wieder neben den Okrill. Allan ging noch mal kurz hinaus, um sich frisch zu machen. Als er sich endlich gesetzt hatte, begann der Kapitän. Nachdem er noch einmal auf die prekäre Situation und die Schweigepflicht hingewiesen hatte, übergab er das Wort an die Sicherheitsoffizierin Africa Goimez, die bei den Verhören Vorstand geführt hatte. Sie machte einen ziemlich übermüdeten Eindruck. Nach einigen einleitenden Worten, in denen sie unter anderem die diversen Schäden durch Sabotage aufführte, begann sie über die Gefangenen zu sprechen. »Blutanalysen ergaben sowohl beim Messerattentäter als auch bei den sechs Personen, die Herr Beceefha in seiner, nebenbei absolut unverantwortlichen Aktion ›erlegt‹ hat, eine hohe Konzentration des bereits bekannten Hypnosegases. Die Aussage von Dr. Tsuran belastete Ron Laska sehr stark. Er hatte zwar auch etwas von dem Gas in seinem Blut, aber nicht genug, um ihn als beeinflusst gelten zu lassen. Er war es auch, der die Sektion mit den sechs beeinflussten aus dem Sensorprotokoll genommen hat. Weiteres über ihn später. Die Analyse des Gases ergab einen 5-dimensional strahlenden Anteil. Hierzu noch die Aussage der sechs, die zwar einen leichten Hypnoblock hatten, der sie daran hinderte, den Auftraggeber zu beschreiben, welche aber übereinstimmend folgendes aussagten: Der Auftraggeber habe eine Vorrichtung, welche ›die, die dazu gehören‹ ausfindig macht. Dies führte zu dem Gedanken, dass der Saboteur Gas verwendete, das aufgrund seiner 5D-Komponente ab einer bestimmten Konzentration ortbar ist. Der Einsatz einer Psychosonde verbot sich aufgrund des mangelnden Tatverdachts gegen diese Personen, die eigentlich nichts als Opfer sind. Nun sind Ortungsgeräte für fünfdimensionale Strahlung auf 5D-Schwingquarze, im allgemeinen Howalgonium oder Singmannquarz angewiesen, und diese sind unter normalen Umständen leicht zu orten. Nur leider herrschen momentan an Bord dieses Schiffes keine normalen Umstände. Es dauerte bis kurz nach drei Uhr, bevor die Schiffssensoren wieder in vollem Umfang zur Verfügung standen und bis kurz nach vier Uhr, bis wir ein fassbares Ergebnis hatten. Nun haben wir einen ganzen Haufen 5D-Quarz enthaltende Geräte an Bord. Also gingen wir schrittweise vor: Erst erfolgte das Ausblenden aller schiffseigenen 5D-Quellen, aller angemeldeten Waffen, Magazine und so weiter. Nach einigem hin und her hatten wir fünf zweifelhafte Strahlungsquellen isoliert, von denen vier ohne größere Probleme identifiziert werden konnten. Nur eine war zum Schluss an einer Stelle in einer Gangverkleidung angebracht, an der beim besten Willen kein Schwingquarz verarbeitet wird. Ich ließ diese Stelle unauffällig überwachen und gegen sieben Uhr wurde diese Verkleidung von einem Offizier meiner Abteilung entfernt und der dahinter liegende Gegenstand am sich genommen. Nachdem sich erwiesen hatte, dass diese Person keinerlei Anstalten Machte, uns den Schwingquarz zu melden, wurde sie festgenommen. Diese Person war Oberleutnant Viktria Beypur. Sie versuchte zuerst zu leugnen, konnte aber keinerlei Erklärung für ihr Verhalten abgeben und der Gegenstand entpuppte sichwirklich als der gesuchte Scanner. Während dem Verhörs verstrickte sie sich in Widersprüchen und da Beweise vorlagen, autorisierte ich den Einsatz des Psycholators. Am Anfang des Verhörs schien sich ihre Unschuld zu bestätigen, doch bei eindringlicherer Befragung und nach Gegenüberstellung mit den Beweisen schaltete sich eine Sicherheitsmaßnahme ein. Die Autopsie ergab, dass sie eine Cortexbombe im Hirn hatte, die durch den psychischen Streß des Psycholatorverhörs ausgelöst wurde. Wir hatten zwei leichtverletzte Techniker, der Psycholator ist zerstört und der Raum wird immer noch gereinigt. Allerdings hatte diese unerfreuliche Begebenheit noch einen Vorteil: Als ich blutverschmiert, auf dem Weg zum nächsten Nassbereich an der Zelle von Laska vorbeikam, brach dieser total zusammen. Er gestand und versuchte, noch einen Handel zu machen. Da er vorher gesehen hatte, dass wir Viktria Beypur in den Verhörraum gebracht hatten, hatte er nicht mehr allzuviel anzubieten, aber eines brachte er raus – der Sinn der Gasattacke war nichts Geringeres, als das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Dass Dr Tsurans Abteilung unter Gas gesetzt wurde, hat damit zu tun, dass einfach das Rohr verwechselt wurde. Es sollte zuerst die Zentrale geflutet werden, diesen Fehler berichtigten sie aber ziemlich schnell. Laska kennt zwar die Auftraggeber nicht, aber ihm wurden 2,5 Millionen Solar geboten, wenn er das Schiff an einem bestimmten Koordinatenpunkt abliefert.« Sie sah kurz in die Aufzeichnungen und gab Oberst Strader eine Notizfolie, bevor sie weiter sprach: »Die Psycholatorsondierung brach seinen Hypnoblock und er bestätigte die Identität von Viktria Beypur als der Person, die ihn angeworben hatte. Ach ja, noch was: Die Personalakte von Viktria Beypur sagt aus, dass sie seit vier Jahren die Erde nicht mehr verlassen hatte, was darauf hindeutet, dass sie auf eigene Faust handelt, wobei noch unklar ist, was sich bei diesen Koordinaten befindet.« Sie setzte sich wieder. Nach einigen Sekunden stand Oberst Strader auf, bedankte sich bei Oberstleutnant Goimez, wies noch einmal auf die Geheimhaltung hin und kündigte eine aufklärende Durchsage über das Bordnetz an. Dann war die Konferenz beendet. Während des allgemeinen Aufbruchs hielt Strader Allan am Arm zurück, gab ihm die Notiz und fragte, was er davon halte. Nach einem sehr genauen Blick darauf fragte dieser leise: »Das ist innerhalb unseres Operationsgebiets, fast deckungsgleich mit den Koordinaten, an denen wir mit der Suche beginnen sollen. Was gedenken Sie eigentlich mit dem Hochverräter zu tun?« Emerson lauschte gespannt den Ausführungen der Sicherheitsoffizierin Africa Goimez, welche die Resultate der Verhöre der gefangen genommenen Saboteure vortrug. Zufrieden stellte er fest, dass sich sein Verdacht mit der 5D-Komponente im Gas bestätigt hatte. Und er war erleichtert, dass anscheinend niemand Misstrauen gegen ihn hegte, nach allen Ausreden und Ungereimtheiten, die er am gestrigen Tag fabriziert hatte. Auch Ron Laskas Versuche, ihn während des Verhörs zu diskreditieren, waren fehlgeschlagen. Allerdings war es ihm bisher noch nicht gelungen, mit Gonozal unter vier Augen über sein Fehlverhalten zu reden, das er unter dem Einfluß dieses vermaledeiten Gases an den Tag gelegt hatte. Schockiert war er hingegen, als er vom Schicksal Viktria Beypurs hörte, die als Chefin der Saboteure entlarvt worden war. Der Tod durch eine Cortexbombe war mit Abstand die widerlichste Art zu sterben und wenn er in den letzten Stunden etwas zu sich genommen hätte, dann wäre es ihm sicherlich hochgekommen, denn die Veego sind bei so etwas sehr empfindlich, da sie sonst nie auf diese Weise mit dem Tod konfrontiert werden. Auf der Konferenz hörte er auch zum ersten Mal von der Sonde, die während einem der von ihm programmierten kurzen Orientierungsaustritte von der CREST V aus gestartet worden war und den Auftrag hatte, das ATG-Feld zu zerstören. So zumindest hatte es Axel Carpenter in einer schriftlichen Notiz an Kommandant Strader mitgeteilt. Daraufhin waren der Oxtorner Taron Dawn und die Japanerin Yohko Takashi, deren Akte Emerson erst vor ein paar Stunden gelesen hatte, mit zwei neuentwickelten Raumjägern aufgebrochen, um die Sonde abzufangen. Sie würden bei einem der nächsten größeren Orientierungsaustritte wieder auf die CREST V stoßen, falls alles nach Plan verlief. Das bedeutete für Emerson vor allem, dass der von ihm aufgestellte Flugplan minutiös eingehalten werden mußte. Zudem vergrößerte diese Neuigkeit seine Sorge um Carpenter. Noch immer hatte die Sicherheitsabteilung keine Spur von ihm entdecken können, obwohl beinahe zwölf Stunden seit seinem Verschwinden vergangen waren. Emerson befragte dazu Robert Alun, der Carpenter als letzter gesehen hatte und der beschrieb den Gemütszustand des Feuerleitoffiziers zum damaligen Zeitpunkt als besorgt und niedergeschlagen. Aber außer Emerson schien sich niemand ernsthaft um den Vermissten zu sorgen. Am Ende der Konferenz strömten die etwa 40 Anwesenden aus dem Raum. Alun teilte Emerson auf dessen dementsprechende Frage mit, dass er sich zu den ehemaligen Anhängern von Dr. Tsuran und seiner Unheilslehre begeben würde, um diese zu resozialisieren. Gonozal unterhielt sich noch mit Strader über irgendwelche geheimen Dinge, also ging Emerson wieder an seinen Platz vor der Navigationskonsole. Nachdem die Konferenz beendet war, hatte Allan Vron schon vorsorglich hinaus geschickt, da er vor dem Kommandanten keinen Schutz brauchte. Vron sprach noch kurz mit Vario: »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass wir Sie nicht mehr verhören müssen. Neue Erkenntnisse machen dies überflüssig, aber warum sind Sie nicht einfach zum Verhör gekommen?« Vario gab an, dass er gar nichts davon gewusst hatte, dass man ihn in der Sicherheitszentrale sprechen wollte. So weit war also die Kontrolle der Saboteure gegangen. Nach der Konferenz verließ Beceefha mit seinen Tierchen den Raum. Als Erstes besorgte er für sich und seine Schützlinge etwas zu Essen. Dies war nicht ganz einfach, denn es war wirklich erstaunlich, was die drei so alles auf einmal essen konnten. Nachdem dieses Problem erledigt war, beschloss er, mit den beiden ein wenig zu spielen. Zu diesem Zweck begab er sich in eine der Trainingshallen, denn er hatte vor, seine Kabine weiterhin zu benutzen. Alun war nach dem Treffen der Gegenverschwörung zu den Mittgliedern der Tsurangruppe gegangen, die er wieder in die Crew eingliedern wollte. Um 12.15 Uhr hatte er mit mehreren Personen gesprochen und wollte eine kurze Pause einlegen. Alun verließ den Raum. Er sah den Marsianer a König in der Nähe sitzen Dieser starrte Alun an. »Was ist los alter Freund?« fragte Alun freundlich. »Du lebst noch, Robert? Die haben doch deinen Tod gemeldet!« »Häh??« Robert sah die Nachricht und rief in der Zentrale an. Hier ließen sich solche Meldungen am leichtesten widerlegen.
CREST V bitte melden! CREST V bitte melden!« Die Stimme des Funkoffiziers der JIFIL wiederholte den Aufruf immer wieder. Es klingt beinahe wie eine Aufzeichnung, dachte Doevelnik. Irgend etwas stimmt da nicht... Überhaupt war die ganze Situation eigenartig. Während er auf der Hundertsonnenwelt seiner Arbeit nachgegangen war, wobei er dort eigentlich gerade erst begonnen hatte und sich noch eingearbeitet hatte, war die Versetzung auf die CREST V gekommen. Laut den Aufzeichnungen »aufgrund einiger Neukonstruktionen der Schiffsrechner«. Toll! Angeblich in der Richtung, in der ich meine Diplomarbeit geschrieben habe – bloß, dass das auch schon ein paar Jahre her ist... dachte er missmutig. Wenige Stunden nach dem Versetzungsbefehl war auch schon die JIFIL, ein leichter Kreuzer der Städteklasse eingetroffen, um ihn abzuholen. »Eigentlich sind wir zu spät dran«, hatte Kommandant Vilato zu ihm gesagt, »aber das FHQ ist der Meinung, Sie müßten dort unbedingt an Bord und gibt ein technisches Gebrechen als Ursache für Ihre Verzögerung an.« »Mhm«, war Doevelniks einzige Antwort. »Selbstverständlich haben Sie über die Art des Defekts Schweigepflicht, berufen Sie sich meinetwegen auf die SolAb.« »Ja, Sir.« Mehr hatte er nicht von Vilato zu Gesicht bekommen. Nun waren Sie endlich bei der CREST V angekommen, und er wollte die Erlaubnis, per Transmitter an Bord kommen zu dürfen. Aber die Funkzentrale der CREST schien nicht zu antworten. Doch – endlich – nach einer Weile: »Hier CREST V, haben Sie als Kreuzer JIFIL identifiziert. Was wünschen Sie?« Der Funkoffizier nickte Dovelnik zu. »It's your turn, Sir!« »CREST V! Hier spricht Djulf Doevelnik. Ich bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen!« Da sich Allan in der Zentrale aufhielt, war auch Vron dort. Er war geschockt, als er die Nachricht von Aluns Tod erhielt. Der Terraner sollte angeblich an einem plötzlichen Herzversagen gestorben sein. Als sich Alun aus der Sicherheitszentrale meldete, verstummten alle in der Zentrale. So wurden auch mehrere Funksprüche des Kreuzers JIFIL überhört. Erst spät reagierte der Funker auf den Ruf. Strader erteilte die Erlaubnis ohne weitere Verzögerung. Vron suchte inzwischen den Bericht über Aluns Tod heraus und sprach mit den Leuten, die ihn gefunden hatten. Dabei kam heraus, dass alles nur ein Missverständnis war. Der Tote besaß einen ähnlichen Namen wie Alun und der war falsch weitergegeben war.
Emerson nahm sein Studium der Personaldateien wieder auf und gab sich dem sinnlosen Versuch hin, die Akten aller 8000 Besatzungsmitglieder auswendig zu lernen. Erst kurz vor 12.00 Uhr wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder der Außenwelt zu. Gespannt wartete er auf das Ende der ersten größeren Linearetappe und das Rendezvous mit dem Transportraumer JIFIL. Seine Konzentration wurde jäh unterbrochen, als die Nachricht über den Tod des Galaktopsychologen Robert Alun über Interkom in der Zentrale bekanntgegeben wurde. Während er die Meldung noch zu verdauen versuchte, meldete sich der Totgesagte aus der Sicherheitszentrale, um die Falschmeldung höchstpersönlich zu widerlegen. Emerson war so erschrocken, dass er beinahe vom Stuhl gefallen wäre und verpasste völlig den Rücksturz in den Normalraum. Erst als irgend jemandem namens Djulf Doevelnik die Kommunikationszentrale um Erlaubnis zum Betreten des Schiffes bat, bemerkte Emerson, dass die CREST V mit voller Triebwerksleistung verzögerte und der Transportkreuzer JIFIL bereits mehrere Funkanrufe an sie gerichtet hatte. Gleich nachdem Kommandant Strader die Erlaubnis erteilt hatte, meldete sich Emerson freiwillig, um das neue Besatzungsmitglied willkommen zu heißen. Nachdem Emerson das neue Besatzungsmitglied Djulf Doevelnik an Bord begrüßt und ihm einen kurzen Überblick über das Geschehen der letzten beiden Tage verschafft hatte, kehrte er in die Zentrale zurück und sprach endlich mit dem Ersten Offizier Allan Dean Gonozal. Emerson konnte ihm glaubhaft versichern, daß sein Verhalten am gestrigen Tag auf das halluzinogene Gas zurückzuführen war. Zur Bekräftigung seiner Worte legte er ein ärztliches Attest vor, ausgestellt von Dr. Patrizia Drake, das ihn von aller Schuld reinwusch. Gonozal hielt ihm einen kurzen Vortrag über geistige und körperliche Disziplin und entließ Emerson dann aus seinen heutigen Pflichten als Navigator, nachdem er erfahren hatte, dass Emerson schon seit über 12 Stunden Dienst schub. Erleichtert darüber, dass er noch mal davongekommen war, verließ Emerson die Kommandozentrale. Doch er dachte nicht daran, sich auf die faule Haut zu legen. Statt dessen ging er zur Sicherheitszentrale, um sich über die Fortschritte bei der Suche nach Axel Carpenter zu erkundigen. Er wurde eine Zeit lang von einem Sicherheitsbeamten zum anderen geschickt, bis er schließlich zu Timotha a König gelangte, der ihm endlich die erwünschte Auskunft zu geben bereit war. Er eröffnete Emerson, dass es überhaupt keine koordinierte Suche gab. »Wir haben eigentlich nur Carpenters Kabine überprüft und diese verschlossen vorgefunden«, sagte a König. »Da wir nicht in der Lage waren, den Öffnungscode zu knacken, haben wir uns damit begnügt, eine Sensorenkontrolle vorzunehmen.« »Und?« wollte Emerson wissen. »Er war anscheinend seit etwa einem halben Tag nicht mehr in seinem Quartier und hat auch sonst keinen Hinweis auf seinen derzeitigen Aufenthaltsort zurückgelassen«, erwiderte a König. Mit dieser mageren Auskunft verließ Emerson die Sicherheitsabteilung und kehrte in seine Kabine zurück, um seinen Veegodatenspeicher zu holen, und ging dann direkten Weges zu Axel Carpenters Kabine. Einige Stunden zuvor saß Carpenter in seinem Quartier und fertigte einen Bericht für die Solare Abwehr an. Ein kurzer Blick auf das Chronometer zeigte ihm, dass es auf der Erde jetzt 02:30 Uhr war. Carpenter setzte seine Unterschrift unter den Bericht und schloss ihn ab. Gerade als er sich ins Bett begeben wollte, piepte das Interkom und er aktivierte es. »Was ist?« fragte er mürrisch. »Sir, wir haben ein Funkspruch, der von der SolAb kommt und nur für Sie bestimmt ist.« »Solab? OK, schicken Sie ihn mir, und kein Wort zu niemanden!« »Verstanden, Sir!« Einen Augenblick später wurde ihm die Nachricht übermittelt. Carpenter entschlüsselte sie und ließ ihn von der Positronik auf eine Folie ausdrucken. Er las den Text mehrmals bevor er ihn auch vollständig begriff. Alles vorbei! dachte er. Sol wurde entdeckt und vernichtet, Perry Rhodan tot. Wenn dieser Fall eintrat, gab es die eindeutigen Befehle von der SolAb, alle Akten zu vernichten und nach eignen Ermessen handeln. Viele bevorzugten wohl lieber den Tod als unter Fremdherrschaft zu leben. Carpenter ging zu seinem Bett und legte sich hin. Einmal las er die Nachricht noch, dann ließ er sie zu Boden fallen. Ein Knacken in seinem Mund zeugte davon, dass er die Giftkapsel zerbrochen hatte. Ein letztes Mal blickten seine Augen sich im Raum um, sahen ein letztes mal das Licht, dann Dunkelheit. Wie er vermutet hatte, zeigten seine Zugriffscodes bei Carpenters Türschloß keinerlei Wirkung. Auch wenn Emerson in der Lage gewesen wäre, sich dank seines Veegocomputers in alle anderen Computersysteme des Solaren Imperiums zu hacken und dabei die wichtigsten Paßwörter zu erhalten, so war selbst ihm das bei den Systemen der SolAb und der USO nie gelungen, denn diese Geheimorganisationen änderten ihre Eingangssubroutinen und Verschlüsselungsalgorithmen beinahe täglich komplett ab, so dass ein einmal geknacktes Passwort kein zweites Mal benutzt werden konnte. Und mit genau so einem Verschlüsselungssystem war Carpenters Kabine verriegelt. Deshalb hatte Emerson auch vorsorglich seinen Datenspeicher mitgenommen, der dank der den terranischen Positroniken weit überlegenen Technik in nur wenigen Minuten den Code knacken konnte. Mit bangem Herzen betrat er die Kabine und fand dort seine zwei Vermutungen bestätigt. Die eine war diejenige, dass Carpenter die Sicherheitssensoren in seiner Kabine manipuliert hatte und sich in Wirklichkeit die ganze Zeit über dort aufgehalten hatte, sich völlig in Sicherheit wiegend vor der Entdeckung durch andere. Das hatte Emerson schon zu vermuten begonnen, als a König ihm von den »umfangreichen« Bemühungen seiner Abteilung bei der Suche nach Carpenter berichtet hatte. Die andere Vermutung hegte er schon viel länger, aber es schockierte ihn dennoch, sie bestätigt zu finden. Carpenter lag leblos auf seinem Bett, einen Ausdruck der Erleichterung und Zufriedenheit auf seinem Gesicht. Emerson trat an den reglosen Körper heran und suchte an seinem Hals nach einem Puls, fühlte jedoch nur einen völlig ausgekühlten menschlichen Leib. Die Leichenstarre war bereits eingetreten, also musste der Todeszeitpunkt etwa einen halben Tag zurückliegen. Der Leichnam schien äußerlich unverletzt, daher vermutete Emerson, dass der Tod durch Vergiftung hervorgerufen worden war. Zwar hatte er keine kriminalistische Ausbildung, doch sagte Emersons gesunder Veegoverstand, dass hier in diesem Zimmer kein Kampf stattgefunden hatte. Der einzige logische Schluss, den er aus dieser Feststellung ziehen konnte, war, dass Axel Carpenter Selbstmord begangen hatte. Diese Erkenntnis schockierte ihn noch mehr als der bloße Tod selbst, mit dem er hier konfrontiert war. Als Emerson sich in dem Raum umblickte, um eine Erklärung für diese Tragödie zu finden, fiel sein Blick auf eine bedruckte Folie auf dem Boden neben Carpenters Bett. Als er sie aufhob und las, vergrößerte sich seine Verwirrung. Es handelte sich um das Rezept für bluesischen Zuckerplasmapudding! Was hatte dieses wirklich unglaublich süße Dessert mit Carpenters Selbstmord zu tun? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn! Um sich einen Reim auf dieses ganze Mysterium machen zu können, suchte er nach weiteren Anhaltspunkten. Er durchsuchte die gesamte Kabine mehrere Male, aber er fand nichts außer Carpenters persönlichen Besitztümern. Keinerlei Dokumente oder sonstige Unterlagen darüber, dass Carpenter Agent der SolAb oder USO war, doch dies stand für Emerson eindeutig fest. Wie es schien, hatte er alle Spuren verwischt. Es blieb nur noch der Anschluss des Zentralcomputers, der standardmäßig in jedem Mannschaftquartier installiert war. Überraschenderweise bekam Emerson sofort Zugriff auf die persönlichen Dateien des verstorbenen Feuerleitoffiziers. Er hätte irgendeine Form der Codierung oder eine Zugangssperre erwartet, die er nur mit Hilfe seines Veegocomputers hätte knacken können, doch das Terminal begrüßte ihn mit einer Auflistung aller gespeicherten Daten, als hätte es nur darauf gewartet. Die Inhaltsangabe enthüllte dann allerdings, dass Carpenter auch hier ganze Arbeit geleistet hatte. Es gab nur noch eine einzige Datei, der zudem den Namen »Für den Kommandanten!« trug. Als Emerson sie öffnete, verwandelte sich seine Verwirrung in pures Erstaunen. Auf dem Bildschirm erschien ein Text, in dem Axel Carpenter von einer Nachricht redete, die er angeblich von einem seiner Vorgesetzten erhalten hatte. Sie berichtete von der Zerstörung des Sol-Systems und dem Tod Perry Rhodans! Es dauerte einige Momente, bis Emersons das verdaut hatte. War Carpenter denn total verrückt geworden? Wie wollte er mitten im Linearraum eine Funkbotschaft erhalten haben, die nicht in der Kommunikationszentrale aufgefangen worden war? Und wenn die Erde tatsächlich zerstört worden wäre, dann hätte die JIFIL das mit Sicherheit gewusst und es uns mitgeteilt! Wie kam er nur auf diesen Irrsinn? Hatte er etwa deswegen Selbstmord begangen? Emerson war über die Maßen bestürzt, das Carpenter offensichtlich auf Grund einer zeitweiligen Geistesverwirrung sein Leben beendet hatte. Er betrachtete nochmals die Computerfolie, die neben dem Bett gelegen hatte. Sollte es möglich sein, dass ein geistig gesunder Mann ein Kochrezept mit einer Hiobsbotschaft verwechseln konnte? Der musste ja einen kompletten Dachschaden haben! Da dämmerte Emerson die Wahrheit. Vor nicht mal einem Tag war Carpenter von den Saboteuren niedergeschlagen und dann vergiftet worden. Wie durch ein Wunder hatte er es überlebt, sicherlich nur durch irgendwelche Schutzimpfungen, die er vorsorglich von seiner Dienststelle erhalten hatte. Doch war das wirklich alles? Man vermutete, dass die Saboteure den Feuerleitoffizier nur deshalb eliminieren wollten, weil er sich unvorsichtigerweise als Agent der USO oder der SolAb zu erkennen gegeben hatte. Doch dann hätten die Attentäter mit der Impfung rechnen müssen, denn das war eine standartisierte Vorgehensweise dieser beiden Organisationen. Hatten sie ihm vielleicht unbemerkt irgend etwas injiziert, das bei der oberflächlichen medizinischen Untersuchung nicht bemerkt worden war? Vor kurzem hatte Emerson erfahren, dass man dem zweiten Offizier Artor Seek einige Nanoroboter in sein Gehirn implantiert hatte, die ihn stundenlang bewusstlos gehalten hatten. Hatte man dasselbe mit Carpenter gemacht, nur diesmal mit dem Unterschied, dass die Naniten seine Wahrnehmung beeinflusst hatten? Emerson war zwar kein Experte auf dem Gebiet, aber es erschien ihm durchaus möglich, dass man Carpenter auf diese Weise in den Suizid getrieben hatte. Doch das konnte nur eine kriminalistische Untersuchung endgültig klären. Es war höchste Zeit, die Sicherheitsabteilung zu verständigen.
Bei dem Eintreten der kleine Gruppe verließen die meisten der gerade Anwesenden fluchtartig die Halle, als sie die beiden Tiere sahen. Beceefha begann nun also, ein bisschen zu spielen. Dies war relativ anstrengend, fand der Überschwere. Er machte sich deshalb die gedankliche Notiz, dass ihm bis zur nächsten Spielstunde etwas besseres einfallen musste. Er konnte seine beiden Mitspieler nur mit dem Wort »Mittagessen« überreden, dass es nun Zeit war, mit dem Spielen aufzuhören. Nach dem Essen brachte er die beiden Tiere in die Kabine und verschloss die Tür. Wieder in der Trainingshalle begann er noch etwas für sich selbst zu tun und beendete seine Übungen gegen 15.00 Uhr Bordzeit. Als er zurückkam, schliefen Tora und Sauron. Er beschloss also, sich auch bis zum Abendessen hinzulegen. Als es Zeit zum Abendessen war, wurde er von einem feuchten Etwas geweckt, das er im Gesicht hatte. Tora hatte anscheinend auch beschlossen, etwas zu essen und weckte Beceefha mit ihrer Zunge. Sauron schaute sich das in aller Ruhe an und wartete, bis es Zeit war, loszugehen. Nach der letzten Malzeit an diesem Tag trat Beceefha nun seinen Dienst an. Es war eine wirklich langweilige Schicht. Das Einzige, was ihn ein wenig aufmunterte, war die Information, dass die Bordwaffen bis zum Treffen mit Dawn und Yohko wieder in Ordnung sein sollten. Sie waren ja nie ernsthaft beschädigt gewesen, aber mit Hilfe des neuen Positronikspezialisten sollte die Positronik in den angegebenen drei Tagen wieder flott sein. Nach dem Dienst in der Feuerleitzentrale hatte er sich mit seiner neuen Feuerorgel schon ganz gut vertraut gemacht. Und er war sich sicher, dass er bis zur Ankunft im Zielgebiet in der Lage sein würde, alles aus den Geschützen holen zu können, was drin war. Als Artor die Augen aufschlug, sah er grelles, gleißendes Licht. Stimmen drangen an sein Ohr und ein leichtes Schwindelgefühl beherrschte ihn, doch dann verschwanden die Schleier der Bewusstlosigkeit und Artor konnte Patrizia Drake auf dem Bettrand erkennen. »Hallo Artor, da hast du aber Glück gehabt.« Sie hielt eine kleine Schachtel in ihrer Hand. Darin waren einige kleine Metallsplitter zu erkennen. Artor blickte sie verwirrt an. »Was ist das?« »Das sind mikroskopisch kleine Roboter, die jemand in das Schlafzentrum deines Gehirnes injiziert hat, um dich bewußtlos zu halten. Wir hatten große Mühe, sie zu finden.« Artor nickte, schwang sich auf den Bettrand und begann, sich anzuziehen. Zehn Minuten später war er in der Zentrale und ließ sich einen Lagebericht geben.
Yohko ging es wie ihrem Kollegen Dawn. Bis zum ersten Orientierungsaustritt konnte sie keine Spuren der Sonde entdecken. Und auch die Normalortung ergab keinen Befund, so dass sie nach den zum Aufladen der Triebwerke nötigen 5 Minuten wieder auf Eintrittsgeschwindigkeit beschleunigte und in den Linearraum eintauchte. 20 Minuten später signalisierte die Bordpositronik ihr eine Ortung. Aufgrund des recht schwachen Signals musste es sich um ein sehr kleines Objekt handeln und es bewegte sich auch recht langsam. Das muß die Sonde sein! schoß es Yohko durch den Kopf und sie begab sich sofort auf Abfangkurs. Weitere 30 Minuten später beendete die Sonde endlich. Ihre Linearetappe und Yohkos Jäger wurde automatisch von Bordpositronik aus dem Linearflug gerissen. Während schon die Umformer aufheulten um die Speicher des Impuls-Triebwerks wieder aufzufüllen, flog sie mit für die Jäger langsamen 600 km/s auf die Sonde zu. Langsam und sehr genau nahm sie die Zielortung vor. Schließlich durfte sie nicht vorbeischießen. Sie hatte ja nur wenige Transformbomben an Bord! Also überprüfte sie noch während ihrer Annäherung an die Sonde ständig die Zielprogrammierung. Dann war es endlich soweit – die Sonde war in Reichweite! Mit einem sehr entschlossenem Gedankenbefehl löste Yohko die Transformkanone aus... Habe ich getroffen? fragte sich Yohko. Es verstrichen zwar nur wenige Sekundenbruchteile bis zum Zieleinschlag, aber ihr kamen sie wie eine Ewigkeit vor. So war sie schon lange nicht mehr angespannt gewesen. Wenn sie es sich richtig überlegte eigentlich seit dem Tod ihrer Eltern vor 14 Jahren. Damals hatte sie nur haarscharf überlebt und die Bilder ihrer Erinnerung quälten sie noch heute in ihren Träumen. Die ganze Familie war an Yohkos 14. Geburtstag in eines dieser gewaltigen Erholungs- und Freizeitzentren gefahren. Sie hatte sich sehr darüber gefreut und tobte den ganzen Vormittag mit ihrem jüngeren Bruder durch das Zentrum, während sich ihre Eltern in einem heißen Bad entspannten. Gegen Mittag sollten sie und ihr Bruder sich wieder mit ihren Eltern zum Essen treffen. Sie kamen jedoch zehn Minuten zu spät und sahen, als sie gerade durch die Tür des Restaurant kamen, wie ein kleiner Mann, Yohko würde sein Gesicht nie vergessen, mit wahnsinnigem Lachen einen kleinen, kugelförmigen Gegenstand fallen ließ und noch während dem Fall mit einem leisen »Plop« verschwand. Dann kam die Explosion und Yohko wurde es schwarz vor Augen. Als sie wieder zu sich kam lag sie in einem Krankenhaus. Ihr Leben hatte an einem seidenen Faden gehangen, wie es die Ärzte nach ihrer Gesundung ausdrückten. Am Schlimmsten war jedoch die Tatsache, dass sie als Einzige den Terroranschlag überlebt hatte und das auch nur, weil der Körper ihres Bruders einen großen Splitter abgefangen hatte, der sonst sie getroffen hätte. Damals schwor sie sich gegenüber Terroristen und sonstigen Verbrechern keine Gnade walten zu lassen. Diese Verbrecher dürfen mit der Sonde keinen Erfolg haben! dachte Yohko wütend und in diesem Moment erschien vor dem Jäger eine Kunstsonne, wo noch wenige Sekundenbruchteile vorher die Sonde gewesen war. Drei Stunden später gab sie das verabredete Signal an Dawn, der sich gerade in der abgesprochenen Ortungspause befand, dass sie die Sonde erwischt hatte. Und beide begannen mit dem Rückflug. Drei langweile Tage Linearflug später erreichten Dawn und Yohko mit ihren Jägern den vereinbarten Treffpunkt mit der CREST V. Sie hatten sogar noch einige Minuten Zeit bis zum Eintreffen des Schiffes. Dann erschien sie und Dawn nahm Kontakt auf, so dass die beiden Jäger landen konnten. Während die CREST V schon wieder in der Linearraum stieß, verließen Dawn und Yohko gerade ihre Jäger und begaben sich auf den Weg in die Zentrale, um ihren Bericht bei Allan Gonozal abzuliefern. Robert Alun war in der Zentrale. Bei diesem Orientierungsmanöver sollten sie die Jäger von Dawn und Takashi treffen. Wie alle anderen war der Galaktopsychologe angespannt. Jetzt erfuhren sie, was mit der Erde passiert war. In den meisten Gesichtern drückte sich Hoffnung und Angst aus. Sie erreichten den Orientierungspunkt und sahen die Jäger sofort. Daniel, der Funker stellte sofort Kontakt her. »Haben Sie ihren Auftrag erledigt?« fragte Strader die Beiden, während er sich bemühte ruhig zu bleiben. Dawn grinste und sagte: »Natürlich!« In der Zentrale brach Jubel aus. Die beiden Beibootkommandanten wurden, als sie die Zentrale betraten, gefeiert. Nachdem sie ihren Bericht abgeliefert hatten, kam der Vorschlag, eine Erdrettungsparty zu veranstalten. Dieser wurde sofort angenommen.
Lasitus saß vor dem Terminal und wartete, bis eine Verbindung im ganzen Schiff stand. Lange genug hatte er mit seinen Leute geredet und sogar mit den Psychologen. Er entschied sich dafür, sein Argument: »Lieber eine Crew hinter sich haben, die ihrem Kommandanten vertraut, als eine Crew, die den Kommandanten hasst.« Die Verbindung stand, und das Erste, was er tat, war, die Crew zu begrüßen. Dann fing er an zu erklären: »In letzter Zeit ist auf dem Schiff eine Menge passiert. Einige wussten davon, viele nichts. Ich habe mich entschieden, zu erzählen was passiert ist. Es fing schon kurz nach dem Start an: Zwei Roboter wurden manipuliert und drehten durch, diese Sache ging zum Glück ohne Probleme aus.« Lasitus überlegte. Dann erzählte er vom Attentat auf sich und auf andere, vom Gas und der Sonde. Er plauderte so ziemlich alles aus. »Und nun wird es dafür eine Party geben.« Robert Alun betrat die Party, die schon im vollen Gange war. Er sah auch Vron, der ihn ansprach: »Na Dokter, auch schon da? Ihre Schicht endet doch erst in einer halben Stunde?« Robert lachte. »Ich habe im Moment keinen Patienten. Sie glauben doch wohl nicht, dass sich jemand die Party entgehen lässt. Aber warum sind Sie hier, Sie gehören doch zur selben Schicht?« Vron grinste.«Ich habe noch einige Stunden, von meiner Doppelschicht am ersten Arbeitstag. Die hab ich mir halt jetzt genommen.« Robert sah auch Arthor Seek, der vollständig wiederhergestellt war. Fast jedenfalls, denn hinter Arthor stand immer noch ein Medoroboter, der ihm fortwährend den Nacken massierte, während Arthor einen Wodka nach dem anderen kippte. Als ihn einer der anderen Offiziere fragte, ob das denn gut für ihn sei, wenn er immer noch wegen der Mikroroboter Kopfschmerzen habe, antwortete er lautstark: »Das ist Medizin!!! Das betäubt den Schmerz! In jedem guten Arzneimittel ist etwas Alkohol. Jedenfalls in denen, die gut schmecken.« Dann kippte er wieder an einen. Dabei dachte er kurz an Carpenter, der sich selbst getötet hatte. Aber er konnte einfach nicht betrübt sein. Die Nachricht von der Rettung der Erde war zu überwältigend. Er hatte die letzten Tage Angst gehabt, vor allem um seine Familie und seine Freunde auf der Erde und jetzt war ihm nur noch nach Feiern zumute. Nachdem er von seiner Mission zurückgekehrt war, hatte Dawn sich noch schnell in seiner Kabine frisch gemacht, was nicht sehr einfach war, da er immer noch nicht zum auspacken gekommen war. Dann war er auf die Party gegangen, von der ihm einige Crewmitglieder so sehr vorgeschwärmt hatten. Anfangs war es noch nicht sehr voll gewesen und er hatte keine Probleme, einen Platz an der Bar zu finden. Er bestellte sich einen Vurguzz, in der Hoffnung, dass die Alkoholsperre aufgehoben sei. Dieser kam zu seiner Freude sofort und Dawn gesellte sich, nachdem er einen großen Schluck genommen hatte, zu einer Gruppe von Mannschaftsmitgliedern, die sich köstlich zu amüsieren schienen. Als Dawn das Gespräch auf ihre Mission lenkte, erfuhr er, dass der Kommandant der Crew endlich die Wahrheit gesagt hatte, nachdem Beceefha die Saboteure geschnappt hatte. Der gute alte Überfette, dachte Taron. Wie hat er das bloß geschafft? Auf eine entsprechende Frage hin erfuhr er von einer relativ kleinen Brünetten, dass auch die beiden Tiere dabeigewesen waren. Das erklärte natürlich alles. Bei einem zweiten Blick auf die hinzugekommene Frau fiel ihm ihre besondere Schönheit auf. Sie hatte keine besonderen körperlichen Maße, und viele Männer würden an ihr wahrscheinlich überhaupt nichts ungewöhnliches finden, doch sie hatte etwas an sich, das Dawn faszinierte. Ihr Haar passte so gut zu ihren ebenfalls braunen Augen und das Gesicht konnte er trotz einiger kleinerer Mäkel nur als wunderschön bezeichnen. Dawn schätzte sie vielleicht auf 35, keinesfalls älter. Sie war also noch sehr jung, hatte aber, wie er später erfahren sollte, eine relativ hohe Position als Beibootkommandantin inne. Da er sich allerdings auch noch am Anfang seines Lebens befand mit seinen 52 Jahren, war der Altersunterschied kein Problem für ihn. Ihm fiel auf, dass sie gar nichts trank und er erkundigte sich nach ihren Wünschen. »Das ist aber freundlich«, erwiderte sie mit einem bezaubernden Blick. »Wenn Sie so freundlich wären und mir einen Pernod bestellen würden?« Mühsam riß Dawn sich von ihrem Anblick los und bestellte bei der Robotautomatik einen Pernod für sie. Während er darauf wartete, dachte er über diesen seltsamen Wunsch nach. Obwohl er auf Oxtorne als Kenner terranischer Spirituosen weit bekannt war, konnte er mit diesem Namen nichts anfangen. Als dann nach nur 5 Sekunden das Glas mit der grünen, leicht milchigen Flüssigkeit auf der Bar stand und Dawn den betäubenden Geruch von Anis wahrnahm, trank er den Rest seines Vurguzz schnell aus und bestellte sich auch einen Pernod. Mal sehen wie das schmeckt! dachte er bei sich. Er trug die beiden Gläser zu ihrem Stehtisch herüber und drückte der Brünetten ihr Glas in die Hand. Als er dabei für einen kurzen Augenblick ihre Hand berührte, durchlief ein Schauer seinen Körper. Sie musste es gemerkt haben, denn sie lächelte ihn wissend an und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Wieder musste sich Dawn zwingen von ihr wegzusehen und hob das eigene Glas an. »Bevor wir miteinander anstoßen«, sagte sie, »würde ich gerne wissen, wie Sie heißen.« »Taron Dawn«, antwortete er, und fügte linkisch hinzu: »Sie dürfen mich natürlich Taron nennen!« »Taron, was für ein hübscher Name«, antwortete die Frau. »Ich heiße Natalie.« So, und nun gehe ich auch zu dieser Party, dachte Beceefha, nachdem er eine Weile geschlafen hatte. Er beschloss, seine beiden Pflegetiere gleich mitzunehmen, um sie ihren Besitzern wiederzugeben. Wenn die beiden die Party aufmischen, ist das ja nicht mehr mein Problem, sagte er sich. Er ging nun also in die Gemeinschaftsmesse. Kaum war die Tür offen, sprinteten seine beiden Haustiere auf Zeit auch schon los. Tora war relativ geschickt dabei und wich allen im Weg stehenden Leuten aus, bevor sie sich einer ausgiebigen Begrüßung ihrer Herrin widmete. Dann nahm sie sich ein großes Stück Fleisch von einem der Tische und verkroch sich damit unter selbigem. Sauron stellte sich etwas ungeschickter an. Er riss einige Leute um, bevor auch er sein Herrchen erreichte. Taron führte gerade eine nette Unterhaltung mit seiner neuen Bekanntschaft und sie lauschte gespannt seiner Geschichte von der Sondenabfangmission, als er plötzlich Sauron auf sich zuspringen sah. Nein bitte nicht jetzt! dachte Dawn, doch der Okrill gehorchte ihm nicht. Freudig sprang er weiter, bis Taron ihn mit einem sanften Fausthieb aus der Luft fing. Er hatte befürchtet, dass Natalie jetzt entsetzt davonweichen würde, doch da hatte er sich gründlich getäuscht. Interessiert betrachtete sie den Okrill und bemühte sich ihre Bewunderung zu verbergen, die sie für die Kraft des Oxtorners empfand. »Ist das Ihr Okrill, Taron?« fragte sie. »Ich dachte, die sind an Bord von terranischen Raumschiffen verboten? Und wie sind Sie eigentlich durch das ATG-Feld gekommen?« Nachdem Yohko schnell geduscht hatte, begab sie sich auf die Party. Sie hatte ihren buntgeblümten Seidenkimono angezogen und freute sich schon sehr darauf, ihren Tiger Tora wieder zusehen. Auf dem Weg zur Messe drehten sich mehrfach Mitglieder der Besatzung nach ihr um und schauten sehr verdutzt. Die haben scheinbar noch nie einen Kimono gesehen! dachte sich Yohko verschmitzt und ließ sich nicht anmerken, dass sie die Blicke sofort registriert hatte. Dann war sie endlich da. Die Messe hatte momentan mehr Ähnlichkeit mit einer Disco als mit einer Militärkantine, die sie ja eigentlich war. All die Leute, die leicht gedämpfte Beleuchtung, die Musik und einfach die gesamte Stimmung waren überwältigend. Noch während Yohko sich umsah, kam ein Schatten auf sie zugehetzt und hätte sie fast umgerissen. Erst im allerletzten Moment bremste Tora ihren Lauf ab, sie hatte nämlich Yohkos Lieblingskimono erkannt und wusste, dass sie Ärger bekommen würde, wenn diesem etwas passierte. Also begnügte sie sich mit einem freudigen Abschlecken ihrer Hände, worauf ihr Frauchen sofort anfing, sie zu knuddeln. Als Yohko Oberst Strader bemerkte, schickte sie Tora sich etwas zu Essen besorgen und begab sich zu Strader. »Eine schöne Party haben Sie hier organisiert, Captain! Wie ich sehe, geht es Ihnen wieder viel besser. Das freut mich. Ein Schiff ohne Captain ist nur ein halbes Schiff.« Während sie ihn mit dieser Redewelle bearbeitete, schob sie ihn mit leichtem Druck in Richtung Bar und bestellte eine größere Ladung Sake, mit dem sie dann Strader zuprostete. Strader wunderte sich nicht schlecht, was diese Japanerin so alles an Alk vertrug. Er selbst hielt zwar auch einiges aus, aber dieser Sake war mörderisch! Er hatte bestimmt schon einen halben Liter getrunken und fühlte sich leicht beschwipst, aber Yohko hatte bestimmt schon die doppelte Menge intus und schien ihm immer noch gänzlich nüchtern! Noch während er diesem Gedanken nachging, hörte er von seinem Gegenüber: »Ich muß Sie jetzt verlassen, Oberst, aber ich will doch mal schauen, was mein Kollege Dawn so treibt!« Mit einer eleganten Drehung glitt Yohko von ihrem Barhocker und verschwand in der Menge. So nach und nach betraten auch die Leute der Hauptschicht die Gemeinschaftsmesse. Dafür verließen einige andere die Messe. Einige wirkten nicht mehr sehr nüchtern. Alun hoffte bloß, dass es heute keine so großen Probleme geben würde. Um 19.30 Uhr betrat Allan die große Gemeinschaftsmesse, in der die Luft bereits schwer am brennen war. Dafür, dass dies ein Kriegsschiff ist, läuft das hier ziemlich aus dem Ruder, dachte er, als er zur Theke gehen wollte und beinahe von einigen Paaren über den Haufen »getanzt« worden wäre. Immerhin hatte er dafür gesorgt, dass die Dienstschicht nicht zur Party gehen konnte und deshalb hatte er natürlich auch seine Schicht komplett durchziehen müssen. Als er endlich sich an die Theke durchgekämpft hatte, bekam er sofort ein Bier in die Hand gedrückt, was ihn nicht wenig wunderte, denn offiziell befand sich das Fahrzeug im Kriegseinsatz und somit unter absolutem Alkoholverbot laut Flottengesetz. Allan beschloss, »anzunehmen«, dass der Kapitän das Alkoholverbot außer Kraft gesetzt hatte. Nach einigen Minuten erkannte er ein bekanntes »Gesicht«: Tora, das Miezekätzchen von Yohko Takashi lag unter einem Tisch, hatte eine enorme Fleischkeule zwischen ihren Pfoten und bearbeitete diese mit Inbrunst. Allan ging hinüber, sich fragend was wohl aus dieser Party geworden wäre, wenn er und der Kapitän nicht beide ein paar Tage vor dem Starttermin Sonderverpflegung verlangt hätten. Solch eine Party mit Syntogrütze und Fruchtsaft... nee, wohl eher nicht. Als er am Tisch angekommen war, ging er in die Knie und schaute dem »Kätzchen« ins Gesicht, welches daraufhin aufhörte zu kauen, aber nicht sonderlich begeistert aussah. Wahrscheinlich wollte es seine Beute nicht teilen und befürchtete, dass Allan jetzt genau das verlangen würde. Gerade, als Allan wieder aufstehen wollte, stolperte jemand rückwärts gehend über Allan und diese ihm bis jetzt unbekannte Person lag in sekundenschnelle vor dem Raubtier auf dem Boden. Es war Yohko Takashi, die Besitzerin der Großkatze. Nach einigen gemurmelten Entschuldigungen und Gekichere standen beide wieder und unterhielten sich etwas. Allerdings war das Ganze etwas ungemütlich für Allan, da er sich beim Umfallen etwa ein Drittel seines Bieres über die Uniform gegossen hatte. Zwar war der Uniformstoff von der Feuchtigkeit nicht zu durchdringen, da die mittlere Schicht ja als Notraumanzug ausgelegt war, aber es bildete sich jedoch ein ziemlich hässlicher Fleck auf dem Brustteil der Uniform. Also verabschiedete sich Allan rasch, um etwas Bequemeres oder etwas Trockneres anzuziehen. Nach einigen Minuten des Suchens, während denen sie auch auf Allan traf, der sich scheinbar gerade mit Tora verbrüdern wollte, entdeckte Yohko Taron, der bei einer hübschen Brünetten stand und sich etwas linkisch mit ihr unterhielt. »Dawn mein Freund!« begrüßte sie ihren Kollegen, der an dem fehlenden -san erkannte, dass sie schon leicht angeheitert war. Doch scheinbar hatte seine Gesprächspartnerin das falsch verstanden, denn sie war gerade dabei sich abzuwenden... Verdammte Scheiße! dachte er und gab der Japanerin zur Begrüßung einen sanften Klaps auf den Rücken, der sie fast zwei Meter weit zurücktaumeln ließ. »Darf ich Ihnen Ihre Vorgesetzte Yohko Takashi vorstellen?« fragte er Natalie. »Sie ist die Kommandantin der 2. Beibootflottille. Yohko, das hier ist Natalie, Kommandantin der KC-XI.« Die beiden schüttelten sich die Hände, womit Yohko wohl schon einige kleine Schwierigkeiten hatte. Kein Wunder, wenn man den ganzen Abend schrecklichen, warmen Sake trinkt! dachte er bei sich und bestellte noch eine Runde Vurguzz. Der Pernod hatte zwar einen interessanten Geschmack, war ihm aber nicht hochprozentig genug. Irgend jemand hatte die Musik in der Kantine noch einmal lauter gedreht, und so verstand der tief in ein Gespräch über moderne Raumschiffsantriebe verwickelte Dawn die Positronik erst beim dritten Mal. »Es tut mir leid, Sir, aber einige Personen an diesem Tisch haben das an Bord erlaubte Alkoholniveau bereits überschritten, Ihre Bestellung einer Runde Vurguzz kann leider nicht ausgeführt werden!« Kein Wunder, dachte Dawn. Es ist ja auch schon die sechste Runde und wenn man sich Yohko so ansieht... Diese war gerade dabei sich einem anderen Tisch zuzuwenden, der seltsamerweise nicht mit ihr sprechen wollte. Damit standen Dawn und Natalie alleine am Tisch. Jetzt oder nie! dachte sich Taron und lud Natalie auf ein Gläschen Wein in seine Kabine ein. »Einen echten 3345er Bordeaux habe ich da noch herumliegen!« sagte er. »Wir können danach natürlich wieder hierhin gehen, aber da wir hier ja nichts mehr bekommen...« Prompt bejahte sie und Dawn verschwand mit ihr in Richtung seiner Kabine. Auf dem Weg dorthin warf er Beceefha noch einen triumphierenden Blick zu, dann schloss sich das Schott hinter ihnen. ENDE Die Sonde ist ausgeschaltet, der wahre Auftrag bekannt, und die Crew konnte das ausgiebig feiern. Doch einige Fragen sind immer noch offen, und im nächsten Teil wird Everson weitere Nachforschungen betreiben. Planetfall ist der Titel des 4. Buches vom Rollenspiel der CREST V. PROC STORIES - Fan-Stories vom PROC - ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUBs. Kurzgeschichte »CREST V – Buch 3« von Das PBeM-Team der CREST V. Erschienen am: 01.06.2001. Titelbild: Andreas Roch. Lektorat, Nachbearbeitung und Umsetzung in Endformate: Alexander Nofftz. Satz: Xtory (SAXON, LaTeX). Internet: http://www.proc.org/stories/. eMail: stories@proc.org. Copyright © 2001. Alle Rechte beim Autor! | ![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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