Marc-Ivo SchubertPERRY RHODAN ONLINE CLUB (PROC) HomepageErschienen am:
01.06.2001
PROC STORIES - Fan-Stories aus dem Perry Rhodan Online Club

Perridiert! 2002

Ein Satz für Knully

Was bisher geschah

Auf der Erde und den Millionen von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen oder Lebewesen, die sich dafür halten, leben, schreibt man das Jahre 1303. Terra gehört seit einiger Zeit zur Koalition Torkelmohn, jenem Zusammenschluß von SupiDupiIntelligenzen, der künftig zur Frieden, Unabhängigkeit und blabla stehen soll.

Leider entspricht die Lage um die Liga Fröhlicher Terraner nicht ganz diesen Zielen – nicht mal ein kleines bißchen. Vor allem das Imperium der Alkoniden unter Imperator Braustich dehnt sich immer weiter aus (wie die Alkoniden selbst auch). Als ihnen ihr Planet zu eng wurde, mußten sie leider eine neue Möglichkeit für ihre Picknicks finden, und da kamen ihnen die Flopsider gerade recht – schließlich waren diese schon Platzprobleme gewohnt.

Da sie auch bei dieser Gelegenheit direkt Knully einkassiert haben, steckt die LFT in der Klemme und das letzte, was er jetzt wahrscheinlich hören will ist EIN SATZ FÜR KNULLY...

1. Pistolo-Hahn

Pistolo-Hahn hockte in der Zentrale des Raumers und starrte auf die Kugeln, die er vor sich ausgebreitet hatte. Die letzten Stunden hatte er damit verbracht, Texte wie »Beste Grüße an Braustich« oder »Laßt Knully frei« auf die kleinen, halb formenergetischen Geschosse zu gravieren. Das Orion-Delta-System war mittlerweile in greifbare Nähe gerückt, und der Einsatzleiter des zu Knullys Befreiung ausgeschickten Kommandos wußte genau, was ihn dort erwarten würde: Maßhand Krackyn mit seiner 17. Imperialen Flotte.

Pistolo-Hahn rechnete nicht damit, Krackyn persönlich zu begegnen, aber dennoch nahm er eine noch unbeschriftete Kugel zur Hand und plazierte darauf ein sauberes »Kracky go home!«

Er war kaum fertig, da plärrte der Schiffssyntron los: »Alle Mann an Deck! Frauen natürlich auch! In neun Sekunden sind wir am Ziel!«

Gleich darauf ploppte Jucky über den Umweg der fünften Dimension in die Zentrale. Der Mausbibber bibberte wie immer kurz vor einem gefährlichen Einsatz am ganzen Körper (aber nicht vor Angst, wie viele meinten, sondern natürlich nur vor Aufregung).

»Geht's endlich los?« piepste er.

Pistolo nickte und zeigte auf einen holografischen Countdown, den die Syntronik projizierte.

»Gleich sind wir wieder im Normalraum, dann noch drei Minuten bis zum Point Zoff. Hoffentlich haben die Alkoliden unseren Geheimtransmitter im Botschaftsklo nicht entdeckt...«

»Wird schon schiefgehen. Ich hol mal eben die Monotonis, die uns Zuviel Deodor mitgegeben hat. Sonst verspäten sich diese Turteltäubchen noch!«

Und mit einem weiteren Plopp entschwand er vor Pistolos Augen.

Pistolo-Hahn, Jucky, die beiden Monoton-Mutanten Yaila Reis und Gau Pfefferzaun sowie die übrigen TLD-Agenten hatten Glück: Das Botschaftsklo war tatsächlich verlassen und der Geheimtransmitter unentdeckt. Zufrieden musterte der ehemalige Kommissar des Terranischen Liter-Dienstes seine Umgebung. Hier würden die Alkoliden sie nicht so schnell finden. Während die TLD-Agenten ihre Gerätschaften auspackten, verzogenen sich die beiden Monotonis sofort auf's WC.

»Früher mußte ich bei einem Einsatz auch immer schrecklich oft auf Toilette«, gestand Pistolo-Hahn dem Mausbibber, der bereits nach ein paar Gedankenfetzen Knullys esperte.

»Ich auch«, gab Jucky zurück. »Aber die beiden hätten ruhig zwei getrennte Kabinen aufsuchen können!«

2. Flopsider denken mit

Hochkran-Par, höchster flopsidischer Gobelin, zermarterte sich seit der überraschenden Besetzung seines Systems durch die Alkoliden den Echsenkopf, daß die Schuppen flogen. Was wollte Maßhand Krackyn hier? Hatte Braustich irgendwie von den geheimen Vurguzz-Vorräten der Flopsider erfahren? Oder hatten alkolidische Agenten die an die Bahnhofswand gesprühten Verunglimpfungen weitergemeldet? In solchen Dingen verstand seine Erhabenheit, der Oberste Kristall-Leuchter des alkolidischen Imperiums, keinen Spaß und konnte ganz schön nachtragend sein.

Schade eigentlich, daß Rekelhahn Knull und seine Delegation verschwunden sind, überlegte Hochkran-Par. Der erfahrene Unsterbliche hätte aus dem Auftauchen der Alkoliden sicher seine Schlüsse zu ziehen gewußt. Jetzt mußte er selbst versuchen herauszukriegen, was eigentlich los war.

Kurz entschlossen ließ er sich mit Maßhand Krackyn verbinden.

»Hi Kracky«, begrüßte er den hohen alkolidischen Würdenträger. »Verzeih die Störung, aber so langsam wüßte ich gerne, was hier eigentlich gespielt wird.«

Krackyn betrachtete gelangweilt seine sauber manikürten Fingernägel und spitzte dann die Lippen, um den Lack trocken zu pusten.

»Du erinnerst dich an die letzte flopsidische Petition? Ihr habt Braustich um Wirtschaftshilfe gebeten«, flötete er dann.

»Schon«, gab Hochkran-Par zu. »Aber irgendwie hatte ich mir eure Reaktion anders vorgestellt.«

»Hör mal, Schuppenkopf«, entgegnete Krackyn hochnäsig. »Ich habe die besten alkolidischen Raumlandetruppen euere miesen, kleinen Echsenkneipen stürmen lassen. Wenn das keine Wirtschaftshilfe ist, weiß ich's auch nicht. Falls es dir nicht paßt, reich' halt eine neue Petition ein – aber nicht bei mir. Ich bin bloß ein Befehlsempfänger und versuche, hier meinen Job zu machen.«

Hochkran-Par sah ein, daß er mehr von dem Alkoliden nicht erfahren würde. Er hatte zwar leise Zweifel, daß Krackyn ihm die Wahrheit gesagt hatte, mußte sich damit aber zunächst zufrieden geben.

»Ich krieg schon noch raus, was dieser Schnösel wirklich plant«, flüsterte er grimmig, kaum daß Krackyn die Verbindung unterbrochen hatte.

3. Auf Knullys Spuren

Wir können nicht ewig in diesem Versteck bleiben«, sagte Jucky zwei Tage später zu Pistolo-Hahn. »Irgendwann schicken die Alkoliden eine Putzkolonne, dann fliegen wir auf. Knullys Gedanken kann ich auch nicht empfangen – das ist schon aus der Nähe nicht ganz einfach und von hier aus völlig hoffnungslos.«

»Du hast recht«, bestätigte der Einsatzleiter. »Ich habe mir überlegt, daß wir in die Datenzentrale im Flopsider-Palast eindringen. Dort müßte eigentlich Knullys Zimmernummer gespeichert sein.«

Damit war die Entscheidung gefallen. Pistolo rief seine Leute zusammen und klopfte an die Tür einer der Hygienekabinen. »Yeila, Gau! Ihr könnt jetzt rauskommen, wir brechen auf!«

Da von vornherein klar war, daß die Alkoliden das Einsatzkommando früher oder später ohnehin entdecken würden, griff Pistolo-Hahn zu einem besonders raffinierten Trick: Gau Pfefferzaun, ein schwacher Suggestor, suggerierte den auf Topsid stationierten Eliteeinheiten, die TLD-Agenten würden sich vom Palast weg bewegen. Natürlich nahmen alle Soldaten sofort die Verfolgung auf, und der Weg zur Datenzentrale war frei.

Während sich die Terraner aufmachten und die knapp fünfhundert Meter in etwas weniger als drei Stunden überwinden konnten, hüpfte Jucky kreuz und quer durch den Palast. Vielleicht konnte er den flopsidischen Gobelin aufspüren oder zumindest ein paar Mohrrüben finden.

Die TLD-Agenten waren sehr enttäuscht, als sie feststellen mußten, daß zwar Knullys Zimmernummer und die Rechnung für seine Entnahmen aus der Mini-Bar verzeichnet waren, aber im Feld »Aktueller Aufenthaltsort« der Vermerk »Unbekannt verzogen« stand. Damit konnten sie nicht wirklich viel anfangen.

Da tauchte unvermittelt Jucky in der Datenzentrale auf.

»Die Alkoliden... !« röchelte er. »Sie haben einen Para-Störsender aufgebaut... es ist kaum auszuhalten! Aber ich habe wenigstens Hochkran-Par auftreiben können. Die Delegation ist im Keller eingesperrt!«

Damit verdrehte der Mausbibber die Augen und sackte zusammen. Yaila und Gau blickten sich erstaunt an, dann machten sie es ihm unverzüglich nach.

Pistolo-Hahn starrte die ohnmächtigen Mutanten finster an. Was mußten sie gerade jetzt ausfallen? Und wieso war die Delegation ausgerechnet im Keller? Die Datenzentrale lag im fünften Stock!

»Du, du und du«, herrschte er drei der TLD-Agenten an. »Ihr bringt Jucky und die Monotonis in Sicherheit! Wir anderen hauen die Delegierten heraus!«

Mittlerweile hatten die Alkoliden – nicht länger den Suggestionen Gau Pfefferzauns ausgesetzt – herausgefunden, wo sich die Terraner verschanzt hatten und stürmten die Treppengänge hinauf.

»In den Aufzug! Damit werden sie nicht rechnen!« brüllte Pistolo-Hahn und zückte seinen Revolver, um seinen Leuten den Weg freizuschießen. Tapfer stürzte er in den Korridor, wo bereits mehrere Alkoliden mit gezückten Strahlern lauerten. Der füllige (aber nicht dicke!) Ex-Kommissar blieb kühl – mit präzisen Kopfschüssen erwischte er die Gegner, ehe diese überhaupt reagieren konnten.

Die Geschosse durchschlugen Energieschirme und Helme der Soldaten, sonderten bei Hautkontakt eine klebrige Flüssigkeit ab und blieben wie überdimensionale Pickel auf der Stirn haften. Sofort projizierten sie die von Pistolo-Hahn eingeritzten Texte im Breitwandformat mit Dolby-Surround vor den Augen ihrer total perplexen Opfer. Das Einsatzkommando nutzte die dadurch entstehende Verwirrung und entschwand per Expresslift Richtung Keller.

Zum Glück hatte Maßhand Krackyn nur acht Wächter vor den Zellen der inhaftierten Delegierten postiert. Diese wurden von dem plötzlichen Auftauchen der schwerbewaffneten Terraner völlig überrascht, denn sie hatten zwar die Treppenaufgänge im Auge behalten, den Aufzugschacht aber total ignoriert.

»Ihr hättet damit rechnen müssen, daß wir den Expresslift nehmen«, höhnte Pistolo-Hahn. »Bei so einer Aktion kommt es nämlich auf Geschwindigkeit an!«

Danach öffneten die TLD-Agenten die Zellen und holten die Gefangenen heraus. Eine der Zellen war leer, aber irgendein Witzbold hatte den Satz »Ich bin auf Alki I« in die Mauer gekratzt.

Zusammen mit den Befreiten hasteten sie durch das komplexe System von Gängen und Korridoren. »Wir müssen zurück zum Botschaftsklo. Dort wartet unser Fluchttransmitter«, brüllte Pistolo-Hahn und warf sich auf die ersten Alkoliden, die nun zu Tausenden den flopsidischen Palast stürmten. Gerade rechtzeitig schlüpfte das Einsatzkommando durch das sich immer enger zusammenziehende Netz.

Verdammt! Verdammt! Verdammt! Verdammt!!!« Selten hatten die TLD-Agenten ihren sonst so kaltblütigen und überlegenen Einsatzleiter in derartiger Rage gesehen. Aber Pistolo-Hahn hatte allen Grund, verstimmt zu sein: Nach mehrfacher Abzählung, Fingerabdruck-Vergleich und Individualmuster-Scan war eindeutig klar, daß sich Rekelhahn Knull nicht unter den befreiten Delegierten an Bord des Fluchtraumers befand. Irgendwie hatten die Alkoliden es doch noch geschafft, ihn vor seiner Nase verschwinden zu lassen.

»Verdammt!« wiederholte der gescheiterte Einsatzleiter. »Wie bringe ich das nur Pretti bei? Jucky im Koma und keine Spur von Knully – das sind nicht gerade gute Nachrichten.«

Verärgert drehte er sich einen Joint und zog sich auf's Mannschaftsklo zurück. Aber die einzige Hygienezelle war verriegelt. Pistolo glaubte, dahinter das leise Tuscheln von Yaila und Gui zu hören.

Mit einem breiten Grinsen warf er den Joint in den nächsten Abfallvernichter.

Immerhin, dachte er. Wenn die beiden wieder munter sind, wird auch Jucky bald wieder auf den Beinen sein!

Manchmal, das wußte er aus langjähriger Erfahrung, mußte man sich auch mit Kleinigkeiten zufrieden geben.

ENDE

Der Sondereinsatz der Terraner hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht – irgendwie ist es den Alkoliden gelungen, Knully auf Flopsid verschwinden zu lassen. Während Pretti noch darüber nachdenkt, wie er den alten Freund doch noch herausboxen kann, droht an einer anderen Stelle ein neues Fiasko, und wieder haben die Alkoliden die Hände im Spiel. Es geht um

Das blockierte Geschwader

PROC STORIES - Fan-Stories vom PROC - ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUBs. Kurzgeschichte »Perridiert! 2002« von Marc-Ivo Schubert. Erschienen am: 01.06.2001. Titelbild: Alexander Nofftz. Lektorat, Nachbearbeitung und Umsetzung in Endformate: Alexander Nofftz. Satz: Xtory (SAXON, LaTeX). Internet: http://www.proc.org/stories/. eMail: stories@proc.org. Copyright © 2001. Alle Rechte beim Autor!