Inhalt | CREST V (6) | Die Suche... (3) | Kumari | ||||||
![]() | ![]() | ![]() | ||||
![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ||
![]() | ![]() | |||||
![]() | Teil 6 Copyright © 2000 | |||||
Eine mächtige Gestalt trat aus einer der Kabinentüren. Diese Gestalt war vor allen Dingen für ihre Größe mächtig breit. Es handelte sich hierbei um einen Überschweren. Dieser war selbst für seine ohnehin schon mehr als kräftige Rasse extrem breit. Normalerweise haben die Überschweren ein Schulterbreite von ca. 1,60m. Dieser mußte jedoch fast zwei Meter haben. Er war auch ein ganzes Stück größer als man es von seiner Rasse gewohnt war. Weiterhin fiel dem Beobachter sofort die beiden Kombistrahler auf. Sie waren relativ groß und für einen normalen Terraner wäre es wahrscheinlich schwer gewesen sie ohne weiteres zu handhaben. Zu diesem Erscheinungsbild wollte das prähistorische Langschwert, daß er auf den Rücken geschnallt hatte überhaupt nicht passen. Er hatte es schon seit vielen Jahren und legte es nur dann ab wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ, denn er hatte eine Schwäche für diese alten Hieb- und Stichwaffen. Doch mit diesem Schwert verbanden ihn auch besonders viele Erinnerungen. Wenn man ihn so sah konnte man sich auch lebhaft vorstellen, was für eine entsetzliche Waffe dieses Schwert in seinen Händen sein mußte. Nachdem er einige Schritte gegangen war, streckte er sich noch einmal, denn er hatte immerhin bis vor kurzem noch geschlafen. Er hatte sich nämlich sofort nachdem er mit einem der Transmitter auf dem Schiff angekommen war in seine Kabine verzogen, um sich erst mal hinzulegen. Die Meldung auf der Brücke konnte in seinen Augen noch warten. Nachdem dann aber die Durchsage kam, daß die gesamte Crew ihre Schutzanzüge anlegen sollte war er aufgestanden. Er hatte wie immer seinen eigenen Schutzanzug dabei. Erstens weil er ihn halt mochte, zweitens weil er noch aus der Zeit stammte in der er der Überschwerenflotte gedient hatte und drittens, weil es für seine Größe normalerweise einfach keine gab. Das lag vor allem daran, daß ihm die für die Überschweren zu klein waren und die der größeren Rassen einfach zu schmal. Nachdem er seinen Anzug nun angelegt hatte, hatte er beschlossen erstmal zur Brücke zu gehen um zu erfahren was eigentlich los war und um sich überhaupt zu melden. Dorthin war er nun auf dem Weg. Es war schwierig gewesen sich auf diesem Schiffsriesen überhaupt zu orientieren, aber er war nun sicher auf dem richtigen Weg zu sein und freute sich schon riesig darauf endlich mal die Feuerorgel dieses Schlachtschiffes zu begutachten. Noch immer hatte ihm niemand geantwortet. Auf dem Bildschirm sah er das herrschende Durcheinander, aber niemand beachtete ihn auch nur somit beschloß er sich selbst in die Zentrale zu begeben. Er pfiff seinen Okrill Sauron zu sich und brüllte in das Mikrophon: »Ich komme jetzt zu euch!!!« Dann verließ er mit Sauron die Korvette. Er hatte schon in der Korvette beschlossen, nicht die Antigravschächte zu benutzen, sondern die Gänge und Notfalltreppen, da er so schneller war. Er regelte seinen Mikrogravitator, der normalerweise eine Schwerkraft von konstant 4,8 g hielt, damit er nicht aus dem Training kam, auf Normalschwerkraft herunter und begann durch die Gänge zu sprinten. Der Mikrogravitator seines Okrills war natürlich auch auf 1g eingestellt, so daß dieser mühelos mithalten konnte. Mehrmals stieß Dawn fast mit Crewmitgliedern zusammen, die ihm dann ganz entsetzt nachstarrten. Nach einigen erfrischenden Minuten des Laufens stieß er plötzlich mit einem wandelnden Fleischberg zusammen, der überraschend die Ecke um kam und durch den Zusammenstoß trotz seiner mindestens 2 m Schulterbreite fast umfiel. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Berg als Überschwerer im Raumanzug ... Er war immer noch auf dem Weg zur Zentrale, als ihn ein rasendes Etwas rammte. Er fing sogar leicht an zu wanken. Nun sah er sich erstmal um was da überhaupt in ihn reingerannt war. Er traute seinen Augen nicht, als er sah was für ein mickriges Rtwas ihn da fast über den Haufen gerannt hatte. Erst beim zweiten Blick, sah er, daß es sich um einen Oxtorner handelte. Dies erklärte natürlich einiges. Nachdem der Oxtorner sich auch von seinem Schrecken erholt hatte fing er sofort an zu sprechen... Der Überschwere sah so verdutzt aus, daß Taron sich einen Spruch nicht verkneifen konnte. »Was soll das du Überfetter?« schnautzte er den anderen aus Gewohnheit an. Nun sah der Überschwere wirklich dumm aus. Es war ihm auf einmal in den Kopf geschossen, daß er das Wort ÜBERFETTER schon mal gehört hatte. Er fing also an zu denken... Klick, machte es dann zum ersten mal: Da war doch was mit Oxtornern... Klick, machte es nach einer Weile zum zweiten mal: Da war doch mal so 'ne Schmucklerbande aufgeflogen... Nun machte es richtig Klick und sein Gesicht nahm wirklich bösartige Züge an. Dies war doch tatsächlich der Kerl wegen dem er aus der Überschwerenflotte geflogen war. Durch ihn war immerhin seine Sympathie mit SOL bekannt geworden. Es sah für einen Außenstehenden so aus als ob der Überschwere langsam seine rechte Hand in Richtung einen der Kombistrahler streckte. Aber er zog ihn nicht sondern sprach nun seinerseits den Oxtorner an: »Hallo Taron Dawn, wo hast du denn Sauron gelassen?« Jetzt war der Oxtorner der der wirklich bescheuert schaute. Da kam auch schon der Okrill um die Ecke. Dieser war nicht ganz so begriffsstutzig wie sein Herrchen und rannte sofort begeistert auf den Überschweren zu. Da muß doch jeder Betrachter denken, die spinnen. Ein Überschwerer schaut ein Oxtorner böse an und sein Okrill freut sich? Man muß dazu noch sagen, daß Beceefha zwar wegen Dawn aus der Flotte geflogen war aber nur weil er ihm damals zur Flucht verholfen hatte. Das böse Gesicht stammte also nur aus der Zeit nach seinem Flottenauschluß und galt nicht Dawn persönlich. Dieser schaute immer noch verdutzt, denn bei ihm hatte es offensichtlich noch nicht Klick gemacht... Der Überfette hatte ihn doch glatt mit Taron Dawn angesprochen ... und Sauron, der gerade um die Ecke gekommen war, hatte ihn gleich erkannt. Wer kann das bloß sein??? dachte er. Plötzlich kam ihm ein Gedanke: Ist das vielleicht... nein... oder doch... na klar, der Überfette von der SCR-I. Der Sohn des Kommandanten Scrouzy. Der hat mich doch damals gerettet... Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen. Er war mit seiner Taron A'Dun von einem Überschwerenschiff beim Schmuggeln erwischt worden. Er hätte eigentlich erschossen werden sollen, doch ein Terra-Sympathisant hatte ihn befreit. Natürlich hatte er diesem nicht gesagt, daß er kein SolAb- oder USO-Agent war sondern ein einfacher Schmuggler. Wer weiß ob er dann überlebt hätte. »Hallo Beceefha, alter Fleischklops«, rief er. »Du auch hier?« Er wußte genau wie sinnlos diese Frage war, er sah den Überschweren schließlich, aber er war zu lange unter Terranern gewesen um sich das verkneifen zu können. »Ja natürlich bin ich hier, oder bist du blind?« Er haßte einige dumme Sprüche aber dieser stand auf dieser Liste fast ganz oben. Dawn wußte das sehr genau. Ohne auf eine Antwort zu warten sprach er sofort weiter: »Sach' ma Dawn, wo willst du eigentlich hin? Ich wollte gerade in die Zentrale und mich melden das ich an Bord bin. Hast du dich schon gemeldet? Und kannst du mir vor allen Dingen sagen, warum alle Raumanzüge anziehen sollten? Und warum hast du keinen an?« Er stellte diese Fragen bewußt so schnell hintereinander, denn er wußte, daß Dawn es nicht besonders schätzte wenn jemand mit ihm in dieser Form sprach. Die Haßliebe zwischen den beiden war unverkennbar. Sie ärgerten sich bei jeder Gelegenheit und trotzdem war sicher das der eine sich auf den anderen 100% verlassen konnte wenn es darauf ankam. Natürlich regte Beceefha sich über seinen Spruch auf und konterte mit einigen schnell hervorgesprudelten Fragen. Doch Dawn kannte ihn zu gut, um darauf zu reagieren. Er überhörte Beceefhas Fragen absichtlich und als dieser damit fertig war, fragte Dawn ruhig: »Wie Bitte? Ich war gerade abwesend.« Das brachte den Überschweren sichtlich aus dem Konzept, doch er brauchte nicht lange um sich ein Neues zurecht zu legen. Das hatte er erwartet, denn er kannte den Oxtorner gut und Dialoge dieser Art waren schon mehr als ein oder zweimal geführt worden. »Also noch einmal zum Mitdenken. Auch für die nicht ganz so schnellen«, sagte er betont langsam und fuhr noch langsamer fort: »Erstens: Hast du dich schon gemeldet? Zweitens: Warum müssen alle hier Raumanzüge tragen? Und drittens: Warum trägst du keinen Raumanzug?« In normaler Geschwindigkeit fügte er hinzu: »Ich wäre dir dankbar wenn du mir jetzt antworten würdest und nicht wieder so tun würdest als ob du mich nicht verstanden hättest. Ich gehe jetzt auf jeden Fall erstmal zur Brücke!« Da hatte er ihn. Jetzt war Beceefha es leid und meinte, ihm wäre egal ob Dawn zur Zentrale mitkäme oder nicht. Dabei weiß er genau wie ich, daß das nur Blödelei ist, dachte Taron. laut meinte er: »Also zum mitschreiben: 1. Ja ich hab mich gemeldet. 1.b) in der Zentrale herrscht aber so ein Chaos -- mir kann nie jemand richtig antworten bevor er erschossen bzw. erschlagen wird. 2. Weil irgendwas mit der Luftversorgung nicht stimmt. und 3. muß ich wohl nicht kommentieren oder?« Beceefha hatte sich gerade in Richtung Zentrale in Bewegung gesetzt, und so gab Dawn ihm noch eine freundschaftlichen Oxtorner-Klaps auf die Schulter und sprintete los, bevor überhaupt alle Bereiche des Überschwerenkörpers den Schlag registriert hatten. Er sprintete um die letzte Ecke, und erreichte das Schott, bevor die Automatik reagieren und es öffnen konnte. Im letzten Moment vor dem Aufprall regelte Taron seinen Mikrogravitator auf 6g und wurde somit abrupt gebremst. Er spürte kaum etwas, aber es entstand ein lautes »Gong«-Geräusch, das die Besatzung der Zentrale auf ihn aufmerksam gemacht haben mußte. Zumindest hoffte er das in dem Chaos. Gerade als er den Überschweren hinter der Ecke heranschnaufen hörte, öffnete sich endlich die Tür der Zentrale. Dawn sah den Ochsen noch gerade so in der Zentrale verschwinden. Er fand es nett, daß dieser vorgelaufen war nur um ihm schon mal das Schott aufzumachen. Er ging also in aller Seelenruhe hindurch, kurz bevor das Schott wieder zugegangen wäre. Beceefha schaute sich erstmal um. Er mußte feststellen, daß nicht alle Posten voll besetzt waren. Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Eine nicht voll besetzte Brücke auf einem Schlachtschiff, das an die Front fliegt? Er suchte nun den Raum nach jemanden ab, der der Kommandant sein konnte. Er fand ihn nicht. Er fragte daraufhin den ihm am nächsten stehenden Mitarbeiter: »Was soll das hier? Wo ist der Kommandant?« Dieser sagte ihm bereitwillig, daß er zur Zweitbesatzung gehörte, diese aber noch nicht vollständig auf der Brücke eingetroffen war. Der Kommandant sollte nach seinen Angaben irgendwo im Schiff sein. Genaueres wußte er auch nicht. Beceefha ging daraufhin erstemal in die Feuerleitzentrale, denn es erschien ihm wichtiger seinen Arbeitsplatz zu erkunden als nach dem Kommandanten zu suchen. Nun ging er zum ihm nächstgelegenen Schaltpult und bat die Positronik eine Verbindung zum Kommandanten des Schiffes herzustellen. Dieser erschien kurz danach auf dem Bildschirm. »Hallo ich bin Beceefha«, warf er dem Kommandanten ins Gesicht bevor er etwas sagen konnte. »Ich bin Feuerleitoffizier und wollte mich schonmal melden. Was ist eigentlich los und wo seit ihr alle... ?« Carpenter schaute etwas verdutzt nach den so schnellen Fragen. Nachdem er sich kurz erholt hatte, erklärte er, daß sich die meisten wichtigen Personen des Schiffes in der Krankenstation aufhielten. Er fragte weiterhin, ob Beceefha schon seine Schutzimpfung erhalten hatte. »Was denn für eine Schutzimpfung?« fragte Beceefha unwissend. Carpenter erzählte also ganz kurz, daß ein Gas im Umlauf war, das die Besatzung mehr oder weniger verrückt machte. Beceefha hatte sich natürlich noch nicht Impfen lassen. Warum auch, er wußte ja bis jetzt gar nichts davon. Er bekam also den Befehl zur Krankenstation zu kommen, um seine Impfung abzuholen. Jetzt betrat nun auch Dawn die Zentrale. Ein anwesender Leutnant der zweiten Schicht klärte ihn noch über die Ereignisse der letzten Zeit auf, soweit dieser sie kannte. Es war wohl etwas mit der Luft nicht in Ordnung, man sollte sich Impfen lassen und zwei Roboter hätten für Verwirrung gesorgt. Der Captain läge auf der Krankenstation und man würde im Schiff nach zwei Saboteuren suchen, deren Namen Dawn nicht verstand. Soweit aufgeklärt machte Dawn sich auf die Suche nach dem kommandierenden Offizier, und erfuhr, daß dieser auf der Krankenstation war. Beceefha kam gerade in in diesem Moment in die Hauptzentrale zurück. Er hatte beschlossen, diesen Befehl zur Impfung sofort auszuführen, da er ohnehin von den Leuten, die sich immerhin gerade in der KS aufhielten, erfahren wollte was los ist. Er sah, daß Dawn dort immer noch rumstand und beschloß sich jetzt nicht schon wieder sich auf ein Gespräch mit Dawn einzulassen, da Gespräche zwischen ihnen meistens sowieso nur in einem Wortgefecht endeten. Er rief ihm also nur quer durch die Zentral zu daß er jetzt zur Krankenstation müsse. Daraufhin verließ Beceefha die Zentrale. Emerson beschleunigte seine Schritte, und der unbekannte Verfolger tat das auch. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß ihn jemand tatsächlich verfolgte, dann wäre er jetzt erbracht. Emerson schwebte in höchster Lebensgefahr, denn es war eine normale Vorgehensweise von Attentätern, entweder auf den Kopf oder auf die Brust ihrer humanoiden Opfer zu schießen, um sicher zu sein, daß das Opfer nicht überleben konnte. Ein Schuß auf den Kopf wäre für Emerson zwar nicht lebensgefährdend, aber es wäre wohl aufgefallen, wenn er ohne Kopf hier herumlaufen würde. Ein Schuß in die Brust wäre allerdings sein Ende! Emerson versuchte, den Verfolger abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht! Der Attentäter war mit Sicherheit ein Profi, während Emerson bereits Probleme hatte, sich aufrecht zu halten! Schließlich bog er in einen Gang, der seiner Meinung nach zur Krankenstation führte. Doch er hatte sich geirrt. Er war in einem kurzen Gang, von dem einige kleine Korridore nach rechts abzweigten. Emerson erkannte, daß er sich in einem Lagerbereich befand. Alle diese Gänge waren Sackgassen, die Türen an ihren Seiten führten nur zu Abstellräumen, die keinen anderen Ausgang besaßen. Er steckte in der Falle! Emerson wagte nicht, sich umzudrehen, denn er ahnte bereits, daß er in die Mündung eines gezogenen Strahlers blicken würde. Er wollte sich schon in einen der abzweigenden Korridore werfen, als er das Singen eines Paralysators hörte. Er nahm wahr, wie ein Körper hinter ihm zu Boden fiel und ein Impulsschuß in eine der Gangwände fuhr. Blitzschnell fuhr Emerson herum und starrte auf eine fast quadratische Gestalt, die etwa zwei Meter groß war und den Gang beinahe vollständig ausfüllte. Der Attentäter lag auf dem Bauch, so daß Emerson sein Gesicht nicht sehen konnte. Bevor Emerson sich für die Rettung bedanken konnte, sprach der Gigant ihn schon an und richtete dann seinen schweren Strahler auf ihn. Beceefha begann nun seinen Weg zur Zentrale und sah kurz darauf einen anderen Mann aus einem der Maschinenräume kommen. Er hatte gerade beschlossen, ihn einzuholen und sich zu ihm zu gesellen, als kurz hinter ihm ein zweiter Mann leise und vorsichtig aus dem Maschinenraum kam und anfing ihm nachzuschleichen. Er beschloß nun sich diese Sache erst mal näher anzuschauen bevor er in die Krankenstation gehen wollte. Außerdem gingen die beiden ohnehin in seine Richtung. Er hatte Glück, daß keiner ihn bisher bemerkt hatte und schlich so leise es für einen Überschweren möglich war hinter ihnen her. Er wollte keinen der beiden anrufen, denn er wußte nicht, welche Motive für den schleichenden Verfolger vorlagen um den anderen zu beschatten. Er blieb also ruhig. Kurze Zeit später bog der unwissende Anführer der beiden in einen kleinen Seitengang ab. Der Verfolger zog daraufhin einen Impulsstrahler und folgte dem ersten leise in den Gang. Beceefha zog vorsichtshalber ebenfalls einen seiner Kombistrahler und schaltete ihn auf Paralysemodus. Als er nun um die Ecke kam sah er den schleichenden Verfolger die Waffe gegen den unwissenden Ersteren heben. Das war dann doch etwas zu viel. Jemanden hinterher zu schleichen war in Ordnung, aber jemanden von hinten zu erschießen war das letzte. An dieser Stelle hörte Beceefha auf zu denken und schoß einfach auf den Verfolger. Keinen Moment zu früh, denn dieser war schon beim abdrücken. Er sank jetzt jedoch zusammen und schoß ins Leere. Der Verfolgte drehte sich blitzschnell um, als hätte er schon so etwas geahnt. Er war unbewaffnet. Beceefha rief ihn daraufhin an: »Sorry, aber ich wollte einfach nicht, daß der Kerl Sie von hinten erwischt.« Beceefha hatte die Waffe nun allerdings auf den Verfolgten gerichtet. Man konnte ja nie wissen. Er fragte nun wer der andere denn sei... Der Überfette wagte es einfach, an ihm vorbeizugehen, ohne ihn zu fragen ob er mit wolle. Dabei war Dawn doch schon auf dem Weg zur Krankenstation. Der Typ bildete sich wohl etwas auf seine 4 Quadratmeter ein. Pah, dachte Dawn. Kommt kaum durch die Tür und trotzdem den Arkoniden spielen. Und dazu dieses affige Schwert... Doch richtig aufregen konnte er sich nicht über den alten Freund. Aber seltsam war es schon: Immer schon hatten sie diese Wortduelle gespielt und so eingeschnappt wie heute hatte Beceefha noch nie reagiert. Ganz in Gedanken versunken trottete er hinter Beceefha her, der plötzlich stehenblieb und schoß. Erst jetzt merkte Dawn, daß sie abgebogen waren, und jetzt sah er auch die beiden Gestalten in dem kleinen Gang. Wie der Überfette da bloß reinpaßt... war sein erster Gedanke, doch dann kam er schnell zum Geschehen zurück. Er beobachtete wie sich sein Freund mit dem nicht paralysierten der beiden Fremden unterhielt. »I... Ich bin Oberleutnant Emerson Victor Ostrog, Erster Navigator der CREST V. Dieser Mann da«, er deutete auf den bewegungslosen Attentäter, »ist ein Saboteur und vielleicht auch ein Mörder! Er hat die Belüftungsanlage der Zentrale manipuliert und ein halluzinogenes Gas eingeleitet. Ich habe vor ein paar Minuten den Behälter mit dem Gas entfernt und wollte ihn gerade auf die Krankenstation bringen, als dieser Kerl mich verfolgte!« Er griff langsam und offen in eine der Taschen des Schutzanzuges und brachte die Dose zum Vorschein, um seine Worte zu bekräftigen. Der Überschwere (denn als solchen hatte Emerson ihn inzwischen erkannt, auch wenn es der gewaltigste war, den er je gesehen hatte) schien ihm zu glauben, denn er senkte seine Waffe und steckte sie in ein Halfter, das an der Hüfte an seinem Anzug befestigt war. Er trat aus dem Gang zurück, als wollte er Emerson etwas Platz machen, um herauszukommen. Da trat auf einmal ein Oxtorner auf den Überschweren zu und wollte sich mit ihm unterhalten. Wo kommt denn der Heini schon wieder her? Ist heute Tag der offenen Tür für Umweltangepaßte, oder was? dachte Emerson verwirrt, als plötzlich zwei Impulsschüsse durch den Gang peitschten und die beiden Extremweltler unvorbereitet trafen. Wie vom Blitz erschlagen gingen sie zu Boden. Während Emerson noch versuchte, das Geschehen zu begreifen, stand der paralysierte Attentäter, noch immer mit seiner Waffe auf die Getroffenen zielend, wieder vom Boden auf. Er drehte sich zu Emerson, der ihn sofort erkannte. »Laska?« stieß er hervor. »Ron Laska, der Chefermittler? Aber wie ist das möglich? Sie wurden doch paralysiert!« »Nun, ich habe mich an die Anweisung des Ersten Offiziers gehalten und einen Schutzanzug angelegt! Allerdings einen, dem man das nicht ansehen kann!« erwiderte Laska hämisch. Er richtete seine Waffe direkt auf Emersons Brust und drückte ab. Gonozal betrat die Krankenstation. »Was soll ich tun um meine geistige Gesundheit zu beweisen?« Während der Blutentnahme erkundigte sich Allan beim Chefarzt um das befinden des Oberst. »Ihm geht es schon fast wieder gut, gegen 17.30 werde ich ihn aus dem künstlichen Koma entlassen können. Der beschleunigte Gewebeaufbau ist fast abgeschlossen er wird den Arm etwa einen Tag nur unter Schmerzen bewegen können und ihn noch 3 bis 4 Tage schonen müssen, aber in einer Woche wird nichts mehr daran erinnern, daß er beinahe einen Lungenflügel verloren hätte.« Erschreckt fragte Allan, ob es wirklich so schlimm war, worauf der Arzt lachend abwehrte und klarstellte, daß der Lungenflügel knapp verfehlt worden war. Nachdem die lästige Blutuntersuchung ergebnislos beendet war, wurde ihm eröffnet, daß er mit anlegen des Schutzanzuges wahrscheinlich verhindert hatte das er ebenfalls wie Seek ausrastete. Wäre er allerdings dem Gas noch einige Zeit ausgesetzt gewesen, hätte sich bei ihm genauso wie bei Seek wahrscheinlich Nebenwirkungen gezeigt. Das Gas hatte Komponenten, die bei Arkoniden Psychosen auslösen können, die Frage war jetzt nur wie Seek mit solch hoher Dosis in Kontakt kommen konnte. »Kommen Sie bitte mit, ich bringe sie zu den Anderen«, sagte Habel zu Gonozal. Als Allan nach Carpenter verlangte wurde ihm von Habel eröffnet, daß dieser nicht da sei. »OK. Wo ist derjenige, der mich ohne Untersuchung für nicht Dienstfähig geschrieben hat?" fragte Allan ziemlich ungehalten. Habel führte Allan zum Schlaftank in dem Alun schlief. Robert Alun gönnte sich erstmal etwas Schlaf. Kurz zuvor hatte sich Carpenter von ihm verabschiedet und ihm einen Zettel gegeben, den er nur dem Kommandanten überreichen sollte. Nachdem er ein bißchen geschlafen hatte, wurde er von Vron Habel geweckt. »Was ist los?« fragte er schlaftrunken. »Alun, werden sie wach. Der erste Offizier ist hier. Er will mit ihnen und Carpenter sprechen.« Alun war im nu putzmunter. »Es tut mir leid. Carpenter ist nicht hier. Er verschwand aus der Krankenstation. Sind sie in Ordnung, Sir?« Sowohl Allan, als auch Habel bestätigten dem Galaktopsychologen, daß alles in Ordnung sei. Alun erklärte Gonozal, warum er zugestimmt hatte, daß Carpenter das Kommando übertragen wurde: »Ich war mir ganz sicher, daß alle außer ihnen, Seek und Ostrog mich in der Zentrale für einen Mörder und Saboteur hielten. Ostrog schien, als er die Krankenstation verließ etwas unter Aufputschmitteln zu stehen und Seek ist wahnsinnig geworden. Er ist Arkonide, wie Sie. Es stand zu befürchten, daß auch Sie irgendwann Auswirkungen zeigen. Carpenter war einer der wenigen, die garantiert keine Auswirkungen des Gases zeigten. Falls Sie ausfallen sollten, was wir befürchteten, mußte jemand sehr schnell das Kommando übernehmen. Es sollte Ihnen zurückgegeben werden, sobald Sie erwiesenermaßen normal sind. Wir wollten uns mit Ihnen hier treffen um eine gemeinsame Strategie zu besprechen, aber nachdem wir durch Wilfords Blut ein Mittel gegen die Krankheit gefunden haben, mußten wir eingreifen. Deshalb die Schutzimpfung. Desweiteren haben wir starke Indizien und Verdachtsmomente, vielleicht sogar Beweise, gegen Ron Laska gefunden.« »Vielleicht sogar Beweise«, entfuhr es Allan, bevor er sarkastisch hinzufügte: »Das scheint so was wie das Schiffsmotto zu sein.« »OK, ich sehe ein, daß Ihre Handlungsweise in gutem Glauben geschah >um Schaden von Schiff und Mannschaft abzuwenden<«, zitierte Allan die entsprechende Vorschrift. »Ich werde also weder gegen Sie noch gegen Carpenter Schritte einleiten. Aber wenn ich Sie nun ausreichend von meinem unbeeinflußten Zustand überzeugt habe bitte ich um Bestätigung im Bordbuch. Da der Kommandant immer noch ausfällt, fallen mir als dienstältestem Offizier, in Übereinstimmung mit den Flottengesetzen, die Kommandobefugnisse wieder zu.« Nachdem das erledigt war sprach Allan zu den Anwesenden: »So, wenn noch etwas zu besprechen haben tun sie jetzt, ansonsten muß ich zurück in die Zentrale...« Als Dawn den Schuß hörte, war es schon zu spät. Er spürte einen brennenden Schmerz in seinem Bein, und, als er sich fallen ließ, auch in seiner Schulter. Er sah gerade noch, wie Sauron auf einen Fremden zusprang und diesen mit einer ordentlichen elektrischen Ladung versah, als ihm auch schon schwarz vor Augen wurde. Nach einigen Sekunden gewann er zwar sein Bewußtsein wieder, er beschloß aber erstmal den Toten zu spielen. Durch die leicht geöffneten Augenlieder sah er, daß Sauron mit seinem Gegner fertiggeworden und um die Ecke verschwunden war. Hinter sich hörte er jemanden, wagte es jedoch nicht sich umzudrehen. Dawn hoffte, das Beceefha und dem anderen nichts passiert war. Um sich selbst machte er sich keine Sorgen. Die Wunden waren zwar sehr schmerzhaft, aber Oxtorner vertrugen Temperaturen von weit über 100°C und ihr Skelett hielt noch viel mehr aus. Er hielt es nicht für nötig, den Attentäter zu beobachten -- schließlich konnte er später immer noch mit Saurons Hilfe seiner Infrarotspur folgen. Beceefha sah noch, wie der Niedergeschossene seine Waffe hob und es war klar, daß er auf ihn und Dawn zielen wollte. Er sprang gerade zur Seite als der Schuß abgefeuert wurde, ließ sich dann aber wie getroffen zu Boden fallen. Er wurde zum Glück nicht schwer verletzt, sondern trug nur einige Verbrennungen davon. Der Saboteur drehte sich nun von seinen vermeintlich toten Gegnern wieder in Richtung von Emerson. Beceefha hatte daraufhin Zeit, sich einmal Dawn genauer anzusehen. Diesen hatte es aufs Übelste erwischt, denn er hatte einen Streifschuß hinnehmen müssen. Dies war selbst für einen Oxtorner kein Spaß mehr. Er überschlug schnell seine Chancen. Okay... die Entscheidung war gefallen. Er nahm einen seiner Strahler aus dem Gürtel, stellte ihn auf Impulsmodus und warf ihn Emmerson zu. In der gleichen Bewegung änderte er die Einstellungen am Mikrogravitator des Oxtorners auf 1/4 g und zog ihn blitzschnell um die Ecke und somit aus dem Gefahrenbereich. Was Emerson nun mit der erhaltenen Waffe anstellen würde war ihm im Moment eigentlich egal. Sein Freund war jetzt wichtiger. Auch Sauron war das Leben seines Herrchens erstmal wichtiger als den Angreifer ein klein wenig zu töten. Diese Viecher mußten wirklich intelligent sein, denn der Okrill half Beceefha nun den schwer verwundeten Dawn zur Krankenstation zu bringen. Dieser dumme Überfette hatte natürlich nicht gemerkt, daß Dawn gar nicht ohnmächtig war. Nun gut, wenn er mich schon unbedingt ziehen will, bitte schön, dachte Dawn und entspannte sich. Belustigt beobachtete er, wie der Überschwere versuchte, ihn durch die Gegend zu ziehen, bis dieser endlich auf die Idee kam, den Mikrogravitator herunterzuschalten. Natürlich hatte Sauron schon längst bemerkt, daß ich bei Bewußtsein war, doch der dumme Beceefha deutete seine Hinweise als Hilfsversuche. Eigentlich ganz OK, der Kerl, dachte Dawn. Ein bißchen dumm, aber er hat das Herz am rechten Fleck. In der Krankenstation angekommen wurden beide als erstes ärztlich versorgt und erstmal voll wiederhergestellt. Bei Beceefha war das einfach aber bei Dawn dauerte es ein wenig länger. Der Arzt versorgte seine kleinen Wunden und schon bald ging es dem Oxtorner wieder besser. Dann klärte er Beceefha erstmal über die wirkliche Situation auf, und beschloß mit diesem zu Gonozal zu gehen. Yohko befand sich während des überstürzten Starts der CREST V auf ihrem ersten Besichtigungsgang in ihrem neuem Domizil, den Hangars ihrer Flottille. Da der Kommandant bei ihrer Ankunft noch nicht anwesend war hatte sie beschlossen dies zuerst zu tun. Als sie mit der Besichtigung der riesigen, domhaften Hallen mit den vielen schnellen, vernichtenden Waffen, die ihr und ihrem Kollegen Dawn unterstellt waren, fertig war, beschloß sie, ein Computer-Terminal nach dem Standort von Oberstleutnant Dawn zu befragen. Wie er wohl so ist? dachte sie, während sie ihre Suchanfrage nach Oberstleutnant Dawn eintippte. Das System antwortete, daß sich der Gesuchte sich in der KS befindet würde. KS? Yohko fragte sich was damit wohl gemeint war, als ihr einfiel, daß damit die Krankenstation gemeint war. Sie machte sich sofort auf den Weg dorthin... Als Yohko gerade die Krankenstation betreten wollte, wurde sie von einem massiv gebauten Oxtorner, der schnellen Schrittes die Krankenstation verlassen wollte, fast über den Haufen gerannt. So ein rücksichtsloser Trampel! dachte Yohko und konnte ein lautes »Baka« nicht unterdrücken, was in ihrer japanischen Heimat soviel wie Idiot bedeutete. »Was fällt Ihnen denn ein, hier so unachtsam durch die Gegend zu rennen? Haben Sie denn keine Augen im Kopf?! Ich werde mich beim Kommandanten über sie beschweren! Wie ist ihr Name?« brach es aus ihr heraus. Da er vorher noch nie auf der KS gewesen war verwechselte Dawn auf seinem Weg zu Gonozal natürlich prompt die Türen und hätte fast eine, zumindest im Vergleich zu ihm, zierliche Japanerin über den Haufen gerannt. Diese wagte es doch tatsächlich ihn als einen Idioten zu bezeichnen, obwohl sie ja nicht wissen konnte, daß er einmal einen Kurs in altterranischen Sprachen belegt hatte. Da der Oxtorner einen solchen Mut respektierte und er außerdem wußte, daß er an dem Beinahe-Unfall Schuld war, störte er sich nicht weiter an ihren Beschimpfungen, sondern stellte sich freundlich vor. »Taron Dawn ist mein Name, mit wem hab ich die Ehre?« fragte er, wohlwissend, daß das keineswegs zu ihrer angedrohten Beschwerde paßte. Dawn! schoß es Yohko durch den Kopf. Ausgerechnet meinen zukünftigen Kollegen muß ich gleich am ersten Tag beschimpfen! Zum Glück wird er baka nicht verstanden haben... Besser ich stell mich vor... »Mein Name ist Yohko Takashi und mir tut mein kleiner Ausbruch leid. Sie müssen der Leiter der 1. Beiboot-Flottille sein. Ich bin ihre zukünftige Kollegin«, sagte sie darauf immer noch leicht erschüttert, teils vom Zusammenstoß, teils vom Schreck den ihr seine Vorstellung versetzt hatte, aber als ehemalige Mitarbeiterin der SolAb beruhigte sie sich sehr schnell und kam schnell auf den Punkt: »Darf ich fragen, warum Sie hier in der Krankenstation sind? Hat es einen Unfall gegeben? Hat das etwas mit der Durchsage mit den Raumanzügen zu tun?« Während sie auf eine Reaktion seinerseits wartete, fragte sie sich warum ihr denn niemand gesagt hatte, daß ihr Kollege ein Oxtorner war. Beceefha folgte diesmal Dawn, denn sie wollten ja immerhin beide zu Gonozal und da Dawn zu wissen schien wo dieser steckt lief er ihm halt hinterher. Er hätte beinahe anfangen müssen zu lachen, als eine kleine Japanerin fast von dem Oxtorner umgerannt wurde. Dann fing sie sogar noch an ihn zu beschimpfen. Sie hatte wirklich Glück, daß Sauron anscheinend gerade seine ruhigen 5 Minuten hatte. Dann geschah etwas was Beceefha fast umgeworfen hätte. Dawn stellte sich derjenigen die ihn noch bis eben beschimpft hatte vor. So richtig mit freundlich und so. Irgendwie war Beceefha jetzt total perplex. Das konnte gar nicht sein. Deshalb konnte er sich natürlich auch eine dumme Bemerkung nich verkneifen: »Na, Taron, gefällt dir die Kleine?« sagte er mit einem schrecklich dummen Grinsen auf den Lippen. Dieser warf ihm einen bösen Blick zu und auch Sauron schien seine friedlichen 5 min vergessen zu haben. »Is ja schon gut. War ja nich so gemeint. Oder höchstens ein bißchen«, entschuldigte er sich mit einem noch dümmeren Grinsen. »Kommst du jetzt? Ich meine wir wollten doch zu Gonozal, oder nicht? Ich finde es im Moment nämlich etwas wichtiger, daß wieder Ordnung in diese riesige Kugel kommt als euren Flirt. ihr könnt euch ja bei Gelegenheit ma in der Kantine treffen...« Nun wurde Dawn offensichtlich etwas sauer und Beceefha sah ihn herausfordernd an. Er hatte jetzt nämlich wieder Lust auf eines ihrer Wortgefechte... Er beschloß, den Überschweren kurzfristig zu ignorieren. Das Schiff würde ja schließlich nicht in den nächsten 3 Minuten untergehen und Sauron konnte Spuren noch Stunden nach dem verschwinden der Personen entdecken, und wandte sich wieder der Japanerin zu, die durch Beceefha unterbrochen worden war. Während Dawn den Überschweren ignorierte, reagierte die ganz und gar nicht kleine Japanerin, sie maß immerhin stolze 180 cm, völlig anders: Mit einer blitzschnellen Bewegung, der das Auge kaum folgen konnte schoß sie auf Beceefha zu und führte einen explosionsartigen Schlag gegen seine Kniekehle durch, worauf er vor ihr auf den Boden sackte, als seine Beine versagten. »Gomen nasai, aber bitte keine sexistischen Witze!« kam darauf in völlig ruhiger und höflicher Stimme von Yohko, während sie sich leicht vor dem Überschweren verneigte. Nur ihre stechend grünen Augen verrieten ihre Wut über den schlechten Witz des Überschweren. Dawn wurde von dieser Reaktion kaum überrascht, denn wer einen Oxtorner anpöbelt, der hat auch vor einem Überschweren keine Angst. Nur die Geschwindigkeit der Japanerin hatte ihn verblüfft. Sie mußte eine sehr gute Nahkampfausbildung hinter sich haben. SolAb oder USO, überlegte er sich und schaute in ihre Richtung, als sie sich ihm wieder zuwandte. Während Yohko elegant und geschmeidig wie eine Katze wieder auf Dawn zukam, fiel ihr der Microgravitator an seinem Gürtel auf und sie hängte gleich noch eine Frage an ihren Fragenkatalog von eben an: »Ich dachte immer Oxtorner bräuchten keine Gravitatoren... Sind Sie ein Mutant? Oder hat das was mit Ihrem Besuch in der KS zu tun?« Da hatte es diese Terranerin doch glatt geschafft, den Überschweren zu Fall zu bringen! Dawns Respekt wuchs und er freute sich schon auf die Zusammenarbeit mit ihr. Hatte er zuerst noch überlegt, ob sie SolAb oder USO trainiert war, war er sich jetzt im Nachhinein vollkommen sicher, daß sie von der Solaren Abwehr ausgebildet worden war - schließlich hatte er dort selbst einige Jahre seines Lebens verbracht. »Natürlich brauche ich auch einen, bei einem lächerlichen Gravo würden meine Muskeln doch sofort auf schwache terranische Verhältnisse schrumpfen und ich könnte nie mehr nach Oxtorne mit seinen angenehmen 4,8g zurückkehren!« erklärte er und fragte ein zweites mal wer sie denn nun wäre. Nach ihrer seltsamen Reaktion auf seinen Namen kam ihm aber langsam ein Verdacht... Während er auf eine Antwort der Japanerin wartete, betrachtete sich Dawn im Spiegel. Daß sie diese dumme Operationsnarbe damals nicht weggekriegt haben... dachte er. Dabei ist die Medizin doch so weit fortgeschritten! Da Dawn sie trotz schon erfolgter Vorstellung erneut nach ihrem Namen fragte, dachte sich Yohko: Der muß ja von meinem kleinen Ausraster ganz schön mitgenommen worden sein! Ich habe immer gedacht, Oxtorner könnte fast nichts aus der Fassung bringen, wahrscheinlich ist er doch krank. Laut sagte sie mit einen leichten Verbeugung in Dawn's Richtung: »Ich bin Yohko Takashi, die neue Leiterin der 2. Beiboot-Flottille und damit, denke ich, Ihre neue Kollegin. Es freut mich, Sie zu treffen Dawn-san!« Sie senkte ihre Stimme, weil es ihr doch etwas unangenehm war. »Und das mit dem Zusammenstoß tut mir leid. Ich hoffe das wird unsere Zusammenarbeit nicht belasten.« Sie machte eine kurze Pause und brachte dann noch im höflichen Ton hervor: »Können Sie mich bitte über die aktuelle Lage im Schiff aufklären? Ich habe mich über die Aufforderung zum Tragen von Schutzanzügen doch etwas gewundert!« Emerson gelang es, sich in einen der Seitenkorridore zu werfen, bevor ihn der Schuß treffen konnte. Er fuhr statt dessen in eine der Gangwände und heizte die Luft zusätzlich auf. Als Emerson vorsichtig um die Ecke lugen wollte, um nach Laska und den beiden Extremweltlern zu sehen, wurde er fast von dem riesigen Strahler erschlagen, den der Überrschwere ihm zuwarf und der einige Meter hinter ihm liegen blieb. Er war zwar froh, daß der Überschwere nicht tot war, aber er fragte sich, wie er denn an dessen Waffe kommen sollte. Plötzlich hörte er ein schreckliches Knurren wie von einem großen Tier. Neugierig lugte er wieder um die Ecke und wurde Zeuge eines erstaunlichen Schauspiels. Ein Okrill (sicher der des Oxtorners) sprang den verdutzen Laska an und gab ihm einen starken Elektroschock! Emerson hatte bis dahin gar nicht gewußt, das diese Tiere dazu in der Lage waren. Laskas Schutzschirm war wohl unvorsichtigerweise so eingestellt, daß er auf Berührung nicht reagierte. Aus diesem Grund war er dem Angriff hilflos ausgeliefert. Noch während er zu Boden fiel, benutzte der Okrill ihn als Kauknochen und schleuderte ihn wild umher. Als er endlich fertig war, rannte er davon und half dem Überschweren, den verletzten Oxtorner wegzubringen. »D-danke!« rief er noch hinterher. Ihm wurde bewußt, daß er weder den Namen des Überschweren noch des Oxtorners kannte. Noch unter Schock und unter der Rauschwirkung des Gases stehend, trat Emerson aus dem Seitengang und betrachtete die ganze Szenerie. Als erstes ging er zu dem schweren Strahler des Überschweren und versuchte, ihn aufzuheben, was ihm nur mit größter Mühe gelang. Die Waffe in beiden Armen tragend, näherte er sich dem übel zugerichteten Laska. Gerade als er sich über ihn beugte, rührte sich Laska und hob mit letzter Kraft seinen Strahler, um ihn auf Emerson zu richten. Vor Schreck ließ er daraufhin die Waffe des Überschweren fallen -- genau auf den unter ihm liegenden Laska. Der gab noch ein kurzes Stöhnen von sich, dann wurde er endgültig bewußtlos. Emerson wälzte den überschweren Strahler von Laska herunter und sah nach ihm. Er war zwar schwer verletzt, aber nicht in Lebensgefahr. Danach durchsuchte er Laskas Kleidung, fand aber bis auf einen kleinen, aber leistungsstarken Schutzschildprojektor nichts besonderes. Er nahm Laskas Waffe an sich und steckte sie in eine Tasche seines Schutzanzuges. Dann wollte er per kurzem Blick nachsehen, ob der Überschwere mit dem Oxtorner schon in der Krankenstation angekommen waren, aber es gelang ihm nicht! Bei ES, was ist mit mir los? dachte er zu Tode erschrocken. Noch niemals hatte sein Schrittorgan versagt, auch von anderen Veego war ihm das nicht bekannt! Er strengte sich sehr stark an, doch auch jetzt gelang es ihm nicht, den Raum so zu krümmen, daß Anfangs- und Endpunkt seines Blickes eins wurden. Aber als er dabei an sich herunter sah, stellte er fest, das sein Körper leuchtete wie ein Weihnachtsbaum! Es schien, als wären alle seine Blutgefäße mit orangem Licht gefüllt, auch der Gasbehälter in seiner Tasche leuchtete mit. Und in seiner Brust sah er die Umrisse seines Schrittorgans, die besonders hell strahlten. Verblüfft stellte er seinen Versuch ein und nahm den Behälter in seine Hand. Er begann zu überlegen, welche Verbindung zwischen der Dose, seinen Adern und seiner besonderen Fähigkeit bestand. Allmählich begriff er die Zusammenhänge: Das Gas in der Zentrale, das aus dieser Dose stammte, mußte eine fünfdimensional strahlende Komponente beinhalten, die mit seinem Schrittorgan wechselwirkte. Während er das Gas eingeatmet hatte, war es in seinen Blutkreislauf eingedrungen und hatte sich bei seinem Schrittorgan angesammelt. Die fünfdimensionale Strahlung hatte dann das Organ beeinflußt und so seine ungewöhnliche passivität in der Zentrale sowie die Rauschzustände bewirkt, an denen er jetzt noch litt. Und jetzt konnte er keinen kurzen Weg mehr gehen! Er stellte die verstrahlte Dose weit weg auf den Boden und setzte sich neben die Waffe des Überschweren hin. Er konzentrierte seinen ganzen Willen und alle seine geistige Kraft auf das eine Ziel, einen kurzen Blick auf die Krankenstation zu werfen. Der Schweiß trat aus seinen Poren, sein Körper verkrampfte sich und strahlte heller und immer heller, bis Emerson in einer Explosion von golden leuchtenden Funken verschwand. Als Emerson die Augen wieder öffnete, fand er sich von schnell verlöschenden goldenen Funken umgeben an einem anderen Ort wieder. Als er aufstand, stellte er fest, daß er versehentlich den Strahler des Überschweren mit einer Hand berührt und deshalb mitgenommen hatte. Genau in diesem Moment trat ein unbekanntes Crewmitglied aus einer Tür in der Nähe. »Hallo, Kamerad! Wo befinde ich mich gerade?« fragte er den Mann. »Genau vor der Krankenstation«, antwortete der irritiert. »Wer sind Sie denn?« »Ich bin der Chefnavigator!« sagte Emerson fröhlich, nahm den schweren Strahler auf und übergab ihm seinem Gegenüber, der unter der Last fast zusammenbrach. »Der gehört einem etwa zwei Meter großen Überschweren, der vor kurzem hier angekommen sein muß. Geben Sie ihm das bitte zurück!« Mit diesen Worten machte er sich aus dem Staub und rannte zu dem verletzten Laska zurück. Als er dort ankam, steckte er widerwillig die Dose zurück in eine seiner Taschen, dann hob er den Verletzten mit beiden Armen auf und trug ihn vorsichtig den ganzen Weg bis zur Krankenstation zurück. Nachdem er eingetreten war, legte er den Saboteur auf die nächste freie Liege und rief nach einem Arzt. Sogleich stürzte sich ein Team auf den zerschundenen Leib, während Emerson sich erschöpft auf einen abseits stehenden Stuhl setzte. Doch er fand keine Ruhe, da sich Dr. Patrizia Drake an ihn wandte und ihn danach fragte, was vorgefallen war. »Laska ist einer der Saboteure, und er ist vielleicht der Mörder von Michael Byers. Er hat versucht, mich umzubringen, nachdem ich das aus der Belüftungsanlage der Zentrale entfernt hatte.« Er holte den Gasbehälter hervor und übergab ihn Dr. Drake. »Es handelt sich um das halluzinogene Gas, das in die Zentrale eingeleitet wurde. Meiner Meinung nach enthält es eine fünfdimensional strahlende Substanz, denn nur so läßt sich erklären, wie es mich in einen euphorischen Zustand versetzen konnte. Jedenfalls hätte Laska mich wohl sicher getötet, wenn nicht ein Überschwerer und ein Oxtorner vorbeigekommen wären und mir geholfen hätten.« »Das müssen wohl der Feuerleitoffizier Beceefha und der Leiter der ersten Flottille, Taron Dawn, gewesen sein, die hier vor kurzer Zeit eingetroffen sind. Sie sind inzwischen wieder wohlauf«, berichtete die Ärztin. »Richten Sie den beiden meinen Dank aus, und auch Dawns Okrill«, sagte Emerson schwer atmend. Er hatte sich immer noch nicht erholt, und er litt unter starken Schwindelgefühlen. »Unterrichten Sie bitte Gonozal von dem Vorfall, und auch Carpenter und Alun und alle anderen. Wie geht es dem Kommandanten?« »Der wird in ein paar Stunden wieder aufstehen. Ich mache mir viel mehr Sorgen um Sie! Als Sie die Krankenstation verließen, sollen Sie wie unter Drogeneinfluß gewirkt haben. Und jetzt scheinen Sie kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch zu stehen!« »Es ist das Gas. Es scheint mich trotz meiner angeborenen Resistenz beeinflußt zu haben. Sie müssen etwas dagegen tun«, bat Emerson. »Ich habe Ihre Krankenakte inzwischen gelesen. Ihr Körper würde das Gegenmittel neutralisieren, wenn ich es Ihnen injizieren würde. Das einzig Wirksame wäre eine Blutwäsche. Sind Sie damit einverstanden?« Emerson bejahte, und gleich darauf wurde er von einem Ärzteteam versorgt. Er wurde in ein Krankenzimmer gebracht und sein rechter Arm an eine Maschine angeschlossen, die ihm das Blut entnahm, es reinigte und dann wieder in den Körper zurückfließen ließ. Gleichzeitig wurde ihm am linken Arm eine Infusion angelegt, mit der alle fremden Substanzen aus seinem Gewebe gespült werden sollten. So lag er einige Zeit lang da, bis er vor Erschöpfung einschlief. »Meine Bestätigung wäre eigentlich gar nicht nötig, die des behandelten Arztes reicht vollkommen«, meinte Alun und legte zusammen mit Habel alles vor, was seiner Meinung nach gegen Laska sprach. Dies schien Gonozal allerdings nicht zu genügen. Nachdem er Alan noch über den wahren Sinn der Impfung aufgeklärt hatte, nämlich die Infizierten zu heilen, gab er dem ersten noch einen ausführlichen Bericht über die Ereignisse in der KS. Er erwähnte auch, daß sie schon fast in Panik wegen der ganzen Angelegenheit waren. Während ihres Gesprächs wurden nach einander, alle Brückencrewmitglieder, die vorher bereit gewesen waren Alun zu lynchen, hereingeschickt. Einige entschuldigten sich sogar. Danach wurde Alun wieder etwas gelöster. »Ich hab bei der Einschätzung der Situation wohl etwas überreagiert. Entschuldigen Sie, Sir, aber ich bin bisher noch nicht so oft jemanden begegnet, der mich umbringen wollte. Und heute gleich zweimal. Ich reagiere im Moment anscheinend nicht ganz normal.« Alun verließ das Nebenzimmer der Krankenstation. Er bekam mit, wie Ostrog eingeliefert wurde. Der Navigator bemerkte ihn nicht. Er erzählte nur von dem Attentat, das Laska auf ihn verübt hatte. Alun sprach Gonozal an, der grade die Krankenstation verlassen wollte: »Glauben Sie mir nun?« Habel befahl inzwischen einigen Sicherheitsleuten, Laska zu bewachen und schloß sich Gonozal an. »Ich bin immer noch Ihr Leibwächter, Sir!« meinte er. Auch Robert verabschiedete sich aus der Krankenstation: »Ich werde jetzt erstmal eine Runde schlafen. Benachrichtigen Sie mich, wenn der Kommandant wieder aufwacht, oder wenn Laskas Verhör beginnt! Ich wäre gern dabei.« Beceefha ging tatsächlich ein ganz klein wenig in die Knie, aber nicht weil er den Schlag nicht hätte einstecken können, sondern weil er der Japanerin einfach nicht soviel Kraft zugetraut hätte. Wenn er ein normaler Terraner gewesen wäre hätte er mit seinen Knien wahrscheinlich nie wieder laufen können. ER hätte der zierlichem Person (sie war gegenüber ihm immerhin eher schmal) wirklich nicht soviel Kraft zugetraut. Das änderte jedoch nichts daran, daß er nun entsetzlich wütend war. Wie konnte es diese widerliche Person wagen ihn zu schlagen? Er vergaß sich also mal wieder und hatte Bruchteile von Sekunden bereits das gewaltige Langschwert in der Hand. Es wirkte in seine Händen jedoch wie ein Spielzeug. Er wußte zwar genau, daß die kleine Japanerin nicht den Bruchteil einer Chance hatte aber das war ihm hier egal. Er hatte immerhin auf seinem Geburtsschiff lange zeit Nahkampftraining genossen und war alles andere als schlecht. Er hatte bereits ausgeholt, als ihm jemand von hinten antippte. »Ich habe hier Ihren Strahler den ich Ihnen zurückbringen soll«, sagte der Störenfried. Er war ja nun wirklich unverkennbar und so war es für den Mann ein leichtes gewesen Beceefha zu finden. Der Mann hatte immer noch Mühe, den schwere Strahler mit zwei Händen zu halten. Was? Mein geliebter Strahler? dachte Beceefha. Ach ja, ich hatte ja einen an Emerson verliehen! Er vergaß daraufhin sofort die Japanerin und ließ sich erstmal seinen Strahler zurückgeben, denn er sofort einsteckte. Der Mann freute sich endlich das schwere Ding los zu sein und schaute doch etwas verdutzt als Beceefha das Ding mit einer Hand einsteckte, als sein es federleicht. Dieser hatte sich inzwischen auch wieder abgeregt. Das war wirklich Glück für die Japanerin, die sonst wahrscheinlich übelst eins auf den Deckel bekommen hätte! Beceefha sah nun Gonozal kommen. Sie standen ja immer noch in der Tür der Krankenstation, die dieser gerade verlassen wollte. Er stellte sich darauf kurz vor und fragte was er nun machen solle. Daraufhin wurde er erstmal gefragt ob er schon die Impfung bekommen hätte. Er antwortete mit ja und bat Gonozal, ihm schnell noch zu erzählen was eigentlich los war. Das tat dieser auch. Beceefha stellte nun, noch einmal, die Frage was er machen sollte. Gonozal beauftragte ihn dann, damit die Waffentechniker aufzusuchen und herauszufinden, ob die Schiffsbewaffnung in dem ganzen Trubel irgendwie gelitten hatte. Anschließend sollte er diese testen und sich auf die suche nach seinem Partner Axel machen, der immer noch vermißt wurde. Beceefha begab sich daraufhin in den Maschinenraum wo er hoffte, die für die Waffen zuständigen Techniker zu finden. Den Ärger, den er mit der in seinen Augen kleinen Japanerin gehabt hatte, hatte er bereits wieder vergessen. | ||||||
![]() | ![]() | ![]() | ||||
Inhalt | CREST V (6) | Die Suche... (3) | Kumari |