Vom CREST V - PBeM Team (Lanio_Getraenke@t-online.de)
Perry Rhodan CREST V - Der Chaosflug

Teil 1

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Der Flug beginnt -- 01.09.3432

Raumhafen Terrania

   Oberleutnant Carpenter erreichte den Raumhafen von Terrania in den frühen Morgenstunden über eine Transmitterverbindung.
   Noch vor zwei Tagen stand er an Bord der BUKRAN VI an der Front, wo es zu schweren Kämpfen mit Einheiten des Carsualschen Bundes gekommen war.
   Die BUKRAN VI konnte sich nur mit Mühe und dem Einsatz aller Möglichkeiten, die Carpenters Feuerorgel hergab, in Richtung SOL-System zurückziehen und lag jetzt in der lunaren Werft LXVII.
   In diesen Zeiten war an einen Urlaub nicht zu denken und daher wunderte sich Carpenter auch nicht, daß er sofort ein neues Kommando an Bord eines Ultraschlachtschiffes der Galaxis-Klasse, der neuen CREST V, erhalten hatte.
   »Sir, kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte ein Roboter, der neben dem Transmitter wartete.
   Carpenter reagierte zunächst nicht auf die Frage, sondern blickte sich in der Transmitter-Halle des Raumhafens um.
   Dort herrschte ein Betrieb, als sei er in einem Ameisenhaufen gelandet.
   Ich werde nie verstehen, wieso man vor 9.00 Uhr auf den Beinen sein muß! dachte er resignierend.
   Der Roboter unterbrach diese philosophischen Betrachtungen durch ein weniger freundlicheres: »Sir, sie blockieren den Transmitter, darf ich daher noch einmal fragen, ob ich behilflich sein kann?«
   Carpenter zeigte daraufhin seinen Marschbefehl und fragte die Maschine nach der schnellsten Möglichkeit, um an Bord der CREST V zu gelangen.
   »Ein Gleiter ist bereits unterwegs, Sir!« antwortete der Roboter, und tatsächlich, zwei Minuten später näherte sich ein Gleiter der CREST V.
   »Sir, entschuldigen sie, daß es so lange dauerte, aber bei uns geht noch alles etwas durcheinander, weil große Teile der Besatzung noch nicht eingetroffen sind!« schrie ein kleiner, dicklicher Unteroffizier, der am Steuer saß.
   »Schon gut«, antwortete Carpenter, während er einstieg. »Legen Sie mal den Turbo ein, damit ich mich beim Chef vorstellen kann.«
   »Den was soll ich einlegen, Sir?«
   Carpenter grinste, während der Gleiter fahrt aufnahm, und mußte daran denken, daß er bei Gelegenheit mal wieder mit seinem Simulator, der einen antiken Düsenjäger nachahmte, der zu Zeiten von Rhodans Mondlandung modern war, ein paar Runden drehen mußte.
   »Vergessen sie’s. Ich meinte nur, daß ich mich schnell beim Kommandanten der CREST V melden will.«
   »Sir, der ist noch nicht an Bord. Sie sind nach dem ersten Piloten der zweite Offizier der Führungsmannschaft, der einschifft. Ich habe aber eben mitbekommen, daß ein automatischer Gleiter angefordert wurde, um Kommandant Lasitus abzuholen.«
   »Dann zeigen sie mal, was ein manuell gesteuerter Gleiter leisten kann. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht vor Lasitus an Bord wäre...«
   Der Berg aus Terkonitstahl, der in zehn Kilometer Entfernung von der Transmitterhalle auf der Landefläche stand, schien immer weiter anzuwachsen, während sich der Gleiter mit hoher Geschwindigkeit nährte.
   Carpenter konnte schon nach kurzer Zeit den Schiffskörper nicht mehr vollständig überblicken.
   Auch wenn die Ultraschlachtschiffe der Galaxis-Klasse schon seit ungefähr 1000 Jahren gebaut wurden, war es immer wieder ein Erlebnis, sich diesen Giganten zu nähren, und jetzt sollte er, der vor 33 Jahren auf Terra geboren worden war, die Feuerleitzentrale dieses technischen Wunders übernehmen.
   An Bord angekommen machte er sich direkt auf dem Weg zur Feuerleitzentrale, zu der er von einem Roboter geführt wurde.
   Außer einigen Mannschaftsdienstgraden begegnete ihm niemand.
   Ich bin auf den Kommandanten gespannt, ging er seinen Gedanken nach. Man hört ja einige Dinge über ihn, aber solange er keine Manöver ansetzt, die vor 9.00 Uhr Bordzeit liegen, werde ich wohl gut mit ihm auskommen.
   Während er dies dachte, öffnete sich das große Schott zu seinem neuen Reich.
   Geradezu ehrfurchtsvoll betrachte Carpenter die Bildschirme und Knöpfe, mit deren Hilfe er die CREST V in eine kleine Sonne verwandeln konnte.
   Seine Betrachtung wurde durch die Stimme eines Mannes unterbrochen:
   »Achtung, hier spricht der erste Pilot.
   Der Kommandant fliegt gerade mit einem Gleiter in eine der Schleusen ein.
   Benehmt euch also jetzt und erzählt keine schmutzigen Witze mehr, um die Lautsprecheranlage zu testen.
   Ende der Durchsage!
   Ach ja, ich habe da neulich noch einen Witz gehört, aber den erzähle ich später, denn er landet schon...«
   Das scheint mir ja ein lustiger Haufen zu sein, dachte Carpenter, bevor er endgültig die Feuerleitzentrale betrat.


Wenige Minuten vorher in Terrania City

   »Sir!« Ein Raumsoldat, der neben einem Gleiter stand, salutierte vor dem Kommandanten.
   Lasitus grüßte zurück und stieg in den Gleiter, kurz darauf hörte man die Geräusche eines startenden Triebwerks.
   Der Gleiter hob ab und machte sich auf zum Raumhafen in Terrania.
   Auf dem Flug durch Terrania City schaute sich Lasitus die Daten über das Schiff, die Crew, die Waffen und dergleichen, an.
   Ein Ultraschlachtschiff, davon habe ich immer geträumt! dachte Lasitus.
   Eine halbe Stunde später kam der Raumhafen in Sicht und ein riesiger Berg schob sich in sein Sichtfeld, die Crest V.
   Das Schiff füllte nun völlig das Cockpitfenster aus und überragte alle anderen Einheiten, für Lasitus bestand der Eindruck als wäre das Schiff extra für ihn auf Hochglanz poliert worden.
   Der Gleiter, der ferngesteuert war, schwenkte ein und flog nun direkt auf die Kugel zu, eine winzige Öffnung markierte den Hangar in dem der Gleiter gerade landete.
   Als Lasitus das Schiff verließ, trat ein Mann auf ihn zu.
   »Willkommen an Bord der Crest V, Sir!« entgegnete der Mann.
   »Danke, warum ist hier kein Mensch?« fragte der Oberst.
   »Tja, darf ich mich erst mal vorstellen, ich bin Jean Stiletto, Ihr erster Pilot«, antwortete er. »Wundern Sie sich nicht das ich sie begrüße, das Schiff ist kaum besetzt und der erste und zweite Offizier sind noch nicht an Bord. Daher habe ich sie begrüßt.«
   »Wissen Sie, wann der Rest der Crew hier eintrifft?«
   Stiletto schüttelte mit den Kopf.
   »Ok, kann man nichts machen. Begleiten Sie mich auf die Brücke!«
   Zusammen betraten sie einen Antigravschacht und fünf Minuten später betrat er die Zentrale des Schiffes.
   Dort wurde er von den Anwesenden begrüßt.
   Lasitus setzte sich an den Kartentank.
   »Dann warten wir mal auf den Rest!« sagte er.
   Während der Kommandant am Kartentank auf den Rest seiner Mannschaft wartete, spielten sich überall an Bord und dem Raumhafen die üblichen Szenen ab, die die vollständige Neubesatzung eines 2,5 Kilometer Raumschiffs mit sich bringt.
   »Eine Nachricht vom Flotten HQ Terrania«, rief Daniel. »Oberst Strader, Ihr Positronik-/Bipopositronik-Spezialist Major Doevelnik befindet sich zur Zeit auf einem Einsatz auf der 100 Sonnenwelt.
   Aufgrund eines technischen Gebrechens wird sich seine Ankunft um voraussichtlich 24 bis 48 Stunden verspäten. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die sie dadurch erleiden.
   Sollte sich seine Ankunft bis nach dem Start verzögern, wird er während des Fluges zu Ihnen stoßen. Gezeichnet:
   Admiral Zabriskie.«
   Wenigstens einer der sich meldet, dachte Strader.
   »Sir? Sind Sie sicher, daß dieses Gepäck vollständig in Ihr Quartier gebracht werden soll?«
   Die Ordonnanz wirkte zwischen einem Wust von Koffern und anderen Gepäckstücken etwas hilflos.
   Der Arkonide vor ihm lächelte ein dünnlippiges Lächeln.
   »Wenn es Ihnen keine zu großen Umstände macht -- Jaaa! Und beeilen Sie sich ein wenig.«
   Kurz bevor Artor im Antigravlift in Richtung der Zentrale verschwand, konnte die Ordonnanz noch ein leichtes Augenzwinkern bemerken.
   Auch an anderen Stellen kämpften Besatzungsmitglieder mit den Tücken der Technik, um an Bord gelangen zu können.


Transmitterhalle

   Ächzend und mit lauten Stöhnen nährte sich Vario vollgepackt mit Taschen der Transmitterhalle.
   »Warum nur?« jammerte er. »Das gab es doch noch nie, ausgerechnet heute gibt es Probleme mit den Transportbändern!«
   Einige Leute in der Umgebung schauten ihn überrascht an, weil er laut mit sich selber sprach.
   »Verdammt, und das war noch nicht alles, zu allem Überfluß fliegen hier heute kein öffentlichen Gleiter, weil die Betreiber streiken müssen«, fluchte Vario weiter.
   Endlich, nach fünf Minuten, stand er in der Halle. Es war nur eine kleine Transmitterhalle, die nur einen Transmitter besaß.
   Und um den einzigen Transmitter stand eine große Traube von Menschen, die aufgeregt schrien und mit einander sprachen.
   Langsam näherte sich Vario der Ansammlung von Menschen. Er umrundete sie und erreichte den Transmitter, an dem ein für den Betrieb verantwortlicher Techniker stand.
   Schwitzend erreichte er den Techniker, der ihn etwas seltsam anschaute.
   »Hallo«, sagte Vario.
   »Ich muß auf das Schiff CREST V.«
   Er sah den Techniker an, der wiederum zurückstarrte.
   »Tja, da haben Sie Pech gehabt: Der Transmitter ist defekt«, antwortete der Mann.
   »WAS?«
   Das defekt klang in Varios Ohren wie ein Hohn.
   Mit lauten Knall vielen seine Taschen zu Boden, ihm wurde schwindlig und er setzte sich.
   Unbeeindruckt sprach der Techniker weiter:
   »Die Menschen die sie hier sehen, wollen alle auf das gleiche Schiff, aber -- wie ich schon sagte -- der Transmitter ist defekt und wird erst in zwei Stunden voraussichtlich wieder funktionieren.«
   Toll, und nun? In zwei Stunden wird das Schiff weg sein, dachte er.
   Während Vario überlegte, kam ihm eine Idee.
   Er aktivierte sein Kom-Gerät, das er am Arm trug, und stellte die Frequenz der CREST V ein. Dann rief er das Schiff und nach mehreren Versuchen bekam er Kontakt.
   »Hier CREST V. Was wollen Sie?«
   Über diesen barschen Ton war Vario überrascht, er mußte erstmal tief Luft holen.
   »Ich bin Vario Mcneil und gehöre zur Crew der CREST V«, antwortete er.
   »Und?« fragte sein Gegenüber.
   »Hören Sie mal, reden Sie nicht gefälligst so abfällig, ich bin hier in Terrania-Nord und die Transmitterhalle ist ausgefallen. Hier sind auch noch eine Menge anderer Crew-Mitglieder.
   Der Transmitter wird mindestens erst wieder in zwei Stunden bereit sein, also schicken sie einen Gleiter für mindestens 20 Personen!«
   Vario beschrieb die genaue Lager der Halle.
   »Wie heißen Sie überhaupt?« wollte Vario noch wissen.
   »Ich, oh, mein Name ist Daniel Wilford, Kommunikationsoffizier.«
   Dann brach die Verbindung ab. Ein Gleiter sollte in 20 Minuten kommen.
   Als Vario die Nachricht den anderen überbrachte, wurde die Stimmung innerhalb der Halle besser, nebenbei lernte er auch noch den Sicherheitschef kennen, der ihn anerkennend auf die Schulter klopfte.
   Besser kann's heute nicht mehr werden, dachte er.
   20 Minuten später kam tatsächlich ein Gleiter, allerdings ein Gütertransporter.
   »Arrgghh, den Typen werde ich mir früher oder später vornehmen.«
   Schließlich kamen sie an und verteilten sich alle im ganzem Schiff.
   Vario ging zu erst zu seinem Quartier, verstaute dort seine Sachen und begab sich zu seinem Büro.
   Dort machte er Meldung auf der Brücke.


Allan D. Gonozals Apartment

   Auch Allan D. Gonozal packte an diesem Morgen seine Sachen.
   Er setzte sich an den Schreibtisch und schrieb einige Abschiedszeilen an seine Familie.
   Irgendwie war es schon merkwürdig, jetzt hatte er schon 3 Wochen Landurlaub und dann kam er nicht einmal dazu, seine Geschwister zu besuchen, obwohl sie die Gegend um Buenos Aires unsicher machten.
   Naja, vielleicht war es besser so.
   Er stand auf überflog in Gedanken nochmals sein Gepäck und war sich sicher, irgend etwas vergessen zu haben.
   Er fragte sich warum er dieses Apartment überhaupt noch unterhielt.
   Immerhin war er fast 2 Jahre auf Mission und nun ging es schon wieder los, und keiner wollte ihm sagen für wie lang...
   Der Vertrag lief erstmal auf 7 Jahre mit »Verlängerungsoption über’s Hauptquartier«.
   Diesmal erwartete ihn auch noch eine ihm komplett fremde Crew, aber so war das nun mal mit »Beförderungen«.
   Wie hatte dieser grinsende Volltrottel im Flottenhauptquartier noch gesagt:
   »Sie stehen auf der Beförderungsliste ganz oben, aber wir haben momentan kein freies Kommando, aus diesem Grund befördern wir Sie erstmal in der Schiffsklasse.«
   Merkwürdigen Humor hatten diese Schreibtischtäter.
   Gut, ein zweieinhalb Kilometer großer Brocken ist schon beeindruckend, aber 800 Meter waren ja wohl auch nicht zu übersehen, oder?
   Naja, wenigstens war's auch ein Sprungbrett in der Karierreleiter, hoffentlich, er wollte schließlich nicht ewig »Stlv. Kom.« auf seiner Brust stehen haben.
   Er betrachtete sich nochmals flüchtig im Spiegel, um zu kontrollieren, ob alle Abzeichen auf der Uniform richtig plaziert waren, nahm die Steuerung des Antigravkoffers und verließ seine Räume um hoffentlich irgendwann zurückzukehren.
   Das Flugtaxi wartete schon auf dem Dach.
   Der Flug dauerte, aufgrund einer Störung im Verkehrs-Leitsystem, etwa doppelt solang wie erwartet.
   Na toll, schöner Einstand, dachte er, während er im öffentlichen Terminal vom Taxi in eins der flotteneigenen Zubringershuttle umstieg.
   Dieses brachte ihn dann ohne weitere Verzögerung zu seinem neuen Schiff.
   Es wurde ihm eine Landebucht in der Halbnordschleuse etwas über dem Äquator zugewiesen.
   Beim Anflug wunderte er sich etwas über die Vermessenheit der Menschen, solche Gebirge aus Metall zu bauen, aber das war ihm auch durch den Kopf gegangen, als er seinen Posten auf seinem ersten Schiff, einem »nur« 500m-Kreuzer angetreten hatte.
   Nachdem er sein Gepäck dem zuständigen Roboter übergeben hatte, ließ er sich vom Transportband zur Zentrale bringen.


Raumhafen Terrania

   Emerson Victor Ostrog stand auf der Landefläche des Raumhafens von Terrania, wo ihn die Landefähre des Transportschiffs abgesetzt hatte, und wartete auf den Gleiter von der CREST V.
   Er war vor nicht einmal einer Stunde im Solsystem angekommen, um seinen Posten als Navigator eines Ultraschlachtschiffes mit Dimetransantrieb anzutreten, wie er beim Raumflottenkommando des Solaren Imperiums beantragt hatte.
   Das war der Grund seiner Rückkehr ins -- vom ATG-Feld umschlossene -- Solsystem, trotz seines großen Unbehagens, das ihn vor etwa 10 Monaten dazu bewogen hatte, seinen Dienst vorübergehend zu quittieren.
   Auch jetzt fühlte er diese Furcht, genau genommen seitdem er mit dem Personentransporter BOUNTY die Temporalschleuse passiert hatte.
   Denn solange er sich innerhalb des ATG-Feldes aufhielt, konnte er keinen »Kurzen Weg« gehen, um nach »Heimat« zurückzukehren, da sich das Solsystem nicht im Standarduniversum aufhielt.
   Obwohl er sehr sparsam mit seinen »Schritten« umging und nur etwa alle 3 Monate nach »Heimat« mußte, um sein »Schrittorgan« aufzuladen, stellte der »Kurze« eine Art von Sicherheit dar, auf die sich jeder Veego stets verlassen konnte.
   Das war der eigentliche Grund, weshalb er das Solsystem verlassen und sich nach Olymp zurückgezogen hatte.
   Er war nahe dran gewesen, seine Scheinexistenz als Terraner-Abkömmling aufzugeben und der Menschheit für immer den Rücken zu kehren.
   Doch er hatte sich davor gescheut, sich wieder als der »Aktive« Evos dem großen Ziel seines Volkes zuzuwenden und das Universum zu kartographieren.
   Denn er war nach wie vor davon überzeugt, daß die Terraner eine immense Bedeutung für die Veego haben würden und ihnen vielleicht sogar bei der Lösung des »Größten kosmischen Rätsels« helfen konnten.
   Und als das Flottenkommando ihm diesen Posten angeboten hatte, mußte er einfach zugreifen.
   Denn ein Schiff mit Dimetransantrieb konnte er sich einfach nicht entgehen lassen.
   Noch nie war ein Veego an Bord eines dermaßen schnellen Raumschiffes gewesen, mit dem sogar die »Große Leere« erreichbar war!
   Diese und ähnliche Gedanken beschäftigten ihn, als der Gleiter der CREST V endlich vor ihm landete und ein Roboter sein Gepäck einlud.
   Er stieg ein, und der automatische Pilot steuerte den Gleiter in Richtung Norden auf eine gigantische metallene Kugel zu, die auf ebenso gigantischen Landestützen ruhte.
   Der Gleiter glitt auf einen Hangar zu, der sich im Vergleich zum Schiff wie ein Nadelstich ausnahm.
   Nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Lastenroboter sein Gepäck unbeschadet in sein Quartier gebracht hatte, machte sich Ostrog auf den Weg in die Zentrale des Schiffes.


Zentrale

   Als Allan durch die »kleine« Mannesschleuse die Zentrale betrat, sah er seinen zukünftigen Vorgesetzten mit einigen anderen Personen am Kartentank sitzen.
   Man hatte ihn noch nicht bemerkt und ihm lag auch vorerst nichts daran.
   In der geschäftigen Zentrale näherte er sich halbwegs von hinten der Gruppe, um dann mit »Parade Stimme« und zusammenschlagenden Hacken seine Meldung zu machen:
   »Oberstleutnant Allan D. Gonozal meldet sich zum Dienst, SIR!«
   Das leichte Zusammenzucken des Kommandanten störte ihn überhaupt nicht, manchmal war das ganze militärische trara doch zu was gut...
   Allan schrie fast durch die Zentrale. Viele der dort Anwesenden zuckten genauso wie der Kommandant zusammen. Niemand hatte jetzt mit so einer Begrüßung gerechnet, dementsprechend schauten alle etwas verduzt drein.
   Lasitus räusperte sich.
   »Schön, daß Sie endlich an Bord sind«, stellte er unbeeindruckt fest. »Ich hab mich schon gefragt, wo mein Offiziersstab bleibt...«
   Allans Haltung lockerte sich.
   »Ich wurde aufgehalten«, sagte er kurz und knapp.
   »Nun sind Sie hier... Sie sollten sich mal mit den Crew-Unterlagen vertraut machen«, entgegnete Lasitus.
   Er holte einen Massenspeicher hervor und schob ihn zu Allan.
   »Hier, schauen Sie sich die an, und nicht erschrecken.« Lasitus lächelte.
   Gerade als Oberst Lasitus noch was sagen wollte, wurde er schon wieder mit militärischer Sturheit begrüßt.
   In der Kommandozentrale angekommen, ignoriert der Arkonide Artor zunächst alle anderen anwesenden Offiziere und salutiert vor Oberst Strader.
   »Kommandant! Oberstleutnant Artor meldet sich zum Dienst!«
   Lasitus seufzte. Irgendwo im Hintergrund lachte jemand.
   Ich kann nur hoffen, daß das nicht die ganze Zeit so geht.
   Lasitus begrüßte auch seinen 2. Offizier Artor und gab ihm durch eine Geste zu verstehen, daß er sich ebenfalls setzen sollte.
   »Ich will Ihre Meinung zu der Crew hören, ob sie bestimmte Leute kennen usw.«, sprach Lasitus.
   Der Arkonide setzte sich und nahm sich wie befohlen die Crew Unterlagen vor.
   Schnell und ohne Pausen blätterte er sie Seite für Seite durch.
   Am Ende angekommen, sagte er: »Die Führungsoffiziere sind mir vollständig unbekannt -- lediglich auf ein paar der Besatzungsmitglieder scheine ich schon mal getroffen zu sein.«
   In diesem Moment sagte Jean Stilletto, der erste Pilot, von einem Kommunikationspult aus:
   »Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber hier ist eine gewisse Patrizia Drake in der Leitung, die mit Oberstleutnant Artor sprechen möchte.«
   Artor erwiderte sofort: »Ich bin nicht da!«
   Dann räusperte er sich und sagte in die Runde: »Naja, wir sind uns gestern abend in Terrania schon begegnet und haben... ähm... eine Tasse Tee getrunken...«
   Leicht verlegen blickt sich Artor um.


Varios Büro

   »Wo sind bloß die verdammten Kristalle?«
   Vario versuchte auf seinen Schreibtisch, auf dem ein großes Chaos herrschte, seine Informationskristalle zu finden, damit er sich endlich die Daten über seine Roboter anschauen konnte.
   Als er sie schließlich fand piepste das Kom-Gerät auf seinem Tisch.
   Er tippte drauf rum und kurz darauf erschien auf einem kleinem Bildschirm Connor, sein Sicherheitschef.
   »Oh, hallo. Entschuldigen Sie das Chaos hier, ich hab noch nicht aufgeräumt.«
   Connor schaute ihn kurz prüfend an.
   »Warum ist ihr Gesicht so rot?« fragte er.
   »Was? Achso, ich hab mich aufgeregt. Das ist alles.«
   »Aha, ich werde jetzt zur Brücke gehen und unsere Einsatzbereitschaft bestätigen. Sie gehen zu Deck 16, dort gibt es eine kleine Lagerhalle, in der 200 Kampfrobots herum stehen«, befahl Jack. »Schauen Sie sich diese an und aktivieren sie sie!
   Es handelt sich dabei um Roboter, die für die Schiffssicherheit zuständig sind.
   Alles klar?«
   »Ja, Sir. Wir hören uns später!« Der Schirm verblaßte.
   »Na dann...«
   Vario sprang in den nächsten Antigravschacht und flog bis Deck 16. Zuerst mußte er sich zurecht finden, denn es schien so als gäbe es hier mehrere Hallen.
   Schließlich fand er die richtige, öffnete die Tür und ging hinein.
   Vor ihm, standen 200 hintereinander geordnete Roboter, Kampfmaschinen.
   »Wie man will... Das sind wohl Standard-Modelle«, meckerte er.
   Die Roboter standen auf zwei Beinen, wie Menschen, aber ihr Oberkörper war ellipsenförmig.
   Die einzigen Waffen, die man erkennen konnte waren die Arme, dort wo normalerweise zwei Hände sind waren zwei riesige Stahlrohre.
   Vario pickte sich zwei Kommando-Roboter, die mit einen kleinem Stern gekennzeichnet waren, heraus.
   Am Rücken steckte er zwei Schablonen in den Roboter und kurz darauf aktivierten sie sich.
   Nachdem sie ihn registriert hatten, befahl er ihnen, ihm zu folgen.
   »Wir werden der Brücke einen Besuch abstatten!«
   Unterwegs fragte er: »Wie ist eure Bewaffnung?«
   »Zwei Desintegratorgeschütze, ein Narkosegeschütz und zwei leichte Impulswaffen«, zählten die beiden Maschinen völlig synchron auf.
   Hm? Wo das den? überlegte sich Vario, während er staunend die Roboter betrachtete.
   Als sie um die nächste Biegung gingen, kam auch schon das Schott zur Zentrale in Sicht.


Zentrale

   »Mr. Stiletto, wissen Sie wann der Feuerleitoffizier hier eintrifft?« fragte Lasitus den ersten Piloten.
   »Sicher, Sir! Dort steht er, er ist vor Ihnen eingetroffen.«
   Jean zeigte auf einen Mann, der sie interessiert beobachtete.
   Carpenter, der nach einer ersten Inspektion seiner neuen Wirkungsstätte die Brücke betreten hatte und in einer Nische neben der Hauptpositronik stand, amüsierte sich köstlich über die Vorstellungen der Führungsoffiziere und die Reaktionen seines neuen Kommandanten.
   Jetzt hätte er aber beinahe laut aufgelacht, als er Lasitus mit offenem Mund in der Mitte der Zentrale stehen sah.
   »Oberleutnant Carpenter meldet sich wie befohlen zum Dienst, Sir«, sagte er mit einem breiten Grinsen und lässigem militärischen Gruß.
   Er fuhr fort: »Es tut mir leid, daß ich mich bislang noch nicht auf der Brücke gemeldet habe, aber erst waren Sie ja noch nicht da und dann wollte ich den Tatendrang der Kollegen nicht bremsen.
   Apropos Tatendrang!
   Wann ist denn damit zu rechnen, daß ich mal die Fähigkeiten meiner Waffen testen kann?
   Ich würde das ungern hier auf dem Raumhafen probieren, weil es sicherlich Auswirkungen auf das ATG-Feld haben würde.
   Sir, soll ich den Zahnarzt rufen lassen?
   Oder warum haben Sie den Mund immer noch geöffnet?«
   Oberst Lasitus blickte seinem Feuerleitoffizier scharf an. »Passen Sie lieber auf, wie Sie mit mir reden...
   Oder gefällt Ihnen gleich am Anfang eine Woche Arrestzelle besser?«
   Carpenters Haltung versteifte sich. »Und wegen Ihres Waffentest, Sie werden wahrscheinlich bald Gelegenheit bekommen, Sie auszuprobieren.«
   Das Schott öffnete sich und Vario trat ein. Die beiden Kampfroboter folgten ihm mit dumpfen Schritten.
   Ihn und seine beiden Begleiter schien niemand zu bemerken, bis auf Connor, der sich wohl auch gerade erst umsah.
   Er jedenfalls sah Vario mit erschrockenen Augen an.
   Vario wiederum kümmerte das nicht, er suchte den Kommandeur.
   Er konnte eine kleine Gruppe beim Kartentank sehen, als plötzlich...
   Auch Ostrog erreichte die Zentrale und stelle fest, daß alle anderen Offiziere bereits anwesend waren und sich zum Teil beim Kartentank aufhielten.
   Da er nicht auf Anhieb erkannte, wer Kommandeur Lasitus war, trat er an die ins Gespräch vertiefte Gruppe heran und salutierte:
   »Navigator Emerson V. Ostrog meldet sich zum Dienst!«
   Idiot! -- Ich hab's gleich gewußt, daß so früh am Morgen noch nicht meine Zeit ist! dachte Carpenter.
   Er brüllte aber unter Verwendung eines Stimmverstärkers, den er normalerweise nur im Gefecht benutzte, um sich gegen die Geräusche der im Salventakt schwingenden Schiffszelle durchzusetzen, so laut, daß selbst ein Ertruser vor Neid erblaßt wäre:
   »Sir, nein, Sir, es nicht notwendig Sir, daß ich die Arrestzelle inspiziere, Sir!«
   Doch es nahm niemand seinen Salut zur Kenntnis, denn gerade in diesem Moment ertönte ein Lärm wie von einer Transformbombenexplosion direkt neben seinem rechten Ohr!
   Auf der rechten Seite war er auf der Stelle taub, während er mit dem linken Ohr gerade noch aus dem Krach heraushören konnte, wie irgendwer etwas über eine »Arrestzelle« sagte.
   Als er sich nach rechts drehte, sah er einen dümmlich grinsenden Kerl, der anscheinend der Feuerleitoffizier war.
   Will der Idiot die Mauern von Jericho zum Einsturz bringen, oder was? fragte sich Emerson und rieb sich das schmerzende, rechte Ohr.
   Viel mehr als die Taubheit im rechten Ohr störte ihn allerdings, das sein Auftritt vermasselt wurde!
   Das konnten die Veego auf den Tod nicht leiden!


Fortsetzung folgt


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