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Oberleutnant
Carpenter erreichte den Raumhafen von Terrania in den frühen Morgenstunden
über eine Transmitterverbindung.
Noch vor zwei Tagen stand er an Bord der BUKRAN VI an der
Front, wo es zu schweren Kämpfen mit Einheiten des Carsualschen Bundes gekommen
war.
Die BUKRAN VI konnte sich nur mit Mühe und dem Einsatz
aller Möglichkeiten, die Carpenters Feuerorgel hergab, in Richtung SOL-System
zurückziehen und lag jetzt in der lunaren Werft LXVII.
In diesen Zeiten war an einen Urlaub nicht zu denken und
daher wunderte sich Carpenter auch nicht, daß er sofort ein neues Kommando an
Bord eines Ultraschlachtschiffes der Galaxis-Klasse, der neuen CREST V,
erhalten hatte.
»Sir, kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte ein Roboter,
der neben dem Transmitter wartete.
Carpenter reagierte zunächst nicht auf die Frage, sondern
blickte sich in der Transmitter-Halle des Raumhafens um.
Dort herrschte ein Betrieb, als sei er in einem
Ameisenhaufen gelandet.
Ich werde nie
verstehen, wieso man vor 9.00 Uhr auf den Beinen sein muß! dachte er
resignierend.
Der Roboter unterbrach diese philosophischen Betrachtungen
durch ein weniger freundlicheres: »Sir, sie blockieren den Transmitter, darf
ich daher noch einmal fragen, ob ich behilflich sein kann?«
Carpenter zeigte daraufhin seinen Marschbefehl und fragte
die Maschine nach der schnellsten Möglichkeit, um an Bord der CREST V zu
gelangen.
»Ein Gleiter ist bereits unterwegs, Sir!« antwortete der
Roboter, und tatsächlich, zwei Minuten später näherte sich ein Gleiter der
CREST V.
»Sir, entschuldigen sie, daß es so lange dauerte, aber bei
uns geht noch alles etwas durcheinander, weil große Teile der Besatzung noch
nicht eingetroffen sind!« schrie ein kleiner, dicklicher Unteroffizier, der
am Steuer saß.
»Schon gut«, antwortete Carpenter, während er einstieg.
»Legen Sie mal den Turbo ein, damit ich mich beim Chef vorstellen kann.«
»Den was soll ich
einlegen, Sir?«
Carpenter grinste, während der Gleiter fahrt aufnahm, und
mußte daran denken, daß er bei Gelegenheit mal wieder mit seinem Simulator,
der einen antiken Düsenjäger nachahmte, der zu Zeiten von Rhodans Mondlandung
modern war, ein paar Runden drehen mußte.
»Vergessen sie’s. Ich meinte nur, daß ich mich schnell beim
Kommandanten der CREST V melden will.«
»Sir, der ist noch nicht an Bord. Sie sind nach dem ersten
Piloten der zweite Offizier der Führungsmannschaft, der einschifft. Ich habe
aber eben mitbekommen, daß ein automatischer Gleiter angefordert wurde, um
Kommandant Lasitus abzuholen.«
»Dann zeigen sie mal, was ein manuell gesteuerter Gleiter
leisten kann. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht vor Lasitus an Bord wäre...«
Der Berg aus Terkonitstahl, der in zehn Kilometer
Entfernung von der Transmitterhalle auf der Landefläche stand, schien immer
weiter anzuwachsen, während sich der Gleiter mit hoher Geschwindigkeit
nährte.
Carpenter konnte schon nach kurzer Zeit den Schiffskörper
nicht mehr vollständig überblicken.
Auch wenn die Ultraschlachtschiffe der Galaxis-Klasse schon
seit ungefähr 1000 Jahren gebaut wurden, war es immer wieder ein Erlebnis,
sich diesen Giganten zu nähren, und jetzt sollte er, der vor 33 Jahren auf
Terra geboren worden war, die Feuerleitzentrale dieses technischen Wunders
übernehmen.
An Bord angekommen machte er sich direkt auf dem Weg zur
Feuerleitzentrale, zu der er von einem Roboter geführt wurde.
Außer einigen Mannschaftsdienstgraden begegnete ihm
niemand.
Ich bin auf den
Kommandanten gespannt, ging er seinen Gedanken nach. Man hört ja einige Dinge über ihn, aber solange er keine Manöver
ansetzt, die vor 9.00 Uhr Bordzeit liegen, werde ich wohl gut mit ihm
auskommen.
Während er dies dachte, öffnete sich das große Schott zu
seinem neuen Reich.
Geradezu ehrfurchtsvoll betrachte Carpenter die Bildschirme
und Knöpfe, mit deren Hilfe er die CREST V in eine kleine Sonne verwandeln
konnte.
Seine Betrachtung wurde durch die Stimme eines Mannes
unterbrochen:
»Achtung, hier spricht der erste Pilot.
Der Kommandant fliegt gerade mit einem Gleiter in eine der
Schleusen ein.
Benehmt euch also jetzt und erzählt keine schmutzigen Witze
mehr, um die Lautsprecheranlage zu testen.
Ende der Durchsage!
Ach ja, ich habe da neulich noch einen Witz gehört, aber
den erzähle ich später, denn er landet schon...«
Das scheint mir ja
ein lustiger Haufen zu sein, dachte Carpenter, bevor er endgültig die
Feuerleitzentrale betrat.

»Sir!«
Ein Raumsoldat, der neben einem Gleiter stand, salutierte vor dem
Kommandanten.
Lasitus grüßte zurück und stieg in den Gleiter, kurz darauf
hörte man die Geräusche eines startenden Triebwerks.
Der Gleiter hob ab und machte sich auf zum Raumhafen in
Terrania.
Auf dem Flug durch Terrania City schaute sich Lasitus die
Daten über das Schiff, die Crew, die Waffen und dergleichen, an.
Ein
Ultraschlachtschiff, davon habe ich immer geträumt! dachte Lasitus.
Eine halbe Stunde später kam der Raumhafen in Sicht und ein
riesiger Berg schob sich in sein Sichtfeld, die Crest V.
Das Schiff füllte nun völlig das Cockpitfenster aus und
überragte alle anderen Einheiten, für Lasitus bestand der Eindruck als wäre
das Schiff extra für ihn auf Hochglanz poliert worden.
Der Gleiter, der ferngesteuert war, schwenkte ein und flog
nun direkt auf die Kugel zu, eine winzige Öffnung markierte den Hangar in dem
der Gleiter gerade landete.
Als Lasitus das Schiff verließ, trat ein Mann auf ihn zu.
»Willkommen an Bord der Crest V, Sir!« entgegnete der Mann.
»Danke, warum ist hier kein Mensch?« fragte der Oberst.
»Tja, darf ich mich erst mal vorstellen, ich bin Jean
Stiletto, Ihr erster Pilot«, antwortete er. »Wundern
Sie sich nicht das ich sie begrüße, das Schiff ist kaum besetzt und der erste
und zweite Offizier sind noch nicht an Bord. Daher habe ich sie
begrüßt.«
»Wissen Sie, wann der Rest der Crew
hier eintrifft?«
Stiletto schüttelte mit
den Kopf.
»Ok, kann man
nichts machen. Begleiten
Sie mich auf die Brücke!«
Zusammen betraten sie
einen Antigravschacht und fünf Minuten später betrat er die Zentrale des
Schiffes.
Dort wurde er von den
Anwesenden begrüßt.
Lasitus setzte sich an
den Kartentank.
»Dann warten wir mal auf
den Rest!« sagte er.
Während der Kommandant
am Kartentank auf den Rest seiner Mannschaft wartete, spielten sich überall
an Bord und dem Raumhafen die üblichen Szenen ab, die die vollständige Neubesatzung
eines 2,5 Kilometer Raumschiffs mit sich bringt.
»Eine Nachricht vom
Flotten HQ Terrania«, rief Daniel. »Oberst Strader, Ihr
Positronik-/Bipopositronik-Spezialist
Major Doevelnik befindet sich zur Zeit auf einem Einsatz auf der 100
Sonnenwelt.
Aufgrund eines
technischen Gebrechens wird sich seine Ankunft um voraussichtlich 24 bis 48 Stunden
verspäten. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die sie dadurch
erleiden.
Sollte sich seine
Ankunft bis nach dem Start verzögern, wird er während des Fluges zu Ihnen
stoßen. Gezeichnet:
Admiral Zabriskie.«
Wenigstens
einer der sich meldet, dachte Strader.
»Sir? Sind Sie sicher, daß dieses Gepäck vollständig in Ihr
Quartier gebracht werden soll?«
Die Ordonnanz wirkte
zwischen einem Wust von Koffern und anderen Gepäckstücken etwas hilflos.
Der Arkonide vor ihm
lächelte ein dünnlippiges Lächeln.
»Wenn es Ihnen keine zu großen Umstände macht -- Jaaa! Und beeilen Sie sich
ein wenig.«
Kurz bevor Artor im
Antigravlift in Richtung der Zentrale verschwand, konnte die Ordonnanz noch
ein leichtes Augenzwinkern bemerken.
Auch an anderen Stellen
kämpften Besatzungsmitglieder mit den Tücken der Technik, um an Bord gelangen
zu können.

Ächzend
und mit lauten Stöhnen nährte sich Vario vollgepackt mit Taschen der
Transmitterhalle.
»Warum nur?«
jammerte er. »Das gab es doch noch nie,
ausgerechnet heute gibt es Probleme mit den Transportbändern!«
Einige Leute in der
Umgebung schauten ihn überrascht an, weil er laut mit sich selber sprach.
»Verdammt, und das war noch nicht
alles, zu allem Überfluß fliegen hier heute kein öffentlichen Gleiter, weil
die Betreiber streiken müssen«, fluchte Vario
weiter.
Endlich, nach fünf
Minuten, stand er in der Halle. Es war nur eine kleine Transmitterhalle, die nur einen
Transmitter besaß.
Und um den einzigen Transmitter
stand eine große Traube von Menschen, die aufgeregt schrien und mit einander
sprachen.
Langsam näherte sich Vario der Ansammlung von Menschen.
Er umrundete sie und erreichte den Transmitter, an dem ein für den Betrieb
verantwortlicher Techniker stand.
Schwitzend erreichte er
den Techniker, der ihn etwas seltsam anschaute.
»Hallo«, sagte Vario.
»Ich muß auf das Schiff CREST V.«
Er sah den Techniker an,
der wiederum zurückstarrte.
»Tja, da haben Sie Pech gehabt: Der Transmitter ist defekt«,
antwortete der Mann.
»WAS?«
Das defekt klang
in Varios Ohren wie ein Hohn.
Mit lauten Knall vielen
seine Taschen zu Boden, ihm wurde schwindlig und er setzte sich.
Unbeeindruckt sprach der
Techniker weiter:
»Die Menschen die sie hier sehen,
wollen alle auf das gleiche Schiff, aber -- wie
ich schon sagte -- der Transmitter ist defekt und
wird erst in zwei Stunden voraussichtlich wieder
funktionieren.«
Toll, und nun? In zwei Stunden
wird das Schiff weg sein, dachte er.
Während Vario überlegte, kam ihm eine Idee.
Er aktivierte sein Kom-Gerät, das er am Arm trug,
und stellte die Frequenz der CREST V ein. Dann rief er das Schiff und
nach mehreren Versuchen bekam er Kontakt.
»Hier CREST V. Was
wollen Sie?«
Über diesen barschen Ton
war Vario überrascht, er mußte erstmal tief Luft
holen.
»Ich bin Vario Mcneil und gehöre
zur Crew der CREST V«,
antwortete er.
»Und?«
fragte sein Gegenüber.
»Hören Sie
mal, reden Sie nicht gefälligst so abfällig, ich
bin hier in Terrania-Nord und die Transmitterhalle ist ausgefallen.
Hier sind auch noch eine Menge anderer Crew-Mitglieder.
Der Transmitter wird mindestens erst wieder in zwei Stunden bereit sein, also
schicken sie einen Gleiter für mindestens 20 Personen!«
Vario beschrieb die
genaue Lager der Halle.
»Wie heißen Sie
überhaupt?« wollte Vario noch wissen.
»Ich, oh, mein Name ist Daniel
Wilford, Kommunikationsoffizier.«
Dann brach die
Verbindung ab. Ein Gleiter sollte in 20 Minuten kommen.
Als Vario die Nachricht
den anderen überbrachte, wurde die Stimmung
innerhalb der Halle besser, nebenbei lernte er auch noch den Sicherheitschef
kennen, der ihn anerkennend auf die Schulter klopfte.
Besser kann's heute nicht mehr
werden, dachte er.
20 Minuten später kam
tatsächlich ein Gleiter, allerdings ein
Gütertransporter.
»Arrgghh, den Typen werde ich mir
früher oder später vornehmen.«
Schließlich kamen sie an
und verteilten sich alle im ganzem Schiff.
Vario ging zu erst zu
seinem Quartier, verstaute dort seine Sachen und begab sich zu seinem Büro.
Dort machte er Meldung
auf der Brücke.

Auch
Allan D. Gonozal packte an diesem Morgen seine Sachen.
Er setzte sich an den
Schreibtisch und schrieb einige Abschiedszeilen an
seine Familie.
Irgendwie war es schon
merkwürdig, jetzt hatte er schon 3 Wochen Landurlaub und dann kam er nicht
einmal dazu, seine Geschwister zu besuchen, obwohl
sie die Gegend um Buenos Aires unsicher machten.
Naja, vielleicht war es
besser so.
Er stand auf überflog in
Gedanken nochmals sein Gepäck und war sich sicher,
irgend etwas vergessen zu haben.
Er fragte sich warum er
dieses Apartment überhaupt noch unterhielt.
Immerhin war er fast 2
Jahre auf
Mission und nun ging es schon wieder los, und keiner wollte ihm
sagen für wie lang...
Der Vertrag lief erstmal auf 7 Jahre mit »Verlängerungsoption
über’s Hauptquartier«.
Diesmal erwartete
ihn auch noch eine ihm komplett fremde Crew, aber so war das nun mal
mit »Beförderungen«.
Wie hatte dieser
grinsende Volltrottel im Flottenhauptquartier noch gesagt:
»Sie stehen auf der
Beförderungsliste ganz oben, aber wir haben
momentan kein freies Kommando, aus diesem Grund befördern wir
Sie erstmal in der
Schiffsklasse.«
Merkwürdigen Humor
hatten diese Schreibtischtäter.
Gut, ein zweieinhalb
Kilometer großer Brocken ist schon beeindruckend, aber 800 Meter waren ja
wohl auch nicht zu übersehen, oder?
Naja,
wenigstens war's auch ein Sprungbrett in der Karierreleiter, hoffentlich, er
wollte schließlich nicht ewig »Stlv. Kom.« auf seiner Brust stehen haben.
Er betrachtete sich
nochmals flüchtig im Spiegel, um zu kontrollieren,
ob alle Abzeichen auf der Uniform richtig plaziert
waren, nahm die Steuerung des Antigravkoffers und verließ seine Räume um
hoffentlich irgendwann zurückzukehren.
Das Flugtaxi wartete
schon auf dem Dach.
Der Flug dauerte,
aufgrund einer Störung im Verkehrs-Leitsystem, etwa doppelt solang wie
erwartet.
Na toll, schöner Einstand, dachte er,
während er im öffentlichen Terminal vom Taxi in eins der flotteneigenen
Zubringershuttle umstieg.
Dieses brachte ihn dann
ohne weitere Verzögerung zu seinem neuen Schiff.
Es wurde ihm eine
Landebucht in der Halbnordschleuse etwas über
dem Äquator zugewiesen.
Beim Anflug wunderte er
sich etwas über die Vermessenheit der Menschen,
solche Gebirge aus Metall zu bauen, aber das war ihm auch durch den Kopf
gegangen, als er seinen Posten auf seinem ersten
Schiff, einem »nur« 500m-Kreuzer angetreten hatte.
Nachdem er sein Gepäck
dem zuständigen Roboter übergeben hatte, ließ er sich vom Transportband zur Zentrale bringen.

Emerson
Victor Ostrog stand auf der Landefläche des Raumhafens von Terrania, wo ihn
die Landefähre des Transportschiffs abgesetzt hatte, und wartete auf den
Gleiter von der CREST V.
Er war vor nicht einmal
einer Stunde im Solsystem angekommen, um seinen
Posten als Navigator eines Ultraschlachtschiffes mit Dimetransantrieb
anzutreten, wie er beim Raumflottenkommando des Solaren Imperiums beantragt
hatte.
Das war der Grund seiner
Rückkehr ins -- vom ATG-Feld umschlossene -- Solsystem, trotz seines
großen Unbehagens, das ihn vor etwa 10 Monaten dazu bewogen hatte, seinen
Dienst vorübergehend zu quittieren.
Auch jetzt fühlte er
diese Furcht, genau genommen seitdem er mit dem Personentransporter BOUNTY
die Temporalschleuse passiert hatte.
Denn solange er sich
innerhalb des ATG-Feldes aufhielt, konnte er keinen »Kurzen
Weg« gehen, um nach »Heimat« zurückzukehren, da sich das Solsystem
nicht im Standarduniversum aufhielt.
Obwohl er sehr sparsam
mit seinen »Schritten«
umging und nur etwa alle 3 Monate nach »Heimat« mußte, um sein
»Schrittorgan« aufzuladen, stellte der »Kurze« eine Art von Sicherheit dar,
auf die sich jeder Veego stets verlassen konnte.
Das war der eigentliche
Grund, weshalb er das Solsystem verlassen und sich
nach Olymp zurückgezogen hatte.
Er war nahe dran gewesen,
seine Scheinexistenz als Terraner-Abkömmling aufzugeben und der Menschheit
für immer den Rücken zu kehren.
Doch er hatte sich davor
gescheut, sich wieder als der »Aktive« Evos dem großen Ziel seines Volkes zuzuwenden und das
Universum zu kartographieren.
Denn er war nach wie vor
davon überzeugt, daß die Terraner eine immense
Bedeutung für die Veego haben würden und ihnen vielleicht sogar bei der
Lösung des »Größten kosmischen Rätsels« helfen konnten.
Und als das Flottenkommando
ihm diesen Posten angeboten hatte, mußte er einfach zugreifen.
Denn ein Schiff mit
Dimetransantrieb konnte er sich einfach nicht entgehen lassen.
Noch nie war ein Veego
an Bord eines dermaßen schnellen Raumschiffes gewesen, mit dem sogar die
»Große Leere« erreichbar war!
Diese und ähnliche
Gedanken beschäftigten ihn, als der Gleiter der CREST V endlich vor ihm
landete und ein Roboter sein Gepäck einlud.
Er stieg ein, und der
automatische Pilot steuerte den Gleiter in Richtung Norden auf eine
gigantische metallene Kugel zu, die auf ebenso gigantischen Landestützen
ruhte.
Der Gleiter glitt auf
einen Hangar zu, der sich im Vergleich zum Schiff wie ein Nadelstich ausnahm.
Nachdem er sich
vergewissert hatte, daß der Lastenroboter sein Gepäck unbeschadet in sein
Quartier gebracht hatte, machte sich Ostrog auf den Weg in die Zentrale des
Schiffes.

Als
Allan durch die »kleine«
Mannesschleuse die Zentrale betrat, sah er seinen
zukünftigen Vorgesetzten mit einigen anderen Personen am Kartentank sitzen.
Man hatte ihn noch nicht
bemerkt und ihm lag auch vorerst nichts daran.
In der geschäftigen
Zentrale näherte er sich halbwegs von hinten der Gruppe,
um dann mit »Parade Stimme«
und zusammenschlagenden Hacken seine Meldung zu machen:
»Oberstleutnant Allan D. Gonozal
meldet sich zum Dienst, SIR!«
Das leichte Zusammenzucken
des Kommandanten störte ihn überhaupt nicht, manchmal war das ganze
militärische trara doch zu was gut...
Allan schrie fast durch
die Zentrale. Viele der
dort Anwesenden zuckten genauso wie der Kommandant zusammen. Niemand hatte jetzt mit so
einer Begrüßung gerechnet, dementsprechend schauten alle etwas verduzt drein.
Lasitus räusperte sich.
»Schön, daß Sie endlich an Bord
sind«, stellte er unbeeindruckt fest. »Ich hab mich schon gefragt,
wo mein Offiziersstab bleibt...«
Allans Haltung lockerte sich.
»Ich wurde aufgehalten«, sagte er kurz und knapp.
»Nun sind Sie
hier... Sie sollten
sich mal mit den Crew-Unterlagen vertraut machen«, entgegnete Lasitus.
Er holte einen
Massenspeicher hervor und schob ihn zu Allan.
»Hier, schauen Sie sich die an, und nicht
erschrecken.« Lasitus lächelte.
Gerade als Oberst
Lasitus noch was sagen wollte, wurde er schon wieder mit militärischer
Sturheit begrüßt.
In der Kommandozentrale
angekommen, ignoriert der Arkonide Artor zunächst
alle anderen anwesenden Offiziere und salutiert vor Oberst Strader.
»Kommandant! Oberstleutnant Artor
meldet sich zum Dienst!«
Lasitus seufzte.
Irgendwo im Hintergrund lachte jemand.
Ich kann nur hoffen, daß das nicht die
ganze Zeit so geht.
Lasitus begrüßte auch
seinen 2. Offizier Artor und gab ihm durch eine Geste zu
verstehen, daß er sich ebenfalls setzen
sollte.
»Ich will Ihre
Meinung zu der Crew hören, ob sie bestimmte Leute kennen usw.«, sprach Lasitus.
Der Arkonide setzte sich
und nahm sich wie befohlen die Crew Unterlagen vor.
Schnell und ohne Pausen
blätterte er sie Seite für Seite durch.
Am Ende angekommen, sagte er: »Die
Führungsoffiziere sind mir vollständig unbekannt --
lediglich auf ein paar der Besatzungsmitglieder scheine ich schon mal
getroffen zu sein.«
In diesem Moment sagte Jean Stilletto, der erste Pilot,
von einem Kommunikationspult aus:
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber hier ist
eine gewisse Patrizia Drake in der Leitung, die mit Oberstleutnant Artor
sprechen möchte.«
Artor erwiderte sofort: »Ich bin nicht da!«
Dann räusperte er sich und sagte in die Runde: »Naja, wir
sind uns gestern abend in Terrania schon begegnet und haben...
ähm... eine Tasse Tee getrunken...«
Leicht verlegen blickt
sich Artor um.

»Wo sind bloß die verdammten Kristalle?«
Vario versuchte auf
seinen Schreibtisch, auf dem ein großes Chaos herrschte, seine
Informationskristalle zu finden, damit er sich endlich die Daten über seine
Roboter anschauen konnte.
Als er sie schließlich
fand piepste das Kom-Gerät auf seinem Tisch.
Er tippte drauf rum und
kurz darauf erschien auf einem
kleinem Bildschirm Connor, sein Sicherheitschef.
»Oh, hallo. Entschuldigen
Sie das Chaos hier, ich hab noch nicht aufgeräumt.«
Connor schaute ihn kurz
prüfend an.
»Warum ist ihr Gesicht so rot?« fragte er.
»Was? Achso, ich hab mich
aufgeregt. Das ist alles.«
»Aha, ich werde jetzt zur Brücke
gehen und unsere Einsatzbereitschaft bestätigen.
Sie gehen zu Deck 16, dort gibt es eine kleine
Lagerhalle, in der 200 Kampfrobots herum
stehen«, befahl Jack. »Schauen
Sie sich diese an und aktivieren sie sie!
Es handelt sich dabei um
Roboter, die für die Schiffssicherheit zuständig
sind.
Alles klar?«
»Ja, Sir. Wir hören uns später!« Der Schirm verblaßte.
»Na dann...«
Vario sprang in den
nächsten Antigravschacht und flog bis Deck 16.
Zuerst mußte er sich zurecht finden,
denn es schien so als gäbe es hier mehrere Hallen.
Schließlich fand er die richtige,
öffnete die Tür und ging hinein.
Vor ihm, standen 200
hintereinander geordnete Roboter, Kampfmaschinen.
»Wie man will... Das
sind wohl Standard-Modelle«, meckerte er.
Die Roboter standen auf zwei Beinen, wie Menschen, aber ihr
Oberkörper war ellipsenförmig.
Die einzigen Waffen, die man erkennen konnte waren die Arme, dort wo
normalerweise zwei Hände sind waren zwei riesige Stahlrohre.
Vario pickte sich zwei Kommando-Roboter, die mit einen kleinem Stern gekennzeichnet waren,
heraus.
Am Rücken steckte er
zwei Schablonen in den Roboter und kurz darauf
aktivierten sie sich.
Nachdem sie ihn
registriert hatten, befahl er ihnen, ihm zu folgen.
»Wir werden der Brücke einen
Besuch abstatten!«
Unterwegs fragte er: »Wie ist eure Bewaffnung?«
»Zwei Desintegratorgeschütze, ein
Narkosegeschütz und zwei leichte Impulswaffen«, zählten
die beiden Maschinen völlig synchron auf.
Hm? Wo das den? überlegte
sich Vario, während er staunend die Roboter
betrachtete.
Als sie um die nächste
Biegung gingen, kam auch schon das Schott zur Zentrale in Sicht.

»Mr. Stiletto, wissen Sie wann der Feuerleitoffizier
hier eintrifft?« fragte Lasitus den ersten
Piloten.
»Sicher, Sir! Dort steht er, er
ist vor Ihnen eingetroffen.«
Jean zeigte auf einen
Mann, der sie interessiert beobachtete.
Carpenter, der nach
einer ersten Inspektion seiner neuen Wirkungsstätte die Brücke betreten hatte
und in einer Nische neben der Hauptpositronik stand, amüsierte sich köstlich
über die Vorstellungen der Führungsoffiziere und die Reaktionen seines neuen
Kommandanten.
Jetzt hätte er aber
beinahe laut aufgelacht, als er Lasitus mit
offenem Mund in der Mitte der Zentrale stehen sah.
»Oberleutnant Carpenter meldet
sich wie befohlen zum Dienst, Sir«, sagte er mit
einem breiten Grinsen und lässigem militärischen Gruß.
Er fuhr fort:
»Es tut mir leid, daß ich mich bislang noch nicht auf
der Brücke gemeldet habe, aber erst waren Sie ja
noch nicht da und dann wollte ich den Tatendrang der Kollegen nicht bremsen.
Apropos Tatendrang!
Wann ist denn damit zu rechnen,
daß ich mal die Fähigkeiten meiner Waffen testen kann?
Ich würde das ungern
hier auf dem Raumhafen probieren, weil es sicherlich Auswirkungen auf das
ATG-Feld haben würde.
Sir, soll ich den
Zahnarzt rufen lassen?
Oder warum haben Sie den Mund immer noch geöffnet?«
Oberst Lasitus blickte seinem Feuerleitoffizier
scharf an. »Passen Sie lieber auf, wie Sie mit mir reden...
Oder gefällt
Ihnen gleich am Anfang eine Woche Arrestzelle besser?«
Carpenters Haltung
versteifte sich. »Und wegen Ihres
Waffentest, Sie werden wahrscheinlich bald
Gelegenheit bekommen, Sie
auszuprobieren.«
Das Schott öffnete sich
und Vario trat ein. Die
beiden Kampfroboter folgten ihm mit dumpfen
Schritten.
Ihn und seine beiden
Begleiter schien niemand zu bemerken, bis auf Connor, der sich wohl auch
gerade erst umsah.
Er jedenfalls sah Vario
mit erschrockenen Augen an.
Vario wiederum kümmerte
das nicht, er suchte den Kommandeur.
Er konnte eine kleine
Gruppe beim Kartentank sehen, als plötzlich...
Auch Ostrog erreichte
die Zentrale und stelle fest, daß alle anderen Offiziere bereits anwesend
waren und sich zum Teil beim Kartentank aufhielten.
Da er nicht auf Anhieb
erkannte, wer Kommandeur Lasitus war, trat er an die ins Gespräch vertiefte
Gruppe heran und salutierte:
»Navigator Emerson V. Ostrog
meldet sich zum Dienst!«
Idiot! -- Ich hab's gleich gewußt,
daß so früh am Morgen noch nicht meine Zeit ist! dachte Carpenter.
Er brüllte aber unter
Verwendung eines Stimmverstärkers, den er normalerweise nur im Gefecht
benutzte, um sich gegen die Geräusche der im Salventakt schwingenden
Schiffszelle durchzusetzen, so laut, daß selbst ein Ertruser vor Neid erblaßt wäre:
»Sir, nein, Sir, es nicht
notwendig Sir, daß ich die Arrestzelle inspiziere, Sir!«
Doch es nahm niemand
seinen Salut zur Kenntnis, denn gerade in diesem Moment ertönte ein Lärm wie
von einer Transformbombenexplosion direkt neben seinem rechten Ohr!
Auf der rechten Seite
war er auf der Stelle taub, während er mit dem linken Ohr gerade noch aus dem
Krach heraushören konnte, wie irgendwer etwas über eine »Arrestzelle« sagte.
Als er sich nach rechts
drehte, sah er einen dümmlich grinsenden Kerl, der anscheinend der
Feuerleitoffizier war.
Will der Idiot die Mauern von
Jericho zum Einsturz bringen, oder was? fragte
sich Emerson und rieb sich das schmerzende, rechte
Ohr.
Viel mehr als die
Taubheit im rechten Ohr störte ihn allerdings, das sein Auftritt vermasselt
wurde!
Das konnten die Veego
auf den Tod nicht leiden!

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