Jörg Pacher (?)

Perry Rhodan

Zwinger

Teil 1

Copyright © 1999
Alle Rechte beim Autor

 

    »Effelys Werk >Tausend Erloschene Sonnen< ist aufs Höchste zu loben. Mit recht bescheidenen Mitteln wird dem Hörer ein Eindruck von der Größe und Macht des Kristallimperiums vermittelt. In die richtigen Bahnen gelenkt, sollte Effely ein geeignetes Werkzeug für den Imperator darstellen. Änderungsvorschläge betreffend der Texte liegen bei.«
    Zensurbehörde des Kristallimperiums, 1290 NGZ

    »Glamrock-Scheiße«
    Etinoy über Effelys Werk »Tausend Erloschene Sonnen«

    »Welcher Idiot auf Arkon ist auf die Idee gekommen, ich würde mir die ganze Schminkerei antun um Größe und Macht, egal von wem, darzustellen?«
    Effely zu Silver über »Tausend Erloschene Sonnen«

 

    Kaskaden von grünen und leuchtend blauen Funken stoben durch das All. Effely forderte den Syntron auf, die letzten Vorräte zu verschießen. Noch einmal schienen alle übergeordneten Dimensionen rund um das kleine Raumschiff zu bersten, bis nur noch ein kurzes Nachglühen auf der Netzhaut des Betrachters an das Schauspiel erinnerte.
    Effely stand vor dem Panoramaschirm und blickte noch Sekunden hinaus in die absolute Leere des Zwischenraums.
    »Syntron, schalte mich auf den Schirm!«
    Übergangslos wechselte das Bild. Effely blickte nun auf ein hochgewachsene, unglaublich dünne Gestalt, die so aussah, als würde sie beinahe abbrechen. Das lange, weiße Haar war in Strähnen gehalten und schien zu glimmen - von innen heraus zu leuchten. Das Gesicht erweckte den Eindruck absolut weiß zu sein; ebenso wie die Farbe der Haare wahrscheinlich direkter Effekt von Kosmetika. Nur die gelben Lidschatten durchbrachen die ebenso faszinierend wie monochrome Ausstrahlung. Man konnte nicht entscheiden, ob Effely Mann oder Frau war - arkonidisch wirkte dieses androgyne Wesen auf jeden Fall. Die Kleidung erleichterte die Geschlechtszuordnung nicht im geringsten: ein blauer Mantel, wahrscheinlich swoonscher Fertigung und damit das teuerste, was es in der Milchstraße gab. Das Stück war bis ins mikroskopische detailliert. Kein Humanoider würde ohne technische Hilfsmittel alle Feinheiten der Verarbeitung erkennen können. Auch der Mantel schien zu glimmen, als wäre er von unzähligen erloschenen Sternen bedeckt. Schließlich fielen noch die Stiefel ins Auge. Ebenfalls blau, wenn auch ein wenig heller gehalten, waren sie hochhackig, jedoch ohne Absatz. Der Träger schien damit zu schweben. Nur die Spitzen der Stiefel berührten den Boden - wahrscheinlich die phantasievolle Anwendung eines Antigrav-Systems.
    »Effely«, stieß Effely hervor, vorwurfsvoll und zugleich melancholisch.
    »Silver«, kam die Antwort von hinten - eine tiefe, warme Stimme, die definitiv keinem Humanoiden gehörte.
    Effely mußte grinsen, obwohl er viel lieber Trauer ausgestrahlt hätte.
    »Ich kann verstehen, daß dich Tsusans Tod mitgenommen hat, Effely. Aber er war selbst daran schuld. Ich habe ihm immer gesagt, daß er sich vergiftet. Ihm hat das wohl gefallen. Dein Geliebter ist nie erwachsen geworden.«
    »Sprich nicht so über ihn!« fuhr Effely den Drachen an.
    Drache schien wahrlich eine gute Beschreibung für das Wesen zu sein, daß Effely einst in einer Bar auf einer Außenwelt des Kristallimperiums kennengelernt hatte. Von Kopf bis Schwanzende war Silver 5 Meter lang; ein schlangenartiges Wesen mit nur 2 kurzen Gliedmaßen im vorderen Drittel seines Körpers, Flügeln und einem Kopf, der tatsächlich dem entsprach, was sich Lemurerabkömmlinge traditionell unter einem Drachenhaupt vorstellten. Silvers Haut war von sich überlappenden Schuppen bedeckt, die von Natur aus einen dreckigen Rotton besaßen. Er hatte sich die Schuppen jedoch gefärbt, um besser zu Effely zu passen: silbern und natürlich glimmend wie tausend erloschene Sterne.
    »Schon gut, doch sind wir uns beide einig, daß du auch in dieser Krise weiterarbeiten mußt. Wir können uns sonst die GLITTERBOY nicht mehr lange leisten. Die Firma will dein nächstes Werk bald veröffentlichen.«
    »Tsusans Tod hat mich in eine Krise geworfen. Ich kann nicht mehr.«
    »Sind Künstler nicht gerade dann am kreativsten, wenn sie leiden?«
    Silver schien zu glauben, daß genug Zeit verschwendet war.
    »Syntron, bau' die Instrumente auf! Effely will arbeiten.«
    Energisch drehte sich das androgyn wirkende Wesen um:
    »Syntron, stoppe den Vorgang. Schütte lieber Rudonit durch die Lüftung aus.«
    Langsam schien Silver zu resignieren.
    »Willst du wirklich so enden wie Tsusan? Du könntest so viel erreichen, Effely.«
    »Wer hat je behauptet, daß ich etwas erreichen will?«
    Effely atmete tief ein, um die berauschend beruhigende Wirkung des Rudonit möglichst schnell zu fühlen. Silver war gegen die Droge beinahe immun. Er wandte sich der Steuerung des Schiffes zu, während Effely zu Boden sank und die Arme über dem Kopf verschränkte.

    Der Drache sah gerade die Sternkarte an, die nicht wirklich viele Informationen barg, hier, tausende Lichtjahre außerhalb der Milchstraße, als sich der Syntron meldete.
    »Ich empfange einen Funkspruch mit Notsignal und Koordinationsdaten. Soll ich abspielen?«
    Silver wandte den Kopf mit dem langen Hals.
    »Ja, bitte!«
    »Es gibt allerdings kein Bildsignal. Achtung, ich beginne mit der Wiedergabe...«
    Die Akustikfelder der Zentrale spielten eine tiefe Frauenstimme ein.
    »Hier spricht Etinoy. Ich hoffe es hört mich jemand. Ich habe ein kleines Problem. Ehrlich gesagt, ein verdammt großes. Wenn jemand in der Nähe ist: Bitte meldet euch! Hier meine Koordinaten...«
    Der Drache zögerte nur eine Sekunde.
    »Syntron, wir fliegen die Koordinaten an. Versuche, Funkkontakt herzustellen! Wie geht es Effely?«
    »Kein Funkkontakt herzustellen, ich versuche weiter. Effely schläft tief, soll ich ihn wecken?«
    Silver überlegte kurz.
    »Laß ihn ruhig schlafen. Im Moment wäre ohnehin nicht viel mit ihm anzufangen. Am bestens bringst du ihn in seine Kabine.«
    Der Drache wandte sich voll und ganz der Ortung zu, während der Servoroboter des Syntrons Effely auf einem Antigravfeld aus der Zentrale hievte. In einer 3-dimensionalen Abbildung des Alls konnte Silver ein Symbol für das Raumobjekt ausmachen. In über hundert Lichtjahren Entfernung dazu gab es kein Sonnensystem. Entweder war der Metagrav des Raumschiffes genau hier ausgefallen, oder das Objekt - ob es wirklich ein Raumschiff war, konnte noch nicht festgestellt werden - befand sich in Warteposition.Warum es dann allerdings um Hilfe funkte, konnte sich Silver nicht erklären. Kurz kam in ihm die Ahnung auf, daß es sich um eine Falle handeln könne, doch seine Neugier siegte. Wer sich hier auf die Lauer legte, hatte keine große Chance Beute zu machen.
    »Immer noch kein Funkkontakt; ich gehe jetzt in den Hyperraum«, meldete der Syntron.

    Soeben war die 40 Meter lange GLITTERBOY in den Normalraum zurückgewechselt. Sofort kamen die ersten Ortungsergebnisse herein.
    »Das einzige Objekt, das ich orten kann, ist knapp 2 Meter groß. Leichte 5D-Strahlung. Wahrscheinlich handelt es sich um einen SERUN.«
    »Wahrlich interessant«, entgegnete der Drache mehr zu sich selbst als zum Syntron.
    »Nähere dich dem Objekt so weit, daß du es in einem Traktorstrahl einfangen kannst.«
    »Wird gemacht. Ich kann Funkverbindung herstellen.«
    Ein Nicken Silvers genügte, um dem Syntron Zustimmung zu signalisieren. Silver begann zu sprechen:
    »Hier ist die GLITTERBOY. Bist du Etinoy? Ich vermute, du brauchst Hilfe. Wie bist du hier hergekommen?«
    Sekunden später kam das Antwortsignal.
    »Hier ist Etinoy. Danke, GLITTERBOY. Ich brauch' wirklich eure Hilfe. Mein Sauerstoff ist schon knapp. Holt mich bitte an Bord.«
    »Wer bist du, wie kommst du hierher?«
    »Erkläre ich, wenn ich an Bord bin. Bitte, holt mich hier raus.«
    »Soll ich das Objekt bergen?« erkundigte sich der Syntron.
    »Ja, ich schätze sehr gefährlich kann ein Wesen allein nicht sein.«
    Erneut sprach Silver eher mit sich selbst, als mit dem Bordcomputer.

    »Objekt ist in der Schleuse. Soll ich öffnen?«
    »Ja, Syntron. Ich bin bereit.«
    Vorsichtshalber war Silver in Abwehrhaltung gegangen. Ihm erschien der Fund immer noch zu mysteriös.
    Langsam fuhr das Schott auf. Aus der Schleuse trat eine über 2 Meter große Frau mit kurzen rotem Haar und äußerst kräftigem Körperbau. Auch wenn Silver dem ästhetischen Bewußtsein von Humanoiden nicht unbedingt folgen konnte, war er doch recht überzeugt, daß Lemurerabkömmlinge diesen grobschlächtigen Riesen nicht gerade als Schönheit werten würden. Sie war höchstwahrscheinlich vom Volk der Springer.
    »Willkommen an Bord, Etinoy. Ich bin Silver.«
    Der Drache lockerte sich. Es schien keine unmittelbare Gefahr zu bestehen.
    Etinoy, die immer noch ihren SERUN trug und nur den Helm abgenommen hatte, sah ihn mißtrauisch an.
    »Danke. Vom welchen Volk bist du? Kommst du gerade aus einer anderen Galaxis, Drache?«
    »Du kannst mich gerne als Drachen bezeichnen«, antwortete Silver ausweichend. »Meine Art ist recht selten.«
    »Naja, auch egal. Hauptsache, ich bin gerettet.«
    Die Springerfrau schnupperte und schien eine Duftnote in der Luft wahrzunehmen, der ihr offensichtlich behagte.
    »Rudonit? Guten Geschmack hast du. Bist du allein an Bord?«
    Etinoy begann sich aus ihrem Anzug zu schälen.
    »Nein, bin ich nicht«, antwortete Silver schlicht.
    Die Besucherin mußte nicht gleich erfahren, daß nur 2 Wesen an Bord waren.
    »Brauchst du Kleidung?« setzte er das Gespräch stattdessen fort.
    »Ja, wäre recht nett.«
    Etinoy war unter dem SERUN nackt, wie es für eine einwandfreie Hygieneversorgung notwendig war.
    »Syntron, bring' Kleidung her!« befahl Silver.
    »Wir haben leider nichts in dieser Größe an Bord. Ich muß schnell etwas produzieren. Das dauert 8 Minuten.«
    »Habt ihr was zu trinken?« schnitt die Springerfrau dem Syntron das Wort ab.

    In diesem Moment ertönten Schritte vom Kabinentrakt her. Effely war anscheinend erwacht und kehrte in die Zentrale zurück. Das Schott öffnete sich und schlaftrunken, mit gesenktem Blick und leicht verschmiertem Make-up trat Effely ein, den Gast noch nicht registrierend.
    »Oh, seid gegrüßt, gnädige Arkonidin.«
    Etinoy grüßte so freundlich, daß es sich wohl nur um Spott handeln konnte, was eine tiefe Verbeugung noch unterstrich.
    Effely blickte auf und machte als erstes mal einen Schritt zurück, gleichzeitig imitierte Silver ein Räuspern.
    »Mein Herr ist ein Mann, Etinoy. Er ist der berühmte Musiker Effely.«
    »Nie gehört, Drache«, erwiderte sie.
    Der Arkonide selbst hatte die Springerfrau, die plötzlich in seinem Raumschiff stand, wohl noch nicht als Realität akzeptiert oder auf die Wirkung von Rudonit zurückgeführt. Jedenfalls sagte er erstmal gar nichts, dann blickte er zuerst zu Etinoy, danach anklagend zu Silver.
    »Du entschuldigst, Fremde. Ich habe etwas mit Silver zu besprechen.«
    Der Arkonide drehte sich um und kehrte in den Kabinentrakt zurück. Silver blickte noch einmal zur Springerfrau und folgte dann Effely.

    »Kaum leg ich mich mal 10 Minuten nieder, steht eine nackte Springer in meinem Raumschiff! Kannst du mir erklären, was das zu bedeuten hat? Wenn wir nicht mitten im Leerraum wären, könnte man beinahe denken, du wolltest mich so über Tsusans Tod hinwegtrösten. Aber auf diese Weise wird dir das nicht gelingen!«
    Effely schien wirklich aufgebracht zu sein.
    »Es war ein Notfall. Ich habe sie im Weltall aufgelesen, nachdem sie einen Hilferuf gesendet hat. Trotzdem sollten wir sie nicht zu lange alleine lassen. Mir kommt die ganze Sache ein wenig mysteriös vor. Aber, Effely, ich bitte dich: sei höflich.«
    Der Arkonide wollte gerade antworten, als sich der Syntron meldete.
    »Besatzung, bitte in die Zentrale. Ein Raumschiff nähert sich unserem Standort. Es hat Angriffs- und Verteidigungssysteme hochgefahren.«

    Sekunden später waren Effely und der Drache in die Zentrale zurückgekehrt. Etinoy hatte inzwischen vom Servorobot ihre Kleidung erhalten. Der sackartige Overall war zwar nicht gerade modisch, aber zweckmäßig. Auch ihr war das Auftauchen des fremden Schiffes nicht verborgen geblieben, doch reagierte sie um einiges panischer als die beiden Piloten.
    »Wir müssen sofort von hier verschwinden!« schrie sie. »Fangt gar nicht erst an, blöd 'rumzufragen!«
    Effely zögerte keine Sekunde. Seine Wut, die Trauer, aber auch die Wirkung der Droge schienen wie weggeblasen.
    »Syntron, Schnellstart zur nächsten Sonne!« ordnete er an. Zu Etinoy gewandt, meinte er: »Du brauchst nicht glauben, daß du um eine Erklärung 'rumkommst.«
    In der Zwischenzeit hatte Silver die Ortung überprüft: »Eine 300-Meter-Walze. Stark bewaffnet. Sie besitzt aber keine Kennung. Ich vermute, daß es sich um ein Schiff der GALACTIC GUARDIANS handelt.«
    »Entweder die haben auch den Hilferuf empfangen oder eine einfache Erklärung dieser netten Dame reicht mir nicht im geringsten aus«, meinte Effely kühl, während er die GLITTERBOY auf manuelle Steuerung umschaltete und mit Werten beschleunigte, die jedes Triebwerk in kurzer Zeit zu Schrott verarbeiten würde. Jetzt mußten die Prioritäten anders gesetzt werden.
    Silver aktivierte akustisch den schwachen und veralteten HÜ-Schirm des ellipsoiden 40-Meter-Schiffs.
    »Du hättest meinem Rat folgen sollen und einen besseren Schutzschirm anstatt der neuen Außenlackierung kaufen sollen«, bemerkte der Drache. »Ich vermute, sie sind schon in Feuerreichweite.«
    »Und du hättest keine Fremden in mein Schiff lassen sollen, während ich schlafe«, antwortete Effely bissig.
    »Funkkontakt«, meldete der Syntron.
    »Vielleicht verraten die, was unser Treibgut zu bieten hat. Freischalten!« befahl der Arkonide.
    Im gleichen Augenblick entstand das Hologramm eines großen, sportlichen Terraners mit blonden Bürstenschnitt in der Mitte der Zentrale.
    »Ähh«, meinte Etinoy. »Ich glaube, daß das nicht so gescheit war.«
    Denn im gleichen Augenblick wurde das Bild aus der Zentrale der GLITTERBOY ins fremde Raumschiff übertragen.
    »Jetzt gibt es wohl nichts mehr zu leugnen«, bemerkte Silver.
    »Hier haben wir ja unseren Kurier, und wenn mich nicht alles täuscht Superstar Effely persönlich. Wenn ihr die Güte hättet, die Apollo-Koordinaten herauszurücken, wird euch nichts passieren.«
    Die Stimme des Terraners troff von Spott. Effely schaltete manuell die Tonübertragung aus.
    »Silver, was denkst du, sollen wir sie zurückgeben?«
    »Ich glaube nicht, daß uns dies vor der Vernichtung retten würde«, antwortete der Drache.
    Der Arkonide nickte.
    »Obwohl, verdient hätte sie es ja. Aber wir sind beinahe schon in Hyperraum. Da können wir sie schlecht ausladen.«
    Die Springerfrau selbst war die ganze Zeit ruhig geblieben. Langsam schien sie jedoch die Nerven zu verlieren.
    »Beschleunigt lieber!« brüllte sie. »Für Witze ist jetzt keine Zeit!«
    In diesem Moment ging eine erste Erschütterung durch die GLITTERBOY.
    »Schuß vor den Bug«, meldete der Syntron.
    »Wir durchbrechen das Speerfeuer«, meinte Effely optimistisch.
    Im selben Moment gab Silver Gegenbeschleunigung.
    »Es hat keinen Sinn. Wir überstehen einen Beschuß dieser Walze niemals.«
    Effely fluchte.
    »Sterben werden wir so oder so. Warum fliehen wir nicht weiter?«
    »Vielleicht bekommen wir noch eine Möglichkeit, wenn wir zum Schein auf das Angebot eingehen«, entgegnete der Drache. »Ansonsten sind wir innerhalb von Sekunden tot.«
    »Beschleunigt wieder!« schrie Etinoy hysterisch.
    »Sie bringen mich sonst um.«
    »Wenn du sie nicht belogen hättest, wäre das nie geschehen«, antwortete Silver. »Du selbst bist für dein Schicksal verantwortlich und warst dir des Risikos bewußt.«
    Effely schien von Silvers Aussauge nicht gerade begeistert zu sein.
    »Manchmal kann ich deiner Logik einfach nicht folgen, nicht sehr freundlich«, meinte der Arkonide. »Aber viel Auswahl haben wir sowieso nicht.«
    Inzwischen hat der Beschuß wieder aufgehört. Die GLITTERBOY war beständig langsamer geworden, hatte aber immer noch ein Drittel Lichtgeschwindigkeit.
    »Ihr solltet auf jeden Fall beschleunigen«, meldete sich Etinoy wieder zu Wort.
    Ihre war Stimme ruhiger geworden und in ihren Worten lag soviel Überzeugung, daß Silver sich zu ihr umdrehte. Sofort erkannte er den Grund für den neu gewonnen Mut: in ihren Händen hielt sie einen Thermostrahler, den sie irgendwo ihm SERUN verborgen gehabt haben mußte.
    Silver zögerte.

    »Neue Ortung«, meldete in diesem Moment der Syntron.
    Etinoy blickte kurz Richtung Holo-Schirm und der Drache nutzte die Gelegenheit, seinen Schwanz hochzureißen, während er sich mit seinen beiden Gliedmaßen vom Pilotenpult abstieß. Etinoy war offensichtlich eine gute Kämpferin, denn es gelang ihr noch, einen Schuß abzufeuern, bevor der Drache sie endgültig erreicht hatte. Doch dann hatte Silver mit seinem Schwanz den Lauf des Strahlers schon aus dem Zielbereich gehebelt und die Energieladung verdampfte wirkungslos in einer Wand der Zentrale. Für einen zweiten Schuß war keine Zeit mehr, denn der Drache nahm der Springerfrau, die einem Menschen oder Arkoniden in ihrer Konstitution sicher um mehr als das doppelte überlegen war, mit dem Schlag eines Flügels das Bewußtsein.
    Effely hatte vom Kampf nicht viel mitbekommen. Stattdessen starrte er auf die Ortungsprojektion.
    »Silver, das zweite Schiff attackiert die Walze!« berichtete er dem Drachen, der auf der regungslosen Springerfrau hockte. »Sie müssen ebenfalls hinter diesen Apollo-Koordinaten hersein.«
    »Sie können nicht ahnen, daß wir die Daten an Bord haben«, antwortete Silver. »Wenn wir jetzt die Flucht ergreifen, sind wir wahrscheinlich in Sicherheit. Beschleunige, Effely!«Zu Etinoy gewandt meinte er: »Das hättest du einfacher auch haben können.«
    Dann kehrte er zu seinem Pilotenplatz zurück. Währenddessen befeuerten sich die beiden anderen Schiffe mit allem, was sie an Waffensystemen zur Verfügung hatten. Noch schien eine Entscheidung nicht nahe. Die Schutzschirmsysteme blieben stabil und keiner der beiden Opponenten war gewillt, sich aus dem Kampf zurückzuziehen. Vom Ausgang dieser Auseinandersetzung würden die Wesen an Bord der GLITTERBOY nichts mehr mitbekommen, denn das Raumschiff hatte beinahe schon die notwendige Geschwindigkeit erreicht, um das Standarduniversum zu verlassen.

    Die GLITTERBOY war in den Hyperraum gegangen. Ihr Ziel war die Milchstraße. Hier konnte man leichter untertauchen, als im sternenarmen Gebiet außerhalb der Galaxis. Etinoys Waffe war sicher untergebracht worden. Silver rechnete nicht damit, daß sie ihn noch einmal direkt angreifen würde.
    »Für's erste haben wir Ruhe«, ließ Effely verlauten. »Obwohl mich höllisch interessiert, was diese Apollo-Koordinaten sind, werde ich erstmals ein wenig trauern.«
    »Sobald Etinoy erwacht, wissen wir mehr«, antwortete Silver.
    »Ein Kommando muß ich dem Syntron jedoch noch geben.« Der Arkonide verzog sein ernstes Gesicht zu etwas, was wohl ein Grinsen sein sollte. »Syntron, schütte Rudonit durch die Lüftung aus!«
    Silver schüttelte den Kopf.

 
Fortsetzung folgt...

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