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John Edgar Pincer war an diesem Morgen ausnahmsweise rundherum mit sich zufrieden. Ausnahmsweise. Eigentlich hätte er nicht den geringsten Grund gehabt, mit sich und seinem Leben unzufrieden zu sein. Als Juniorchef der Intercosmic-Fruit-Company war er »nicht ganz unwohlhabend«, wie er es nannte; außerdem war er glücklich mit einer ebenso schönen, wie intelligenten, wie selbstbewußten jungen Frau verheiratet. Seitdem er dazu beigetragen hatte, einen Springer-Stützpunkt auf Alazes Planet nebst einem Drogenschmugglerring zu zerschlagen, nannte man ihn nicht mehr »Greenhorn« und behauptete auch nicht mehr hinter seinem Rücken, daß er von Beruf »Sohn« sei. Nein, seine Laune und sein Selbstbewußtsein litten normalerweise darunter, daß ihm üblicherweise sein Vater, Seniorchef Archibald Pincer, oder der Aufsichtsrat der IFC, oder sonst jemand permanent und penetrant auf die Finger sah.
Seit einigen Wochen nun hatte er endlich seinen persönlichen Traumjob: Er leitete die Versuchsfarm EF-607 auf Omega Eridiani II. Normalerweise war das natürlich keine Aufgabe für einen Juniorchef, aber EF-607 war auch keine gewöhnliche Versuchsfarm. Auf EF-607 wurden genmanipulierte Gemüsesorten für Extremwelten im Freilandversuch getestet. Das konnte nicht auf der Erde oder einem anderen dicht besiedelten Planeten gemacht werden, denn die ökologischen Folgen so einer »Freisetzung< waren immer noch unberechenbar - man hatte schlimme Erfahrungen damit sammeln müssen. Wegen der unabsehbaren Gefahren für die planetare Ökologie waren diese Versuche deshalb auf allen bewohnten Planeten des Solaren Imperiums verboten.
Omega Eridiani II bot sich für solche Versuche an: Der Planet hatte erdähnliche Lebensbedingungen, war unbewohnt, und das einheimische Leben war chemisch anders aufgebaut als auf der Erde und den meisten anderen bewohnbaren Planeten. Nach menschlichem Ermessen konnten einheimische Tiere irdische Pflanzen nicht verdauen. Auch konnte kein irdischer Krankheitserreger einheimische Lebensformen befallen (und umgekehrt). Wichtiger noch: Die Versuchspflanzen konnten sich nicht ausbreiten, da die für ihr Gedeihen nötigen Bodenbakterien nirgendwo außerhalb der Versuchsfelder zu finden waren. Das einheimische Leben war »ökologisch inkompatibel« zum irdischen. Das auf der Farm echte Pionierverhältnisse herrschten, störte Jonny Pincer wenig, solange nur seine geliebte Cora nah bei ihm und sein Vater und der Aufsichtsrat weit, weit weg waren.
Allerdings - Cora behagte der Job auf EF-607 überhaupt nicht.
»Jonny, es ist stinklangweilig«, klagte sie zu x hoch n-ten Mal, während sie ihren Hund Prinz ausgiebig hinter seinem häßlichen Kopf kraulte.
Pincer ordnete seine unglaublich langen und dürren Beine neu, als er wieder einmal vergeblich versuchte, auf dem Campingstuhl eine für ihn bequemen Sitzposition zu finden.
»Corieschatz, du wußtest doch genau, wie primitiv es hier draußen zugeht. Wir sind hier, um zu arbeiten und nicht...«
Cora fiel ihm ins Wort.
»...um uns zu amüsieren, ich weiß! Genau darum geht es mir. Ich fühle mich hier in jeder Hinsicht unterfordert. Schließlich bin ich Botanikerin und keine Gärtnerin!«
Damit hatte sie den Finger genau auf Pincers wunde Stelle gelegt. Sie sah nicht nur besser aus als der in dieser Hinsicht von der Natur etwas vernachlässigte Juniorchef der IFC, sie war außerdem auch erheblich besser qualifiziert als er. Im Prinzip hätte sie, und nicht er, die Farm leiten müssen. Das rieb sie ihm nicht unter die Nase - sie wußte, wie labil Johnnys Selbstbewußtsein war. Eigentlich war er ein prima Kerl, aber seine Komplexe...
»Als du mir etwas von >Pionierplanet< und >problematischen Versuchen< erzähltest, da hatte ich, mir, ehrlich gesagt, etwas Interessanteres darunter vorgestellt, Johnny.«
»Ja, ich weiß. Mit gefährlichen extraterrestrischen Monstern, die unsere Farm bedrohen und so...«
Cora unterdrückte ein Grinsen. Mit seinen blaßblauen, immer etwas träumerisch wirkenden Kinderaugen schaffte er es einfach nicht, überzeugend sarkastisch zu wirken.
Beim Stichwort »Monster« richtete Prinz seine Ohren auf. So wurde er nämlich gewöhnlich genannt, wenn sein Frauchen nicht in Hörweite war. Prinz wirkte so, als ob er (wie das Supergemüse) das Produkt eines Genlabors gewesen sei. Genauer gesagt, schien er aus dem Abfallbehälter eines sehr exzentrischen Ara-Wissenschaftlers zu stammen. Ein verunglückter Dackelkörper mit defomiertem Schäferhundkopf und kümmerlichem Rattenschwanz, dazu ein ockergelbes Fell, das so wirkte, als hätte man es monatelang als Fußabtreter verwendet. Zu allem Überfluß übertrafen Prinz´ kräftiges Gebiß und seine Angriffslust locker jeden Pitbull-Terrier.
Pincer beschloß sich seine gute Laune weder von seiner Frau noch von dem aggressiven Biest verderben zu lassen, und zog sich in sein spartanisch eingerichtetes Büro zurück. Ein großes Fenster bot einen herrlichen Ausblick auf die Versuchsfelder und die mit bizarren einheimischen Pflanzen bewachsenen Hügel der Umgebung. Pincer setzte sich an den Stahlschreibtisch. Er mußte seiner Frau recht geben: Die Arbeit hier war zum Gähnen langweilig. Ob er Dr. Chakrabarti von der Ökologieabteilung anzurufen sollte? Nein, der schlief immer sehr lange. Vernünftiger Mann. Also aktivierte er sein Computerterminal und begann den 798. Forschungsbericht im wesentlichen gleichen Inhalts zu studieren. Nach einer Weile stand er auf, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. Dabei fiel sein Blick zufällig auf die Topfpflanze vor dem Fenster, eine Dieffenbachia. Was er da sah, verschlug ihm den Atem.
An einem Blatt der irdischen Pflanze fraß ein bizarr gemustertes Wesen, daß entfernt an eine Nacktschnecke, die in eine Heißmangel geraten war, erinnerte. Das Blatt der Zierpflanze schien dem einheimischen Wesen bestens zu bekommen - Pincer hatte fast das Gefühl, daß es ihn mit sein fünf gestielten Augen spöttisch ansah.
»Das darf doch nicht wahr sein! Cora, komme bitte sofort in mein Büro!«
Unwillig betrat seine Frau den Raum. »Wo brennt es denn, Liebster?«
Pincer wurde knallrot. »Äh, es brennt... vielleicht schlimmer, als wir es uns vorstellen können. Was siehst du da, an der Diefenbachia?«
»Einen orangeroten Silberrand-Flächling. Tamy von der Zoologie hat die Art erst letzte Woche bestimmt. Wie konnte der nur hier reinkommen?«
»Egal. Cora, das Biest frißt die Blätter einer irdischen Pflanze an!«
»Das ist unmöglich. Die einheimischen Tiere haben gar nicht die nötigen Enzyme, um terranischen Pflanzen verdauen zu kö... oh, nein!«
»Ja. Und wie es aussieht, schmeckt es ihm hervorragend.«
Von mehreren Blättern waren nur noch die Blattrippen übrig.
»Ich glaube, Cora, hier haben wir nun endlich das Monster, das unsere Farm bedroht.«
»...also, Chef, Ihr Verantwortungsbewußtsein in aller Ehre, und die Gesetze gelten natürlich auch hier draußen - aber - meinen Sie wirklich, daß das nötig ist?«
Fast die ganze Belegschaft der Versuchsfarm, soweit sie nicht mit den (wenigen) dringenden Arbeiten beschäftigt war, drängte sich im Konferenzraum/Speisesaal/Freizeitzentrum zusammen. Nach über drei Monaten Routine wurde selbst eine ausgesprochen miese Neuigkeit freudig aufgenommen.
»Nein!« Pincer fuchtelte ungelenk mit den Händen und versuchte vergeblich, Autorität auszustrahlen. »Diesen Vorfall darf man einfach nicht unterschätzen! Das Siedlungsministerium muß Bescheid wissen. Ja... und... die Firma... die werden wir auch informieren... müssen.«
Pincer wirkte noch fahriger als gewöhnlich. Er wußte aus Erfahrung, wie sein »Papa« auf so eine Entscheidung reagieren würde - so sauer wie konzentrierte Salzsäure. Wenn er Pech hatte, wäre er die längste Zeit Juniorchef gewesen. Aber wenn er von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt war, dann nahm Pincer jr. keine Rücksicht auf sich selbst.
»Mein Gott, Johnny! Bist du dir wirklich sicher... ich meine, wir könnten die Sache doch ein wenig tiefer hängen«, redete Cora leise auf ihren Mann ein. »Gleich Öko-Alarm... die Bürokraten auf der Erde machen uns glatt den Laden dicht.«
»Keine Angst! Es wird schon nicht so schlimm werden. Eine Untersuchung vielleicht«, beschwichtigte Pincer. Er glaubte selber nicht so recht daran.
Wegen der wieder angewachsenen Spannungen (vor allem mit den Akonen) verbot es sich natürlich, eine Nachricht, die unter Umständen eine gewisse militärische Bedeutung haben könnte, einfach in Klartext per Hyperfunk zu senden. Nein, Pincers wage und gewunden formulierter Text wurde zunächst positronisch ins Arkonidische übersetzt, um den Urheber zu verschleiern. Anschließend wurde der Text mit irreführenden Textfragmenten gemischt und nach drei verschiedenen Verfahren, von denen jedes als absolut sicher galt, verschlüsselt. Die Übertragung erfolgte als Ultrakurzimpuls in 624 Datenblöcken, die in unregelmäßigen Abständen zu einer Relaisstation gefunkt wurden. Dort wurden die Impulse in Routine-Meßergebnissen diverser Tiefraumsonden versteckt und auf verschiedenen möglichst unterschiedlichen Übertragungswegen zur Erde gesendet.
Wegen der extra schwach gehaltenen Sendeleistung und der momentan starken Hyperraum-Aktivität kam die Botschaft stark gestört, um nicht zu sagen verstümmelt, an. Aber für die leistungsstarken Computer der Erdadministration war es eine Kleinigkeit, eine plausibel klingende Rekonstruktion aus dem Datenmüll zu gewinnen. Die Notfallmeldung alarmierte die für Seuchenbekämpfung und biologische Gefahren zuständige Abteilung des Siedlungsamtes - und den exoökologischen Stab der Solaren Flotte. Schon nach wenigen Stunden ging ein brisanter Einsatzbefehl an den Omega Eridiani II am nächsten stehenden Verband der Solaren Flotte. So brisant, daß er nur unter allen erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen gesendet werden konnte...
»Es sieht schlimm aus«, meinte Oberst Katharina Johanowput, Kommandantin des Schweren Kreuzers PUTESCHESTWENNIK (im Flottenjargon manchmal drastisch zu »PUTE« verkürzt). »Die Nachricht war zwar arg verstümmelt, aber das, was wir rekonstruieren konnten, läßt mich das Schlimmste befürchten. Die Versuchssiedlung ET-774 auf Amiga Iridanne III - den Planeten kenne ich nicht, es muß sich um Omega Eridiani II handeln - wird von gefährlichen einheimischen Lebensformen bedroht.«
Hauptmann Hege Stillea spannte angriffslustig seine gewaltigen Muskeln und lächelte agressiv. Hilflose Zivilisten vor reißenden extraterrestrischen Monstern retten - daß war ein Einsatz nach dem Geschmack des epsalischen Chefs des Infantrietrupps. Endlich Action!
»Die Entschlüssungsprositronik läßt noch eine Alternative zu: Demnach ist eine Seuche in der Siedlung ausgebrochen.«
Stillea sackte, soweit es seine gewaltige Körpermasse zuließ, in sich zusammen. Seuchenbekämpfung - wie langweilig!
Die Kommandantin wandte sich an den Kommunikationsgast: »Geschwaderkomandant an alle: Die Kreuzer PUTESCHESTWENNIK und UDAIPUR und die Sanitätskorvette PASTEUR nehmen sofort mit Maximalgeschwindigkeit Kurs auf Omega Eridani II. Volle Alarmbereitschaft für medizinisches Personal und Bodentruppen.«
Zu dem Epsaler meinte sie: »Hauptmann Stillea, offenbar konnten die Siedler mir ihren Mitteln nichts gegen die gefährlichen Lebensformen ausrichten. So wie es aussieht, steht Ihnen und Ihren Leuten ein schwerer Einsatz bevor.«
»Jederzeit, Ma'm, jederzeit! Für harte Jobs sind wir ja schließlich da!«
Stillea rieb sich voller Vorfreude seine schaufelgroßen Hände.
Auf der Versuchsfarm wurde man langsam unruhig. Die Antwort der Erde auf die Bio-Alarmmeldung war bis zur Unleßbarkeit verstümmelt, weitere Reaktionen ließen auf sich warten - bis der Hypertaster der Kommunikationsstation eine starke Strukturerschütterung maß. Eine Transition in unmittelbarer Nähe des Planeten.
»Verdammte Flotten-Angeber!« fluchte die Zoologin Tamy Malkbek, die nebenher als Funkerin Dienst versah, und betätigte den Interkom. »Chef, ich messe eine Rematerialisierung an.«
Pincer eilte sofort in die Kom-Zentrale. Er lief so schnell, daß sich alle wunderten, daß er nicht über seine langen Beine stolperte.
»Hat sich das Hilfsschiff schon gemeldet?«
»Noch nicht, Chef. Es sind übrigens gleich drei Schiffe. Sie bremsen mit maximaler Verzögerung.«
»Äh, wieso...«
»Siedlung ET-774 von PUTESCHESTWENNIK, Schwerer Kreuzer der Solaren Flotte. ET-774, hören Sie?«
»PUTE... äh - solares Schiff. Hier ist EF-607, Versuchsfarm der IFC. Kommen sie wegen des Bio-Alarms?«
»Ja, wieso denn sonst? Wie ist ihre Situation? Handelt es sich um eine Seuche, den Angriff von Tieren oder den von Intelligenzwesen?«
»Äh, ja, von Tieren, würde ich sagen...« stammelte Pincer.
Die resulte Zoologin fiel im ins Wort: »Ein möglichweise gefährlicher Parasit ist in unsere Unterkünfte eingedrungen. Beschreibung: weichtierähnlich, flach, orangerot, Länge ca. acht...«
Weiter kam sie nicht. Eine enorm dröhnende Stimme übertönte alles andere und strafte alle Berichte über die eiserne Disziplin in der Flotte Lüge.
»Hab ihr gehört, Leute? Acht Meter lange Monster! Das ist unser Job! Kampfanzüge schließen, ausscheusen, sobald wir auf 1000 Meter 'runter sind! Haltet durch, EF-607, Hilfe ist unterwegs. Wie viele Überlebende?«
»Alle dreißig Farmbewohner sind wohlauf. Der Eindringling ist acht Zentimeter, ich wiederhole, acht Zen-ti-me-ter, lang.«
Tamy schüttelte den Kopf, als sie das durchgab.
»So, acht Zentimeter! Wie viele von den Biestern sind eingedrungen?«
»Ein einziges!«
Das war das letzte, was Hauptmann Stillea hörte, bevor er die Zentrale verließ, um sich zusammen mit seinen 124 Marineinfantristen auszuschleußen. Im Antigravlift fragte er seinen Stellvertreter: »Leutnant Okoby, hätten Sie gedacht, daß ein einziges kleines Tier eine ganze Versuchsfarm in Alarm versetzen kann?«
»Durchaus, Sir. Die Größe sagt nichts über die Gefährlichkeit aus. Ich denke da nur an die Schädelbohrhornisse von Gnatron drei, den Nervengas-Schleicher aus dem Lee-Goh-System oder den hochexplosiven Knall-Frosch von Lurchis Planet. Bei außerirdischen Lebensformen kann man nie vorsichtig genug sein.«
»Ja, Sie haben recht. Da unten muß ein unheimlich gefährliches kleines Monster am Werk sein.«
Zwei Stunden später war der Einsatz vorbei. Vom Orbit aus besah Pincer die traurigen Überreste der hoffnungsvollen Versuchsfarm EF-607. Wenn ihnen auch nicht das Vergnügen vergönnt war, gegen schleimige Aliens zu kämpfen, so waren Stilleas Leute so gründlich gegen potentiellen Gefahren vorgegangen, wie es ihnen die Vorschriften erlaubten. Mit Desintegratoren waren alle Versuchsfelder restlos vernichtet worden, das Gleiche galt für die Farmgebäude mit allen Einrichtungen. Pincer war den Tränen nah.
»20 Millionen Solar Forschungmittel einfach desintegriert! Dazu bekommen wir sicher noch einen saftigen Kostenanteil an dem Flotteneinsatz aufgebrummt. Das werden sicher noch mal 12 Millionen extra werden - mindestens.«
»Berühige Dich, Johnny. Du hast ja nur deine Pflicht getan«, versuchte Cora ihn zu trösten.
»Ja, das habe ich. Wenn es um die Sicherheit der Erde geht, müssen alle persönlichen Belange zurückstehen. Aber - ich konnte doch nicht ahnen, daß man unseren Alarm so mißverstehen würde.«
Cora schluckte ein >Das habe ich geahnt« herunter.
»Hauptsache, es ist nicht Schlimmeres passiert. Übrigens - wo ist eigentlich Prinz geblieben?«
Derweil verließ Hauptmann Stillea, die riesige rechte Hand dick verbunden, die Krankenstation.
»Sie hatten recht, Leutnant Okoby. Man sollte auch kleine Viecher nie unterschätzen. Okay, die Plattschnecke war harmlos - aber das andere kleine Biest war nicht ohne. Ganz schön agressiv und was für Zähne! Ging glatt durch den Handschuh durch. Na, konnte ihm gleich das Genick brechen. Übrigens, Okoby, Sie kennen sich doch mit Viechern aus? Kennen Sie die Spezies?«
»Soweit ich erkennen konnte, handelte es sich um einen Hund, Sir!«
Stillea schüttelte den Kopf. Er hatte gehört, daß Hunde auf Terra beliebte Haustiere waren. Wo er nun eines dieser Biester erlebt hatte, konnte er sich über den Geschmack der Erdbewohner nur wundern.
Cora war einem Nervenzusammenbruch nahe, als ihr die biologische Abteilung der PUTESCHESTWENNIK die in Konservierungslösung eingelegten Überreste ihres geliebten Prinz zeigte. Pincer war völlig verzweifelt. Es ging wirklich alles schief, was schiefgehen konnte. Seinen Job, sein Ansehen, seine Ehe - alles war im Eimer. Und das wegen einer einzigen angefressenen Topfpflanze!
Pincer reagierte deshalb ziemlich gereizt, als ein Anruf von der Kommandantin, Oberst Johanowput, kam.
»Hoffentlich ist es wichtig!«
»Ja, unbedingt! Sie haben der Menschheit einen großen Dienst erwiesen, John Edgar Pincer.«
»Wenn Sie mich trösten wollen - vielen Dank!«
»Warum so verbittert? Wir haben das Erbgut Ihrer Wunderpflanzen noch einmal untersucht. Wir fanden in einer Möhrensorte einen inaktiven Genabschnitt, der aktiv geworden wäre, wenn man das Gemüse unter epsalischen Umweltbedingungen gezogen hätte. Ein Gen, das die Pflanze dazu bringt, ein langsam wirkendes tödliches Gift zu produzieren.«
»Das ist ja interessant! Wieso hat Dr. Fischer von der Genetik das nicht entdeckt?«
»Wir sind uns nicht ganz sicher, aber es sieht so aus, als ob er ein Ara-Agent wäre. Wer hätte gedacht, daß sie es so schnell nach dem Angriff mit der Plasmaseuche noch einmal versuchen würden?«
»Dr. Fischer - ein Agent? Und sind Sie sich sicher, daß Aras dahinter stecken?«
»Da sind wir uns ganz sicher, denn wir haben hier auf Omega Eridiani II einen getarnten Stützpunkt gefunden. Wir konnten die Aras schnell überrumpeln. Mit so starken terranischen Einsatzkräften haben die nicht gerechnet. Die Vernehmungen sind noch nicht abgeschlossen, aber es deutet alles darauf hin, daß man die IFC absichtlich auf diesen Planeten gelockt hatte. Sie haben es mal wieder geschafft, Pincer! Offenbar haben Sie ein besonderes Talent zum Aufdecken geheimer Aktionen gegen die Erde.«
John Edgar Pincer lehnte sich erleichtert zurück. Er hatte jetzt nur noch ein Problem: Wie konnte er Cora über der Verlust ihres geliebten kleinen Monsters hinwegtrösten?
Martin Marheinecke, Januar 1998
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