Interview mit PR-Autoren

Vergangenes Jahr haben der PROC in Zusammenarbeit mit Werner Höbart (Light Edition) ein Interview mit verschiedenen PR-Autoren durchgeführt. Arndt Ellmer, Hubert Haensel und Susan Scwartz haben sich freundlicherweise dazu bereit erklärt die Fragen zu beantworten. Dabei wurden allen Autoren die selben Fragen vorgelegt, die von hochrangigen PR-Fans erarbeitet wurden.

Frage 1 von Rüdiger Schäfer

Die PR-Serie ist ohne Zweifel ein SF-Phänomen, das sich entgegen vieler anderslautender Kritikermeinungen nun schon bald 40 Jahre am Leben hält. Wenn ihr an eure Anfangszeit zurückdenkt, an die erste Berührung mit der SF, den Einstieg in den Beruf des Autors, inwiefern haben sich seit damals eure Einstellungen, eure Ansichten zu Genre und Profession verändert? Wüßtet ihr - rein hypothetisch -, was ihr anfangen würdet, wenn es PR morgen nicht mehr gäbe? Ist der Job eines PR-Autoren - abgesehen von der Tatsache, daß man dadurch sicher nicht zum Millionär werden kann - der Beruf, den ihr euch erträumt habt?

Arndt Ellmer:

Ja. Sonst würden wir ihn nicht Jahrzehnte lang ausüben. Unsere Einstellungen zum Genre etc. haben sich ebenso wie alle Meinungen/Einstellungen jedes Menschen geändert. Das Leben ist ein einziger Wandel. Auf unsere Arbeit bei PR bezogen, ist zu sagen, daß vom schriftstellerischen Gesichtspunkt aus PR heute deutlich mehr zu bieten hat als früher. Die Serie ist in Inhalten und Sprache vielfältiger geworden. Das macht echt Spaß. PR-Autoren sind begehrt. Keiner von uns hätte Probleme, etwas anderes zu machen. Außerdem sind wir ja alle auch in anderen Bereichen tätig, Hörspiel, Gruselromane, Krimi, Vereich CD-ROM/Multimedia.

Hubert Haensel:

Meine ersten Berührungen mit der SF waren ja bekanntlich die Comic-Serie NICK, DER WELTRAUMFAHRER gleichzeitig mit den damals erhältlichen Leihbüchern, in der Folge TERRA ASTRA und PERRY RHODAN u.a. Ich glaube nicht, daß sich meine Einstellung zum Genre seither verändert hat. Man sieht aus der Sicht des Autors sicher manches anders als der Leser, der im Endeffekt doch nur das fertige Produkt kennenlernt, beileibe aber nicht die mitunter verschlungenen Wege und Gedanken, die zu ebendiesem fertigen Produkt hinführten. Was mich an der SF seit jeher fasziniert, das ist die mögliche Entwicklung der Menschheit in der Zukunft ebenso wie der Weg, der zu dieser Zukunft führt, das ist ebenso die Möglichkeit, warnend auf Irrwege hinweisen zu können, auf all diese Themen wie Umweltzerstörung, mitmenschliche Kälte, allzu großer Technikglaube, aber auch Gefahren wie Großstadtgettos usw. usf. SF ist für mich aber auch die Begegnung mit andersgeartetem Leben, egal ob intelligent oder nicht, das ist die Auseinandersetzung mit etwas völlig Fremden, für die meisten Menschen heute noch Unvorstellbarem, und unsere Reaktion darauf. Ich glaube nicht, daß wir allein im All sein sollen, auch nicht, daß der Mensch die Krone der Schöpfung ist, denn angesichts der Vielzahl von Sonnen und damit möglichen Planetensystemen im Kosmos können wir gar nicht die einzigen sein. So etwas anzunehmen wäre vermessen.
SF bedeutet für mich eben auch, die ungeheuere Weite der Schöpfung verständlich zu machen, unserem kleinen Sonnensystem den Platz zuzuweisen, den es einnimmt: eine kleine mittelprächtige Sonne am Rand eines Spiralarms weitab vom eigentlichen Zentrum einer Milchstraße, die von ihrer Masse her nicht einmal besonders groß ist, eingebettet in eine Gruppe von Galaxien wie es sie eigentlich zu Tausenden gibt ... Muß ich dazu noch mehr sagen? Ich schreibe bislang nur nebenberuflich, das ist ebenfalls bekannt. Deshalb betrifft mich die weitere Fragestellung nicht so sehr. Ich habe einige Serien sterben sehen, bei Perry Rhodan will ich daran gar nicht denken, denn immerhin wurde erst ein kleiner Teil der Entwicklung der Menschheit in der Zukunft geschildert.

Susan Schwartz:

"Schon bald 40 Jahre"... also, da wird mir ganz seltsam, wenn ich das lese, denn immerhin sind es noch 3 Jahre bis dahin - und ich bin schließlich genauso alt! Brrr... Ohne Zweifel aber ist die PR-Serie wirklich ein Phänomen. Meine allererste Berührung mit der SF geschah wie bei vielen anderen auch im zarten Kindesalter. Mein Bruder brachte jede Woche das neueste PR-Heft mit nach Hause, und dann gab es regelmäßig den Kampf, wer als erster lesen durfte - er oder mein Vater! Ich habe diese Hefte eher "zerlesen", wenn ich sie in die Finger bekam, denn Lesen konnte ich damals noch gar nicht, doch die bunten Titelbilder und das handliche Format haben mich natürlich sofort gereizt. Aber vielleicht infiziert man sich so, über Osmose oder so, denn von Anbeginn habe ich mich stets für fantastische Erzählungen interessiert, und Geschichten geschrieben habe ich seit der frühesten Schulzeit. Bis ich 15 war, hatte das allerdings nichts mit Fantasy oder SF zu tun, sondern das waren realistische Stories und Tiergeschichten (in Form der Beziehung Mensch - Tier; Tierschutz, usw.). Insofern habe ich noch nie vom Schreiben als "Beruf" geträumt - das ist mein Leben, egal, ob ich damit Geld verdiene oder nicht. Mein Traumberuf ist ein ganz anderer, den ich aber aus Gesundheitsgründen niemals ausüben konnte. Wäre das möglich gewesen, hätte ich inzwischen sicherlich auch einige Bücher publiziert - allerdings nicht in der Belletristik, sondern als "Fachliteratin".
Der Einstieg in den "Beruf" des Autors liegt bei mir auch noch nicht lange zurück, da ich erst seit 1996 freiberuflich arbeite und vorher das Schreiben neben dem Hauptberuf getätigt habe. Ich habe es stets als Berufung, nie als Beruf gesehen. Solange ich also vom Schreiben leben kann - gut. Sollte sich das ändern, werde ich mir eben wieder eine Arbeit suchen. Ich bin da sehr flexibel. Selbstverständlich sind meine Ansichten zu dem Genre heute nicht mehr dieselben, Interessen verlagern sich, außerdem wird man älter und erfahrener und betrachtet die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht auf das fantastische Genre fixiert bin, sondern darüber hinaus noch für andere Verlage schreibe. Mein Spektrum ist groß. Deshalb würde ich auch nicht in ein tiefes Loch fallen, wenn es PR morgen nicht mehr gäbe. Natürlich wäre ich erschüttert, denn PR ist eine feste Institution, und es fällt jedem Menschen schwer, auf eine liebe Gewohnheit plötzlich verzichten zu müssen.

 

Frage 2 von Rüdiger Schäfer

In den letzten Jahren wurde ab und an die Frage aufgeworfen, ob der Heftroman überhaupt noch eine unserem multimedialen Zeitalter angemessene Publikationsform sei. Auch PR setzt mit CD-ROMS, Computerspielen und mittlerweile Hunderten von Internet Seiten auf diesen Trend. Ist das auf Papier gedruckte Wort am Ende? Wann erscheint der letzte PR-Roman in Heftform? Stehen auf den Regalen der Zukunft keine Bücher mehr, sondern kleine, silberne Plastikscheiben? Wie seht ihr diesbezüglich die Perspektiven des Autorenberufs?

Arndt Ellmer:

Da PR unter allen Heftroman-Projekten seit Jahrzehnten einsamer Spitzenreiter ist, sehe ich keinen Grund, auf das Heft zu verzichten. Selbst heute, wo die Inhalte teilweise deutlich über das Gängige des Heftromans hinausgewachsen sind. Eine 37jährige Tradition schafft man nicht einfach ab.
Gut vorstellen kann ich mir, daß es die aktuellen Romane zukünftig nicht nur im Heft geben wird. Die Buchausgabe des Thoregon-Zyklus ab 1800 bestätigt unsere Ansicht.

Hubert Haensel:

Ich persönlich glaube nicht an das bevorstehende Ende des gedruckten Wortes. Papier und Bücher an sich haben Jahrhunderte überdauert und werden dies auch weiterhin. Bedruckte Seiten sind leichter zu lesen als Seiten auf dem Bildschirm, man kann trotz allem bequemer und effektiver vor- und zurückblättern, man kann das Buch mit ins Bett nehmen, ins Hochgebirge oder an den Strand ... Die Konkurrenz wird größer werden, sicherlich, aber was sind diese kalten silbernen Scheiben schon gegen das Gefühl, in einem Buch zu blättern, gegen den feinen, mitunter staubigen Geruch alter Bücher, in denen sich quasi Zeit und Raum manifestieren. Auch bei identischem Text: Bücher lassen der Phantasie mehr Platz als das, ich will mal sagen sterile Umfeld eines Computers.
Abgesehen davon macht es für einen Autor wohl wenig Unterschied, ob er für ein Druckerzeugnis oder für eine silberne Scheibe seinen Text verfaßt. Ich glaube, beides hat für die Zukunft seinen Platz in Gleichberechtigung nebeneinander.

Susan Schwartz:

Natürlich führt die Entwicklung irgendwann zum "elektronischen" Buch - in welcher Form auch immer. Vielleicht mit einer Art Virtuellen Realität, die den Text plastisch illustriert. Während man, die virtuelle Brille vor Augen, liest oder vielleicht einer fesselnden Erzählerstimme lauscht, durchwandert man die fremden Landschaften, begegnet den Protagonisten - falls man das nicht seiner eigenen Fantasie überlassen will. Interaktives Eingreifen sollte dabei aber nicht möglich sein, ebensowenig die szenische Darstellung einer Handlung; das bleibt den Filmen und den Spielen vorbehalten. Damit wäre sicherlich ein entspanntes Lesen garantiert, ohne dass man sich den Hals vor einem Schirm verrenkt. Lesen wollen die Leute bestimmt noch in der Zukunft, insofern sehe ich keine Gefahr für den Autorenberuf an sich - er wird nur vielleicht einmal neu definiert werden. Aber das werde ich sicherlich nicht mehr erleben (und wenn doch, bin ich schon in Rente). Ich denke, dass die Generation der "Buchleser" ohnehin hartnäckig am Papier festhalten wird, bis sie ausgestorben ist, so dass es in jedem Fall eine lange Übergangszeit zwischen dem alten und dem neuen Medium geben wird.
Natürlich aber ist heute schon abzusehen, dass der Heftchenmarkt demnächst nicht mehr zeitgemäß ist. Darüber haben unter anderem auch wir bereits auf den Autorenkonferenzen der vergangenen Jahre diskutiert. Wenn die Zeit gekommen ist, wird der Verlag sicherlich entsprechend mit einer neuen Präsentationsform aufwarten können. Bisher ist aber kein fester Termin genannt. Auch Band 2000 wird in der bewährten Heftform (natürlich prunkvoller) erscheinen.

 

Frage 3 von Dr. Robert Hector

Wird die eigentliche Bedeutung des Zwiebelschalenmodells irgendwann enthüllt, oder ist es ein überholtes Relikt aus vergangenen Zeiten, das seine Existenzberechtigung verloren hat ? (Anregung: warum wird nicht auf die inneren Schalen oder gar den "Kern" des Modells eingegangen, der so etwas wie ein Ur-Gen darstellen könnte, das von einer außerirdischen, überlegenen Zivilisation in ferner Vergangenheit in die Ursuppe eingepflanzt wurde ? - Panspermie-Modell. Oder war ein Virus, eine Absplitterung des Viren-Imperiums, der Initiator des irdischen Lebens?)

Arndt Ellmer:

Von Anfang an stand fest, daß nie alle Schalen des Modells entschlüsselt würden. Es dient ja nur als Modell. Wir lassen bewußt offen, wieviele Schalen "unsere" Zwiebel hat. Bereits die derzeit bekannten Teile des Modells sind dem Leser schwierig genug zu vermitteln. Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist eine wachsende Unübersichtlichkeit des PR-Kosmos.

Hubert Haensel:

Perry Rhodan ist schon lange nicht mehr nur für ein oder zwei Jahre konzipiert, sondern ein Epos der Menschheit oder auch der Galaxis bis in die fernste Zukunft. Aus diesem Grund erscheinen mir manche Fragen von Ungeduld geprägt. So wie der Autor eines Thrillers nicht schon nach dreißig Seiten die Auflösung aller Fragen bringen kann, so bleiben auch bei Perry Rhodan gerade die grundlegenden Fragen noch offen. Zwanzigtausend Jahre hat die Menschheit erhalten, soll sie da wirklich schon nach einigen wenigen Jahrtausenden alles wissen, was mit der Frage unserer Existenz usw. zu tun hat? Und wenn ja, was käme danach? Wenn der Thriller aufgelöst ist, steht das Wort ENDE zu lesen - ich möchte das bei unserem Epos Perry Rhodan noch lange nicht sehen. Deshalb müssen Fragen bestehen bleiben. Es wäre langweilig, alle Fragen zu beantworten und dann wieder neue, noch größere aufzubauen.
Halten wir es doch wie mit Weihnachten: Die Vorfreude auf die Geschenke ist schöner als das Auspacken an sich, und vor allem läßt die Vorfreude noch Raum für eigene Spekulationen und die Phantasie.

Susan Schwartz:

Darüber ist mir von den Autorenkonferenzen her nichts bekannt. Persönlich halte ich es für ein Relikt. Es macht meiner Ansicht nach auch keinen Sinn, ständig auf die Vergangenheit zurückzugreifen, das treibt die jeweilige Handlung weder voran noch bringt es eine Entwicklung.

 

Frage 4 von Dr. Robert Hector

Welches war der tiefere Sinn, daß Atlan und Perry Rhodan von ES zwei speziell justierte Zellaktivatoren erhielten ? Es handelte sich wohl um Auserwählte, die für das Schicksal des Universums eine besondere Rolle spielen sollten. Trugen sie in sich (in ihrem Erbmaterial) ein gencodiertes Programm, das von einer höheren Macht initiiert wurde ?

Arndt Ellmer:

Diese Frage wird sicher erst im Zusammenhang mit dem Erbe gelöst, das PR eines fernen Tages antreten wird.

Hubert Haensel:

Meiner Meinung nach gilt hier das Entsprechende wie bei Frage 4.

Susan Schwartz:

Darauf wird eines Tages eingegangen werden, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Diese Frage jetzt genau zu beantworten, würde sicherlich einen neuen Handlungsabschnitt oder vielleicht sogar Zyklus sofort auf einen einzigen Satz reduzieren. Das wäre doch schade!

 

Frage 5 von Dr. Robert Hector

Erfüllt sich die Prophezeiung von Band 1, daß uns Perry Rhodan in eine Zeit führt, in der die Nachkommen der Menschen von der Erde nur noch wie von einem Mythos sprechen und ein einsamer Planet eine längst erloschene Sonne umkreist, die einst Mittelpunkt des Universums war?

Arndt Ellmer:

Aber sicher. Gesagt, getan.

Hubert Haensel:

Möglich - möglich auch nicht. Prophezeiungen lassen sich durch Handlungen verändern, das ist wie mit einer Zeitreise. Aber auch hier gilt: Warum ungeduldig?

Susan Schwartz:

Da bin ich ganz sicher. Aber der genaue Zeitpunkt steht natürlich noch nicht fest. Bis dahin gibt es noch jede Menge Rätsel zu lösen, der Weg ist sehr weit... und im Band 2000 wird es sicher noch nicht so weit sein.

 

Frage 6 von Hermann Urbanek

Band 2000 markiert so etwas wie ein Highliqht. Habt ihr vor -- sofern die Planungen überhaupt schon so weit gediehen sind - hier einen Einschnitt zu setzen, einen "Neubeginn" à la Band 1400 zu versuchen?

Arndt Ellmer:

Darüber verraten wir an dieser Stelle nichts (Hätte sich der Fragesteller eigentlich denken können).

Hubert Haensel:

Band 2000 ist schon so nahe: Kein Kommentar! Ich halte mich strikt ans Bankgeheimnis.

Susan Schwartz:

Nein. Das Ende des Thoregon-Zyklus und der Beginn des neuen Zyklus greifen direkt ineinander über (das geschieht in kleinen Schritten sogar schon ab 1950 bis 1999, hie und da mal eingeflochten!). In 1999 werden keineswegs alle Auflösungen gegeben, keineswegs gehen die Helden alle nach Hause, und der Letzte schaltet das Licht aus und schließt die Tür... kein Aufatmen, kein Happy-End. Kein entspanntes Zurücklehnen, das war's, und jetzt machen wir eine Pause, bis was Neues kommt. Macht Euch da keine Hoffnungen. Thoregon ist der Beginn von etwas ganz Neuem, Besonderen, und es gibt noch jede Menge Feinde (und Freunde) dieser Koalition, für die die Bände bis 1999 nicht ausreichen. So einfach wollen wir es unseren Lesern doch nicht machen. Sie werden - keineswegs leider - gezwungen sein müssen, auch noch die Hefte nach 2000 zu kaufen, um diesen Handlungsabschnitt komplett zu haben.

 

Frage 7 von Hermann Urbanek

Die PR-Taschenbücher haben einen zwiespältigen Charakter: zum einen sollen sie den Autoren als Spielwiese für ihre Ideen dienen, die z.T. in der Heftserie zu kurz geraten sind, zum anderen aber sollen sie eine Ergänzung zu Heftserie sein und nicht im Widerspruch zu dieser stehen. Wie löst ihr diesen gordischen Knoten bei der Planung, wie verhindert ihr, daß so ein Widerspruch wie der bei den Mdl-Zellaktivatoren künftig entsteht? Ist das Expo-Team überhaupt über die Aussagen in den PRTBs informiert und berücksichtigt sie auch?

Arndt Ellmer:

Da bringt der Fragesteller was durcheinander. Die Funktion der PR- Taschenbücher hat sich parallel zum jedes Jahr wachsenden PR- Kosmos im Lauf der Jahrzehnte verändert. Es finden sich neben bedeutsamen Aussagen für die Heftserie auch Dinge, die nichts damit zu tun haben. In der Phase, in der die Taschenbücher bei Heyne erschienen, durften die Romane den PR-Kosmos sowieso nur am Rande berühren. In der Burgschmiet-Phase ist wieder eine deutlichere Anlehnung der Taschenbücher an die Heftserie vorhanden. Romane über Arresum, Vurguzz und den Verkauf der BASIS zeugen davon. Grundsätzlich sind die Taschenbücher aber so geschrieben sein, daß sie keine zwingenden Vorgaben für noch nicht abgehakte Themen in der Heftserie erzeugen. Im Einzelfall wurde mal ein TB über ein Thema geschrieben, bei dem noch nicht erkennbar war, daß wir eines Tages in der Serie nochmals darauf eingehen würden, und dann aber in einer für die Serie zwingenden Weise.

Hubert Haensel:

Hier gäbe es einiges zu erzählen, aber seid mir bitte nicht böse, aus Zeitgründen laß ich das unter den Tisch fallen. Ich bin schon froh, daß ich es nach langer Wartezeit geschafft habe, die ersten Fragen zu beantworten.

Susan Schwartz:

Nachdem Pannen in der Vergangenheit passiert sind, wird heute so genau wie möglich darauf geachtet, dass es nicht noch einmal zu gravierenden Widersprüchen kommt. Da der Chefredakteur Mitglied des Expo-Teams ist, kann er zumeist bereits anhand des TB-Exposés erkennen, ob - unbeabsichtigt - die Gefahr eines Widerspruchs besteht und entsprechend Rücksprache halten, bevor das Buch überhaupt geschrieben ist. Wenn ein Autor im TB direkt Bezug auf eine bereits bestehende Handlung nehmen will und es Zweifel über bestimmte Aussagen gibt, hält er seinerseits Rücksprache mit der Redaktion und den Kollegen. Somit gibt es eine gute Chance, dass es zu keiner Panne kommt.

 

Frage 8 von Hermann Urbanek

Stichwort Shabazza und sein mysteriöser Meister: Handelt es sich dabei um Figuren, die - unter anderem Namen - schon eine Rolle in der PR-Serie gespielt haben? Und wird das Geheimnis um Shabazzas Meister bis Band 1999 gelüftet?

Arndt Ellmer:

Wieso stellt Ihr eigentlich Fragen, von denen Ihr genau wißt, daß wir sie aus Gründen der Aktualität nicht im voraus verraten?

Hubert Haensel:

Abwarten!!!

Susan Schwartz:

Siehe Antwort zu Frage 6. Ergänzend kann ich frei aus dem Protokoll über die Exposé-Konferenz vom 17./18. August 1998 zitieren: "In Band 1999 wird es den Zyklus-Höhepunkt geben." Nämlich gleich mehrere Höhepunkte verschiedener Handlungsebenen, die aber, wie gesagt, nicht im selben Heft enden!

 

Frage 9 von Hermann Urbanek

Auf der LKS und auch anderswo wird immer wieder betont, daß das Team die Wünsche der Leser berücksichtigt und auf ihre Anregungen eingeht. Gibt es tatsächlich Entwicklungen, und wenn ja, welche, die auf die direkte Einflußnahme der Leserschaft zurückgehen?

Arndt Ellmer:

Dazu fehlt mir die Zeit, ausführlich darauf einzugehen. In letzter Zeit waren es unter anderem die Einführung neuer Mutanten und eine Freundin für Perry.

Hubert Haensel:

Die Aufzählung überlasse ich lieber der Exposé-Factory, ich sehe mich nicht als kompetent an zu berichten, was umgesetzt wurde.

Susan Schwartz:

Die Frage muss ich an die Expo-Factory weitergeben.

 

Frage 10 von Werner Höbart

Mit Band 1000 hat Willi Voltz ein großes Vermächtnis hinterlassen. Wie will das derzeitige PR-Autorenteam den angestauten Erwartungen gerecht werden? Abgesehen von den Hintergründen zu ES, ein längst fälliger Evolutionsschritt der Menschheit steht spätestens mit Band 2000 an! Als Perry bereits als kleines Kind für kurze Zeit ein Teil von ES geworden war, wollte er unter allen Umständen an diesem wunderbaren Ort bleiben, doch ES stieß ihn wieder aus - mit der Aufgabe, die Milchstraßenvölker einmal selbst zu einer Superintelligenz werden zu lassen. Was ist aus diesem im Band "Der Terraner" vorgesehenen Schritt geworden?

Arndt Ellmer:

Band 1000 war eine Abrundung der ersten 1000 Romane unter einem bestimmten Gesichtspunkt. Inzwischen haben wir zwar den vorhandenen Kosmos des Zwiebelschalenmodells ergänzt, aber nur selten erweitert. Von angestauten Erwartungen würde ich nicht sprechen. Band 2000 wird völlig anders sein als Band 1000. Die Frage nach dem in Band 1000 vorgesehenen Schritt ist sinnlos, da der Fragesteller die Information ünterschlägt, daß nach den Aussagen vom Beginn der Serie ES den Aktivatorträgern unter Perry Rhodan eine ungefähre Frist von 20 000 Jahren zum Erreichen dieses Ziels eingeräumt hat. Dieser Schritt hat folglich in den nächsten dreitausend Bänden der Serie keine Bedeutung oder höchstens am Rande.

Hubert Haensel:

Sind nicht immer wieder einige Bögen zur Vergangenheit geschlossen worden, auch in jüngerer Zeit? Also gilt m.E. auch hier: abwarten.

Susan Schwartz:

Ich bin sicher, dass wir den Erwartungen bis zum Band 2000 und darüber hinaus problemlos gerecht werden können. Wir machen es eben anders, und das ist sicherlich nicht nachteilig. Selbstverständlich wird die Menschheit im Band 2000 keinen gravierenden Evolutionsschritt durchleben oder gar zur Superintelligenz werden. Damit wäre die Serie nämlich schlagartig beendet! Das haben wir aber nicht vor. Als William Voltz diese großen Dinge in Band 1000 ankündigte, hat er sicher nicht geahnt, dass es eines Tages Band 2000 geben wird. Niemand konnte das damals ahnen. Sonst hätte er seine Aussagen sicher nicht so direkt getroffen - abgesehen davon hat er ja keinen genauen Zeitraum dafür angegeben. Natürlich wäre es möglich, in Band 2000 ganz neu zu beginnen, 30 000 oder 100 000 Jahre in der Zukunft. Aber wie sollen wir das darstellen? Gibt es dann überhaupt noch Identifikationsfiguren für die Leser, nachvollziehbare Abenteuer und Gefahren? Und schließlich - wie soll man Woche um Woche, Heft um Heft durchgehend glaubhaft und konsequent eine höher entwickelte Menschenrasse von unserem Standpunkt aus beschreiben?
Warum soll man die Aussage in Band 1000 nicht einfach so stehenlassen? Es ist eben noch nicht so weit. Die Evolution schreitet nicht in Jahren, sondern in Jahrhunderttausenden und Jahrmillionen voran. Beschleunigt werden kann sie nur durch gravierende äußere Einflüsse, die eine rapide genetische Mutation auslöst. Das ist derzeit in der Handlung nicht vorgegeben. Und warum sollten wir jetzt schon darüber schreiben? Das ist doch langweilig. Wenn die Menschheit zur Superintelligenz geworden ist, gibt es keine Abenteuer mehr. Keine kosmischen Rätsel. Das wäre ein würdiger Abschluß für diese Serie - doch soweit sind wir noch nicht!

Herzlichen Dank für die Mitarbeit beim Interviewprojekt 1998!