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Interaktive Story

LONDON II

2. Teil

Was bisher geschah:

Die LONDON II, gebaut von der SHORNE INDUSTRY GESELLSCHAFT unter der Führung des skrupellosen Terraners Michael Shorne, bricht zum System Londonīs Grave auf, wo die erste LONDON vor fünf Jahren sank und dabei 11.023 Lebewesen in den Tod nahm. Michael Shorne will als erster Aufnahmen des Wracks liefern und den Reisenden ein unvergessliches Abenteuer bieten. Mit dabei sind auch zwei Überlebende der Katastrophe. Wyll Nordment, ein charismatischer Terraner, der auf Camelot lebt und Rosan Nordment, eine ehemalige Orbanashol, die sich in Wyll verliebte und ihn auch heiratete, doch sich wieder scheiden ließ. Jedoch steht die Reise unter keinem guten Stern. Der gefährliche arkonidische Militarist Prothon von Mindros, dessen Familie an Bord der LONDON starb, überfällt eine arkonidische Station auf dem Planeten Ferryd Mir und stiehlt ein gefährliches Gestein, welches zum todbringenden Gift oxydieren kann. Er hat nur Rache und Haß im Sinn. Er will das Schicksal der LONDON II bestimmen, welches der Tod aller 8.000 Lebewesen wäre.

Nur Atlan, der Unsterbliche und Vertreter Camelots, hat von Mindros Plänen Wind bekommen und startet einen verzweifelte Rettungsversuch.

 

 

Iron Styrm schlurfte nichtsahnend durch den Korridor und kontrollierte wirklich jeden Lagerraum. Bei der Lagerhalle Z-45 war die Tür blockiert. Er konnte sie jedoch mit Hilfe einer Chipkarte wieder öffnen. Das Licht war gelöscht, so aktivierte er die Beleuchtung. Styrm ging einige Meter in den Raum hinein. Z-45 war ein zentral gelegener Lagerraum, der auch zu anderen Lagerhallen Zugang bot und zugleich Zentrale für die Klimaanlage war. Diverse Belüftungsschächte führten von diesem Raum durch das ganze Schiff.

Der Epsaler sah sich um und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen langen Zug, dann hörte er hinter sich ein Geräusch.

Er drehte sich um und sah unwirsch durch den Raum. Daraufhin wandte er sich wieder der Tür zu, als plötzlich ein muskelbepackter Arkonide hinter dem Umweltangepaßten auftauchte und ihn in den Würgegriff nahm. Der Epsaler war so überrascht, daß er die ersten Sekunden nicht reagierte, da sah er bereits das aufblitzen einer Klinge, die auf seinen Hals zuschnellte.

Endergebnis der Abstimmung

(Einsendeschluß: 13. Dezember)

1. Option:

Der Offizier findet nichts und geht weiter:

11,11 %

2. Option:

Der Offizier wird umgebracht

37,04 %

3. Option:

Der Offizier ist der Kontaktmann

42,59 %

4. Option:

Der Offizier entdeckt Mindros Truppe und nimmt sie gefangen

9,26 %

5. Option:

Godzilla und König Ghidora tauchen auf und kämpfen gegeneinander

0,00 %

Im ersten Teil der Geschichte wurden:

Jens Hirseland – Traros Polat

Sven Fochtmann – Sven Fochtmann

Alex Nofftz – Trg’arg Gyl

Andrea Dias – Thalia da Zoltral

und Jens-Uwe Muus – Hajun Jenmuhs

eingeschrieben.


Jeweils eine Club CD-ROM haben gewonnen:

Thorsten Siegel

Gerd Feuerbach

Herzlichen Glückwunsch!!!!

 

 

  

  1. Kapitel
  2. Es weihnachtet

    "Ratsch, nun wärst du tot", sagte der Arkonide und lockerte den Griff. Styrm hustete und prustete, während er sich an die Kehle faßte. Er stieß den Arkoniden gegen eine Wand.

    "Mach den Scheiß nicht noch einmal mit mir, hast du verstanden?" brüllte er wütend.

    "Seid still! Es könnten Passagiere hier vorbeikommen", ermahnte Orbton Hermon. Der Soldat blieb sofort ruhig stehen, während Styrm erst einmal seinen Kehlkopf massierte und etwas hustete. Mit einem lauten Geräusch zog er seinen Speichel hoch und spuckte ihn aus.

    "Ihr Jungs müßt vorsichtiger sein", meinte er zu den Arkoniden.

    "Wir wissen, wie wir vorzugehen haben" erklärte Prothon von Mindros kühl. Der Hüne trug eine braune Lederkombination. Der Mascant der Kristallflotte strahlte eine diabolische Kälte aus. Sein Gesicht war mit tiefen Furchen durchzogen, seine Augen schienen einen förmlich zu durchdringen. Sie strahlten Kaltblütigkeit, Entschlossenheit aber auch Trauer aus. Mindros überragte den kleinen und dicken Epsaler mit mehr als einer Kopflänge.

    "Es ist nicht deine Aufgabe, mir oder meinen Soldaten Ratschläge zu erteilen. Du solltest die Waffen und SERUNS unbemerkt an Bord bringen, was dir auch gelungen ist. Deine weitere Aufgabe besteht darin, uns den genügenden Freiraum für unsere Operation zu ermöglichen. Nicht mehr und nicht weniger"

    Styrm spürte die Endgültigkeit in Mindros Worten. Dieser Mann duldete keinen Widerspruch. Der Epsaler hielt es deshalb für besser, keine Bemerkungen mehr über die Strategie der Arkoniden zu machen.

    "Mir ist das doch alles egal. Hauptsache, ich bekomme meine Belohnung"

    Mindros sah den Mann verächtlich an. Er hatte nichts übrig für korrupte Seelen. Prothon von Mindros war ein Mann, der immer nach anderen Motiven handelte. Stets war er von seinen Vorhaben überzeugt. Pure Geldgier war ihm ein Fremdwort gewesen. Dennoch hatte er mit dem Epsaler einen Handel geschlossen und wollte ihn auch einhalten.

    "Du wirst dein Geld bekommen, Epsaler. Sei dir dessen gewiß", erklärte er in einem abfälligen Ton.

    Styrm sah sich neugierig in dem Raum um. Anscheinend wollte er herausfinden, was genau die Arkoniden gemacht hatten. Orbton Zeronat stellte sich demonstrativ vor die Lüftungsschächte, in denen das todbringende Gestein versteckt wurde.

    "Hey, ich wollte nur wissen, was ihr da eigentlich macht"

    "Sollen wir nicht doch den Zivilisten beseitigen, Mascant?" fragte der Offizier anstelle dem Epsaler eine Antwort zugeben. Styrm zuckte zusammen und zog zitternd seinen Thermostrahler.

    "Nein, wir brauchen ihn noch", erwiderte Mindros und legte seinen Arm auf die Hand des umweltangepaßten Kolonisten. Dieser steckte die Waffe wieder ein und atmete erleichtert auf.

    Der Admiral holte einige Geldscheine aus seiner Kombination. Er drückte sie Styrm in die Hand. Dieser schluckte mehrmals, als hätte er niemals zuvor so eine Menge in der Hand gehabt.

    "100.000 Galax dürften als Vorschuß sicher reichen", stelle Mindros fest. Der Epsaler bestätigte grinsend.

    Er verabschiedete sich hastig und führte seinen Kontrollgang fort, natürlich ohne die Arkoniden zu melden. Iron Styrm war bereit für Geld seine eigene Mutter zu verkaufen. Er war ein Mann, der das Leben in vollen Zügen genießen wollte, dafür benötigte er jedoch den allseits beliebten Galax. Mindros hatte ihm 2,5 Mio. Galax für seine Mithilfe geboten. Ein Preis, für den er alles getan hätte. Welchen Plan die Arkoniden genau verfolgten wußte er nicht, doch es interessierte ihn letztlich auch nicht, da Mindros ihm die Belohnung zusicherte. Styrm rechnete mit einer Entführung und einer Lösegeldforderung. Er würde mit heiler Haut davonkommen, solange keiner erfuhr, daß er Mithelfer war.

    Der Epsaler ahnte jedoch nicht, wie verhängnisvoll seine Entscheidung Mindros zu helfen, für ihn und die über 8.000 Lebewesen an Bord der LONDON II werden würde.

    "Mascant, wir haben die Waffen, SERUNS und Gesteine sorgfältig und für gemeine Kreaturen nicht auffindbar verstaut", meldete der Offizier Zeronat. Er wartete auf Mindros Reaktion . Der Admiral hatte die Arme hinter den Rücken verschränkt und musterte seine Leute. Sie waren zu allem bereit. Blinder Gehorsam stand in ihren Gesichtern geschrieben.

    "Abrücken", kam der knappe Befehl Mindros. Die Soldaten verließen unbemerkt und leise das Deck. Orbton Hermon ging während des Abmarsches zu seinem Kommandanten.

    "Mascant, wann genau werden wir zuschlagen?" erkundigte er sich.

    "Es ist eine terranische Feierzeit angebrochen. Wenn die schwachen Terraner die Geburt eines Geisteskranken, der sich für den Sohn Gottes hielt, feiern, werden wir zuschlagen"

    Hermon bewunderte die Genialität seines Kommandanten.

    "Die Terraner werden mit dem Feiern beschäftigt sein und wir können in Ruhe das Schiff übernehmen. Die anderen Außerirdischen sind in der Minderheit und werden keine Gefahr darstellen", rekapitulierte er.

    "Dennoch werden wir Fesselfelder und Stogsäurewerfer für die Oxtorner und Haluter einsetzen. Ich möchte nicht Gefahr laufen, diesen Bestien eine Chance zu geben, unsere Operation zu vereiteln. Arkon wird den Terranern ein schönes Weihnachtsgeschenk überbringen", erläuterte Mindros mit einem leichten Lächeln.

    Y

     

    19. Dezember 1290 NGZ

    Die Reise verlief ohne Komplikationen. Die LONDON II hatte inzwischen Andromeda passiert und schickte sich an die Lokale Gruppe in Richtung Londonīs Grave zu verlassen. Eireen Monhar hatte sich positiv dabei hervorgetan, da sie einen schnelleren Kurs berechnete. Die eifrige Karrierefrau legte ihre Berechnungen Roy Cheidar vor, der voller Anerkennung den Kurs ändern ließ.

    Dies hatte zur Folge, daß man nicht durch einen bestimmten Sektor navigieren mußte, in dem das Steuern durch Energieemissionen und Hyperstürme erschwert wurde, bis jetzt aber als schnellster Weg nach Londonīs Grave galt, was vielleicht auch daran lag, daß bisher nur die GILGAMESCH und die LONDON selbst das System angesteuert hatten.

    Cheidar rechnete sich aus, daß die LONDON II etwa eine Woche früher das System erreichen konnte.

    Michael Shorne war sehr über diese Nachricht erfreut. Er belohnte Monhar mit einer Extrazulage.

    Der Rest der Besatzung war damit beschäftigt die LONDON II weihnachtlich herzurichten. Überall wurden Tannenzweige herangesteckt, Girlanden aus Tannenzweigen aufgehangen und Weihnachtsbäume aufgestellt.

    Viele der galaktischen Völker konnten mit Weihnachten natürlich wenig anfangen, dennoch war ihnen der terranische Brauch bestens bekannt. Da die LONDON ein terranisches Schiff war, stand es auch von vornherein fest, daß Weihnachten groß zelebriert wurde. Es kursierten Gerüchte, daß Michael Shorne den Weihnachtsmann spielen sollte. Roy Cheidar bemerkte wohl statt dessen, Shorne wäre besser für den Ebenezer Scrooge geeignet.

    Am Morgen des 21. Dezember wollte Roy Cheidar die letzten Vorbereitungen für das kommende Weihnachtsfest selbst begutachten.

    Huck Nagako und Udo Arenz machten sich daran, den größten Weihnachtsbaum unterzubringen. Arenz fluchte wieder einmal, da einige der Crewmitglieder ihm nicht schnell genug arbeiteten.

    "Kann ich irgendwie anpacken?" fragte Cheidar leicht amüsiert, als er sah, wie vier Leute vergeblich versuchten den Baum aufzustellen. Er fragte sich, warum sie keine Droiden zu Hilfe holten.

    "Geht schon, danke Captain", antwortete Arenz.

    "Wir wissen bloß nicht wohin mit dem Baum", fügte er zähneknirschend hinzu. Dann schien es ihm genug zu sein. Er beorderte einen Antrigravstrahler zu sich und richtete so den Baum auf. Cheidar sah sich um. Dann schien ihm ein Gedanke zu kommen.

    "Ich habe eine Idee, Udo. Wir hängen den Baum an den Hypertrop-Zapfer heran. Er ist stark genug, um die Tanne zu halten"

    "Wie bitte?" Arenz machte einen verwirrten Eindruck.

    "Hast du keinen Sinn für das Schöne? An dem Mast können sogar vorbeifliegende Raumschiffe sehen, daß wir Weihnachten haben", verteidigte sich Cheidar.

    Der Chefingenieur verdrehte die Augen und machte sich an die Arbeit, via Antigrav vorsichtig den Baum an den Hypertrop-Zapfer zu lenken und ihn dort zu befestigen.

    Michael Shorne dachte an alles. Er hatte auch genügend Geld zur Verfügung, um eine prachtvolle Show zu bieten. Die Temperatur auf den "Außendecks" wurden bis auf 0 ° C gesenkt und es begann Kunstschnee zu schneien.

    Roy Cheidar hatte sogar etwas Respekt vor Shorne bekommen. Weiße Weihnachten irgendwo im Leerraum zwischen Londonīs Grave und der Milchstraße. Das hatte etwas bewundernswertes. Der Bordsyntron begann leise Weihnachtsmusik zu spielen, darunter Klassiker wie "Let it snow" von Bing Crosby oder "Merry Christmas" von John Williams.

    Alles war perfekt inszeniert und steuerte auf eine frohe Weihnacht zu. Nichts stand dem frohen Fest mehr im Weg, oder doch?

    Y

     

    20. Dezember

    Irgendwo im All

    "Immer noch keine Spur von der LONDON II", meldete Gerine frustriert ihrem Kommandanten Atlan.

    "Wo kann die LONDON nur abgeblieben sein?", murmelte der Arkonide, während er sein Kinn auf die Hände abstützte und im Kommandantensessel seinen Platz gefunden hatte.

    Ich dachte, es wäre Weihnachten und nicht Ostern, bemerkte sein Extrasinn geistreich.

    Atlan entschied sich nichts auf diese Aussage zu erwidern. Statt dessen dachte er angestrengt über den Verbleib der LONDON II nach.

    Der Unsterbliche hatte herausgefunden, daß Prothon von Mindros aller Wahrscheinlichkeit für den Überfall auf die arkonidische Militärbasis auf Ferryd Mir verantwortlich war. Bei diesem Angriff ließen knapp 30 Arkoniden ihr Leben. Welchen Sinn das alles hatte, blieb Atlan noch verborgen. Anscheinend hatte sich etwas wichtiges auf der Basis befunden, das Mindros gestohlen hatte. Durch einen Zufall entdeckte Atlan, daß der Mascant der Kristallflotte als Passagier der LONDON II eingetragen war. In der Akte Mindros konnte Atlan herausfinden, daß die gesamte Familie des Arkoniden beim Untergang der ersten LONDON starb. Nichts lag mehr auf der Hand, als ein Racheakt Mindros. Der Admiral war seit mehreren Tagen nicht auffindbar, angeblich mit drei Raumschiffen bei einer geheimen Operation tätig, von der jedoch niemand genau etwas wußte.

    Atlan war der festen Überzeugung, die LONDON II schwebte in höchster Gefahr. Sein exzentrischer Extrasinn pflichtete ihm bei. Sofort beschloß Atlan mit der RICO die LONDON einzuholen, doch sie war nicht mehr auf ihrem ursprünglichem Kurs.

    Der große terranische Raumer startete am 7. Dezember 1290 NGZ von Terra aus und hätte am 20. Dezember bereits in der Reichweite von Andro-Alpha sein müssen. Die RICO holte ihr möglichstes an Geschwindigkeit heraus, um die LONDON dort zu erreichen. Atlans Berechnungen gingen auf. Die RICO schaffte es tatsächlich bis 20. Dezember vor Andro-Alpha Position zu nehmen. Die LONDON II fehlte jedoch. Drei Tage hatte die Besatzung der RICO auf die Ankunft der LONDON II vergebens gewartet. Atlan sandte sämtliche Minor-Globes und Space Jets aus, um nach dem Raumschiff zu suchen, ebenfalls vergeblich.

    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Die LONDON war vor dem 20. Dezember bei Andro-Alpha und somit bereits weit voraus, oder Prothon von Mindros hatte seinen Plan, was immer dieser beinhaltete, durchgeführt.

    Atlan wollte jedoch nicht an die zweite Alternative denken. Er beschloß weiter nach Londonīs Grave zu fliegen. Gleichwohl wies er die Navigatoren an, jeden möglichen und vorteilhaften Kurs zu diesem System zu errechnen. Vielleicht hatte die LONDON II auch einen anderen Kurs eingeschlagen. Atlan hoffte es von ganzem Herzen.

    Y

    23. Dezember

    Die Weihnachtsstimmung wurde auf dem Schiff immer deutlicher. Selbst die Skeptiker waren von der Art und Weise, wie Michael Shorne das Weihnachtsfest vorbereitete erstaunt. Die Swimmingpools über dem A- Deck waren zugefroren und dienten als Schlittschuhbahn. Die verschiedensten Lebewesen tummelten sich vergnügt auf dem Eis.

    Michael Shorne nahm diesen ganzen Aufwand natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe auf sich. Er wollte, daß die Lebewesen sich positiv an den Flug erinnerten und somit weitere Reisen der LONDON gesichert wurden.

    Rosan Nordment amüsierte sich weniger. Sie fühlte sich immer noch auf der LONDON unwohl. In den letzten Tagen war sie kaum aus der Kabine gekommen und mied den Kontakt zu anderen. Auch Gol Shannig hatte sich wenig bei ihr sehen lassen, meist nur nachts, um seine Rechte als Lebensgefährte zu befriedigen. Ansonsten versuchte er sich in ein positives Licht zu rücken und machte viel Werbung für die Sol-News.

    Rosan lag gelangweilt und traurig auf ihrem Bett und spielte etwas mit ihrer Katze Loo, als sie ein lautes Stampfen hörte. Neugierig öffnete sie die Kabinentür, kaum war ein Spalt geöffnet, sauste Loo bereits durch die Öffnung. Der Kater hörte nicht auf die Ermahnung seines Frauchens. Instinktiv huschte er jedoch wieder zurück, als er das Ungetüm vor sich sah. Der Okrill schnaubte kräftig durch die Nase und blies den Kater an die Wand. Wild knurrend wollte er auf Loo zurennen, doch sein Herr hielt ihn davon ab.

    "Aus!" rief Hajun Jenmuhs. Der fette Arkonide schien sich köstlich über die Ereignisse amüsiert zu haben.

    "Ich hoffe, ihrem Vieh fehlt nichts"

    Rosan bebte vor Wut. Sie nahm den verängstigten Kater in die Arme. Jenmuhs sah sie erwartungsvoll an.

    "Sie sollte dennoch darauf achten, ihn nicht frei herumlaufen zu lassen, ihm könnte leicht etwas zustoßen", fügte Jenmuhs feist grinsend hinzu.

    "Sage er ihm, er lecke mich im...!" Weiter kam Rosan nicht mit dem terranischen Zitat, denn Wyll Nordment tauchte hinter dem Okrill auf und grüßte Rosan. Mit Mühe quetschte er sich an dem Ungetüm vorbei. Ein Deckoffizier ermahnte den arkonidischen Aristokraten, er dürfe Haustiere in dieser Größe nicht in den Korridoren durchführen.

    "Kanalratten", murmelte Jenmuhs verächtlich und brachte sein "Haustier" zurück in den Käfig.

    Wyll und Rosan sahen dem kleinen Arkoniden eine Weile hinterher. Sanft streichelte sie ihrem Kater über den Kopf.

    "Kann ich mit dir reden, Rosan?"

    "Worüber?"

    "Über uns. Wir sollten uns nicht so behandeln", meinte Wyll ruhig. Innerlich fühlte Rosan, daß Wyll recht hatte, doch es war schwer für sie das zuzugeben. Sie ging an Deck, es war ziemlich kalt und sie fröstelte. Wyll legte seine Jacke um ihre Schultern. Erstaunt sah sie ihn an. Soviel Zuvorkommnis war sie von Gol Shannig nicht mehr gewöhnt gewesen.

    "Wie kommst du mit den Erinnerungen klar?" fragte sie schließlich und sah ihn an. Aus ihren Augen strahlte Trauer und Angst aus. Wyll atmete tief durch.

    "Ich komme relativ gut damit klar. Die LONDON hat uns damals zusammengeführt, wir haben das Unglück überlebt. Das sind unvergeßliche Erinnerungen", erklärte er.

    "Ich habe Alpträume und denke immer wieder an die schrecklichen Stunden", erzählte die Halbarkonidin traurig. "Ich komme nicht damit klar, ich fühle mich wie damals, als ich an Bord der LONDON kam. Genauso gefangen und verzweifelt"

    "Doch diesmal hast du dir selbst die Ketten angelegt", meinte Wyll vorwurfsvoll. Sie wußte, er hatte auch diesmal recht.

    "Mir scheint kein anderes Schicksal bestimmt zu sein", sprach sie melancholisch. Wyll schüttelte mit dem Kopf. Er legte seine beiden Hände auf ihre Schultern.

    "Natürlich ist dir etwas anderes bestimmt. Du konntest dich schon einmal befreien, du schaffst es auch ein zweites Mal"

    "Allein kann ich es nicht"

    "Dann werde ich dir wieder helfen", erklärte Wyll lächelnd. Für einen kurzen Moment schien es so, als sah Wyll wieder das Feuer in Rosans Augen, welches er so liebte. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, seine Lippen näherten sich ihren.

    "Bei nichts wirst du ihr helfen!" hörten beide jemanden wütend rufen. Es war Gol Shannig. Forschen Schrittes eilte er zu den beiden und packte Wyll am Arm.

    "Nimm deine dreckigen Finger von ihr weg!" fauchte er den Terraner an. Wyll wurde ebenso aggressiv.

    "Ach ja? Was wenn ich das nicht tue?" Diese Frage hätte er besser nicht stellen sollen, denn Gol Shannig gab ihm die Antwort mit seiner Faust direkt in Wylls Gesicht. Der terranische Cameloter fiel zu Boden.

    Rosan schrie kurz vor Entsetzen auf. Wyll sprang auf und packte Shannig. Beide prügelten sich auf dem A-Deck. Die Aufmerksamkeit der anderen Passagiere war sofort dem Kampf gewidmet. Rosan versuchte die Streithähne auseinanderzubringen, was jedoch völlig vergeblich war. Attakus Orbanashol und Hajun Jenmuhs beobachteten amüsiert den offenen Schlagabtausch.

    "Nordment besitzt einen harten Schlag, das kann ich aus Erfahrung sagen", meinte Attakus, der bereits bei der Reise mit der LONDON I in das zweifelhafte Vergnügen gekommen war, einen rechten Haken von Wyll Nordment während des Dinners zu spüren.

    Michael Shorne und Thomas Zchmitt beobachteten, von dem Fenster der Kabine A-1 aus, das Schauspiel.

    Shorne knetete wieder an seinem Ball herum und saß ruhig in seinem Sessel. Zchmitt lief unruhig vor dem Fenster hin und her.

    "Sollen wir nicht einschreiten?" fragte er seinen Chef. Dieser schüttelte langsam mit dem Kopf. Er drückte ein paar Knöpfe und informierte die Journalisten über den Vorfall. Innerhalb von nur wenigen Sekunden hatte der Ferrone Flocky Tar Faw den Schauplatz erreicht. Noch immer rangen die beiden Rivalen miteinander. Tar Faw, einer der bekanntesten Journalisten der Galaxis, holte seine Apparaturen aus einem Koffer. Kleine Flugkameras filmten den Ringkampf. Wyll und Shannig lagen inzwischen auf dem Boden, der junge Terraner schlug dreimal Shannig hart ins Gesicht, bevor er endlich losließ. Der "Gewinner" stand somit fest, doch der eigentliche Sieger saß in der Kabine A-1. Shorne hatte bis jetzt eingehalten, was er versprach, eine aufregende und abwechslungsreiche Reise. Die Fehde zwischen Shannig und Nordment schien eine willkommende Unterhaltung für die Passagiere zu sein. Jetzt rannte Thomas Zchmitt aus der Kabine und alarmierte den Sicherheitschef Louis Clochard, der die beiden sofort in Gewahrsam nahm.

    "Ihr werdet wohl Weihnachten zusammen in der Zelle feiern können", meinte der kleinwüchsige Franzose.

    Rosan war sichtlich peinlich berührt. Die Leute starrten sie an und machten ihre Witze oder zeigten offenkundig ihre Verachtung für sie. Bevor sie anfing zu weinen, rannte sie in ihre Kabine. Thomas Zchmitt entschuldigte sich bei den Passagieren für den Zwischenfall. Er bat Flocky Tar Faw in Michael Shornes Kabine.

    Der Ferrone folgte natürlich der Einladung, in der Hoffnung ein Interview mit dem Eigentümer der LONDON II zu bekommen.

    "Setz dich, Flocky", sagte Shorne einigermaßen höflich.

    "Dürfte ich einige Fragen an dich stellen?" fing der Ferrone sofort mit seiner Arbeit an.

    "Bitte...!"

    "Ich würde gerne eine Stellungnahme zu dem Zwischenfall vor einigen Minuten hören"

    Shorne grinste überlegen.

    "Ich verurteile natürlich diesen barbarischen Akt. Gol Shannig und Wyll Nordment haben gezeigt, wie wenig Niveau sie besitzen. Beide werden voraussichtlich bis morgen früh in Inhaftierung sein und eine Geldstrafe zahlen müssen. Dieser Vorfall wird sich hoffentlich nicht wiederholen. Ich möchte mich im Namen der SHORNE INDUSTRY dafür entschuldigen"

    Flocky zeichnete mit Hilfe eines Memowürfels die Worte Shornes auf. Bevor er zur nächsten Frage ansetzen konnte, sprach Shorne weiter.

    "Deine Aufgabe wäre es, einen großen Bericht über den Zwischenfall zu liefern, der in das Bordfernsehen kommt. Am besten noch heute Abend. Wäre das im Bereich des möglichen?" Flocky ließ nicht lange auf eine Antwort warten.

    "Natürlich ist das möglich, Mr. Shorne. Ich mache mich sofort an die Arbeit, ich danke dir!"

    Der eifrige Journalist verließ die Kabine und machte sich sofort daran eine Reportage zu bringen. Shorne hatte wieder einen Punktsieg gegen seinen Konkurrenten Gol Shannig errungen. Jeder Unternehmer und Geschäftsmann an Bord der LONDON sollte von dem Zwischenfall erfahren und das Ansehen Shannigs sollte noch mehr sinken.

    "Ich glaube, du schaufelst gerade das Grab von Gol Shannig", meinte Thomas Zchmitt sehr amüsiert.

    Shorne schüttelte mit dem Kopf. "Nein, mein Freund. Ich zimmere bereits den Sarg"

  3. Kapitel
  4. Das Fest des Leidens

    24. Dezember

    Heiligabend

    Das Fest der Liebe war angebrochen. Die meisten Terraner oder LFT-Kolonisten waren in feierlicher Stimmung. Michael Shorne hatte um 18 Uhr zum großen Weihnachtsessen aufgerufen, mit anschließender Bescherung.

    An dem Kapitänstisch hatten sich diesmal Michael Shorne an dem einem, Roy Cheidar an dem anderen Kopfende versammelt. Rechts neben Shorne saßen Thomas Zchmitt, Attakus Orbanashol, Hajun Jenmuhs, Trg’arg Gyl und Flocky Tar Faw. Zur anderen Seite saßen Rosan, Franc Kowsky, Thalia da Zoltral, Hanny ter Padua und Eireen Monhar. Die Kapelle spielte ausgelassene Weihnachtslieder und sorgte für feierliche Stimmung.

    An einem anderen Tisch saßen die Braunhauers, Traros Polat und der Terraner Remus Scorbit. Der junge Terraner war hochgewachsen und trug kurze dunkelbraune Haare. Scorbit war an Bord der LONDON II gekommen, um zu vergessen. Er hatte einen schweren Fehler begangen und dabei seine Frau so verletzt, daß sie ihn verließ. Diesen Verlust hatte er noch nicht überwunden. Die Braunhauers verhalfen ihm jedoch nicht zur Besserung. Akribisch sortierten sie ihre Tabletten, welche sie vor jeder Mahlzeit nehmen sollten. Etwa ein Dutzend verschiedener Kapseln lagen auf dem Tisch, welche Karl-Adolf und Ottilie nach und nach schluckten. Frau Braunhauer hatte zudem bereits etlichen Vurguzz in sich hineingeschüttet. Eigentlich hatte Remus Scorbit sich die Flasche bestellt, um das traurige Weihnachtsfest mit vernebelten Sinnen zu bestreiten, doch bisher hatte er nur ein Glas von der blauen Flüssigkeit abbekommen. Der Redefluß der alten Terranerin nahm, bedingt durch den Alkohol, stark zu.

    "Wißt ihr, Weihnachten im Jahre 1144 war ja alles ganz anders als heute. Damals lag die Erde ja in Trümmern, wegen diesem, diesem...Stereo oder wie der hieß, oder Monoton oder so in der Art. Na auf jeden Fall hatte Oma Ella damals die Idee Grünkohl zu Weihnachten zu machen. Das müßt ihr euch mal vorstellen, Grünkohl zu Weihnachten. Also wirklich, Grünkohl zu..zu...na diesem Feiertag eben"

    Traros Polat bebte innerlich. Er verspürte starke Kopfschmerzen und fühlte sich im Vorstadium zu einer Drangwäsche, doch Ottilie Braunhauer schien dies nicht zu bemerken. Sie erzählte forensisch die antike Geschichte weiter.

    "Na ja, dann kam die Inge Böhmar, sehr fein angezogen, in diesem Kleid. Ich stand jedoch da mit der Küchenschürze, weil Oma Ella ja Grünkohl kochen wollte. Mir war das ja so peinlich, daß kann man sich gar nicht vorstellen. So etwas von peinlich"

    Der Haluter gab ein lautes Grunzen von sich. Seine Selbstbeherrschung hatte langsam die Grenzen erreicht. Seit dem ersten Tag der Reise ging ihm das terranische Ehepaar auf die Nerven. Bei allem Verständnis vor der Mitteilsamkeit alter Menschen, konnte er keine Toleranz mehr aufbringen.

    "Warum bist du denn so nervös? Willst du auch ein paar Tabletten nehmen?" fragte Ottilie den Haluter.

    "Ich danke Ihnen, aber mir geht es gut!" brachte er stockend hervor.

    "Ach, na ja, uns geht es auch nicht so gut. Unsere Tochter hat ja jemanden aus Plophos geheiratet. Einen mittellosen und kranken Mann. Dafür hat sie alles hier aufgegeben. Das nimmt uns auch so mit. Wir haben ja alles für sie getan. Und sie hatte doch eine so glückliche Kindheit."

    Ein Gataser fing inzwischen an Weihnachtslieder zu trällern. Die bluesche Version von "Stille Nacht, heilige Nacht" hörte sich jedoch leicht mißlungen an. Karl-Adolf Braunhauer fing an zu weinen. Remus Scorbit legte beruhigend seinen Arm auf dessen Schulter.

    "So schrecklich ist das Lied nun auch wieder nicht", meinte er aufmunternd.

    "Ach, es ist wegen meiner Tochter. Wie konnte sie nur. Wir sind so arm dran", sprach der alte Mann melancholisch. Er faßte sich mit der einen Hand an die Schläfe und mit der anderen Hand an die Brust. Sein Gesicht verriet gut gespieltes Leid. Dann sah er erschreckt hoch.

    "Vatichen, was hast du denn?"

    "Ach Ottilie, ich war doch gerade eben erst auf der Toilette und nun ist es einfach wieder ausgelaufen", sagte er mit weinerlicher Stimme.

    "Ihr müßt wissen, mein Mann ist inkoknito,,,oder inkoknitent..na ja, die Blase macht nicht mehr so mit, wie damals. So ist das eben im Alter. Wir sind alt"

    Scorbit konnte auch nicht mehr das Gejammer der Leute ertragen. Wenn er irgendwie versucht hatte, das Weihnachtsfest trotzdem besinnlich zu feiern, so hatten die Braunhauers seine Bemühungen innerhalb von nur 30 Minuten zunichte gemacht.

    Was Remus jedoch nicht ahnte, war daß seine Frau Uthe Scorbit auch auf der LONDON II war. Sie wollte sich mit ihrem Mann wieder aussöhnen und ihm vergeben, dafür wartete sie allerdings bis Weihnachten.

    Bis jetzt versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen und genoß die Reise und die momentane Unhabhängigkeit.

    Prothon von Mindros betrat den Speisesaal. Er war allein und ging direkt zum Kapitänstisch. Thalia da Zoltral stand auf und salutierte vor dem Mascant. Sie war völlig überrascht ihn hier anzutreffen, doch es war eine große Ehre. Sie machte sofort Platz für den Admiral der Kristallflotte und stellte ihm die anderen Personen vor.

    Michael Shorne war etwas verwundert und irritiert, daß Thalia es vorzog an einem anderen Tisch zu speisen. Seine Versuche sie herumzubekommen, waren bis jetzt fruchtlos geblieben, doch das war für ihn nur ein Spaß nebenbei.

    "Ich heiße dich herzlich willkommen, Admiral", begrüßte ihn Shorne.

    "Danke", brachte er knapp hervor. Die Tischkonversation wurde ruhiger. Die düstere Ausstrahlung des Admirals dämpfte die feierliche Stimmung. Rosan fühlte sich schrecklich allein, doch Wyll und Shannig mußten in ihren Kabinen bleiben.

    Franc Kowsky versuchte sie wieder etwas aufzuheitern. Er hatte eine Demoversion der Guckyzeichentrickfilme mitgebracht. Diese brachten Rosan in besserer Stimmung.

    "Wir sind voller Bewunderung für seine Kriegskünste", sprach Hajun Jenmuhs anerkennend. Mindros nahm ein Glas und stand auf. Laut rief er: "Für Arkons Macht und Glorie"

    Es herrschte eine Weile Stille im Raum, dann standen die Arkoniden auf und wiederholten den Trinkspruch.

    "Ziemlich unpassend zu einem Weihnachtsfest auf die FAMUG anzustoßen", bemerkte Roy Cheidar zu Eireen Monhar. Sie war auch nicht sonderlich begeistert von der Präsenz des Militärs.

    "Admiral Mindros, du machst Urlaub auf der LONDON?", hakte Cheidar nach. Er mißtraute dem Arkoniden gewaltig.

    "Ja, das tue ich", kam die knappe Antwort.

    "Entschuldige Prothon von Mindros, aber waren nicht deine Frau und Kinder auf der LONDON I?" fragte Rosan, die sich noch sehr gut daran erinnern konnte, daß sie die Mindros bei mehreren Diners gesehen hatte.

    Der Hüne zerdrückte das Glas, klirrend flogen die Splitter auf den Boden.

    "Sie waren auf der LONDON. Sie sind es immer noch", erklärte er dunkel. Rosan verstand schnell. Die drei hatten die Katastrophe nicht überlebt.

    "Ich fühle mit dir. Ich weiß, wie schrecklich es war", versuchte Rosan zu erklären. Sie erntete von Mindros nur einen kalten Blick.

    Michael Shorne schlug in die Hände und kündigte die Bescherung an. Er wünschte allen fröhliche Weihnachten

    Mindros lächelte kühl.

    "Ja, frohe Weihnachten. Es kann beginnen"

    Y

    Huck Nagako hatte den wachhabenden Dienst auf der Brücke. Jemand klopfte an die Tür der Zentrale. Verwundert ging einer der Navigatoren heran und öffnete sie. Vor ihm stand ein Arkonide im Kampfanzug.

    "Ja, bitte?" fragte der Terraner.

    "Meine Identifikation ist Orbton Hermon von der Kristallarmee"

    "Ja, und?"

    "Wir fordern dich auf uns die Gewalt über das Schiff zu übergeben", sprach der Offizier.

    Der Terraner war etwas verwirrt. "Moment, da muß ich erst einmal meinen Vorgesetzten fragen"

    Hermon fühlte sich auf den Arm genommen. Er holte sein Vibratormesser heraus und packte den Terraner. Mit dem Messer schnitt er schnell die Kehle des Menschen auf. Das Blut spritzte aus der Halsschlagader. Der Terraner gurgelte und röchelte leise, dann brach er leblos zusammen. Bevor Huck Nagako etwas tun konnte, rannten zehn weitere Arkoniden in die Kommandozentrale und überwältigten brutal die Besatzung. Absichtlich wurden keine Paralysatoren eingesetzt. Die Galaktiker an Bord der LONDON sollten so oder so sterben, da hatte es wenig Sinn sie vorher zu paralysieren.

    Die Kommandostation war in die Gewalt der Arkoniden gebracht worden. Eine dementsprechende Mitteilung sendete Hermon per Funk an Orbton Zeronat, der den Maschinenraum und Sicherheitstrakt besetzte.

    Etwa vierzig Arkoniden lauerten vor dem Hauptspeisesaal und warteten auf das Zeichen ihres Kommandanten.

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    Ein als Weihnachtsmann verkleideter Springer verteilte Geschenke an die Passagiere, passend dazu wurde von der Kapelle "Jingle Bells" gespielt. Shorne verstand es glänzend sich positiv in Szene zu setzen. Die Galaktiker waren ausgelassen und fröhlich.

    Ottilie Braunhauer erzählte jedoch weiter ihre uninteressante Geschichten.

    "Ich habe da letztens eine Sendung über die Zentrumspest gesehen. Sehr interessant. Nächste Woche kommt ein Bericht über die PAD-Seuche.

    Polat hörte der Frau gar nicht mehr zu. Er versuchte sich nur noch auf die Feier zu konzentrieren.

    Remus Scorbit glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er eine junge und hübsche Frau auf seinen Tisch zukommen sah. Es war tatsächlich seine Frau Uthe. Sie war etwa 1,65 m groß, schlank und zierlich gebaut. Ihr langes braunes Haar trug sie hochgesteckt. Remus stand auf und wußte nicht, was er tun sollte.

    Prothon von Mindros stand ebenso wieder auf.

    "Auch wir haben eine Bescherung für euch, elende Kreaturen" Mindros gab sein Zeichen und die vierzig Soldaten strömten herein und schossen scharf.

    Die feierliche Stimmung schlug in panisches Geschrei um. Die Lebewesen versuchten irgendwo Deckung zu suchen, brüllten vor Angst oder saßen wie gelähmt auf ihren Plätzen. Uthe Scorbit warf sich schreiend zu Boden. Ihr Mann rannte so schnell er nur konnte zu ihr und legte schützend seinen Arm um sie. Beide krochen hinter einen umgeworfenen Tisch, um Schutz zu finden.

    Ein Kellner aus dem Volk der Blues schrie um Hilfe und bettelte verschont zu werden, doch einer der Arkoniden durchlöcherte ihn mit einer Salve Thermoschüssen. Der Blue wurde regelrecht gegen einen Servierwagen gedrückt, über den er dann herüberfiel und sofort starb. Das Bild wiederholte sich. Die Soldaten schlugen auf die wehrlosen Galaktiker ein.

    Traros Polat handelte schnell. Als ein Arkonide sich ihm näherte, verhärtete er seinen Körper. Die Thermogeschosse prallten ab. Der Haluter raste auf den Arkoniden zu und schlug ihm mit seiner wuchtigen Faust gegen das Brustbein, welches wie ein Streichholz durchbrach. Der Soldat spuckte Blut und fiel zuckend zu Boden. Zwei Oxtorner leisteten großen Widerstand, auch ohne Waffen. Dafür hatte Mindros aber bereits seine Vorkehrungen getroffen. Etwa zehn Arkoniden in SERUNS stürmten herein. Zuerst wendeten sie sich an den Haluter. Mit Stogsäuregeschossen konnten sie Polat verletzten. Sofort wurde ein Fesselfeld um den Haluter gespannt. Die Oxtorner konnten zwei Arkoniden töten, doch gegen die SERUNS hatten sie keine Chance. Erbarmungslos wurden sie erschossen.

    Mindros hatte inzwischen Kontrolle in das Chaos gebracht. Die Arkoniden hörten auf zu schießen und die Galaktiker wurden in den Raum gedrängt.

    "Feinde des Kristallimperiums", begann Mindros seine Ansprache, "Die kapitalistischen Terraner schrecken vor nichts zurück. Sie wollen ein heiliges Grab entweihen, nur um mehr Profit zu machen. Die Blues, Akonen, Aras und anderes Gewürm helfen dabei fleißig mit. Doch damit ist es nun vorbei. Wir schlagen zurück. Es ist Zeit ein Exempel zu statuieren. Die LONDON II wird ein galaktisch bedeutendes Schicksal zugewiesen werden. Ab sofort ist sie in Besitz Arkons. Die Passagiere und Besatzungsmitglieder, sofern sie nicht zur Steuerung gebraucht werden, werden in die öffentlichen Räume gebracht. Auf Widerstand steht der Tod"

    Die Ansprache Mindros flößte jedem im Raum Angst ein. Niemand wußte, was genau Sache war. Hatte Arkon dem Rest der Galaxis nun den Krieg erklärt?

    "Flucht ist sinnlos. Widerstand ist zwecklos. Es gibt kein Entkommen. Verhaltet euch ruhig, dann habt ihr eine Überlebenschance"

    Michael Shorne stand wie unter Schock. Hilfesuchend sah er zu Roy Cheidar herüber, der auch sofort die Initiative übernahm.

    "Darf ich das als eine Entführung durch das Kristallimperium verstehen?" fragte er sogleich.

    Prothon von Mindros drehte sich um und sah verächtlich auf den Terraner herunter.

    "Ihr habt meine Befehle gehört. Handelt danach. Du Kommandant, trägst die Verantwortung für deine Besatzung. Sie wird uns helfen die LONDON II zu steuern. Falls es zu Anschlägen oder Sabotageakten kommt, wirst du dafür hingerichtet werden"

    Cheidar verstand die Drohung Mindros. Er nickte resignierend mit dem Kopf und kümmerte sich um die Verletzten.

    Attakus Orbanashol und Hajun Jenmuhs traten an den Admiral heran.

    "Admiral, wir sind arkonidische Staatsbürger, du wirst uns sicher nicht wie die anderen hier einsperren?!" sprach der junge Orbanashol.

    "Ich habe keine andere Wahl. Ihr seid ein Unsicherheitsfaktor, deshalb bleibt ihr beide bei den Gefangenen", erklärte Mindros mit leichtem Bedauern.

    "Höre er. Wir sind Erlauchte! Er kann uns nicht wie gemeine Bauern behandeln. Wir und Attakus bieten ihm unseren Dienst", rief Jenmuhs. Er hoffte, daß Mindros darauf eingehen würde. Der Arkonide überlegte eine Weile.

    "Meine Entscheidung steht fest. Ihr bleibt hier!"

    Mindros verließ den Speisesaal. Orbton Zeronat lief dem Admiral entgegen.

    "Admiral, die Operation verläuft erfolgreich!" berichtete er.

    "Verluste?"

    "Bis jetzt drei Männer", berichtete der Offizier.

    "Vertretbar. Setzt Nervengas ein, um die Oxtorner und Haluter außer Gefecht zu setzten, bevor sie etwas von der Entführung mitbekommen"

    "Nicht nötig, Mascant. Wir haben von hier aus die Kontrolle über das ganze Schiff. Wir sind in der Lage Fesselfelder an jedem beliebigen Ort zu projizieren. Damit haben wir die Haluter bereits festgesetzt"

    "Sehr gut!" lobte Mindros. "Dennoch für die Oxtorner zuviel Aufwand. Schießt sie nieder, es sei denn, sie ergeben sich", fügte er hinzu.

    "Ja, Admiral!" rief Zeronat und salutierte. Sofort machte er sich mit seinen Leuten, die einen SERUN trugen, an die Arbeit.

    Prothon von Mindros begab sich auf die Kommandozentrale. Dort befanden sich sieben Arkoniden. Orbton Hermon hatte die Steuerung unter seiner Kontrolle gebracht. Sofort änderte er den Kurs.

    "Mascant, melde gehorsamst, wir haben die Kommandozentrale gesichert!"

    "Offizier, fliege zu den vereinbarten Koordinaten", befahl Mindros. Er ließ sich von allen Angriffsgruppen einen Lagebericht mitteilen. Die Entführung war ein voller Erfolg, zwar waren die Arkoniden zahlenmäßig unterlegen, doch durch ihr geschicktes Vorgehen, die Ausschaltung gefährlicher Gegner, wie der Haluter oder Oxtorner und das skrupellose Vorgehen, erstickten jeden Widerstand im Keim. Die LONDON II war unter der Kontrolle von Mindros Truppe.

    Damit war der Untergang der über 8.000 Lebewesen an Bord eingeleitet.

     

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    Nach etwa 45 Minuten waren alle Punkte der LONDON II gesichert und untersucht worden. Mit Hilfe der Individualabtaster konnte sich niemand verstecken. Mindros hatte sich bereiterklärt Extrazonen für die Gefangenen einzurichten. In diesen Zonen konnten sie sich frei bewegen, durften die Decks jedoch nicht verlassen. Die Haluter und Oxtorner, sowie Tiere wurden in das Z-Deck zu den Lagerräumen gebracht, um sie dort besser unter Kontrolle zu halten. Den sieben Halutern an Bord der LONDON II wurden kleine Implantate eingesetzt, die einen Sprengsatz beinhalteten. Sobald ein Haluter versuchte einen Arkoniden anzugreifen, konnte dieser das Implantat zünden, welches den Haluter dann sofort tötete.

    Die Soldaten patrouillierten schwerbewaffnet durch die "Ghettos". Keiner der Passagiere wagte es, einen Fluchtversuch zu starten.

    Das A-Deck gehörte zu den selektierten Bereichen, wo sich die Gefangenen frei bewegen konnten.

    Natürlich wurden die Temperaturen wieder auf 17 ° C heraufgesetzt. Der Schnee begann zu schmilzen, ebenso wie das Eiswasser.

    Michael Shorne saß in seiner Kabine und hatte den Kopf zwischen seinen Händen vergraben. Er seufzte laut, dann schreckte er hoch und schlug mit den Fäusten auf den Tisch. Thomas Zchmitt befand sich ebenfalls in dem Raum, doch Shornes rechte Hand machte einen ebenso ratlosen Eindruck, wie sein Boß selbst.

    "Irgendwie müssen wir den Kerl doch bezwingen können. Der hat doch sicher auch seinen Preis. Für ein paar Millionen wird doch jeder schwach", murmelte Shorne.

    Zchmitt schüttelte mit dem Kopf. "Ich fürchte der nicht. Mindros handelt aus Überzeugung. Seine Familie starb auf der LONDON I. Er verurteilt daher unser Vorhaben. Mit dem können wir nicht rechnen", meinte er.

    Shorne wurde wütender.

    "Niemand besiegt Michael Shorne! Niemand!"

    "Noch sind wir auch nicht besiegt. Eine Schlacht ist verloren, doch dafür kannst du nichts", versuchte Zchmitt beruhigend zu sagen.

    "Quatsch. Man wird mir die Verantwortung für das Desaster geben. Man wird sich fragen, warum die unbemerkt Waffen und SERUNS an Bord schmuggeln konnten"

    Zchmitt überlegt kurz. "Wir haben vielleicht einen Verräter an Bord"

    Shorne packte seinen Angestellten an beiden Schultern.

    "Dann finde ihn. Ich werde ihn persönlich das Herz mit einem Löffel herausreißen!"

     

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    Rosan saß ruhig in ihrer Kabine und sprach kein Wort. Gol Shannig ging unruhig umher und trank ein Glas Vurguzz nach dem anderen, um sich zu beruhigen. Rosan machte sich große Sorgen um Wyll Nordment, der sich nicht gemeldet hatte. Sie hoffte, er hatte diesmal nicht den Helden gespielt. Franc Kowsky kam ab und zu vorbei, um sich nach Rosans Wohlbefinden zu erkundigen. Der Schriftsteller kümmerte sich rührend um sie und wurde im Verlauf der Reise ein väterlicher Freund für die halbe Terranerin und Arkonidin.

    Bereits sechs Stunden wartete Rosan auf eine Nachricht von Wyll, doch er meldete sich nicht. Sie beschloß ihn zu suchen, doch Gol Shannig wollte sie davon abhalten. Wütend riß sie sich von ihm los und begann die Medostation nach Nordment abzusuchen.

    Dort hatte der Schiffsarzt Bagdi Doranee, ein gebürtiger Ara, der jedoch auf Mimas seinen Beruf gelernt hatte, alle Hände voll zu tun. Die Arkoniden waren äußerst brutal vorgegangen. Etwa 300 Verletzte hatten die Galaktiker zu beklagen. Desweiteren standen viele Kinder und alte Wesen unter Schock.

    "Doktor, hast du Wyll Nordment hier gesehen?" fragte Rosan den Arzt. Dieser vertröstete sie auf ein paar Minuten später, doch die ehemalige Orbanashol blieb hartnäckig. Doranee stöberte in einer Krankenliste, die anzeigte, daß Wyll Nordment in Behandlung war. Er rief einen Medoroboter, der Rosan zu dem verwundeten Cameloter brachte.

    Erleichtert umarmte Rosan ihren Ex-Mann. Besorgt erkundigte sie sich, wie es um in stand. Doranee versicherte, daß Wyll wieder gesund werden würde. Er hatte während des Überfalls versucht einen Arkoniden zu überwältigen, doch dieser war besser durchtrainiert als Nordment, sehr zu dessen Leidwesen.

    Rosan entschloß sich Wyll mit auf ihre Kabine zu nehmen. Doranee war damit einverstanden, er benötigte den Platz für schwerere Fälle.

    "Ich bin überrascht, wie besorgt du um mich bist, Rosan", meinte Wyll angetan.

    Sie lächelte nur. "Wir haben soviel durchgemacht, anscheinend können wir nicht ohne einander sein"

    Wyll überlegte sich, ob das ein Liebesgeständnis war, doch er verhielt sich ruhig. Er wollte der Beziehung mehr Zeit geben. Nordment lachte.

    "Aller guten Dinge sind drei heißt es. Zum dritten Mal eine Entführung auf der LONDON. Shorne hatte recht, hier erlebt man etwas"

    Rosan war weniger zum Lachen zumute. Sie stützte Wyll und beide gingen auf das A-Deck. Shannig war wenig begeistert, als Rosan mit Wyll ankam.

    "Der Typ kommt nicht in meine Suite herein", meckerte er.

    "Du hast keine andere Wahl. Das F-Deck gehört nicht zu den freien Zonen. Ich werde Wyll nicht irgendwo in einem Speisesaal schlafen lassen. Wir haben hier genügend Platz. Für mehr als drei Personen sogar", erklärte sie.

    "Ach, willst du noch ein Obdachlosenheim hier einrichten? Wenn der bleibt, gehe ich!" schrie Shannig wütend. Rosan sah ihn streng an, überlegte kurz und wünschte Shannig eine gute Reise. Gol hielt sein Wort und verließ die Suite.

    "Du hast eine Gabe, für Ärger zu sorgen, Wyll", sagte Rosan leise zu ihm mit einem Lächeln.

  5. Kapitel
  6. Die Konfrontation

    25. Dezember

    Atlan schlief tief und fest. Die Weihnachtsfeier an Bord der RICO dauerte lange. Atlan bestand jedes Jahr auf eine Weihnachtsfeier, sofern er mit der RICO zu dieser Zeit unterwegs war. Er und die etwa 15 Terraner an Bord genossen natürlich die Feier und verstanden auch den Hintergrund. Der Rest der Besatzung, der aus Arkoniden bestand, konnte sich nicht mit diesen Tagen identifizieren.

    Trotz der Feierlichkeiten hatte man immer noch Ausschau nach der LONDON II gehalten. Die fähigsten Navigatorensaßen in der Kommandozentrale und berechneten verschiedene Kurse. Sonden und Space Jets wurden ausgesand, um nach dem verschollenen Schiff zu suchen.

    Erst nach dem dritten Aufsummen des Interkoms öffnete der Arkoniden einen Augenspalt. Er kommentierte das weitere Summen mit einem genervten Laut. Dann endlich raffte er sich auf.

    Weniger saufen, Barbar!, mahnte der Extrasinn. Diesmal konnte Atlan ihm nicht widersprechen. Obwohl er eigentlich nicht dem Alkohol viel zugesprochen hatte. Atlan wollte bei voller Sinnesfähigkeit bleiben, denn man konnte jederzeit die LONDON II finden. Vielmehr war der Streß in den vergangenen Wochen an seiner Mattigkeit schuld. Er betätigte die Sprechtaste.

    "Was gibt es?" säuselte er noch müde.

    "Guten Morgen, Atlan!" meldete sich Gerine. "Wir haben eine Spur zur LONDON. Wir haben Restsignaturen eines Metagravtriebwerks gefunden, die erst zwei Tage alt sind", fügte sie berichtend hinzu. Mit einem Mal wurde der Arkonide wach.

    "Ich komme sofort!"

    Innerhalb von zehn Minuten hatte Atlan sich geduscht und angezogen. Seine Haare tropften noch vor Nässe. Er hatte sie nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

    Er eilte zur Kommandozentrale, wo der Kapitän einer Space Jet stand, um Bericht zu erstatten.

    Er meldete, daß man Restsignaturen des Metagravtriebwerks etwa 130 Lichtjahre von der derzeitigen Position der RICO geortet hatte.

    Die Spuren könnten der LONDON II zugewiesen werden. Atlan beschloß mit der RICO zu diesem Sektor zu fliegen und dann wieder Space-Jets auszusenden, um die LONDON II zu finden.

    Kaum hatten sie den Sektor erreicht, näherten sich weitere Aufklärer der RICO, um neue Informationen zu übermitteln.

    Jan Boegmahn, Kommandant der Minor Globe PETER TERRID, erstattete dem ehemaligen Lordadmiral der United Stars Organisation Bericht.

    "Atlan, wir haben die Meldung der Space Jet SERON, sie hätte die LONDON II geortet. Nach deren Angaben zur Folge sei sie etwa 300 Lichtjahre von uns entfernt und bewegt sich weiter weg".

    "Hat die SERON mit der LONDON II Kontakt aufgenommen?" erkundigte sich Atlan. Der Captain verneinte, sehr zur Erleichterung Atlans. Eine kleine Space Jet konnte nicht viel ausrichten, wenn die LONDON II tatsächlich in den Händen von Mindros war. Der Arkoniden bedankte sich bei Boegmahn und gab sofort den Befehl zur LONDON II zu fliegen, in der Hoffnung das Schlimmste noch zu verhindern.

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    Prothon von Mindros saß in dem Kommandantensessel und beobachtete via Trividvideo die Gefangenen. Sie machten keinerlei Anstalten sich zu befreien, was Mindros entgegenkam. Nun galt es die zweite Phase einzuleiten. Diese war gleichbedeutend mit dem Ende der über 8.000 Lebewesen an Bord der LONDON II. Mindros hatte vor den Syntron der LONDON II so zu programmieren, daß das Schiff wieder direkt ins Solsystem flog und vor Terra den Hyperraum verließ. Jedoch wollte er vorher in die Stasekammern, um das todbringende Gestein deaktivieren. Ein Geisterschiff würde nach Terra zurückkehren.

    Der "Unfall" sollte sich den Galaktikern als Versagen der Terraner darstellen. Zum einen hatte Mindros damit sein Ziel erreicht, denn Londonīs Grave blieb verschont und zum anderen könnten einige Völker aus Wut Sanktionen gegen die LFT anstreben oder sogar sämtlichen diplomatischen Kontakte abbrechen.

    Seine treuen Elitesoldaten sollten dem Untergang jedoch entkommen, er wollte aber an Bord der LONDON II sterben, um endlich wieder mit seiner Familie vereint zu sein.

    In drei Tagen sollte die zweite Phase anlaufen und vollzogen werden. Vorher mußten noch weitere Vorbereitungen getroffen werden.

    Zu diesem Zweck flog die LONDON II ein einsames System im Leerraum hinter der Lokalen Gruppe an.

    "Mascant, der ehemalige Kommandant des Schiffes ersucht um eine Audienz", berichtete einer der Soldaten.

    "Bring ihn herein", war die knappe Antwort des Admirals. Cheidar machte einen müden Eindruck. Er hatte wahrscheinlich keinen Schlaf gefunden und sich um die Passagiere gekümmert. Viele der Besatzungsmitglieder mußten unter Mindros dienen und Cheidar hatte die Aufgabe, sie bei Vernunft zu halten.

    "Was gibt es?" wollte Mindros wissen. Er zeigte deutlich seine Abneigung gegenüber dem 81jähirgen Terraner. Dieser bewahrte jedoch seine Haltung.

    "Mindros, meine Crewmitglieder sind mit der schlechten Behandlung nicht zufrieden. Sie möchten dich bitten, deine Leute anzuweisen, respektvoller mit ihnen umzugehen", trug er dem Arkoniden vor.

    "Zur Kenntnis genommen", erwiderte Mindros kühl. Für ihn schien damit das Gespräch beendet zu sein, doch für Cheidar war es das noch lange nicht.

    "Das ist wohl ein Witz? Du hast nicht das Recht uns wie Dreck zu behandeln. Wir sind Lebewesen und haben unsere Rechte", protestierte er heftig. Mindros wurde wütend.

    "Im Krieg gibt es keine Grundrechte"

    "Doch, die gibt es! Auch Arkon hat die Galaktischen Konventionen unterschrieben, zudem weiß ich nicht einmal, ob wir im Krieg gegen das Kristallimperium stehen oder ein Spinner seinen Privatkrieg gegen uns ausfechtet" Im nächsten Moment spürte Cheidar sich gegen die Wand gedrängt. Mindros preßte seinen Unterarm gegen die Kehle des Captains. Roy Cheidar bekam keine Luft mehr, jeglicher Versuch gegen Mindros anzukämpfen, war erfolglos. Die feuerroten Augen des Arkoniden strahlten Überlegenheit aus, doch der Zwischenruf des Orters ließ ihn sich von Cheidar abwenden.

    "Mascant, ein Schiff nähert sich uns!" berichtete der Soldat.

    "Ein Schiff nähert sich uns?" wiederholte Mindros erstaunt, als hätte er mehrere Raumschiffe erwartet.

    Er ging zur Ortungskonsole, um sich selbst von der Richtigkeit zu überzeugen. Tatsächlich näherte sich ein Raumschiff. Er versuchte es zu identifizieren, was nicht sonderlich schwer fiel.

    "Die RICO", murmelte er überrascht. "Atlan hat uns gefunden, dieser verdammte Hund!"

    Wütend schlug Mindros mit den Fäusten auf die Konsole. "Hermon, die Schutzschirme hochfahren!" befahl er laut.

    Die RICO näherte sich der LONDON II bis auf 5000 km.

    Atlan saß angespannt in seinem Sessel. Er hatte auf ein verdecktes Vorgehen verzichtet. So oder so mußte er die LONDON II anfunken. Nur so bekam er heraus, welcher Zustand auf dem Schiff herrschte.

    Jetzt gehe taktisch klug vor, Barbar! mahnte der Extrasinn, als ob der ehemalige Lordadmiral das nicht selbst wußte.

    "Sir, die LONDON II hat ihre Schutzschirme hochgefahren", berichtete Sevine. "Sollen wir auch die Schutzschilde hochfahren?"

    "Noch nicht...!"

    Atlan verengte die Augen. Die LONDON II lag ruhig im Weltraum. Sie machte keine Anstalten an der RICO vorbeizufliegen.

    Mindros ist klug, du mußt dir etwas einfallen lassen, um ihn aus der Reserve zu locken, schlug Atlans innerer Ratgeber vor.

    "Funkkontakt aufnehmen" Sofort wurde eine Interkomleitung freigeschaltet.

    "Hier spricht Atlan, Kommandant der RICO und Vertreter Camelots. Ich würde gerne den Kapitän der LONDON II sprechen"

    "Den soll er auch bekommen", sagte Mindros ruhig. Er gab Cheidar einen Wink, der unmißverständlich war. Er sollte nun Atlan vorgaukeln, alles sei in bester Ordnung. Bedacht ging Cheidar vor die Interkomkamera. Die Arkoniden hatten sich aus dem Blickfeld der visuellen Übertragung zurückgezogen. Nur zwei Terraner, Huck Nagako und der Funkleitoffizier Tino Neumann konnte man hinter dem Kommandanten erkennen.

    "Hier spricht Roy Cheidar, Captain der LONDON II. Sei gegrüßt Atlan, womit kann ich dienen?" kam die Antwort der LONDON. Sie überraschte Atlan wenig.

    "Einer unserer Leute, dessen Namen ich nicht nennen möchte, ist an Bord der LONDON. Sein Zustand ist jedoch als kritisch zu sehen. Er könnte zu jeder Tat bereit sein. Ich bitte um Erlaubnis, an Bord der LONDON zu kommen, um ihn abzuholen"

    Clever gemacht, lobte der Extrasinn.

    Es herrschte eine Weile Stille, dann wurde die Funkverbindung zeitweise abgebrochen. Atlans Vermutung schien sich zu bestätigen, nach nur wenigen Sekunden erschien das Gesicht Cheidars wieder auf dem Bildschirm.

    "Es tut mir leid. Michael Shorne wünscht dich nicht an Bord. Die Arkoniden könnten verstimmt darauf reagieren. Nennen uns bitte den Namen des Cameloters und wir sehen, was wir tun können", antwortete Cheidar.

    "Ich verstehe...!", sagte Atlan leise.

    "Bitte zeige Verständnis für unsere Lage, wir haben zur Zeit ein Problem mit Arkoniden", fügte der Kommandant der LONDON II hinzu. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Seine Mimik und der letzte Satz ließen Atlan verstehen. Die LONDON befand sich in Gefahr.

    "Ich überlege mir das. Die SHORNE INDUSTRY GESELLSCHAFT soll jedoch meinen Protest zur Kenntnis nehmen!" meckerte Atlan und unterbrach die Funkverbindung.

    Er wandte sich Sevine zu. "Brückenscan durchführen, schnell!" Die junge Arkoniden machte sich sofort an die Arbeit. Trotz des Paratronschirms konnten die Sensoren die Kommandozentrale abscannen. Innerhalb von knapp einer Minute hatte Sevine das Ergebnis vor sich liegen.

    "Zwölf Personen auf der Kommandobrücke. Davon drei Terraner und neun...neun Arkoniden", sagte sie überrascht.

    "Hab ich mir gedacht!"

    "Mascant, wir werden abgetastet!" rief Orbton Hermon. Mindros war noch damit beschäftigt, Cheidar neue Instruktionen zu geben, als ihn die Nachricht ereilte.

    "Dieser gerissene Fuchs! Er hat die Kommandozentrale abgescannt. Ich hätte eher darauf kommen müssen...!"

    Prothon von Mindros überlegte eine Weile. Sein gesamter Plan wurde innerhalb weniger Minuten völlig über den Haufen geworfen. Alles verlief zu seiner Zufriedenheit, bis Atlan auftauchte. Doch wie konnte er von seinem Vorhaben erfahren haben? Er mußte von seiner Aktion auf Ferryd Mir gewußt haben. Anscheinend war der arkonidische Geheimdienst schneller, als erwartet vorgegangen oder die IPRASA lieferte die prompten Ergebnisse der Ermittlung. Wie dem auch sei, er mußte eine Verbindung zur LONDON und Mindros gefunden haben, was nicht weiter schwer war, aufgrund des Todes seiner Familie.

    Dennoch konnte er etwas Gutes der Sache abgewinnen. Schon lange wollte sich Mindros mit dem verhaßten Volksverräter messen. Nun schien seine Chance gekommen zu sein, dabei hatte er noch einige Trümpfe im Ärmel.

    "Pfercht die Gefangenen ins A-Deck ein, Beeilung!" kommandierte er. Sofort liefen zwei Soldaten los, um seinen Befehl weiterzutragen. Rücksichtslos trieben die Soldaten die Galaktiker in die großen Säle des A-Decks. Wer nicht schnell genug lief oder Widerstand lieferte, wurde brutal zusammengeschlagen.

    Mindros stellte ein Interkomgespräch zwischen ihm und der RICO her. Die Maskerade war vorbei, nun konnte er den offenen Schlagabtausch einleiten. Imposant erschien sein lebensgroßes Hologramm an Bord der RICO.

    Also doch Mindros! stellten Atlan und sein Extrasinn gleichzeitig fest.

    "Atlan, der Verräter Arkons", begann er verächtlich, "Welche Ehre dir gegenüberzustehen"

    Atlan mußte sich zusammenreißen.

    "Sei gegrüßt Prothon von Mindros. Ich bin befremdet, daß der große Mascant der Kristallarmee auf das Niveau eines Terroristen gesunken ist", begann der Arkonide stichelnd.

    Ohoh...!

    "Amüsant, dein lächerlicher Versuch mich aus der Fassung zu bringen, Terraner", konterte der Admiral geschickt.

    Laß dich nicht wütend machen, das bezweckt er doch nur, riet der Extrasinn.

    Das selbe versuche ich doch mit ihm, erklärte Atlan.

    Ich würde daher eine neue Taktik vorschlagen!

    "Führt der Beuteterraner ein Zwiegespräch mit seinem ARK SUMMIA?" Mindros schien Atlan sehr gut zu kennen.

    "Anscheinend hat es keinen Sinn, die Form zu wahren. Warum hast du die LONDON entführt?"

    Diplomatisch tölpelhaft, Barbar!

    "Du bist sehr direkt, ehemaliger Imperator. Eine Charaktereigenschaft, die nicht jeder besitzt. Nun gut, dann reden wir Klartext. Das Schicksal der LONDON II ist besiegelt, mein Plan wird durchgesetzt, daran wirst auch du nichts ändern können", erklärte Mindros erstaunlich ruhig. Seine Überheblichkeit brachte Atlan in Rage, doch er ließ sich noch nichts anmerken.

    "Es gibt für alles eine Lösung. Ich weiß von dem tragischen Verlust deiner Familie, doch dafür können die Passagiere der LONDON II nichts. Allenfalls einige reiche Geschäftemacher, doch willst du, daß Tausende von Unschuldigen das selbe Schicksal erleiden, wie deine Frau und Kinder? Willst du sie auch elendlich krepieren lassen? Ist damit deiner Familie gedient?"

    Atlan versuchte nun psychisch auf Mindros einzuwirken. Er erhoffte sich ein Einlenken des Admirals. Dieser verstummte für einen Moment und schien über Atlans Worte nachzudenken. Hoffentlich hast du Erfolg, doch ich zweifele daran, daß es so einfach gehen wird. Mindros wird sich diese Fragen schon selbst gestellt haben, spekulierte der Extrasinn.

    "Wieder schlug dein Versuch fehl, Atlan. Meine Entscheidung ist unumstößlich. Sie sollen alle für den Tod meiner Geliebten leiden, doch nicht nur dafür. Sie haben den Tod verdient, denn sie wollten sich der Grabschändung schuldig machen. Sie haben den Tod verdient, denn sie sind Terraner, Blues und anderer Galaktischer Abschaum. Sie sollen sterben für Arkons Macht und Glorie!"

    Atlan und die anderen Arkoniden in der Kommandozentrale der RICO ließen diese Worte erschauern. Wieviel Haß steckte in diesem Mann? Er war zu allem entschlossen und bereit Tausende zu meucheln, ohne Gewissensbisse zu bekommen. Atlan konnte sich nicht mehr zusammenreißen, als er die Sinnlosigkeit in den Verhandlungen erkannte.

    "Du verdammtes Schwein! Ich werde nicht zulassen, daß du sie ermordest!" Mindros lachte höhnisch und beendete die Verbindung. Es herrschte eine Weile Stille im großen Saal der RICO. Niemand wagte es ein Wort zu sagen. Der Unsterbliche war über seinen Wutausbruch selbst entsetzt, doch Mindros hatte ihn zur Weißglut getrieben.

    Diplomatie: 6! kommentierte Atlans Sinn, doch er kümmerte sich wenig darum. Er mußte nun einen Entschluß fassen, um die LONDON II zu befreien.

    "Hermon von Ariga, Feuerbefehl. Wir brechen den Schutzschirm des Schiffes und kapern es!" befahl Atlan entschlossen.

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    Die RICO schoß aus allen Rohren. Die LONDON wurden von Transformsalven mit einer Sprengkraft von etlichen Millionen Gigatonnen erfaßt und erschüttert. Der Schutzschirm hielt dennoch stand. Es war jedoch eine Frage der Zeit, bis die Cameloter die mehrfach gestaffelten Paratronschirme zum Zusammenbruch brachten.

    "Feuer!" rief Atlan immer wieder. Und immer wieder schoß Hermon von Ariga auf das knapp 3 km lange Raumschiff. Gewaltige Explosionen hüllten die LONDON ein, die einer Supernova glichen.

    Auf der LONDON herrschte große Aufregung. Panik brach unter den entführten Passagieren und Besatzungsmitgliedern aus, doch Mindros Truppe hielt sie weiter in schach.

    "Mascant, unsere Schilde werden den permanenten Beschuß nicht standhalten können. Wir sollten das Feuer mit Hilfe unserer drei Transformkanonen erwidern", schlug der Offizier Zeronat vor.

    "Also gut. Manuelle Steuerung an den Admiral. Ich werde Atlan zeigen, wie man eine Schlacht gewinnt. Feuer auf mein Kommando!" befahl Mindros.

    Kurz nachdem er die Steuerung über den Luxusraumer übernommen hatte, beschleunigte dieser binnen wenigen Sekunden.

    "Die LONDON fliegt auf Konfrontationskurs!" schrie Gerine entsetzt.
    "Nein, sie dreht vorher ab", meinte Hermon von Ariga. Doch das Schiff raste auf die RICO zu. Die Entfernung von 5000 Kilometern schrumpfte schnell auf nur noch 1000 Kilometer. Mindros schien fest entschlossen die RICO zu rammen. Hermon brach den Beschuß ab, da die Detonationen auch die RICO beeinträchtigte bei dieser geringen Entfernung.

    "500 Kilometer Distanz. Sie rammte uns!" schrie einer aus der Ortung.

    "Ausweichmanöver!" kommandierte Atlan. Er hatte nicht mit dieser Flugkunst Mindros gerechnet. Die RICO drehte nach unten ab. Nur wenige Sekunden danach flog die LONDON rasant über das GILGAMESCH Modul hinüber und feuerte eine Breitseite auf das Schiff. Die RICO wurde schwer erschüttert, doch die Schutzschirme hielten stand. Mit unglaublicher Wendigkeit drehte die LONDON herum und feuerte auf die sich neuformatierende RICO. Wieder trafen die Breitseiten ins Schwarze.

    Wir können sie nicht stark beschädigen, sie haben Geiseln!" mahnte der Extrasinn. Atlan wußte, daß er recht hatte.

    "Können wir ihren Schutzschirmcode knacken oder einen Virus einspeisen?" fragte der Unsterbliche nach. Sofort machte sich die Brückenbesatzung an einen Versuch, der jedoch negativ ausfiel.

    "Mindros hat die Codes geändert. Er ist nicht dumm.", erklärte Gerine unzufrieden.

    Natürlich ist er es nicht, er hat es immerhin bis zum Mascant gebracht. Er ist Stratege und Kämpfer durch und durch. Du mußt dir schnell etwas einfallen lassen!

    In dem Moment erschien das Hologramm Mindros wieder in der Kommandozentrale.

    "Lächerlicher Versuch mich zu stoppen, Atlan. Ich habe dich wohl überschätzt", höhnte der Arkonide. Atlan blieb stumm. Eine bittere Stunde schien für ihn angebrochen zu sein. Selten fühlte er sich so hilflos. Würde Mindros ihm doch gegenüberstehen, er würde ihn in einem Zweikampf bezwingen.

    "Ich möchte dir noch eine Information nicht enthalten. Ich habe ein Gestein an Bord, welches bei Eintritt in den Hyperraum zum todbringenden Gift wird. Solltest du dich also nicht ergeben, werden wir einfach in den Hyperraum gehen und die Hälfte aller Geiseln töten"

    Die Projektion Mindros verschwand wieder. Atlan fühlte den Haß und die Wut gegenüber Mindros immer mehr in ihm wallen.

    Reiß dich zusammen!

    Er hatte keine andere Wahl. Mindros wahr ihm im Moment haushoch überlegen.
    "Feuer einstellen", befahl Atlan. Der Kanonier Hermon von Ariga reagierte sofort und drückte keinen Knopf mehr. Die LONDON stoppte ihre Manöver, ebenso wie die RICO. Beide Schiffe standen sich in einer Entfernung von etwa 100.000 Kilometern gegenüber.

    Sie könnten nun trotzdem entkommen, wies sein inneres Ich hin.

    "Gerine, steuere direkt vor die LONDON II. Bis auf 100 Kilometer heran. Sie sollen nicht einmal den Versuch starten, zu fliehen", kommandierte Atlan.

    Es ist wie ein Schachspiel, wo nur noch wenige Figuren auf dem Brett stehen. Versuche zumindest ein Unentschieden hinzugekommen

    Ich werde es versuchen

    Nein, tue es!

    Die RICO steuerte waghalsig bis auf 100 Kilometer vor die LONDON II, was quasi nichts war. Die Schiffe konnten jederzeit kollidieren. Im Weltraum war eine Entfernung von etlichen Tausend Kilometern als normal anzusehen, darunter galt jedes Manöver als lebensgefährlich.

    Y

    "Wir müssen etwas tun! Atlan kämpft dort draußen mit Mindros und wir müssen ihm dabei helfen!"

    Die Worte des Kommandanten Roy Cheidar blieben nicht ohne Wirkung. In der Kapitänskabine waren Huck Nagako, Wyll Nordment, Michael Shorne, Louis Clochard und Eireen Monhar versammelt. Sie alle hatten den Entschluß gefaßt, sich gegen die Arkoniden zur Wehr zu setzen.

    "Wir müssen zuerst wissen, wie wir Mindros schwächen können", meinte Wyll Nordment. Er hatte sich von seinen Blessuren erholt und strotzte vor Tatendrang.

    "Ich glaube, ich habe die Antwort", hörten sie Udo Arenz sagen, der in Begleitung eines Epsalers die geheime Konferenz betrat. Der Epsaler war Iron Styrm, der anscheinend beschämt auf den Boden sah. Cheidar sah den Chefingenieur erwartungsvoll an.

    "Dann laß mal hören", sagte er.

    Arenz warf Styrm einen verächtlichen Blick zu.

    "Unser Freund hat etwas zu beichten", sagte er. Styrm schnaubte vor Erregung.

    "Laßt mich in Ruhe, ich habe das nicht getan, um euch zu schädigen!" versuchte er sich zu entschuldigen. Cheidar ahnte übles.

    "Kannst du etwas genauer werden?"

    Arenz übernahm die Antwort für den Epsaler. "Er hat uns verkauft. Styrm hat die Waffen an Bord geschafft, ebenso wie die SERUNS. Er hat Mindros Leuten ermöglicht ein todbringendes Gestein in den Schächten zu verteilen, womit sie uns in der Hand haben", erklärte er. Die Anwesenden waren schockiert.

    "Du elender Wicht. Falls du das überlebenden solltest, werde ich dafür sorgen, daß du ins Arresum verbannt wirst!" drohte Shorne. Der Epsaler brachte kein Wort mehr heraus.

    "Wie hast du das herausbekommen?", wollte Cheidar wissen. Arenz lächelte kurz.

    "Unser Dickerchen bekam es mit der Angst zu tun und verplauderte sich"

    Cheidar faßte schnell einen Entschluß, was nicht sonderlich leicht war. Die Bewegungsfreiheit war stark eingeschränkt. Der Großteil der Geiseln war in den Speisesälen des A-Decks eingepfercht, nur wenige hatten die Möglichkeit sich einigermaßen frei zu bewegen. Mindros Soldaten waren mit der RICO beschäftigt und achteten wenig auf die Gefangenen.

    Udo Arenz erklärte derweil, daß er Untersuchungen angestellt hatte. Sein Ergebnis war nicht sonderlich ermutigend. Er berichtete von dem seltsamen Gestein, welches in einem Stasisfeld eingehüllt war. Es war in vielen der Lüftungsschächte zu orten. Ebenso bekam er den Funkverkehr zwischen Mindros und Atlan mit, wo der Mascant von einem todbringenden Gestein sprach, sobald es in den Hyperraum ging. Atlan war nun vorerst machtlos.

    Cheidar entschloß sich, das Gestein in den Weltraum abzustrahlen. Dafür brauchte er Freiwillige. Michael Shorne lehnte natürlich ab. Er war ein Geschäftsmann und kein Kämpfer. Doch im Grunde genommen, hatte keiner die militärische Ausbildung der Arkoniden genossen. Roy Cheidar und Wyll Nordment waren als einzige kampferfahren.

    Es meldeten sich jedoch noch Huck Nagako, Udo Arenz und Gol Shannig freiwillig. Eireen Monhar bestand ebenfalls darauf an der Aktion teilzunehmen, doch Cheidar lehnte ab mit der Begründung, sie müsse Mindros auf der Kommandostation halten, damit er kein Verdacht schöpfte. Widerwillig akzeptierte die Schönheit und begab sich auf die Brücke.

    Arenz kannte etliche verborgene Pfade und Wege, die durch Schächte und Röhren führten. So konnten sich die fünf Terraner unbemerkt durch das Schiff bewegen. Die meisten von Mindros Leuten waren mit der Bewachung der Geiseln in den Sälen sowie dem Kampf gegen die RICO beschäftigt. Niemand achtete auf die fünf fehlenden Geiseln.

    Mit Hilfe von Abtastern fanden sie die insgesamt 20 Gesteinsbehälter innerhalb von nur knapp einer Stunde. Die LONDON wurde nicht erschüttert, demnach herrschte anscheinend ein Status Quo zwischen Atlan und Prothon von Mindros. Der Chefingenieur konnte die Stasisfelder deaktivieren und die Gesteinsbrocken einsammeln. Immer noch unentdeckt brachten sie sie in den Transmitterraum und strahlten die todbringenden Gestein ins All. Udo Arenz hatte einen kleinen Transmitter durch die Schleuse geschickt, um eine Gegenstation zu bekommen. Er schaffte kurz eine Strukturlücke im Schutzschirm, da er sonst nicht den Transmitter durchbekam. Cheidar war sich darüber im Klaren, daß dies nicht unbemerkt blieb.

    "Geschafft!" jubilierte Cheidar erleichtert. Nun galt es Atlan darüber in Kenntnis zu setzten, daß Mindros seinen wichtigsten Trumpf verloren hatte. Dennoch konnte er jederzeit mit der Hinrichtung etlicher Geiseln drohen. Die Konsequenz, die die Fünf daraus schlossen, war die Oxtorner und Haluter zu befreien. Atlan sollte dann mit dem Angriff fortfahren und Mindros somit in eine Zwickmühle bringen. Jedoch mußte die Formalität die Oxtorner und Haluter zu befreien sowie Atlan zu informieren zuerst hinter sich gebracht werden.

    "Es wäre zu riskant, wenn wir einen Funkspruch absenden. Sie könnten ihn zurückverfolgen", meinte Wyll Nordment.

    "Sie hätten bereits die Transmittervorgänge anpeilen können", konterte Arenz.

    "Das hoffe ich sogar", sagte Cheidar. Der Kommandant der LONDON II hoffte, daß die RICO die Transporte bemerkt hatten und ihre Schlüsse daraus zogen.

    "Kommt, wir werden jetzt die Kavallerie befreien!" schlug er forsch vor, doch dies war sein letzter altruistischer Gedanke. Im nächsten Moment spürte er einen bohrenden Schmerz, der sich von seinem Rücken bis zu seiner Brust durchzog. Zitternd sah er auf seinen Brustkorb, der offen stand. Cheidar biß sich auf die Zähne und drehte sich mit aller Kraft um. Vor ihm standen etwa zehn Arkoniden, in deren Gesichtern feste Entschlossenheit stand. Der erste hielt seinen Thermostrahler noch hoch. Nun begriff Cheidar, daß dieser Arkonide ihn von hinten getroffen hatte. Sie begannen nun auch auf die anderen zu schießen. Cheidar stürzte sich auf den ersten Arkoniden und riß dem verdutzten Soldaten die Waffe aus der Hand. Umgehend schoß er auf die Arkoniden und rief seinen Leuten zu, sich zu verstecken. Die Energiestrahlen trafen zwei Arkoniden, die tot zusammenbrachen. Der Rest erwiderte jedoch das Feuer, in dem Roy Cheidar sein Leben verlor.

    "Was machen wir nun?" rief Gol Shannig hilflos. Er erhielt von den anderen keine Antwort. Wyll Nordment war damit beschäftigt an einen der toten Arkoniden zu kommen, um die RICO zu verständigen, doch schon standen drei Arkoniden um ihn herum und zielten mit Thermogewehren auf ihn. "Okay, ich ergebe mich. Nicht schießen!" rief er sofort und legte die Hände über den Kopf. Auch Gol Shannig schwenkte ein weißes Taschentuch, seine Aufgabe signalisierend.

    Udo Arenz und Huck Nagako wehrten sich heftig, wurden jedoch brutal zusammengeschlagen. Orbton Zeronat musterte die vier am Boden liegenden Terraner. Er trat mit seinen Füßen auf sie ein.

    "Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid? Ihr seid Abschaum! Glaubt ihr etwa nicht, daß wir euren Transmittervorgang lokalisiert haben? Euer Verschwinden war uns leider zuspät aufgefallen, doch dafür werdet ihr büßen!" brüllte der hagere Arkonide laut. Er informierte nun Prothon von Mindros über den Vorfall.

    Dieser war nicht sonderlich vom Tod Cheidars begeistert. Er brauchte jemanden, der die Mannschaft der LONDON II unter Kontrolle brachte.

    "Nordment und Shannig sollen überleben. Verfahre mit den anderen wie du es willst", meinte Mindros gleichgültig. Er hatte je mehr Minuten verstrichen mehr und mehr Hoffnung wieder gewonnen. Anscheinend hatte er noch einen Trumpf im Ärmel, den er bald ausspielen wollte.

    Zeronat salutierte und beendete das Gespräch. Die vier "Saboteure" wurden in einer Reihe aufgestellt. Zeronat nahm einen Schlagstock zur Hand und ging mehrmals die Reihe entlang. Dann blieb er vor Wyll Nordment stehen und schlug mit dem Stock in Wylls Magen, der keuchend in die Knie sank. Damit begnügte sich Zeronat nicht. Der 1,83 m große Arkonide, mit extrem langen Haaren trat auf den hilflosen Terraner ein. Udo Arenz konnte sich das nicht mehr mit ansehen und griff Zeronat an. Mit zwei Fausthieben in dessen Gesicht mußte Zeronat abbrechen und fiel ächzend zu Boden. Sofort waren die anderen Soldaten zur Stelle und hielten Arenz fest.

    Zeronat rappelte sich auf. Er versuchte wieder Haltung anzunehmen. Sein Gesichtsmuskeln zuckten in höchster Erregung.

    "Du elender Affenmensch, wie kannst du es wagen?" schrie er den Chefingenieur an. Arenz hatte große Angst, doch er wollte es nicht zeigen. Er mußte an seine Kinder denken. Sie sollten stolz auf ihren Vater sein und ihn nicht als Feigling in Erinnerung behalten. Zeronat gab seinen Soldaten einen Wink. Sie drückten Arenz herunter auf die Knie und hielten ihn an den Armen fest. Der arkonidische Offizier holte seinen Thermostrahler aus dem Halfter. Er drückte die Waffe an Arenz Nacken. Udo Arenz verstand schnell, daß es nun zuende ging. Er war zwar heldenhaft vorgegangen, doch dafür mußte er nun sterben. Nie wieder würde er seine beiden über alles geliebte Kinder wiedersehen.

    "Zeronat, nein!" rief Wyll und versuchte ihn davon abzuhalten, jedoch vergeblich. Der Arkonide sagte kein Wort. Er hielt die Waffe weiter an den Nacken Arenzs. Auf dessen Stirn bildeten sich Schweißperlen. Er atmete schwer und zitterte. Würde er ihm vielleicht nur eine Lektion erteilen und nicht abdrücken?

    Wyll zuckte zusammen als er den Knall des Schusses hörte. Leblos sackte Arenz in sich zusammen. Zeronat verzog keine Miene bei dieser Hinrichtung.

    Er war auf Krieg geschult worden. Auf alle Härten eines Krieges, doch die Passagiere und Besatzungsmitglieder der LONDON waren Zivilisten, sie konnten keinen Krieg führen.

    "Mischt sie etwas auf, dann in den Speisesaal von Deck A!" befahl Zeronat und verließ den blutgetränkten Ort in dem vier Lebewesen starben.

    Y

    Auf der RICO blieb der aufwendige Transmittervorgang nicht unbemerkt. Die Ortung hatte genau mitbekommen, wie ein Kleintransmitter durch die Schleuse ins All gebracht wurde. Zuvor wurde eine kleine Strukturlücke in den Schutzschirm geschaffen. Dieser nur 1 Meter durchmessende Transmitter hatte ein kleines Triebwerk, welches ihn etwa 7000 Kilometer von der LONDON weg brachte. Dann flammte er mehrmals auf, da 20 Behälter auf ihn abgestrahlt wurden. Atlan ließ die Behälter analysieren und versuchte mit Banalitäten Mindros von dem Transmitter abzulenken.

    Du Narr, glaubst du wirklich Mindros bemerkt das nicht? Die Warnlampen leuchteten schon auf als die Strukturlücke erschaffen wurde. Die Heroen, die diese Behälter aus dem Schiff brachten, kannst du nicht schützen. Sie wußten, worauf sie sich einließen

    Der Extrasinn hatte wie so oft recht. Doch immerhin war Atlan wieder etwas im Vorteil. Er kombinierte, daß dieses Gestein auf Ferryd Mir war. Mindros hatte anscheinend vor die LONDON II mitsamt allen Passagieren ins Jenseits zu schicken. Den tapferen Männern auf der LONDON II war die Vereitelung zu verdanken.

    Nun mußte Atlan jedoch den Rest der Passagiere befreien. Er gab sofort Feuerbefehl. Der Schutzschirm sollte so schnell wie möglich zusammenbrechen.

    "Feuer!" befahl Atlan eisern. Er mußte schnell handeln, bevor Mindros begann ihn zu erpressen.

    "Feuer!" wiederholte er und ein gewaltiger Ruck ging durch die RICO. Wieder und wieder. Atlan fiel zu Boden. Einige Konsolen explodierten, Funken sprühten durch die Gegend.

    "Was ist passiert?" wollte er sofort wissen.

    "Zwei Arkonidenraumer sind aufgetaucht. Die HOZARIUS und TERBONAT. Sie beschießen uns aus allen Rohren", berichtete Sevine.

    Atlan war nicht sonderlich glücklich über den anbahnenden Bruderkampf. Wieder mußten Arkoniden gegen Arkoniden kämpfen und er konnte es nicht verhindern. Die RICO wurde wieder getroffen. Alle drei Schiffe schossen nun auf das GILGAMESCH Modul ein, doch die LONDON bereitete sich auf einen Hypersprung vor. Die RICO mußte nun auf Distanz gehen, um den Transformsalven der gegnerischen Schiffe auszuweichen. Dann erwiderte Ariga das Feuer. Es entbrannte ein erbitterter Kampf zwischen den drei Schiffen, während die LONDON das System verließ.

    "Schutzschirmstaffel 1 ist zusammengebrochen", informierte Gerine ihren Kommandanten. "Arkonraketen klarmachen", befahl Atlan. Arkonraketen hatten die Sprengkraft einer Arkonbombe, konnten also die Oberfläche eines ganzen Planeten zerstören. Dennoch konnte ein Paratronschirm den Beschuß standhalten. Die RICO mußte nahe heranfliegen, um sicher zu gehen, daß die Raketen den gewünschten Schaden anrichteten.

    Sie flog zwischen den beiden Schiffe hindurch, wobei der Schutzschirm der RICO zeitweise durch den Beschuß ausfiel. Die Arkonidenraumer trafen mehrere Decks der RICO, doch Atlan blieb unbeirrt bei seinem Plan. Als er direkt zwischen den beiden Raumern war, gab er den Abschußbefehl. Die HOZARIUS drehte nach unten ab, die Rakete schoß vorbei, doch die TERBONAT wurde erwischt. Der Schutzschirm brach zusammen. Dann lag sie für wenige Sekunden ruhig im Weltraum, bis sie überall anfing auseinanderzubersten. Die RICO wendete und brachte sich in sichere Entfernung. Die TERBONAT verwandelte sich in einen riesigen Glutball und explodierte.

    Die HOZARIUS schien der LONDON II gefolgt zu sein, denn sie war nicht mehr im System zu orten.

    Atlan setzte sich erledigt in seinen Sessel.

    "Gerine, Schadensbericht", sagte er leise. Die Arkonidin war sichtlich erschüttert.

    "Unser Schutzschirm ist zusammengebrochen. Wir haben Treffer auf sieben Decks bekommen, die Hydroponischen Gärten und Freizeitquartiere sind zerstört. Etwa 20 Männer und Frauen Verlust, ungefähr die vierfache Menge an Verletzten", berichtete sie.

    Atlan trauerte um die Toten, doch er konnte jetzt nicht in Melancholie verfallen. Er durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

    "Die Triebwerke sind demnach in Ordnung. Repariert die Schutzschirmgeneratoren und dann fliegen wir weiter. Wir müssen die LONDON stoppen. Wir sind die letzte Hoffnung für die über 8.000 Lebewesen"

    Y

    Die Gefangenen wurden schlecht behandelt. Die Entführer interessierten sich nicht für ihre Belange. Oft wurde ihnen sogar der Gang zu den Toiletten verwehrt. Die Haluter mit eingepflanzten Zerstörungschip wurden in den Speisesaal und das Hauptfoyer gebracht, wo sich knapp 4000 der Passagiere tummelten. Die anderen wurden im B- und C-Deck gefangen gehalten. Nach Cheidars Versuch die LONDON II zu retten, der in seinem Tod endete, wurden auch die Passagiere der Ersten Klasse in das Hauptfoyer gebracht. Shorne protestierte heftig, wurde jedoch nicht erhört.

    Hajun Jenmuhs und Attakus Orbanashol wurden etwas zuvorkommender behandelt. Doch auch sie mußten mit den anderen Geiseln ins Hauptfoyer. Mindros hatte einigen Arkoniden bereits das Angebot gemacht für Arkons Macht und Glorie mitzukämpfen, doch allen voran Thalia da Zoltral hatte dieses Angebot abgelehnt. Attakus jedoch bat um kurze Bedenkzeit. Er, wie auch Jenmuhs, suchte nur den eigenen Vorteil, um zu überleben. Mindros war sich Orbanashols nicht sicher. Er besaß vielleicht noch zu viel Skrupel. Hajun Jenmuhs hingegen war nichts heilig. Doch welche Verwendung konnte er für ihn haben? Zunächst beschloß Mindros beide außer Acht zu lassen.

    Die LONDON II fiel im Leerraum aus dem Hyperraum. Ihr derzeitiger Standpunkt war 5,3 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Die HOZARIUS tauchte ebenfalls bei diesen Koordinaten auf. Erom Mesun, der jetzige Kommandant von Mindros Flaggschiff meldete sich ordnungsgemäß bei seinem Admiral.

    Er berichtete von der Zerstörung des anderen Raumers, sprach aber auch von schweren Treffern gegen die RICO, die im Moment keine Gefahr darstellte. Mindros ließ die LONDON mit den Waffen der HOZARIUS verstärken. Zudem kamen 500 Soldaten an Bord. Die Geiseln waren nun fest in Mindros Hand und die LONDON II wurde zu einer fliegenden Festung.

    Wenige Stunden nach der Umrüstung berief Prothon von Mindros eine Besprechung mit seinen Offizieren ein.

    "Wie gehen wir nun weiter vor?" war die Frage von Orbton Hermon, der den anderen Offizieren aus der Seele sprach.

    "Wir werden unseren Plan weiter durchziehen, jedoch mit der Abänderung die RICO zu zerstören. Wir werden Atlan und sein verräterisches Pack in die Falle locken. Mit zwei Schiffen sind wir ihnen überlegen"

    "Wie sieht dein Plan aus, Mascant?" wollte Mesun wissen.

    "Die LONDON II spielt den Köder. Er soll uns folgen, bis wir ihn fertigmachen. Wir halten Kurs nach Londonīs Grave. Dort werden die Gräber zwei weiterer Schiffe liegen. Die der LONDON II und der RICO"

    Y

    Rosan kümmerte sich um Wyll, der übel zugerichtet wurde. Mindros Schergen zeigten kein Erbarmen mit Nordment oder den anderen beiden. Gleichermaßen versuchte Rosan Nordment auch Gol Shannig zu pflegen.

    Michael Shorne saß still auf einer Couch im Hauptfoyer. Er konnte nicht begreifen, wie ihm das passieren konnte. Bis jetzt war er in der Lage alles mit Geld zu regeln. Er glaubte fest an die Korruption jeder Kreatur. Mindros war jedoch unbestechlich. Seine Leute ebenso. Ein Weltbild brach für den Milliardär zusammen. Er war hilflos. Ein Gefühl, daß er bis dato nicht kennengerlent hatte. Er haßte dieses Gefühl.

    Remus und Uthe Scorbit saßen auf den Stufen der stehengebliebenen Rolltreppe. Sie war durchaus bequem, da sie mit feinem Kunstteppich geziert wurde.

    "So hatte ich mir unsere Versöhnung nicht vorgestellt", sagte Uthe leise. Remus hielt sie in seinen Armen.

    "Hauptsache wir haben uns wieder versöhnt und leben", versuchte er sie zu trösten. Ein anderer Terraner hatte dieses Gespräch mitgehört. Sein Name war Timo Zoltan. Er war Syntronspezialist und programmierte einige der Syntroniken an Bord der LONDON II.

    "Ich glaube, wir könnten eine erfolgreiche Flucht versuchen", flüsterte er dem Pärchen zu. Remus wurde neugierig. "Erzähle mir mehr"

    "Ich wüßte, wie wir mit einer Rettungskapsel fliehen könnten. Mehr als drei Leute wären zur Steuerung nicht nötig. Der Rest macht der Syntron", erklärte er.

    "Gut, aber wie kommen wir aus dem Foyer?" wollte Remus Scorbit von ihm wissen. Zoltan lächelte.

    "Nichts leichter als das. Dort hinter der Statue ist ein Kabelschacht. Dort können wir durchklettern und zu den Hangars gelangen. Ich kenne den Zugangscode zur Aktivierung des Syntrons der Space-Jet. Der Rest ist ein Kinderspiel. Ich werde vorher einen kleinen Virus in das Datennetz der LONDON einspeisen, womit sie erst einmal beschäftigt wären. Derweil fliehen wir"

    Die Ausführungen Zoltans überzeugten das Ehepaar. Beide schlossen sich dem Syntronfreak an, der relativ unbemerkt den Eingang zur Röhre öffnete und hineinkrabbelte. Dann folgte Uthe, zuletzt ging Remus hindurch und schloß zugleich die Abdeckung wieder. Jetzt lag ein mühsamer Weg vor ihnen, doch es war der Weg in die Freiheit.

  7. Kapitel

Der Fluchtversuch

Prothon von Mindros hantierte mit seinen antiken Waffen, die an Bord der LONDON gebracht wurden. Er hatte inzwischen das Quartier des verstorbenen Roy Cheidars bezogen. Die Türklingel summte auf. Mindros informierte den Besucher, daß er bereit war. Orbton Zeronat folgte zusammen mit zwei weiteren Soldaten und Iron Styrm. Der dicke Epsaler wirkte nervös.

"Du wolltest mich sprechen, Epsaler?"

Mindros polierte ein langes Schwert, welches edel verziert war. Er blickte Styrm düster in die Augen.

"Ja, Mindros. Ich..ich hab genug von der ganzen Sache. Ich will mein Geld, sonst mache ich nicht mehr mit" Angstschweiß lief von der Stirn Styrms.

Mindros stand auf. Er schwang das Schwert imposant hin und her.

"Das war das Schwert des terranischen Königs Edward The Longshank. Eine wahrhaft glorreiche Waffe. Du sollst dein Geld bekommen und noch etwas dazu"

Mindros holte aus einem Tresor etliche Geldscheine hervor und warf sie dem Epsaler zu. Dieser hatte Mühe das ganze Geld zu halten. Er grinste und jubelte vor Freude. Neugierig sah er Mindros an. "Was wäre die Zugabe?"

"Der Preis für Verräter!" Das historische Schwert bohrte sich in den fetten Bauch des Epsalers. Er starrte Mindros entsetzt an, ließ das Geld los und fiel zu Boden. Mindros war klar, daß nur Styrm Cheidar die Informationen über die versteckten Gesteine gegeben hatte. Damit hatte er einen entscheidenden Fehler gemacht.

"Mascant! Eine Space-Jet ist entkommen", rief Hermon dem Kommandanten zu. Mindros lief in die Zentrale. "Wie konnte das passieren?"

"Wir hatten Probleme mit der Syntronik. Fast alles fiel kurz aus. Wir involvierten die HOZARIUS damit und derweil müssen die sich abgesetzt haben. Wir haben sie jedoch noch in der Ortung"

"Verfolgung aufnehmen!"

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"Haha, hab ich es nicht gesagt? Das war ein Kinderspiel", rief Zoltan freudig. Remus und Uthe Scorbit waren weniger euphorisch. Sie bemerkten, daß die LONDON und HOZARIUS die Space Jet noch in der Ortung hatten.

"Keine Bange. Wir hängen die ab, sobald wir auf Überlichtgeschwindigkeit gegangen sind" beruhigte Timo Zoltan. Er drückte einige Knöpfe, als der Syntron Alarm gab.

"Was ist los?" fragte Uthe besorgt.

"Keine Ahnung. Wir nehmen automatisch an Fahrt ab", erklärte Timo.

"Aber dann kommen die doch näher!" stellte Remus wenig amüsiert fest.

"Ja, wir haben echte Probleme" Mehr fiel Timo auch nicht mehr ein. Der Syntron gab den Grund seines Stoppen bekannt. Eine Raumanomalie war Schuld daran. Direkt vor der Space-Jet lag eine Raumzeitfalte. Die LONDON II und HOZARIUS kamen immer näher. Bereits erste Schüsse fielen.

"Was machen wir jetzt?" rief das Ehepaar gleichzeitig.

"Wir fliegen dahin, wo die uns bestimmt nicht folgen werden. In die Raumzeitfalte" Bevor die beiden ihr Veto einlegen konnten, hatte Zoltan bereits die manuelle Steuerung übernommen und flog in das schwachleuchtende Gebilde herein. Die Instrumente begannen verrückt zu spielen, doch er konnte sehen, daß die LONDON II und HOZARIUS nicht folgten. Timo mußte nun auf seinen Instinkt und das Panoramafenster vertrauen.

"Dort! Da ist was", sagte Uthe.

Timo glaubte nicht, was er da sah.

 

 

Fortsetzung folgt...

Die LONDON II wurde von Prothon von Mindros und seiner Elitetruppe brutal entführt. Sein ursprünglicher Plan wurde von dem Kommandanten des Luxusraumer Roy Cheidar vereitelt, der dafür mit seinem Leben bezahlen mußte. Auch Atlans Rettungsversuch scheiterte. Doch drei waghalsige Terraner konnten entkommen.

Am 18. Januar geht es mit dem dritten Teil der Interaktiven Story weiter. Bis einschließlich den 7. Januar 1999 kannst Du wählen, wie es weitergehen soll.

Was befindet sich in der Raumzeitfalte?

  1. In der Raumzeitfalte befindet sich eine Station der Mächte des Chaos.
  2. In der Raumzeitfalte befindet sich das Schiff eines fremden Volkes.
  3. In der RZF befindet sich sowohl ein Schiff des Solaren Imperiums als auch eines fremden Volkes.
  4. In der RZF befindet sich gar nichts außer Energieemissionen.
  5. In der RFZ befindet sich die mutierte Kelly-Familie, die inzwischen auf mehrere Millionen Kreaturen angewachsen ist und das Universum erobern will.

Bitte bis zum 7. Januar 1999 abstimmen. Abgaben danach können nicht mehr berücksichtigt werden. Entweder das obrige Formular online ausfüllen oder per E-Mail an: London@proc.org schicken.

In diesem Teil wurden folgende Leser eingeschrieben:

Jens Hirseland als Traros Polat

Timo Zimmer als Timo Zoltan

Christoph Boeckman als Remus Scorbit

Tino Neumann als Tino Neumann

Andrea Dias als Thalia da Zoltral

Erich Lloydl als Hanny tar Padua

sowie Florian Breitsamer als Flocky Tar Faw

und Jens-Uwe Muus als Hajun Jenmuhs

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Autor: Nils Hirseland

LONDON II Grafik von Andreas Roch

Prothon von Mindros Bild: Stefan Lechner

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