Perry Rhodan Online Club
präsentiert
Die Interaktive Story
LONDON II
Teil III
Sie finden das Paradies,
doch es entpuppt sich als Hölle der Casaro

 

Was bisher geschah:

Die LONDON II, gebaut von der SHORNE INDUSTRY GESELLSCHAFT unter der Führung des skrupellosen Terraners Michael Shorne, bricht zum System London´s Grave auf, wo die erste LONDON vor fünf Jahren sank und dabei 11.023 Lebewesen mit in den Tod nahm. Michael Shorne will als erster Aufnahmen des Wracks liefern und den Reisenden ein unvergeßliches Abenteuer bieten. Mit dabei sind auch zwei Überlebende der Katastrophe. Wyll Nordment, ein charismatischer Terraner, der auf Camelot lebt und Rosan Nordment, eine ehemalige Orbanashol, die sich in Wyll verliebte und ihn auch heiratete, doch sich wieder scheiden ließ. Jedoch steht die Reise unter keinem guten Stern. Der gefährliche arkonidische Militarist Prothon von Mindros, dessen Familie an Bord der LONDON starb, überfällt eine arkonidische Station auf dem Planeten Ferryd Mir und stiehlt ein gefährliches Gestein, welches zum todbringenden Gift oxydieren kann. Er hat nur Rache und Haß im Sinn. Er will das Schicksal der LONDON II bestimmen, welches der Tod aller 8.000 Lebewesen wäre.

Nur Atlan, der Unsterbliche und Vertreter Camelots, hat von Mindros Plänen Wind bekommen und startet einen verzweifelte Rettungsversuch. Prothon von Mindros entführt mit einem rücksichtslosen Gewaltakt die LONDON II zu Weihnachten. Einige der Passagiere verlieren dabei ihr Leben. Doch die RICO taucht auf und will Mindros stellen. Fünf mutige Geiseln unter der Führung des Kommandanten der LONDON II, Roy Cheidar, gelingt es das tödliche Gestein in den Weltraum zu transportieren, was der Kapitän mit dem Leben bezahlen muß.

Es kommt zu einem Gefecht zwischen der RICO und der LONDON II, als zwei weitere Arkonidenraumer auftauchen und die RICO beschießen. Atlan schafft es ein Schiff zu zerstören, während die LONDON II und HOZARIUS entkommen können.

An Bord der LONDON II gelingt es drei jungen Terranern zu fliehen. Das junge Ehepaar Remus und Uthe Scorbit, sowie der Syntronspezialist Timo Zoltan. Verfolgt von der LONDON II geraten sie in eine Raumzeitfalte, wo sie etwas unglaubliches entdecken.

 

Gewinner von der PROC CD-ROM:
Jörg Amelung
Manfred Strauss
Herzlichen Glückwunsch!!!
 
In den zweiten Teil wurden folgende Charaktere eingeschrieben:
Jens Hirseland als Traros Polat
Timo Zimmer als Timo Zoltan
Christoph Boeckmann als Remus Scorbit
Tino Neumann als Tino Neumann
Andrea Dias als Thalia da Zoltral
Erich Lloydl als Hanny tar Padua
sowie Florian Breitsamer als Flocky Tar Faw
und Jens-Uwe Muus als Hajun Jenmuhs
 
Abstimmungsergebnis:
Platz
Option
Prozent
1
In der RZF befindet sich sowohl ein Schiff des Solaren Imperiums als auch eines fremden Volkes.
46,94 %
2
In der Raumzeitfalte befindet sich das Schiff eines fremden Volkes.
30,61 %
3
In der Raumzeitfalte befindet sich eine Station der Mächte des Chaos.
18,37 %
4
In der RZF befindet sich gar nichts außer Energieemissionen
2,04 %
 
 
4
In der RFZ befindet sich die mutierte Kelly-Familie, die inzwischen auf mehrere Millionen Kreaturen angewachsen ist und das Universum erobern will.
2,04 %
 
  1. Kapitel
  2. In einer fremden Welt

     

    "Ich glaube es nicht", stammelte Timo Zoltan erstaunt, als er den Planeten unmittelbar vor sich sah. Ein Planet in einer Raumzeitfalte. Ein einzelner Planet, ohne zugehöriges Sonnensystem! Um den Planeten kreiste eine Kunstsonne in einem Abstand von etwa 500.000 Kilometern ihre Bahn. Monde oder weitere Planeten befanden sich nicht in der Raumzeitfalte. Die Space-Jet steuerte langsam auf den Planeten zu, stoppte allerdings bei einer Entfernung von genau 7 Millionen Kilometern.

    Timo Zoltan begann sofort den Planeten abzutasten, während Remus und Uthe Scorbit sich abwartend verhielten.

    Die Welt hatte einen Durchmesser von 12.890 Kilometern und besaß eine atembare Atmosphäre. Die Gravoanzahl betrug 1.1, also erdähnlich. Sie bestand aus 2/3 Wasser und einem großen Kontinent auf dem viel Vegetation herrschte.

    "Teile des Planeten kann ich nicht abtasten bzw. es kommen unbefriedigende Ergebnisse heraus"

    "Was bedeutet das?" wollte Remus wissen.

    "Nichts besonders. Das kann eine Menge Gründe haben. Gesteine oder Erze, die das scannen beeinflussen. Jedoch kann ich die Struktur der Lebensformen auf dem Planeten definieren", erklärte er. "Eine Menge Tiere der verschiedensten Gattungen und...!" Plötzlich verstummte der Syntrontechniker.

    "Und was?" fragte Remus Scorbit nach. Er ging zu Zoltan und sah auf dessen Abtasterergebnisse. Ebenso erstaunt wie Timo , verschlug es ihm die Sprache. Uthe sah beide verständnislos an.

    "Was ist denn nun auf dem Planeten?" fragte sie ungeduldig.

    "Terraner!", sprachen Zoltan und Remus gleichzeitig.

    ¤

    Langsam näherte sich die Space-Jet dem Planeten. Da Terraner definitiv auf der Planetenoberfläche wohnten, schien keine Gefahr gegeben zu sein. Vielleicht hatten die drei Rettung und Schutz vor Mindros gefunden. Trotzdem war es sonderbar, daß Terraner in einer Raumzeitfalte lebten. Es war den Terranern bis zum heutigen Tage schwer möglich die Technologie auf RZF anzuwenden. Die Nakken waren eines der Völker, welche diese Raumanomalien nutzen konnten, doch alle Nakken waren vor knapp einem Jahrhundert in ES aufgegangen, ausgenommen Paunaro, doch auch dieser ging vor knapp 70 Jahren in die Superintelligenz auf.

    "Wir nehmen Funkkontakt auf", beschloß Remus Scorbit, der seine anfängliche Überraschung erst einmal überwunden hatte. Er dachte kurz an die letzten Tage. Vor Weihnachten schien sein Leben völlig ruiniert. So seltsam es klang, doch die Entführung der LONDON II durch Prothon von Mindros machte ihm weniger aus, da seine Frau Uthe wieder bei ihm war. Das war das Wichtigste in seinem Leben. Nun erlebte er noch einen Abenteuerurlaub umsonst, doch ob die Dinge so glimpflich ausgingen, stand noch in den Sternen.

    "Hier spricht Timo Zoltan an Bord einer terranischen Space-Jet. Wir bitten um Landeerlaubnis auf diesem Planeten", sprach der Terraner in das Interkomgerät.

    Nach einigen Minuten kam die Antwort in einwandfreiem Interkosmo.

    "Guten Tag, Mr. Zoltan. Schön von Ihnen zu hören. Wir erteilen Ihnen Landeerlaubnis auf dem Raumhafen, Landefeld 17, direkt neben dem großen Pott"

    Timo Zoltan sah die beiden Scorbits etwas verwirrt an. "Warum siezt der uns? Und welchen großen Pott meint der?" fragte er verständnislos. Er bekam von den anderen nur schulterzucken als Antwort.

    "Folgen Sie dem Leitstrahl, dann gelangen Sie an den Landeplatz", hörte er aus dem Sprechgerät sagen.

    Zoltan folgte den Anweisungen und tauchte in die Atmosphäre ein. Kaum hatte er die Wolken hinter sich gelassen, sah er eine wunderschöne Welt. Überall grüne Wald- und Wiesenflächen. Es gab anscheinend nur ein bis zwei Städte. Der Rest auf diesem Kontinent schien unberührte Natur zu sein. Dann erblickte er den 2,5 km durchmessenden Koloß auf dem Raumhafen. Langsam flog er an dem Kugelraumer heran und laß den Text, der über dem Ringwulst stand.

    VIVIER BONTAINER – Eigentum des Solaren Imperiums.

    Zoltan schluckte laut. Ein Schlachtschiff des Solaren Imperiums stand auf dem Raumhafen, es mußte mindestens 1400 Jahre alt sein, denn das Solare Imperium ging im Jahre 3460 unter.

    Die Space-Jet landete neben dem riesigen Raumschiff, welches mit der LONDON II zu vergleichen war. Der Luxusraumer war auch das einzige vergleichbare Schiff in der Galaxis, denn weder die LFT noch das Kristallimperium produzierten solche Schlachtschiffe mehr. Bei dem gewaltigen Anblick empfand es Timo Zoltan als bedauerlich, daß es keine Ultraschlachtschiffe mehr gab.

    Die drei stiegen aus und ein kleines Empfangskomitee erwartete sie. Sie waren in Ausgehuniformen der Solaren Flotte gekleidet. Anhand der Auszeichnung vermutete Zoltan, daß der Anführer der Gruppe ein Leutnant war. Er ging forsch aber freundlich auf die drei Terraner zu, dann stoppte er und blieb stehen. Hinter ihm gingen zwei weitere Menschen auf Zoltan und die Scorbits zu. Einer von ihnen war hochgebaut, etwa 1,90 m, muskulös, besaß ein markantes Gesicht und trug gekräuseltes Haar. Seine grauen Augen strahlten Freundlichkeit, aber auch etwas Einbildung aus. Neben dem Terraner lief ein ebenso 1,90 m großer Mensch, der auf den ersten Blick wie ein Arkonide aussah, doch das weiße Haar täuschte. Seine Augen waren goldfarben und er war muskelbepackt. Er trug eine seltsame Kombination mit viel Schmuck. Sein Gang und die Haltung zeigten, daß er wenig Grazie besaß und ein Mann der Tat und weniger Worte war.

    Mit einem Lächeln stellte sich der Terraner vor. "Guten Tag, die Herrschaften. Ich heiße Sie herzlich im Paradies willkommen. Mein Name ist Joaquin Manuel Cascal, doch jedermann nennt mich Joak Cascal. Der Mann neben mir ist Sandal Tolk"

    Der Muskelmann gab ein lautes Grunzen von sich.

    "Das heißt wohl Guten Tag in seiner Sprache", scherzte Remus Scorbit. Tolk warf ihm einen unfreundlichen Blick zu. Scorbit entschuldigte sich schnell.

    "Wer seid Ihr, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?" wollte Cascal wissen.

    Timo Zoltan stellte die drei vor. Cascals Augenmerk fiel auf Uthe Scorbit. Er ging zu ihr und küßte ihre Handfläche.

    "Wir haben lange keinen so reizenden Besuch bekommen", sagte er charmant und sah ihr tief in die Augen. Remus Scorbit begann sich laut zu räuspern. Cascal warf ihm einen kurzen Blick zu und ließ dann ihre Hand los. Uthe war jedoch von der galanten Art des Terraners angetan.

    "Davon kannst du dir eine Scheibe abschneiden", meinte sie zu ihrem Ehemann.

    "Joak Cascal und Sandal Tolk...!" murmelte Timo Zoltan, als ob ihm diese Namen bekannt vorkamen.

    Cascal bat die Gäste in einen Gleiter zu steigen und an einem Essen teilzunehmen, wo man alles besprechen konnte. Auf dem Weg zu dem Regierungsgebäude sahen Zoltan und die Scorbits wunderschöne Bauten und eine atemberaubende Natur. Die Terraner schienen ein schönes Leben auf dem Planeten zu führen.

    "Wieviel Menschen wohnen auf diesem Planeten?" fragte Timo Zoltan.

    "Etwa 1000 Menschen. Wir leben seit 3 Jahren auf dieser Welt. Es ist ein Paradies. Die Natur ist einmalig und jeder fühlt sich hier wohl", erklärte der Offizier des Solaren Imperiums. Die Gebäude waren ansehnlich verziert, wirkten jedoch nicht pompös, sondern paßten zur harmonischen Atmosphäre des Planeten.

    "Da sind wir", bemerkte Cascal, als sie ein großes Gebäude erreichten, welches den Regierungssitz darstellte. Timo Zoltan begann sich langsam an Joak Cascal zu erinnern. Cascal diente unter Perry Rhodan während der Krise gegen Imperator Dabrifa, Ribald Corello, den Cappins und dem Schwarm. Danach zog sich der extravagante Terraner aus dem aktiven Dienst zurück und lebte auf der Welt Exota Alpha, welche von Sandal Tolk als Administrator verwaltet wurde. Exota Alpha war eigentlich eine primitive Welt, die von den Schwarmkriegern angegriffen wurde. Tolks Familie fand dabei den Tod. Exota Alpha wurde nach der Schwarmzeit zu einer Kolonie des Solaren Imperiums. Was genau aus Joak Cascal und Sandal Tolk wurde war nicht bekannt. Ihr genauer Tod wurde nie festgestellt. Exota Alpha wurde im Jahr 3466 von einer Flotte Überschwerer ausgeplündert. Offiziell hieß es, daß Cascal und Tolk bei dieser Attacke fielen. Die kleine Flotte von Exota Alpha hatte keine Chance gegen Leticrons Schiffe. Die VIVIER BONTAINER war damals das Flaggschiff von Exota Alpha und das einzige große Schiffe. Ansonsten besaß die immer noch primitive Welt nur noch ein paar Kreuzer. Die Bewohner der Welt kamen dem technologischen Fortschritt nicht schnell genug nach.

    Doch wenn die VIVIER BONTAINER im Jahre 3466 n. Chr. zerstört wurde, was machte sie dann in einer Raumzeitfalte?

    Die drei Gäste wurden in einen Speisesaal geleitet, wo allerlei Köstlichkeiten aufgedeckt waren. Ausgehungert stürzten sich Remus und Uthe Scorbit sowie Timo Zoltan auf die Gerichte.

    "Lassen Sie es sich schmecken", wünschte Cascal. Auch Sandal Tolk schlang das Essen in sich hinein, begleitet von einigen Lauten.

    "Timo, Sie sagten, Sie kämen von der LONDON II? Was für ein Schiff ist das? Wie sieht es in der Milchstraße aus? Ist Rhodan wieder aufgetaucht?"

    Viele Fragen, die Timo nicht so leicht beantworten konnte. Cascal nahm an, sie seien erst seit drei Jahren in dieser Raumzeitfalte, doch in Wirklichkeit waren knapp 1400 Jahre vergangen.

    "Joak, ich weiß nicht, wie ich es dir beibringen soll...!" begann Timo zögerlich.

    "Ich kann mich nicht erinnern, mit Ihnen Brüderschaft getrunken zu haben, Zoltan!" entgegnete der Offizier des ehemaligen Solaren Imperiums etwas verwundert.

    "Oh, tut mir leid", entschuldigte sich Timo. Er hatte vergessen, daß man erst seit der Neuen Galaktischen Zeitrechnung jeden mit du anredete.

    "Mr. Cascal, wir befinden uns im Jahre 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was dem Jahr 4879 alter Zeitrechnung entspricht"

    Cascal wurde wütend. "Was für ein Quatsch faseln Sie da? Wir haben den 12. Oktober 3469!"

    "Nein, Sie befinden sich in einer Raumzeitfalte. Wie Sie dort hingekommen sind, weiß ich nicht, aber in einer Raumzeitfalte vergeht die Zeit langsamer. Was für Sie wie drei Jahre vorkam, waren in Wirklichkeit etwa 1400 Jahre"

    "Tolk versteht nicht, was der Mann redet", mischte sich der Exota Alpher ein. Cascal mußte erst einmal tief durchatmen. Was Zoltan ihm berichtete, war ungeheuerlich.

    "Darf ich Ihre Fähre untersuchen?" fragte Joak Cascal.

    "Natürlich. Sie werden Technik dort vorfinden, die der des Solaren Imperiums teilweise überlegen sein wird, aber auch alte Komponenten, wie den Paratronschirm", erklärte Timo Zoltan.

    Remus Scorbit hielt es inzwischen für nötig, die Terraner über ihre Abenteuer aufzuklären. Er berichtete kurz von den momentanen Gegebenheiten in der Galaxis und von der Rolle der LONDON II, von der Entführung durch den Arkoniden Prothon von Mindros, dem gescheiterten Rettungsversuch Atlans und ihrer Flucht. Anschließend bat er Cascal, zu berichten, wie die VIVIER BONTAINER in die RZF kam.

    Joak Cascal erzählte, daß nach der Invasion durch die Laren und das Verschwinden der Erde, samt Perry Rhodan, die Kolonien in großer Gefahr schwebten. Leticron, der sogenannte Erste Hetran der Milchstraße, ein brutaler und kompromißloser Überschwerer, beutete viele der ehemaligen Kolonien des Solaren Imperiums aus. Auch auf Exota Alpha bereitete man sich auf einen Ansturm der Flotte der Überschweren vor. Zu der Zeit tauchte jedoch ein fremdes Schiff über Exota Alpha auf und erforschte anscheinend den Planeten. Ein Kreuzer näherte sich dem Schiff, wurde jedoch zerstört. Die Schilde des Kreuzers überlasteten sich und er löste sich förmlich auf. Die VIVIER BONTAINER nahm unter Cascal und Tolk die Verfolgung auf. Bald wurden aus den Jägern jedoch die Gejagten. Die VIVIER BONTAINER verließ die Milchstraße und lieferte sich mit dem fremden Schiff monatelang ein Katz und Maus Spiel, bis sie im Leerraum hinter Andromeda aufeinandertrafen. Die Technologie der Fremden war den Terranern etwas überlegen. Während des Kampfes verloren die Terraner an Bord der VIVIER BONTAINER das Bewußtsein. Danach wachten sie auf diesem Planeten, den sie Heaven nannten, auf. Der Planet machte seinem Namen alle Ehre. Eine wunderbare Natur und eine beruhigende Ausstrahlung ging von dieser Welt aus. Zuerst versuchten Joak Cascal und besonders Sandal Tolk wieder von dieser Welt zu kommen, doch die VIVIER BONTAINER konnte nicht starten. Auch Untersuchungen auf dem Planeten brachten wenig. Die positive Strahlung des Planeten erfaßte auch die beiden und sie entschlossen sich, wie der Rest der Besatzung, auf Heaven zu bleiben und sich anzusiedeln.

    "Die letzten drei Jahre waren die schönsten meines Lebens. Wir waren fernab von allem Bösen und Schlechtem. Alles auf dieser Welt ist harmonisch. Die Tiere, die Natur und auch wir", schloß Cascal mit seinen Erzählungen ab. Sandal Tolk stimmte mit einem leichten Kopfnicken seinem Freund zu. Der Barbar von Exota Alpha schien auf dieser Welt seinen Frieden gefunden zu haben.

    "Ich verstehe", meinte Timo Zoltan. Es klang etwas enttäuscht. Die Geschichtsbücher beschrieben Cascal und Tolk als unermüdliche Draufgänger. Es war schwer zu glauben, daß sie sich einfach in ihr Schicksal ergaben und alles um sich herum vergaßen. Es war seltsam, daß die VIVIER BONTAINER, die nach Cascals Aussagen völlig intakt war, nicht den Planeten verlassen konnte. Doch die Besatzung des Schiffes schien sich nicht darum zu kümmern. Dennoch sah Timo Zoltan in der VIVIER BONTAINER ein Raumschiff, welches zur Befreiung der LONDON II beitragen konnte. Die Soldaten der Solaren Flotte genossen eine hervorragende Ausbildung und waren sicher in der Lage einen Prothon von Mindros zu schlagen, zumal er nicht mit dem Auftauchen eines solchen Schiffes rechnete. Er wechselte einen kurzen Blick mit Remus Scorbit, der das selbe wie Timo zu denken schien. P>"Mr. Cascal, Mr. Tolk! Wir brauchen Ihre Hilfe. Mit Hilfe der VIVIER BONTAINER könnten wir Prothon von Mindros in die Enge treiben. Sie müssen uns helfen!"

    Tolk grummelte etwas, was jedoch keiner verstehen konnte. Cascal sah ihn kurz an und schüttelte mit dem Kopf.

    "Nein, das ist vorbei. Ich habe meine Pflicht und Schuldigkeit für die Galaxis getan. Jetzt ist Schluß. Dieser Ort ist das Paradies, hier möchte ich den Rest meines Lebens verbringen", erklärte er.

    "Das hört sich aber nicht nach den coolen Draufgänger Cascal an!" rief Zoltan aufgebracht.

    "Die Dinge ändern sich eben!" meinte der Terraner, der im 34. Jahrhundert geboren wurde. Eine hübsche Frau mit langen blonden Haaren näherte sich ihm. Sie war schwanger, soweit Zoltan es einschätzte im siebenten Monat. Sie nahm Cascals Hand.

    "Das ist meine Frau Zelia. Sie trägt meinen Sohn in ihrem Bauch. Die Abenteuer sind vorbei" Die drei Terraner aus der NGZ merkten die Endgültigkeit in Cascals Worten. Doch Zoltan wollte noch nicht aufgeben. "Ist das auch Ihre Meinung, Tolk?" Der Muskelmann machte einen nachdenklichen Eindruck. "Ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft, mehr Schwarmgötzen umgebracht, als Sie zählen können. Hier ist alles schön. Hier gibt es nichts böses. Ich sehe keinen Grund das zu ändern"

    Enttäuscht verließen die drei den Saal und begaben sich in ihre Unterkünfte.

    ¤

    "Wir haben nicht viel Zeit. Ich weiß nicht wieviel Zeit außerhalb der Raumzeitfalte vergeht. Bleiben wir Wochen hier, könnten draußen schon Jahre vergangen sein", erklärte Timo Zoltan besorgt.

    "Bist du dir dessen sicher?" fragte Uthe Scorbit. "Nein, sicher nicht. Ich bin kein Nakk und weiß viel zu wenig über Raumzeitfalten. Das die Zeit jedoch langsamer, zumindest auf diesem Planeten, vergeht ist eine Tatsache"

    Uthe mußte an die Terraner aus dem Solaren Imperium denken. Sie waren anders, als sie es sich vorstellte. In der Schule wurde einem immer erzählt, daß die Terraner des Solaren Imperiums steife, militaristische, faschistische Menschen waren, doch sie sind eher zuvorkommend und freundlich. Vielleicht lag das auch an den Einwirkungen des Planeten. Die Welt war zweifelsohne wunderschön und Uthe hatte bereits mit Remus darüber gesprochen, sich auf dieser Welt anzusiedeln, doch Remus sprach von einer Verantwortung gegenüber den Passagieren der LONDON II.

    Timo Zoltan hatte recht. Mit Hilfe der VIVIER BONTAINER konnte man Mindros in die Enge treiben. Die RICO wäre zahlenmäßig nicht mehr unterlegen. Eigentlich waren Joak Cascal und Sandal Tolk für ihre Heldentaten berühmt gewesen. Wären sie in normaler Form gewesen, hätte Zoltan keinen Zweifel an der Wende gehabt, doch unter diesen Umständen mußte ein Wunder geschehen. Timo beschloß den Planeten zu erforschen. Ihm war diese Welt zu friedlich! Irgend etwas stimmte an der Sache nicht und er wollte herausfinden, was es war.

    ¤

     

    "Es sind noch mehr Terraner auf den Planeten gekommen", sprach jemand.
    "Ich dachte die Terraner wären nicht in der Lage mit Raumzeitfalten umzugehen!" meinte der andere etwas verärgert.

    "Sie haben sich weiterentwickelt"

    "Werden die Neuen zu einer Gefahr?"

    "Sie stören die Harmonie"

    Der andere kroch langsam zu einer Konsole in der ein achteckiger Monitor eingebaut war. Er gab seltsame Laute von sich, die von seiner Atmung stammten. Sie verrieten Erregung. Seine Greiftentakel drückten zwei Schalter. Er beobachtete die Siedlung der Terraner. Kleine Kinder, knapp 2 Jahre alt, spielten auf einer Wiese. Wie abstoßend vergnügt diese Kinder waren. Alle Terraner waren glücklich und zufrieden. Niemand bemerkte, daß sie nur Versuchsobjekte waren.

    "Haben wir endlich genügend über diese elendlichen Kreaturen herausgefunden?" wollte er wissen. Er hatte es Leid seit Jahren diese Wesen zu beobachten. Die Obersten waren der Meinung, die Rasse sei die wichtigste in der fremden Galaxis. Hätte man ihre Schwächen herausgefunden, wäre eine erfolgreiche Invasion unabdinglich gewesen.

    "Wir haben ihre Technik genau studiert. Sie arbeiten auf völlig andere Weise, als die unsere. Sie sind uns unterlegen. Wir könnten durchaus eine Invasion starten", berichtete sein Chefwissenschaftler.

    "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich weiterentwickelt haben, während der Forschungszeit?"

    "Hoch, aber ich denke nicht, daß sie sich gravierend weiterentwickelt haben"

    "Gut, dann werde ich einen Abschlußbericht schreiben mit dem Vorschlag eine Invasion zu starten" Endlich schien die langweilige Zeit vorbei zu sein. Zhjlk war kein Forscher, er war Krieger. Er wollte wieder den Geruch des Todes, von Blut und verbranntem Fleisch riechen. Das war seine Bestimmung, nicht in einem Forschungslabor zu versauern. Er besaß genügend Frust, um den Terranern das Leben schwer zu machen. Er hoffte, es lohnte sich und sie würden würdige Gegner sein. Er wußte, daß in der Welt da draußen, viel mehr Zeit verging, als in der Heimat, doch er glaubte ebenfalls nicht daran, daß die Terraner ihre Technologie grundlegend veränderten. Sie waren besiegbar und die Casaro wollten sie bezwingen.

    "Was machen wir mit den Terraner auf Test IV? Sie haben ihren Zweck erfüllt"

    "Abschlachten!"

  3. Kapitel: Heaven wird zu Hell
  4.  

    Timo fuhr stundenlang mit dem Gleiter durch die Gegend und suchte nach irgendwelchen Anomalien, die einfach nicht zu Heaven paßten. Oftmals konnte er einige Regionen nicht abscannen. Es war offensichtlich, daß irgend jemand versuchte, etwas zu verbergen. Er hielt an einem großen Felsbrocken, der ihm etwas zu unnatürlich vorkam. Weit und breit kein Gebirge, nur Wiese und dort stand dieser Brocken. Er tastete mit dem Scanner den Stein ab, konnte jedoch nichts feststellen. Trotzdem beschlich ihn ein sonderbares Gefühl. Er zog seinen Thermostrahler und schoß auf den Brocken. Gestein wurde abgesprengt und was Timo dahinter sah, überraschte ihn nicht sonderlich.

    "Ich habe es gewußt!"

    ¤

    Er kehrte so schnell wie möglich wieder zur Siedlung zurück. Hastig rannte er zu Joak Cascal und Sandal Tolk, die zusammen mit Zelia und den Scorbits Mittag aßen.

    "Cascal, ich muß mit Ihnen reden!" rief Timo.

    "Sehen Sie nicht, daß wir essen? Haben die Terraner im Jahre 1291 NGZ keine Manieren mehr?"

    Immerhin hatte Joak Cascal die Tatsache akzeptiert, daß sie aus dem 13 Jahrhundert NGZ stammten. Die Technik und Aufzeichnungen in der Space-Jet hatten ihn überzeugt.

    Timo warf trotzig den Störsender auf den Tisch.

    "Was ist das?"

    "Ein Teil eines Störsenders!" erklärte Zoltan. Cascal und Tolk sahen sich verdutzt an. Er atmete tief durch.

    "Woher haben Sie das, Zoltan?" wollte er wissen.

    "Aus einem Felsbrocken am Rande der Siedlung. Im Innern ist die ganze Apparatur. Ich vermute sie sollte dazu dienen, die VIVIER BONTAINER am Starten zu hindern. Ich habe 20 weitere solche Störsender gefunden, die rundherum verteilt waren", erklärte Zoltan. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er konnte dem großen Joaquin Manuel Cascal eines Besseren belehren. Wenn das nicht in die Geschichtsbücher einging...!

    Es herrschte eine Weile gespenstische Stille im Raum. Cascal und Tolk schienen eindringlich zu überlegen. Es mußte schwer für sie sein, den Betrug zu verkraften, auf den sie drei Jahre lang hereinfielen. Drei fiktive Jahre, denn in Wahrheit waren fast 1400 Jahre vergangen.

    "Sandal Tolk mag es gar nicht, wenn ihn jemand auf den Arm nimmt", brummte der Barbar ziemlich unfreundlich. Er stand auf und ging in einen anderen Raum, wo er einen knapp

    2,50 m großen Bogen herausholte und die dazu passenden Pfeile. Cascal sah seinen Freund irritiert an. Er hatte anscheinend größere Probleme damit fertigzuwerden, als der Barbar von Exota Alpha. In seiner einfachen, naiven Art, symbolisierte Sandal Tolk seine Bereitschaft Zoltan zu unterstützen.

    "Irgend jemand hat Sie absichtlich auf diesen Planeten gebracht. Er wollte, daß Sie ihn nicht mehr verlassen", erklärte Timo Zoltan.

    "Aber warum beschert er uns ein solches Paradies?"

    "Damit Sie keinen Verdacht schöpfen. Anscheinend wollte Sie jemand studieren. Es ist ihm auch vortrefflich gelungen"

    "Bis Sie kamen, Zoltan", sagte Cascal mit einem leichten Unterton.

    "Ich weiß nicht, ob ich Ihnen danken oder Sie niederschlagen soll" Timo schluckte laut. Er hoffte, daß Cascal ihm danken würde.

    Cascal seufzte laut, dann stand er auf und ging zu Timo Zoltan. Er ballte seine Faust und packte den Terraner am Kragen. Timo kniff die Augen zu und erwartete die ankommende Faust. Statt dessen ergriff Cascal seine Hand und schüttelte sie.

    "Es nutzt nichts in einer Scheinwelt zu leben. Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet", sagte der Offizier des Solaren Imperiums mit einem Lächeln. Timo Zoltan atmete erfreut auf.

    "Jetzt erklären Sie mir aber erst einmal, was genau eine Raumzeitfalte ist und wie wir hier herauskommen!"

    Timo Zoltan erklärte den Terranern was eine Raumzeitfalte darstellte. Im Wesentlichen war sie eine Anomalie im Raumzeitgefüge und diente oftmals als Durchgang zu einem anderen Universum, wie z. B auch Mikro- oder Paralleluniversen. Nur die Nakken beherrschten eine Technik um die Raumzeitfalten zu nutzen. Es war sehr schwer durch die Pforten zu fliegen und vor allem die RZF wieder zu verlassen. Es stand also noch ein schwieriger Part vor sich. Wie bereits erklärt, verging die Zeit in RZF gewöhnlich anders als im Normaluniversum.

    "Nun, dann ist die Lage wieder einmal ernst, aber nicht hoffnungslos", sinnte Cascal. Bevor er jedoch weitere Pläne schmieden konnte, wurde er von einem Soldaten unterbrochen.

    "Alarm. Wir werden angegriffen!"

    ¤

    Etwa zwanzig trapezförmige Jäger griffen die Siedlung an und bombardierten die Häuser. Sie verwendeten dabei normale Energiewaffen.

    "Wer sind die?" rief Tolk aufgeregt. Er wollte seinen Bogen anspannen, doch Cascal meinte, daß dies nicht viel bringen würde.

    "Ich vermute, die Fremden, die Sie hier gefangenhielten. Anscheinend haben wir sie irgendwie sauer gemacht", sagte Timo Zoltan.

    Eine kleine Fähre der Aggressoren landete am Raumhafen. Seltsame Kreaturen stiegen aus. Sie waren schlangenähnlich und besaßen anstelle von Beinen einen dicken Schwanz auf dem sie sich fortbewegten, jedoch sehr schnell. Am Rumpf waren an jeder Seite zwei Tentakel. Das obere Paar schien zum Kampf zu dienen. Dolchscharfe Krallen mündeten am Ende des Glieds. Das untere Paar besaß vier Finger und diente somit als Gebrauchshand. Der Kopf lief spitz zu und besaß vier Augen und zwei Münder aus denen dolchartige Zähne blitzten. Der ganze Körper war mit etwa 5 Zentimeter dicken Stacheln übersät. Sie trugen kaum Kleidung, außer Waffenhalter. Die ersten Wesen stürzten sich auf wehrlose Terraner und zerfetzten sie regelrecht. Sie verzichteten auf ihre Energiegewehre. Anscheinend waren sie ein Kämpfervolk, das den Mann gegen Mann Kampf bevorzugte.

    "Zur BONTAINER, Leute!" rief Cascal. Er rannte zu einer Lagerhalle und öffnete das Schott. Es war eine Waffenkammer. Sofort bewaffnete er sich mit einem Thermogewehr.

    "Sandal, hier nimm das Gewehr!" rief er, doch Tolk lehnte ab. Er spannte seinen Bogen und legte einen Pfeil hinein. Er visierte einen der Angreifer an und schoß. Der Pfeil durchbohrte den Hals des Wesens. Dickflüssiges, braunes Blut spritzte aus der Wunde. Tolk stieß einen martialischen Freudenschrei aus. Remus Scorbit sah verwundert den Hünen an. Cascal stieß ihn an.

    "Haben Sie noch nie einen Barbaren gesehen?" Dann drückte er ihm eine Waffe in die Hand. Uthe und Zelia hielten sich in der Nähe von Cascal und den anderen auf, doch eine Energiebombe schlug nur wenige Meter neben ihnen ein, die Explosion ließ sie zu Boden fallen. Uthe wollte Zelia aufhelfen, da schnellten drei der fremden Wesen auf sie zu. Bevor Zelia auf den Knien war, durchbohrte sie ein Tentakel. Sie sah mit aufgerissenen Augen Uthe an. Die junge Terranerin schrie vor Entsetzen auf. Bevor der andere Casaro auch sie tötete, rannte Sandal Tolk auf ihn zu und schlug mit einem Schwert auf ihn und die anderen beiden ein. Er hackte sie laut schreiend in Stücke. Uthe zitterte und hielt immer noch Zelias Hand fest, die jedoch erschlafft war. Tolk beugte sich über die Tote. Er sah zu Cascal, der den Tod seiner Frau noch nicht bemerkt hatte. Er nahm sie auf seine Schultern und trug sie zur VIVIER BONTAINER. Uthe hielt sich dicht an den Barbaren.

    Die kleine Siedlung wurde dem Erdboden gleich gemacht. Für viele kam jede Rettung zu spät. Das Paradies Heaven wurde zur Hölle. Cascal schoß sich seinen Weg zur VIVIER BONTAINER frei. Er gab zudem Remus Scorbit und Timo Zoltan Feuerschutz.

    "Cascal an Herrod, sind Sie bereits in der BONTAINER?" sprach er fragend in sein Interkomgerät hinein. Er erhielt eine Bestätigung.

    "Dann spannen Sie verdammt nochmal einen Schutzschirm um uns, damit die Jäger nicht mehr angreifen können und feuern sie mit Impulskanonen auf diese Mistviecher!"

    Eines der Schlangenwesen sprang auf Cascal zu. Er schnitt mit seinem Tentakel eine Wunde in Cascals linken Arm. Er schrie vor Schmerzen auf. Dann schoß er mit dem Thermogewehr auf den Angreifer. Die Energiesalve sprengte den Kopf der Kreatur weg. Er und die anderen beiden hatten inzwischen die Landestützen des Schiffes erreicht. Die Jäger flogen jedoch unterhalb des Schutzschirms durch und schossen auf das Ultraschlachtschiff. Impulssalven trafen die Jäger und zerstörten sie.

    Nachdem die letzten Überlebenden an Bord der BONTAINER waren, stieg Cascal als letzter ein. Die Landeluke begann sich bereits zu schließen. Sofort spannte sich ein Schutzschirm um die gesamte VIVIER BONTAINER. Nach etwa drei Minuten hatte er die Kommandozentrale erreicht. Mit Entsetzen mußte er feststellen, daß knapp die Hälfte der Besatzung nicht lebend das Schiff erreicht hatte. Er stellte schnell eine Brückencrew zusammen und rief nach Sandal Tolk. Sein Freund trat langsam an ihn heran.

    "Sandal, wo ist Zelia?" Er bekam keine Antwort. Cascal gab ein paar Kommandos an die Offiziere, dann sah er den Barbaren von Exota Alpha an. Tolk blickte ihn mit traurigen Augen an.

    "Sie...sie ist doch nicht etwa noch da unten?" stammelte Joak. Tolk schüttelte den Kopf.

    "Nein, sie ist jetzt bei den Göttern", sagte er traurig. Cascal verlor kurz den Halt und rutschte am Sessel vorbei auf den Boden.

    "Zelia...mein kleines Kind...sie können doch nicht" Es herrschte Stille im Raum. Tolk griff seinen Freund und zog ihn hoch. "Niemand weiß mehr als ich, wie schlimm es ist, sein Weib und Familie zu verlieren. Doch du mußt weitermachen, Joak Cascal!" Aus Cascals Augenwinkeln flossen Tränen. Noch nie hatte Sandal Tolk, Joak Cascal weinen sehen. Cascal war immer bemüht so cool und überlegen wie möglich zu wirken, vielleicht hatte ihn noch niemand weinen sehen. Er wurde jedoch durch das Bombardement der Fremden wachgerüttelt. Er faßte sich an die Schläfe und wischte sich anschließend die Tränen vom Gesicht.

    "Herrod, was für Waffen haben wir an Bord und ich meine große Waffen?"

    "Sir, wir haben eine Arkonbombe an Bord, wenn es das ist, was Sie meinen, Sir!", berichtete der Offizier. Tolk sah zu Joak herüber und nickte zustimmend.

    "Räuchern wir sie aus!" kam es aus Cascals Mund. "Maschinen anwerfen, Startbefehl erteilt. Sobald wir im Orbit sind, werfen wir unser Präsent ab!"

    Timo Zoltan war von der Entscheidungsstärke der Terraner überrascht. In der heutigen Zeit, hätte keiner einfach so den Befehl gegeben, einen ganzen Planeten zu zerstören.

    "Mr. Cascal", wandte Remus Scorbit ein.

    "An Bord meines Schiffes haben Sie mich mit Sir anzureden", rief der Kommandant unfreundlich zurück.

    Scorbit wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen, doch er lenkte ein.

    "Cascal, Sir! Wir sollten versuchen mit den Wesen zu reden. Vielleicht ist das ein Mißverständnis. Wir haben nicht das recht einfach den Planeten zu zerstören. Wir...!"

    "Stecken Sie sich ihre moralischen Prinzipen in den Hintern, Scorbit. Diese Kreaturen haben uns angegriffen und uns den Krieg erklärt. Glauben Sie mir, ich habe genügend Erfahrung mit solchen Wesen. Die wollen nicht mit uns reden. Wir jagen sie in die Hölle!"

    Remus Scorbit winkte ab und ging zu Uthe, die immer noch unter Schock stand. Timo Zoltan wollte noch etwas sagen.

    "Cascal, ich hätte da noch eine Anmerkung!"

    "Später!"

    "Aber...!"

    "Nicht jetzt"

    Timo zog es vor den Mund zu halten. Ein gewaltiger Ruck ging durch das Ultraschlachtschiff und es begann abzuheben. Die Landestützen fuhren ein und die Triebwerke starteten. Durch den Alarmstart wurden die Triebwerke gleich gezündet, damit das Schiff wie eine Rakete hochschnellte. Unter der VIVIER BONTAINER wütete ein Flammenmeer, in dem die fremden Angreifer vergingen. Die BONTAINER gewann immer mehr an Höhe und erreichte schließlich den Orbit. Dann wurde die Arkonbombe abgeschossen. Nach etwa fünf Minuten hatte sie die Oberfläche erreicht und detonierte. Das Paradies verging in Flammen. Jedes Leben wurde auf dem Planeten innerhalb weniger Minuten ausgelöscht.

    ¤

     

    "Sie sind ausgebrochen. Wir haben sie unterschätzt!"

    "Verdammter Narr. Wie sollen wir das den Obersten erklären?"

    Zhjlk war wieder erregt. Sein reptilienhafter Körper bebte vor Wut. Die primitiven Studienobjekte waren entkommen. Doch es kam noch schlimmer. Sie zündeten eine Bombe, die den ganzen Planeten innerhalb von einer sehr geringen Zeitspanne zerstörte. Die Casaro waren in Alarmbereitschaft. Zhjlk ließ die Station evakuieren. Die knapp 700 Casaro konnten alle gerettet werden. Jedoch starben alle Casaro, die zu der Zeit bei der Siedlung kämpften. Ein Verlust von knapp 200 seiner Gattung. Immerhin konnte man die Hälfte der Terraner eliminieren. Ein schwacher Trost, denn falls die Terraner wieder zu ihrer Heimatgalaxis flogen, würden sie über das ihnen noch fremde Volk berichten. Dies war ein Grund, warum das Schiff niemals sein Ziel erreichen durfte. Der andere war, daß niemand die Casaro besiegen durfte. Niemand hatte das Recht diese überlegende Zivilisation zu demütigen. Zhjlk wollte dafür Rache nehmen.

    "Wir nehmen die Verfolgung auf. Lassen wir sie aus der Raumzeitfalte, dann können wir sie mit Leichtigkeit mit der Tachyonenkanone auflösen!" kommandierte er seine Artgenossen. Das große Trapezschiff startete rechtzeitig, bevor die Oberfläche Heavens völlig zerstört wurde. Sie öffneten eine Pforte und jagten die VIVIER BONTAINER in diese Richtung, so daß den Terranern nichts anderes übrig blieb, als dort hindurch zu fliegen.

    Nun konnte die Jagd beginnen.

     

  5. Kapitel: Widerstand
  6.  

    "Hört zu, nichts von dem, was wir hier besprechen, darf an andere weitergegeben. Ich hoffe, ihr seid euch euer Verantwortung bewußt!" sprach der junge Terraner zu den zehn anderen. Sie waren meist Terraner, aber auch ein intergalaktisches Wesen war an Bord, welches eine sehr seltsame Vergangenheit besaß. Vas Vargan war ein Dscherro! Er gehörte zu Taka Felloks Clan, wurde von ihm jedoch einfach ausgestoßen, da er einige Schätze beim Feldzug gegen Terrania City unterschlagen hatte. Er wurde zum Tode verurteilt, entkam jedoch. Noch während der Besetzung Terranias wechselte der Dscherro über und ergab sich. Nachdem die Burg GOUSHARAN zerstört wurde, hatte die LFT-Regierung Mitleid mit ihm und gewährte Generalamnestie. Ob dies ein Fehler war oder nicht, stellte sich bis jetzt noch nicht heraus. Vargan entschloß sich an der Reise teilzunehmen, sehr zum Entsetzen einiger Passagiere. Der Terraner neben ihm nannte sich HaSi und trug eine Keule namens Bessi. Er hatte die Kabine neben Vas Vargan und lag bis dato im ständigen Streit mit ihm. Die dritte Person in dem Raum war Arkonidin und trug den eigentümlichen Namen Gwenhwyfar. Auch sie war auf die beiden gestoßen. Ebenfalls befanden sich Rosan Nordment, Michael Shorne, Thomas Zchmitt, Huck Nagako, Eireen Monhar und Wyll Nordment in der Kabine von Rosan. Wyll Nordment hatte sich entschlossen trotz des Todes von Roy Cheidar und der Hinrichtung Udo Arenz Widerstand auf der LONDON II zu leisten. Er stieß auf die drei seltsamen Leute, als sie ihre Ausbruchspläne schmiedeten. Die Arkonidin Gwenhwyfar besaß ein autarkes Kommunikationssystem, welches die Wachen ihr nicht abgenommen hatten. Wyll entschloß sich mit diesem kleinen Rechner, Atlan eine Nachricht zukommen zu lassen. Jedoch so verschlüsselt, daß sie nicht mehr Energie abstrahlte als die Versorgungsreaktoren des Schiffes. Er hoffte, daß man dadurch nicht auf die Hypercommail aufmerksam wurde. Wyll informierte Atlan über die Gegebenheiten an Bord der LONDON II und, daß Widerstand gebildet wurde. Er sendete dem Arkoniden die genauen Koordinaten der LONDON II, nicht ahnend, daß Mindros sowieso Atlan nach London´s Grave locken wollte. Doch die LONDON hatte unplanmäßig gestoppt. Anscheinend waren einige Leute entkommen. Aus noch unerklärlichen Gründen konnte die geflüchtete Space-Jet nicht eingefangen werden. Die LONDON II und die HOZARIUS kreuzten vor einer Raumanomalie, trauten sich jedoch nicht dort hindurch zu fliegen.

    "Die Situation an Bord ist euch allen bekannt. Wir müssen von hier aus versuchen, Atlan zu helfen. Doch die Frage ist wie? Wir können uns zwar wieder relativ frei auf den Decks A bis C bewegen, doch die Maschinenräume und wichtigen Anlagen sind entweder in den unteren Decks oder stark bewacht von Mindros Truppen", erklärte Wyll Nordment.

    "Die Taktik, die Mindros verfolgt ist schlichtweg perfekt, wir Dscherro machen das ja genauso", bemerkte Vargan leicht höhnisch.

    "Du fetter, grüner Sack! Paß bloß auf, daß ich dir mit Bessi nicht einen über den Kopf gebe!" rief HaSi aufgebracht zurück.

    "Na mach doch, wenn du das Echo verträgst", erwiderte das Wesen aus DaGlausch. Nordment verdrehte die Augen. So kam man mit Garantie nicht weiter. Gwenhwyfar beruhigte die beiden wieder.

    "Wir warten Atlans Antwort ab und sehen dann, wie wir weiter vorgehen können!" beendete Wyll Nordment das Gespräch. Alle bis auf Rosan verließen den Raum. Sie blieb zurück und umarmte Wyll, der einen erschöpften Eindruck machte.

    "Mehr kannst du auch nicht tun. Wir müssen abwarten. Riskieren wir zuviel, endest du noch wie Roy Cheidar", meinte sie und streichelte zärtlich sein Haar.

    "Ich glaube, du hast recht", sagte Wyll ruhig und sah ihr in die feuerroten Augen. Dann küßten beide sich leidenschaftlich. Es war das erste Mal seit über einem Jahr, daß sie sich küßten.

    "Irgendwie müssen wir uns aber trotzdem beschäftigen, denn einfach nur herumsitzen, kann ich nicht", meinte Wyll mit leichtem Unterton.

    "Ach ja? Ich wüßte a etwas, was uns aktiv halten würde", sagte Rosan kichernd und küßte Wyll wieder innig.

    ¤

    Prothon von Mindros saß ungeduldig in seinem Sessel und betrachtete die Ortungsanzeige. Nichts passierte jedoch. Die Raumanomalie war einwandfrei zu orten, doch die geflüchtete Space-Jet war verschwunden. Seit vier Tagen wartete die LONDON II auf das auftauchen der Space-Jet. Prothon von Mindros hatte seine Bedenken, die Geflohenen einfach laufen zu lassen. Sie konnten Atlan vielleicht Hinweise geben, doch dies war recht unwahrscheinlich. Er hatte inzwischen feststellen können, wer die Flüchtlinge waren. Ein terranischer Syntronspezialist namens Timo Zoltan und ein junges Ehepaar mit dem Namen Scorbit. Sie konnten nichts ausrichten. Mindros entschloß sich am fünften Tag weiter nach London´s Grave zu fliegen. Dort wollte er zusammen mit der HOZARIUS die RICO vernichten. Anschließend war sein neuer Plan, die LONDON II dort zu versenken, wo bereits die alte LONDON ruhte. Videoaufnahmen sollten von dem Untergang gemacht werden und an die galaktischen Medien geschickt werden. Mindros wollte sich dann offen zur Operation bekennen und mitteilen, daß er es im Namen Arkons tat. Bostich würde zuerst seine Absichten nicht verstehen und sich distanzieren, doch Mindros war der festen Ansicht, daß Arkon endlich in den Krieg ziehen mußte. Nur eine arkonidische Milchstraße war eine gute Milchstraße.

    Er gab den Befehl weiterzufliegen, doch ein Beiboot sollte an der Raumzeitfalte Wache halten, falls die Space-Jet doch noch auftauchte. Orbton von Thessan wurde mit der Aufgabe beauftragt. Er war ein steifer und spießiger Soldat, der nur nach den Vorschriften lebte. Mindros konnte sich auf ihn verlassen.

    Die LONDON II beschleunigte und ging in den Hyperraum mit dem Ziel London´s Grave. Kurz danach ging auch die RICO, die sich in Warteposition befand, auf Überlichtgeschwindigkeit und folgte der LONDON II, das Beiboot ungeachtet gelassen.

     

  7. Kapitel: Gejagt von den Casaro
  8.  

    "Was soll das heißen, wir kommen hier nicht wieder raus?" brüllte Cascal ungehalten, nachdem Timo Zoltan ihm die Hiobsbotschaft übermittelt hatte.

    "Warum haben Sie mir nicht eher gesagt, daß Sie die Station dieser Kreaturen untersuchen wollten?" stellte Cascal fragend in den Raum, bevor Zoltan auf seine erste Frage antworten konnte.

    "Ganz einfach, weil Sie mir den Mund verboten hatten!" antwortete Timo trotzig und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Cascal schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht zwischen seinen Händen.

    "Kein Wunder, daß Rhodan sich auf eine einsame Welt zurückgezogen hat, bei diesen Trantüten von Terranern", meinte er sarkastisch. Timo Zoltan war sich keiner Schuld bewußt. Cascal hätte eben mit dem Kopf, anstelle mit dem Brecheisen denken sollen, war seine Meinung. Die beiden kamen jedoch nicht dazu, sich ausgiebig zu streiten, denn ein Trapezschiff näherte sich der VIVIER BONTAINER und gab einige Warnschüsse ab. Das Schiff trieb sie in eine bestimmte Richtung und die Terraner hatten keine andere Wahl, als den vorbestimmten Kurs einzuschlagen.

    "Dort ist eine Raumpforte. Da könnten wir hindurch!" rief Timo Zoltan.

    "Sicher?" fragte Cascal.

    "Sicher!" bestätigte der Terraner aus der Neuen Galaktischen Zeitrechnung.

    "Aber was ist, wenn die wollen, daß wir da hindurch fliegen?" mischte sich Sandal Tolk ein. Cascal dachte über Tolks Worte nach und wußte, er hatte recht, doch es blieb keine andere Möglichkeit, als erst einmal diesen Weg einzuschlagen. Laut Timo Zoltan führte diese Pforte ins Normaluniversum und alles war besser als dieser Ort. Das Navigieren in der Raumzeitfalte war sehr schwer, die Struktur und Beschaffenheit war Joak Cascal völlig fremd. Immer noch schoß das Trapezschiff absichtlich daneben. Etwa 600 Millionen Kilometer war die VIVIER BONTAINER von der Pforte entfernt. Cascal beschloß zu beschleunigen und mit annähernd Lichtgeschwindigkeit brauste das Ultraschlachtschiff durch die Pforte.

    Die Crewmitglieder verspürten leichte Übelkeit beim Austritt, doch diese verflog, nachdem sie wieder einen normalen Sternenhimmel beobachten konnten.

    "Fein, stellen wir erst einmal fest, wo wir sind. Zoltan, daß übernehmen Sie!" kommandierte Cascal. Inzwischen hatte sich jeder auf seinen Platz eingefunden. Die Raumjäger und Space Jets konnten jedoch nicht bemannt werden, da knapp die Hälfte der Besatzungsmitglieder den Angriff auf Heaven nicht überlebt hatte.

    Remus und Uthe Scorbit saßen im Bereitschaftsraum direkt neben der großen Kommandozentrale. Uthe hatte sich erst langsam wieder gefangen. Sie konnte das Bild von der durchbohrten Zelia nicht vergessen. Sie hatte noch ihre Hand festgehalten und förmlich gespürt, wie das Leben aus der Terranerin gewichen. Das war schwer für die junge Euroterranerin zu verkraften. Remus versuchte sein Möglichstes, um sie zu trösten. Joak Cascal ging in den Bereitschaftsraum. Er wollte anscheinend eine Pause machen, bis Timo Zoltan ihren genauen Standort festgestellt hatte. Er stellte eine Tasse Kaffee und ein eingewickeltes belegtes Brot auf den Tisch. Anscheinend hatte er sich dies schnell von dem Chefkoch machen lassen. Seufzend setzte er sich auf den Sessel und schlürfte den Kaffee. Er machte wieder den überlegten und besonnenen Eindruck, wie bei der erste Begegnung mit den Scorbits. Uthe konnte das nicht verstehen. Sie litt anscheinend mehr unter dem Tod von Cascals Frau als er selbst, oder ließ er sich nichts anmerken?

    "Was sehen Sie mich so an? Sie können auch gerne ein Brötchen haben, wenn Sie Hunger haben", sagte Cascal etwas unbehaglich. Remus und Uthe schüttelten die Köpfe.

    "Trauern Sie denn gar nicht um Zelia?" fragte Uthe schließlich. Joak Cascal blickte sie an und schien ihre Augen zu durchdringen. Er legte das Brot wieder auf den Tisch.

    "Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten. Ich kann ihr hinterhertrauern und in Selbstmitleid zerfließen. Oder ich und meine Männer helfen Atlan die LONDON II zu befreien. Was ist Ihnen lieber?"

    "Schon gut, tut mir leid", wehrte Uthe ab. Ihr wurde dieser Terraner immer unsympathischer. Sie ahnte nicht, wie sehr Joak Cascal unter dem Verlust von Zelia litt. Sein ganzes Leben lang war er immer ein Draufgänger, ein Casanova, niemals ein Familienmensch. Nun hatte er eine Frau gefunden, die er wirklich liebte, doch das Schicksal hatte sie ihm wieder entrissen. Er hatte keine andere Wahl, als wie früher weiterzumachen. Er konnte den Schmerz nicht vergessen, er konnte nur lernen mit ihm umzugehen. Er sah auf sein Chronometer und entschuldigte sich bei den Scorbits. Anschließend ging er wieder in die Kommandozentrale, wo Timo Zoltan mit den Ergebnissen wartete.

    ¤

    "Es ist erstaunlich. Wir befinden uns nur 20 Lichtjahre von der Eingangspforte zur Raumzeitfalte entfernt.", erklärte Timo euphorisch.

    "Ist das etwas besonderes?" fragte Sandal Tolk dumpf. Ihm war das ganze Technikgerede viel zu kompliziert. Er konzentrierte sich lieber auf die Rettung der LONDON II. Das war etwas handfestes.

    "Nun, Ein- und Austritt in einer Raumzeitfalte können willkürlich sein. Sie müssen nicht zusammenhängen. Wir hätten überall herauskommen können. Wir haben Glück gehabt", erzählte der junge Terraner.

    Joak Cascal glaubte weniger an das Glück in diesem Fall. Er vermutete eher, daß die Fremden etwas damit zu tun hatten. "Wir fliegen erst einmal weg von hier. Das Schiff wird uns sicher gefolgt sein. Am besten wir steuern die von Zoltan erwähnten Koordinaten, 20 Lichtjahre von hier, an. Vielleicht begegnen wir Atlan"

    Sofort wurden die Befehle des Kommandanten ausgeführt. Auch im Einsatz waren die Terraner aus dem Solaren Imperium nicht so, wie sie von Lehrern oder Politikern dargestellt wurden. Die Solare Flotte bestand zwar aus Profis und besaß große Disziplin, doch es war nichts von sturem Militarismus oder Steifheit zu spüren. Die Leute waren den Umständen entsprechend locker bei der Sache, ohne jedoch den Ernst der Lage zu verkennen. Sie waren wirklich anders als die Terraner der heutigen Zeit, aber sie waren keineswegs schlechter. Die VIVIER BONTAINER ging schnell auf Überlichtgeschwindigkeit und erreichte schnell den ehemaligen Standort der LONDON II. Cascal ließ das Ultraschlachtschiff ein Lichtjahr vor den angegebenen Koordinaten aus dem Hyperraum auftauchen, um sich langsam den beiden Schiffen zu nähern, jedoch war weder die LONDON II noch der Arkonidenraumer dort. Nur eine arkonidische Fähre patrouillierte umher.

    "Sollen wir die nach dem Weg fragen?" wollte Herrod ironisch wissen. Doch etwas Wahres lag an seiner Frage. Nur so konnte man herausfinden, wo die anderen Schiffe abgeblieben waren. Die Raumfähre hatte mit Sicherheit den Giganten bereits geortet. Ein Verstecken wäre also nutzlos gewesen. Jedoch konnte die Besatzung mit Garantie, ob sie nun wollte oder nicht, Auskunft über den Verbleib der LONDON II machen.

    Cascal gab der Funkleitoffizierin einen charmanten Wink, was jedoch nicht bedeutete, er wolle etwas von ihr, sondern sie darüber informierte, daß sie einen Funkkanal zu dem arkonidischen Schiff öffnen sollte.

    "Seid gegrüßt, Arkoniden. Hier spricht Joak Cascal, Kommandant des Solaren Schiffes VIVIER BONTAINER. Würden Sie so freundlich sein, sich zu ergeben und uns den Standort der LONDON mitzuteilen?"

    Remus Scorbit und Timo Zoltan sahen sich verblüfft an. So frech ging mit Garantie kein Terraner aus der Neuen Galaktischen Zeitrechnung vor. Die Arkoniden an Bord der etwa 80 m durchmessenden Raumfähre mußten ebenso verwundert gewesen sein. Die VIVIER BONTAINER näherte sich bis auf knapp 40.000 Kilometer an das Schiff heran. Cascal rechnete damit, daß die Arkoniden beeindruckt waren und vorerst unter leichtem Schock standen.

    "Immer noch keine Antwort?" wollte Cascal wissen.

    "Die nehmen uns nicht ernst", spottete Sandal Tolk. Da begann die Fähre sich von dem Raumschiff des Solaren Imperiums zu entfernen. Die VIVIER BONTAINER nahm sofort die Verfolgung auf und aktivierte den Traktorstrahl. Der Arkonidenraumer hatte keine Chance. Die Strahlen erfaßten die Fähre und zogen sie zum 2,5 km durchmessenden Ultraschlachtschiff.

    "Enterkommando zusammenstellen, Paralysatoren verwenden. Wir wollen keine Toten", befahl Cascal. Sandal Tolk führte das Enterkommando an. Zuerst wurden Kampfroboter vorausgeschickt, die die Schotts aufsprengten und mit Narkosestrahlen schossen. Die Arkoniden jedoch trugen schwere SERUNS, die die Paralysestrahlen absorbieren konnten. Die Kampfroboter vergingen in einem Flammenmeer, als sie das Innere des Schiffes erreichten. Tolk berichtete Cascal von den Widerständen, er schlug vor, nun selbst in das Geschehen einzugreifen, doch der Terraner lehnte ab. Er kommandierte das Einsatzteam wieder zurück und ließ das Schiff wieder per Traktorstrahl herausfahren.

    "Schmitty, nehmen Sie die Fähre ins Visier", sagte er zu Randolf Schmitt, dem Feuerleitchef. Der dicke Euroterraner zappelte auf seinem Sitz hin und her, hatte jedoch das Schiff fest angepeilt.

    "Kanal öffnen. Hören Sie, wenn Sie unbedingt die Helden spielen wollen, muß ich Sie davon unterrichten, daß wir am längeren Hebel sitzen. Falls Sie sich nicht innerhalb von drei Minuten ergeben, puste ich Sie zum Robotregenten!" Cascal meinte es ernst. Seine Stimme klang hart und kompromißlos. Nach zwei Minuten und fünfzig Sekunden erreichte eine Nachricht die VIVIER BONATINER. Es war nur ein Wort "Kapitulation"

    ¤

    Die insgesamt 30 Arkoniden wurden in die Arrestzellen gebracht. Nur der Kommandant des Schiffes wurde direkt in den Bereitschaftsraum geschickt. Dort wollte Joak Cascal ihn verhören. Doch von Thessan sagte nur seinen Namen, seine Dienstkennung und einen FAMUG Spruch auf. Erst als Sandal Tolk die Beherrschung verlor und den Offizier am Kragen packte und kräftig durchschüttelte, begann er einzulenken.

    Wieder Willen gab er das Anflugziel Prothon von Mindros bekannt, nämlich London´s Grave. Timo Zoltan erklärte den Solaren Imperiums Terranern den Hintergrund von Londons Grave und teilte ihnen auch gleich die Koordinaten mit.

    Timo Zoltan stellte erleichtert fest, daß nur fünf Tage vergangen waren, während den paar Stunden in der RZF. Anscheinend litt die Raumzeitfalte unter temporalen Schwankungen oder die Casaro hatten die Zeit auf dem Planeten noch mehr verlangsamt.

    "Wir könnten mit dem Dimesextatriebwerk vor ihnen da sein", überlegte Cascal. "Freund Joak, wir könnten sie aber noch jetzt einholen. Je eher die Geiseln frei sind, desto besser!" schlug Sandal Tolk vor.

    "Also gut. Wir verfolgen die LONDON II. Sie hat nur geringen Vorsprung. Wenn wir Glück haben, entdecken wir die RICO vorher und können uns mit Atlan koordinieren, doch ich denke, er wird jetzt ziemlich versteckt der LONDON II folgen, so daß wir es recht schwer haben werden, ihn zu finden", erklärte Cascal.

    "Und wie sieht die Alternative aus?" wollte Remus Scorbit wissen.

    "Wir gehen ganz legal an Bord der LONDON mit Hilfe des erbeuteten Schiffes. Von dort aus versuchen wir Mindros zu erledigen. Natürlich werden nur Freiwillige für diese Mission genommen"

    Sandal Tolk war der erste, der sich meldete, danach Herrod und auch Timo Zoltan. Nach langem Überlegen meldete sich auch Remus Scorbit. Uthe sah ihn entsetzte an, doch zeigte Verständnis.

    "Dann werde ich auch mitkommen. Einer muß schließlich auf dich aufpassen.", meinte sie schließlich.

    Die VIVIER BONTAINER konnte schnell den Vorsprung der LONDON II einholen, da die LONDON II nicht sonderlich schnell flog. Mindros wollte nicht die RICO verlieren, die sich jedoch immer außerhalb der Ortungsreichweite befand. Cascal sendete codierte Nachrichten aus, die eigentlich nur jemand aus den Zeiten des Solaren Imperiums dechiffrieren konnte, da die Codes aus dieser Zeit stammten und sicherlich nicht mehr verwendet wurden. Nach drei Stunden kam ein ebenso chiffrierter Code wieder zurück. Er beinhaltete den Text "Tempo drosseln, Treffpunkt in zwei Stunden bei folgenden Koordinaten..."

    ¤

    "Atlan, wir empfangen einen seltsamen Code. Könnte ein IRPASA Code sein", informierte Gerine den Unsterblichen, der gerade versucht hatte, zu schlafen. Er konnte es sowieso nicht. Die langsame Verfolgung war nervenaufreibend. Atlan vermutete, daß Mindros ihn irgendwo hinlocken wollte und er mußte das Spiel mitmachen, denn tat er es nicht, schwebten die über 8.000 Lebewesen in höchster Gefahr. Atlan war überrascht einen solchen codierten Funkspruch zu bekommen. Er wußte, daß er nicht von der LONDON sein konnte. Eine kleine Gruppe hatte sich zum Widerstand auf der LONDON bereiterklärt. Wyll Nordment informierte Atlan über deren Aktivitäten. Er sendete eine chiffrierte Hypercommail, die jedoch so getarnt war, daß die Signaturen des Absenders für Energiesignaturen des Versorgungsgenerators gehalten wurden. Es war nicht weiter schwer, die Signaturen dementsprechend zu manipulieren. Eine solche Vorrichtung besaß jeder auf Camelot am Chronometer. Atlan sendete eine Nachricht zurück und bat um Vorsicht, was jedoch von den Leuten mißverstanden wurde und sie sogar leicht eingeschnappt reagierten, zumindest ein Terraner namens HaSi und ein Dscherro namens Vas Vargan. Atlan wußte schon vor der Reise mit der LONDON über diesen Dscherro Bescheid. Er legte damals sein Veto gegen die Generalamnestie ein, doch wie üblich hörte Cistolo Khan nicht auf ihn.

    "Atlan, der Code gehört zu einem Sondercode der IPRASA", berichtete Gerine, die den Funkspruch inzwischen decodiert hatte.

    Hoffentlich hat Mindros den Spruch nicht aufgefangen, meinte der Extrasinn besorgt.

    Ein Sondercode war jedoch ungewöhnlich. Atlan hatte die Sondercodes eigens für die IPRASA eingebracht. Es waren eigentlich alte Codes aus Zeiten des Solaren Imperiums. Da diese, vor allem die Bedeutung der Chiffrierung dieser speziellen Codes, nach über 1400 Jahren mit Sicherheit in Vergessenheit geraten war, hielt Atlan es für klug solche Codierungen zu verwenden. Jedoch nicht jeder in der IPRASA besaß die Kenntnis über diese Art.

    "Was steht in dem Hypercomspruch?" wollte der Unsterbliche schließlich wissen. Gerine laß ihn vor.

    Joak Cascal an Atlan,

    wir haben drei Flüchtlinge der LONDON II gefunden, sind bereit bei der Befreiung mitzuwirken, bitte um Instruktionen.

    Unwillkürlich öffnete sich Atlans Mund und drückte Erstaunen aus.

    Da erlaubt sich jemand einen Scherz, meinte der Extrasinn.

    "Ich muß darüber nachdenken. Es könnte eine Falle sein. Cascal ist seit dem Jahre 3466 alter Zeitrechnung tot" Atlan konnte seine Verwunderung immer noch nicht ablegen. Er ging zurück in seine Kabine. Auf dem Weg dorthin sagte er zu Gerine, daß man 24 Stunden warten würde, bis die RICO eine Antwort schickte.

    ¤

    Die VIVIER BONTAINER steuerte die Koordinaten an, die ihnen die RICO mitgeteilt hatte. Joak Cascal war hoch erfreut, daß sein Trick, einen chiffrierten Code aus Zeiten des Solaren Imperiums zu senden, funktionierte. Nur ein Unsterblicher konnte die Bedeutung des Codes wissen. Es tauchte ein weiterer Kugelraumer aus dem Hyperraum auf, gefolgt von einem etwa 2,8 km langen Raumer mit eigentümlicher Form. Sie erinnerte Cascal an einen Luxusliner auf der Erde.

    "Die TITANIC mit Triebwerken", hörte er sich sagen. Timo Zoltan korrigierte ihn jedoch aufgeregt. "Nein, das ist die LONDON II!"

    "Das verstehe ich nicht, die konnten den Code doch gar nicht kennen", rief Cascal. Er befahl sofort den Schutzschirm hochzufahren, da ereilten bereits die ersten Transformsalven die VIVIER BONTAINER. Der Schutzschirm hielt stand, das Schiff wurde jedoch kräftig durchgeschüttelt.

    Sowohl die LONDON als das andere Kugelschiff, welches Zoltan als die HOAZARIUS identifizierte, schossen mit Transformsalven auf das Ultraschlachtschiff.

    "Schilde bei 50 %, Sir. Paratronstaffel 1 und 2 ausgefallen!" berichtete Herrod.

    "Ausweichmanöver!" brüllte Cascal. Die VIVIER BONTAINER brauste unter den Arkonidenraumer durch, zog einen Bogen und schoß auf die HOZARIUS. Doch auch die Schilde des gegnerischen Schiffes hielten stand. Die LONDON hielt sich weiter zurück, da wurde die HOZARIUS von grünen Flammen eingehüllt.

    "Das kam aber nicht von uns", sagte der Feuerleitoffizier. Die Region wurde sofort abgescannt und die Abtaster zeigten ein Trapezschiff an.

    Auf der HOZARIUS herrschte große Aufregung. Kommandant Erom Mesun versuchte neue Befehle von Prothon von Mindros zu bekommen. Da wurde die HOZARIUS wieder getroffen. "Kommandant, ich registriere einen hohen Tachyonenanstieg", berichtete einer der Offiziere. Dann tauchte das Trapezschiff direkt vor dem Arkonidenraumer auf.

    Es schoß wieder auf die HOZARIUS, welche sich aufzulösen schien, ohne zu explodieren. Nach ein paar Sekunden war die HOZARIUS verschwunden. Es herrschte kurz Stille im Raum, bis Cascal sich wieder gefangen hatte.

    "Okay, wir müssen herausfinden, womit die schießen. Zoltan, konnten Sie etwas merkwürdiges feststellen?"

    Zoltan drückte einige Knöpfe und wartete auf eine Analyse.

    "Wenn Sie schon so fragen, Cascal. Ich habe festgestellt, daß die HOZARIUS einen Tachyonenanstieg von gewaltigem Ausmaß hatte. Anscheinend fand eine Fluktuation zwischen den Tardyonen und Tachyonen statt, die jedoch zu einer Kollabierung der Tachyonen führte und das Schiff praktisch auflösen ließ"

    "Und was haben wir eben herausgefunden?" fragte Cascal etwas verwirrt. Er konnte noch nie viel mit dem wissenschaftlichen Analysen anfangen. Doch Timo Zoltan erklärte weiter.

    "Das Schiff ist quasi in Energie zerfallen. Es kann zu keiner Explosion kommen, da es keine spontane Reaktion ist, sondern die freigesetzte Energie verflüchtigt sich einfach. Überdimensionale Schutzschirme, wie der Paratron, sind zwar in der Lage dies vorerst abzuwehren, doch nach mehrmaligen Beschuß, auch mit konventionellen Waffen, ist eine Verteidigung unmöglich. Diese Wesen scheinen eine kombinierte Tachyonenwaffe zu benutzten, die gekoppelt mit einer konventionellen Waffe ist"

    "Tolk interessiert nur, ob wir die kaputt machen können oder nicht!" sprach der Barbar von Exota Alpha mit dumpfer Stimme.

    Timo Zoltan machte einen abschätzenden Eindruck. "Dazu müßte ich den Schutzschirm der Fremden genau kennen"

    "Na toll...!" Cascal überlegte, ob sie vorerst die Flucht ergreifen sollten. Er bemerkte, wie die LONDON langsam an Fahrt aufnahm. Anscheinend hatte Prothon von Mindros den selben Gedanken.

    "Funken Sie die LONDON an, ob wir uns alliieren wollen", entschloß sich Cascal letztendlich. Mit geballten Kräften konnte man vielleicht die Fremden bezwingen. Kurz danach erschien das Hologramm eines fremden Wesens. Die Antwort der LONDON blieb aus. Cascal konnte das Wesen als einen der Fremden identifizieren.

    "Ich bin Zhjlk! Ich bin der Vertreter meines Volkes, der Casaro" Zumindest hatte man nun einen Namen für die Kreaturen.

    Cascal nahm etwas Haltung an. Er hoffte, nun doch mit den Wesen reden zu können.

    "Meine Name ist...!"

    "Uns bekannt", unterbrach der Casaro, "Wir haben dich und deine Leute lange genug studiert, Terraner. Ihr seid unwürdiges Leben"

    "Warum nimmst du dann noch Funkkontakt mit uns auf?" fragte Cascal herausfordernd.

    "Damit ihr wißt, wer euer Schicksal besiegelt hat. Ihr habt es nicht nur gewagt, zu fliehen, sondern habt einen ganzen Planeten zerstört. Dafür werdet ihr eure Strafe entgegennehmen. Die Casaro sind die höchste Lebensform im Universum. Niemand wagt es uns zu trotzen"

    Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Cascal angefangen zu lachen. Wie oft hatte er das schon gehört. Anscheinend bestand das Universum nur aus selbstgefälligen, arroganten Völkern. Trotzdem wußte er um die Überlegenheit der Casaro. Er sah kurz zu Timo Zoltan, der anscheinend das Casaroschiff abscannte und versuchte ihre Technik zu studieren.

    "Hören Sie zu...Casaro...!" Es war Cascal schwer möglich den Namen des Casaro auszusprechen.

    "Wir sind doch alle erwachsen und hochentwickelte Kulturen. Gibt es denn keine Möglichkeit, daß wir uns friedlich einigen?"

    Der Casaro blickte Cascal mißtrauisch an und zuckte mit den Tentakeln. Wieder atmete er schwer, ein schlangenähnliches Zischen war auch auf der BONTAINER zu vernehmen.

    "Können wir uns nicht einfach alle Mann bei einer Runde Bier und Poker hinsetzen und über alles reden?"

    "Es gibt nur noch eines, was ihr tun könnt", stellte der Casaro fest. Cascal sah ihn fragend an.

    "Kämpft gut, damit wir unsere Befriedigung haben, bevor ihr sterbt"

    Zhjlk beendete die Verbindung. Cascal machte einen entmutigten Eindruck. Selten hatte er ein so uneinsichtiges Volk getroffen. Sie schienen das Leben nicht zu achten und maßlos von sich selbst überzeugt zu sein. Perry Rhodan vertrat zwar immer die Meinung, man könne sich mit jedem Intelligenzwesen friedlich auseinandersetzen, doch die Casaro waren anscheinend eine Ausnahme.

    ¤

    Prothon von Mindros saß im Kommandantensessel und beobachtete die Konversation zwischen diesem Casaro und dem Terraner, da der Casaro auch als Hologramm auf der LONDON II erschien. Den anfänglichen Schock über den Verlust der HOZARIUS hatte er inzwischen überwunden. Mit Erleichtern stellte er fest, daß die Casaro nicht auf Seiten der Terraner standen.

    Mindros hatte vor knapp 5 Stunden einen seltsamen Funkspruch aufgefangen, der mit einem IPRASA Code chiffriert war. Während seiner Zeit im Geheimdienst hatte er einige Codes entschlüsseln können, so auch diesen. Er vermutete, daß Atlan erst abwarten würde, so sendete er über einen separaten Kanal der VIVIER BONTAINER eine Antwort. Der Hypercomspruch würde, wenn überhaupt, nur verstümmelt von der RICO abgefangen werden, so erhoffte er sich Zeit. Die BONTAINER ging auch in die Falle. Er war zuerst überrascht, daß die IPRASA oder Cameloter über ein so großes Schiff verfügten. Doch anscheinend waren die Paratronschirme und Transformwaffen nicht so perfektioniert, wie bei den normalen Schiffen. Mindros beschloß den Terranern nicht zu helfen und seinen Weg nach London´s Grave weiterzufliegen. Im Optimalfall zerstörten sich beide Schiffe gegenseitig. Dann lief es zu einem Duell zwischen der RICO und LONDON heraus. Mindros freute sich jetzt schon auf diesen Kampf. Die LONDON verließ den Sektor und ließ die VIVIER BONTAINER alleine gegen das Casaroschiff zurück.

    ¤

    Cascal berief eine Sonderbesprechung ein. Timo Zoltan hatte anscheinend einige Erkenntnisse über die Technologie der Casaro bekommen.

    "Meine Vermutung über ihr Waffensystem hat sich bestätigt. Ich will mal ihre Hauptwaffe, Tachyonengeschütz nennen. Ich denke, ich brauche nicht noch einmal zu erklären, wie sie funktioniert"

    Cascal und die anderen nickten nur.

    "Ihr Schutzschirm funktioniert ähnlich wie ihr Waffensystem. Ein Tachyonen-Initialfeld läßt die auftreffenden Teilchen der gegnerischen Waffe kollabieren und somit wirkungslos verpuffen"

    "Also können wir weder mit Impuls-, Transform-, oder sonstigen Waffen an sie herankommen?" stellte Cascal bitter fest.

    Timo Zoltan bestätigte. "Doch es gibt eine Möglichkeit. Durch Überlastung könnten wir den Schirm überwinden"

    Cascal wurde hellhörig. Inzwischen summte der Alarm auf. Das Trapezschiff ging auf Angriffskurs. Die Beteiligten rannten wieder in die Kommandozentrale.

    "Ausweichmanöver. Wir müssen mehr Zeit gewinnen", rief Joak Cascal. Er sah zu Zoltan hoch. "Wie können wir den Schutzschirm knacken?"

    "Wir könnten einige Transformraketen abschießen, doch wir modulieren jede Rakete um, so daß sie eine geballte Ladung von Tachyonenstrahlen enthält. Ebenso modulieren wir unsere Impulswaffen um, so daß sie mit Tachyonenstrahlen schießen. So könnten wir eine Überlastung an Tachyonen erzeugen, welches den Schutzschirm zusammenbrechen läßt!"

    "Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun. An die Arbeit", befahl Cascal. Timo Zoltan modulierte zuerst die Impulskanonen um und präparierte die Transformraketen. Der ganze Vorgang dauerte seine Zeit. Die VIVIER BONTAINER zeigte einige gewagte Manöver und ging sogar auf Lichtgeschwindigkeit, um mehr Zeit zu bekommen. Sie konnte jedoch nicht die Casaro abschütteln. Die BONTAINER schlug den selben Kurs, wie die LONDON II ein, um sie nicht zu verlieren. Nachdem die Schiffe etwa 25.000 Lichtjahre zurückgelegt hatten, stoppten alle drei Schiffe. Die LONDON II hielt jedoch gebührend Abstand zu den Schiffen und spielte die Rolle eines Beobachters. Das Casaroschiff beschoß sofort die VIVIER BONTAINER.

    Die Schilde begannen langsam zusammenzubrechen.

    "Okay, jetzt oder nie. Transformraketen abfeuern, Tachyonenkanonen feuern!" kommandierte Joak Cascal. Der Schweiß lief ihm von der Stirn. Etwa 300 umfunktionierte Transformraketen, die voller Tachyonenstrahlung waren, wurden auf das Casaroschiff abgefeuert. Dazu feuerten die ummodulierten Impulsgeschütze auf das Trapezschiff. Es kam, wie Timo Zoltan es vermutete, der Schutzschirm der Casaro kollabierte! Der Schutzschirm erlosch.

    "Feuer!" rief Cascal, doch das Casaroschiff kam ihm zuvor. Mit konventionellen Waffen brachte es den Schutzschirm der BONTAINER zum zusammenbrechen. Dann schoß es noch einmal und traf den Ringwulst des Ultraschlachtschiffes. Eine riesige Explosion umhüllte die VIVIER BONTAINER. Überall explodierte etwas. Erst dann kam das terranische Schiff zum Feuern. Eine Transformsalve schlug im Casaroschiff ein, es blähte sich auf und verging in einem gewaltigen Flammenmeer. Die Druckwellen erreichten die VIVIER BONTAINER und verschlimmerten den Zustand des Schiffes.

    "Sir, unsere Triebwerksgeneratoren implodieren. Sie werden das Schiff in Stücke reißen!" kam die Meldung aus dem Maschinenraum.

    Cascal mußte nicht lange überlegen, es gab nur eine Möglichkeit.

    "Wir evakuieren das Schiff!"

    ¤

     

    Prothon von Mindros fühlte große Genugtuung. Das fremde Schiff war zerstört und das terranische Schiff war schwer beschädigt. Auch die Meldung von Orbton Zeronat über einen nicht identifizierbaren Energieanstieg an Bord der LONDON II konnte seine Freude nicht trüben. Er meinte, Hermon solle sich damit befassen. Er ließ die LONDON II zum terranischen Raumer fliegen und beobachtete, wie bereits drei Kapseln das Schiff verlassen hatten. Dann feuerte er auf die VIVIER BONTAINER. Es reichten zwei Schüsse, dann zerberstete das 2,5 km große Schiff.

    "Was sollen wir mit den Kapseln machen, Mascant?" fragte Hermon.

    "Zwei zerstören. Erfragt vorher, wo der Kommandant ist, falls er es rechtzeitig geschafft hat. Ihn möchte ich lebend. Die anderen können sterben", erklärte der Admiral der Kristallflotte. Joak Cascal war tatsächlich in einer Kapsel mit etwa 50 anderen Crewmitgliedern der BONTAINER. Die anderen beiden Space-Jets wurden einfach abgeschossen. Cascal, Sandal Tolk, Timo Zoltan, die Scorbits, Herrod und die anderen wurden in separate Zellen gebracht, wo sie Mascant Mindros später verhören wollte.

     

    ¤

    Die RICO kam zu spät. Zu lange hatten sie gebraucht, um den unvollständigen Funkspruch zu analysieren und den Sinn zu erkennen. Atlan machte sich große Vorwürfe. Er wußte nicht, ob es tatsächlich Joak Cascal war und was aus ihm geworden war. An dem vermeintlichen Treffpunkt war niemand.

    Sehr seltsam. Vielleicht eine Falle von Prothon von Mindros? fragte der Extrasinn

    Ich weiß nicht, warum schickt er dann noch ein Funkspruch los, zudem verstümmelt?

    Um sicherzugehen, daß du bei den Koordinaten auftauchst, antworte Atlans innere Stimme.

    Warum ist die LONDON nicht hier?

    Schweigen.

    "Wir können hier nicht auf irgend etwas warten. Fliegen wir weiter nach London´s Grave. Wenn wir Glück haben, finden wir die LONDON bevor sie das System erreicht hat", sagte Atlan zur Brückencrew.

    Er bedauerte, daß der Funkkontakt zu den Widerständlern an Bord der LONDON II abgebrochen war. Er hoffte, sie machten keine Dummheiten, doch er mußte ihnen letztlich einfach vertrauen. Das GILGAMESCH – Modul ging auf hohem Überlichtfaktor, um den Abstand zur LONDON zu verringern.

  9. Kapitel: Der Verrat
 

"Dieser Atlan hat nicht mehr geantwortet. Also müssen wir alleine handeln!" meinte Vas Vargan laut. Er sprach mit HaSi und Gwenhwyfar. Die Arkonidin war enttäuscht über das Ausbleiben der Antwort von Atlan, doch sie verteidigte ihn vor den anderen. Sie schwärmte sehr von Atlan und hoffte, ihm irgendwann persönlich gegenüberzustehen.

"Ich schlage vor, wir beginnen mit den Sabotageanschlägen. Wir programmieren einige Servierdroiden um, die zuerst am Wettersystem herumspielen, dann versuchen wir die Codes für die Schutzschirme zu bekommen, sichern ein Transmitter, öffnen eine Strukturlücke und holen Atlans Leute herein", erklärte HaSi.

"Du dummer Terraner hast dabei aber vergessen, daß der Kontakt zur RICO wieder abgebrochen ist. Wir stehen also wieder allein. Ich schlage vor, wir bringen Waffen in unseren Besitz und killen die Arkonidenratten", grollte der Dscherro.

"Sehr taktvoll!" meinte Gwenhwyfar und strafte den Dscherro mit einem bösen Blick, was ihn jedoch wenig störte.

"Vielleicht können wir euch weiterhelfen", hörten sie eine krächzende Stimme hinter sich. Sie gehörte zu Hajun Jenmuhs. Der kleine und fette Arkonide schien Mühe zu haben, sich fortzubewegen. Er machte einen kranken und schlaffen Eindruck.

"Wie...wie....?" stammelte HaSi völlig irritiert.

"Wie wir herausbekommen haben, daß er und die anderen eine Verschwörung planen? Wir haben unsere Mittel"

"Das Schwein hat uns belauscht. Töten wir ihn, damit er nichts ausplaudern kann", schlug Vas Vargan vor.

Jenmuhs sah zu dem klobigen Gehörnte hoch. Theatralisch sank er auf die Knie.

"Bitte, tue er sich keinen Zwang an. Der Tod ist immer noch besser als dieses elendliche Dasein", sagte Jenmuhs mit weinerlicher Stimme.

HaSi und Gwenhwyfar bekamen Mitleid mit dem kleinen Arkoniden, der anfing zu weinen.

"Wir wollten nur unsere Hilfe anbieten. Wir wollen wieder Heim. Wir würden alles dafür tun", schrie Hajun Jenmuhs. Ein Weinkrampf kam über ihn. Er platschte auf den Boden und schluchzte. Der Dscherro zeigte sich wenig beeindruckt, doch HaSi und Gwenhwyfar halfen Jenmuhs wieder auf die Beine und setzten ihn auf einen Stuhl. Gwenhwyfar legte ihren Arm um seine Schulter und versuchte den Dicken zu trösten.

"Es ist ja alles wieder gut", sagte sie ruhig.

"Sagt uns, wie wir euch helfen können?"

HaSi und Gwenhwyfar sprachen sich dafür aus, dem Arkoniden zu vertrauen. Er war wirklich am Ende und bereit zu helfen. Vas Vargan war dagegen und schlug vor, Wyll Nordment erst einmal zu befragen. Hajun Jenmuhs schien Angst vor Nordment zu haben. Er schrie laut auf und winselte vor Angst. HaSi entschied sich, Nordment erst später Bescheid zu geben. Außerdem riet Nordment weiter zum Nichtstun, doch die drei wollten heute Nacht ihre erste Aktion starten. Jenmuhs sollte dabei helfen.

¤

15. Januar 1291 NGZ

"Es schneit"

"Wie bitte?"

"Es schneit!"

"Hast du etwas eingenommen, Orbton?"

"Nein! Es schneit, Mascant!" wiederholte Zeronat seine Meldung. Prothon von Mindros fühlte sich auf den Arm genommen, doch als er aus seinem Kabinenfenster auf das Deck blickte, sah er, daß Zeronat recht hatte. Die gesamten Decks waren mit Schnee bedeckt, Eiszapfen hingen überall. Es war bitter kalt an Bord der LONDON. Mindros warf dem Offizier einen fragenden Blick zu. "Mascant, jemand hat die Wetteranlage sabotiert, die dieser Shorne einbauen ließ, um weiße Weihnachten zu haben. Der Syntron reagiert nicht und senkt stetig die Temperaturen. Aus den Ventilen oben an der Kuppel kommt Kunstschnee heraus. Wir müssen ihn erst einmal reparieren. Bis dahin wird es winterlich an Bord bleiben", erklärte Zeronat und bewegte sich hin und her, damit ihm nicht kalt wurde. Mindros zog sich an und inspizierte die Decks. Die Kälte machte ihm wenig aus, mehr die Tatsache, daß man Saboteure an Bord hatte. Er überlegte lange, wie man die Saboteure finden konnte. Es war schwer unter den 8.000 Passagieren die Stecknadel zu finden. Mindros erhöhte die Alarmbereitschaft und hoffte, daß die Saboteure einen Fehler begingen, bevor er drakonische Maßnahmen ergreifen würde. Mindros kam jedoch eine Idee, wie man die Sabotage ausnutzen konnte.

"Zeronat. Einige der Passagiere sollen draußen verweilen. Wenn diese Saboteure meinen, uns damit zu schaden, haben sie sich ins eigene Fleisch geschnitten"

¤

"Es schneit, es schneit, es schneit!" schrie Karl-Adolf Braunhauer, wie von Sinnen. Er lief mit schmerzverzerrten Gesicht umher und deutete auf die weiße Pracht, die auf den Außendecks lag. Ottilie Braunhauer versuchte ihren Mann vergeblich zu beruhigen. Er faßte sich an die Brust und stöhnte laut.

"Ich habe dir gesagt, daß ich nicht mehr weitermachen wollte. Aber du wolltest ja. Sieh doch, es schneit, es schneit!" wiederholte sich der Mann.

Traros Polat, der den Braunhauers nicht entgehen konnte, seitdem er wieder auf dem A-Deck war, sah den alten Mann verachtend an. Polat war, wie eigentlich alle Haluter, von friedlicher Natur, doch dieses Ehepaar reizte ihn enorm. Er verspürte schon oft die Ansätze zu einer Drangwäsche. Letztendlich konnte er jedoch nichts tun. In seinem Kopf war ein Implantat, welches sofort einen Todesimpuls sendete, sobald er einen Angriff auf die Arkoniden startete. Er war zum Nichtstun verdammt und mußte bei diesem seltsamen Ehepaar verweilen, welches ihm auf Schritt und Tritt folgte. Schon etliche Dienste hatte er für die beiden getan, was er seiner Gutmütigkeit zuschrieb.

"Es schneit. Polat, du mußt rausgehen und schneeschieben. Sofort!" sagte Braunhauer in einem Befehlston.

"Ich glaube, die Arkoniden werden etwas dagegen haben", meinte der Haluter sachlich. Braunhauer faßte sich wieder an die Brust und verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse.

"Laß dir doch mal etwas sagen, Junge! Geh jetzt hinaus und schiebe Schnee. Ich kann das nicht mehr, ich bin zu alt"

"Sie sollten zum Arzt gehen, ich fürchte um ihren physischen und psychischen Zustand", entgegnete der Haluter. Er machte keine Anstalten den schwachsinnigen Wunsch des alten Mannes nachzukommen.

"Nun kannst du doch mal schneeschieben gehen. Vatichen ist nun einmal zu alt. Daraus kann man ihm ja keinen Vorwurf machen. Wir sind beide alt. Früher ging das alles noch besser, aber heute. Wir sind ja so alt"

Der Haluter schrie laut auf. Er konnte das Gefasel der Frau nicht mehr ertragen.

"Seien Sie endlich ruhig!"

"Aber...!"

"Ruhe. Halten sie die Klappe. Klappe halten! Klappe halten!!!" brüllte der Haluter laut und schlug mit der Faust auf einen Tisch, der zerbrach. Er sah die Braunhauers böse an. Seine Geduld war am Ende, doch Ottilie Braunhauer lachte nur. Sie lachte! Sie lachte den Haluter aus!

"Du bist mir ja einer", sagte sie lachend.

"Du bist viel zu grantig und zu nervös. Nimm doch mal ein paar Tabletten" Zum ersten Mal überlegte Polat, ob es nicht besser sei, einfach einen Arkoniden anzugreifen, damit das Implantat ausgelöst wurde. Der Tod war wenigstens ruhiger als das Leben mit den Braunhauers.

¤

Am nächsten Tag fielen für kurz Zeit die Waffensysteme und Antigravs aus. Das kostete einen Arkoniden das Leben, der etwa 20 Stockwerke in die Tiefe stürzte. Prothon von Mindros war über diesen Sabotageakt aufgebracht. Er ließ über die Bordlautsprecher verkünden, daß die Widerständler sich ergeben sollten, da er ansonsten Passagiere hinrichten ließ.

Wyll Nordment kam wütend in die Kabine A-56, in der HaSi, Vas Vargan, Hajun Jenmuhs und Gwenhwyfar saßen. Sie machten alle einen betrübten Eindruck.

"Du hast recht, wir haben übertrieben. Es tut uns leid", begann die Arkonidin, bevor Nordment überhaupt etwas sagen konnte. Er wurde von Michael Shorne und Rosan begleitet. Rosan spürte die Blicke von Jenmuhs. Er schien Gefallen an der hübschen Halbarkonidin gefunden zu haben. Nordment war nicht sonderlich begeistert über die Mitarbeit Jenmuhs gewesen. Ihn wunderte es nur, daß Attakus Orbanashol sich nicht auf die Seite seines Freundes schlug. Die Ablehnung gegenüber den Terranern schien in dem Arkoniden noch größer zu sein, als der Drang nach Freiheit.

"Warum entschuldigst du dich? Vas Vargan und Jenmuhs waren doch für den Tod des Arkoniden verantwortlich. Wir wollten nur die Waffensysteme sabotieren", erklärte HaSi. Vargan und Jenmuhs machten keinen bedauernden Eindruck. Im Gegenteil, sie schienen stolz auf ihre Tat zu sein.

"Nur ein toter Arkonide, ist ein guter Arkonide. Wenn wir weiter so machen, radieren wir sie alle aus!" brüllte der Dscherro.

"Nur vorher werden alle Geiseln hingerichtet sein, du dummer Dscherro!" herrschte Rosan ihn an.

"Koscha!" schrie der Dscherro und zog einen Dolch. Er war im Begriff auf Rosan loszugehen. Wyll Nordment stellte sich dazwischen. "Wage es nicht, verstanden?"

Gwenhwyfar und HaSi beruhigten Vas Vargan wieder. Er schnaubte eine Weile wie ein wilder Stier, konnte sich aber eines besseren besinnen.

"Die Frage ist doch, wie wir jetzt vorgehen? Ihr müßt euch ausliefern, damit den anderen nichts passiert. Mein Image ist schon angekratzt genug. Ich will keine Massenhinrichtung", sprach Shorne ernst.

"Das ist nicht nötig", krächzte Hajun Jenmuhs und grinste über beide Backen. In dem Moment tauchten etwa 10 Arkoniden auf und zielten mit den Waffen auf die Leute in der Kabine. Hinter den Soldaten näherte sich Prothon von Mindros. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. "Wyll Nordment wieder. Du wirst zu einer ernsten Belastung", sagte er kühl. Er sah zu Hajun Jenmuhs, der vor Freude kicherte. "Euch sei mein Dank gewiß. Ich danke euch, für die Information. Zum Dank werdet ihr freigelassen und als Aufseher über die Gefangenen fungieren. Euer Okrill dient ja sehr gut als Wachhund"

Die anderen konnten nicht glauben, daß Hajun Jenmuhs sie verraten hatte. HaSi und Gwenhwyfar waren nach dem Auftritt des Arkoniden fest von seinen guten Absichten überzeugt. Er hatte sie alle hereingelegt. Wyll Nordment machte eine Geste, die ausdrückte, daß er so etwas erwartet hatte.

"Eine Bitte hätten wir noch", fing Hajun Jenmuhs zaghaft an. "Es geht um Rosan Nordment, ehemalige Orbanashol. Wir begehren sie als Weibe"

"Du spinnst wohl!" rief Rosan entsetzt. Instinktiv suchte sie nach Wylls Hand. Mindros konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Gut, so sei es! Sie ist euer", sprach der Arkonide zu seinem Artgenossen. Jenmuhs lachte diabolisch. Er packte Rosan, doch sie zog sich los. Wyll griff den dicken Arkoniden an, doch die Wachen hielten ihn unsanft zurück.

"Überlege es dir. Ich werde euch nur inhaftieren, da ich euch vielleicht für spätere Zwecke gebrauchen könnte. Es wäre schade, dich gleich zu töten", sagte Mindros zu dem Cameloter. Rosan wurde in Hajun Jenmuhs Quartier gebracht, gefolgt von dem fetten Arkoniden. Die anderen wurden in den Inhaftierungsblock zu Cascal und den anderen gebracht. Die Überraschung auf Seiten Nordments war groß, denn auch er hatte von Joak Cascal gehört. Der Terraner aus dem 35. Jahrhundert berichtete von seinen Abenteuern und wie er auf Zoltan und die Scorbits traf. Er war ziemlich frustriert wegen dem Verlust seines Schiffes und weiterer 450 Männer und Frauen. Im Inneren brodelte er sogar vor Wut und Haß gegen Prothon von Mindros, der die 450 wehrlosen Besatzungsmitglieder einfach in ihren Space-Jets abschießen ließ.

"Mindros hat uns bis jetzt nicht einmal verhört. Er scheint uns für später aufzubewahren", meinte Cascal bitter.

"So gehen die Arkoniden immer vor. Sie lassen die Gefangenen eine Weile schmoren, bevor sie verhört werden", meinte Wyll Nordment, dann setzte er sich stumm auf seine Pritsche und dachte an Rosan...

¤

Hajun Jenmuhs spielte sich sofort auf. Er ließ den Geiseln verkünden, daß er nun für die Bewachung zuständig sei und mit aller Härte vorging. Obwohl die Wetteranlage wieder repariert war, ließ er es weiter kalt bleiben. Die Gefangenen sollten seiner Meinung nach beschäftigt werden. Er ließ sie tatsächlich in der Kälte den Kunstschnee wegschaufeln. Wer nicht spurte, dem wurde gedroht, dem Okrill zum Fraß vorgeworfen zu werden.

Prothon von Mindros war von Hajun Jenmuhs Vorgehensweise beeindruckt. Er meinte zu Zeronat und Hermon, daß Jenmuhs einen richtigen Aufsäher abgab, der er keinerlei Skrupel kannte.

Attakus Orbanashol wurde von Hajun Jenmuhs ebenfalls mit Sonderrechten ausgestattet. Jenmuhs riegelte den A-Kabinentrackt ab, damit er ungestört dort verweilen konnte. Orbanashol war zunächst wenig begeistert von der Tatsache, daß Jenmuhs sich Rosan bemächtigt hatte, doch ihm blieb keine andere Wahl, als sich damit abzufinden, da Jenmuhs am längeren Hebel saß. Rosan bat ihren Cousin um Hilfe, doch er lehnte arrogant ab. Er gönnte sogar Rosan das Schicksal, die Geliebte eines so abstoßenden Arkoniden zu werden.

Jenmuhs watschelte auf dem Deck entlang, an einer Leine hielt er den Okrill, oder der Okrill hielt vielmehr den dicken Arkoniden. Neben ihm wanderten vier Naats, die als Leibwächter dienten. Die arkonidischen Soldaten begegneten Jenmuhs jedoch mit weniger Respekt, da er für sie nur Zivilist war. Doch Mindros legte klar fest, daß Jenmuhs nun ein vollwertiges Mitglied der Operation war. Ein alter Mann ging auf ihn zu. Er war gebrechlich und nicht mehr in der Lage die Sklavenarbeit zu verrichten.

"Bitte, Hajun Jenmuhs. Habe Erbarmen. Ich kann wirklich nicht mehr arbeiten. Ich habe Herzprobleme und mein Arzt hat mir schwere Arbeit verboten", erklärte der alte Terraner mit heiserer Stimme. Der fette Arkonide sah ihn verächtlich an.

"Wer nicht arbeitet, bekommt kein Essen!"

"Aber...!"

"Keine Widerrede, alter Mann. Er kommt mir noch ziemlich gesund vor", meinte Jenmuhs.

"Aber ich bin alt und krank", werhte sich der Terraner.

"Hypochonder! Wir machen einen Test. Er kann sicher noch schnell laufen. Sieht er dort die Tür zum Korridort. Laufe er darauf zu. Los!"

Der alte Mann begann loszurennen. Jeder Schritt fiel ihm schwer. Er prustete und bekam Atembeschwerden. Jenmuhs gab seinem Okrill den Befehl hinter dem Mann hinterherzurennen. Das Ungetüm lief brüllend auf den alten Mann zu, der versuchte schneller zu laufen, doch er stolperte und fiel zu Boden. Der Okrill trampelte über ihn herüber und blieb bei dem Eingang stehen. Er Mann war tot.

"Oh, dann war er doch krank. Zu schade...!" amüsierte sich Jenmuhs.

Es war nun für ihn die Zeit gekommen, sich seinem neuen Spielzeug zu widmen.

¤

Rosan zitterte am ganzen Körper, als die schweißigen Hände des feisten Hajun Jenmuhs sie berührten. Er zwang sie, ein weißes Kleid aus Seide zu tragen und sich auf das Bett zu legen. Neben dem Schlafzimmer wachte der Okrill.

Jenmuhs legte sich neben Rosan und verlangte von ihr, ihn am Doppelkinn zu kraulen.

"Laßt uns ihr Kätzchen sein", murmelte er zu ihr. Rosan fiel plötzlich wieder Loo ein. Niemand kümmerte sich um ihn. Sie bat Jenmuhs, den Kater zu ihr zu bringen. Widerwillig akzeptierte er und ließ den Kater von einem seiner Diener bringen, die Mindros ebenfalls wieder freigelassen hatte.

Loo kuschelte sich sofort an sein Frauchen und schnurrte. Jenmuhs bekam Hunger und ließ sich Fisch bringen. Unappetitlich stopfte er das Essen in sich hinein. Er stank aus dem Mund. Der Geruch widerte Rosan an. Er fing wieder an sie anzufassen. Er betatschte ihre Brüste und fuhr mit der Hand weiter herunter über den Bauchnabel bis zu ihren Genitalien. Rosan zuckte zusammen. Speichel floß aus Jenmuhs Mundwinkeln und er setzte seine Lippen auf ihren Hals. Rosan gab ein Laut des Ekels von sich. Loo spürte anscheinend, daß sein Frauchen sich unwohl fühlte. Er fauchte und kratzte Jenmuhs.

"Du Mistvieh!" schrie der dicke Arkonide wütend. Er packte das niedliche Tier am Rücken und warf es in die Ecke.

"Nein!" schrie Rosan laut und schubste Jenmuhs weg, um sich um ihre Katze zu kümmern. Hajun verdrehte die Augen und pfiff zwei Wachen zu sich. Sie packten Rosan und warfen sie wieder aufs Bett. Anschließend schnappten sie sich Loo und brachten ihn in das Nachbarzimmer, dort wo der Okrill hauste. Jenmuhs stand auf und watschelte zum Okrill. Er gab dem "Haustier" einen Befehl und es stürzte sich auf den Kater. Bevor Loo miauen konnte, war er in zwei Stücke gebissen. Jenmuhs amüsierte sich köstlich über den Vorfall. Dann wandte er sich Rosan zu, die weinend auf dem Bett lag und zitterte.

"Wachen, laßt uns allein", befahl der Dicke Arkonide. Er zog sich seine Montur vom Körper, bis er nackt vor ihr stand. Rosan überkam ein Brechgefühl. Sie versuchte aufzustehen, doch Jenmuhs stürzte sich auf sie.

¤

 

Er war arkonidischer Gefreiter und stolz bei dieser Operation dabei zu sein. Er war noch jung und sein Kopf voller Pflicht. Er hatte den Auftrag bei den Versorgungs- und Energiegeneratoren Wache zu halten. Stur marschierte er auf und ab. Er konnte es kaum erwarten, bis die Operation zuende war und Prothon von Mindros dem Imperator Atlans Kopf präsentierte. Er hörte ein Geräusch und ein Zischen. Schnell zog er seine Waffe.

"Ist da jemand? Sofort herauskommen!"

Keine Antwort...

Das Licht begann zu flackern und ein paar Sicherungen sprangen aus den Generatoren. Er aktivierte seine Lampe und suchten in den Ecken und Nischen des Raums nach den Saboteuren. Zu spät kam er auf die Idee nach Hilfe zu funken. Vor ihm bäumte sich ein etwa 2 m großes schlangenähnliches Wesen auf. Es besaß vier Augen und zwei Mäuler. Vier Tentakel schlängelten sich um den Arkoniden. Sie preßten seinen Körper an den des Casaro. Die fünf Zentimeter dicken Stacheln bohrten sich in sein Fleisch. Nun war er tot...

Aus allen Ecken strömten weitere Casaro. Zhjlk koordinierte den Angriff. Mit Hilfe eines Transporters hatten sie sich rechtzeitig retten können. Im Gegensatz zu den Galaktikern konnten sie sich an jeden beliebigen Ort transmittieren, ohne eine Gegenstation zu benötigen. Zhjlk und die anderen Casaro waren auf Rache aus. Sie zerstörten den Energiegenerator und die Beleuchtung fiel aus. Damit war ihr erster Plan geschafft, nun begann das gnadenlose Kämpfen.

¤

Jenmuhs lag auf dem Rücken und schnarchte laut. Zweifelsohne hatte er sich übernommen. Rosan fühlte sich dreckig und benutzt. Sie weinte immer noch und konnte sich auch nicht beruhigen. Da fiel die Beleuchtung aus. Jenmuhs schien dies nicht mehr zu bemerken. Rosan schlich aus dem Bett, stieß dabei an eine Kommode. Ein Spiegel fiel herunter und zersplitterte. Rosan nahm einen großen Splitter heraus, der als Waffe diente. Sie sah zu Jenmuhs herüber. Wie leicht konnte sie ihn jetzt töten. Ein gezielter Stich in seinen fetten Hals und sie hatte sich für den Tod ihres Tieres und für ihre Vergewaltigung gerächt. Sie ging zu ihm, bis sie direkt vor ihm stand.

Sie setzte die Spitze an seinen Hals, doch schaffte es nicht zuzudrücken. Sie war kein Mörder. Sie konnte nicht auf das selbe Niveau wie Jenmuhs sinken. Sie setzte die Spitze wieder ab. Der Okrill nieste laut und Jenmuhs schreckte hoch. Er erblickte den Splitter.

"Was soll das, du elendliche Schlampe!" Er schlug sie. Dann warf er sich auf sie und rang mit ihr. Rosan schrie, er solle sie in Ruhe lassen, doch er hörte nicht.

Dann ergriff sie den Splitter und rammte ihn in das Hinterteil von Jenmuhs. Er quiekte laut auf und kugelte sich zur Seite. Rosan rannte los. So schnell es ihr möglich war, rannte sie auf den Korridor und von dort auf das Deck. Es war immer noch eisig kalt. Erstaunlicherweise entdeckte sie keine Wache. Die Arkoniden mußten mit etwas anderem beschäftigt sein. Überall war die Beleuchtung ausgefallen. Nur auf der Kommandobrücke sorgte ein Notstromaggregat für Licht. Rosan begann zu frieren, da sie nur mit einem Nachthemd bekleidet war. Sie versuchte wieder in einen Korridor zu gelangen, als sie eine Explosion hellhörig werden ließ. Sie hörte Schüsse und Schreie. Als sie auf das C-Deck wollte, kamen ihr einige Arkoniden entgegen. Einem Soldaten fehlte ein Arm. Rosan hob die Hände, doch alle rannten an ihr vorbei. Niemand schien sie zu beachten. Dann sah sie den Grund...

Fortsetzung folgt...

Panik bricht auf der LONDON aus, da einige Casaro die Zerstörung ihres Schiffes überlebt haben. Wie es weitergeht, könnt Ihr selbst bestimmen, da wieder fünf Möglichkeiten gegeben werden. Bis zum 26. Januar 1999 habt Ihr Zeit abzustimmen. Am 7. Februar erscheint dann der vierte und vorletzte Teil der Interaktiven Story.

Wie soll es weitergehen?
  1. Die Casaro zünden eine Bombe auf der LONDON und nur wenige können dem Massaker entkommen.
  2. Die Casaro versuchen die LONDON II zu übernehmen und duellieren sich mit der RICO
  3. Die Casaro liefern sich mit den Arkoniden einen heftigen Kampf, als die RICO erscheint und das Blatt wendet.
  4. Die Casaro liefern sich mit den Arkoniden und Galaktikern an Bord einen heftigen Kampf, als die RICO auftaucht, sich mit Mindros zusammentut und die Casaro besiegt.
  5. Die Casaro können die Kälte nicht ab, erkälten sich und sterben.
 
In diesem Teil wurden folgende Leser eingeschrieben:
Jens-Uwe Muus als Hajun Jenmuhs
Christoph Boeckmann als Remus Scorbit
Timo Zimmer als Timo Zoltan
Harald Sill als HaSi
Susanne Schmidt als Gwenhwyfar
Markus Wolf als Vas Vargan
Jens Hirseland als Traros Polat
___________________________________________________________________________________________
Perry Rhodan ist ein eingetragenes Markenzeichen. Alle Rechte liegen bei der Verlagsunion Pabel Möwig KG in Rastatt.
Die Interaktive Story des PROC dient nicht kommerziellen Absichten und ist ein Fanwerk, welches den Zweck hat den Fans Freude zu bereiten.
Verwendete Bilder von Schauspielern dienen reinen Fanzwecken und besagen nur, daß sie für die jeweilige Rolle am besten geeignet wären-
Die Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Menschen ist, abgesehen von denen auf der Passagierliste, rein zufällig und unbeabsichtig!
PROC Logo: Lars Weinand
Innenillustrationen: Andreas Roch und Stefan Lechner
Technischer Berater: Sebastian Schäfer
Story von Nils Hirseland
© PROC 1999
___________________________________________________________________________________________