ie sind
weg. Der Strangeness-Absorber hat seine Wirkung nicht verfehlt«, sagte der Pararealist
zufrieden.
Perry Rhodan war immer noch, als befände er sich in einem Traum. Noch
vor ein paar Minuten kauerte er zusammen mit dem Somer Sam, dem Saggittonen Aurec und der
Terranerin Shel Norkat hinter einem Bücheregal in der großen Bibliothek New Yorks.
Dann erschien auf einmal Sato Ambush, wie aus dem nichts. Der
Parareallist hatte zuvor telepathisch mit Rhodan Kontakt aufgenommen und ihn gewarnt sowie
den Weg zur Bibliothek gewiesen. Kurz nach dem Auftauchen des Japaners, holte er vier
Gürtel hervor, die sich die vier umbinden sollten. Nachdem diese aktiviert wurden, so
erklärte Ambush, wurde die Strangeness der vier absorbiert und so für Abtaster nichtig
gemacht.
Ambush hatte weiter erklärt, daß die Söldner jederzeit Rhodan und
seine Begleiter finden konnten, da sie einfach nur auf die fremde Strangeness achten
mußten.
Ambushs Plan ging auf.
»Wir sollten trotzdem besser gehen. Ich habe uns in einem Hotel
eingemietet. Dort sind wir erst einmal sicher, solange ihr die Gürtel nicht
deaktiviert.«, sagte der kleine Mann.
»Ich danke dir, Sato!« entgegnete Perry. Er ging zum Pararealisten und
berührte ihn.
»Hattest du erwartet, ich wäre ein Geist?« fragte Sato lächelnd.
Rhodan wußte nicht, was er sagen sollte.
»Wie... was ist damals passiert?« erkundigte er sich schließlich.
Ambush legte seine Hand auf Rhodans.
»Alles zu seiner Zeit. Jetzt erst einmal zum Hotel. Wer weiß, wie
lange die Krieger Rodroms brauchen, um den Trick zu durchschauen.«
»Müssen wir die Dinger wirklich immer tragen? Sie sind etwas unbequem!
Ich meine, der Mensch hat auch nachts mal Bedürfnisse«, sagte Shel und sah verstohlen zu
Aurec rüber, dem das sichtlich peinlich war.
Sam zeigte eine große Erregung.
»Reißen Sie sich etwas zusammen, Frau Norkat! Sie werden Ihre
animalische Ritualien wohl so lange unterbinden, bis wir die Söldner gestellt haben. Es
ist schließlich Krieg!« entgegnete er ihr sehr barsch.
Die fünf Personen erreichten das Hotel. Sato hatte ein Nobelhotel
ausgewählt. Sehr zur Freude der vier arg gebeulteten Helden.
»Um noch einmal auf deine Frage einzugehen, Shel«, begann Sato. »Der
Absorber muß innerhalb eines Meters in deiner Nähe sein, ansonsten wird er wirkungslos
und kann deine Strangeness nicht mehr absorbieren. Deshalb solltest du darauf achten, ihn
stets tragen. Ausnahmen sind natürlich sanitäre Bedürfnisse aller Art.«
Shel sah ihn mit einem Schmollmund an.
»Sonst keine Ausnahmen?« fragte sie.
Sato lachte leise.
»Liebe machen ist etwas sehr schönes, doch ehrlich gesagt, im Moment
fehl am Platz«, meinte er.
»Ich verstehe«, sagte Shel enttäuscht und ging ins Bad.
Sato schüttelte den Kopf.
»Die sind ja innerhalb von nicht einmal 100 Jahren noch schlimmer
geworden«, sagte er zu sich selbst und meinte damit die Terraner.
Perry saß in einem weichen Sessel und war eingenickt. Sato wollte ihn
nicht aufwecken. Rhodan brauchte etwas Schlaf, wie auch die anderen. Aurec hatte sich auch
bereits in seiner Suite hingelegt. Nur Sam war noch im Wohnzimmer und hatte sich seiner
Verkleidung entledigt.
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Herr Ambush. Sie sind eine
Legende«, sagte Sam. In seinen Worten lag großer Respekt.
Sato erfreute dies sehr. Er ergriff das Greifglied des Somers.
»Glauben... Sie mir, ich bin noch viel glücklicher, Sie und den echten
Perry Rhodan zu treffen.«
Beide setzten sich.
»Wie soll es nun weitergehen? Paralleluniversen und Pararealitäten
waren doch Ihr Spezialgebiet. Haben Sie irgendwelche Ideen, wie wir wieder zurück nach
Saggittor kommen können? Können Sie Verbindung mit der LONDON aufnehmen? Wie haben sie
es geschafft sich wieder zu manifestieren?« fragte Sam auf einmal.
Sato lächelte. Sein Lächeln wirkte beruhigend und positiv.
»Viele Fragen, die vieler Antworten bedürfen. Doch heute ist nicht die
Zeit für Antworten. Heute ist die Zeit zum Ausruhen. Auch Sie brauchen Schlaf. Schonen
Sie sich, denn morgen wird ein anstrengender Tag.«
Sam nickte.
»Sie haben wohl recht. Dann lege ich mich auch hin«, erwiderte der
Somer.
»Ich wünsche Ihnen einen gute Nacht und mögen sie schöne Träume
haben. Gott, an welchem Sie immer glauben, sei mit Ihnen«, sagte Ambush höflich
Sam lächelte.
»Danke, auch Ihnen eine gute Nacht.«
Der Tag brach für Rhodan um 8 Uhr morgens an. So lange schlief er
normalerweise nicht in Krisensituationen. Er schrieb es wohl der Erschöpfung zu. Er hatte
die ganze Nacht in dem Sessel verbracht. Seine Knochen ließen ihn dies spüren. Sato lag
anstelle von Rhodan im Bett. Rhodan konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Sato trug
neben seinem Kimono eine weiße Schlafmütze.
»Ich habe dich vermißt, alter Freund«, sagte Rhodan leise zu sich
selbst.
Aurec kam noch recht müde wirkend aus dem anderen Schlafzimmer heraus.
»Moin!« sagte Perry.
»Moin?« wiederholte Aurec verwirrt.
»Ist Deutsch und bedeutet soviel wie guten Morgen«, erklärte der
Unsterbliche.
»Achso«, machte Aurec und ging zum Kühlschrank.
»Immerhin haben die hier an alles gedacht«, sagte er zufrieden.
»Ich schlage vor, wir bereiten das Frühstück vor«, meinte Perry
fröhlich.
»Wie, wir selbst?«
»Ja, klar. Wir können natürlich auch den Zimmerservice rufen, aber
selbst die Brötchen kaufen, die Eier zu kochen, Kaffee und Tee aufzusetzen und den Tisch
zu dekorieren macht doch Spaß«, erklärte Rhodan dem verdutzten Saggittonen.
»Na, wenn du meinst.«
Aurec stieß einen tiefen Seufzer aus und ging ins Bad.
»Naja, beginne ich schon einmal allein«, sprach Rhodan zu sich selbst.
Als er mit dem Frühstück fertig war, weckte er auch Sato Ambush, Sam
und Shel Norkat. Voller Stolz präsentierte er ihnen den gedeckten Tisch.
»Wow, wir sind gefangen in einem Paralleluniversum, werden gejagt von
grausamen Bestien und der macht noch ein schönes Frühstück. Das nenne ich cool«,
meinte Shel mit Respekt.
»Ich wünsche allen einen guten Appetit. Trotz der hoffnungslosen
Situation in der wir uns befinden«, sagte Rhodan.
Dann wandte er sich Sato Ambush zu.
»Nun mußt du uns aber berichten, was passierte nachdem du von der
TARFALA verschwunden warst. Paunaro und Icho Tolot berichteten von einem gewissen
Embuscade, der dein Para-Ich war. Was hatte es damit auf sich?« wollte der ehemalige
Großadministrator des Solaren Imperiums wissen.
Sato Ambush berichtete davon, wie er danach auf Embuscades Welt gelandet
war und sein vermeintlicher Freund ihn errettete. Dann erzählte er von den Jahren in
Embuscades Welt, die Sato dahinvegetierte und die Launen seines »Bruders« ertragen
mußte. Ambush gewann dann seine Psi-Kräfte wieder langsam zurück und reiste selbst in
anderen Paralleluniversen. Dort bekam er mit, wie skrupellos Embuscade war. Er nutzte
seine Kräfte und terrorisierte die armen Wesen. Zudem schleppte er ab und zu weibliche
Humanoide an, um mit ihnen zu schlafen. Ambush fand heraus, daß die Zellchipträger in
Embuscades Universum allesamt negativ waren und er keine Ausnahme bildete.
Dann berichtete der Pararealist von dem jungen Mädchen, welches
Embuscade ermordete. Danach kam es zur großen Konfrontation zwischen den beiden, die auf
einer Brücke in Embuscades Welt endete.
»Die Psi-Materie, in der wir uns befanden, verhinderte, daß wir uns
beim Aufschlag sämtliche Knochen brachen, doch unsere Bewußtseine verschmolzen
miteinander. Mein Geist und meine Seele wechselten sozusagen in seinen Körper über und
konnten Embuscade abtöten. Embuscade existiert nicht mehr«, beendete Ambush seine
Erzählungen.
Rhodan verinnerlichte erst einmal Satos Worte.
Dann sagte er: »Demnach hast du den Zellaktivator von Embuscade?«
»Ja.«
»Dann hast du auch die Kraft und Manifestation wieder in unser
Universum zurückzukehren?«
»Das ist so.«
Rhodan lachte und umarmte den Japaner.
»Das ist die beste Nachricht seit langer Zeit!« meinte er fröhlich.
Sato war beinahe zu Tränen gerührt. Er riß sich allerdings zusammen.
»Noch haben wir große Probleme. Ich bin, als ich durch die
Parastränge flog, auf eure Strangeness aufmerksam geworden. Ich war bis jetzt auf der
Suche nach unserem Universum und muß gestehen, ich habe es auch noch nicht gefunden. Dann
beobachtete ich euch für eine Weile und bekam deine Konfrontation mit diesem Rodrom mit
und die Ankunft der Söldner. Ich entwickelte in Embuscades Welt den Strangeness-Absorber.
Das war nicht weiter schwer, ich hatte mir schon vor Jahrzehnten darüber Gedanken gemacht
und ein Gerät entwickelt. Ich brauchte es also nur noch replizieren. Dann nahm ich mit
dir Verbindung auf. Den Rest kennt ihr alle. Doch das Problem liegt darin, daß wir
momentan keine Verbindung zur LONDON haben und ich so an sich auch keinen Weg finden kann,
wie wir alle wieder in das Normaluniversum kommen können.«
Rodrom hatte sichtliche Mühe seinen Wutausbruch unter Kontrolle zu
halten.
»Ihr elenden Versager. Wie konnte Rhodan einfach verschwinden?« schrie
er dem Holobild Berools entgegen. Dieser kniete vor seinem Meister nieder.
»Wir vermuten, daß sie einen Weg gefunden haben, die
Strangenessaustrahlung zu unterdrücken. Jedoch woher sie diese technischen Mittel haben,
ist uns unbekannt«, berichtete der Lare ruhig. Er wußte genau, daß er seine Worte weise
wählen mußte, denn Rodroms Stimmung war sehr schlecht. Er fürchtete zurecht um sein
Leben.
Rodrom hatte sich wieder etwas gefangen.
»Ich verstehe. Könnte es sein, daß Rhodan von irgend einer Kreatur
Hilfe bekommen hat?« wollte der Rote wissen.
»Durchaus möglich, jedoch können wir das nicht mit Genauigkeit sagen,
Herr«, entgegnete Berool.
»Dann findet es heraus. Sucht außerdem die LONDON. Ich vermute, sie
ist in den Nachbarsystemen. Versucht es im Alpha Centauri-, Sirius- oder Procyonsystem.
Außerdem stellt unverzüglich die andere Gruppe. Es scheint, daß diese ominöse Hilfe
Rhodans noch nicht an den zweiten Stoßtrupp vorgedrungen ist. Habt ihr die als Geiseln,
könnt ihr auch an Rhodan herankommen«, erklärte die Entität.
»Enttäuscht mich nicht ein zweites Mal.« Mit diesen Worten beendete
Rodrom die Verbindung.
Rosan und Wyll waren über das plötzliche Verschwinden der LONDON
nicht sonderlich erbaut. Sie versuchten das Schiff noch per Interkom zu erreichen, doch
die LONDON war bereits auf Lichtgeschwindigkeit gegangen. Sie waren also auf sich allein
gestellt.
Wyll Nordment versuchte Perry Rhodan zu erreichen, doch dieser hatte
anscheinend sein Interkomgerät deaktiviert.
»Was machen wir nun?« wollte Rosan wissen.
Wyll machte eine ratlose Geste.
»Laut dem TARA V Roboter kommt die LONDON in zwei Tagen wieder. Wir
suchen uns eine Unterkunft, holen Wakkner und warten bis die LONDON wiederkommt.«
Wyll dachte kurz nach. Dann machte er eine besorgte Miene.
»Ich frage mich nur, warum die LONDON abgeflogen ist. Irgendetwas ist
nicht in Ordnung.«
»Vielleicht ist ein anderes Schiff gekommen? Wir sollten von unserer
Kapsel einen Scan durchführen«, meinte die junge Orbanashol.
Wyll nickte. Beide gingen wieder zur Kapsel zurück und scannten den
Planeten ab.
»Wenn sie einen Ortungsschutz verwenden, wird es schwer sein, sie zu
finden. Aber ich hab da was. Eine Anomalie. Die Anomalie ist kugelförmig und hat
einen Durchmesser von 100 Metern. Sie... sie bewegt sich in unsere Richtung, würde ich
sagen.«
Rosan sah ihn fragend an.
»Ist das der Grund für das Verschwinden der LONDON?«
Nordment bestätigte. Sie gingen wieder aus der Kapsel und aktivierten
den Ortungsschutz des Schiffes.
»Ich hoffe, man entdeckt sie nicht. Wir wissen nicht, wer oder was da
auf uns zu kommt, aber es ist besser, wenn wir sofort uns auf die Suche nach Wakkner
machen. Anhand seiner Individualimpulse dürfte das leicht sein.«
»Was ist mit seiner Kapsel?« fragte Rosan.
Wyll dachte kurz nach.
»Sie wird wahrscheinlich auch irgendwo getarnt hinter einem Busch
stehen. Wir suchen sie später. Ich könnte sie zwar von meiner Kapsel aus enttarnen, doch
dann würden auch die Fremden in der Kugelanomalie sie orten können. Das möchte ich
jetzt nicht riskieren.«
Das Liebespaar ging zum nächsten Ort. Dieser war etwa 5 km von ihrem
Standort entfernt und hieß Lensahn.
Sie mieteten sich in einem Autohaus ein Gefährt. Damit begaben sie sich
auf die Suche.
Der Individualabtaster wurde durch irgendwelche Interferenzen
beeinträchtigt. Er konnte den genauen Standort von Wakkner nicht bestimmen, zeigte jedoch
Restspuren von ihm in der Stadt Eutin an. Rosan Orbanashol und Wyll Nordment fuhren dort
hin und versuchten mehr über den Verbleib des Bankers der Galaxiskasse in Erfahrung zu
bringen. Sie erreichten eine andere Bank, die deutlich die Restsignaturen von Wakkners
Indiviudalimpulsen anzeigte.
Sie hielten an einem Parkplatz und stiegen aus dem Auto aus. Rosan
machte einen erledigten Eindruck.
»Mr. Nordment, bei allem Respekt, aber würden Sie die Raumschiffe so
navigieren wie dieses Vehikel, dann wären Sie ein miserabler Kommandant«, sagte Rosan
süffisant.
Wyll machte eine abwinkende Geste.
»Sehr witzig.«
Rosan umarmte ihrem Liebhaber und gab ihm einen Kuß. Wyll war wieder
versöhnlich gestimmt und beiden machten sich auf den Weg in das große Gebäude der Bank.
Sie gingen die Treppen zur Information hoch und befragten die dicke Frau
nach Ullrich Wakkner. Diese sah die beiden sehr skeptisch an und musterte sie. Rosan legte
ihren ganzen arkonidischen »Charme« in ihre Rolle. Sie benahm sich affektiert und
spielte mit einigen wertvollen Schmuckstücken herum.
»Wir wollen wissen, wo unser Diener geblieben ist. Wir haben gute
Gründe anzunehmen, daß er sich hier vor kurzer Zeit noch befand. Also solltest du
uns besser informieren oder soll ich gleich mit dem Vorstand reden? Dies würde allerdings
wohl bedeuten, daß du dein fettes Gesäß bald woanders unterbringen müßtest«, sprach
Rosan mit hervorragend gespielter Arroganz.
Sie hatte ja in ihrer Familie die besten Lehrer.
Die dicke Frau lief rot und sagte: »Der Mann war hier, sprach aber mit
dem Vorstand. Also müssen Sie sich so oder so an den wenden. Außerdem habe ich Ihnen
nicht erlaubt, mich zu duzen!«
»Achso...« meinte Rosan gedehnt.
Das war wohl nichts, dachte die junge Arkonid-Terranerin. Sie
hielt kurzen Blickwechsel mit Wyll. Seine Mimik deutete auf die selben Gedanken wie Rosans
hin.
»Wir wollen ja nur wissen, wo er im Moment ist«, entgegnete Wyll.
»Das kann ich nicht sagen. Also, möchten Sie nun mit einer Sekretärin
des Vorstandes sprechen?« drängelte die Frau.
»Nein, danke. Wir finden ihn auch anders«, sagte Wyll Nordment. Er
nahm Rosan an die Hand und verließ schnell mit ihr das Gebäude.
Sie setzten sich in ein Lokal und überlegten eine Weile.
»Er nahm eine Syntronik mit. Dann ging er zuerst zu dieser Bank«,
murmelte Wyll.
Rosan saugte an einem Strohhalm die Flüssigkeit ihres Glases aus.
»Vielleicht wollte er die Syntronik den Banken anbieten. Die Syntronik
würde die Geschäfte der Bank um Jahrhunderte vorversetzen«, meinte sie.
Wyll nickte mit dem Kopf.
»Ich glaube, du hast recht. Das wären die einzigen Beweggründe für
Wakkner. So käme er an Macht und Ruhm und kann aus seinem verkorksten Leben doch noch
etwas machen.«
»Was machen wir nun?« wollte Rosan wissen.
»Wir brechen in die Bank ein und versuchen etwas zu finden«, sagte er.
Rosan lächelte.
»Wenn das meine Mutter wüßte.«
Als es dunkel wurde, schlichen sich die zwei zum Gebäude der Bank mit
dem roten S und dem Punkt. Beide hatten sich schwarze Kleidung angezogen und versuchten
zumindest so professionell wie möglich vorzugehen.
»Wir versuchen über ein Fenster hereinzukommen«, meinte Wyll. Er nahm
ein Seil und warf es in die obere Etage. Er zog sich mühsam hoch. Keuchend erreichte er
das Geländer und mußte feststellen, daß sämtliche Fenster verschlossen waren.
»Wyll?« hörte er Rosans Stimme flüstern.
»Ja?«
»Die Tür hier unten ist offen«
»Oh.«
Nordment ließ sich wieder langsam herunter und fiel die letzten zwei
Meter unsanft auf den Boden.
»Hast du dir wehgetan?« fragte Rosan.
»Nein, alles in Ordnung«, log Wyll, der sich einen Finger angestaucht
hatte, aber zu stolz war, um es zuzugeben.
»Wie hast du das gemacht?« wollte er wissen und deutete auf die offene
Tür.
Rosan zeigte ihm eine blaue ID-Karte.
»Die lag hier auf dem Boden, muß einer von denen verloren haben«,
erklärte die Schönheit.
»Ah«, machte Wyll. Dann öffnete er die Tür und ging den Korridor
entlang. Rosan folgte ihm dicht.
Sie gelangten in einige Büroräume und durchforsteten etliche Ordner.
Als sie erfolglos waren, entschlossen beide sich in die Hauptbuchhaltung zu gehen. Dort
hatte Wyll Nordment mehr Erfolg. Der Terraner fand eine Buchung über 50.000 DM. Die
Auszahlung erfolgte bar und an Ullrich Wakkner.
Ebenfalls fand er eine weitere Überweisung an einen Vermieter in
Timmendorf. Wyll folgte daraus, daß man Wakkner eine Wohnung zur Verfügung gestellt
hatte.
»Timmendorfer Strand heißt also sein Domizil«, meinte Wyll
nachdenklich.
»Wir sollten ihm so schnell wie möglich einen Besuch abstatten«,
sagte Rosan.
Wyll stimmte zu, meinte jedoch, daß man erst im Laufe des morgigen
Tages dahin fahren sollte. Er war ziemlich müde und erledigt. Deshalb fuhren beide in ihr
Hotel und legten sich schlafen.
Die Sonne ging gegen 5 Uhr morgens auf. Die meisten Menschen schliefen
noch. Vier Kreaturen jedoch waren schon hellwach. Sie fuhren mit einem einheimischen
Vehikel, also einem sogenannten Auto, zu dem Kur- und Badeort Timmendorfer Strand.
»Strangenesswerte liegen ziemlich hoch. Hier ist einer von denen!«
sagte Melsos von Berool.
»Wir hauen ihn in Stücke, richtig? Reißen ihm die Eingeweide heraus
und hacken ihn in Einzelteile!« schrie Itzakk. Der Pterus war, wie üblich, in einem
Blutrausch.
Der Lare hingegen schüttelte den Kopf.
»Nein, wir lassen ihn am Leben!«
»Was?« brüllte die Echse.
»Wir verfolgen ihn eine Weile. Mit sicheren Abstand. Er wird uns sicher
zu Perry Rhodan führen. Falls wir bis heute Nacht kein Erfolg haben, werden wir es aus
ihm herausquetschen. Wenn wir dann wissen, wo Perry Rhodan ist, dann darfst du mit ihm
machen, was du willst«, sprach der Anführer der Gruppe.
Itzakk schnaubte etwas, dann gab er Ruhe.
Der Motor fing urplötzlich an zu stottern. Scardohn, der das Auto fuhr,
machte ein ratlose Geste.
»Das Vehikel will nicht mehr«, sagte er wütend.
»Kein Wunder, du hast vergessen zu tanken!« entgegnete Berool kühl
und zeigte auf das Armaturenbrett.
»Der haut ab!« rief Itzakk, als er Wakkner aus dem Haus gehen sah.
»Wir folgen ihm. Legt eure Verkleidungen an«, befahl Berool.
Der Hauri und Pterus zogen sich Kutten über ihren Kopf. Das lange
Gewand Itzakks verdeckte gleichzeitig seinen Schwanz. Es war jetzt 6.20 Uhr.
Ullrich Wakkner stand an einer Haltestelle. Die vier folgten ihm mit
etwas Abstand.
Dann erreichte ein Bus die Haltestelle und Wakkner stieg ein.
Berool entschloß sich dem Mann zu folgen. Zusammen mit den anderen drei
Wesen stieg er in den Bus und wollte am Fahrer vorbeigehen, doch dieser, ein dicker und
unansehnlicher Mann, reagierte ziemlich unfreundlich und schnauzte sie an.
»Ohne Karten könnt ihr hier nicht durch. Also erstmal lösen, die
Herrschaften!«
Die vier Extraterristrier sahen sich verdutzt an. Sie wußten nicht
genau, was er damit meinte.
»Meinen Sie damit, daß wir für die Fahrt zahlen müssen?« fragte
Berool höflich nach.
»Bist du aber ein Schlaumeier! Was denn sonst! Wohin solls
gehen?«
Der Lare überlegte kurz. Er versuchte nicht auf Ullrich Wakkner zu
sehen. Der Terraner hatte sich im Mittelteil des Busses gesetzt. Wohin fuhr er?
»Endstation!« sagte der Lare schließlich.
»Viermal... macht 23,20 DM. Bitte schnell, ich komm sonst zu spät!«
entgegnete der Fahrer weiter unfreundlich.
Berool legte ihm einen blauen Schein hin.
»Reicht das?« wollte er wissen.
»Das ist ein Huni! Verarschen kann ich mich selber! Bei dir piepst
wohl. Rück Kleingeld raus, oder geh zu Fuß!«
Der Lare stöhnte laut auf. Er hatte kein Kleingeld. Itzakk fing an zu
grummeln.
»Du darfst den Rest behalten, als Trinkgeld. Weil du so freundlich
bist!« sprach Berool endlich.
Der Fahrer überlegte eine Weile und holte 23,20 DM aus seinem
Portemonnaie heraus. Diese legte er in die Buskasse und steckte den Geldschein in seine
Jackentasche.
Die vier gingen wortlos durch den Bus und setzten sich ganz nach hinten.
Während der Fahrt stiegen etliche Kinder ein. Ein kleines Mädchen,
etwa 8 Jahre, quengelte und sang die ganze Fahrt über infantile Lieder und schrie durch
die Gegend.
Itzakk schnaubte bereits vor Wut.
»Ich schmeiß dieses Vieh aus dem Fenster«, sagte er mit bebender
Stimme.
»Halt dich zurück«, wies Berool ihn an.
Doch die Echse stand bereits auf und ging zu dem Kind.
Er umklammerte mit seiner Klaue eine Stange an der sich normalerweise
stehende Fahrgäste festhalten können.
»Siehst du diese Stange?« fletschte er sie an.
Die Kleine schaute verwundert zu ihm hoch und nickte schnell mit dem
Kopf. Dann riß er die Stange aus der Verankerung. Die Augen des Kindes weiteten sich.
»Wenn du nicht sofort ruhig bist, passiert mit deinem Arm das
Gleiche!« sprach Itzakk langsam. Das Kind fing an zu weinen und machte sich so klein wie
möglich. Der Pterus ging gemächlich wieder zu seinem Platz zurück.
»Bravo, du hast sie nicht getötet!« spottete Berool.
Nach etwa einer halben Stunde hatten sie die Stadt Eutin erreicht. Sie
verfolgten Wakkner zu der Bank und warteten bis er wieder nach einer Stunde herauskam.
»Was er wohl da wollte?« fragte sich der Lare.
»Finden wir es doch heraus!« meinte Glyudor, der immer noch in der
Gestalt eines Terraners war. Er prägte sich das Gesicht eines Mitarbeiters der Bank ein,
welcher wohl gerade zur Frühstückspause ging und verwandelte sich in ihn.
»So habe ich leichtes Spiel«, strahlte der Gys-Voolbeerah.
»Gut, aber wir bleiben in deiner Nähe«, meinte Melsos Berool.
Der Molekülverformer betrat das Gebäude. Er hatte jetzt das Aussehen
eines Mitarbeites, nur trug er weiterhin seine schwarze Kombination. Glyudor ging die
Treppen hoch bis er in den Vorstandsbereich kam. Dort kam ein Mann im mittleren Alter auf
ihn zu. Dieser war fein gekleidet, mit Maßanzug und Krawatte. Auf seinem Namensschild
stand Gerhard Prüsselmann. Der Bankier hielt an und sagte: »Herr Hinzel, kommen Sie doch
bitte in mein Büro!«
Glyudor war sichtlich verwirrt, doch folgte dem Terraner. Als sie in
dessen Büro waren, stellte sich Prüsselmann mit verschränkten Armen an einen Schrank.
Er hatte ein sonderbares Grinsen auf dem Gesicht.
»Wie lange sind Sie jetzt schon in unserem Hause?« wollte der Terraner
wissen.
Der MV verzog das Gesicht. Er hatte nicht die geringste Ahnung.
»Äh...« machte er.
»Etwa ein Jahr, nicht?« stellte Prüsselmann fest.
»Ja, genau!«
»Was hat sich in Ihrem Leben seitdem verändert?« war die nächste
Frage des Bankers.
Gluydor wußte nicht worauf der Mann hinaus wollte. Er war nahe dran ihn
einfach zu erschießen, doch er riß sich zusammen.
»Oder welche Veränderungen müßten Sie noch, Ihrer Meinung nach,
vollziehen?«, fragte Prüsselmann weiter.
»Hab keine Ahnung« meinte er.
»Habe ich mir gedacht. Vielleicht in puncto Kleidung sollten Sie etwas
überdenken«, sagte der Terraner verächtlich.
Der MV sah sich an und schüttelte verständnislos den Kopf.
»Sie tragen kein Jackett und vor allem keine Krawatte!«
»Kein was?«
Der Gys-Voolbeerah wußte mit dem Ausdruck Krawatte wenig anzufangen.
Prüsselmann sah ihn entgeistert an und deutete auf seine Krawatte.
»Ach, du meinst dieses lächerliche Ding an deinem Hals.«
»Was fällt Ihnen ein! Die Krawatte ist ein Ausdruck von Autorität und
Ordnung. Jeder anständige Mensch und vor allem jeder Mitarbeiter in unserem Hause hat
eine Krawatte zu tragen. Alles andere ist indiskutabel« schrie der Banker mit hochrotem
Kopf.
Glyudor verlor nun die Beherrschung.
»Du kannst dir deine Krawatte sonstwo hinstecken«, brüllte er. Dann
packte er den Banker und zog so fest an seiner Krawatte wie es nur ging. Prüsselmann
gurgelte und röchelte. Er versuchte sich vergeblich gegen den Molekülverformer zu
wehren. Dann stieg Glyudor auf den Tisch und zog Prüsselmann mit.
»Bevor ich dich töte, sage mit eins: Weißt du wo Perry Rhodan ist?«
Der Terraner schüttelte den Kopf und versuchte nach Luft zu ringen.
Glyudor holte einen Strick aus seiner Tasche und fesselte damit die Hände des Mannes.
Dann band er die Krawatte an die Zimmerlampe und stieß den Tisch um. Die Beleuchtung
hielt das Gewicht von Prüsselmann aus. Er zuckte und zappelte eine Weile, dann
erschlafften seine Glieder und er baumelte mit offenem Mund und heraushängender Zunge in
dem Raum.
»Da sieht du, was du von deiner Krawatte hast!« lachte der brutale MV.
Er ging wieder zu den anderen.
»Hier gibt es keine Informationen. Nur eine Menge Krawattenträger«,
sagte der Gys-Voolbeerah immer noch leicht wütend über Prüsselmann.
Rhodan und seine Begleiter warteten immer noch in ihrem Hotel auf die
Rückkehr der LONDON. Die Strangenessabsorber funktionierten tadellos. Rhodan gefiel diese
Warterei nicht, doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Auch Aurec strotzte vor
Tatendrang. Er wanderte im Zimmer hin und her.
Dann summte das Interkomgerät auf. Rhodan nahm an, daß es sich um die
LONDON handelte.
»Da seid ihr ja wieder!« fing er an zu ins Interkom zu sprechen.
»Hier ist Wyll Nordment«, hörte er die Stimme des Navigators sagen.
»Wo war die LONDON?« wollte Perry Rhodan wissen.
»Ich nehme an im Alpha Centauri System. Wir wissen es auch nicht
genau«, bekam er als Antwort.
»Was soll das heißen, ihr wißt das nicht genau?« fragte Rhodan
irritiert.
»Nun, Rosan und ich sind auch auf der Erde. Ullrich Wakkner hatte sich
mit einer Kapsel und einer Syntronik abgesetzt. Wir flogen auch zur Erde, um ihn zu
suchen. Da tauchte ein fremdes Schiff auf. Es muß kugelförmig sein. Wir haben eine
Raumanomalie, die wahrscheinlich durch einen Ortungsschutz stammt, aufgefangen. Diese
Anomalie hatte einen Durchmesser von 100 Metern«, erklärte Nordment.
Rhodan konnte sich denken, von wem diese Anomalie stammte. Er erzählte
Wyll Nordment von der Konfrontation mit den Elitekämpfern Rodroms. Darunter war auch ein
Zeitpolizist. Dessen Raumschiff, der Dolan, war für die Ortungsanomalie verantwortlich.
»Habt ihr Wakkner gefunden? Was bezweckte er mit seiner Aktion?«
forschte Rhodan nach.
»Nein, wir suchen nach ihm. Er hat eine Wohnung in Timmendorf. Dort war
er allerdings nicht. Er hat die Syntronik an eine namhafte deutsche Bank verkauft. Damit
erhofft er sich viel Macht und Ruhm.«
Rhodan überlegte kurz, dann blickte er Sato Ambush an. Der Pararealist
hatte vermutlich den selben Gedanken wie der Cameloter. Die drei hatten keinen
Strangenessabsorber und waren somit eine Zielscheibe für Rodroms Bestien. Sato Ambush
erklärte, daß er sofort drei weitere Absorber in Embuscades Welt herstellen würde.
Sofort verschwand Ambsuh und machte sich auf den Weg in die Parawelt.
Rhodan klärte Nordment über die Strangenessabsorber auf und wollte den
genauen Standort von beiden wissen.
Nach einer Stunde tauchte Ambush wieder auf. Die fünf reisten ab. Sie
nahmen den nächsten Flug nach Hamburg, was jedoch eine Weile dauerte. Sato Ambush hatte
die Möglichkeit an jeden beliebigen Ort wieder aus dem Ultraversum zu materialisieren. So
tauchte er wieder ab und erschien in Eutin, wo die beiden Galaktiker aus dem 13.
Jahrhundert NGZ sich befanden.
Langsam wurde es dunkel. Rosan und Wyll machten sich zusammen mit Sato
Ambush auf die Suche nach Ullrich Wakkner. Es galt ihn zu finden, bevor es die anderen
taten. Sie brachen in seine Wohnung ein, doch er war wieder nicht auffindbar.
Ambush entdeckte eine Telefonnummer von einem Etablissement in dem Ort
Neustadt. Neustadt war nur etwa 10 Kilometer von Timmendorf entfernt. Der Ort läge auch
in der Lübecker Bucht.
»Wir müssen ihn schnellstens finden«, mahnte der Pararealist.
Ullrich Wakkner hatte sich drei Frauen »gemietet«. Er genoß es
endlich reich zu sein. Zusammen mit den wohlproportionierten Blondinen zog er durch
Neustadt. Sie gingen zum Strand und feierten dort.
An dem Tag waren ebenfalls die Abschlußfeiern der Abiturienten und
Real- sowie Hauptschüler.
Etwa 500 Jugendliche hatten sich bei lauter Musik am Strand versammelt
und zelebrierten. Ullrich Wakkner war über den Anblick einiger Jungen und Mädchen
schockiert. Sie waren alle anders als die Jugendlichen zu seiner Zeit.
Er fragte seine drei Begleiterinnen wo noch »etwas los« sei. Diese
meinten in der Diskothek Bambu sollte eine große Party sein.
Bereits ziemlich angeheitert torkelten die vier in Richtung der Disco.
Etwa zehn Minuten später erreichten die vier Elitekämpfer den
Schauplatz.
»Restspuren sind hier deutlich zu lokalisieren!« meinte Scardohn.
Berool und die anderen hatten ursprünglich den Plan gehabt auch die anderen beiden zu
finden, doch plötzlich verschwanden ihre Strangenesswerte wie die von Perry Rhodan. So
war Ullrich Wakkner ihr letzter Hinweis.
Sie gingen zum Strand und suchten den Terraner. Ein Mädchen rempelte
Scardohn an. Sie trug einen schwarzen Kapuzenpullover, lilafarbende Stifel und eine
zerfetzte Jeans. Die Terranerin machte einen ziemlich jungen Eindruck. Sie versuchte sich
gerade hinzustellen, schwankte aber mal nach links und mal nach rechts.
»Was soll das nun?« wollte der Hauri wissen.
»Bist du Mike?« lallte die Kleine.
»Sehe ich so aus wie Mike?« fragte Scardohn barsch.
Das Mädchen versuchte den Hauri näher anzugucken.
»Man bist du häßlich. Bist sicher schwul«, meinte sie.
Scardohn war im Begriff sein Laserschwert zu ziehen, doch Berool hielt
ihn davon ab.
»Wie alt bist du, Terranerin?« wollte der Lare wissen.
»13, wieso?« antwortete sie.
»Wenn du nicht sofort verschwindest, rufe ich die Polizei. Kinder in
eurem Alter dürfen kein Alkohol trinken«, sprach er.
Das Mädchen zeigte ihm den Mittelfinger und rannte weg. Die Vier
setzten ihre Suche fort. In einer dunklen Ecke hörten sie ein Stöhnen. Itzakk und
Scardohn gingen dorthin. Alles was sie sahen, war ein Terraner, der mit heruntergelassener
Hose über einer Artgenossin lag und sich immer herauf und herunter bewegte.
»Ist ja ekelhaft!« sagte Itzakk mit gerümpfter Nase.
»Warum begatten die sich hier? Hat das irgendwelche Vorteile auf den
Wurf?« fügte er fragend hinzu. Der Hauri konnte ihm keine Antwort geben.
Melsos Berool und Gluydor hatten die andere Richtung genommen. Der Lare
stolperte mehrmals über einige Jugendliche, die so betrunken waren, daß sie kraftlos und
müde am Strand zusammenbrachen und einfach ihren Rausch ausschliefen.
»Was für ein elendes Pack! Das einzige was diese Terraner damals
konnten war Saufen und Kopulieren. Daß die sich innerhalb von 1500 Jahren so gewandelt
haben, ist erstaunlich. In dem Zustand hätten sie dem Konzil keine Probleme bereitet.«
Er lachte kurz.
»In dem Zustand hätten wir ihnen auch nicht die Ehre erwiesen, in
unser Reich aufgenommen zu werden.«
Melsos Berool sah sich um. Er aktivierte den Individualabtaster, der den
Nahbereich abscante. Er fand jedoch keine übereinstimmenden Impulse.
»Ruf die anderen beiden. Wir verlassen diesen Platz. Wakkner ist
woanders. Der Strangeness-Scan zeigt an, daß er sich nach Süden bewegt«, sagte der
Lare.
Itzakk und Scardohn erreichten nach etwa zwei Minuten die anderen
beiden. Inzwischen kam es zu einer Schlägerei zwischen linksradikalen und rechtsradikalen
Jugendlichen. Die Stimmung hatte sich etwas beruhigt, doch einer der Rechtsradikalen ging
auf die Aliens zu. Er trug Springerstiefel, eine graue Militärhose und hatte den
Oberkörper frei. Auf der linken Schulter hatte er eine Tätowierung. Seine Haare waren
extrem kurz geschnitten. Der Terraner stellte sich demonstrativ vor die vier. Hinter ihm
standen noch einige andere Gleichgesinnte.
»Was soll das?« wollte Berool wissen.
»Ihr seid Ausländer. So ein Pack wollen wir hier nicht«, brabbelte
der Skinhead.
»Wir sind nur zu Besuch«, entgegnete der Lare.
»Er ist jetzt in einem Gebäude etwa 1000 bis 2000 Meter von hier«,
warf Scardohn ein, der nach Wakkner scannte.
»Wollt ihr Ärger, oder was?«, brüllte der Glatzköpfige.
Berool verdrehte die Augen.
»Itzakk!«, sagte er nur gelangweilt. Die Echse schrie auf vor Freude
und riß sich die Kutte vom Körper. Die Rechtsradikalen schrien vor Verwunderung als sie
die Gestalt des Pterus vor sich sahen. Itzakk machte kurzen Prozeß mit den fünf
Terranern. Er machte sie innerhalb von nur drei Minuten fertig. Der Ewige Krieger wandte
seine Upanishad-Kenntenisse an und erledigte so vier von denen, ohne sie zu töten. Dem
Anführer jedoch versetzte er einen schmerzhaften Tritt in die Magengegend. Hustend brach
dieser zusammen. Dann packten die Klauen von Itzakk den Kopf des Terraners und drehten ihn
einmal herum. Man hörte das Genick Knacksen. Blut floß aus der Nase und dem Mond des
Toten.
»Gut, das wäre erledigt. Jetzt gehen wir zu Wakkner und holen Perry
Rhodan«, sprach Berool anschließend.
Das Bambu war die meistbesuchteste Disco in der Gegend. Sie lag am
Rande von Neustadt. Etwa 2000 Besucher faßte die Einrichtung.
Laute Musik wurde gespielt, als Rosan Orbanashol und Wyll Nordment das
Gebäude erreichten. Sie gingen in den Hauptraum. Dieser war recht groß, in der Mitte
befand sich die Tanzfläche, davor ein Podium, wo auch die Diskjockeys standen und an den
Musikanlagen arbeiteten.
Links und rechts waren Bars und Theken eingerichtet, die für das
leibliche Wohl der Besucher dienten.
Die Luft war stickig, die Temperatur sehr warm. Etwa 500 Menschen
tummelten sich in dem Raum, standen an den Theken und tranken oder amüsierten sich beim
Tanzen.
Rosan warf Wyll einen bösen Blick zu, als dieser zwei sehr knapp
bekleidete Teenager ansah. Er wandte seinen Blick sofort wieder auf die junge Orbanashol.
Beide versuchten bereits Wakkner irgendwo ausfindig zu machen.
Auch Sato Ambush stieß nun hinzu.
»Dies ist die Adresse des Etablissements, ich denke also, daß er hier
heute noch auftauchen wird«, sprach der Pararealist.
Die drei setzten sich an einer der Theken und beobachteten die tanzenden
Menschen, doch sie waren nicht die einzigen »Fremden«, die das taten. Melsos Berool,
Gluydor, Itzakk und Scardohn erreichten ebenfalls die Disco. Im Gegensatz zu Nordment,
Ambush und Orbanashol kannten sie den genauen Aufenthaltsort von Ullrich Wakkner. Auch sie
nahmen an einer der Theken, welche direkt gegenüber der Stelle war, wo sich Wakkner
befand, Platz.
»Noch mehr Abschaum«, meinte Scardohn verächtlich als er sich umsah.
Melsos Berool wurde umgehend still und verlor etwas an Farbe. Die
anderen sahen ihn verwundert und fragend an. Er bemerkte die Blicke.
»Unser Meister erscheint persönlich und möchte beobachten«,
erklärte der Lare schließlich. Rodrom hatte mit ihm telepathischen Kontakt aufgenommen
und ihm so sein Vorhaben mitgeteilt.
Jetzt mußte gehandelt werden, denn vor den Augen Rodroms durfte es kein
Versagen geben!
Rodrom war mit der Arbeit seiner Diener nicht zufrieden. Deshalb
beorderte er die WORDON und 15.000 Einheiten der Kjollen in das Paralleluniversum und
wollte selbst die Jagd Rhodans verfolgen.
Die rote Inkarnation manifestierte sich vor dem Gebäude. Langsam ging
er zu den Kontrolleuren des Bambu.
Es war ein Leichtes diese zu beeinflussen, ohne ihn zu kontrollieren,
passierte er die Kasse und schritt imposant die Treppe zum Hauptraum hoch.
Viele der Menschen starrten ihn verwundert an, doch interessierten sich
letztendlich nicht sonderlich dafür.
Rodrom blickte durch den Raum und sah die vielen Männer und Frauen,
viele noch sehr jung, die dem Rhythmus der Musik folgten.
Es wurde ein, in Rodroms Ohren, seltsames Lied gespielt, welches um eine
terranische Barbiepuppe ging.
Er ging zur Tanzfläche und schob sich unsanft an den Tanzenden vorbei,
dann stieg er auf das Podium und beobachtete die Menschen.
Ihr niederen Kreaturen. Seht euch doch an. Die Terraner waren und
sind eine erbärmliche Rasse. Ihr hüpft wie Schwachsinnige durch die Gegend und meint
dies sei toll. Ihr seid ein Gespött für das Universum. Schon die Kleinsten und Jüngsten
von euch. Wieviele terranische Weibchen hier in diesem Raum sind nicht einmal 15 Jahre
alt? Doch sie stecken sich in enganliegende Sachen, stecken sich eines dieser
Räucherstäbchen ins Maul, in der anderen Hand eine Flasche Bier und hüpfen mit ihrem
wohlproportionierten Oberkörper hin und her und zeigen damit ihre Paarungsbereitschaft.
Wer von euch hat sich denn jemals gefragt, wie die drei Ultimaten Fragen
lauten könnten? Wer von euch hat sich jemals über den Moralischen Kode Gedanken gemacht?
Keiner von euch, denn ihr seid nicht in der Lage dazu.
Euer Leben ist so armselig und trostlos. Ihr lebt für eure Partys, um
zu saufen und euch begatten zu lassen. Anstelle die Wunder des Weltalls zu erforschen,
zieht ihr es vor euch wie quiekende Schweine in euren Betten zu suhlen, rammt euch
Körperteile ineinander und wartet bis eine eklige Substanz aus eurem Körper strömt. Das
ist euer Lebenselexier. Das ist euer Sinn des Lebens. Ihr glaubt ihr seid perfekt, doch
ihr seid ein Witz. Ohne Perry Rhodan wären die Menschen im Normaluniversum so geworden,
wie diese jetzt. Bedauerlich, daß es soweit kam.
Ihr macht mich krank, ihr Tiere. Ich vernichte nicht nur Rhodan, sondern
diesen ganzen elenden Planeten. Es ist schon eine nahezu altruistische Aufgabe das
Universum von der Plage Menschheit zu befreien.
Rodrom erkannte nun auch Ullrich Wakkner. Er gab seinen Kämpfern
ein Zeichen. Diese machten sich sofort auf den Weg, um den Terraner in die Mangel zu
nehmen.
Sato Ambush und die anderen bemerkten inzwischen Rodrom und die
Eliteeinheiten. Wakkner amüsierte sich mit seinen Frauen in einer Sitzecke.
Sato Ambush hatte bereits Perry Rhodan informiert, wo sie waren. Er
hoffte auf das baldige Auftauchen von Rhodan und Aurec.
Itzakk kämpfte sich durch die Tanzfläche. Er schlug einfach die
tanzenden Menschen nieder. Als Sicherheitspersonal auf ihn zu kam, rang er auch diese
Leute zu Boden. Scardohn zückte sein Energieschwert und stellte sich vor Wakkner.
»Wo ist Perry Rhodan?« fragte er laut.
Wakkner schüttelte den Kopf.
»Ich habe keine Ahnung.«
Die Angst saß tief in ihm. Er ließ vor Schreck sein Glas fallen. Die
beiden Frauen rannten schnell weg. Wakkner fing an zu zittern und stottern.
»Ich... ich... ich habe nichts mit P... Perry Rhodan zu tun. Ich...
ich...«
»Elende Kreatur!« schrie Scardohn und schüttelte ihn. Inzwischen
kamen auch Aurec und Rhodan ins Bambu.
Rodrom bemerkte sie sofort. Er informierte Ark Thorn, daß er in das
Gebäude kommen sollte. Perry Rhodan eilte zu Wyll Nordment, Rosan Orbanashol und Sato
Ambush. Diese deuteten in die Richtung, wo sich Wakkner zusammen mit Rodroms Wesen befand.
Rhodan zückte einen Thermostrahler, wie auch Aurec. Es wurde langsam
unruhig in der Disco. Die Menschen bekamen es mit der Panik zu tun. Von unten her hörte
man einen lauten Knall und Schreie. Die Musik verstummte.
Rhodan nutzte diese Gelegenheit und schoß auf Melsos Berool. Wakkner
rannte weg. Itzakk riß sich wieder seine Kutte vom Körper und schrie laut auf. Die
Menschen in der Disco auch. Sie rannten in Panik die Treppe hinunter in Richtung Ausgang.
Doch sie kamen nicht weit, denn Ark Thorn rannte dieselbige hoch und durchbrach eine
Mauer.
»Verdammt, holt Wakkner und dann weg hier«, rief Rhodan laut.
Itzakk und Scardohn schoßen inzwischen wild durch die Gegend und hatten
bereits ein Dutzend Menschen verwundet oder gar getötet.
Aurec hatte sich inzwischen Ullrich Wakkner geschnappt. Sie rannten zum
Ausgang. Doch Ark Thorn stellte sich auf die Treppe. Das Gewicht des Zeitpolizisten war
jedoch zuviel, er brach ein. Rhodan, Aurec und die anderen vier nutzten die Gelegenheit
und sprangen auf den Riesen, um über seinen Rücken in die untere Etage zu kommen, dann
rannten sie aus dem Gebäude in ein Auto, in welchem Shel Norkat und Sam warteten. Das
Gefährt fuhr mit Höchsttempo los. Scardohn, Itzakk und Gluydor sprangen in das nächste
Vehikel und nahmen die Verfolgung auf.
Rodrom sah den verwundeten Berool und Ark Thorn an.
»Begebt euch in den Dolan und fliegt in den Orbit«, befahl der Rote.
»Was wird aus meinen Männern?« fragte der Lare.
»Sie haben ihre Chance vertan. Von jetzt an werde ich Rhodans Ende
persönlich in die Hand nehmen«, erklärte Rodrom in einem unwirschen Ton.
Berool wußte, was dies bedeutete. Nicht nur das Ende für seine Leute
und Rhodan, sondern für den ganzen Planeten.
Energiestrahlen zuckten an dem Auto vorbei. Rhodan versuchte so schnell
wie möglich zu fahren. Er brauste über die Neustädter Hauptstraße mit fast 200
Stundenkilometern hinweg, doch Scardohn, Itzakk und Glyudor kamen näher.
Dann bog er im Hafengebiet rechts ein und hielt das Vehikel an.
»Aurec und ich lenken sie ab«, sagte er knapp und stieg zusammen mit
Saggittonen aus dem Wagen. Shel fuhr mit dem Wagen wieder los. Rhodan deaktivierte seinen
Strangenessabsorber.
Sofort wurden die drei Verfolger auf Perry und Aurec aufmerksam. Sie
bogen auch rechts ein und stiegen aus dem Wagen aus, während der Terraner und der
Saggittone auf eine Leiter stiegen, die auf das Dach eines Fabrikhochhauses führte.
Scardohn blieb kurz stehen und hielt den Sensor in alle Richtungen. Das
Gerät blinkte auf, als er es in Richtung Fabrikhaus hielt.
»Da sind sie!« rief er zu den anderen. Sie kletterten auch die Leiter
hoch und schossen auf die beiden.
Aurec und Rhodan teilten sich auf, um so die Söldner zu verwirren. Der
Cameloter versteckte sich hinter einem Lüftungsschacht. Dann erhielt er einen
Interkomspruch von der LONDON. Spechdt teile mit, daß sie wieder im System waren. Rhodan
befahl ihm zuerst die anderen abzuholen, dann sollte die LONDON ihn selbst und Aurec
abholen. Kaum hatte Rhodan zu Ende gesprochen stürzte sich Gluydor auf ihn. Der MV schlug
Rhodan mehrmals ins Gesicht. Perry wehrte sich mit einem Schlag in den Magen. Beide rangen
bis sie vom Rand des Daches abrutschten und die Leiter herunterfielen. Nach etwa fünf
Metern konnte sie sich an den Sprossen festhalten. Rhodan versuchte wieder
heraufzuklettern, doch der Gys-Voolbeerah hielt ihn am Bein fest. Er zuckte ein
Energiemesser und stach damit Rhodan ins Bein. Der Cameloter schrie leise auf, dann schoß
er mit dem Thermostrahler auf Glyudor, doch dieser wich aus. Alles was Rhodan traf war die
Leiter. Der untere Teil wurde abgetrennt und fiel in den Abgrund. Glyudor klammerte sich
an Rhodans Bein fest, um nicht mit in die Tiefe zu fallen. Er bohrte das Energiemesser
wieder in Rhodans Schenkel, doch der Terraner verpaßte ihm einen Schlag, der
Molekülverformer rutschte ab und konnte sich noch rechtzeitig an Rhodans Fuß festhalten.
Beide baumelten über den Abgrund, Rhodan klammerte sich mit einem Arm an der letzten
Sprosse und versuchte das Gewicht Gluydors auszuhalten. Mit dem anderen Hand riß er das
Energiemesser aus seinem Schenkel. Er mußte einen Aufschrei mit größter Mühe
unterdrücken.
Dann nahm er das Messer und schnitt sich damit die Schnürbänder seines
Schuhs durch an dem sich Glyudor festhielt.
»Nein!« schrie der MV.
Doch Rhodan hatte bereits alle Bänder durchgetrennt. Der Schuh streifte
von seinem Fuß ab und fiel mitsamt dem Gys-Voolbeerah in die Tiefe.
Langsam kletterte Perry wieder auf das Dach. Dort hatte Aurec bereits
mit Scardohn zu kämpfen. Der Saggittone hatte dem Hauri einen Schlag mit der rechten
Faust verabreicht, der ihn von den Füßen holte. Dann rannte Aurec zu Perry Rhodan und
half ihm auf.
»Wo ist dein Schuh?« fragte er.
»Der da unten konnte sich nicht von ihm trennen«, gab Perry Rhodan
zurück. Kaum waren diese Worte gesprochen, sah der Cameloter nur noch eine Faust auf sein
Gesicht zu kommen und dann Sterne.
Als er wieder zu sich kam, stand eine brüllende Echse vor ihm.
»Godzilla«, sagte er laut. Itzakk verstand allerdings diesen Spaß
nicht. Auch Scardohn war wieder aufgetaucht und jagte Aurec. Itzakk verpaßte Rhodan
mehrere Schläge in den Magen. Der Cameloter hatte keine große Chance gegen den
Upanishad-Krieger.
Aurec hatte unterdessen auch große Probleme gegen Scardohn. Beide
standen nahe am Ende des Daches und belauerten sich.
»Du hast keine Chance. Ich werde dich so aufschlitzen wie ich es mit
deiner Mutter gemacht habe«, versuchte der Hauri Aurec zu provozieren.
Der Saggittone rannte auf eine Brücke, die die Verbindung zum
Nachbarhaus darstellte. Scardohn ging langsam hinterher, dann warf er sich auf Aurec.
Beide rangen miteinander; Aurec versuchte zu schießen traf allerdings nur den
Brückenhalter, der begann nachzugeben. Die beiden rappelten sich wieder auf und
bekämpften sich am Geländer der Brücke.
Itzakk hatte Rhodan inzwischen blutig geschlagen. Der Cameloter war
wehrlos, doch der Pterus tötete ihn noch nicht. Stattdessen beobachtete er die
Auseinandersetzung zwischen Aurec und Scardohn. Aurec krabbelte zum anderen Ende der
Brücke, Scardohn sprang auf, doch da brachen die Pfeiler durch. Aurec schaffte es noch
zum anderen Haus, doch die Brücke fiel in den Abgrund und riß den Hauri mit in den Tod.
»Nein!« schrie Itzakk und schoß mit dem Thermostrahler auf den
Saggittonen. Er nahm einen von zwei Thermaldetonatoren und warf ihn auf das andere Haus.
Aurec konnte noch gerade in Deckung gehen.
Rhodan kam wieder zu sich und aktivierte den zweiten Detonator an
Itzakks Gürtel, dann versetzte er dem Pterus einen Tritt und warf sich auf die Leiter.
Itzakk rappelte sich wieder auf und bemerkte den aktivieren
Thermaldetonator, doch es war zu spät. Eine Sekunde später explodierte der Pterus.
Er herrschte eine Weile Stille. Rhodan kletterte nun bereits zum
dritten Mal die Leiter hoch. Keuchend legte er sich auf den Boden und schnaufte erst
einmal durch. Aurec winkte ihm vom anderen Gebäude aus zu. Deutsche Polizei war
inzwischen angekommen und wollte auf das Dach.
Doch ein lautes Dröhnen am Himmel ließ sie abschrecken. Die Erde
begann zu zittern. Etwas gewaltiges schob sich langsam in Richtung Neustadt.
Rhodan atmete erleichtert auf, denn es mußte die LONDON sein. Die
Polizisten blieben erstaunt stehen und sahen in den Himmel. Doch was sie sahen, war nicht
die LONDON. Rhodan blickte nach oben und seine Miene versteinerte sich. Über Neustadt
befand sich nicht die LONDON, sondern ein gewaltiges Pflockschiff. Das asteroidenähnliche
Raumschiff bedeckte große Teile der gesamten Lübecker Bucht.
Es war Rodroms Schiff. Doch es kam nicht allein. Hinter ihm wurden
tausende Einheiten an etwa 100 Meter großen Diskusraumern sichtbar, die sich über die
ganzen Bucht verteilten und anfingen auf alles zu schießen.
Rhodan nahm die Treppe und rannte bis zum Eingang des Gebäudes. Aurec
wartete dort bereits auf ihn.
Die Nacht. wurde zum Tage, den entlang der gesamten Küste sah man ein
loderndes Feuer der Zerstörung brennen.
Die Apokalypse für die Menschheit des 20. Jahrhunderts war angebrochen.
Rhodan und Aurec versuchten irgendwo Schutz zu finden.
Rodrom betrachtete durch das große Panoramafenster auf der
Kommandozentrale der WORDON das lodernde Flammenmeer über der Lübecker Bucht. Die
Kjollenraummer brausten mit einem heulenden Ton über die Städte hinweg und hinterließen
ein Meer aus Schutt und Asche.
Die Menschen schrien verzweifelt und suchten in Tunneln, Schächten und
sogar in den Abwasserkanälen Schutz vor den erbarmungslosen Angreifern. Doch noch hielten
sich die Kjollen zurück. Sie warteten anscheinend auf einen endgültigen Befehl ihres
Herren.
Dieser stand direkt vor dem großen Panoramabildschirm, der noch etliche
kleine Bilder in sich zeigte, womit Rodrom kaum etwas von dem Massaker entging. Am linken
oberen Bildrand erschien das Bild von Marsor. Der kleine Kjolle war sichtlich erregt vor
Kampfesfreude.
»Meister, wie sind Eure weiteren Instruktionen? Was sollen wir mit den
Menschen machen?« fragte er mit überschlagender Stimme.
Rodrom konzentrierte sich erst einmal auf eines der Schlachtbilder. Es
zeigte, wie eine Mutter mit zwei Kindern auf dem Arm durch die Straße rannte. Neben ihr
schlugen Energiebündel ein. Dann traf ein weiterer Schuß ein Hochhaus, welches über den
drei Menschen zusammenbrach.
Er fühlte Genugtuung bei diesem Anblick. Nun wandte er sich Marsor zu.
»Ausradieren!«
Der Kjolle grinste breit.
»Verstanden!« entgegnete er rasch und beendete die Verbindung.
Der Rote empfand etwas wie Freude in seinem Inneren. Diesmal konnte
Rhodan ihm nicht entkommen. Die Kjollen zerlegten den gesamten Planeten. Der
Zellaktivatorträger und seine Gefährten hatten nicht den Hauch einer Chance. Rodrom
bedauerte, daß seine Elitekämpfer versagten und sogar drei von ihnen starben, doch
letztendlich war der Sieg das Wichtigste. Mit transformähnlichen Bomben, die eine
Sprengkraft von etlichen Millionen Gigatonnen hatten, radierten die Kjollen die
Ortschaften rund um Lübeck aus.
Rhodans Ende war gekommen. Er konnte dieses Inferno nicht lebend
überstehen, dessen war sich Rodrom sicher.
Rhodan und Aurec hatten inzwischen die anderen gefunden. Sie
versteckten sich hinter einer großen Scheune. Neustadt lag in Flammen. Die Menschen
rannten schreiend durch die Straßen, in der Hoffnung irgendwo Schutz zu finden.
Rhodan aktivierte den Sensor, um zu lokalisieren wo überall die Kjollen
wüteten. Das Ergebnis erschütterte ihn. Die Diskussraumer waren auf der ganzen Erde
verstreut und setzten noch viel gewaltigere Waffen auf den anderen Kontinenten ein.
Anscheinend wollte Rodrom, daß Rhodan zuletzt starb und keine Chance
hatte zu entkommen. Es war deutlich erkennbar, daß die WORDON Kurs nach Lübeck nahm. Es
dauerte vielleicht zwei Minuten bis sie über der Hansestadt lag. Rhodan ahnte Schlimmes.
Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich im nächsten Augenblick. Ein gewaltiger
Energiestrahl zuckte aus dem unteren Teil der WORDON heraus. Als er detonierte war es ein
bis zwei Sekunden totenstill, dann ein greller Blitz, den Rhodan an die Explosion einer
Atombombe erinnerte. Der dazugehörende Knall ließ nicht lange auf sich warten.
Eine Welle aus Feuer raste über Lübeck hinweg in Richtung Neustadt.
Einige schlossen bereits mit dem Leben ab. Rosan klammerte sich an Wyll und zitterte am
ganzen Körper. Shel schrie hysterisch auf, die Tränen strömten ihr über die Wangen.
Sie verfluchte, daß sie jemals auf diese Reise gegangen war. Sie schlug mit den Fäusten
auf Aurecs Brust und gab ihm die Schuld. Der Saggittone reagierte ruhig und besonnen. Zwar
trafen ihn Shels Worte hart, doch er versuchte so etwas wie Verständnis aufzubringen. Er
nahm sie in seine Arme und drückte sie kräftig. Sam hingegen blieb ruhig stehen und
betrachtete das grauenvolle Spektakel, in dem Rodrom und sein Hilfsvolk die Regie
führten. Ullrich Wakkner hingegen kauerte auf dem Rücksitz. Angstschweiß lief ihm von
der Stirn und formte sich zu kugeligen Tropfen. Perry Rhodan sah starr dem drohenden
Inferno entgegen. Wegrennen hatte keinen Sinn mehr. Man konnte nie und nimmer mit dem Auto
schneller sein als die ankommende Feuerstbrunst.
Der Feuerwall erreichte Travemünde und brauste sogar über das Wasser
hinweg, welches teilweise sogar einfach verdunstete. Vielleicht waren es noch vier oder
fünf Kilometer bis die Terraner, der Somer und der Saggittone von dem brennenden Element
verbrannt wurden, auf die genaue Distanz kam es jetzt auch nicht mehr an. Plötzlich
tauchte die LONDON dröhnend über der Kleinstadt auf. Sie ging bis auf wenige Meter an
die Oberfläche heran. Rhodan schüttelte die anderen, um sie aus ihrer Lethargie zu
reißen. Eine Kapsel steuerte auf den Boden und landete, doch bereits die ersten
Kjollenraumer hatten die LONDON gesichtet und hielten Kurs auf das terranische Schiff. Die
Rettung dauerte nicht einmal eine Minute. Sie stürmten schnell in die Kapsel, kaum war
der letzte von ihnen drin, flog sie auch halsbrecherisch los.
Sieben Kjollenraumer griffen von rechts oben an. Sie teilten sich in
zwei Angriffsformationen zu vier bzw. drei Schiffen auf und schoßen auf das Raumschiff.
Der Paratronschirm hielt jedoch mühelos dem ersten Angriffswall stand. Wyll Nordment
rannte zur Kommandozentrale und übernahm sofort die Leitung. Er steuerte die LONDON
manuell aus der Stadt heraus und flog mit Höchsttempo aus dem Orbit der Erde. Nun wandte
sich auch Sato Ambush wieder dem Geschehen voll zu.
»Hier in der Nähe muß ein Portal sein, kompliziert ausgedrückt eine
Raumzeitfalte, durch die die Schiffe der Kjollen kamen. Wir müssen dort hindurch! Aller
Wahrscheinlichkeit nach landen wir wieder irgendwo in Saggittor«, erklärte der
Pararealist.
»Aller Wahrscheinlichkeit?« harkte Nordment nach.
Ihm war nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken noch woanders
herauszukommen. Dann sah er Rosan an. Letztendlich war ihm aber am Wichtigsten mit ihr
zusammen zu sein. Egal an welchem Ort des Universums er sich befand, Hauptsache sie war
bei ihm.
»Ist schon gut. Wir haben wohl keine andere Alternative«, sagte Wyll
schließlich einsichtig.
Rhodan stimmte mit einer Geste zu.
»Jeder Ort ist besser als dieser hier«, fügte der Cameloter zu.
Rhodan wies Spechdt an, den Sektor nach ungewöhnlichen Raumanomalien zu
scannen. Die Ortungssytntronik funktionierte natürlich nicht einwandfrei. Man konnte nur
einen bestimmten Radius abmessen, doch Spechdt fand etwas. Er ließ die Daten auf einem
3-D Hologramm anzeigen.
»Dorthin muß die LONDON«, sagte Ambush beschwörend.
Perry Rhodan brauchte nicht lange, um zu reagieren. Er kannte Sato
Ambush lange genug und vertraute ihm fest. Er gab den Befehl mit Höchstgeschwindigkeit
zur Raumzeitfalte zu fliegen. Ambush erklärte, daß man nur durch diese Verbindung
fliegen mußte, um wieder zurück nach Saggittor zu gelangen. Rhodan hoffte, daß sich der
Pararealist nicht irrte.
Doch die LONDON wurde bereits von einigen Kjollenraumern und dem Dolan
beschossen. Diese allein konnten den Schutzschirm nicht bis zum Erreichen der
Raumzeitfalte gefährden, doch die WORDON kam bedrohlich näher.
»Sie wird vor Erreichen der Raumzeitfalte in Feuerreichweite kommen«,
erklärte Nordment beunruhigt.
Rhodan überlegte, was er machen konnte. Sato wandte sich ihm zu.
»Du erzähltest von einer Bombe, die dieser Vater Dannos hier versteckt
hatte«, begann der Japaner.
»Ja, und?« wollte Rhodan wissen.
»Hatten die Saggittonen diese Bombe bei der Entschärfung von Bord der
LONDON genommen?« harkte der kleine Asiate nach.
Rhodan wußte dies nicht genau. Er mußte eine Weile überlegen.
»Nein, sie ist hier im Sicherheitstrakt gelagert«, erklärte er
schließlich.
»Gut, führe mich zu ihr«, bat Ambush.
Er und Rhodan liefen in den Sicherheitstrakt. Dort lagerte die Bombe,
die recht beachtlich war. Sie hatte eine gewaltige Sprengkraft und hätte die LONDON in
der Mitte zerrissen, wäre sie detoniert.
Sato Ambush schätzte den Sprengkopf auf etwa zwei Meter. Er schluckte
kurz, dann sah er Perry Rhodan an.
»Ich werde die Bombe mitnehmen.«
»Wohin?«
»Nach Embuscades Welt. Von dort aus kann ich mich an jeden belieben Ort
in diesem Paralleluniversum begeben. Ich werde den Dolan wählen. Ihr müßt allerdings
den Schutzschild des Kugelraumers schwächen, damit ich hindurch kann. Die Bombe werde ich
dort ablegen«, erklärte der Pararealist.
»Ich verstehe nicht ganz. Der Dolan ist nicht so gefährlich, die
WORDON stellt das größte Problem dar«, meinte Rhodan.
»Doch an dieses aufgrund des Schutzschirms komme ich nicht ran. Aber
ein Dolan dürfte dort landen können.«
Nun verstand Rhodan. Ihm war nicht sonderlich wohl bei dieser Aktion zu
Mute, doch es war eine reelle Chance.
»Paß auf dich auf, mein Freund!«, sagte er und umarmte den Japaner.
»Wir werden uns wieder treffen, Perry Rhodan!", versprach Ambush
und entmaterialisierte mitsamt der Bombe.
Rhodan seufzte, dann ging er wieder auf die Kommandozentrale.
Rodrom stand ungeduldig auf der Kommandobrücke und befahl die WORDON
noch schneller zu fliegen. Doch mehr war als Unterlichtgeschwindigkeit nicht mehr
herauszuholen für das riesige Schiff.
»Wie lange noch bis wir in Feuerreichweite kommen?« fragte er in einem
düsteren Ton.
»Wir werden sie etwa 20 Millionen Kilometer vor dem Erreichen der
Raumzeitfalte in Feuerreichweite haben«, erklärte der Kanonier.
Der Rote beobachtete wie die LONDON vergeblich von den Kjollenraumern
beschossen wurde. Der Dolan, auf dem sich Ark Thorn und Melsos Berool befanden, flog
direkt vor der LONDON und versuchte sie so vom Kurs abzubringen. Das Feuer der LONDON
konzentrierte sich nun auf den Dolanraumer. Dessen Schutzschirm fing an zu flimmern, dann
brach er für eine kurze Zeit zusammen. Die Transformflugabwehrkanone der LONDON schoß
noch einmal auf den schutzlosen Kugelraumer und brannte ein Loch in die Hülle.
Thorn navigierte den Dolan außer Schußreichweite.
Sato Ambush hatte diese Zeit gereicht, um an Bord des Raumers zu
gelangen. Er war in der Exekutorenzentrale gelandet, wo er zwei Exekutoren ausschaltete,
ohne daß die anderen fünf etwas davon bemerkten. Dann machte er die Bombe scharf.
»Hier Exekutor an Ark Thorn. Wir haben schwere Schäden und sollten
besser zum Mutterschiff zurückkehren«, berichtete er.
Thorn schrie wütend auf, daraufhin wendete er den Dolan und informierte
die WORDON über seine Rückkehr.
Melsos Berool gefiel die Sache nicht.
»Irgendetwas stimmt nicht. Zwei deiner Exekutoren sind ausgefallen,
obwohl wir dort keinen Treffer bekamen, ich schaue unten nach«, sagte der Lare und
bewaffnete sich mit einem Strahler.
Im unteren Raum war Sato Ambush noch mit der Bombe beschäftigt. Er
hörte nicht den hereinkommenden Laren, der sofort auf den Pararealisten schoß und ihm an
der rechten Schulter traf. Schreiend brach Ambusch zusammen.
»Du kleiner Wicht, wer immer du auch bist, hast ausgedient«, sprach
Berool.
»Erst schicke ich dich ins Jenseits, dann Perry Rhodan!« sagte der
Lare voller Aggressivität.
Ambush konnte sich kaum bewegen. Er hatte zwar die Möglichkeit wieder
nach Embuscades Welt zu springen, doch mußte die Bombe auf der WORDON detonieren.
Er nahm alle seine Kraft zusammen und schleuderte einen PSI-Strahl auf
den Laren. Dieser wurde an die Wand geschleudert und verlor die Waffe.
Ambush rappelte sich auf und versetzte Berool einen Frontkick. Dieser
stand aber schnell wieder auf seinen Beinen und schlug mit seinen Fäusten auf Ambush ein.
»Ziel in zwei Minuten erreichbar!« berichtete der Kanonier der WORDON.
»Maximale Energie auf die Geschütze! Diesmal schieße ich dich zur
nächsten Materiequelle, Perry Rhodan!« sprach Rodrom.
Auf einem Monitor verfolgte er, wie der Dolan den Landeanflug begann. Er
hatte nur Verachtung für die geschlagenen Kämpfer über.
»Hier Ark Thorn. Code Blau zur Identifizierung. Beginne mit
Landeanflug«, sendete der Zeitpolizist als Funkspruch an die Kommandozentrale der WORDON
ab.
Im internen Sprechgerät rief er Berool, bekam jedoch keine Antwort.
»Er hat recht, etwas stimmt nicht!« murmelte er zu sich selbst. Er
stellte auf Leitstrahllandung und beschloß Berool zu suchen.
Dieser boxte auf Ambush ein. Der verwundete Pararealist hatte keine
große Chance gegen den Laren. Ambush fiel immer wieder zu Boden und rappelte sich nur
mühsam auf.
Nun ließ Berool von ihm ab und wandte sich der Bombe zu. Er machte sich
daran diese zu entschärfen.
Ambush sah den Strahler am Boden liegen und robbte sich dorthin. Er
ergriff die Waffe und zielte auf Berool, doch da erschien auch der Zeitpolizist, der laut
brüllend auf Ambush zu rannte. Da hatte der Pararealist nur noch eine Chance. Er zielte
auf den Sprengkopf der Bombe.
»Nein!« hörte er noch, bevor alles für einen kurzen Moment hell
wurde und dann schwarz.
»Feuerbereit!« rief der Kanonier.
»Feuer!« entgegnete Rodrom laut.
Dann eine heftige Erschütterung. Für einen kurzen Moment fielen
sämtliche Geräte aus und das Licht flackerte. Die WORDON verlor an Fahrt und wurde immer
langsamer.
»Was war das?« wollte der Rote wissen.
»Eine Explosion im Hangar, der bis zu den Reaktoren vordringt«,
erklärte ein Techniker.
Rodrom begriff, daß Rhodan etwas damit zu tun hatte. Die LONDON
erreichte die Raumzeitfalte und verschwand darin, während die WORDON still im Raum lag.
Niemand wagte es Rodrom anzusprechen. Jeder hatte Angst bei einem
Wutausbruch Rodroms sein Leben zu verlieren.
Wortlos verließ die Inkarnation eines Chaotarchen die Zentrale, Zykthh
befahl die WORDON unverzüglich zu reparieren und dann durch die Raumzeitfalte zu fliegen.
Sie hatten es geschafft. Die LONDON war der großen Streitmacht
entkommen. Sie durchflog dank Sato Ambushs tolkühner Aktion die Raumzeitfalte, ohne
vorher von der WORDON vernichtet worden zu sein.
Ein Kjollenraumer, der an der Raumzeitfalte Wache hielt, griff die
LONDON an, doch die Transformkanone des Hanseraumers konnte das Diskusschiff
manövrierunfähig schießen. Rhodan nahm die Besatzung gefangen, die aus drei Kjollen
bestand. Zwei davon allerdings erlagen ihren schweren Verletzungen. Der Dritte jedoch war
unbeschadet und damit ein wertvoller Pfand.
Doch noch war keine Zeit zum Jubel. Die Kjollenraumer konnten sehr
schnell auch durch die Raumzeitfalte fliegen. Daher ordnete Rhodan an, sofort auf
Lichtgeschwindigkeit zu gehen und nach Saggitton zu fliegen.
Er und Aurec hatten nun den Plan gefaßt, Dolphus vom Thron zu stürzen.
Sie hatten keinen konkreten Plan, doch Aurec hoffte, daß er das Volk auf seine Seite
bekommen konnte, wenn er die Möglichkeit hatte mit ihm zu sprechen.
Die LONDON ging auf Überlichtgeschwindigkeit und verließ das System
der Raumzeitfalte.
Rhodan mußte an Sato Ambush denken. Sein treuer Freund hatte sein Leben
riskiert und vermutlich verloren. Perry fühlte eine Leere in sich. Zum zweiten Mal mußte
er Abschied von Sato Ambush nehmen.
Kaum war die LONDON am Rande es Saggittonsystems aufgetaucht, wurde sie
von tausenden Raumjägern umringt.
»Ein nettes Empfangskomittee«, meinte Rhodan sarkastisch.
Aurec blieb ruhig und wollte Funkkontakt mit den Jägern aufnehmen. Er
sagte nicht viel, nur: »Hier spricht Aurec. Ich bin am Leben. Nicht feuern!«
Die Piloten der Jäger hielten sich daran. Nordment konnte einen regen
Funkverkehr verfolgen. Jeder versuchte einen Vorgesetzen nach neuen Instruktionen zu
fragen.
Die Abtastung des Systems, soweit möglich, ergab ein erschreckendes
Bild. Etwa 200.000 saggittonische Schlachtschiffe der SAGRITON Klasse, Kreuzer, Raumer und
Jäger waren aufmarschiert. Das saggittonische Fernsehen berichtete vom Start der
glorreichen Flotte, um Rache an den fremden Galaktikern zu nehmen.
Eine Rede von dem neuen Kanzler Dolphus wurde aus der Kommandozentrale
der SAGRITON übertragen.
»Volk von Saggittor!
Eine glorreiche Stunde ist angebrochen. Der Saggittone wird jedem Wesen
beweisen, daß er der Herr über das Universum ist. Nach der schändlichen Ermordung der
ganzen Kanzlerfamilie, werden wir die Galaktiker bestrafen, indem wir sie vernichten
werden! Wir werden diesen Unterwesen zeigen, wo es langgeht! Kein Erbarmen! Sie werden
sich noch wünschen, uns niemals getroffen zu haben! Lang lebe Saggittor, Sieg! Sieg!
Sieg!« schrie der Nationalist aus voller Kehle.
Aurec wurde schlecht bei dieser Rede. Wütend schlug er mit den Fäusten
auf eine Konsole, dann sah er die anderen mit fest entschlossenen Blick an.
»Ich werde diesen Verräter für seine Taten büßen lassen!« sagte er
mit eiserner Stimme. Er aktivierte abermals den Interkom und sendete ein Funkspruch über
alle bekannten saggittonischen Kanäle.
»Hier spricht Aurec, der Sohn Dorocs und rechtmäßiger Nachfolger
dessen. Dolphus ist ein Verräter, der mit den Mächten des Chaos zusammenarbeitet. Die
Mächte des Chaos sind die Fremden, die immer noch im Zentrum leben. Sie haben meine
Familie grausam ermordet. Die Galaktiker sind unsere Freunde. Ich apelliere an alle
Soldaten der saggittonischen Republik. Sagt euch los von diesem Tyrann!«
Nach diesem Funkspruch brach ein Chaos in der Flotte aus. Die Soldaten
waren einerseits an Dolphus gebunden, da er der Anführer war, doch andererseits hatten
sie die moralische Pflicht auf Aurec zu hören. Aurec ließ seine Ansprache immer wieder
zeigen und dies sogar über Trivid-Video, so daß jeder ihn selbst sehen konnte und so
eine Täuschung ausschloß. Dutzende von Reportern flogen mit Raumschiffen zur LONDON,
doch die Einheiten riegelten alles ab.
Dolphus stand regelrecht unter Schock. Er schrie wild durch die Gegend
und beschimpfte alle als »schwachsinnige Schweinehunde«. Die engste Kommandantur hielt
zum Diktator, doch unter den normalen Soldaten und besonders loyalen Aurec-Symphatisanten
machte sich Unruhe breit.
Dolphus saß in seinem Kommandantensessel und starrte auf den Boden,
dann stand er auf. Sein Gesicht zuckte vor Anspannung.
»Hier spricht der Kanzler der Republik«, begann der Saggittone.
»An alle Einheiten. Die LONDON angreifen und unverzüglich
zerstören!« fuhr er fort.
Es herrschte eine Totenstille im Raum. Niemand traute sich etwas zu
sagen, alle sahen nur den selbsternannten Kanzler an.
Genauso ging es auch den anderen Einheiten. Eine Welle von Jägern hielt
auf die LONDON zu, drehte aber kurz vor dem ersten Schuß wieder ab.
Dolphus beobachtete dies auf dem Bildschirm. Sein Körper fing an zu
zittern.
»Was soll das? Ihr feigen Ratten! Das ist Meuterei!« brüllte er
mehrmals, solange bis seine Stimme anfing heiser zu werden.
»Navigator, die SAGRITON soll angreifen. Steuern Sie auf die LONDON
zu«, befahl der Diktator.
In dem Moment wurde eine weitere Nachricht bekanntgegeben. Einer der
Reporter hatte es geschafft zur LONDON vorzudringen. Er hatte die Verwirrung der
Militäreinheiten ausgenutzt, um durch die Absperrung zu fliegen. Zusammen mit seinem Team
berichtete er live von der LONDON. Aurec erklärte ihm die Situation. Das Interview wurde
von allen Sendern übertragen.
Die Wahrheit kam ans Tageslicht. Dolphus hatte noch nicht genügend Zeit
gehabt, um eine organisierte Machtübernahme durchzuführen. Er hatte noch genügend
Gegner, die er allerdings während oder nach dem Angriff auf die Milchstraße beseitigen
wollte. Doch im Moment war er noch ziemlich angreifbar, was sich jetzt bitter zeigte.
Anhänger Aurecs in der Flotte schlossen sich wieder dem Sohn Dorocs an und flogen ihre
Raumer schützend vor die LONDON.
Auch der Navigator der SAGRITON verweigerte seinen Befehl. Dolphus war
so wütend, daß er einen Strahler zog und dreimal auf den wehrlosen Saggittonen schoß.
Der Offizier war sofort tot.
»Niemand wagt es näherzukommen!« schrie Dolphus.
Nun stellten selbst seine treusten Anhänger sich gegen ihn. Sie
informierten geheim die anderen Einheiten und berichteten, daß Dolphus die
Kommandozentrale in seiner Hand hatte.
Aurec entschloß sich auf die SAGRITON zu gehen. Per Transmitter wurde
er schnell abgestrahlt. Entschlossen ging er schnellen Schrittes in die Kommandozentrale.
Jeder warnte ihn davor, doch Aurec hatte nur noch Rache im Sinn.
Er blieb am großen Eingang zur Kommandozentrale stehen. Die anderen
Techniker und Offiziere wagten nicht den Raum zuverlassen, da Dolphus mit dem Strahler
wild durch die Gegend fuchtelte.
»Raus mit euch allen!« schrie er dann. Die Saggittonen verließen
langsam die Brücke.
»Du Mörder!« brachte Aurec wütend hervor.
»Ich bin unschuldig! Es war Rodrom! Ich... ich bin unschuldig!« schrie
Dolphus und zielte mit dem Strahler auf Aurec. Doch er konnte ihn nicht einmal mehr gerade
halten. Der gefallene Diktator zitterte am ganzen Körper.
»Gib auf Dolphus. Es hat keinen Sinn mehr. Dein Plan schlug fehl«,
sagte Aurec langsam.
»Aber... aber... er war so gut durchdacht.«
»Nein, war er nicht. Er beruhte nur auf einen grausamen Mord an meiner
Familie.«
Der Schweiß lief Dolphus von der Stirn. Seine Wangen zuckten, ein
kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Aurec hob jetzt seinen Strahler und zielte auf
den alten Saggittonen.
Doch Dolphus schoß als erster. Jedoch verfehlte er sein Ziel. Aurec
ging langsam auf ihn zu. Er wußte, daß Dolphus nicht mehr in der Lage war ihn zu
treffen.
Der Diktator hatte große Angst. Er wich langsam zurück und beschwörte
Aurec fern zu bleiben. Die anderen Offiziere standen am Ende des Raums und hatten zur
Sicherheit ihre Waffen gezückt.
»Gib mir jetzt die Waffe!« befahl Aurec.
Dolphus sah ihn entgeistert an und schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist aus!«
Dann legte er sich die Waffe an die Schläfe und drückte ab.
Es war vorbei. Dolphus war tot und die Saggittonen befreit. Die kurze
Machtübernahme war gescheitert, bevor sie gefährliche Konsequenzen für Saggittor aber
auch die Milchstraße bringen konnte.
Rhodan war auch inzwischen auf die SAGRITON gekommen. Er sah noch, wie
die Leiche Dolphus wegtransportiert wurde.
»Er hat seine gerechte Strafe bekommen«, sagte er zu Aurec.
Der Saggittone wandte sich dem Panoramafenster zu und blickte in die
Sterne.
»Ich wollte ihn zuerst töten und den Tod meiner Familie rächen, doch
ich konnte ihn dann doch nicht ermorden«, erzählte er langsam.
Rhodan lächelte und legte seine Hand auf die Schulter des Saggittonen.
»Das ist auch gut so!«
Dann wurde er wieder übergangslos ernst.
»Jedoch ist noch nichts gewonnen. Wir müssen sofort handeln und die
Kjollen aus deiner Galaxis werfen«, sprach Rhodan.
»Wie sollen wir das machen? Wir haben keine Möglichkeit durch die
Barriere zu gelangen.«
»Doch haben wir. Wir haben den gefangenen Kjollen. Inzwischen hat er
uns eine Menge berichtet. Die saggittonische Flotte ist bereits aufmarschiert. Wir sollten
diesen Zufall zu unseren Gunsten nutzen und das Zentrum angreifen. Die WORDON dürfte
immer noch in Reparatur sein. Wir haben also mit 200.000 Einheiten eine gute Chance«,
meinte Rhodan.
Aurec überlegte kurz, dann mußte er dem Terraner zustimmen. Jetzt war
die einmalige Gelegenheit, um Saggittor endgültig zu befreien!
Aurec gab den Befehl, die Flotte neu zu formieren und dann Richtung
Zentrum zu fliegen. Die Entscheidung stand kurz bevor!
Eine gewaltige Armada von über 200.000 Einheiten materalisierte kurz
vor der Energiebarriere. Zwei Schiffe wurden von den Interferenzen im Zentrum so stark
beschädigt, daß wieder umkehren mußten.
Doch der Rest hatte sich in Wartestellung postiert.
Auf der Kommandobrücke der SAGRITON stand Perry Rhodan und befahl dem
Kjollen den Code preiszugeben.
Eine positronische Wachstation, durch Ortungsschutz getarnt, lag hinter
der Barriere und deaktivierte einen Teil des Feldes, damit die Schiffe hindurchfliegen
konnten.
Widerwillig gab der Kjolle den Code durch das Interkomgerät durch.
Von außen war keine Veränderung sichtbar, doch ein Teil der Anomalie
war verschwunden. Aurec beschloß mit der SAGRITON als erstes Schiff durchzufliegen. Sie
passierten problemlos die Passage. Dann folgte die restliche Flotte. Vor ihnen lag das
System der Kjollen und die Zentrale der Choatarchen in dieser Galaxis.
Aurec gab den Befehl zum Angriff.
Die Kjollen wurden völlig überrascht. Ihre volle Aufmerksam galt bis
zu diesem Zeitpunkt der Reparatur der WORDON. Doch nun fielen Tausende über Tausende
Einheiten über ihre Militäranlagen her.
Aurec hatte ausdrücklich den Befehl gegeben, keine Zivilisten
anzugreifen. Umso härter gingen aber die Tausenden von Jägern und Bombern mit den
militärischen Einrichtungen ins Gericht. Die Bomber flogen im Sturzflug über die
Stationen hinweg, ließen ihre tranformähnlichen Bomben hinabfallen, welche kurz danach
in einem grellen Licht detonierten und alles im Umkreis von 1000 Metern in Schutt und
Asche verwandelten.
Langsam konnten die Kjollen die ersten Abwehrbatterien aktivieren. Sie
schossen etliche Bomber und Jäger ab, doch konnten die Anzahl der Angreifer kaum mindern.
Marsor gab den Befehl selbst Abfangjäger und Raumer los zu schicken.
Hastig lief er in Rodroms Quartier und erstatte Bericht.
»Du elender Tor hast versagt!« sagte Rodrom bitter.
Marsors kniete nieder und winselte um Gnade. Rodrom nahm dieses Flehen
nicht einmal zur Kenntnis.
»Ist die WORDON wieder intakt?« fragte er.
»Ja, Meister! Bis auf ein paar Schäden im Hangar ist...«
»Gut, mehr wollte ich nicht wissen«, unterbrach die Entität den
kleinen Kjollen.
Anschließend löste sich Rodrom auf. Zurück blieb Marsor. Er blickte
aus dem Fenster. Drei Jäger der Saggittonen schnellten an einem Hochhaus vorbei, welches
pilzförmig aufgebaut war. Sie schoßen auf die Trägersäule, die nachgab. Mit einem
lauten Geräusch brach das Gebäude zusammen und fiel krachend auf den Boden, bevor es in
einem Flammenmeer verging.
Er ließ sich von einem Offizier Bericht erstatten. Es sah schlimm aus
für die Kjollen. Der Angriff kam so überraschend, daß sie kaum Zeit hatten ihre
Einheiten starten zu lassen. Anscheinend hatten die Saggittonen gewußt, wo sie angreifen
sollten, denn viele Einheiten wurden schon am Boden zerstört.
Es war vorbei für ihn und sein Volk. Rodrom verließ mit der WORDON das
System und Marsor wußte, daß er die Kjollen nicht ungestraft zurücklassen würde.
Rhodan stand vor dem Bildschirm, die Arme im Rücken verschränkt, und
betrachtete die Schlacht.
Zwei Diskussraumer verfolgten einen saggittonischen Jäger und konnten
ihn auch zerschießen. Doch ihre Freude dauerte nur kurz, da ein Pulk von anderen Jägern
über sie hinweg flog und sie in einem Hagel von Energieblitzen einhüllte, bis sie
explodierten.
»Die Taktik hatte schon 1941 bei den Japanern funktioniert«, sagte
Rhodan.
»Bitte was?« wollte Aurec wissen.
»Eine historische Schlacht, als wir Terraner noch damit zu tun hatten,
uns gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Die Japaner griffen den US-Hafen Pearl Harbor an.
Ihr Vorteil war der Überraschungsmoment, wie hier, konnten sie die Jäger und Schiffe
bereits am Boden zerstören, bevor sie überhaupt kampftüchtig waren«, erklärte der
Unsterbliche.
Dann konzentrierte er sich wieder auf den Bildschirm. Er sah, wie die
WORDON sich aus dem System entfernte. Etwa 20 Raumer der Saggittonen griffen das
Pflockschiff an, doch wurden nacheinander zerstört. Rhodan wußte, daß man vielleicht
die WORDON nicht stoppen konnte. Er hatte insgeheim gehofft, daß sie immer noch
manövrierunfähig war, was sich leider als Trugschluß erwies.
Rodrom erschien auf der Kommandozentrale der SAGRITON.
»So, Perry Rhodan. Du hast also wieder einmal einen kleinen Sieg über
uns errungen. Doch freue dich nicht zu früh, kleiner Terraner.
Du wirst noch von mir hören, Perry Rhodan. Dein Schicksal, wie auch das
der Männer und Frauen auf der LONDON, ist besiegelt. Doch solltest du wieder dem Tod
entkommen, sei gewiß, es gibt auch andere die deinen Tod wollen und sich in diesem Moment
darauf vorbereiten.«
Das waren die letzten Worte Rodroms, dann erlosch sein Hologramm. Perry
war verwirrt über diese Worte, doch hatte er keine große Zeit darüber nachzudenken. Die
WORDON schoß einige Fusionsbomben in die Sonne des Systems. Die Sonne blähte sich kurz
auf, wurde dann dunkler, bevor sie anfing zu implodieren. Die WORDON war inzwischen aus
dem System geflogen.
»Aurec, die Sonne wird zu einer Supernova!« berichtete der
Ortungsleiter.
»Sofort alle Schiffe aus dem System zurückziehen!« rief der
Saggittone zu dem Funker. Die Schiffe folgten sofort dem Befehl. Für viele kam es zu
spät, den die Energiewellen der Sonne hatten sie bereits erreicht.
Für die Kjollen war sowieso alles vorbei. Sie ergaben sich in ihr
Schicksal.
Marsor stand immer noch im Raum Rodroms und beobachtete die immer
größer werdene Sonne, die bald auch seinen Planeten erreichte. Er und sein Volk hatten
versagt. Sie wurden nun bestraft. Rodrom wollte nicht, daß die technischen Anlagen in die
Hände der Saggittonen fielen. Das war der eine Grund, warum er die Sonne mit
Fusionsbomben beschoß. Der andere war, daß die Kjollen ausgerottet werden sollten und so
für ihr Versagen bestraft wurden. Sein Volk hatte ein Pakt mit dem Teufel geschlossen,
der nun abgelaufen war. Die ausgedehnte Sonne erreichte nun auch seinen Planeten und
verbrannte alles. Marsor schloß mit dem Leben ab.
Etwa 8.000 Einheiten der Saggittonen hatten die Schlacht nicht
überlebt. Der Rest kehrte bejubelt wieder ins Heimatsystem zurück.
Aurec und Perry Rhodan wurden als Helden vom Volk gefeiert. Aurec war
etwas enttäuscht, daß Shel nicht am Raumhafen war, um ihn zu begrüßen.
Die überlebenden Kjollen, die sich unverzüglich ergaben, wurden
inhaftiert. Aurec wollte sie jedoch nicht lange in Gefangenschaft behalten. In seinen
Augen war das Volk schon genug bestraft. Er wollte versuchen mit ihnen eine friedliche
Koexistenz aufzubauen.
Einige Stunden später waren Perry Rhodan und Aurec alleine in einem
Zimmer. Aurec starrte aus dem Fenster.
»Was geht in dir vor?« wollte Rhodan wissen.
»Ich weiß es nicht. Einerseits noch tiefe Trauer wegen meiner Familie,
doch dann fühle ich mich sehr stolz den Sieg für die Saggittonen errungen zu haben und
nun in eine friedlichere Zeit zu steuern«, erklärte er.
Dann drehte er sich um und dachte an Shel. Er hatte sie immer noch nicht
gesehen. Wo sie wohl steckte? Ihr war doch hoffentlich nichts passiert.
»Dann gibt es noch etwas anderes, was ich erledigen muß, bevor ihr
zurück fliegt.«
»Das solltest du schnell erledigen. Morgen wollen wir wieder zurück.
Die 15.000 Männer und Frauen müssen dringend wieder in ihre Heimat zurück«, sagte
Perry Rhodan.
Aurec nickte.
»Ich verstehe das gut. Ich hoffe nur, daß diese eine Person lieber bei
mir bleiben wird.«
»Shel?«
»Ja! Ich liebe sie und werde sie fragen, ob sie mich heiraten will.«
»Dann viel Glück, mein Freund!«
Die Domestiken teilten ihm mit, daß Shel in ihrem Zimmer war mit einer
Freundin.
Deshalb also, dachte Aurec. Sie haben wahrscheinlich den
ganzen Tag beim Einkaufen verbracht und deshalb die Zeit vergessen.
Aurec hörte ein Stöhnen aus dem Zimmer, dann einen leisen Aufschrei.
Besorgt zückte er seine Waffe und stürmte in das Zimmer. Dort war alles dunkel. Er
hörte nun ein Kichern, dann wieder Stöhnen. Er runzelte die Stirn. Die Geräusche kamen
aus dem Schlafzimmer. Er ging langsam herein und traute seinen Augen nicht. Dort lag Shel
nackt im Bett, doch sie war nicht allein. Ihre Freundin lag neben, oder vielmehr
auf ihr. Aurecs Mund öffnete sich weit. Er war völlig irritiert. Neben dem Bett sah er
ein weißes Pulver auf dem Nachttisch liegen. Unter diesem noch etliche Flaschen Vurguzz.
Shel bemerkte langsam den erstaunten Saggittonen, der inzwischen den
Strahler gesenkt hatte. Sie schien nicht einmal überrascht zu sein. Ihre Sinne schienen
getrübt durch Alkohol und Drogen.
»Hi Aurec, komm doch zu uns. Wird sicher lustig!« säuselte sie.
»Und so etwas wollte ich heiraten«, rief Aurec wutentbrannt.
Dann nahm er den Verlobungsring und warf ihn ihr aufs Bett. Er rannte
aus dem Zimmer, hinaus auf den Flur und von dort aus in die Gartenanlagen, wo er allein
mit seiner Wut und Enttäuschung bleiben wollte.
Der Tag der Abreise war gekommen. Aurec hatte eine große Abschiedsgala
zu Ehren der Galaktiker durchgeführt. Rhodan war sehr erfreut über diese Geste. Der
Saggittone hielt zum Abschluß eine kurze Rede.
»Liebe Galaktiker, vor allem Perry Rhodan! Ich und unsere Galaxis
schulden Euch großen Dank. Durch den heldenhaften Einsatz der Besatzung der LONDON und
die Selbstlosigkeit eines Mannes, nämlich Perry Rhodan, hat die Galaxis die Befreiung
durch die Chaotarchen, die wir nur Jahrtausende lang als Fremde kannten, und des
verbrecherischen Dolphus, erwirken können. Sicherlich ist das Volk der Galaktiker und
Terraner nicht perfekt. Es gibt auch, und diese sind mir begegnet, rücksichtslose
Menschen.«
Er machte eine kurze Pause. Rhodan war über diese Äußerung
verwundert. Aurecs Blick schweifte durch die Menge, anscheinend versuchte er jemand
bestimmtes zu finden. Perry konnte nicht ahnen, daß es sich dabei um Shel Norkat
handelte. Dann fuhr er fort: »Doch der größte Teil der Galaktiker verdient es als
Freunde bezeichnet zu werden. Deshalb verspreche ich im Namen des saggittonischen Volkes,
wir werden die Freundschaft zu Perry Rhodan und den Galaktikern pflegen. Wir sind immer
für Euch da, Galaktiker!«
Tosender Applaus für den Kanzler nach der Rede, dann begann die LONDON
mit den Startvorbereitungen.
Rhodan dankte Aurec für seine netten Worte, doch merkte er auch die
Anspannung des Saggittonen.
»Was ist vorgefallen?« wollte der Terraner wissen.
»Es ging um Shel. Ich hatte sie falsch eingeschätzt«, erklärte Aurec
etwas wortkarg.
»Ich verstehe«, meinte Rhodan.
»Terranische Frauen sind sicher die kompliziertesten im Universum«,
sagte er scherzhaft und konnte so auch Aurec ein Lächeln abgewinnen.
Sie reichten sich die Hände und umarmten sich.
»Leb Wohl, mein terranischer Freund!« sprach Aurec als Abschied.
»Sagen wir besser: Bis bald, mein saggittonischer Freund!«
verabschiedete sich Rhodan.
Der Terraner war der Letzte, der die LONDON betrat, bevor das
gigantische Schiff von dem der Gateway abdockte und den Orbit ansteuerte.
»Wohin nun, Perry?« wollte Nordment wissen.
»Ich glaube, zum dritten Punkt von rechts außen«, erklärte er.
Wyll sah ihn verwirrt an. Rhodan lachte.
»Ab nach Hause!«
Rodrom und Dolphus sind geschlagen. Rhodan und seine Gefährten
konnten die Parallelwelt verlassen und Saggittor von den Kjollen befreien. Nun fliegt die
LONDON wieder zurück, doch Rodrom gibt noch nicht auf. Er will grausame Rache an der
LONDON üben.
LONDON heißt auch der letzte Teil von Rhodans Odyssee, der ebenfalls in dieser Terracom
erschienen ist.
Wieder geschrieben von Nils Hirseland, die Grafiken (Grafiken?!?! d.Red.) stammen von Lars
Weinand.
Direkt hier:
Rhodans Odyssee (6)