Terolds Mission

     
Eine   Diesmal von
Perry Rhodan   Nils Hirseland (atlan@luebeck.netsurf.de)
Fortsetzungsgeschichte
zum Mitmachen!   Teil 3
  Copyright © 1998

 

1. Kapitel

Langsam öffnete ich meine beiden Augenpaare. Eine Weile war alles um mich herum verschwommen, was wohl an den Folgen des Schlafes lag. Ich versuchte mich zu erinnern, was passiert war. Ich befand mich auf dem Weg zu einer Konferenz mit Paola Daschmagan, wurde jedoch nicht von meiner Eskorte, sondern einer vermeintlichen Reporterin namens Elma Staller, abgeholt. Dann überschlugen sich die Dinge. Zwei Männer verfolgten die Terranerin und mich, doch aus gutem Grund, da diese versuchte mich zu entführen, was ihr auch gelungen war. So zumindest war meine Vermutung. Staller zog mich mit Hilfe eines kleinen Traktorgerätes in einen Gleiter, kurz danach verlor ich das Bewußtsein. Anhand meines körperlichen Zustandes war es eine zwingende logische Folgerung, daß ich paralysiert wurde. Der Traktorstrahl alleine hätte die Kondition eines Maahk nicht beeinträchtigen können. Ich sah mich in dem Raum um. Er war spartanisch eingerichtet. Ein Bett auf dem ich lag, ein Tisch mit etwas Nahrung, keine Fenster, ein Energiefeld vor dem Eingang. Der Raum war mit Sauerstoff gefüllt, daher mußte ich meinen Helm weiterhin tragen. Ich befand mich in keinem Krankenhaus oder in einem Sicherheitstrakt des TLD. Demnach waren meine Vermutungen korrekt; Ich war entführt worden. Doch von wem? Wer hätte Interesse daran, mich zu entführen?
   »Grek 126?« hörte ich eine dunkele und metallisch wirkende Stimme sagen.
   In mir gab es eine Gefühlsregung, die ich am besten als Erstaunen bezeichnen würde. Woher wußte dieser Mann meine wahre Bezeichnung? Terold wurde ich nur von den Terranern bezeichnet, da Grek 1 es für besser hielt mir einen Namen zu geben, was wohl auf die Sauerstoffatmer beruhigend wirken sollte.
   Ich beschloß vorerst zu schweigen. Langsam stand ich auf und versuchte die Person zu finden, doch sie stand wohl jenseits des Energiefeldes. Kurze Zeit später erlosch das Feld und drei bewaffnete Terraner betraten forsch den Raum. Sie stellen sich vor mich und richteten die Waffen auf mich.
   »Was soll das?« fragte ich schnell. Ich versuchte meine Emotionen zu unterdrücken. Gefühle waren in dieser Situation nur hinderlich und belastend.
   Eine weitere Person schritt durch den Eingang. Sie war anders als die drei Terraner, denn die Person trug eine Maske. Sie war etwa 1,90 m groß und wahrscheinlich ein Mensch. Er trug schwarze Stiefel und eine schwarze Kombination, die aus einem lederartigen Stoff bestand. Auch die Hände wurden von schwarzen Handschuhen bedeckt. An der Hüfte trug er einen silberfarbenden Gürtel und an den Schultern trug er silbernde Stücke, an denen ein Umhang befestigt war. Der Kopf wurde von einem karoförmigen Helm bedeckt, an dem zwei Schläuche hingen. Zudem besaß er eine Öffnung für das Augenpaar, welches jedoch durch dunkeles Glas verdeckt war. Auf die Terraner hatte diese Erscheinung sicherlich fürchterlich gewirkt, mir machte sie keine Angst, jedoch Respekt besaß ich schon vor dieser Gestalt.
   »Keine Sorge, Grek 126. Dir wird nichts geschehen«, sprach das Wesen.
   Es war die gleiche Stimme, die ich zuvor gehört hatte. Sie hörte sich männlich an, demnach war die Gestalt ein Mann.
   »Wer bist du?« wollte ich wissen.
   »Mein Name ist Cauthon Despair«, entgegnete er fast schon freundlich.
   Doch eine Nuance in seiner Stimme war mir unheimlich. Sie klang kalt und diabolisch.
   »Du bist unser Gast.« erklärte Despair weiter.
   »Eher euer Gefangener!« erwiderte ich logisch.
   Despair kam etwas näher. Er wies seine Leute an, die Waffen zu senken.
   »Wir haben dich gerettet. Eine meiner besten Mitstreiterin, Elma Staller, ließ beinahe dafür ihr Leben.«
   Ich verstand nicht genau, worauf er hinaus wollte. Anscheinend bemerkte Despair auch dies und fuhr mit seiner Erklärung fort.
   »Die beiden Männer, die dich verfolgten, waren Anhänger einer gefährlichen Terrorgruppe, die aus Tefrodern besteht. Aufgrund der Anspannungen zwischen Maahks und Tefrodern, wollen die Nachkommen der Lemurer die Terraner auf ihre Seite bringen. Was würde da besser helfen, als der Tod eines Botschafters der Methanatmer auf terranischem Boden? Die ohnehin schon so schlechten Beziehungen zwischen den Maahks und der LFT würden negativ umschlagen. Die Tefroder würden dann mit den Terranern kooperieren und sie geschickt in einen Krieg gegen die Maahks involvieren.«
   Ich war noch nicht ganz davon überzeugt.
   »Aber das steht nicht mit den Zielen der tefrodischen und terranischen Regierungen im Einklang!« warf ich ein.
   »Sicher, da hast Du recht. Jedoch sind die Terroristen bereits in der tefrodischen Regierung vertreten und warten auf einen günstigen Moment, um die Regierung abzusetzen. Dann würde ein härterer Kurs Tefrod steuern, der auch bereit wäre in einen Krieg gegen die Maahks einzugehen, natürlich nur mit terranischer Unterstützung«, führte Cauthon Despair weiter aus.
   Ich mußte zugegen, daß sich alles logisch anhörte. Die LFT würde zwar niemals freiwillig in einen Krieg eintreten, doch die Maahks. Würde er auf Terra sterben, wahrscheinlich so von den Terroristen insziniert, daß es die Schuld der Terraner wäre, dann würden sämtliche diplomatischen Beziehungen zu den Terranern abgebrochen werden, vermutete er. Die Maahks würden die tefroderfreundlichen Terraner in Andromeda mitangreifen, was dann unwiderruflich zum Krieg gegen die LFT führte. Dies erklärte auch den Angriff der terranischen Raumer und der Fragmentraumer der Posbis. Es sollte so aussehen, als hätte die LFT das Attentat gegen mich verübt. Dies erklärte aber immer noch nicht die Rolle dieses dubiosen Cauthon Despair.
   »Welche Rolle spielst du in der Geschichte, Cauthon Despair?«
   »Und warum verhüllst du dich?« fragte ich meinen Gegenüber.
   Dieser wanderte im Raum umher. Für terranische Verhältnisse hatte er eine imposante Erscheinung und Ausstrahlung.
   »Durch einen Unfall muß ich diese Kombination tragen. Es gibt keine Alternative. Das tut jedoch nichts zur Sache. Ich bin dein Retter, Grek 126 oder Terold. Mir hast du dein Leben zu verdanken«, sagte Despair.
   »Und was verlangst du und für wen arbeitest du?«
   »Ich verlange nur, daß du deinem Beruf nachkommst und deine Pflicht als Botschafter erfüllst. Ich arbeite für eine Organisation, die sich für das Recht aller einsetzt. Quasi eine Feuerwehr der Galaxis«, erklärte der Terraner mit der Maske.
   »Und der Name dieser Organisation?« harkte ich nach.
   »Camelot!«

2. Kapitel

Daß ausgerechnet Camelot an meiner Reise interessiert war, konnte ich nicht ahnen. Dabei war ich doch völlig wertlos für die Unsterblichen. Meine Artgenossen in Andromeda arbeiteten an etwas, was für Perry Rhodan sehr wichtig war, doch wovon er nichts wußte. Dieses Projekt war streng geheim. Nicht einmal ich wußte worum es ging. Mein Auftrag hatte jedoch indirekt damit zutun, denn ich sollte wieder eine Annährung zwischen Terraner und Maahks schaffen. Dennoch durften weder die Terraner noch die Unsterblichen zu diesem Zeitpunkt etwas davon erfahren. Es war einfach noch zu früh dafür.
   Ich wurde nicht mehr eingesperrt und konnte mich frei bewegen. Relativ frei, genauer gesagt. Zu bestimmten Räumen und Sektoren war mir der Zutritt untersagt.
   Ich befand mich wahrscheinlich in einem Camelotbüro auf Terra. Kontakt zur Außenwelt hatte ich nicht. Es hieß aus Sicherheitsgründen konnte ich nicht hinaus. Nun, das war auch logisch und nachvollziehbar. Zudem verspürte ich nicht den Drang nach draußen zu gehen. Dort war Sauerstoff, in der Station hatte ich einige Methanstoffräume für mich allein. Zudem mußte ich nicht, wie die Terraner, anderen Zwängen nachkommen. Ich fühlte mich in dem beschränkten Raum nicht unwohl. Die Cameloter setzten sich aus vielen Lebensformen zusammen, wie ich bemerkte. Terraner, Akonen, Arkoniden, Blues, Unither und Ertruser liefen mir über den Weg.
   Jedoch sprachen sie nicht viel. Für Maahks an sich sehr angenehm, da mein Volk die nutzlosen belanglosen Höflichkeitskonversationen als störend empfanden, für die Galaktiker jedoch sehr ungewöhnlich war.
   Ich beschloß Cauthon Despair aufzusuchen. Die Wachen ließen mich passieren und ich betrat Despairs Kabine. Sie war düster und wirkte kalt - wie der Bewohner des Raums. Despair schien mich nicht bemerkt zu haben. Er saß in einem Sessel und betrachtete ein Bild. Ich ging leiser auf ihn zu, um zu erkennen was auf dem Bild war. Es war eine junge Terranerin soweit ich erkennen konnte. Für uns Maahks sahen die Terraner irgendwie alle gleich aus, jedoch wies der Mensch auf dem Bild Züge auf, die für terranische Weibchen charakteristisch waren. Sie hatte lange glatte Haare, die rotbraun gefärbt waren. Ihr Gesicht war zart und wies keine großen Unebenheiten auf. Sie hatte zwei blaue Augen, volle Lippen, eine Nase und weiße Zähne. Mehr vermochte ich aus dem Bild nicht zu interpretieren. Sie mußte wohl für terranische Maßstäbe schön sein. Auf mich wirkte sie nichtssagend. Aber das taten alle Terraner. Despair starrte auf das Bild und drehte seinen Kopf etwas nach links. Dann flüsterte er etwas, was sich wie »Wir werden uns wiedersehen« klang.
   Ich räusperte mich leise. Er zerdrückte das Bild und stand schnell aus dem Sessel auf.
   »Was gibt es?« wollte er wissen.
   Da es mich einerseits nicht interessierte, wer die junge Frau auf dem Foto war und zum anderen wahrscheinlich taktisch auch unklug wäre, Despair darauf anzusprechen, begann ich sofort mit meiner Bitte.
   »Ich möchte wieder in mein Hotel zurück oder zumindest mit meinen Artgenossen Kontakt aufnehmen«, erklärte ich.
   Despair ging direkt auf mich und blieb etwa zehn Zentimeter vor mir stehen. Er war etwa 30 Zentimeter kleiner als ich und auch nur halb so breit, dennoch war er mir unheimlich. Ich versuchte diese Emotionen zu unterdrücken, was mir jedoch nicht gelang.
   »Du wirst wieder in dein Hotel zurückkehren. Jedoch nicht sofort. Zuerst mußt du zur Konferenz mit Paola Daschmagan«, meinte Despair.
   »Sie wird mich bereits vermissen, da ich nicht zum ersten Treffen erschienen bin«, stellte ich fest.
   »Sie hat eine Absage von uns in deinem Namen erhalten. Die Konferenz wurde um 24 Stunden verlegt. Das bedeutet, in drei Stunden wirst du Paola Daschmagan treffen und versuchen die diplomatischen Beziehungen zwischen der LFT und den Maahks zu verbessern.«
   Ich war nicht sonderlich begeistert von der ganzen Situation. Erst der Angriff der terranischen und posbischen Raumschiffe, dann die Entführung durch Camelot, die eigentlich nur zum Schutz gegen tefrodische Extremisten dienen sollte.
   Die Erklärungen Despairs ergaben durchaus einen Sinn. Sie waren logisch. Das zählte für mich. Die Maahks waren ein Volk von Logikern, die auf Tatsachen und Fakten vertrauten, nicht auf Inthuition oder Gefühle.
   »Bitte bereite dich jetzt vor. In einer Stunde brechen wir in Richtung Konferenzgebäude auf«, erzählte Despair.
   »Du begleitest mich?« fragte ich verwundert.
   »Nein. Die LFT soll nicht wissen, daß Camelot dich gerettet hat. Sie soll nicht einmal wissen, daß du entführt wurdest. Es könnten Verräter unter ihnen sein. Deshalb traue niemanden. Zwei meiner Leibwächter werden dich zum Gebäude eskortieren«, fügte der Terraner erklärend hinzu.
   Es gab noch etwas anderes, was mich interessierte.
   »Was ist aus Elma Staller geworden?«
   »Sie erlag ihren Verletzungen«, beantwortete Despair teilnahmslos.
   »Das tut mir leid«, sprach ich sporadisch und verließ den Raum.

3. Kapitel

Der Gleiter, in dem ich fuhr, bot allen Komfort. Dies war für mich jedoch nebensächlich. Cauthon Despair hatte mir erklärt, daß Camelot weiter verdeckt arbeiten wollte, um so besser ermitteln zu können. Er hatte damit recht. Ein entarnter Feind ist halb so gefährlich, wie ein unerkannter Gegener.
   Die offizielle Version meines Fernbleibens gestern war eine Magenverstimmung. Das terranische Essen bekam mir nicht. Es war nicht sonderlich schwer Paola Daschmagan dies vorzutäuschen. Zudem würde sie es auch aus diplomatischen Geflogenheiten nicht wagen, meine Aussage in Frage zu stellen.
   Das Treffen war nicht mehr so geheim, wie vermutet. Etwa zwei Dutzend Reporter standen vor dem Eingang des Gebäudes. Sicherheitsleute des TLD hielten die Pressemenschen dezent zurück, so daß ich ungehindert in das Gebäude konnte. Ich beantwortete keine der Fragen, dazu hatte ich seit dem gestrigen Tag zu schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht.
   Paola Daschmagan begrüßte mich überschwenglich. Wir schüttelten uns die Hände, was eine typisch terranische Geste war, und sahen heuchlerisch lächelnd, was mir schwer fiel, da ich Lachen nicht gewohnt war, in die Kameras, damit alles den Anschein hatte, als gab es keine Probleme zwischen den Maahks und den Terranern.
   »Ich hoffe, es geht dir wieder besser«, erkundigte sie sich nach meinem Wohlbefinden.
   »Ja, danke!« gab ich als Antwort.
   Cistilo Khan war ebenfalls anwesend. Sie zeigten mir das Gebäude. Es wurde nach der Dscherro-Krise neu aufgebaut und sehr luxuriös ausgestattet. Die beiden Leibwächter von Camelot begleiteten mich, sehr zu meiner Beruhigung. Khan erkundigte sich mißtrauisch, doch ich erklärte ihm, daß ich Schutz beanspruche nach dem Angriff auf meine Raumschiffe. Er schien dies zu tolerieren.
   Wir setzten uns in einen Raum, wo sich etwa 20 weitere Politiker befanden. Etwa eine halbe Stunde lang führten die Erste Terranerin und ich völlig belanglose Konversation, die ich ja so sehr verabscheute. Dann endlich fragte sie nach dem Grund meines überraschenden Besuches.
   Bevor ich ihr antworten konnte, hörte ich ein lautes Zischen und im nächsten Moment explodierten meine beiden Leibwächter. Die Detonation zerstörte den halben Raum. Ich warf mich sofort zu Boden, wie auch Khan, der sich schützend über der Ersten Terranerin beugte.
   Kurz danach kamen TLD Sicherheitsagenten in den Raum gestürmt. Ich versuchte die Lage zu analysieren. Meine beiden Leibwächter explodierten. Lebewesen, insbesondere Terraner, können aber nicht so einfach explodieren. Sie mußten also eine Bombe in sich haben. Diese mußte aber organischer Natur sein oder als Kunstorgan versteckt sein, da sonst die Abtaster reagiert hätten. Ich sah mich Raum um. Paola Daschmagan war nur leicht verwundet. Auch Cistilo Khan hatte nur ein paar Kratzer abbekommen. Doch etwa die Hälfte der anderen Politker war tot. Die andere Hälfte sicher schwer verletzt. Wie konnte das passieren? Wer hatte die armen Menschen zu lebenden Bomben gemacht? »Arme Menschen«. Jetzt fing ich auch noch an sentimental zu werden. Was hatte Cauthon Despait damit zu tun? War er dafür verantwortlich? War ich auf ihn hereingefallen? Ich konnte meine Überlegung jedoch nicht fortsetzen. Die TLD Agenten baten mich diskret aber bestimmend mit ihnen mitzukommen. Wie es aussah, wurde ich nun für das Attentat verantwortlich gemacht.

Fortsetzung folgt!

 
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