ie Styx war
unter höchster Vorsicht in die Galaxis eingeflogen. Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich
als nicht notwendig, denn wir wurden von keinem Tasterstrahl erfaßt und trafen auf kein
fremdes Schiff.
Aus den offenen Hyperfunkkanälen drang nur monotones Rauschen ansonsten waren alle
Frequenzen tot.
10 Lichtstunden vorab lag unser Zielsystem, doch schon jetzt traf die
Styx fortwährend auf große Trümmerzonen, ehemalige Schiffsfragmente aus einer großen
Schlacht.
Moira hatte ihre Schirme aktiviert und flog ohne Rücksicht einfach
durch die Trümmerfelder hindurch. Ausweichen wäre bei dem unüberschaubaren
Durcheinander ohnehin sinnlos gewesen.
Ich war sprachlos.
Hier mußte eine gigantische Flotte gekämpft haben, denn die Trümmer
reichten bis an die Ortungsgrenzen der Styx.
»Mein Gott! Was ist hier nur geschehen?«
Die Ayindi stand nun fortwährend an den Kontrollen. Sie hatte alle
Defensiv und Offensivsysteme ihrer Styx auf Bereitschaft geschaltet.
Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern.
»Ich sagte dir bereits Terraner, ein ganzes Volk hat sich auf diesem
Schlachtfeld geopfert. Möchtest du umkehren?«
Mein Hals war ausgetrocknet und mein »Nein« klang wenig glaubhaft,
dennoch hielt die Ayindi Kurs.
Einen Augenblick erstrahlte das Bild eines Schiffsrumpfes im Holofeld,
kurz bevor es vom Abwehrschirm der Styx atomisiert wurde.
In mir kam eine Erinnerung auf. Ich hatte schon einmal Bilder eines
solchen Schifes gesehen, konnte es aber nicht zuordnen.
Moira beobachtete mich sehr aufmerksam, gab aber nicht von ihrem
Geheimnis preis.
Ich spürte plötzlich wie das vibrieren des Gegenstandes in meiner
Tasche stärker wurde.
Mir war als ob tastende Ströme nach meinem Gehirn griffen.
Was geschieht mit mir?
Plötzlich stand das Abbild eines Planeten vor uns.
Die Oberfläche war total verwüstet und es lies sich nicht erkennen, ob
hier einmal eine Zivilisation gelebt hatte.
Moira gab mir ein Zeichen.
»Es ist so weit, Terraner. Bist du bereit?«
Ich stand auf.
»Was ist mit Yltriel?«
Moiras Augen fixierten den Siga-Blue, der unwillkürlich näher zu mir
schwebte.
»Ich weiß nicht ob er deinen Weg folgen kann.«
Ich wurde unsicher.
»Meinen Weg? Was meinst du damit?«
Ich spürte wieder das Ziehen im Nacken.
Moira beförderte uns auf die Oberfläche des Planeten hinunter. Ich
hatte damit gerechnet.
Als ich die Augen öffnete, traf mich die Erkenntnis wie ein
Blitzschlag.
In einiger Entfernung erkannte ich den ausgefransten und glasierten Rand
eines Explosionstrichters. Dort mußte einmal eine Stadt gestanden haben und ich
wußte bereits welche.
Um mich herum standen hunderte, skurriler Gestalten die mit dem
seltsamen Belag der Hochebene verschmolzen waren. Die Wesen waren zweifellos alle tot.
Einige der kleinen Körper waren unnatürlich verkrümmt und halb im Boden eingesunken.
Fast schien es, als hätten sie versucht in einem letzten, verzweifelten
Kraftakt mit der Umgebung zu verschmelzen.
Meine Knie zitterten.
Überall um uns herum hatten sich große schwarze Raumschiffwracks in
den Boden gebohrt, ihre Anzahl ließ sich nicht schätzen sie bedeckten die
Oberfläche bis zum Horizont.
Ich wagte nicht mich zu rühren. Ich hatte Angst mit einer der kleinen,
versteinerten Gestalten zusammenzustoßen.
Als es doch passierte, splitterte die Figur in Tausend Teile.
»Mein Gott!«
Moira stand hochaufgerichtet, wie ein Denkmal in der seltsamen
Landschaft.
»Sie spüren nichts mehr.«
Ich drehte mich im Kreis, dann sah ich es! Das Portal!
Ich deutete mit den Händen in die Richtung des halb von Basalt
überzogenen Portals und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei.
»Du hast es erkannt, Terraner! Das ist ein Pilzdom! Wir sind auf Galorn
in der Galaxis Plantagoo!«
Der eiförmige Gegenstand in meiner Tasche brannte plötzlich wie Feuer.
Ich nahm in heraus und wollte ihn wegwerfen doch da entfaltete sich das schwarze Ei zu
einem Armband und legte sich blitzschnell um meine Hand.
Ich stand nur da und sah auf das schwarze Armband.
»Ein Passantum!«
Moira wirkte ehrfürchtig als sie sagte.
»Und es hat dich als Träger akzeptiert, ein Umstand der mich
nachdenklich macht.«
Ich versuchte es abzustreifen, doch es gelang mir nicht.
»Es sitzt fest!«
Wieder hörte ich eine Stimme in meinem Kopf, diesmal klar und deutlich.
Das Passantum teilte mir mit, das es betriebsbereit war.
Wahnsinn!
Ich war nur ein einfacher Offizier der LFT Flotte, warum konnte ich es
tragen?
Ich wußte, daß ein anderes Passantum einmal die Hand des Kummerog
abgetrennt hatte, stand mir das selbe bevor?
»Keine Angst«, hörte ich die leise Stimme,»Du trägst die Aura eines
Ritters.«
Ich erstarrte.
»Was sagst du da?«
Ich lauschte in mich hinein.
»Du trägst die Aura eines Ritters.«
Meine Lippen bebten.
»Das ist ausgeschlossen! Ich hatte niemals etwas mit dem Ritterorden zu
tun.«
Ich drehte mich hilfesuchend zu Moira um, doch die Ayindi war
verschwunden.
»Moira!«
Doch ich erhielt keine Antwort.
Ich erschrak, als ich plötzlich die überlaute Stimme des Siga-Blue
hörte.
»Das Ungeheuer ist verschwunden! Wie macht Sie das?«
Ich gab meinem Pikosyn den Befehl den Lautstärkeregler zu justieren und
sah mich um.
»Ich weiß es nicht. Die Ayindi verfügen über eine überlegene
Technik. Sie kann überall sein. An Bord ihres Schiffes, aber vielleicht auch noch immer
in unserer Nähe um zu beobachten was passiert.«
Yltriel schien sich wieder sicherer zu fühlen. Die ganze Zeit über,
als sich Moira in unserer Nähe aufgehalten hatte war Yltirel auffallend passiv gewesen.
»Was sind das nur für arme Wesen!«
Man hörte das Mitleid aus Yltirels Stimme, der winzige Siga-Blue war
niedergeschlagen.
»Ich glaube man nennt sie Adlaten. In meiner Zeit waren sie jedenfalls
ein Begriff.«
Yltriel zirpte erregt.
»Sie sind alle Tod, wie zu Stein erstarrt. Wie kann so etwas möglich
sein?«
Ich konnte mich nur schwer von dem grauenvollen Anblick losreißen.
»Ich weiß nicht viel über sie. Alles was ich hörte ist, das es sich
um ein Hilfsvolk der Galornen handelte.«
»Galornen?«
Yltriel konnte damit nichts anfangen und ich nahm ihm es nicht übel. Zu
lange hatte die letzten freien Galaktiker im Untergrund gelebt. Dinge aus meiner Zeit
waren längst vergessen.
Ich rieb mir den Nacken und stöhnte.
»Was ist?«, kam es aus dem Empfänger.
»Nichts weiter, nur diese Kopfschmerzen! Sie werden schlimmer.«
Ich versuchte mir einen Reim darauf zu machen was ich sah. Im System
Galornenstern mußte es offensichtlich einen Kampf bis zum bitteren Ende gegeben haben.
Die überall im Raum und auf der Oberfläche von Galorn verteilten Schiffswracks sprachen
eine deutliche Sprache. Es schien mir, als ob die Adlaten, die sich alle in der Nähe des
Pilzdomes versammelt und den Tod gefunden hatten, in einer letzten, gemeinsamen
Anstrengung das Heiligtum Galorns beschützt hatten - den Pilzdom.
Ich fröstelte als ich zu dem Bauwerk hinüber sah.
Niemals war ich einem der legendären Bauwerke so nahe gewesen.
Natürlich kannte ich die Bilder und Berichte von Trokan, wo ebenfalls eines der seltsamen
Gebilde stand, doch kein Normal Sterblicher konnte je in ihre Nähe kommen.
Dafür sorgten weiträumige Absperrungen.
Ich riß mich von meinen Gedanken los.
»Es scheint so, als ob die HESPIES auch nicht vor Plantagoo halt
gemacht hatte.«
Yltriel schwebte in meiner Gesichtshöhe und ruderte wild mit den Armen.
»Warum hat uns die Ayindi verlassen! Ohne Raumfahrtzeug sind wir
verdammt an diesem furchtbaren Ort zu bleiben.«
Ich überlegte kurz und warf einen Blick auf das Passantum.
»Ich glaube sie hat sich etwas dabei gedacht.«
Der Siga-Blue schien nicht beruhigt zu sein.
»Und was tun wir jetzt?«
Ich umrundete vorsichtig einige der kleinen Basalt Statuen.
»Ich frage mich, ob wir noch ein paar Informationen sammeln können
über das was sich hier abgespielt hat.«
Yltriel zirpte erregt.
»Wozu! Laß uns lieber schnell verschwinden.«
Ich blieb stehen.
»Und wohin sollen wir deiner Meinung nach gehen?«
Meine Worte kamen etwas schärfer als beabsichtigt.
Yltriel schwieg. Auch er hatte keine Antwort.
Mir kam ein Gedanke.
Ich versuchte mich auf das Passantum zu konzentrieren.
Da es bereits einmal mental zu mir gesprochen hatte, war es vielleicht
möglich einen Gedankenkontakt aufzubauen.
Ich erschrak als es auf Anhieb glückte.
»Was kann ich für dich tun?«
Ich sah mich unsicher um.
»Kannst du mir etwas über die Vorfälle erzählen, die sich hier
abgespielt haben?«
»Negativ«, kam die prompte Antwort.
Ich fluchte, dann dachte ich intensiv: »Gibt es noch Leben auf diesem
Planeten?«
Wieder hörte ich die leise Stimme in meinem Kopf.
»Du kennst die Antwort bereits.«
Ich sah das schwarze Armband entgeistert an, dann begriff ich.
Es hatte bereits meine Gedanken durchforscht. Ich glaubte nicht an
Überlebende.
Ich nickte langsam.
»Gibt es einen intakten Stützpunkt auf Galorn?«
»Nur das Arsenal des Zweiten Boten. Einer der Eingänge befindet sich
nicht weit von hier.«
Ich spürte meinen Puls schneller schlagen.
»Und du kannst den Zugang öffnen?«
»Natürlich.«
CeRhioton war einer der Boten Thoregons gewesen. Ich wußte nicht viel
über die Boten aber mir war bewußt das wenn es überhaupt eine Chance für uns gab mehr
Informationen zu erhalten, dann in dem Arsenal.
Ich war einige Minuten über die karge Basaltlandschaft gewandert, als
ich plötzlich einen Impuls empfing.
»Halt.«
Yltriel hatte bereits zu mir aufgeschlossen und fragte unsicher.
»Hier soll es sein? Ich sehe nichts!«
Ich wußte das der Siga-Blue hervorragende Augen besaß, aber ich
glaubte nicht, daß man den Eingang zum Arsenal so einfach finden konnte.
»Und was jetzt?«, dachte ich so konzentriert wie es mir möglich war,
in der Hoffnung das Passantum finge meine Gedanken auf.
»Ich öffne den Zugang.«
Vor mir entstand plötzlich ein 3 Meter durchmessender, ovaler Eingang
aus dem diffuses Licht strahlte.
Yltirel schwebte auf die Öffnung zu und verharrte vor ihr.
»Ist das ein Antigrav?«
Ich hob einen kleinen Stein auf und warf ihn hinein.
Er fiel nicht sondern schwebte langsam nach unten.
»Der Antigrav ist in Takt. Du kannst ihn betreten«, hörte ich die
mentale Stimme des Passantums.
Ich sah zögerte kurz und trat dann einen entschlossenen Schritt nach
vorn.
»Na denn!«
Die Dunkelheit hatte mich umfangen.
Ich wußte nicht wie tief im Fels der Stützpunkt lag, doch es mußte
sich um einige hundert Meter handeln.
Schweigend schwebten wir beide nach unten.
Als wir plötzlich aus dem Antigravschacht entlassen wurden, breitete
sich vor uns ein kleiner Vorraum aus.
»Die Empfangshalle.«, sagte ich mit einem Seitenblick zu Yltriel.
Der Siga-Blue schwebte eng neben mir im Raum. Fast schien es als suche
er Körperkontakt.
Ich gab ihm ein Zeichen und wir gingen langsam in den langen Gang
hinein.
Ich erkannte unbekannte Schriftsymbole und Hinweisschilder, die ich
jedoch nicht lesen konnte.
Als es vor mir unversehens hell wurde, warf ich mich in einer
Reflexhandlung auf den Boden.
Noch im Fall hatte ich den Nadelstrahler gezogen.
»Was ist los?« schrie der Siga-Blue in heller Panik.
Mein Herz raste wie von Sinnen.
»Die Anlagen des Raumes haben sich aktiviert«, hörte ich die feine
Stimme des Passantums.
Ich stand langsam auf und fluchte erneut.
»Es hat sich nur das Licht eingeschaltet?« presste ich hervor.
»Das ist richtig. Wir befinden uns in der Schaltzentrale der Station.«
Ich atmete heftig.
Vor uns erstreckte sich ein kreisrunder Raum mit sicherlich 100 Metern
Durchmesser.
Die Wände waren überall mit Schaltkonsolen überzogen.
An den Sitzen erkannte ich, das man hier Wert auf Ergonomie gelegt
hatte, jedoch nicht für Terraner.
Die Sitze waren breit und viel zu niedrig für einen Menschen, denn sie
waren für Galornen konzipiert.
»Passantum! Was kannst du mir über die Anlagen sagen?«
Die mentale Stimme war klar und deutlich.
»Ich habe den Speicher der Syntronik abgefragt und verfüge nun über
detaillierte Informationen über die Geschichte die sich im System des Galornensterns
abgespielt hat. Wenn du möchtest, dann kann ich sie dir mental abspielen.«
Ich setzte mich in einen der breiten Sessel und lehnte mich zurück.
»Kannst du die Daten parallel auswerten um mir einige Fragen zu
beantworten, die sich mir nach dem Rückblick stellen könnten?«
»Das könnte ich bereits jetzt«, antwortete die Stimme sanft.
»Es ist aber wichtig, das du die Informationen ungekürzt zuvor
abhörst.«
Ich schloß die Augen.
Mir wurde plötzlich bewußt wie lange ich schon nicht mehr geschlafen
hatte.
Wie Traumbilder tröpfelten die ersten Informationen in mein
Bewußtsein.
Ich wußte bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr genau ob ich träumte
oder ein Teil jenes verzweifelten Kampfes war, der sich in meinen Gedanken ein zweites Mal
wiederholte...
»Admiral Lewis Taan an die Flotte! Kanal für alle Schiffe öffnen!«
Die KEMPEST bestätigte den Befehl und stellte die Verbindung her.
Das Schiff fühlte genau, daß der bevorstehende Kampf das Schicksal des
Schiffes und des ganzen galornischen Volkes bestimmen würde.
»Die 5 Fremden haben zielstrebig ihren Kurs zum Galornenstern gesetzt.
Laut den Unterlagen die uns der sechste Bote überbracht hat, handelt es sich um 5 der
ehemaligen Sporenschiffe die in der Hand einer unbegreiflichen Entität zur vernichtenden
Waffe geworden sind.«
Die KEMPEST unterbrach den Rundruf des Admirals für eine Eilmeldung aus
der Pentrischen Wolke.
»Koim Katha spricht. Die zwei Komponenten des Doppelsterns Doogerosch
stehen kurz vor der Explosion. Die HESPIES hat die Sterne zu einer überkritischen
Reaktion angeheizt. Ich fürchte das wird meine letzte Meldung aus der Heimat sein. Weicht
nicht und bleibt Standhaft. Beschützt das Unberührbare Heiligtum!«
Der Rest der Hyperfunknachricht ging in Störgeräuschen unter.
Lewis Taan schwieg einen Moment. Er konnte sich vorstellen was das zu
bedeuten hatte. Der Plan Koims die Lenker der fünf Sporenschiffe mit dem Shifting zu
befrieden war ein totaler Fehlschlag gewesen.
Der sechste Bote hatte davor gewarnt die Fremden zu unterschätzen. Es
handelte sich um Geschöpfe der HESPIES, die mit den selben Fähigkeiten ausgestattet
waren wie die ehemaligen 7 Mächtigen.
Lewis Taan erhielt die Bestätigung der 48 Schwarzen Galornenschiffe die
im System des Galornensterns versammelt waren. Auch wenn es noch 48 intakte schwarze
Schiffe gab war nicht darüber hinwegzusehen das es sich hier um das letzte Aufgebot
Plantagoos handelte.
Die Adlaten hatten sich bereits auf der Basaltebene versammelt. Ein
Blick auf den Bildschirm zeigte Taan, daß sie bewegungslos verharrten. Sie waren dabei
Energie für die bevorstehende Schlacht zu sammeln.
Taan wäre jetzt froh über den Beistand des sechsten Boten gewesen,
aber der Terraner war unverzüglich in die Milchstraße zurückgekehrt um den Kampf seines
Volkes zu unterstützen.
»Es brennt an allen Ecken des Universums«, flüsterte Lewis Taan vor
sich hin.
Die KEMPEST war fertig mit ihrer Prognose und überspielte sie in eine
holografische Darstellung die direkt vor Taan aufflammte.
»Die Wahrscheinlichkeit, daß die Flotte die Sporenschiffe wirksam
bekämpfen kann liegt bei den zugrunde gelegten Daten um die 5%.«
Taans Augen funkelten stolz.
»Das ist mehr als für den Endkampf der Nonggo errechnet wurde!«
Die KEMPEST faßte das als Frage auf und antwortete prompt.
»Ja, Kommandant. Die Nonggo waren zum Untergang verurteilt, nachdem die
HESPIES einen Weg gefunden hatte das Neuronische Netz zu beeinflussen. Es war ein
kollektiver Selbstmord.«
Taans Hand zitterte leicht als er die Schaltkonsole seines Schiffes
berührte.
»Wir müssen unsere Kampfkraft entscheidend aufwerten bevor die
Sporenschiffe aus dem Hyperraum auftauchen. Wie lange noch?«
Die KEMPEST brauchte nicht lange für die Abschätzung.
»20 Minuten, Kommandant.«
»So sei es! Alles fertig für den Plan DRACHENFEUER!«
Die anwesenden Galornen zuckten angstvoll zusammen.
Der erste Offizier berührte Taan an der Schulter.
»Kommandant, seit ihr sicher mit Eurer Einschätzung?«
Taans Augen blickten traurig.
»Natvis, wir werden alle sterben! Aber nicht bevor wir mit Hilfe des
Geistes unserer Vorfahren alles getan haben, daß Heiligtum zu beschützen.«
Natvis senkte den Kopf und zog sich zurück. Es gab keine Diskussionen
mehr. Lewis Taan aktivierte über die KEMPEST den Spezialzünder im DRACHENHORT von GAALO.
»Es ist vollbracht!«
Der Funkspruch eines weit vorgeschobenen Beobachtungsschiffes traf ein.
Lewis Taans globige Finger schwebten einen Moment über der
Katastrophenschaltung, dann zog er ihn zurück.
Es konnte noch nicht die Streitmacht der HESPIES sein, es war noch zu
früh!
»Meldung!« rief Taan zu seinen Funkoffizieren hinüber doch die
KEMPEST war schneller.
»3 Flugkörper nähern sich dem System im Hyperraum.«
Taan fuhr von einer kurzen Hoffnung angetrieben aus seinem Sitz auf.
»Nur 3?«
Die KEMPEST korrigierte die Hoffnungen des Admirals sofort.
»Energiemuster sind nicht identisch mit den Sporenschiffen.«
Nach 5 weiteren Minuten meldete sich das Außenpostenschiff erneut.
Die aufgeregte Stimme des Kommandanten war auf allen Schiffen der Flotte
zu hören.
»Es sind 3 KREUZMONDE. Verbandsführer ist ein gewisser Kuplik.«
»Direktverbindung!«
Taan hatte den Befehl kaum ausgesprochen als das Bild des Seelenhirten
stand.
»Kuplik! Ihr seit es!«
Der Mönch neigte leicht den Oberkörper.
»Wir hörten ihr seit in Schwierigkeiten?«
Taan brachte ein heißeres Lachen zustande.
»In der Tat Mönch! Wie kommt es das ihr hier seit, so weit von Eurer
Heimat?«
Das Gesicht des Mönchs zeigte plötzlich Trauer.
»Nach der Galaxis der Nonggo war Shaogen-Himmelreich an der Reihe. Das
BÖSE zerschlägt systematisch alle positiven Kräfte des Universums. Thoregon existiert
faktisch nicht mehr! Wir konnten mir den 3 KREUZMONDEN fliehen und hofften auf Hilfe von
den Galornen. Ich fürchte dafür ist es zu spät.«
Taan gab ein Zeichen der Trauer von sich.
»Wir sind dennoch dankbar für Euer Erscheinen. Eure
Sonnenfeuergeschütze werden uns helfen.«
Lewis Taan hatte kaum den Satz beendet, als eine furchtbare
Erschütterung das System Galornenstern traf.
Der galornische Admiral sah gerade noch wie Kuplik herumfuhr, dann wurde
die Bildverbindung unterbrochen.
Auf allen Hyperfunkkanälen herrschte ein panikartiges Durcheinander.
Lewis Taan schloß kurz die Augen, dann hieb er entschlossen auf den
Katastrophenauslöser.
Die Operation DRACHENFEUER hatte begonnen!
Die Zünder hatten ganze Arbeit geleistet. Der orange Energiestrahl
schoß in den Himmel von Galorn und verlor sich in den weiten des Universums.
Talsemon, der Anführer der Adlaten und Nachfahre des berühmten
Foremons spürte die aufsteigende Wut und Aggression in sich. Er wies alle Adlaten an, die
Wut gegen den Feind zu richten und nicht gegen die Artgenossen auf Galorn, ein Befehl den
er bereits nach wenigen Minuten haßte wie alles um sich herum. Er begann zu morphen, eine
Fähigkeit die er von seinem Vorfahren geerbt und an zahlreiche Nachfahren weitergegeben
hatte und begrub einen nahestehenden Adlaten unter dem Basalt, erst als ihm bewußt wurde,
daß er soeben einen Artgenossen getötet hatte, konnte er seine Wut für einen Moment
beherrschen.
Er sah in den dunklen Himmel hinauf, wo zahlreiche Lichtpunkte die
Schiffe markierten, die einen letzten, engen Verteidigungsring um Galon gezogen hatten.
»Kommt endlich!«, rief der Adlate,»Es ist Zeit für den Tod!«
Taans Finger krallten sich um den Pilotensitz. Der Admiral hatte sich
innerhalb weniger Minuten gewandelt. Unbeherrscht schrie er seine Kommandobesatzung an.
»Nehmt Fahrt auf!«
Die KEMPEST schoß aus ihrer überhöhten Position auf die Koordinaten
der Eintauchpunkte zu.
Die Tasterbilder der Sporenschiffe zeichneten sich deutlich ab.
»Das sind sie!«
Taans Gesicht war zu einer Fratze verzogen. Die Energiequoten aus dem
beschädigten Drachen heizten die Galornen zu nie dagewesenem Hass und Entschlossenheit
an.
»Die KREUZMONDE haben Feindberührung! Sie setzen ihre
Sonnenfeuergeschütze ein!«
Der Ortungsoffizier hatte die Meldung hinausgeschrien.
»Sehr gut! Materiestauber und Energiegeschütze fertig machen! Wir
schlagen mit allem zu was wir aufbieten können.«
Die KEMPEST beschleunigte mit Höchstwerten.
Taan rief ins nichts hinaus.
»KEMPEST! ist das nach deinem Geschmack?«
Das Schiff antwortete sofort.
»Ja Kommandant! Es ist gut unter ihrem Kommando in die Schlacht zu
ziehen.«
Taan sah sich mit verengten Augen um.
Alle Angst war aus den Galornen der Besatzung gewichen.
Er erkannte Wut und Entschlossenheit und den Willen zu siegen.
Sein Plan war aufgegangen. Nur mit den freigesetzten Aggressionsquoten
hatte die Flotte eine wirkliche Chance.
»Wie hoch ist jetzt die Wahrscheinlichkeit das wir siegen, KEMPEST?«
»Im Moment keine Auswertung möglich. Achtung werden soeben mit einem
unbekannten Taster gescannt. Feind hat alle Daten über unsere Offensiv und
Defensivbewaffnung ausgelesen. Ich konnte den Lesevorgang nicht unterbinden.«
Taan stieß einen Wutschrei aus.
»Was soll es! Ich habe sowieso nicht vor dem Gegner etwas
vorzuenthalten! Laßt sie Energie fressen!«
Die KEMPEST antwortet ruhig.
»Kernschußweite noch nicht erreicht!«
Taan schlug außer sich vor Wut auf die Konsole ein.
»Dann flieg gefälligst schneller du elender...«
Ein greller Energieblitz flutete den Frontbildschirm.
»Ein KREUZMOND wurde vernichtet, Außenpostenschiffe greifen in die
Schlacht ein. Gegner setzt Flug unbeirrt fort.«
Taan lehnte sich zurück. Eine plötzliche Ruhe ergriff ihn.
Ein zweiter Lichtblitz erhellte den Bildschirm.
»Zweiter KREUZMOND vernichtet, dritter flieht in unsere Richtung.«
Taan aktivierte die Anschnallautomatik, er wollte auf alles gefaßt
sein.
»KEMPEST!«
»Ja, Kommandant?«
»Hast du Angst?«
Das Schiff zögerte eine Sekunde bevor es antwortete.
»Ich verstehe die Frage nicht.«
Taan nickte zufrieden.
»Das ist gut so KEMPEST! Angst lähmt dich!«
Dann hallten Taans Befehle durch die Zentrale.
»Angriffsgeschwindigkeit! Anflugvektor 1,5,8, Feuer nach
Zielerfassung!«
Taans Befehl erfolgte gleichzeitig mit der Vernichtung des letzten
KREUZMONDES.
Der Kommandant rief seiner Besatzung noch zu: »Für Galorn und
Plantagoo!«, dann versank sein Geist in einer Flut von Wut und Aggression.