Rhodans Odyssee (5): Entscheidungen

     
Eine   Von
Perry Rhodan   Nils Hirseland (atlan@luebeck.netsurf.de)
Fortsetzungsgeschichte
Teil 5 von 6
  Copyright © 1998

 

Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan
Der Terraner kann das Blatt wenden
Aurec
Er stellt Dolphus
Rodrom
Sein Plan weist Fehler auf
Sato Ambush
Der Pararealist ist das Zünglein an der Waage
Rosan und Wyll
Sie müssen sich gegen Rodroms Kämpfer wehren
Melsos Berool, Ark Thorn, Gluydor, Scardohn und Itzakk
Sie hinterlassen ihre Spuren auf der Paraerde

 

»Sie sind weg. Der Strangeness-Absorber hat seine Wirkung nicht verfehlt«, sagte der Pararealist zufrieden.
   Perry Rhodan war immer noch, als befände er sich in einem Traum. Noch vor ein paar Minuten kauerte er zusammen mit dem Somer Sam, dem Saggittonen Aurec und der Terranerin Shel Norkat hinter einem Bücheregal in der großen Bibliothek New Yorks.
   Dann erschien auf einmal Sato Ambush, wie aus dem nichts. Der Parareallist hatte zuvor telepathisch mit Rhodan Kontakt aufgenommen und ihn gewarnt sowie den Weg zur Bibliothek gewiesen. Kurz nach dem Auftauchen des Japaners, holte er vier Gürtel hervor, die sich die vier umbinden sollten. Nachdem diese aktiviert wurden, so erklärte Ambush, wurde die Strangeness der vier absorbiert und so für Abtaster nichtig gemacht.
   Ambush hatte weiter erklärt, daß die Söldner jederzeit Rhodan und seine Begleiter finden konnten, da sie einfach nur auf die fremde Strangeness achten mußten.
   Ambushs Plan ging auf.
   »Wir sollten trotzdem besser gehen. Ich habe uns in einem Hotel eingemietet. Dort sind wir erst einmal sicher, solange ihr die Gürtel nicht deaktiviert.«, sagte der kleine Mann.
   »Ich danke dir, Sato!« entgegnete Perry. Er ging zum Pararealisten und berührte ihn.
   »Hattest du erwartet, ich wäre ein Geist?« fragte Sato lächelnd.
   Rhodan wußte nicht, was er sagen sollte.
   »Wie... was ist damals passiert?« erkundigte er sich schließlich. Ambush legte seine Hand auf Rhodans.
   »Alles zu seiner Zeit. Jetzt erst einmal zum Hotel. Wer weiß, wie lange die Krieger Rodroms brauchen, um den Trick zu durchschauen.«
   »Müssen wir die Dinger wirklich immer tragen? Sie sind etwas unbequem! Ich meine, der Mensch hat auch nachts mal Bedürfnisse«, sagte Shel und sah verstohlen zu Aurec rüber, dem das sichtlich peinlich war.
   Sam zeigte eine große Erregung.
   »Reißen Sie sich etwas zusammen, Frau Norkat! Sie werden Ihre animalische Ritualien wohl so lange unterbinden, bis wir die Söldner gestellt haben. Es ist schließlich Krieg!« entgegnete er ihr sehr barsch.

*****

Die fünf Personen erreichten das Hotel. Sato hatte ein Nobelhotel ausgewählt. Sehr zur Freude der vier arg gebeulteten Helden.
   »Um noch einmal auf deine Frage einzugehen, Shel«, begann Sato. »Der Absorber muß innerhalb eines Meters in deiner Nähe sein, ansonsten wird er wirkungslos und kann deine Strangeness nicht mehr absorbieren. Deshalb solltest du darauf achten, ihn stets tragen. Ausnahmen sind natürlich sanitäre Bedürfnisse aller Art.«
   Shel sah ihn mit einem Schmollmund an.
   »Sonst keine Ausnahmen?« fragte sie.
   Sato lachte leise.
   »Liebe machen ist etwas sehr schönes, doch ehrlich gesagt, im Moment fehl am Platz«, meinte er.
   »Ich verstehe«, sagte Shel enttäuscht und ging ins Bad.
   Sato schüttelte den Kopf.
   »Die sind ja innerhalb von nicht einmal 100 Jahren noch schlimmer geworden«, sagte er zu sich selbst und meinte damit die Terraner.
   Perry saß in einem weichen Sessel und war eingenickt. Sato wollte ihn nicht aufwecken. Rhodan brauchte etwas Schlaf, wie auch die anderen. Aurec hatte sich auch bereits in seiner Suite hingelegt. Nur Sam war noch im Wohnzimmer und hatte sich seiner Verkleidung entledigt.
   »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Herr Ambush. Sie sind eine Legende«, sagte Sam. In seinen Worten lag großer Respekt.
   Sato erfreute dies sehr. Er ergriff das Greifglied des Somers.
   »Glauben... Sie mir, ich bin noch viel glücklicher, Sie und den echten Perry Rhodan zu treffen.«
   Beide setzten sich.
   »Wie soll es nun weitergehen? Paralleluniversen und Pararealitäten waren doch Ihr Spezialgebiet. Haben Sie irgendwelche Ideen, wie wir wieder zurück nach Saggittor kommen können? Können Sie Verbindung mit der LONDON aufnehmen? Wie haben sie es geschafft sich wieder zu manifestieren?« fragte Sam auf einmal.
   Sato lächelte. Sein Lächeln wirkte beruhigend und positiv.
   »Viele Fragen, die vieler Antworten bedürfen. Doch heute ist nicht die Zeit für Antworten. Heute ist die Zeit zum Ausruhen. Auch Sie brauchen Schlaf. Schonen Sie sich, denn morgen wird ein anstrengender Tag.«
   Sam nickte.
   »Sie haben wohl recht. Dann lege ich mich auch hin«, erwiderte der Somer.
   »Ich wünsche Ihnen einen gute Nacht und mögen sie schöne Träume haben. Gott, an welchem Sie immer glauben, sei mit Ihnen«, sagte Ambush höflich
   Sam lächelte.
   »Danke, auch Ihnen eine gute Nacht.«

*****

Der Tag brach für Rhodan um 8 Uhr morgens an. So lange schlief er normalerweise nicht in Krisensituationen. Er schrieb es wohl der Erschöpfung zu. Er hatte die ganze Nacht in dem Sessel verbracht. Seine Knochen ließen ihn dies spüren. Sato lag anstelle von Rhodan im Bett. Rhodan konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Sato trug neben seinem Kimono eine weiße Schlafmütze.
   »Ich habe dich vermißt, alter Freund«, sagte Rhodan leise zu sich selbst.
   Aurec kam noch recht müde wirkend aus dem anderen Schlafzimmer heraus.
   »Moin!« sagte Perry.
   »Moin?« wiederholte Aurec verwirrt.
   »Ist Deutsch und bedeutet soviel wie guten Morgen«, erklärte der Unsterbliche.
   »Achso«, machte Aurec und ging zum Kühlschrank.
   »Immerhin haben die hier an alles gedacht«, sagte er zufrieden.
   »Ich schlage vor, wir bereiten das Frühstück vor«, meinte Perry fröhlich.
   »Wie, wir selbst?«
   »Ja, klar. Wir können natürlich auch den Zimmerservice rufen, aber selbst die Brötchen kaufen, die Eier zu kochen, Kaffee und Tee aufzusetzen und den Tisch zu dekorieren macht doch Spaß«, erklärte Rhodan dem verdutzten Saggittonen.
   »Na, wenn du meinst.«
   Aurec stieß einen tiefen Seufzer aus und ging ins Bad.
   »Naja, beginne ich schon einmal allein«, sprach Rhodan zu sich selbst.
   Als er mit dem Frühstück fertig war, weckte er auch Sato Ambush, Sam und Shel Norkat. Voller Stolz präsentierte er ihnen den gedeckten Tisch.
   »Wow, wir sind gefangen in einem Paralleluniversum, werden gejagt von grausamen Bestien und der macht noch ein schönes Frühstück. Das nenne ich cool«, meinte Shel mit Respekt.
   »Ich wünsche allen einen guten Appetit. Trotz der hoffnungslosen Situation in der wir uns befinden«, sagte Rhodan.
   Dann wandte er sich Sato Ambush zu.
   »Nun mußt du uns aber berichten, was passierte nachdem du von der TARFALA verschwunden warst. Paunaro und Icho Tolot berichteten von einem gewissen Embuscade, der dein Para-Ich war. Was hatte es damit auf sich?« wollte der ehemalige Großadministrator des Solaren Imperiums wissen.
   Sato Ambush berichtete davon, wie er danach auf Embuscades Welt gelandet war und sein vermeintlicher Freund ihn errettete. Dann erzählte er von den Jahren in Embuscades Welt, die Sato dahinvegetierte und die Launen seines »Bruders« ertragen mußte. Ambush gewann dann seine Psi-Kräfte wieder langsam zurück und reiste selbst in anderen Paralleluniversen. Dort bekam er mit, wie skrupellos Embuscade war. Er nutzte seine Kräfte und terrorisierte die armen Wesen. Zudem schleppte er ab und zu weibliche Humanoide an, um mit ihnen zu schlafen. Ambush fand heraus, daß die Zellchipträger in Embuscades Universum allesamt negativ waren und er keine Ausnahme bildete.
   Dann berichtete der Pararealist von dem jungen Mädchen, welches Embuscade ermordete. Danach kam es zur großen Konfrontation zwischen den beiden, die auf einer Brücke in Embuscades Welt endete.
   »Die Psi-Materie, in der wir uns befanden, verhinderte, daß wir uns beim Aufschlag sämtliche Knochen brachen, doch unsere Bewußtseine verschmolzen miteinander. Mein Geist und meine Seele wechselten sozusagen in seinen Körper über und konnten Embuscade abtöten. Embuscade existiert nicht mehr«, beendete Ambush seine Erzählungen.
   Rhodan verinnerlichte erst einmal Satos Worte.
   Dann sagte er: »Demnach hast du den Zellaktivator von Embuscade?«
   »Ja.«
   »Dann hast du auch die Kraft und Manifestation wieder in unser Universum zurückzukehren?«
   »Das ist so.«
   Rhodan lachte und umarmte den Japaner.
   »Das ist die beste Nachricht seit langer Zeit!« meinte er fröhlich.
   Sato war beinahe zu Tränen gerührt. Er riß sich allerdings zusammen.
   »Noch haben wir große Probleme. Ich bin, als ich durch die Parastränge flog, auf eure Strangeness aufmerksam geworden. Ich war bis jetzt auf der Suche nach unserem Universum und muß gestehen, ich habe es auch noch nicht gefunden. Dann beobachtete ich euch für eine Weile und bekam deine Konfrontation mit diesem Rodrom mit und die Ankunft der Söldner. Ich entwickelte in Embuscades Welt den Strangeness-Absorber. Das war nicht weiter schwer, ich hatte mir schon vor Jahrzehnten darüber Gedanken gemacht und ein Gerät entwickelt. Ich brauchte es also nur noch replizieren. Dann nahm ich mit dir Verbindung auf. Den Rest kennt ihr alle. Doch das Problem liegt darin, daß wir momentan keine Verbindung zur LONDON haben und ich so an sich auch keinen Weg finden kann, wie wir alle wieder in das Normaluniversum kommen können.«

*****

Rodrom hatte sichtliche Mühe seinen Wutausbruch unter Kontrolle zu halten.
   »Ihr elenden Versager. Wie konnte Rhodan einfach verschwinden?« schrie er dem Holobild Berools entgegen. Dieser kniete vor seinem Meister nieder.
   »Wir vermuten, daß sie einen Weg gefunden haben, die Strangenessaustrahlung zu unterdrücken. Jedoch woher sie diese technischen Mittel haben, ist uns unbekannt«, berichtete der Lare ruhig. Er wußte genau, daß er seine Worte weise wählen mußte, denn Rodroms Stimmung war sehr schlecht. Er fürchtete zurecht um sein Leben.
   Rodrom hatte sich wieder etwas gefangen.
   »Ich verstehe. Könnte es sein, daß Rhodan von irgend einer Kreatur Hilfe bekommen hat?« wollte der Rote wissen.
   »Durchaus möglich, jedoch können wir das nicht mit Genauigkeit sagen, Herr«, entgegnete Berool.
   »Dann findet es heraus. Sucht außerdem die LONDON. Ich vermute, sie ist in den Nachbarsystemen. Versucht es im Alpha Centauri-, Sirius- oder Procyonsystem. Außerdem stellt unverzüglich die andere Gruppe. Es scheint, daß diese ominöse Hilfe Rhodans noch nicht an den zweiten Stoßtrupp vorgedrungen ist. Habt ihr die als Geiseln, könnt ihr auch an Rhodan herankommen«, erklärte die Entität.
   »Enttäuscht mich nicht ein zweites Mal.« Mit diesen Worten beendete Rodrom die Verbindung.

*****

Rosan und Wyll waren über das plötzliche Verschwinden der LONDON nicht sonderlich erbaut. Sie versuchten das Schiff noch per Interkom zu erreichen, doch die LONDON war bereits auf Lichtgeschwindigkeit gegangen. Sie waren also auf sich allein gestellt.
   Wyll Nordment versuchte Perry Rhodan zu erreichen, doch dieser hatte anscheinend sein Interkomgerät deaktiviert.
   »Was machen wir nun?« wollte Rosan wissen.
   Wyll machte eine ratlose Geste.
   »Laut dem TARA V Roboter kommt die LONDON in zwei Tagen wieder. Wir suchen uns eine Unterkunft, holen Wakkner und warten bis die LONDON wiederkommt.«
   Wyll dachte kurz nach. Dann machte er eine besorgte Miene.
   »Ich frage mich nur, warum die LONDON abgeflogen ist. Irgendetwas ist nicht in Ordnung.«
   »Vielleicht ist ein anderes Schiff gekommen? Wir sollten von unserer Kapsel einen Scan durchführen«, meinte die junge Orbanashol.
   Wyll nickte. Beide gingen wieder zur Kapsel zurück und scannten den Planeten ab.
   »Wenn sie einen Ortungsschutz verwenden, wird es schwer sein, sie zu finden. Aber ich hab‘ da was. Eine Anomalie. Die Anomalie ist kugelförmig und hat einen Durchmesser von 100 Metern. Sie... sie bewegt sich in unsere Richtung, würde ich sagen.«
   Rosan sah ihn fragend an.
   »Ist das der Grund für das Verschwinden der LONDON?«
   Nordment bestätigte. Sie gingen wieder aus der Kapsel und aktivierten den Ortungsschutz des Schiffes.
   »Ich hoffe, man entdeckt sie nicht. Wir wissen nicht, wer oder was da auf uns zu kommt, aber es ist besser, wenn wir sofort uns auf die Suche nach Wakkner machen. Anhand seiner Individualimpulse dürfte das leicht sein.«
   »Was ist mit seiner Kapsel?« fragte Rosan.
   Wyll dachte kurz nach.
   »Sie wird wahrscheinlich auch irgendwo getarnt hinter einem Busch stehen. Wir suchen sie später. Ich könnte sie zwar von meiner Kapsel aus enttarnen, doch dann würden auch die Fremden in der Kugelanomalie sie orten können. Das möchte ich jetzt nicht riskieren.«
   Das Liebespaar ging zum nächsten Ort. Dieser war etwa 5 km von ihrem Standort entfernt und hieß Lensahn.
   Sie mieteten sich in einem Autohaus ein Gefährt. Damit begaben sie sich auf die Suche.
   Der Individualabtaster wurde durch irgendwelche Interferenzen beeinträchtigt. Er konnte den genauen Standort von Wakkner nicht bestimmen, zeigte jedoch Restspuren von ihm in der Stadt Eutin an. Rosan Orbanashol und Wyll Nordment fuhren dort hin und versuchten mehr über den Verbleib des Bankers der Galaxiskasse in Erfahrung zu bringen. Sie erreichten eine andere Bank, die deutlich die Restsignaturen von Wakkners Indiviudalimpulsen anzeigte.
   Sie hielten an einem Parkplatz und stiegen aus dem Auto aus. Rosan machte einen erledigten Eindruck.
   »Mr. Nordment, bei allem Respekt, aber würden Sie die Raumschiffe so navigieren wie dieses Vehikel, dann wären Sie ein miserabler Kommandant«, sagte Rosan süffisant.
   Wyll machte eine abwinkende Geste.
   »Sehr witzig.«
   Rosan umarmte ihrem Liebhaber und gab ihm einen Kuß. Wyll war wieder versöhnlich gestimmt und beiden machten sich auf den Weg in das große Gebäude der Bank.
   Sie gingen die Treppen zur Information hoch und befragten die dicke Frau nach Ullrich Wakkner. Diese sah die beiden sehr skeptisch an und musterte sie. Rosan legte ihren ganzen arkonidischen »Charme« in ihre Rolle. Sie benahm sich affektiert und spielte mit einigen wertvollen Schmuckstücken herum.
   »Wir wollen wissen, wo unser Diener geblieben ist. Wir haben gute Gründe anzunehmen, daß er sich hier vor kurzer Zeit noch befand. Also solltest du uns besser informieren oder soll ich gleich mit dem Vorstand reden? Dies würde allerdings wohl bedeuten, daß du dein fettes Gesäß bald woanders unterbringen müßtest«, sprach Rosan mit hervorragend gespielter Arroganz.
   Sie hatte ja in ihrer Familie die besten Lehrer.
   Die dicke Frau lief rot und sagte: »Der Mann war hier, sprach aber mit dem Vorstand. Also müssen Sie sich so oder so an den wenden. Außerdem habe ich Ihnen nicht erlaubt, mich zu duzen!«
   »Achso...« meinte Rosan gedehnt.
   Das war wohl nichts, dachte die junge Arkonid-Terranerin. Sie hielt kurzen Blickwechsel mit Wyll. Seine Mimik deutete auf die selben Gedanken wie Rosans hin.
   »Wir wollen ja nur wissen, wo er im Moment ist«, entgegnete Wyll.
   »Das kann ich nicht sagen. Also, möchten Sie nun mit einer Sekretärin des Vorstandes sprechen?« drängelte die Frau.
   »Nein, danke. Wir finden ihn auch anders«, sagte Wyll Nordment. Er nahm Rosan an die Hand und verließ schnell mit ihr das Gebäude.

*****

Sie setzten sich in ein Lokal und überlegten eine Weile.
   »Er nahm eine Syntronik mit. Dann ging er zuerst zu dieser Bank«, murmelte Wyll.
   Rosan saugte an einem Strohhalm die Flüssigkeit ihres Glases aus.
   »Vielleicht wollte er die Syntronik den Banken anbieten. Die Syntronik würde die Geschäfte der Bank um Jahrhunderte vorversetzen«, meinte sie.
   Wyll nickte mit dem Kopf.
   »Ich glaube, du hast recht. Das wären die einzigen Beweggründe für Wakkner. So käme er an Macht und Ruhm und kann aus seinem verkorksten Leben doch noch etwas machen.«
   »Was machen wir nun?« wollte Rosan wissen.
   »Wir brechen in die Bank ein und versuchen etwas zu finden«, sagte er.
   Rosan lächelte.
   »Wenn das meine Mutter wüßte.«

*****

Als es dunkel wurde, schlichen sich die zwei zum Gebäude der Bank mit dem roten S und dem Punkt. Beide hatten sich schwarze Kleidung angezogen und versuchten zumindest so professionell wie möglich vorzugehen.
   »Wir versuchen über ein Fenster hereinzukommen«, meinte Wyll. Er nahm ein Seil und warf es in die obere Etage. Er zog sich mühsam hoch. Keuchend erreichte er das Geländer und mußte feststellen, daß sämtliche Fenster verschlossen waren.
   »Wyll?« hörte er Rosans Stimme flüstern.
   »Ja?«
   »Die Tür hier unten ist offen«
   »Oh.«
   Nordment ließ sich wieder langsam herunter und fiel die letzten zwei Meter unsanft auf den Boden.
   »Hast du dir wehgetan?« fragte Rosan.
   »Nein, alles in Ordnung«, log Wyll, der sich einen Finger angestaucht hatte, aber zu stolz war, um es zuzugeben.
   »Wie hast du das gemacht?« wollte er wissen und deutete auf die offene Tür.
   Rosan zeigte ihm eine blaue ID-Karte.
   »Die lag hier auf dem Boden, muß einer von denen verloren haben«, erklärte die Schönheit.
   »Ah«, machte Wyll. Dann öffnete er die Tür und ging den Korridor entlang. Rosan folgte ihm dicht.
   Sie gelangten in einige Büroräume und durchforsteten etliche Ordner. Als sie erfolglos waren, entschlossen beide sich in die Hauptbuchhaltung zu gehen. Dort hatte Wyll Nordment mehr Erfolg. Der Terraner fand eine Buchung über 50.000 DM. Die Auszahlung erfolgte bar und an Ullrich Wakkner.
   Ebenfalls fand er eine weitere Überweisung an einen Vermieter in Timmendorf. Wyll folgte daraus, daß man Wakkner eine Wohnung zur Verfügung gestellt hatte.
   »Timmendorfer Strand heißt also sein Domizil«, meinte Wyll nachdenklich.
   »Wir sollten ihm so schnell wie möglich einen Besuch abstatten«, sagte Rosan.
   Wyll stimmte zu, meinte jedoch, daß man erst im Laufe des morgigen Tages dahin fahren sollte. Er war ziemlich müde und erledigt. Deshalb fuhren beide in ihr Hotel und legten sich schlafen.

*****

Die Sonne ging gegen 5 Uhr morgens auf. Die meisten Menschen schliefen noch. Vier Kreaturen jedoch waren schon hellwach. Sie fuhren mit einem einheimischen Vehikel, also einem sogenannten Auto, zu dem Kur- und Badeort Timmendorfer Strand.
   »Strangenesswerte liegen ziemlich hoch. Hier ist einer von denen!« sagte Melsos von Berool.
   »Wir hauen ihn in Stücke, richtig? Reißen ihm die Eingeweide heraus und hacken ihn in Einzelteile!« schrie Itzakk. Der Pterus war, wie üblich, in einem Blutrausch.
   Der Lare hingegen schüttelte den Kopf.
   »Nein, wir lassen ihn am Leben!«
   »Was?« brüllte die Echse.
   »Wir verfolgen ihn eine Weile. Mit sicheren Abstand. Er wird uns sicher zu Perry Rhodan führen. Falls wir bis heute Nacht kein Erfolg haben, werden wir es aus ihm herausquetschen. Wenn wir dann wissen, wo Perry Rhodan ist, dann darfst du mit ihm machen, was du willst«, sprach der Anführer der Gruppe.
   Itzakk schnaubte etwas, dann gab er Ruhe.
   Der Motor fing urplötzlich an zu stottern. Scardohn, der das Auto fuhr, machte ein ratlose Geste.
   »Das Vehikel will nicht mehr«, sagte er wütend.
   »Kein Wunder, du hast vergessen zu tanken!« entgegnete Berool kühl und zeigte auf das Armaturenbrett.
   »Der haut ab!« rief Itzakk, als er Wakkner aus dem Haus gehen sah.
   »Wir folgen ihm. Legt eure Verkleidungen an«, befahl Berool.
   Der Hauri und Pterus zogen sich Kutten über ihren Kopf. Das lange Gewand Itzakks verdeckte gleichzeitig seinen Schwanz. Es war jetzt 6.20 Uhr.
   Ullrich Wakkner stand an einer Haltestelle. Die vier folgten ihm mit etwas Abstand.
   Dann erreichte ein Bus die Haltestelle und Wakkner stieg ein.
   Berool entschloß sich dem Mann zu folgen. Zusammen mit den anderen drei Wesen stieg er in den Bus und wollte am Fahrer vorbeigehen, doch dieser, ein dicker und unansehnlicher Mann, reagierte ziemlich unfreundlich und schnauzte sie an.
   »Ohne Karten könnt ihr hier nicht durch. Also erstmal lösen, die Herrschaften!«
   Die vier Extraterristrier sahen sich verdutzt an. Sie wußten nicht genau, was er damit meinte.
   »Meinen Sie damit, daß wir für die Fahrt zahlen müssen?« fragte Berool höflich nach.
   »Bist du aber ein Schlaumeier! Was denn sonst! Wohin soll‘s gehen?«
   Der Lare überlegte kurz. Er versuchte nicht auf Ullrich Wakkner zu sehen. Der Terraner hatte sich im Mittelteil des Busses gesetzt. Wohin fuhr er?
   »Endstation!« sagte der Lare schließlich.
   »Viermal... macht 23,20 DM. Bitte schnell, ich komm sonst zu spät!« entgegnete der Fahrer weiter unfreundlich.
   Berool legte ihm einen blauen Schein hin.
   »Reicht das?« wollte er wissen.
   »Das ist ein Huni! Verarschen kann ich mich selber! Bei dir piepst wohl. Rück Kleingeld raus, oder geh zu Fuß!«
   Der Lare stöhnte laut auf. Er hatte kein Kleingeld. Itzakk fing an zu grummeln.
   »Du darfst den Rest behalten, als Trinkgeld. Weil du so freundlich bist!« sprach Berool endlich.
   Der Fahrer überlegte eine Weile und holte 23,20 DM aus seinem Portemonnaie heraus. Diese legte er in die Buskasse und steckte den Geldschein in seine Jackentasche.
   Die vier gingen wortlos durch den Bus und setzten sich ganz nach hinten.
   Während der Fahrt stiegen etliche Kinder ein. Ein kleines Mädchen, etwa 8 Jahre, quengelte und sang die ganze Fahrt über infantile Lieder und schrie durch die Gegend.
   Itzakk schnaubte bereits vor Wut.
   »Ich schmeiß dieses Vieh aus dem Fenster«, sagte er mit bebender Stimme.
   »Halt dich zurück«, wies Berool ihn an.
   Doch die Echse stand bereits auf und ging zu dem Kind.
   Er umklammerte mit seiner Klaue eine Stange an der sich normalerweise stehende Fahrgäste festhalten können.
   »Siehst du diese Stange?« fletschte er sie an.
   Die Kleine schaute verwundert zu ihm hoch und nickte schnell mit dem Kopf. Dann riß er die Stange aus der Verankerung. Die Augen des Kindes weiteten sich.
   »Wenn du nicht sofort ruhig bist, passiert mit deinem Arm das Gleiche!« sprach Itzakk langsam. Das Kind fing an zu weinen und machte sich so klein wie möglich. Der Pterus ging gemächlich wieder zu seinem Platz zurück.
   »Bravo, du hast sie nicht getötet!« spottete Berool.
   Nach etwa einer halben Stunde hatten sie die Stadt Eutin erreicht. Sie verfolgten Wakkner zu der Bank und warteten bis er wieder nach einer Stunde herauskam.
   »Was er wohl da wollte?« fragte sich der Lare.
   »Finden wir es doch heraus!« meinte Glyudor, der immer noch in der Gestalt eines Terraners war. Er prägte sich das Gesicht eines Mitarbeiters der Bank ein, welcher wohl gerade zur Frühstückspause ging und verwandelte sich in ihn.
   »So habe ich leichtes Spiel«, strahlte der Gys-Voolbeerah.
   »Gut, aber wir bleiben in deiner Nähe«, meinte Melsos Berool.
   Der Molekülverformer betrat das Gebäude. Er hatte jetzt das Aussehen eines Mitarbeites, nur trug er weiterhin seine schwarze Kombination. Glyudor ging die Treppen hoch bis er in den Vorstandsbereich kam. Dort kam ein Mann im mittleren Alter auf ihn zu. Dieser war fein gekleidet, mit Maßanzug und Krawatte. Auf seinem Namensschild stand Gerhard Prüsselmann. Der Bankier hielt an und sagte: »Herr Hinzel, kommen Sie doch bitte in mein Büro!«
   Glyudor war sichtlich verwirrt, doch folgte dem Terraner. Als sie in dessen Büro waren, stellte sich Prüsselmann mit verschränkten Armen an einen Schrank. Er hatte ein sonderbares Grinsen auf dem Gesicht.
   »Wie lange sind Sie jetzt schon in unserem Hause?« wollte der Terraner wissen.
   Der MV verzog das Gesicht. Er hatte nicht die geringste Ahnung.
   »Äh...« machte er.
   »Etwa ein Jahr, nicht?« stellte Prüsselmann fest.
   »Ja, genau!«
   »Was hat sich in Ihrem Leben seitdem verändert?« war die nächste Frage des Bankers.
   Gluydor wußte nicht worauf der Mann hinaus wollte. Er war nahe dran ihn einfach zu erschießen, doch er riß sich zusammen.
   »Oder welche Veränderungen müßten Sie noch, Ihrer Meinung nach, vollziehen?«, fragte Prüsselmann weiter.
   »Hab keine Ahnung« meinte er.
   »Habe ich mir gedacht. Vielleicht in puncto Kleidung sollten Sie etwas überdenken«, sagte der Terraner verächtlich.
   Der MV sah sich an und schüttelte verständnislos den Kopf.
   »Sie tragen kein Jackett und vor allem keine Krawatte!«
   »Kein was?«
   Der Gys-Voolbeerah wußte mit dem Ausdruck Krawatte wenig anzufangen. Prüsselmann sah ihn entgeistert an und deutete auf seine Krawatte.
   »Ach, du meinst dieses lächerliche Ding an deinem Hals.«
   »Was fällt Ihnen ein! Die Krawatte ist ein Ausdruck von Autorität und Ordnung. Jeder anständige Mensch und vor allem jeder Mitarbeiter in unserem Hause hat eine Krawatte zu tragen. Alles andere ist indiskutabel« schrie der Banker mit hochrotem Kopf.
   Glyudor verlor nun die Beherrschung.
   »Du kannst dir deine Krawatte sonstwo hinstecken«, brüllte er. Dann packte er den Banker und zog so fest an seiner Krawatte wie es nur ging. Prüsselmann gurgelte und röchelte. Er versuchte sich vergeblich gegen den Molekülverformer zu wehren. Dann stieg Glyudor auf den Tisch und zog Prüsselmann mit.
   »Bevor ich dich töte, sage mit eins: Weißt du wo Perry Rhodan ist?«
   Der Terraner schüttelte den Kopf und versuchte nach Luft zu ringen. Glyudor holte einen Strick aus seiner Tasche und fesselte damit die Hände des Mannes. Dann band er die Krawatte an die Zimmerlampe und stieß den Tisch um. Die Beleuchtung hielt das Gewicht von Prüsselmann aus. Er zuckte und zappelte eine Weile, dann erschlafften seine Glieder und er baumelte mit offenem Mund und heraushängender Zunge in dem Raum.
   »Da sieht du, was du von deiner Krawatte hast!« lachte der brutale MV.
   Er ging wieder zu den anderen.
   »Hier gibt es keine Informationen. Nur eine Menge Krawattenträger«, sagte der Gys-Voolbeerah immer noch leicht wütend über Prüsselmann.

*****

Rhodan und seine Begleiter warteten immer noch in ihrem Hotel auf die Rückkehr der LONDON. Die Strangenessabsorber funktionierten tadellos. Rhodan gefiel diese Warterei nicht, doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Auch Aurec strotzte vor Tatendrang. Er wanderte im Zimmer hin und her.
   Dann summte das Interkomgerät auf. Rhodan nahm an, daß es sich um die LONDON handelte.
   »Da seid ihr ja wieder!« fing er an zu ins Interkom zu sprechen.
   »Hier ist Wyll Nordment«, hörte er die Stimme des Navigators sagen.
   »Wo war die LONDON?« wollte Perry Rhodan wissen.
   »Ich nehme an im Alpha Centauri System. Wir wissen es auch nicht genau«, bekam er als Antwort.
   »Was soll das heißen, ihr wißt das nicht genau?« fragte Rhodan irritiert.
   »Nun, Rosan und ich sind auch auf der Erde. Ullrich Wakkner hatte sich mit einer Kapsel und einer Syntronik abgesetzt. Wir flogen auch zur Erde, um ihn zu suchen. Da tauchte ein fremdes Schiff auf. Es muß kugelförmig sein. Wir haben eine Raumanomalie, die wahrscheinlich durch einen Ortungsschutz stammt, aufgefangen. Diese Anomalie hatte einen Durchmesser von 100 Metern«, erklärte Nordment.
   Rhodan konnte sich denken, von wem diese Anomalie stammte. Er erzählte Wyll Nordment von der Konfrontation mit den Elitekämpfern Rodroms. Darunter war auch ein Zeitpolizist. Dessen Raumschiff, der Dolan, war für die Ortungsanomalie verantwortlich.
   »Habt ihr Wakkner gefunden? Was bezweckte er mit seiner Aktion?« forschte Rhodan nach.
   »Nein, wir suchen nach ihm. Er hat eine Wohnung in Timmendorf. Dort war er allerdings nicht. Er hat die Syntronik an eine namhafte deutsche Bank verkauft. Damit erhofft er sich viel Macht und Ruhm.«
   Rhodan überlegte kurz, dann blickte er Sato Ambush an. Der Pararealist hatte vermutlich den selben Gedanken wie der Cameloter. Die drei hatten keinen Strangenessabsorber und waren somit eine Zielscheibe für Rodroms Bestien. Sato Ambush erklärte, daß er sofort drei weitere Absorber in Embuscades Welt herstellen würde. Sofort verschwand Ambsuh und machte sich auf den Weg in die Parawelt.
   Rhodan klärte Nordment über die Strangenessabsorber auf und wollte den genauen Standort von beiden wissen.
   Nach einer Stunde tauchte Ambush wieder auf. Die fünf reisten ab. Sie nahmen den nächsten Flug nach Hamburg, was jedoch eine Weile dauerte. Sato Ambush hatte die Möglichkeit an jeden beliebigen Ort wieder aus dem Ultraversum zu materialisieren. So tauchte er wieder ab und erschien in Eutin, wo die beiden Galaktiker aus dem 13. Jahrhundert NGZ sich befanden.
   Langsam wurde es dunkel. Rosan und Wyll machten sich zusammen mit Sato Ambush auf die Suche nach Ullrich Wakkner. Es galt ihn zu finden, bevor es die anderen taten. Sie brachen in seine Wohnung ein, doch er war wieder nicht auffindbar.
   Ambush entdeckte eine Telefonnummer von einem Etablissement in dem Ort Neustadt. Neustadt war nur etwa 10 Kilometer von Timmendorf entfernt. Der Ort läge auch in der Lübecker Bucht.
   »Wir müssen ihn schnellstens finden«, mahnte der Pararealist.

*****

Ullrich Wakkner hatte sich drei Frauen »gemietet«. Er genoß es endlich reich zu sein. Zusammen mit den wohlproportionierten Blondinen zog er durch Neustadt. Sie gingen zum Strand und feierten dort.
   An dem Tag waren ebenfalls die Abschlußfeiern der Abiturienten und Real- sowie Hauptschüler.
   Etwa 500 Jugendliche hatten sich bei lauter Musik am Strand versammelt und zelebrierten. Ullrich Wakkner war über den Anblick einiger Jungen und Mädchen schockiert. Sie waren alle anders als die Jugendlichen zu seiner Zeit.
   Er fragte seine drei Begleiterinnen wo noch »etwas los« sei. Diese meinten in der Diskothek Bambu sollte eine große Party sein.
   Bereits ziemlich angeheitert torkelten die vier in Richtung der Disco.

Etwa zehn Minuten später erreichten die vier Elitekämpfer den Schauplatz.
   »Restspuren sind hier deutlich zu lokalisieren!« meinte Scardohn. Berool und die anderen hatten ursprünglich den Plan gehabt auch die anderen beiden zu finden, doch plötzlich verschwanden ihre Strangenesswerte wie die von Perry Rhodan. So war Ullrich Wakkner ihr letzter Hinweis.
   Sie gingen zum Strand und suchten den Terraner. Ein Mädchen rempelte Scardohn an. Sie trug einen schwarzen Kapuzenpullover, lilafarbende Stifel und eine zerfetzte Jeans. Die Terranerin machte einen ziemlich jungen Eindruck. Sie versuchte sich gerade hinzustellen, schwankte aber mal nach links und mal nach rechts.
   »Was soll das nun?« wollte der Hauri wissen.
   »Bist du Mike?« lallte die Kleine.
   »Sehe ich so aus wie Mike?« fragte Scardohn barsch.
   Das Mädchen versuchte den Hauri näher anzugucken.
   »Man bist du häßlich. Bist sicher schwul«, meinte sie.
   Scardohn war im Begriff sein Laserschwert zu ziehen, doch Berool hielt ihn davon ab.
   »Wie alt bist du, Terranerin?« wollte der Lare wissen.
   »13, wieso?« antwortete sie.
   »Wenn du nicht sofort verschwindest, rufe ich die Polizei. Kinder in eurem Alter dürfen kein Alkohol trinken«, sprach er.
   Das Mädchen zeigte ihm den Mittelfinger und rannte weg. Die Vier setzten ihre Suche fort. In einer dunklen Ecke hörten sie ein Stöhnen. Itzakk und Scardohn gingen dorthin. Alles was sie sahen, war ein Terraner, der mit heruntergelassener Hose über einer Artgenossin lag und sich immer herauf und herunter bewegte.
   »Ist ja ekelhaft!« sagte Itzakk mit gerümpfter Nase.
   »Warum begatten die sich hier? Hat das irgendwelche Vorteile auf den Wurf?« fügte er fragend hinzu. Der Hauri konnte ihm keine Antwort geben.

Melsos Berool und Gluydor hatten die andere Richtung genommen. Der Lare stolperte mehrmals über einige Jugendliche, die so betrunken waren, daß sie kraftlos und müde am Strand zusammenbrachen und einfach ihren Rausch ausschliefen.
   »Was für ein elendes Pack! Das einzige was diese Terraner damals konnten war Saufen und Kopulieren. Daß die sich innerhalb von 1500 Jahren so gewandelt haben, ist erstaunlich. In dem Zustand hätten sie dem Konzil keine Probleme bereitet.«
   Er lachte kurz.
   »In dem Zustand hätten wir ihnen auch nicht die Ehre erwiesen, in unser Reich aufgenommen zu werden.«
   Melsos Berool sah sich um. Er aktivierte den Individualabtaster, der den Nahbereich abscante. Er fand jedoch keine übereinstimmenden Impulse.
   »Ruf die anderen beiden. Wir verlassen diesen Platz. Wakkner ist woanders. Der Strangeness-Scan zeigt an, daß er sich nach Süden bewegt«, sagte der Lare.
   Itzakk und Scardohn erreichten nach etwa zwei Minuten die anderen beiden. Inzwischen kam es zu einer Schlägerei zwischen linksradikalen und rechtsradikalen Jugendlichen. Die Stimmung hatte sich etwas beruhigt, doch einer der Rechtsradikalen ging auf die Aliens zu. Er trug Springerstiefel, eine graue Militärhose und hatte den Oberkörper frei. Auf der linken Schulter hatte er eine Tätowierung. Seine Haare waren extrem kurz geschnitten. Der Terraner stellte sich demonstrativ vor die vier. Hinter ihm standen noch einige andere Gleichgesinnte.
   »Was soll das?« wollte Berool wissen.
   »Ihr seid Ausländer. So ein Pack wollen wir hier nicht«, brabbelte der Skinhead.
   »Wir sind nur zu Besuch«, entgegnete der Lare.
   »Er ist jetzt in einem Gebäude etwa 1000 bis 2000 Meter von hier«, warf Scardohn ein, der nach Wakkner scannte.
   »Wollt ihr Ärger, oder was?«, brüllte der Glatzköpfige.
   Berool verdrehte die Augen.
   »Itzakk!«, sagte er nur gelangweilt. Die Echse schrie auf vor Freude und riß sich die Kutte vom Körper. Die Rechtsradikalen schrien vor Verwunderung als sie die Gestalt des Pterus vor sich sahen. Itzakk machte kurzen Prozeß mit den fünf Terranern. Er machte sie innerhalb von nur drei Minuten fertig. Der Ewige Krieger wandte seine Upanishad-Kenntenisse an und erledigte so vier von denen, ohne sie zu töten. Dem Anführer jedoch versetzte er einen schmerzhaften Tritt in die Magengegend. Hustend brach dieser zusammen. Dann packten die Klauen von Itzakk den Kopf des Terraners und drehten ihn einmal herum. Man hörte das Genick Knacksen. Blut floß aus der Nase und dem Mond des Toten.
   »Gut, das wäre erledigt. Jetzt gehen wir zu Wakkner und holen Perry Rhodan«, sprach Berool anschließend.

*****

Das Bambu war die meistbesuchteste Disco in der Gegend. Sie lag am Rande von Neustadt. Etwa 2000 Besucher faßte die Einrichtung.
   Laute Musik wurde gespielt, als Rosan Orbanashol und Wyll Nordment das Gebäude erreichten. Sie gingen in den Hauptraum. Dieser war recht groß, in der Mitte befand sich die Tanzfläche, davor ein Podium, wo auch die Diskjockeys standen und an den Musikanlagen arbeiteten.
   Links und rechts waren Bars und Theken eingerichtet, die für das leibliche Wohl der Besucher dienten.
   Die Luft war stickig, die Temperatur sehr warm. Etwa 500 Menschen tummelten sich in dem Raum, standen an den Theken und tranken oder amüsierten sich beim Tanzen.
   Rosan warf Wyll einen bösen Blick zu, als dieser zwei sehr knapp bekleidete Teenager ansah. Er wandte seinen Blick sofort wieder auf die junge Orbanashol. Beide versuchten bereits Wakkner irgendwo ausfindig zu machen.
   Auch Sato Ambush stieß nun hinzu.
   »Dies ist die Adresse des Etablissements, ich denke also, daß er hier heute noch auftauchen wird«, sprach der Pararealist.
   Die drei setzten sich an einer der Theken und beobachteten die tanzenden Menschen, doch sie waren nicht die einzigen »Fremden«, die das taten. Melsos Berool, Gluydor, Itzakk und Scardohn erreichten ebenfalls die Disco. Im Gegensatz zu Nordment, Ambush und Orbanashol kannten sie den genauen Aufenthaltsort von Ullrich Wakkner. Auch sie nahmen an einer der Theken, welche direkt gegenüber der Stelle war, wo sich Wakkner befand, Platz.
   »Noch mehr Abschaum«, meinte Scardohn verächtlich als er sich umsah.
   Melsos Berool wurde umgehend still und verlor etwas an Farbe. Die anderen sahen ihn verwundert und fragend an. Er bemerkte die Blicke.
   »Unser Meister erscheint persönlich und möchte beobachten«, erklärte der Lare schließlich. Rodrom hatte mit ihm telepathischen Kontakt aufgenommen und ihm so sein Vorhaben mitgeteilt.
   Jetzt mußte gehandelt werden, denn vor den Augen Rodroms durfte es kein Versagen geben!

*****

Rodrom war mit der Arbeit seiner Diener nicht zufrieden. Deshalb beorderte er die WORDON und 15.000 Einheiten der Kjollen in das Paralleluniversum und wollte selbst die Jagd Rhodans verfolgen.
   Die rote Inkarnation manifestierte sich vor dem Gebäude. Langsam ging er zu den Kontrolleuren des Bambu.
   Es war ein Leichtes diese zu beeinflussen, ohne ihn zu kontrollieren, passierte er die Kasse und schritt imposant die Treppe zum Hauptraum hoch.
   Viele der Menschen starrten ihn verwundert an, doch interessierten sich letztendlich nicht sonderlich dafür.
   Rodrom blickte durch den Raum und sah die vielen Männer und Frauen, viele noch sehr jung, die dem Rhythmus der Musik folgten.
   Es wurde ein, in Rodroms Ohren, seltsames Lied gespielt, welches um eine terranische Barbiepuppe ging.
   Er ging zur Tanzfläche und schob sich unsanft an den Tanzenden vorbei, dann stieg er auf das Podium und beobachtete die Menschen.
   Ihr niederen Kreaturen. Seht euch doch an. Die Terraner waren und sind eine erbärmliche Rasse. Ihr hüpft wie Schwachsinnige durch die Gegend und meint dies sei toll. Ihr seid ein Gespött für das Universum. Schon die Kleinsten und Jüngsten von euch. Wieviele terranische Weibchen hier in diesem Raum sind nicht einmal 15 Jahre alt? Doch sie stecken sich in enganliegende Sachen, stecken sich eines dieser Räucherstäbchen ins Maul, in der anderen Hand eine Flasche Bier und hüpfen mit ihrem wohlproportionierten Oberkörper hin und her und zeigen damit ihre Paarungsbereitschaft.
   Wer von euch hat sich denn jemals gefragt, wie die drei Ultimaten Fragen lauten könnten? Wer von euch hat sich jemals über den Moralischen Kode Gedanken gemacht? Keiner von euch, denn ihr seid nicht in der Lage dazu.
   Euer Leben ist so armselig und trostlos. Ihr lebt für eure Partys, um zu saufen und euch begatten zu lassen. Anstelle die Wunder des Weltalls zu erforschen, zieht ihr es vor euch wie quiekende Schweine in euren Betten zu suhlen, rammt euch Körperteile ineinander und wartet bis eine eklige Substanz aus eurem Körper strömt. Das ist euer Lebenselexier. Das ist euer Sinn des Lebens. Ihr glaubt ihr seid perfekt, doch ihr seid ein Witz. Ohne Perry Rhodan wären die Menschen im Normaluniversum so geworden, wie diese jetzt. Bedauerlich, daß es soweit kam.
   Ihr macht mich krank, ihr Tiere. Ich vernichte nicht nur Rhodan, sondern diesen ganzen elenden Planeten. Es ist schon eine nahezu altruistische Aufgabe das Universum von der Plage Menschheit zu befreien.
   
Rodrom erkannte nun auch Ullrich Wakkner. Er gab seinen Kämpfern ein Zeichen. Diese machten sich sofort auf den Weg, um den Terraner in die Mangel zu nehmen.
   Sato Ambush und die anderen bemerkten inzwischen Rodrom und die Eliteeinheiten. Wakkner amüsierte sich mit seinen Frauen in einer Sitzecke.
   Sato Ambush hatte bereits Perry Rhodan informiert, wo sie waren. Er hoffte auf das baldige Auftauchen von Rhodan und Aurec.
   Itzakk kämpfte sich durch die Tanzfläche. Er schlug einfach die tanzenden Menschen nieder. Als Sicherheitspersonal auf ihn zu kam, rang er auch diese Leute zu Boden. Scardohn zückte sein Energieschwert und stellte sich vor Wakkner.
   »Wo ist Perry Rhodan?« fragte er laut.
   Wakkner schüttelte den Kopf.
   »Ich habe keine Ahnung.«
   Die Angst saß tief in ihm. Er ließ vor Schreck sein Glas fallen. Die beiden Frauen rannten schnell weg. Wakkner fing an zu zittern und stottern.
   »Ich... ich... ich habe nichts mit P... Perry Rhodan zu tun. Ich... ich...«
   »Elende Kreatur!« schrie Scardohn und schüttelte ihn. Inzwischen kamen auch Aurec und Rhodan ins Bambu.
   Rodrom bemerkte sie sofort. Er informierte Ark Thorn, daß er in das Gebäude kommen sollte. Perry Rhodan eilte zu Wyll Nordment, Rosan Orbanashol und Sato Ambush. Diese deuteten in die Richtung, wo sich Wakkner zusammen mit Rodroms Wesen befand.
   Rhodan zückte einen Thermostrahler, wie auch Aurec. Es wurde langsam unruhig in der Disco. Die Menschen bekamen es mit der Panik zu tun. Von unten her hörte man einen lauten Knall und Schreie. Die Musik verstummte.
   Rhodan nutzte diese Gelegenheit und schoß auf Melsos Berool. Wakkner rannte weg. Itzakk riß sich wieder seine Kutte vom Körper und schrie laut auf. Die Menschen in der Disco auch. Sie rannten in Panik die Treppe hinunter in Richtung Ausgang. Doch sie kamen nicht weit, denn Ark Thorn rannte dieselbige hoch und durchbrach eine Mauer.
   »Verdammt, holt Wakkner und dann weg hier«, rief Rhodan laut.
   Itzakk und Scardohn schoßen inzwischen wild durch die Gegend und hatten bereits ein Dutzend Menschen verwundet oder gar getötet.
   Aurec hatte sich inzwischen Ullrich Wakkner geschnappt. Sie rannten zum Ausgang. Doch Ark Thorn stellte sich auf die Treppe. Das Gewicht des Zeitpolizisten war jedoch zuviel, er brach ein. Rhodan, Aurec und die anderen vier nutzten die Gelegenheit und sprangen auf den Riesen, um über seinen Rücken in die untere Etage zu kommen, dann rannten sie aus dem Gebäude in ein Auto, in welchem Shel Norkat und Sam warteten. Das Gefährt fuhr mit Höchsttempo los. Scardohn, Itzakk und Gluydor sprangen in das nächste Vehikel und nahmen die Verfolgung auf.
   Rodrom sah den verwundeten Berool und Ark Thorn an.
   »Begebt euch in den Dolan und fliegt in den Orbit«, befahl der Rote.
   »Was wird aus meinen Männern?« fragte der Lare.
   »Sie haben ihre Chance vertan. Von jetzt an werde ich Rhodans Ende persönlich in die Hand nehmen«, erklärte Rodrom in einem unwirschen Ton.
   Berool wußte, was dies bedeutete. Nicht nur das Ende für seine Leute und Rhodan, sondern für den ganzen Planeten.

*****

Energiestrahlen zuckten an dem Auto vorbei. Rhodan versuchte so schnell wie möglich zu fahren. Er brauste über die Neustädter Hauptstraße mit fast 200 Stundenkilometern hinweg, doch Scardohn, Itzakk und Glyudor kamen näher.
   Dann bog er im Hafengebiet rechts ein und hielt das Vehikel an.
   »Aurec und ich lenken sie ab«, sagte er knapp und stieg zusammen mit Saggittonen aus dem Wagen. Shel fuhr mit dem Wagen wieder los. Rhodan deaktivierte seinen Strangenessabsorber.
   Sofort wurden die drei Verfolger auf Perry und Aurec aufmerksam. Sie bogen auch rechts ein und stiegen aus dem Wagen aus, während der Terraner und der Saggittone auf eine Leiter stiegen, die auf das Dach eines Fabrikhochhauses führte.
   Scardohn blieb kurz stehen und hielt den Sensor in alle Richtungen. Das Gerät blinkte auf, als er es in Richtung Fabrikhaus hielt.
   »Da sind sie!« rief er zu den anderen. Sie kletterten auch die Leiter hoch und schossen auf die beiden.
   Aurec und Rhodan teilten sich auf, um so die Söldner zu verwirren. Der Cameloter versteckte sich hinter einem Lüftungsschacht. Dann erhielt er einen Interkomspruch von der LONDON. Spechdt teile mit, daß sie wieder im System waren. Rhodan befahl ihm zuerst die anderen abzuholen, dann sollte die LONDON ihn selbst und Aurec abholen. Kaum hatte Rhodan zu Ende gesprochen stürzte sich Gluydor auf ihn. Der MV schlug Rhodan mehrmals ins Gesicht. Perry wehrte sich mit einem Schlag in den Magen. Beide rangen bis sie vom Rand des Daches abrutschten und die Leiter herunterfielen. Nach etwa fünf Metern konnte sie sich an den Sprossen festhalten. Rhodan versuchte wieder heraufzuklettern, doch der Gys-Voolbeerah hielt ihn am Bein fest. Er zuckte ein Energiemesser und stach damit Rhodan ins Bein. Der Cameloter schrie leise auf, dann schoß er mit dem Thermostrahler auf Glyudor, doch dieser wich aus. Alles was Rhodan traf war die Leiter. Der untere Teil wurde abgetrennt und fiel in den Abgrund. Glyudor klammerte sich an Rhodans Bein fest, um nicht mit in die Tiefe zu fallen. Er bohrte das Energiemesser wieder in Rhodans Schenkel, doch der Terraner verpaßte ihm einen Schlag, der Molekülverformer rutschte ab und konnte sich noch rechtzeitig an Rhodans Fuß festhalten. Beide baumelten über den Abgrund, Rhodan klammerte sich mit einem Arm an der letzten Sprosse und versuchte das Gewicht Gluydors auszuhalten. Mit dem anderen Hand riß er das Energiemesser aus seinem Schenkel. Er mußte einen Aufschrei mit größter Mühe unterdrücken.
   Dann nahm er das Messer und schnitt sich damit die Schnürbänder seines Schuhs durch an dem sich Glyudor festhielt.
   »Nein!« schrie der MV.
   Doch Rhodan hatte bereits alle Bänder durchgetrennt. Der Schuh streifte von seinem Fuß ab und fiel mitsamt dem Gys-Voolbeerah in die Tiefe.
   Langsam kletterte Perry wieder auf das Dach. Dort hatte Aurec bereits mit Scardohn zu kämpfen. Der Saggittone hatte dem Hauri einen Schlag mit der rechten Faust verabreicht, der ihn von den Füßen holte. Dann rannte Aurec zu Perry Rhodan und half ihm auf.
   »Wo ist dein Schuh?« fragte er.
   »Der da unten konnte sich nicht von ihm trennen«, gab Perry Rhodan zurück. Kaum waren diese Worte gesprochen, sah der Cameloter nur noch eine Faust auf sein Gesicht zu kommen und dann Sterne.
   Als er wieder zu sich kam, stand eine brüllende Echse vor ihm.
   »Godzilla«, sagte er laut. Itzakk verstand allerdings diesen Spaß nicht. Auch Scardohn war wieder aufgetaucht und jagte Aurec. Itzakk verpaßte Rhodan mehrere Schläge in den Magen. Der Cameloter hatte keine große Chance gegen den Upanishad-Krieger.
   Aurec hatte unterdessen auch große Probleme gegen Scardohn. Beide standen nahe am Ende des Daches und belauerten sich.
   »Du hast keine Chance. Ich werde dich so aufschlitzen wie ich es mit deiner Mutter gemacht habe«, versuchte der Hauri Aurec zu provozieren.
   Der Saggittone rannte auf eine Brücke, die die Verbindung zum Nachbarhaus darstellte. Scardohn ging langsam hinterher, dann warf er sich auf Aurec. Beide rangen miteinander; Aurec versuchte zu schießen traf allerdings nur den Brückenhalter, der begann nachzugeben. Die beiden rappelten sich wieder auf und bekämpften sich am Geländer der Brücke.
   Itzakk hatte Rhodan inzwischen blutig geschlagen. Der Cameloter war wehrlos, doch der Pterus tötete ihn noch nicht. Stattdessen beobachtete er die Auseinandersetzung zwischen Aurec und Scardohn. Aurec krabbelte zum anderen Ende der Brücke, Scardohn sprang auf, doch da brachen die Pfeiler durch. Aurec schaffte es noch zum anderen Haus, doch die Brücke fiel in den Abgrund und riß den Hauri mit in den Tod.
   »Nein!« schrie Itzakk und schoß mit dem Thermostrahler auf den Saggittonen. Er nahm einen von zwei Thermaldetonatoren und warf ihn auf das andere Haus. Aurec konnte noch gerade in Deckung gehen.
   Rhodan kam wieder zu sich und aktivierte den zweiten Detonator an Itzakks Gürtel, dann versetzte er dem Pterus einen Tritt und warf sich auf die Leiter.
   Itzakk rappelte sich wieder auf und bemerkte den aktivieren Thermaldetonator, doch es war zu spät. Eine Sekunde später explodierte der Pterus.

*****

Er herrschte eine Weile Stille. Rhodan kletterte nun bereits zum dritten Mal die Leiter hoch. Keuchend legte er sich auf den Boden und schnaufte erst einmal durch. Aurec winkte ihm vom anderen Gebäude aus zu. Deutsche Polizei war inzwischen angekommen und wollte auf das Dach.
   Doch ein lautes Dröhnen am Himmel ließ sie abschrecken. Die Erde begann zu zittern. Etwas gewaltiges schob sich langsam in Richtung Neustadt.
   Rhodan atmete erleichtert auf, denn es mußte die LONDON sein. Die Polizisten blieben erstaunt stehen und sahen in den Himmel. Doch was sie sahen, war nicht die LONDON. Rhodan blickte nach oben und seine Miene versteinerte sich. Über Neustadt befand sich nicht die LONDON, sondern ein gewaltiges Pflockschiff. Das asteroidenähnliche Raumschiff bedeckte große Teile der gesamten Lübecker Bucht.
   Es war Rodroms Schiff. Doch es kam nicht allein. Hinter ihm wurden tausende Einheiten an etwa 100 Meter großen Diskusraumern sichtbar, die sich über die ganzen Bucht verteilten und anfingen auf alles zu schießen.
   Rhodan nahm die Treppe und rannte bis zum Eingang des Gebäudes. Aurec wartete dort bereits auf ihn.
   Die Nacht. wurde zum Tage, den entlang der gesamten Küste sah man ein loderndes Feuer der Zerstörung brennen.
   Die Apokalypse für die Menschheit des 20. Jahrhunderts war angebrochen. Rhodan und Aurec versuchten irgendwo Schutz zu finden.

*****

Rodrom betrachtete durch das große Panoramafenster auf der Kommandozentrale der WORDON das lodernde Flammenmeer über der Lübecker Bucht. Die Kjollenraummer brausten mit einem heulenden Ton über die Städte hinweg und hinterließen ein Meer aus Schutt und Asche.
   Die Menschen schrien verzweifelt und suchten in Tunneln, Schächten und sogar in den Abwasserkanälen Schutz vor den erbarmungslosen Angreifern. Doch noch hielten sich die Kjollen zurück. Sie warteten anscheinend auf einen endgültigen Befehl ihres Herren.
   Dieser stand direkt vor dem großen Panoramabildschirm, der noch etliche kleine Bilder in sich zeigte, womit Rodrom kaum etwas von dem Massaker entging. Am linken oberen Bildrand erschien das Bild von Marsor. Der kleine Kjolle war sichtlich erregt vor Kampfesfreude.
   »Meister, wie sind Eure weiteren Instruktionen? Was sollen wir mit den Menschen machen?« fragte er mit überschlagender Stimme.
   Rodrom konzentrierte sich erst einmal auf eines der Schlachtbilder. Es zeigte, wie eine Mutter mit zwei Kindern auf dem Arm durch die Straße rannte. Neben ihr schlugen Energiebündel ein. Dann traf ein weiterer Schuß ein Hochhaus, welches über den drei Menschen zusammenbrach.
   Er fühlte Genugtuung bei diesem Anblick. Nun wandte er sich Marsor zu.
   »Ausradieren!«
   Der Kjolle grinste breit.
   »Verstanden!« entgegnete er rasch und beendete die Verbindung.
   Der Rote empfand etwas wie Freude in seinem Inneren. Diesmal konnte Rhodan ihm nicht entkommen. Die Kjollen zerlegten den gesamten Planeten. Der Zellaktivatorträger und seine Gefährten hatten nicht den Hauch einer Chance. Rodrom bedauerte, daß seine Elitekämpfer versagten und sogar drei von ihnen starben, doch letztendlich war der Sieg das Wichtigste. Mit transformähnlichen Bomben, die eine Sprengkraft von etlichen Millionen Gigatonnen hatten, radierten die Kjollen die Ortschaften rund um Lübeck aus.
   Rhodans Ende war gekommen. Er konnte dieses Inferno nicht lebend überstehen, dessen war sich Rodrom sicher.

*****

Rhodan und Aurec hatten inzwischen die anderen gefunden. Sie versteckten sich hinter einer großen Scheune. Neustadt lag in Flammen. Die Menschen rannten schreiend durch die Straßen, in der Hoffnung irgendwo Schutz zu finden.
   Rhodan aktivierte den Sensor, um zu lokalisieren wo überall die Kjollen wüteten. Das Ergebnis erschütterte ihn. Die Diskussraumer waren auf der ganzen Erde verstreut und setzten noch viel gewaltigere Waffen auf den anderen Kontinenten ein.
   Anscheinend wollte Rodrom, daß Rhodan zuletzt starb und keine Chance hatte zu entkommen. Es war deutlich erkennbar, daß die WORDON Kurs nach Lübeck nahm. Es dauerte vielleicht zwei Minuten bis sie über der Hansestadt lag. Rhodan ahnte Schlimmes. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich im nächsten Augenblick. Ein gewaltiger Energiestrahl zuckte aus dem unteren Teil der WORDON heraus. Als er detonierte war es ein bis zwei Sekunden totenstill, dann ein greller Blitz, den Rhodan an die Explosion einer Atombombe erinnerte. Der dazugehörende Knall ließ nicht lange auf sich warten.
   Eine Welle aus Feuer raste über Lübeck hinweg in Richtung Neustadt. Einige schlossen bereits mit dem Leben ab. Rosan klammerte sich an Wyll und zitterte am ganzen Körper. Shel schrie hysterisch auf, die Tränen strömten ihr über die Wangen. Sie verfluchte, daß sie jemals auf diese Reise gegangen war. Sie schlug mit den Fäusten auf Aurecs Brust und gab ihm die Schuld. Der Saggittone reagierte ruhig und besonnen. Zwar trafen ihn Shels Worte hart, doch er versuchte so etwas wie Verständnis aufzubringen. Er nahm sie in seine Arme und drückte sie kräftig. Sam hingegen blieb ruhig stehen und betrachtete das grauenvolle Spektakel, in dem Rodrom und sein Hilfsvolk die Regie führten. Ullrich Wakkner hingegen kauerte auf dem Rücksitz. Angstschweiß lief ihm von der Stirn und formte sich zu kugeligen Tropfen. Perry Rhodan sah starr dem drohenden Inferno entgegen. Wegrennen hatte keinen Sinn mehr. Man konnte nie und nimmer mit dem Auto schneller sein als die ankommende Feuerstbrunst.
   Der Feuerwall erreichte Travemünde und brauste sogar über das Wasser hinweg, welches teilweise sogar einfach verdunstete. Vielleicht waren es noch vier oder fünf Kilometer bis die Terraner, der Somer und der Saggittone von dem brennenden Element verbrannt wurden, auf die genaue Distanz kam es jetzt auch nicht mehr an. Plötzlich tauchte die LONDON dröhnend über der Kleinstadt auf. Sie ging bis auf wenige Meter an die Oberfläche heran. Rhodan schüttelte die anderen, um sie aus ihrer Lethargie zu reißen. Eine Kapsel steuerte auf den Boden und landete, doch bereits die ersten Kjollenraumer hatten die LONDON gesichtet und hielten Kurs auf das terranische Schiff. Die Rettung dauerte nicht einmal eine Minute. Sie stürmten schnell in die Kapsel, kaum war der letzte von ihnen drin, flog sie auch halsbrecherisch los.
   Sieben Kjollenraumer griffen von rechts oben an. Sie teilten sich in zwei Angriffsformationen zu vier bzw. drei Schiffen auf und schoßen auf das Raumschiff. Der Paratronschirm hielt jedoch mühelos dem ersten Angriffswall stand. Wyll Nordment rannte zur Kommandozentrale und übernahm sofort die Leitung. Er steuerte die LONDON manuell aus der Stadt heraus und flog mit Höchsttempo aus dem Orbit der Erde. Nun wandte sich auch Sato Ambush wieder dem Geschehen voll zu.
   »Hier in der Nähe muß ein Portal sein, kompliziert ausgedrückt eine Raumzeitfalte, durch die die Schiffe der Kjollen kamen. Wir müssen dort hindurch! Aller Wahrscheinlichkeit nach landen wir wieder irgendwo in Saggittor«, erklärte der Pararealist.
   »Aller Wahrscheinlichkeit?« harkte Nordment nach.
   Ihm war nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken noch woanders herauszukommen. Dann sah er Rosan an. Letztendlich war ihm aber am Wichtigsten mit ihr zusammen zu sein. Egal an welchem Ort des Universums er sich befand, Hauptsache sie war bei ihm.
   »Ist schon gut. Wir haben wohl keine andere Alternative«, sagte Wyll schließlich einsichtig.
   Rhodan stimmte mit einer Geste zu.
   »Jeder Ort ist besser als dieser hier«, fügte der Cameloter zu.
   Rhodan wies Spechdt an, den Sektor nach ungewöhnlichen Raumanomalien zu scannen. Die Ortungssytntronik funktionierte natürlich nicht einwandfrei. Man konnte nur einen bestimmten Radius abmessen, doch Spechdt fand etwas. Er ließ die Daten auf einem 3-D Hologramm anzeigen.
   »Dorthin muß die LONDON«, sagte Ambush beschwörend.
   Perry Rhodan brauchte nicht lange, um zu reagieren. Er kannte Sato Ambush lange genug und vertraute ihm fest. Er gab den Befehl mit Höchstgeschwindigkeit zur Raumzeitfalte zu fliegen. Ambush erklärte, daß man nur durch diese Verbindung fliegen mußte, um wieder zurück nach Saggittor zu gelangen. Rhodan hoffte, daß sich der Pararealist nicht irrte.
   Doch die LONDON wurde bereits von einigen Kjollenraumern und dem Dolan beschossen. Diese allein konnten den Schutzschirm nicht bis zum Erreichen der Raumzeitfalte gefährden, doch die WORDON kam bedrohlich näher.
   »Sie wird vor Erreichen der Raumzeitfalte in Feuerreichweite kommen«, erklärte Nordment beunruhigt.
   Rhodan überlegte, was er machen konnte. Sato wandte sich ihm zu.
   »Du erzähltest von einer Bombe, die dieser Vater Dannos hier versteckt hatte«, begann der Japaner.
   »Ja, und?« wollte Rhodan wissen.
   »Hatten die Saggittonen diese Bombe bei der Entschärfung von Bord der LONDON genommen?« harkte der kleine Asiate nach.
   Rhodan wußte dies nicht genau. Er mußte eine Weile überlegen.
   »Nein, sie ist hier im Sicherheitstrakt gelagert«, erklärte er schließlich.
   »Gut, führe mich zu ihr«, bat Ambush.
   Er und Rhodan liefen in den Sicherheitstrakt. Dort lagerte die Bombe, die recht beachtlich war. Sie hatte eine gewaltige Sprengkraft und hätte die LONDON in der Mitte zerrissen, wäre sie detoniert.
   Sato Ambush schätzte den Sprengkopf auf etwa zwei Meter. Er schluckte kurz, dann sah er Perry Rhodan an.
   »Ich werde die Bombe mitnehmen.«
   »Wohin?«
   »Nach Embuscades Welt. Von dort aus kann ich mich an jeden belieben Ort in diesem Paralleluniversum begeben. Ich werde den Dolan wählen. Ihr müßt allerdings den Schutzschild des Kugelraumers schwächen, damit ich hindurch kann. Die Bombe werde ich dort ablegen«, erklärte der Pararealist.
   »Ich verstehe nicht ganz. Der Dolan ist nicht so gefährlich, die WORDON stellt das größte Problem dar«, meinte Rhodan.
   »Doch an dieses aufgrund des Schutzschirms komme ich nicht ran. Aber ein Dolan dürfte dort landen können.«
   Nun verstand Rhodan. Ihm war nicht sonderlich wohl bei dieser Aktion zu Mute, doch es war eine reelle Chance.
   »Paß auf dich auf, mein Freund!«, sagte er und umarmte den Japaner.
   »Wir werden uns wieder treffen, Perry Rhodan!", versprach Ambush und entmaterialisierte mitsamt der Bombe.
   Rhodan seufzte, dann ging er wieder auf die Kommandozentrale.

*****

Rodrom stand ungeduldig auf der Kommandobrücke und befahl die WORDON noch schneller zu fliegen. Doch mehr war als Unterlichtgeschwindigkeit nicht mehr herauszuholen für das riesige Schiff.
   »Wie lange noch bis wir in Feuerreichweite kommen?« fragte er in einem düsteren Ton.
   »Wir werden sie etwa 20 Millionen Kilometer vor dem Erreichen der Raumzeitfalte in Feuerreichweite haben«, erklärte der Kanonier.
   Der Rote beobachtete wie die LONDON vergeblich von den Kjollenraumern beschossen wurde. Der Dolan, auf dem sich Ark Thorn und Melsos Berool befanden, flog direkt vor der LONDON und versuchte sie so vom Kurs abzubringen. Das Feuer der LONDON konzentrierte sich nun auf den Dolanraumer. Dessen Schutzschirm fing an zu flimmern, dann brach er für eine kurze Zeit zusammen. Die Transformflugabwehrkanone der LONDON schoß noch einmal auf den schutzlosen Kugelraumer und brannte ein Loch in die Hülle.
   Thorn navigierte den Dolan außer Schußreichweite.
   Sato Ambush hatte diese Zeit gereicht, um an Bord des Raumers zu gelangen. Er war in der Exekutorenzentrale gelandet, wo er zwei Exekutoren ausschaltete, ohne daß die anderen fünf etwas davon bemerkten. Dann machte er die Bombe scharf.
   »Hier Exekutor an Ark Thorn. Wir haben schwere Schäden und sollten besser zum Mutterschiff zurückkehren«, berichtete er.
   Thorn schrie wütend auf, daraufhin wendete er den Dolan und informierte die WORDON über seine Rückkehr.
   Melsos Berool gefiel die Sache nicht.
   »Irgendetwas stimmt nicht. Zwei deiner Exekutoren sind ausgefallen, obwohl wir dort keinen Treffer bekamen, ich schaue unten nach«, sagte der Lare und bewaffnete sich mit einem Strahler.
   Im unteren Raum war Sato Ambush noch mit der Bombe beschäftigt. Er hörte nicht den hereinkommenden Laren, der sofort auf den Pararealisten schoß und ihm an der rechten Schulter traf. Schreiend brach Ambusch zusammen.
   »Du kleiner Wicht, wer immer du auch bist, hast ausgedient«, sprach Berool.
   »Erst schicke ich dich ins Jenseits, dann Perry Rhodan!« sagte der Lare voller Aggressivität.
   Ambush konnte sich kaum bewegen. Er hatte zwar die Möglichkeit wieder nach Embuscades Welt zu springen, doch mußte die Bombe auf der WORDON detonieren.
   Er nahm alle seine Kraft zusammen und schleuderte einen PSI-Strahl auf den Laren. Dieser wurde an die Wand geschleudert und verlor die Waffe.
   Ambush rappelte sich auf und versetzte Berool einen Frontkick. Dieser stand aber schnell wieder auf seinen Beinen und schlug mit seinen Fäusten auf Ambush ein.
   »Ziel in zwei Minuten erreichbar!« berichtete der Kanonier der WORDON.
   »Maximale Energie auf die Geschütze! Diesmal schieße ich dich zur nächsten Materiequelle, Perry Rhodan!« sprach Rodrom.
   Auf einem Monitor verfolgte er, wie der Dolan den Landeanflug begann. Er hatte nur Verachtung für die geschlagenen Kämpfer über.
   »Hier Ark Thorn. Code Blau zur Identifizierung. Beginne mit Landeanflug«, sendete der Zeitpolizist als Funkspruch an die Kommandozentrale der WORDON ab.
   Im internen Sprechgerät rief er Berool, bekam jedoch keine Antwort.
   »Er hat recht, etwas stimmt nicht!« murmelte er zu sich selbst. Er stellte auf Leitstrahllandung und beschloß Berool zu suchen.
   Dieser boxte auf Ambush ein. Der verwundete Pararealist hatte keine große Chance gegen den Laren. Ambush fiel immer wieder zu Boden und rappelte sich nur mühsam auf.
   Nun ließ Berool von ihm ab und wandte sich der Bombe zu. Er machte sich daran diese zu entschärfen.
   Ambush sah den Strahler am Boden liegen und robbte sich dorthin. Er ergriff die Waffe und zielte auf Berool, doch da erschien auch der Zeitpolizist, der laut brüllend auf Ambush zu rannte. Da hatte der Pararealist nur noch eine Chance. Er zielte auf den Sprengkopf der Bombe.
   »Nein!« hörte er noch, bevor alles für einen kurzen Moment hell wurde und dann schwarz.

*****

»Feuerbereit!« rief der Kanonier.
   »Feuer!« entgegnete Rodrom laut.
   Dann eine heftige Erschütterung. Für einen kurzen Moment fielen sämtliche Geräte aus und das Licht flackerte. Die WORDON verlor an Fahrt und wurde immer langsamer.
   »Was war das?« wollte der Rote wissen.
   »Eine Explosion im Hangar, der bis zu den Reaktoren vordringt«, erklärte ein Techniker.
   Rodrom begriff, daß Rhodan etwas damit zu tun hatte. Die LONDON erreichte die Raumzeitfalte und verschwand darin, während die WORDON still im Raum lag.
   Niemand wagte es Rodrom anzusprechen. Jeder hatte Angst bei einem Wutausbruch Rodroms sein Leben zu verlieren.
   Wortlos verließ die Inkarnation eines Chaotarchen die Zentrale, Zykthh befahl die WORDON unverzüglich zu reparieren und dann durch die Raumzeitfalte zu fliegen.

*****

Sie hatten es geschafft. Die LONDON war der großen Streitmacht entkommen. Sie durchflog dank Sato Ambushs tolkühner Aktion die Raumzeitfalte, ohne vorher von der WORDON vernichtet worden zu sein.
   Ein Kjollenraumer, der an der Raumzeitfalte Wache hielt, griff die LONDON an, doch die Transformkanone des Hanseraumers konnte das Diskusschiff manövrierunfähig schießen. Rhodan nahm die Besatzung gefangen, die aus drei Kjollen bestand. Zwei davon allerdings erlagen ihren schweren Verletzungen. Der Dritte jedoch war unbeschadet und damit ein wertvoller Pfand.
   Doch noch war keine Zeit zum Jubel. Die Kjollenraumer konnten sehr schnell auch durch die Raumzeitfalte fliegen. Daher ordnete Rhodan an, sofort auf Lichtgeschwindigkeit zu gehen und nach Saggitton zu fliegen.
   Er und Aurec hatten nun den Plan gefaßt, Dolphus vom Thron zu stürzen. Sie hatten keinen konkreten Plan, doch Aurec hoffte, daß er das Volk auf seine Seite bekommen konnte, wenn er die Möglichkeit hatte mit ihm zu sprechen.
   Die LONDON ging auf Überlichtgeschwindigkeit und verließ das System der Raumzeitfalte.
   Rhodan mußte an Sato Ambush denken. Sein treuer Freund hatte sein Leben riskiert und vermutlich verloren. Perry fühlte eine Leere in sich. Zum zweiten Mal mußte er Abschied von Sato Ambush nehmen.

*****

Kaum war die LONDON am Rande es Saggittonsystems aufgetaucht, wurde sie von tausenden Raumjägern umringt.
   »Ein nettes Empfangskomittee«, meinte Rhodan sarkastisch.
   Aurec blieb ruhig und wollte Funkkontakt mit den Jägern aufnehmen. Er sagte nicht viel, nur: »Hier spricht Aurec. Ich bin am Leben. Nicht feuern!«
   Die Piloten der Jäger hielten sich daran. Nordment konnte einen regen Funkverkehr verfolgen. Jeder versuchte einen Vorgesetzen nach neuen Instruktionen zu fragen.
   Die Abtastung des Systems, soweit möglich, ergab ein erschreckendes Bild. Etwa 200.000 saggittonische Schlachtschiffe der SAGRITON Klasse, Kreuzer, Raumer und Jäger waren aufmarschiert. Das saggittonische Fernsehen berichtete vom Start der glorreichen Flotte, um Rache an den fremden Galaktikern zu nehmen.
   Eine Rede von dem neuen Kanzler Dolphus wurde aus der Kommandozentrale der SAGRITON übertragen.
   »Volk von Saggittor!
   Eine glorreiche Stunde ist angebrochen. Der Saggittone wird jedem Wesen beweisen, daß er der Herr über das Universum ist. Nach der schändlichen Ermordung der ganzen Kanzlerfamilie, werden wir die Galaktiker bestrafen, indem wir sie vernichten werden! Wir werden diesen Unterwesen zeigen, wo es langgeht! Kein Erbarmen! Sie werden sich noch wünschen, uns niemals getroffen zu haben! Lang lebe Saggittor, Sieg! Sieg! Sieg!« schrie der Nationalist aus voller Kehle.
   Aurec wurde schlecht bei dieser Rede. Wütend schlug er mit den Fäusten auf eine Konsole, dann sah er die anderen mit fest entschlossenen Blick an.
   »Ich werde diesen Verräter für seine Taten büßen lassen!« sagte er mit eiserner Stimme. Er aktivierte abermals den Interkom und sendete ein Funkspruch über alle bekannten saggittonischen Kanäle.
   »Hier spricht Aurec, der Sohn Dorocs und rechtmäßiger Nachfolger dessen. Dolphus ist ein Verräter, der mit den Mächten des Chaos zusammenarbeitet. Die Mächte des Chaos sind die Fremden, die immer noch im Zentrum leben. Sie haben meine Familie grausam ermordet. Die Galaktiker sind unsere Freunde. Ich apelliere an alle Soldaten der saggittonischen Republik. Sagt euch los von diesem Tyrann!«
   Nach diesem Funkspruch brach ein Chaos in der Flotte aus. Die Soldaten waren einerseits an Dolphus gebunden, da er der Anführer war, doch andererseits hatten sie die moralische Pflicht auf Aurec zu hören. Aurec ließ seine Ansprache immer wieder zeigen und dies sogar über Trivid-Video, so daß jeder ihn selbst sehen konnte und so eine Täuschung ausschloß. Dutzende von Reportern flogen mit Raumschiffen zur LONDON, doch die Einheiten riegelten alles ab.
   Dolphus stand regelrecht unter Schock. Er schrie wild durch die Gegend und beschimpfte alle als »schwachsinnige Schweinehunde«. Die engste Kommandantur hielt zum Diktator, doch unter den normalen Soldaten und besonders loyalen Aurec-Symphatisanten machte sich Unruhe breit.
   Dolphus saß in seinem Kommandantensessel und starrte auf den Boden, dann stand er auf. Sein Gesicht zuckte vor Anspannung.
   »Hier spricht der Kanzler der Republik«, begann der Saggittone.
   »An alle Einheiten. Die LONDON angreifen und unverzüglich zerstören!« fuhr er fort.
   Es herrschte eine Totenstille im Raum. Niemand traute sich etwas zu sagen, alle sahen nur den selbsternannten Kanzler an.
   Genauso ging es auch den anderen Einheiten. Eine Welle von Jägern hielt auf die LONDON zu, drehte aber kurz vor dem ersten Schuß wieder ab.
   Dolphus beobachtete dies auf dem Bildschirm. Sein Körper fing an zu zittern.
   »Was soll das? Ihr feigen Ratten! Das ist Meuterei!« brüllte er mehrmals, solange bis seine Stimme anfing heiser zu werden.
   »Navigator, die SAGRITON soll angreifen. Steuern Sie auf die LONDON zu«, befahl der Diktator.
   In dem Moment wurde eine weitere Nachricht bekanntgegeben. Einer der Reporter hatte es geschafft zur LONDON vorzudringen. Er hatte die Verwirrung der Militäreinheiten ausgenutzt, um durch die Absperrung zu fliegen. Zusammen mit seinem Team berichtete er live von der LONDON. Aurec erklärte ihm die Situation. Das Interview wurde von allen Sendern übertragen.
   Die Wahrheit kam ans Tageslicht. Dolphus hatte noch nicht genügend Zeit gehabt, um eine organisierte Machtübernahme durchzuführen. Er hatte noch genügend Gegner, die er allerdings während oder nach dem Angriff auf die Milchstraße beseitigen wollte. Doch im Moment war er noch ziemlich angreifbar, was sich jetzt bitter zeigte. Anhänger Aurecs in der Flotte schlossen sich wieder dem Sohn Dorocs an und flogen ihre Raumer schützend vor die LONDON.
   Auch der Navigator der SAGRITON verweigerte seinen Befehl. Dolphus war so wütend, daß er einen Strahler zog und dreimal auf den wehrlosen Saggittonen schoß. Der Offizier war sofort tot.
   »Niemand wagt es näherzukommen!« schrie Dolphus.
   Nun stellten selbst seine treusten Anhänger sich gegen ihn. Sie informierten geheim die anderen Einheiten und berichteten, daß Dolphus die Kommandozentrale in seiner Hand hatte.
   Aurec entschloß sich auf die SAGRITON zu gehen. Per Transmitter wurde er schnell abgestrahlt. Entschlossen ging er schnellen Schrittes in die Kommandozentrale. Jeder warnte ihn davor, doch Aurec hatte nur noch Rache im Sinn.
   Er blieb am großen Eingang zur Kommandozentrale stehen. Die anderen Techniker und Offiziere wagten nicht den Raum zuverlassen, da Dolphus mit dem Strahler wild durch die Gegend fuchtelte.
   »Raus mit euch allen!« schrie er dann. Die Saggittonen verließen langsam die Brücke.
   »Du Mörder!« brachte Aurec wütend hervor.
   »Ich bin unschuldig! Es war Rodrom! Ich... ich bin unschuldig!« schrie Dolphus und zielte mit dem Strahler auf Aurec. Doch er konnte ihn nicht einmal mehr gerade halten. Der gefallene Diktator zitterte am ganzen Körper.
   »Gib auf Dolphus. Es hat keinen Sinn mehr. Dein Plan schlug fehl«, sagte Aurec langsam.
   »Aber... aber... er war so gut durchdacht.«
   »Nein, war er nicht. Er beruhte nur auf einen grausamen Mord an meiner Familie.«
   Der Schweiß lief Dolphus von der Stirn. Seine Wangen zuckten, ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Aurec hob jetzt seinen Strahler und zielte auf den alten Saggittonen.
   Doch Dolphus schoß als erster. Jedoch verfehlte er sein Ziel. Aurec ging langsam auf ihn zu. Er wußte, daß Dolphus nicht mehr in der Lage war ihn zu treffen.
   Der Diktator hatte große Angst. Er wich langsam zurück und beschwörte Aurec fern zu bleiben. Die anderen Offiziere standen am Ende des Raums und hatten zur Sicherheit ihre Waffen gezückt.
   »Gib mir jetzt die Waffe!« befahl Aurec.
   Dolphus sah ihn entgeistert an und schüttelte den Kopf.
   »Nein, es ist aus!«
   Dann legte er sich die Waffe an die Schläfe und drückte ab.

*****

Es war vorbei. Dolphus war tot und die Saggittonen befreit. Die kurze Machtübernahme war gescheitert, bevor sie gefährliche Konsequenzen für Saggittor aber auch die Milchstraße bringen konnte.
   Rhodan war auch inzwischen auf die SAGRITON gekommen. Er sah noch, wie die Leiche Dolphus‘ wegtransportiert wurde.
   »Er hat seine gerechte Strafe bekommen«, sagte er zu Aurec.
   Der Saggittone wandte sich dem Panoramafenster zu und blickte in die Sterne.
   »Ich wollte ihn zuerst töten und den Tod meiner Familie rächen, doch ich konnte ihn dann doch nicht ermorden«, erzählte er langsam.
   Rhodan lächelte und legte seine Hand auf die Schulter des Saggittonen.
   »Das ist auch gut so!«
   Dann wurde er wieder übergangslos ernst.
   »Jedoch ist noch nichts gewonnen. Wir müssen sofort handeln und die Kjollen aus deiner Galaxis werfen«, sprach Rhodan.
   »Wie sollen wir das machen? Wir haben keine Möglichkeit durch die Barriere zu gelangen.«
   »Doch haben wir. Wir haben den gefangenen Kjollen. Inzwischen hat er uns eine Menge berichtet. Die saggittonische Flotte ist bereits aufmarschiert. Wir sollten diesen Zufall zu unseren Gunsten nutzen und das Zentrum angreifen. Die WORDON dürfte immer noch in Reparatur sein. Wir haben also mit 200.000 Einheiten eine gute Chance«, meinte Rhodan.
   Aurec überlegte kurz, dann mußte er dem Terraner zustimmen. Jetzt war die einmalige Gelegenheit, um Saggittor endgültig zu befreien!
   Aurec gab den Befehl, die Flotte neu zu formieren und dann Richtung Zentrum zu fliegen. Die Entscheidung stand kurz bevor!

*****

Eine gewaltige Armada von über 200.000 Einheiten materalisierte kurz vor der Energiebarriere. Zwei Schiffe wurden von den Interferenzen im Zentrum so stark beschädigt, daß wieder umkehren mußten.
   Doch der Rest hatte sich in Wartestellung postiert.
   Auf der Kommandobrücke der SAGRITON stand Perry Rhodan und befahl dem Kjollen den Code preiszugeben.
   Eine positronische Wachstation, durch Ortungsschutz getarnt, lag hinter der Barriere und deaktivierte einen Teil des Feldes, damit die Schiffe hindurchfliegen konnten.
   Widerwillig gab der Kjolle den Code durch das Interkomgerät durch.
   Von außen war keine Veränderung sichtbar, doch ein Teil der Anomalie war verschwunden. Aurec beschloß mit der SAGRITON als erstes Schiff durchzufliegen. Sie passierten problemlos die Passage. Dann folgte die restliche Flotte. Vor ihnen lag das System der Kjollen und die Zentrale der Choatarchen in dieser Galaxis.
   Aurec gab den Befehl zum Angriff.

*****

Die Kjollen wurden völlig überrascht. Ihre volle Aufmerksam galt bis zu diesem Zeitpunkt der Reparatur der WORDON. Doch nun fielen Tausende über Tausende Einheiten über ihre Militäranlagen her.
   Aurec hatte ausdrücklich den Befehl gegeben, keine Zivilisten anzugreifen. Umso härter gingen aber die Tausenden von Jägern und Bombern mit den militärischen Einrichtungen ins Gericht. Die Bomber flogen im Sturzflug über die Stationen hinweg, ließen ihre tranformähnlichen Bomben hinabfallen, welche kurz danach in einem grellen Licht detonierten und alles im Umkreis von 1000 Metern in Schutt und Asche verwandelten.
   Langsam konnten die Kjollen die ersten Abwehrbatterien aktivieren. Sie schossen etliche Bomber und Jäger ab, doch konnten die Anzahl der Angreifer kaum mindern.
   Marsor gab den Befehl selbst Abfangjäger und Raumer los zu schicken. Hastig lief er in Rodroms Quartier und erstatte Bericht.
   »Du elender Tor hast versagt!« sagte Rodrom bitter.
   Marsors kniete nieder und winselte um Gnade. Rodrom nahm dieses Flehen nicht einmal zur Kenntnis.
   »Ist die WORDON wieder intakt?« fragte er.
   »Ja, Meister! Bis auf ein paar Schäden im Hangar ist...«
   »Gut, mehr wollte ich nicht wissen«, unterbrach die Entität den kleinen Kjollen.
   Anschließend löste sich Rodrom auf. Zurück blieb Marsor. Er blickte aus dem Fenster. Drei Jäger der Saggittonen schnellten an einem Hochhaus vorbei, welches pilzförmig aufgebaut war. Sie schoßen auf die Trägersäule, die nachgab. Mit einem lauten Geräusch brach das Gebäude zusammen und fiel krachend auf den Boden, bevor es in einem Flammenmeer verging.
   Er ließ sich von einem Offizier Bericht erstatten. Es sah schlimm aus für die Kjollen. Der Angriff kam so überraschend, daß sie kaum Zeit hatten ihre Einheiten starten zu lassen. Anscheinend hatten die Saggittonen gewußt, wo sie angreifen sollten, denn viele Einheiten wurden schon am Boden zerstört.
   Es war vorbei für ihn und sein Volk. Rodrom verließ mit der WORDON das System und Marsor wußte, daß er die Kjollen nicht ungestraft zurücklassen würde.

*****

Rhodan stand vor dem Bildschirm, die Arme im Rücken verschränkt, und betrachtete die Schlacht.
   Zwei Diskussraumer verfolgten einen saggittonischen Jäger und konnten ihn auch zerschießen. Doch ihre Freude dauerte nur kurz, da ein Pulk von anderen Jägern über sie hinweg flog und sie in einem Hagel von Energieblitzen einhüllte, bis sie explodierten.
   »Die Taktik hatte schon 1941 bei den Japanern funktioniert«, sagte Rhodan.
   »Bitte was?« wollte Aurec wissen.
   »Eine historische Schlacht, als wir Terraner noch damit zu tun hatten, uns gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Die Japaner griffen den US-Hafen Pearl Harbor an. Ihr Vorteil war der Überraschungsmoment, wie hier, konnten sie die Jäger und Schiffe bereits am Boden zerstören, bevor sie überhaupt kampftüchtig waren«, erklärte der Unsterbliche.
   Dann konzentrierte er sich wieder auf den Bildschirm. Er sah, wie die WORDON sich aus dem System entfernte. Etwa 20 Raumer der Saggittonen griffen das Pflockschiff an, doch wurden nacheinander zerstört. Rhodan wußte, daß man vielleicht die WORDON nicht stoppen konnte. Er hatte insgeheim gehofft, daß sie immer noch manövrierunfähig war, was sich leider als Trugschluß erwies.
   Rodrom erschien auf der Kommandozentrale der SAGRITON.
   »So, Perry Rhodan. Du hast also wieder einmal einen kleinen Sieg über uns errungen. Doch freue dich nicht zu früh, kleiner Terraner.
   Du wirst noch von mir hören, Perry Rhodan. Dein Schicksal, wie auch das der Männer und Frauen auf der LONDON, ist besiegelt. Doch solltest du wieder dem Tod entkommen, sei gewiß, es gibt auch andere die deinen Tod wollen und sich in diesem Moment darauf vorbereiten.«
   Das waren die letzten Worte Rodroms, dann erlosch sein Hologramm. Perry war verwirrt über diese Worte, doch hatte er keine große Zeit darüber nachzudenken. Die WORDON schoß einige Fusionsbomben in die Sonne des Systems. Die Sonne blähte sich kurz auf, wurde dann dunkler, bevor sie anfing zu implodieren. Die WORDON war inzwischen aus dem System geflogen.
   »Aurec, die Sonne wird zu einer Supernova!« berichtete der Ortungsleiter.
   »Sofort alle Schiffe aus dem System zurückziehen!« rief der Saggittone zu dem Funker. Die Schiffe folgten sofort dem Befehl. Für viele kam es zu spät, den die Energiewellen der Sonne hatten sie bereits erreicht.
   Für die Kjollen war sowieso alles vorbei. Sie ergaben sich in ihr Schicksal.
   Marsor stand immer noch im Raum Rodroms und beobachtete die immer größer werdene Sonne, die bald auch seinen Planeten erreichte. Er und sein Volk hatten versagt. Sie wurden nun bestraft. Rodrom wollte nicht, daß die technischen Anlagen in die Hände der Saggittonen fielen. Das war der eine Grund, warum er die Sonne mit Fusionsbomben beschoß. Der andere war, daß die Kjollen ausgerottet werden sollten und so für ihr Versagen bestraft wurden. Sein Volk hatte ein Pakt mit dem Teufel geschlossen, der nun abgelaufen war. Die ausgedehnte Sonne erreichte nun auch seinen Planeten und verbrannte alles. Marsor schloß mit dem Leben ab.

*****

Etwa 8.000 Einheiten der Saggittonen hatten die Schlacht nicht überlebt. Der Rest kehrte bejubelt wieder ins Heimatsystem zurück.
   Aurec und Perry Rhodan wurden als Helden vom Volk gefeiert. Aurec war etwas enttäuscht, daß Shel nicht am Raumhafen war, um ihn zu begrüßen.
   Die überlebenden Kjollen, die sich unverzüglich ergaben, wurden inhaftiert. Aurec wollte sie jedoch nicht lange in Gefangenschaft behalten. In seinen Augen war das Volk schon genug bestraft. Er wollte versuchen mit ihnen eine friedliche Koexistenz aufzubauen.
   Einige Stunden später waren Perry Rhodan und Aurec alleine in einem Zimmer. Aurec starrte aus dem Fenster.
   »Was geht in dir vor?« wollte Rhodan wissen.
   »Ich weiß es nicht. Einerseits noch tiefe Trauer wegen meiner Familie, doch dann fühle ich mich sehr stolz den Sieg für die Saggittonen errungen zu haben und nun in eine friedlichere Zeit zu steuern«, erklärte er.
   Dann drehte er sich um und dachte an Shel. Er hatte sie immer noch nicht gesehen. Wo sie wohl steckte? Ihr war doch hoffentlich nichts passiert.
   »Dann gibt es noch etwas anderes, was ich erledigen muß, bevor ihr zurück fliegt.«
   »Das solltest du schnell erledigen. Morgen wollen wir wieder zurück. Die 15.000 Männer und Frauen müssen dringend wieder in ihre Heimat zurück«, sagte Perry Rhodan.
   Aurec nickte.
   »Ich verstehe das gut. Ich hoffe nur, daß diese eine Person lieber bei mir bleiben wird.«
   »Shel?«
   »Ja! Ich liebe sie und werde sie fragen, ob sie mich heiraten will.«
   »Dann viel Glück, mein Freund!«

*****

Die Domestiken teilten ihm mit, daß Shel in ihrem Zimmer war mit einer Freundin.
   Deshalb also, dachte Aurec. Sie haben wahrscheinlich den ganzen Tag beim Einkaufen verbracht und deshalb die Zeit vergessen.
   Aurec hörte ein Stöhnen aus dem Zimmer, dann einen leisen Aufschrei. Besorgt zückte er seine Waffe und stürmte in das Zimmer. Dort war alles dunkel. Er hörte nun ein Kichern, dann wieder Stöhnen. Er runzelte die Stirn. Die Geräusche kamen aus dem Schlafzimmer. Er ging langsam herein und traute seinen Augen nicht. Dort lag Shel nackt im Bett, doch sie war nicht allein. Ihre Freundin lag neben, oder vielmehr auf ihr. Aurecs Mund öffnete sich weit. Er war völlig irritiert. Neben dem Bett sah er ein weißes Pulver auf dem Nachttisch liegen. Unter diesem noch etliche Flaschen Vurguzz.
   Shel bemerkte langsam den erstaunten Saggittonen, der inzwischen den Strahler gesenkt hatte. Sie schien nicht einmal überrascht zu sein. Ihre Sinne schienen getrübt durch Alkohol und Drogen.
   »Hi Aurec, komm doch zu uns. Wird sicher lustig!« säuselte sie.
   »Und so etwas wollte ich heiraten«, rief Aurec wutentbrannt.
   Dann nahm er den Verlobungsring und warf ihn ihr aufs Bett. Er rannte aus dem Zimmer, hinaus auf den Flur und von dort aus in die Gartenanlagen, wo er allein mit seiner Wut und Enttäuschung bleiben wollte.

*****

Der Tag der Abreise war gekommen. Aurec hatte eine große Abschiedsgala zu Ehren der Galaktiker durchgeführt. Rhodan war sehr erfreut über diese Geste. Der Saggittone hielt zum Abschluß eine kurze Rede.
   »Liebe Galaktiker, vor allem Perry Rhodan! Ich und unsere Galaxis schulden Euch großen Dank. Durch den heldenhaften Einsatz der Besatzung der LONDON und die Selbstlosigkeit eines Mannes, nämlich Perry Rhodan, hat die Galaxis die Befreiung durch die Chaotarchen, die wir nur Jahrtausende lang als Fremde kannten, und des verbrecherischen Dolphus, erwirken können. Sicherlich ist das Volk der Galaktiker und Terraner nicht perfekt. Es gibt auch, und diese sind mir begegnet, rücksichtslose Menschen.«
   Er machte eine kurze Pause. Rhodan war über diese Äußerung verwundert. Aurecs Blick schweifte durch die Menge, anscheinend versuchte er jemand bestimmtes zu finden. Perry konnte nicht ahnen, daß es sich dabei um Shel Norkat handelte. Dann fuhr er fort: »Doch der größte Teil der Galaktiker verdient es als Freunde bezeichnet zu werden. Deshalb verspreche ich im Namen des saggittonischen Volkes, wir werden die Freundschaft zu Perry Rhodan und den Galaktikern pflegen. Wir sind immer für Euch da, Galaktiker!«
   Tosender Applaus für den Kanzler nach der Rede, dann begann die LONDON mit den Startvorbereitungen.
   Rhodan dankte Aurec für seine netten Worte, doch merkte er auch die Anspannung des Saggittonen.
   »Was ist vorgefallen?« wollte der Terraner wissen.
   »Es ging um Shel. Ich hatte sie falsch eingeschätzt«, erklärte Aurec etwas wortkarg.
   »Ich verstehe«, meinte Rhodan.
   »Terranische Frauen sind sicher die kompliziertesten im Universum«, sagte er scherzhaft und konnte so auch Aurec ein Lächeln abgewinnen.
   Sie reichten sich die Hände und umarmten sich.
   »Leb Wohl, mein terranischer Freund!« sprach Aurec als Abschied.
   »Sagen wir besser: Bis bald, mein saggittonischer Freund!« verabschiedete sich Rhodan.
   Der Terraner war der Letzte, der die LONDON betrat, bevor das gigantische Schiff von dem der Gateway abdockte und den Orbit ansteuerte.
   »Wohin nun, Perry?« wollte Nordment wissen.
   »Ich glaube, zum dritten Punkt von rechts außen«, erklärte er.
   Wyll sah ihn verwirrt an. Rhodan lachte.
   »Ab nach Hause!«

 

Rodrom und Dolphus sind geschlagen. Rhodan und seine Gefährten konnten die Parallelwelt verlassen und Saggittor von den Kjollen befreien. Nun fliegt die LONDON wieder zurück, doch Rodrom gibt noch nicht auf. Er will grausame Rache an der LONDON üben.
LONDON heißt auch der letzte Teil von Rhodans Odyssee, der ebenfalls in dieser Terracom erschienen ist.
Wieder geschrieben von Nils Hirseland, die Grafiken (Grafiken?!?! d.Red.) stammen von Lars Weinand.

Fortsetzung folgt!
Direkt hier:
Rhodans Odyssee (6)

 
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