ASTRONOMIE !

Hinweise auf neue Planetensysteme entdeckt

25.9.1998

Die Familie der Planeten außerhalb unseres Sonnensystems hat wieder Zuwachs bekommen: Die Astronomen des Anglo-Australian Observatory in Epping, Australien haben gleich zwei neue Himmelskörper von der Größe des Jupiter entdeckt. Sie umkreisen relativ nah gelegene, sonnenähnliche Sterne.
Beide sind etwas Besonderes: Der Planet, der den 68 Lichtjahre von der Sonne entfernten Stern HD210277 begleitet, ist der erste Planet, dessen Orbit von seinem Mutterstern so weit entfernt ist wie die Erde von der Sonne. Allerdings ist die Bahn des Planeten elliptisch: Seine Entfernung zum Zentralgestirn schwankt zwischen den Abständen von Venus und Mars zur Sonne. Sein Gewicht beträgt 1,36 Jupitermassen.
Der zweite Planet liegt so nahe an seiner Sonne, daß er sich innerhalb der äußeren Atmosphäre des Sterns bewegt. Seine Entfernung beträgt weniger als ein Neuntel der Entfernung des sonnennächsten Planeten Merkur. Vermutlich entstehen Planeten von der Größe Jupiters auch in einer ähnlichen Entfernung von ihrem Stern wie der Riesenplanet. Wenn sie so nah zu ihrer Muttersonne wandern, wie der eine der beiden neuentdeckten Planeten, dann schleudern sie bei ihrer Wanderung große Mengen Materie aus der Staubscheibe, die junge Sonnen umgibt, nach außen.
Eine solche Staubscheibe fand ein Team von der Universität von Arizona in der Nähe des Sterns 55 Rho1 Cancri, den ebenfalls ein massiver Planet in geringer Entfernung umrundet. Die Staubscheibe reicht so weit wie der Kuiper-Gürtel, ein Gürtel aus Kometen am Rande unseres Sonnensystems. Er enthält aber zehnmal so viel Materie. Es ist das erste Mal, daß solch eine Staubscheibe bei einem gewöhnlichen Stern im mittleren Alter beobachtet wird. David Trilling, einer der Astronomen aus Arizona, glaubt, daß es Hinweise auf ein voll ausgebildetes Planetensystem um 55 Rho1 Cancri gibt. Eine Aufnahme der Staubscheibe wollen die Astronomen erst im Oktober auf einer Konferenz der American Astronomical Society enthüllen. Über ihre Arbeit berichten sie auf der Website "The Extrasolar Planets Encyclopedia".

[Quelle: Ute Kehse, Science News]

 

Riesenteleskop enthüllt Details eines Quasars

22.9.1998

Einem internationalen Wissenschaftlerteam ist es jetzt gelungen, Einzelheiten in einem 6,3 Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar zu erkennen, die so groß sind wie die Entfernung von unserer Sonne zum nächsten Stern. Dazu benutzten sie ein Teleskop, das größer als die Erde ist: Sie verbanden 40 Radioteleskope auf der Erde mit dem japanischen Satelliten "Highly Advanced Laboratory for Communications and Astronomy" (Halca), der sich auf einer Umlaufbahn 30.000 Kilometer über der Erdoberfläche befindet. Je größer ein Teleskop, desto kleinere Einzelheiten kann es erkennen. Das größte irdische Radioteleskop befindet sich in Puerto Rico und hat einen Durchmesser von 300 Metern.
Die Messungen, die die Wissenschaftler im Fachblatt Science veröffentlichten, enthüllten aufregende Details des weit entfernten Quasars: Im Zentrum dieser merkwürdigen Objekte, die kleiner als eine Galaxie, aber größer als ein Stern sind, vermuten die Forscher seit langem Schwarze Löcher, die für die extreme Helligkeit der Quasare verantwortlich sind. Jetzt ist erstmals im Detail zu sehen, was für Aktivitäten das Schwarze Loch im Zentrum des Quasars verursacht: Den Forschern gelangen detaillierte Aufnahmen sogenannter Jets - Strahlen aus subatomaren Teilchen, die aus dem Zentrum des Quasars nahezu mit Lichtgeschwindigkeit hervorschießen. Wie die Messungen zeigen, strahlen die Jets sehr heiße Temperaturen ab - mehr als eine Billion Grad. Dazu David Meier vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa: "Was immer diese Aktivität hervorruft, es muß so etwas wie ein Schwarzes Loch sein."

[Quelle: Ute Kehse, Science, BBC, Discovery]

 

Woraus besteht der Mars?

21.09.1998

Neue Ergebnisse der Pathfinder-Mission zum Mars zeigen, daß der Rote Planet anders aufgebaut ist als es die bisherigen Modelle über die Entstehung unseres Sonnensystems vorhersagen. Die Astronomen gehen bislag davon aus, daß sich die inneren Planeten, Merkur, Venus, Erde und Mars, aus der gleichen Mischung von Elementen gebildet haben. Erst spätere Prozesse auf den Planeten sollen zu den heute messbaren Unterschieden geführt haben. So sollen die Planeten ursprünglich die gleichen Anteile an Eisen und das gleiche Verhältnis an Silizium und Eisen aufgewiesen haben. Diese sogenannte C1-Mischung kann nun mit den aktuellen geophysikalischen Messungen auf dem Mars nicht bestätigt werden. Forscher der Carnegie Institution of Washington haben das Trägheitmoment vom Mars genauer untersucht. Es beschreibt, wie stark die Planetendrehung von einer konstanten Geschwindigkeit abweicht. Aus dem Trägheitsmoment können die Forscher auf die Dichteverteilung im Planeten zurückschließen. Um zu wissen, in welcher Form die Elemente im Inneren des Mars unter hohen Drücken vorkommen können, messen sie die Eigenschaften der wahrscheinlichen Elemente in besonderen Hochdruckzellen.
Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse beleben die Forscher ein älteres Modell zur Planetenentstehung wieder. Danach soll das Eisen/Silizium-Verhältnis der Planeten von dem Abstand der Sonne abhängig sein. Nun seien aber die Theoretiker gefragt, um ein schlüssigeres Modell zur Entstehung der Erde und unserer Nachbarn zu entwickeln. Da bisher aber nur das Trägheitsmoment von der Erde und vom Mars, nicht aber vom Merkur und der Venus bekannt sei, werde eine Unsicherheit bestehen bleiben.

[Quelle: Jan Oliver Loefken, Science]

 

Bald freier Blick auf ferne Planeten dank neuer Teleskoptechnik?

18.9.1998

Astronomen von der Universität von Arizona in Tucson haben jetzt erstmals eine neue Methode angewandt, mit der sich Planeten außerhalb unseres Sonnensystems direkt beobachten lassen könnten. Das berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazin Nature.
Planeten in fremden Sonnensystemen können bis jetzt nur indirekt beobachtet werden: Sie verrieten ihre Existenz durch ihren Einfluß auf die Bewegung ihres Muttersterns. Um die Planeten direkt sehen zu können, leuchten sie zu schwach: Sie werden von ihrer Sonne überstrahlt.
Mit Hilfe des Multiple Mirror Teleskops auf Mount Hopkins in Arizona konnte der Leiter der Studie, Phil Hinz, zum ersten Mal eine interferometrische Methode anwenden, um das Licht eines schwach leuchtenden Körpers in der Nähe eines Sterns zu verstärken. Dazu kombinierte er das Licht von zwei Spiegeln des Teleskops so, daß das Licht des Sterns, das vom einen Spiegel eingefangen wurde, das des anderen Spiegels auslöschte, während das Licht des schwach leuchtenden Objekts verstärkt wurde.
Erstes Testobjekt war der nahe Riesenstern Beteigeuze. Hinz konnte klare Aufnahmen einer Staubwolke machen, die den Stern umrundet. Die Existenz dieser Staubwolke war zwar bekannt, doch hatte sie bis jetzt niemand ohne störendes Licht des Sterns beobachten können. Damit sich mit der Interferometrie tatsächlich fremde Planeten beobachten lassen, muß die Teleskoptechnik allerdings noch weiterentwickelt werden.

[Quelle: Ute Kehse, University of Arizona]

 

Riesenteleskop in der Atacama-Wüste geplant

17.9.1998

Noch ist das European Southern Observatory (ESO) dabei, sein neues Very Large Telescope (VLT) zu testen, da nehmen schon neue Pläne für ein noch größeres Projekt Gestalt an: Gestern billigte das ESO eine Beteiligung am "Large Southern Array/Millimetre Array", einer Anordnung aus 64 Antennen mit einem Durchmesser von jeweils zwölf Metern, die den Wellenlängenbereich des Lichts zwischen 0,3 und 10 Millimetern mit hoher Auflösung erkunden sollen. Standort des Teleskopfeldes soll ein 5000 Meter hohes Plateau in der Atacama- Wüste sein, eine Autostunde vom Kontrollzentrum in San Pedro de Atacama entfernt. Die Voraussetzungen dort sind ideal: Der Standort liegt hoch und trocken, ist flach und groß genug, um die 64 Antennen auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern zu verteilen.
Der Wellenlängenbereich, in dem die Teleskope messen, ist bislang wenig erforscht. ESO erhofft sich neue Erkenntnisse über den Ursprung von Galaxien und Sternen. Anderen vergleichbar leistungsfähigen Observatorien wie dem Weltraumteleskop Hubble oder dem geplanten VLT ist der Blick auf diese Objekte durch Staub versperrt, den die Millimeterwellen aber durchdringen können.

[Quelle: Ute Kehse, ESO]

 

Entstehung der Ringe um Jupiter geklärt

17.9.1998

Aufgrund neuer Bilder der Galileio-Raumsonde kamen Wissenschaftler jetzt zu der Ansicht, daß die Ringe des Jupiter aus dem Staub bestehen, der durch Einschläge kosmischer Materie auf den vier inneren Monden des Riesenplaneten ins All geschleudert wurde.
Nach Ansicht von Joseph Burns, Astronom an der Cornell University, bombardiert das durch die gewaltige Anziehungskraft dieses größten Planeten im Sonnensystem angezogene kosmische Material die Oberflächen seiner Monde. So treffen Partikel von Kometen und Asteroiden mit enormer Geschwindigkeit auf und erzeugen beim Aufprall Staubwolken, die sich dann zu Ringen entwickeln können.
Burns veröffentlichte diese neuen Forschungsergebnisse gemeinsam mit Kollegen von der Cornell University und den National Optical Astronomical Observatories in Tucson.
Die neuen Aufnahmen zeigen deutlich mehr und komplexere Ringe, als es von den älteren Voyager-Bildern bisher bekannt war. Voyager 1 und 2 hatten Ende der siebziger Jahre ein System aus drei Ringen festgestellt, einem inneren, trüben Ring ("Halo-Ring"), einem abgeflachten Hauptring und einem zarten, sehr transparenten Ring. Galileio fand nun heraus, daß letzterer in Wirklichkeit aus zwei Ringen besteht. Das Material dieser Ringe stammt, so Burns, von den kleineren Jupitermonden. "Aus der neuen Daten können wir schließen, daß das Material dieser hochtransparenten Ringe von den Monden Amalthea und Thebe, das des Hauptringes dagegen von Adrastea und Metis stammt," erläutert Burns. Die Monde kreisen in Ebenen, die nur schwach gegen die Äquatorebene des Jupiter geneigt sind. Jupiters Hauptring liegt im Orbit von Adrastea; Metis hingegen befindet sich innerhalb dieses Rings. Dort, wo der innere Rand der hochtransparenten Ringe sehr abrupt aufhört, befindet sich der Mond Amalthea; dort wo der äußere der transparenten Ringe aufhört, der Mond Thebe.
"Das sind sensationelle Entdeckungen," meint auch Larry Esposito von der University of Colorado. "Ich denke, die Ergebnisse belegen deutlich, woher das Material für die Ringe eigentlich stammt."
Nach Burns Ansicht ist es durchaus möglich, daß ähnliche Ringe auch um andere Planeten herum existieren. Von ihnen könnte man wichtige Informationen über die Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems erwarten. Ähnliche Modellvorstellungen können auch für die Ringe um Uranus und Neptun zutreffen. Die berühmten Ringe des Saturn jedoch bestehen aus Eis, nicht aus Staub. Deshalb dürfte ihre Entstehungsgeschichte eine andere sein.

[Quelle: Olaf Elicki, abc]

 

Teleskope suchen nach Zeichen außerirdischer Intelligenz

16.9.1998

Das Arecibo Radioteleskop in Puerto Rico und das Jodrell Bank Radioteleskop in England suchen seit letzter Woche mit vereinten Kräften nach den Botschaften Außerirdischer. Ein neues Forschungsprogramm, das von der Search for Extra-Terrestrial Intelligence (SETI) koordiniert wird, heißt "Projekt Phoenix".
Jeweils zwei Wochen im Jahr wird das größte Teleskop der Welt, das Arecibo- Teleskop, nach verdächtigen Signalen suchen. Dabei werden einige hundert sonnenähnliche Sterne innerhalb einer Distanz von 200 Lichtjahren ins Auge gefaßt. Das Jodrell Bank Teleskop, mit einem Durchmesser von 75 Metern ebenfalls von recht beeindruckender Größe, soll dann ausschließen, daß die Signale nicht von der Erde oder einem Satelliten stammen. Solche Störsignale haben die Suche nach außerirdischen Lebenszeichen bislang stark behindert. Jill Tarter, Direktorin des SETI Insituts und Vorbild für Jodie Foster in dem Film "Contact", ist der Meinung, daß das Programm mit den beiden Teleskopen über das empfindlichste zur Zeit mögliche System verfügt, um nach Signalen extraterrestrischer Intelligenz zu forschen.
Radiowellen gelten für diese Aufgabe als besonders geeignet, da sie leicht zu registrieren sind und sich im Weltall weitgehend unbehindert ausbreiten können.

[Quelle: Ute Kehse, SETI Institut, BBC]

 

Planetenbildung hängt nicht vom Sternalter ab

14.9.1998

Die Entdeckung einer Staubwolke um einen betagten Stern läßt Astronomen vermuten, daß sich Planeten nicht nur in jungen Sternensystemen bilden. Michael Jura und Jean Turner von der<A Universität von Kalifornien in Los Angeles berichten im Wissenschaftsmagazin Nature von einer Staubwolke um den Stern HD44179, der etwa 1100 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. In der äußeren Region der Scheibe fanden sie einen Staubklumpen etwa von der Masse des Riesenplaneten Jupiter. Der gesamte Klumpen ist allerdings größer als unser Sonnensystem und befindet sich in einer Entfernung von der Sonne, in der die Astronomen normalerweise keine Planetenbildung vermuten.
Bis jetzt haben Astronomen zwölf Sterne mit Planetensystemen entdeckt. Die meisten davon sind junge Sterne, nur wenige Planeten finden sich in der Umgebung von Pulsaren oder anderen älteren Sternen. Die jetzige Entdeckung könnte darauf hinweisen, daß Planetenbildung auch bei älteren Sternen möglich ist, bei denen man dies bisher nicht erwartet hatte. Dann könnte das Universum wesentlich mehr Planeten enthalten als nach gängigen Schätzungen. Falls sich in der jetzt entdeckten Staubwolke Planeten befinden, wäre auf ihnen wahrscheinlich kein Leben möglich, da sie sehr weit von dem Stern entfernt sind.

[Quelle: Ute Kehse, Nature, ABCNews, CNN]

 

Sternenstaub aus grauer Vorzeit gefunden

11.9.1998

In Finnland entdeckten Planetenforscher die bislang ältesten bekannten, unveränderten Trümmerstücke eines Kometen oder Asteroiden. Die 18 Kügelchen aus geschmolzenem Gestein, die das Wissenschaftlerteam um Alexander Deutsch vom Institut für Planetologie der Universität Münster in einer Schicht aus rotem Sandstein entdeckte, sind mit 1,4 Milliarden Jahren dreimal so alt wie die ältesten bis jetzt bekannten chemisch unveränderten Meteoritentrümmer.
Da Bruchstücke von Meteoriten beim Eintritt in die Atmosphäre geschmolzen und oxidiert werden, liefern sie Informationen über den Sauerstoffgehalt der oberen Atmosphäre zur Zeit des Einschlags - Daten, die sich auf andere Weise aus der fernen Vergangenheit nicht rekonstruieren lassen.
Bis jetzt wurden die kosmischen Kügelchen vor allem in Tiefseesedimenten gefunden. Da kein Meeresboden auf der Welt älter als 200 Millionen Jahre ist - danach wird die ozeanische Kruste wieder vom Erdmantel verschluckt - reichen die Daten der dort gefundenen Kügelchen nicht sehr weit in die Vergangenheit. Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature schreiben, könnte in ähnlichen Sandsteinformationen wie in Finnland noch mehr chemisch unveränderter Sternenstaub lagern. Mit seiner Hilfe ließe sich die Chemie der Atmosphäre bis zu einer Zeit vor 2,5 Milliarden Jahren zurückverfolgen.

[Quelle: Ute Kehse, Nature, ABCNews]

 

Theorie von "Schneeball-Kometen" schmilzt dahin

10.9.1998

Seit 1986 vermuten einige Astronomen, daß haushohe Kometen aus Eis jede Sekunde in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Neueste Untersuchungen von Forschern der University of California in Berkeley konnten nun die lang diskutierte Existenz dieser Himmelskörper widerlegen.
Neue, hochauflösende Bilder der VIS und UVI Kameras an Bord des Polar-Satelliten zeigen, daß die dunklen Punkte in ihren Aufnahmen nicht von Eiskometen stammen. Vielmehr hat sich bestätigt, daß es sich lediglich um elektronisches Störrauschen der Geräte handelt. In einer Veröffentlichung der Geophysical Research Letters zeigen die Forscher mit Hilfe einer Computersimulation, daß die vieldiskutierten dunklen Punkte in den Bildern auf Störeffekten beruhen. Die gleichen scheinbaren Hinweise auf Kometen lassen sich sowohl in Tag- als auch in Nachtaufnahmen feststellen. Wenn es sich um Kometen handeln würde, wäre dies nicht der Fall. Der "Entdecker" der Eiskometen, Louis Frank, wird sich in Kürze mit diesen neuen Erkenntnissen auseinandersetzen und entweder seinen Fahler einsehen oder weitere Beweise liefern müssen.<P bdw-Highlight "Schneebälle aus dem All".

[Quelle: Jan Oliver Loefken, American Astronomical Society]

 

Alte Merkurbilder neu aufbereitet

9.9.1998

Um eine Mission zu Merkur, dem lange vernachlässigten kleinsten Planeten des Sonnensystems, vorzubereiten, haben Nasa-Wissenschaftler Aufnahmen der bislang einzigen Raumsonde, die Merkur besuchte, neu bearbeitet. Die neu prozessierten Bilder der Sonde Mariner 10 sollen künftigen Missionen den Weg ebnen. Obwohl die erste und bislang einzige Mission der Sonde Mariner10 zu Merkur schon 23 Jahren her ist - Mars und Venus waren schon Ziel von 15, beziehungsweise 20 Raumsonden - gibt es zur Zeit noch keine konkreten Pläne, Merkur zum zweiten Mal anzusteuern. Zwei Vorschläge vom Jet Propulsion Laboratory lehnte die Nasa ab: Zu teuer und zu riskant, hieß es. Da Merkur so nah an der Sonne liegt, wäre eine Raumsonde besonders starker Strahlung ausgesetzt. Außerdem müßte eine Sonde auf relativ umständlichen Wegen an den kleinen Planeten heranmanövriert werden, um der Gravitationskraft der Sonne entgegenzuwirken.
Ein Vorschlag des Applied Physics Laboratory in Maryland wird von der Nasa dagegen immerhin genauer geprüft. Auch diese Sonde, "Messenger" genannt, hätte mit vier Jahren eine relativ lange Flugzeit und würde zudem 211 Millionen Dollar kosten - das ist nah an der Grenze von 226 Millionen Dollar, die die Nasa als Grenze für ihr Discovery-Programm zur Planetenerkundung festgelegt hat.
Messenger soll Sensoren enthalten, die die chemischen Elemente des Krustengesteins bestimmen können. Das könnte die Frage klären, inwieweit der mit Kratern übersäte Planet dem Erdmond ähnelt - was die Planetologen zunächst annahmen und deswegen das Interesse an Merkur verloren. Mariner 10 hat allerdings erst die Hälfte der Oberfläche kartiert - und konnte dabei nur relativ große Objekte mit einem Durchmesser von mindestens tausend Metern erkennen.

Diese Aufnahme des Merkurkraters "Boccacio"(rechts im Bild) läßt die Erhebung in der Mitte der 135 Kilometer breiten Vertiefung gut erkennen. Links unten der Krater "Sadi" mit einem Durchmesser von 60 Kilometern.

[Quelle: Ute Kehse, BBC, Nasa]

 

Automatisches Teleskop kartiert den Himmel

8.9.1998

Seit neun Monaten untersucht ein neues Robot-Teleskop am Cerro Tololo in Chile den südlichen Himmel automatisch im Wellenlängenbereich der Wasserstoff-Alpha-Strahlung. Die Astronomen brauchen sich deshlab nicht mehr die Nächte um die Ohren zu schlagen, um an ihre Daten zu kommen: Das Teleskop erledigt die Messungen ganz alleine. Nur einmal in der Woche entnimmt ein Techniker die Daten und schickt sie den Wissenschaftlern zu.
Im Wellenlängenbereich der Wasserstoff-Alpha-Linie können die Forscher die Struktur des interstellaren Mediums kartieren: Die Materie zwischen den Sternen besteht aus Gas und Staub und wird durch das ultraviolette Licht von Sternen zum Leuchten gebracht. Das interstellare Medium bildet Bögen, Blasen und Filamenten und wird beispielsweise durch Supernova-Explosionen und stellare Winde verformt.
Die Beobachtungen helfen den Forschern, Messungen der Mikrowellen- Hintergrundstrahlung von Emissionen der Milchstraße zu reinigen. Die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung liefert Informationen über die Zeit etwa 300.000 Jahre nach dem Urknall. Meßbare Dichtefluktuationen in jener Zeit führten später zu der Bildung von Galaxien und Galaxienhaufen.

[Quelle: Ute Kehse, Universität von Illinois]

 

Mehr Wasser auf dem Mond als angenommen

7.9.1998

Erste Ergebnisse der Nasa-Raumsonde Lunar Prospector deuten darauf hin, daß es auf dem Mond zehnmal mehr Wasser gibt als bislang vermutet: Etwa sechs Milliarden Tonnen Wassereis verbergen sich in Kratern an den beiden Polen des Mondes, vermuten die Wissenschaftler vom Lunar Research Institute der Nasa. Bislang waren die Forscher lediglich von 300 Millionen Tonnen ausgegangen. Allerdings sind auch die jetzigen Daten noch spekulativ, da die Forscher die Wasserkonzentration nur indirekt abschätzen können. Wahrscheinlich ist das Eis durch Kometeneinschläge in Krater an den Mondpolen gelangt, die ständig im Schatten liegen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Die Lunar Prospector Raumsonde, die seit Januar um den Mond kreist, hat auch neue Erkenntnisse über das Magnetfeld und den inneren Aufbau des Mondes geliefert: Im Gegensatz zu den meisten anderen planetaren Körpern besitzt der Mond kein globales Magnetfeld. Das Feld ist nur in einzelnen Regionen verhältnismäßig stark. Da diese Regionen genau auf der entgegengesetzten Seite von großen Kratern liegen, schließen die Forscher, daß die Magnetfeldanomalien bei den Einschlägen durch Wolken geladener Partikel entstanden sind. Außerdem fand Lunar Prospector Hinweise darauf, daß der Mond einen Kern aus Eisen mit einem Durchmesser von 300 Kilometern besitzt. Noch genauere Daten wird die Sonde ab Anfang Januar sammeln, wenn sie von ihrer jetzigen Flughöhe von hundert Kilometern auf zehn Kilometer abgesenkt wird.

[Quelle: Ute Kehse, Nasa, ABCNews]

 

Neues Teleskop der Nasa soll kosmische Gammastrahlen enträtseln

3.9.1998

Die Nasa plant ein neues Gammastrahlenteleskop: GLAST (Gamma-ray Large Area Space Telescope) soll die Astronomen dabei unterstützen, einige noch ungelöste Rätsel der hochenergetischen Gammastrahlen zu lösen.
Geoffrey Pendelton von der Universität von Alabama hat ein Instrument entwickelt, das die Richtung und die Energie der Gammastrahlen mit hoher Genauigkeit messen kann: Sein Szintillationsfaser-Detektor besteht aus 90 Schichten Blei und Glasfaser. Die eintreffenden Gammastrahlen produzieren einen Schauer geladener Teilchen, wenn sie auf die Bleischicht treffen. In der Glasfaser lösen sie dann einen Lichtblitz aus. Mit Hilfe von Computerprogrammen können die Wissenschaftler die Richtung und die Energie der Gammastrahlung bestimmen. GLAST soll immerhin 41 Prozent des Himmels beobachten - genauso groß ist das Sichtfeld des menschlichen Auges. Das Teleskop kann eine Gammaquelle mit einer Genauigkeit von 0.08 bis 0.008 Grad bestimmen und ist in der Lage, Gammastrahlen mit einer 30.000mal höheren Energie zu registrieren als bisherige Gammateleskope.
Da Gammastrahlen - der kurzwelligste Anteil des elektromagnetischen Spektrums - nur bei den energiereichsten Ereignissen im Kosmos freigesetzt werden, hoffen die Astronomen mehr über Objekte wie aktive Galaxienkerne herauszufinden, in deren Innern sie massive Schwarze Löcher vermuten, die unaufhörlich Materie in sich hineinsaugen und dabei Gammastrahlung aussenden. Durch welchen Mechanismus die Gammastrahlen entstehen, ist noch ungeklärt.

[Quelle: Ute Kehse, Nasa]

 

Galaxienhaufen am Ende des Universums gesichtet

31.8.1998

Das Weltraumteleskop Hubble hat Galaxienhaufen beobachtet, die weiter von der Erde entfernt sind als alle bis jetzt bekannten Ansammlungen von Galaxien. Mit Hilfe dieser Cluster wollen die Astronomen mehr über das Schicksal des Universums erfahren: Theoretischen Modellen zufolge sprechen weit entfernte und damit sehr alte Cluster dafür, daß sich das Universum immer weiter ausdehnen wird. Tatsächlich sind zehn der beobachteten Haufen, die jeweils zehn bis hundert Galaxien enthalten, mehr als sieben Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Das heißt, daß sie sich schon früh in der Geschichte des Universums gebildet haben müssen.
Insgesamt hat das Hubble-Teleskop in den letzten sechs Jahren 92 neue Galaxienhaufen entdeckt. Bis jetzt werden die Entfernungen der Galaxienhaufen anhand ihrer Rotverschiebung bestimmt: Je weiter ein Himmelskörper von der Erde entfernt ist, desto schneller entfernt er sich und desto mehr verschieben sich seine Spektrallinien zu niedrigeren Frequenzen. Genauer lassen sich die Entfernungen jedoch mit Hilfe von Spektrographen an Bodenteleskopen bestimmen. Für eine endgültige Aussage über das Schicksal des Universums muß die Entfernung der Galaxienhaufen zunächst mit neuen Teleskopen genauer bestimmt werden.

[Quelle: Ute Kehse, nasa, bbc]

 

Biologisches Potential des Mars weit geringer als das der Erde

25.8.1998

Ist ein Leben auf dem Mars möglich? Geowissenschaftler der University of Colorado at Boulder verglichen das mögliche biologische Potential unseres Nachbarplaneten Mars mit dem entsprechenden der frühzeitlichen Erde. Zu ihrer Überraschung ergibt sich aus ihren Abschätzungen, daß sich im Vergleich zur Erde auf dem Mars nur ein millionstel Bruchteil an biologischer Substanz bilden kann ("Journal of Geophysical Research).
Neueste Grundlage der Ergebnisse ist die Energieversorgung von lebenden Organismen. Erst kürzlich entdeckte Kleinstlebewesen, die unter Extrembedingungen ihre Energie aus geochemischen Prozessen ziehen, machten Hoffnungen auf ein ähnliches Leben auf dem Mars. Diese Lebewesen brauchen kein Sonnenlicht , um Energie zu gewinnen. Vielmehr nutzen sie energieliefernde chemische Reaktionen in ansonsten lebensfeindlichen Umgebungen. Simulationen der frühzeitlichen Erde ergaben, daß alle 1000 Jahre pro Quadratzentimeter Boden etwa 20 Gramm an Biomasse gebildet werden konnten. Auf dem Mars wäre für die gleiche Menge ein Zeitraum von vier Milliarden Jahren nötig.
Eine Hauptquelle für chemische Energie liegt in der vulkanischen Aktivität eines Planeten. Doch gerade diese ist auf dem Mars einige hundert Mal geringer als auf der frühen Erde. Ganz geben die Forscher jedoch die Hoffnung nicht auf, Leben auf dem Mars zu finden. Besonders die Wände der tiefen Canyons oder mögliche Wasservorkommen stützen ihre Hoffnungen.
Ähnliche Untersuchungen unternahmen die Wissenschaftler auch für den Jupitermond Europa, da auch dort wahrscheinlich Wasser unter einer dicken Eisschicht existiert. Doch das biologische Potential erwies sich sogar als noch weit geringer als auf dem Mars.

[Quelle: Jan Oliver Loefken, Eurekalert, University of Colorado]

 

Erste Testphase beim Very Large Telescope ohne Probleme

25.8.1998

Das Very Large Telescope (VLT der europäischen Südsternwarte Eso auf dem Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste befindet sich zur Zeit in seiner ersten wissenschaftlichen Testphase. Dabei wird die Leistungsfähigkeit des ersten der vier 8,2 Meter-Teleskope überprüft. Die vier Einzelteleskope des VLT können später zusammengeschaltet werden und haben dann die Leistung eines einzelnen 16-Meter-Teleskops. Damit wird das VLT, das Licht im Wellenlängenbereich von Ultraviolett bis Infrarot aufnehmen kann, das größte optische Teleskop der Welt (s. Meldung vom 27.05.1998). Die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen mit der ersten Teleskop-Einheit sollen im nächsten Frühjahr beginnen, komplett einsatzbereit wird das VLT kurz nach der Jahrtausendwende sein.<BR< Die Deutsche Welle zeigt heute um 14:30 GMT und morgen um 0:30 Uhr, 06:30 Uhr und 11:30 Uhr einen halbstündigen Film über das VLT, der weltweit über die Satelliten Astra 1A, Eutelsat II, Intelsat K, GE-1, Asiasat 2 und Intelsat 707 ausgestrahlt wird.

[Quelle: Ute Kehse, EsO]

 

Milchstraße verschlingt Magellansche Wolken

24.8.1998

Die Milchstraße ist an einem Fall von galaktischem Kannibalismus beteiligt: Anscheinend ist unsere Heimatgalaxie dabei, ihre beiden nächsten Nachbarn, die Große und die Kleine Magellansche Wolke, durch ihre Gezeitenkräfte zu zerreißen und letztendlich aufzusaugen. Das berichten australische Forscher im Fachblatt "Nature". Das Parkes Radiotelekosp in Australien ist in der Lage, einen größeren Teil des Himmels zu beobachten als andere Radioteleskope. Dadurch wurde auf den Aufnahmen eine große Menge Wasserstoffgas um die beiden kleinen Galaxien sichtbar. Ähnlich wie der Mond das Wasser auf der ihm zugewandten Erdseite stärker anzieht und dadurch Ebbe und Flut verursacht, zieht die Milchstraße das Wasserstoffgas der Magellanschen Wolken zu sich hin. Das konnten die Forscher jetzt erstmals beobachten, womit sich ein alter Verdacht bestätigte: In hunderten von Millionen Jahren wird sich die Milchstraße die beiden Magellanschen Wolken einverleiben. Noch ist die Große Magellansche Wolke, die ein Zehntel der Milchstraßenmasse besitzt, 160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, der Abstand der Kleinen Magellanschen Wolke beträgt 190.000 Lichtjahre. Einzelne Sterne werden bei dem großen Fressen nicht zusammenstoßen: Dafür sind die Abstände immer noch zu groß.

[Quelle: Ute Kehse, Nature]

 

Machos in der Milchstraße

19.8.1998

Astronomen vom Lawrence Livermore National Laboratory haben eine mögliche Erklärung gefunden, wo sich ein Teil der Masse des Universums verbergen könnte: Sie suchten sechs Jahre lang nach unsichtbaren Objekten, die wie eine Vergrößerungslinse wirken und einen Stern für kurze Zeit heller erscheinen lassen, wenn sie sich zwischen ihn und die Erde schieben. Charles Alcock und seine Kollegen entdeckten mit dem Mount Stromlo Observatory in der Nähe von Canberra 22 solche Ereignisse.
Diese "Machos" (Massive Compact Halo Objects) genannten Objekte verdecken einen anderen Stern nicht, sonder krümmen durch ihre Schwerkraft das Licht so, daß er auf der Erde heller leuchtet. Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß so etwas zu beobachten ist, hängt von der Häufigkeit der "Machos" ab. Aus den beobachteten 22 Machos schlossen die Forscher, daß es in unserer Milchstraße mindestens 400 Milliarden "Machos" gibt - jeder etwa halb so schwer wie die Sonne. Zum Vergleich: Sichtbare Sterne enthält die Milchstraße 200 Milliarden.
Damit könnten sie zumindest einen Teil der "Dunklen Materie" des Universums aufgespürt haben. Schon lange ist es Astronomen ein Rätsel, wieso nur etwa zehn Prozent der Masse des Weltalls auch zu sehen sind. Mindestens neun Mal soviel muß sich unsichtbar irgendwo in den Galaxien und im freien Raum dazwischen verbergen, um die nötige Schwerkraft zu liefern, die die Galaxien zusammenhält.
Woraus die "Machos" bestehen, ist noch unklar. Da sie kein eigenes Licht aussenden, sind sie mit Teleskopen nicht zu entdecken. Einer Hypothese zufolge sind sie ausgebrannte Zwergsterne, die inzwischen soweit abgekühlt sind, daß man sie nicht sehen kann. Mit stärkeren Teleskopen sollte das aber in den nächsten Jahren möglich sein. Die andere Möglichkeit: bei den Machos handelt es sich um Schwarze Löcher, die sich wenige Augenblicke nach der Entstehung des Universums gebildet haben.
Sollte sich die Einschätzung von Alcock und seinen Kollegen bestätigen, würden die "Machos" immerhin die Hälfte der Materie des Universums ausmachen. Woraus die andere Hälfte besteht, ist immer noch ein Rätsel.

[Quelle: ABC News]

 

Im Zentrum des Crabnebels

19.8.1998

Das neue Röntgenteleskop AXAF (Advanced X-Ray Astrophysics Facility) der NASA wird zwar erst im Dezember vom Space Shuttle Columbia in der Umlaufbahn abgesetzt - doch schon jetzt steht fest, was das dereinst größte und leistungsstärkste Röntgenteleskop der Welt beobachten wird: Martin Weisskopf vom Marshall Space Flight Center der Nasa plant, die Oberflächentemperatur des Pulsars im Zentrum des Crabnebels zu messen.
Dieser Pulsar ist der Überrest einer Supernova, die im Jahr 1054 in China und Japan am hellichten Tag zu sehen war. 33 Mal pro Sekunde sendet der Pulsar - ein Neutronenstern mit einem Durchmesser von 20 Kilometern - einen Röntgenblitz aus. Er ist der jüngste bekannte Pulsar und deswegen auch der heißeste, was ihn als Forschungsobjekt so interessant macht: Weisskopf hofft, dadurch die physikalischen Prozesse im Innern eines Neutronensterns aufdecken zu können.
Das neue AXAF-Teleskop bietet die dafür notwendige Genauigkeit und hohe Auflösung. Es arbeitet ähnlich wie ein Nachtsichtgerät: Schwache Signale werden dadurch verstärkt, daß sie auf einer geladenen Oberfläche einen Elektronenschauer auslösen, der dann zu einem Bild verarbeitet wird.

[Quelle: NASA]