Turbulenzen im Plasma simuliert
23.9.1998
Mit Hilfe eines Supercomputers am amerikanischen Lawrence
Berkeley National Laboratory in New Jersey ist es Wissenschaftlern gelungen, neue
physikalische Erkenntnisse zu gewinnen, die Kernfusionsexperimente weiterbringen könnten.
Wie die Forscher im Wissenschaftsmagazin Science berichten, gelang es, Mikroturbulenzen im
Plasma in drei Dimensionen zu simulieren.
Kernfusion - der Vorgang, aus dem Sterne ihre Energie beziehen - findet in heißem,
ionisiertem Gas, dem sogenannten Plasma, statt. Damit die Atome verschmelzen können, muß
das Plasma extrem heiß und dicht sein. Es wird dazu durch Magnetfelder eingesperrt.
Ein Problem dabei: Durch Turbulenzen können erhebliche Mengen von Teilchen und Energie
verloren gehen. Die Wissenschaftler vom Princeton Plasma Physics Laboratory (PPPL) simulierten die Turbulenzen in drei Dimensionen mit
Hilfe der gesamten Rechenleistung eines Cray T3E Supercomputers. Sie konnten das Verhalten
von 400 Millionen Teilchen über 5000 Zeitschritte berechnen - eine Leistung, die nur dank
eines speziellen Prozessors möglich war. Der Chef des PPPL, William Tang, sagte, daß
Computersimulationen nun zu dem Punkt gereift seien, an dem sie Experiment und Theorie als
drittes Werkzeug der Physik vervollständigen.
[Quelle: Ute Kehse, Lawrence Berkeley National Laboratory]
Weiterer Forschritt in der Kernfusionsforschung
23.9.1998
Obwohl weltweit eher Ernüchterung beim Thema Fusion als Energiequelle vorherrscht,
konnten nun Wissenschaftler des Princeton Plasma Physics
Laboratory ein Problem wenigstens in einer Simulation lösen. Mit der vollen Leistung
eines Cray-Computers untersuchten sie die Mikroturbulenzen, die im Brennmaterial eines
Fusionsreaktors auftreten. Dieses Plasma, heißes ionisisiertes Gas, wird im Reaktor mit
einem starken Magnetfeld konzentriert, um dann durch Aufheizen auf mehrere Millionen Grad
Celsius das Sonnenfeuer auf der Erde zu entfachen. Prinzipiell sollen dabei
Wasserstoffkerne zu Heliumkernen verschmelzen. Diese Reaktion läuft seit Jahrmillionen in
unserer Sonne ab und kann riesige Mengen an Energie freisetzen.
Jedoch schaffen es die Fusionsforscher noch nicht, diese Reaktion dauerhaft in Gang zu
setzen. Noch wird mehr Energie eingesetzt als gewonnen. Die Stabilität des Plasmas spielt
dabei eine große Rolle. Kleinste Turbulenzen vermindern diese Stabilität, wie Experiment
und Simulation zeigen. Bei ihren Berechnugen fanden die Forscher nun erstaunlicherweise,
daß das turbulente Plasma bei der Zufuhr von zusätzlicher Energie sich selbst
organisiert. Die Turbulenzen nehmen ab.
Diese Erkenntnisse könnten in Fusionsreaktoren des Tokamak-Typs demnächst angewendet werden.
In Deutschland setzt man derweil auf das Stellerator-Prinzip und hofft in wenigen mit dem Wendelstein 7-X, der zur Zeit in Greifswald
gebaut wird, der Fusion als Energiequelle einen Schritt näher zu kommen.
[Quelle: Jan Oliver Loefken, Science]
Kleiner geht's nicht: Mini-Magnete aus Nickelchlorid-Clustern entwickelt
25.9.1998
Winzig kleine Magnete nicht viel größer als einige Atome haben Forscher des Weizmann Instituts im israelischen
Rehovot herstellen können. Diese neuen Magnete sind damit sehr viel kleiner als die
bisher verwendeten metallorganischen Verbindungen. Die Nickelchlorid-Moleküle ordnen sich
dabei zu wenige Nanometer großen Röhren oder Bällen aneinander. Solche Strukturen sind
in der Nanotechnologie bereits von Kohlenstoffclustern, den sogenannten Fullerenen, bekannt.
Bei der Herstellung können die Forscher exakt die Größe ihrer Minimagneten bestimmen
und sie so je nach Anwendung zurechtschneidern. Solche molekularen Magnete lassen sich als
Speichermedium in der Mikroelektronik anwenden. Prinzipiell kann eine Computer-Festplatte
aus Milliarden solchen Minimagneten bestehen. Je nachdem wie der Magnet ausgerichtet ist,
kann er die Information für eine 0 oder 1 tragen. Der ideale magnetische Schlater
reagiert auf eine extrem kleine magnetische Kraft. Zudem sollte er die Stellung, in die er
einmal geschaltet wurde, möglichst lange beibehalten. Nur so können Daten über einen
längeren Zeitraum zuverlässig gespeichert werden.
Die Nickelchlorid-Cluster zeigen diese Eigenschaft. Zudem beeinflussen sie sich
gegenseitig kaum. Eine gegeseitige Beeinflussung trat bei den bisherigen molekularen
Magneten auf und führte zu Datenverlust. Für die Mikroelektronik stellen solche
molekularen Bauteile die physikalische Grenze der fortschreitenden Minituarisierung dar,
denn unterhalb dieser Größe weisen die Atome und Moleküle keine magnetischen
Eigenschaften mehr auf.
[Quelle: Jan Oliver Loefken,Eurekalert]
Wichtiger Schritt auf dem Weg zum Quantencomputer: Fehler können korrigiert werden
9.9.1998
Wissenschaftlern des Los Alamos National Laboratory
im US-Bundesstaat Neu-Mexiko ist es zum ersten Mal gelungen zu zeigen, daß
Quantencomputer verläßlich rechnen können. Dazu manipulierten sie den Spin eines
Drei-Bit Quantencomputersystems mit Hilfe der Nuklearen Magnetischen Resonanz, wie die
Wissenschaftler in den Physical Review Letters
schreiben.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Computern, die mit Hilfe eines Binärsystems aus Einsen und
Nullen rechnen, wird eine Information bei einem Quantencomputer in einem einzigen Atom
oder Molekül gespeichert, das verschiedene Zustände annehmen kann. Die
Informationseinheiten, Qubits genannt, können nicht nur den Zustand Eins oder Null
annehmen, sondern auch jeden anderen Wert dazwischen. Nach den Gesetzen der
Quantenmechanik können die Qubits sogar mehrere Zustände gleichzeitig annehmen.
Bis vor kurzem nahm man an, daß das Hauptproblem von Quantencomputern darin bestehe, daß
sie keine Fehler korrigieren können. Wie Wissenschaftler aus Los Alamos zeigten, läßt
sich dieses Problem allerdings beheben, indem alle Rechnungen mehrmals durchgeführt
werden.
Nun probierten Raymond Laflamme und seine Kollegen aus Los Alamos die Fehlerkorrektur
erstmals in der Praxis aus: Sie veränderten den Spin von Molekülen mit Hilfe der
Nuklearen Magnetischen Resonanz. Da sie die Fehlerquellen dabei kannten, konnten sie das
Schema zur Fehlerkorrektur testen.
Laflamme glaubt zwar, daß der Einsatz von Quantencomputern noch Jahre entfernt ist.
Allerdings meint er, daß die Schwierigkeiten überwindbar sind und weniger mathematischer
als mechanischer Art sind.
[Quelle: Ute Kehse, Los Alamos National Laboratory ]
Konstanzer Physiker überlisten Unschärferelation
9.9.1998
Nach dem Heisenbergschen
Unschärfeprinzip ist es unmöglich von einem Teilchen gleichzeitig den Aufenthaltsort
und seine Geschwindigkeit exakt zu bestimmen. Deutlich wird dieses Grundgesetz bei dem
mysteriösen Wechsel zwischen Welle und Teilchen, den Photonen und andere Teilchen bei
bestimmten Experimenten zeigen. Physiker um Gerhard Rempe von der Universität Konstanz
haben nun ein Experiment entwickelt, um dieses Rätsel der Quantenmechanik elegant zu umgehen.
Das berühmteste Experiment zum sogenannten Welle-Teilchen-Dualismus ist der
Doppelspalt-Versuch. Wenn ein Beobachter nicht analysiert, durch welchen von zwei Spalten
ein Elektron fliegt, erscheint auf der Rückseite der Spalte ein Interferenzmuster. Das
Elektron ist dann in Form einer Welle quasi durch beide Spalte geflogen und die sich
überlagernden Elektron-Wellen erzeugen die Interferenz. Wird nun aber der Flugweg des
Elektrons beobachtet, wechselt das Elektron in seiner Teilchennatur und das
Interferenzmuster verschwindet, weil ein Teilchen nur durch einen Spalt fliegen kann.
Die Konstanzer Physiker wollten nun die Flugbahn eines Teilchens beobachten ohne den
Interferenzeffekt zu zerstören. Dazu nutzen sie gekühlte Rubidiumatome in einer
magnetischen Falle. Nun passierten die Atome einen Lichtstrahl, der die Atome zur Hälfte
geradeaus und zur anderen Hälfte abgelenkt weiter fliegen läßt. Diese beiden Strahlen
wurden darauf mit einem weiteren Lichtstrahl wieder in jeweils zwei Atomstrahlen
aufgeteilt. Am Ende des Experiments können nun zwei der insgesamt vier Atomstrahlen ein
Interferenzmuster erzeugen. Einzelne Atome sortierten die Forscher aus, indem sie mit
Mikrowellen den Spin, die Drehung um sich selbst, der Atome änderten. Mit der einen
Spinrichtung fliegen die Atome geradeaus durch den Lichtstrahl, mit der anderen werden sie
abgelenkt.
Nun beobachteten die Forscher, daß auch ohne die Bestimmung des Atomspins das
Interferenzmuster verschwindet. Gerade dieser Punkt begeistert die Forscher. Denn dieses
Ergebnis würde bedeuten, daß nicht die Unschärferelation verantwortlich ist für das
Verschwinden der Interferenz. Vielmehr ist der Zusammenhang der Flugbahn eines Atoms von
seinem jeweiligen Spin der Grund für diesen Effekt.
Auch oder gerade weil diese Interpretation ein Grundgesetz der Quantenmechanik umgeht,
bestreiten einige Physiker, darunter Dan Walls von University of Auckland, vehement diese
Entdeckung.
[Quelle: Jan Oliver Loefken, Inscight]
Neuer Detektor mißt Energie einzelner Photonen
4.9.1998
Physiker der Stanford-Universität haben einen
Detektor weiterentwickelt, der die Energie und Ankunftszeit einzelner Lichtteilchen mit
hoher Präzision messen kann. Mit diesem Gerät, das Blas Cabrera und seine
Mitarbeiter in den Applied Physics Letters beschreiben, hoffen die Forscher die optische
Astronomie zu revolutionieren.
Ihr "Transition Edge Sensor" (TES) kann Photonen aus dem infraroten, dem
optischen und dem ultravioletten Teil des Spektrums registrieren. Der Sensor ist eine
Weiterentwicklung eines Meßgerätes, mit dem die Astronomen bestimmte Elementarteilchen,
die sogenannten Wimps (Weakly Interacting Massive Particles) aufspüren wollen. Er besteht
aus haarfeinen Quadraten aus Wolframfilm, die auf 80 Tausendstel Grad über dem absoluten
Nullpunkt abgekühlt werden. Bei dieser Temperatur wird Wolfram supraleitend. Da Wolfram
einen sehr scharfen Übergang zwischen metallischem und supraleitendem Verhalten zeigt,
lassen sich winzige Temperaturveränderungen exakt registrieren. Ein einziges
eintreffendes Photon erhöht die Temperatur und damit den Widerstand des Wolframs auf
meßbare Weise. Um das Metall wieder auf die ursprüngliche Temperatur abzukühlen, muß
eine bestimmte Energie aufgewendet werden, aus der sich die Energie des Photons bestimmen
läßt. Die hochgenauen Messungen könnten optische Teleskope deutlich verbessern. Bislang
können diese nur die Position der Photonen exakt bestimmen. Um die Energie festzustellen,
muß das Licht aufwendig gefiltert werden, wofür eine größere Menge Photonen vorhanden
sein müssen.
Noch können die TES-Detektoren nur wenige Bildpunkte auflösen. Ein ganzes Feld aus
solchen Sensoren könnte ein zukünftiges Weltraumteleskop wesentlich leistungsfähiger
machen als das Hubble-Teleskop: Auch die entferntesten Objekte des Universums, von denen
nur ein extrem schwaches Leuchten eintrifft, könnten mit Hilfe der Sensoren sichtbar
werden.
[Quelle: Ute Kehse, Stanford University]
Texas Instruments läßt Transistoren auf 0,10 Mikron schrumpfen
1.9.1998
Elektronik-Riese Texas Instruments (TI) hat mit neuen
Herstellungsmethoden einen neuen Größenrekord aufgestellt: Mehr als 400 Millionen
Transistoren passen auf einen fingernagelgroßen Chip. Bisher liegt die Zahl der
Transistoren auf dieser Chip-Fläche bei 125 Millionen. Dieser Erfolg werde Drahtlos- und
Multimedia-Kommunikation "weit über die Grenzen heutiger Technologie hinaus"
bringen, so Yoshio Nishi, Leiter der Abteilung "Forschung und Entwicklung" bei
TI. Geräte mit den neuen Chips wären nicht nur deutlich kleiner als heutige Versionen,
sie wären auch leichter, verbrauchten weniger Energie und könnten Programmbefehle sehr
viel schneller ausführen. Neue Transistoren im "Miniformat" sollen im Jahr 2000
entwickelt werden und ab 2001 in die Massenproduktion gehen.
Doch auch die Konkurrenz scheint nicht zu schlafen: Andere Vertreter der
Halbleiter-Industrie kündigten an, ähnliche Produktionsverbesserungen in Kürze
präsentieren zu können. Nach Ansicht von Marktkennern ist TI seinen Konkurrenten
allerdings mindestens eine Größengeneration voraus: Die Transistoren auf heute
produzierten Computer-Chips messen rund 0,18 Mikrons (Millionstel Meter), setzt man die
Standardmessung der Industrie an. Derzeit versuche "alle Welt", Transistoren von
0,13 Mikron herzustellen, so Dan Hutcheson vom Marktforschungsunternehmen VLSI Research.
Die neue Technologie von Texas Instruments schrumpft die Transistoren aber sogar auf 0,10
Mikron, bzw. 0,07 Mikron, setzt man TIs leicht abweichenden Meßstandard an. Je kürzer
die Distanzen, die ein Elektron "wandern" muß, desto höher die
Arbeitsgeschwindigkeit der Transistoren, der Chips und der zugehörigen Geräte.
[Quelle: Dörte Saße, NandoNet]
Bestätigt entfernte kosmische Strahlung das SO-Teilchen?
28.8.1998
Fünf extrem weit entfernte Quasare sollen die Quelle für hochenergetische kosmische
Strahlungen sein, die Astronomen des Max-Planck
Instituts für Radioastronomie in Bonn untersucht haben. Falls sich diese Ergebnisse
betsätigen, müßte der Teilchenzoo der Physik um ein weiteren subatomaren Vertreter
ergänzt werden (Physical
Review Letters).
Nach bisherigen Erkenntnissen kann kein Bestandteil der kosmischen Strahlung
Protonen, Atomkerne oder Photonen - weiter als 150 Millionen Lichtjahre durch das
All reisen. Durch Stöße mit anderen Teilchen verliert es nach und nach an Energie und
wird abgebremst. Die Quelle für die nun entdeckte kosmische Strahlung liege aber circa
12.000 Millionen Lichtjahre entfernt in dem Quasar 1204+281. Erklären ließe sich diese
Strahlung nur mit einem neuen Teilchen, daß schon in den sogenannten "supersymetrischen Theorien"
vorhergesagt wurde, um die Schwerkraft mit den anderen drei Kräften in einer Theorie zu
vereinigen. Die Theoretiker nennen das Teilchen S0. Es soll aus einem Quark - ein
Bestandteil des Protons oder Neutrons - und aus einem Gluino bestehen. Das Gluino stellt
den "Superpartner" zum bekannten Gluon dar. Nach der supersymetrischen Theorie
hat nämlich jedes Teilchen zusätzlich einen "Superpartner". Das Gluon (aus dem
engl. To glue=kleben) selbst sorgt dafür, die einzelnen Quarks zu einem Proton oder
Neutron zusammenzukleben.
Die Astronomen halten das S0-Teilchen für sehr wahrscheinlich, da nur dieses eine derart
weite Strecke im All zurücklegen könne.
[Quelle: Olaf Loefken, New Scientist, Physical Review Letters]
Richtfest für neuen Forschungsreaktor in Garching
25.8.1998
Heiß umstritten ist er, der neue Forschungsreaktor FRM-II in Garching bei München. Jetzt feiert
man Richtfest und in drei Jahren soll der Reaktor Neutronen für die Materialforschung und
für die Entwicklung neuer Werkstoffe liefern. Dann soll das aus dem Jahr 1957 stammende
und veraltete "Atomei" stillgelegt werden.
Während Vertreter von Politik, Wissenschaft und Forschung das Projekt als Motor für den
wissenschaftlichen Fortschritt in Deutschland beschrieben, protestieren Reaktorgegner vor
dem Baugelände. Sie fordertend ie Einstellung des auf mindestens 760 Millionen Mark
veranschlagten Reaktorbaus. Sie halten das atomwaffenfähige Uran, mit dem die Anlage
betrieben werden soll, für zu gefährlich.
Bei dem neuen Forschungsreaktor handelt es sich um eine Neutronenquelle für
kernphysikalische Experimente. Mit seiner 1,80 Meter dicken Betonhülle soll das Gebäude
gegen die Folgen eines Flugzeugabsturzes geschützt und dadurch das sicherste
Reaktorgebäude der Welt sein. Im Inneren des Reaktors sollen Neutronen als Sonden und
äußerst präzise Meßgeräte eingesetzt werden. Sie sollen der Neuentwicklung von
Werkstoffen, der Materialforschung und der Weiterentwicklung der Strahlemmedizin bei der
Tumorbekämpfung dienen
[Quelle: Karin Hollricher, bmbf, TU München,]
Kernfusionsexperiment Wendelstein 7-X: Richtfest der Experimentierhalle
25.8.1998
Ein neues Großprojekt der Atomtechnik hat Richtfest gefeiert: Im
Mecklenburg-Vorpommerschen Greifswald wurde der Rohbau der Hauptgebäude -
Experimentierhalle sowie drei Bürogebäude - fertiggestellt. Besonders ins Auge fiel
während der Bautätigkeiten die 25 Meter hohe Experimentierhalle, in im Jahr 2005 das
Experiment "Wendelstein 7-X"
zur Kernfusion starten soll. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik
wollen dort Experimente zur Kernfusion
durchführen.
Ziel der Fusionsforschung ist es, die Energieproduktion der Sonne auf der Erde
nachzuvollziehen: Da die für den Fusionsprozeß nötigen Grundstoffe in nahezu
unbegrenzter Menge vorhanden und über die ganze Welt verteilt sind und ein
Fusionskraftwerk günstige Sicherheits- und Umwelteigenschaften verspricht, könnte die
Fusion einen größeren Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten. Brennstoff ist
ein dünnes ionisiertes Gas, ein "Plasma" aus den Wasserstoffsorten Deuterium
und Tritium. Zum Zünden des Fusionsfeuers muß es gelingen, das Plasma wärmeisoliert in
Magnetfeldern einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen.
Hier ist WENDELSTEIN 7-X ein Schlüsselexperiment: Die Anlage soll untersuchen, ob
Fusionsanlagen vom Typ Stellarator zum Bau eines Kraftwerks geeignet sind. Dazu wird das
Experiment ein besonderes Bauprinzip für den Magnetfeldkäfig testen. Das Spulensystem
aus 50 speziell geformten, supraleitenden Magnetspulen ist das Kernstück der Anlage. Mit
ihrer Hilfe soll WENDELSTEIN 7-X die wesentliche Eigenschaft der Stellaratoren
demonstrieren, den Dauerbetrieb. Der erzeugte Magnetfeldkäfig soll ein Plasma
einschließen, das mit Temperaturen bis 50 Millionen Grad überzeugende Schlüsse auf die
Kraftwerkseigenschaften der Stellaratoren ermöglicht, ohne ein bereits energielieferndes
Fusionsplasma herzustellen. Die Anlage wird daher auch ohne den radioaktiven
Brennstoffbestandteil Tritium experimentieren. Hierfür sind nur wesentlich größere
Anlagen geeignet. Informationen über das Verhalten eines brennenden Plasmas sollen von
dem in weltweiter Zusammenarbeit geplanten Internationalen Thermonuklearen
Experimentalreaktor ITER gewonnen werden.
[Quelle: Karin Hollricher, MPG]
Roboterbaby und "großer Bruder" sollen Künstliche Intelligenz erwerben
25.8.1998
Wissenschaftler der Abteilung "künstliche Intelligenz" am Massachusetts
Institute of Technology (MIT) suchen einen neuen Zugang
zur Entwicklung künstlicher Intelligenz. Während bei traditionelle Methoden der Computer
mit vielen Fakten über seine Umgebung gefüttert wird, in der Hoffnung, daß sich
schließlich künstliche Intelligenz herausbildet, setzt das MIT-Team auf interaktives
Lernen: der Roboter soll durch das Auffassen einfacher Verhaltensweisen und soziale
Interaktion eine Intelligenz entwickeln.
Das Projekt kombiniert dabei die
Entwicklung zweier verschiedenartiger Roboter: ein 3,6 kg schwerer Roboterkopf namens
"Kismet" lernt wie ein menschliches Babys, drückt Gefühle aus und ist völlig
auf die Zuwendung seiner menschlichen "Eltern" angewiesen; sein großer Bruder
"Cog", ein menschenähnlicher Roboter von zwei Meter Größe, mit Armen, Händen
und drei Sinnesorganen, soll von "Kismets" Erfolgen zehren und für seine eigene
"Intelligenzentwicklung" nutzen. Die Ergebnisse beider Forschungsgruppen sollen
zur schnelleren Entwicklung regelmäßig ausgetauscht werden.
Soziale Interaktion ist das Kernstück von "Kismets" Entwicklung: das
Roboterbaby, ausgestattet Sicht und Gehör, soll nicht nur Information aus seiner Umgebung
aufnehmen, es soll mittels beweglicher Gesichtszüge und "Gebrabbel" auch
Reaktionen zeigen können. Das "Kind" kann auf diese Weise seine
"Eltern" wissen lassen, wenn es mehr bzw. weniger Stimulation und Anregung
braucht ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem intelligenten Roboter, so hoffen
die Forscher, der ein "grundlegendes Verständnis" der Welt erwirbt.
Cynthia Breazeal, die "Mutter" von "Kismet", hat ihren Zögling bisher
mit einem simplen "Seh-Sinn" ausgestattet, der dem eines Babys gleicht: zwei
CCD-Farbkameras als Augen sehen am schärfsten auf die Entfernung von rund 60 Zentimetern.
Das Gehör und die Fähigkeit zum "Brabbeln" sollen in Kürze folgen. Auch ist
"Kismet" mit einem Repertoire typischer Reaktionen ausgestattet, die von
Gefühls- und Verhaltensmechanismen gesteuert werden: Das "Kind" muß stets sein
emotionales Gleichgewicht halten. Wenn es beispielsweise keine visuellen Anreize bekommt,
etwa ein Gesicht oder ein Spielzeug, so wird es sich zunehmend traurig und allein
"fühlen" und nach Menschen zum Spielen suchen. Aber auch ein Zuviel an
Stimulation kann "Kismet" aus dem Gleichgewicht bringen. Wird er lange ein und
derselben Stimulation ausgesetzt, wie etwa beim endlosen Schwenken einer Puppe vor dem
Gesicht, so langweilt er sich und wird ärgerlich. Und überschüttet man ihn mit
Information, wird er wahrscheinlich ermüden und einschlafen. Um diese Gefühle deutlich
machen zu können, ist das Roboterbaby mit beweglichen Gesichtszügen ausgestattet: das
Gesicht hat Augenlider, Brauen, Ohren und einen Mund, der sich zu baby-ähnlicher Mimik
verformen läßt. Einfache Stimmungen wie Überraschung, Angst, Interesse, etc. werden
deutlich erkennbar, eine Grundlage für soziale Interaktion. Alle Fortschritte von
"Kismet" sollen an "Cog" weitergegeben werden, der letztendlich mit
ähnliche "sozialen Fähigkeiten" die Intelligenzstufe eines zweijährigen
Kindes erreichen soll. "Cogs" technische Konstruktion steht kurz vor dem
Abschluß, an "Kismets" Sinnesorganen wird noch gearbeitet. Sine Reaktionen sind
im Stadium der Feinabstimmung. In den kommenden Wochen bzw. innerhalb eines Jahres soll
mit dem "Lernprozeß" begonnen werden.
[Quelle: Dörte Saße, MIT, NewScientist]